Unternehmen finden in Bonn/Rhein-Sieg zahlreiche Möglichkeiten, um gesellschaftliche Verantwortung zu zeigen. Sie können Familien schwerkranker Kinder unterstützen, Flüchtlingen helfen oder Bildungsprojekte fördern. „Die Wirtschaft“ stellt erfolgreiche CSR-Projekte vor, darunter das Ronald McDonald Haus Sankt Augustin. Die Wunschzettel heften für jeden sichtbar an einer Magnetwand: „Gute Messer“ steht auf einem der herzförmigen Zettel, andere Wünsche lauten „Gefrierbeutel“, „Öl (Raps, Oliven, Sonnenblumen)“ oder „Tupperschüsseln“. „Wir freuen uns bereits über kleine Dinge“, sagt Marion Aide. „Wenn wir Alufolie brauchen und uns jemand eine Rolle Alufolie mitbringt, ist das genau richtig.“ Marion Aide leitet das Ronald McDonald Haus in Sankt Augustin, das im November 2014 gleich neben der Asklepios Klinik öffnete. „Wir sind Gastgeber für die Eltern, deren schwerkranke Kinder neben- Marion Aide leitet das Ronald McDonald Haus Sankt Augustin. an in der Kinderklinik behandelt werden. Auch Geschwister können hier leben. Wir bieten ein Zuhause auf Zeit.“ Nähe hilft heilen – so lautet das Motto des Hauses. Im Mittelpunkt stehen Kinder, die neben einer lebensrettenden Operation und intensiver Pflege die Zuneigung ihrer Eltern dringend benötigen: Das kann ein Neugeborenes mit einem Herzfehler sein. Ein krebskrankes Kind aus dem Ausland, für das es im Heimatland keine Hilfe gibt. Oder ein Jugendlicher nach einem schweren Unfall. „Die Familien leben in einem der 25 Appartements“, erzählte Aide. „Abends sitzen die Eltern zusammen, teilen ihre Sorgen und bauen sich gegenseitig auf.“ Träger des Hauses ist die McDonald´s Kinderhilfe Stiftung, die seit 1987 in Deutschland aktiv ist. Ihr Engagement geht auf Ray Kroc zurück, den Gründer der McDonald´s Corporation. „Er wollte der Gesellschaft etwas zurückgeben“, sagt Aide. Auslöser für Die Wirtschaft Dezember 2015/Januar 2016 9 TITELTHEMA das erste Ronald McDonald Haus in Philadelphia/USA war das Mädchen Kim Hill, das 1973 an Leukämie erkrankte. Heute gibt es 348 Ronald McDonald Häuser weltweit in 38 Ländern. Aus jedem Dollar werden zwei Ray Kroc war ein erfolgreicher Geschäftsmann. Das Time-Magazin hat ihn auf die Liste der 100 einflussreichsten Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts gesetzt. So wundert es nicht, dass es ihm auch bei seinem gesellschaftlichen Engagement gelang, andere für seine Idee zu gewinnen. Für das erste Ronald McDonald Haus baute er einen Matching-Fund auf, eine Form gemeinsamer Finanzierung: Kroc versprach, jede Spende für das Mädchen Kim zu verdoppeln und schaffte so einen hohen Anreiz zu helfen. Die Spender wussten, dass aus jedem Dollar zwei würden. Nach diesem Prinzip handelt die Das Ronald McDonald Haus hat 25 Appartements für die Eltern und Geschwister schwerkranker Kinder. Im Wohnzimmer treffen Eltern sich abends, um sich gegenseitig Hoffnung zu machen. Das Spielzimmer (o.) im Haus. Ohne die vielen ehrenamtlichen Mitarbeiter könnte das Ronald McDonald Haus nicht arbeiten. 10 Die Wirtschaft Dezember 2015/Januar 2016 TITELTHEMA McDonald´s Kinderhilfe bis heute. „Im vergangenen Jahr kamen 54 Prozent der Einnahmen unseres Hauses von McDonald´s“, sagt Marion Aide. „Die übrigen 46 Prozent sind Spenden weiterer Firmen und Einzelpersonen, z.B. aus den etwa 4.000 Spendenhäuschen, die in den McDonald´s Restaurants stehen.“ Die Familie Westphal, die als Franchisenehmer 12 Restaurants in der Region betreibt, spendet Kaffeeprodukte und geschätzte 8.000 Liter Milch pro Jahr. Die Chemie stimmt Bei einem CSR-Frühstück, zu dem die IHK Bonn/Rhein-Sieg ins Ronald McDonald Haus eingeladen hatte, stellten mehrere Unternehmer ihre Hilfe vor. Holger Schwan, Geschäftsführer der Projektservice Schwan GmbH und CSR-Botschafter der IHK Bonn/Rhein-Sieg, hat mit Marion Aide eine CSR-Partnerschaft vereinbart. Aus seinem Unternehmen stammen zum Beispiel die Magnetwände, an denen die Wunschzettel heften. Hinzu kommen Parkverbotsschilder, Sichtschutzfolien für Büros, Antirutschstreifen und viele weitere Produkte, die Projektservice Schwan zu einem Sonderpreis produziert und liefert. „Wir unterstützen Einrichtungen und Projekte, mit denen wir uns identifizieren können“, sagt Holger Schwan beim CSR-Frühstück. „Häufig ist das eine Bauchentscheidung. Die Chemie muss stimmen.“ Die Idee des Matching-Funds gefällt ihm ausgesprochen gut: „So entsteht ein Gemeinschaftsprojekt. Jeder Spender kann sich sagen: ‚Da steckt auch ein bisschen von mir drin.’“ Dabei spiele es keine Rolle, ob der Spendenbetrag aufgerundet, verdoppelt oder verdreifacht werde. Auch andere Unternehmen spenden dem Ronald McDonald Haus Sachwerte, Zeit oder Geld. Das Kinopolis hält für die ehrenamtlichen Helfer eine Weihnachtsüberraschung bereit. Mitarbeiter des SeaLife, der Deutschen Bank Bonn und der Barmer GEK haben für die Familien im Ronald McDonald Haus ein Menu zubereitet. „Der Tagesablauf der Eltern dreht sich ganz um ihr krankes Kind. Da freuen sie sich sehr, wenn andere abends für sie kochen“, sagt Marion Aide. Auch für die ehrenamtlichen Köche sei das ein schönes Erlebnis: „Es ist ein tolles Gefühl, in die strahlenden Augen der Eltern zu sehen.“ Ursula Katthöfer, freie Journalistin Bonn Beim CSR-Frühstück tauschen Unternehmen und gemeinnützige Organisation sich aus. Holger Schwan und Marion Aide stellten ihre CSRPartnerschaft vor. Die Wirtschaft Dezember 2015/Januar 2016 11 TITELTHEMA Neues CSR-Kompetenzzentrum in Bonn/Rhein-Sieg „Den Unternehmen müssen entsprechend ausgebildete und für den CSR-Gedanken sensibilisierte Fach- und Führungskräfte zur Verfügung stehen. Nur so lässt sich ein allgemeiner Bewusstseinswandel frühzeitig und von unten etablieren“, sagt Prof. Dr. Maike Rieve-Nagel, Professorin an der Hochschule Bonn-RheinSieg. Das Thema CSR gehört seit Jahren zu Forschung und Lehre an der Hochschule. Die Dozenten greifen auf einen CSR-Expertenpool zurück und bieten CSR-spezifische Lehrveranstaltungen u.a. in Wirtschaftsethik, Umweltmanagement und PerProf. Dr. Maike Rieve-Nagel ist Projektsonalführung an. leiterin für die Hochschule BonnGemeinsam mit der IHK Rhein-Sieg im CSR-Kompetenzzentrum. Bonn/Rhein-Sieg öffnet die Hochschule zum 1. Januar 2016 das neue CSR-Kompetenzzentrum Bonn/Rhein-Sieg. „Wir möchten die Unternehmen ermutigen, mehr gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen“, sagt IHK-Pressesprecher Micheal Pieck, der seitens der IHK die Projektleitung übernommen hat. „Unser Ziel ist, Netzwerke zu schaffen und den Unternehmen zu zeigen, wie sie CSR in der Praxis umsetzen können.“ Das CSR-Kompetenzzentrum ist auf drei Jahre angelegt und wird vom Ministerium für Wirtschaft, Energie, Industrie, Mittelstand und Handwerk des Landes NRW unterstützt. Das Ministerium hatte einen Wettbewerb für Kompetenzzentren ausgeschrieben. 25 Bewerber stellten ihre Konzepte vor, Gastgeber für CSR-Frühstücke CSR-Frühstück im Ronald McDonald Haus in Sankt Augustin. Die Bonner Kommunikationsagentur Bonne Nouvelle hat sich auf Corporate Social Responsibility (CSR) spezialisiert. Gemeinsam mit der IHK Bonn/Rhein-Sieg lädt sie mehrmals im Jahr zum CSR-Frühstück ein. Seit 2009 bieten diese Frühstücke eine Plattform, um Businesskontakte zu knüpfen und CSR-Strategien zu besprechen. Gastgeber des CSR-Frühstücks sind jeweils ein Unternehmen oder eine gemeinnützige Organisation, die ihr Engagement vorstellen. Simone Stein-Lücke (r.), Geschäftsführerin von Bonne Nouvelle, zieht eine positive Bilanz: „Mit der Veranstaltungsreihe der CSR-Frühstücke haben wir eine Qualitätsoffensive in der Nachhaltigkeit geschaffen und viele Konzerne und Unternehmen auf den Weg gebracht. Bundesweit hat das CSR-Frühstück viele Nachahmer gefunden.“ Die CSR-Frühstücke werden im kommenden Jahr fortgeführt. Stein-Lücke: „Ob Großkonzern, Mittelständler oder Kleinstunternehmer: Auch im Jahr 2016 werden unterschiedlichste CSR-Strategien präsentiert und die Region profitiert.“ Interessierte Unternehmen können sich als Gastgeber oder auch für eine Teilnahme gerne bei Stefan Krause von Bonne Nouvelle melden. E-Mail: [email protected] 12 Die Wirtschaft Dezember 2015/Januar 2016 TITELTHEMA » Ansprechpartnerin CSR-Kompetenzzentrum Seit nunmehr 12 Jahren lebe und liebe ich das Rheinland mit seinen offenen, kreativen und engagierten Menschen. In meiner Freizeit genieße ich die Natur beim Reiten und Wandern. Neben und nach dem Studium der Germanistik und Pädagogik in Bielefeld und Köln entwickelte und koordinierte ich verschiedene Projekte, Bildungs- und Veranstaltungsformate. Von 2011 bis 2013 weckte meine Mitarbeit am Marktplatz Gute Geschäfte Bonn/ Rhein-Sieg mein Interesse für das Thema CSR und die vielfältigen Möglichkeiten, die sich daraus für Unternehmen und unsere Gesellschaft eröffnen. Ich freue mich, den daraus erwachsenen Herausforderungen für die Region zu begegnen. Sandra Barkowsky, Telefon 0228 2284-232 E-Mail: [email protected] TANKSTELLE >> (4,3 km) Ziel >> IHK und Hochschule zählen zu den fünf Gewinnern. „Die innovative Kooperation zwischen IHK Bonn/RheinSieg und Hochschule sowie das bisherige Engagement der IHK haben die Jury überzeugt“, sagt Michael Pieck (r.). Aufgabe der Hochschule Bonn-RheinSieg ist nun, das Kompetenzzentrum wissenschaftlich zu begleiten. Die Zahl der Abschlussarbeiten zum Thema CSR soll steigen, ebenso die Zahl der Praxissemester. Unternehmen können sich ausführlich informieren und mögliche Fachkräfte kennen lernen. Prof. Dr. Maike Rieve-Nagel: „Es werden jährlich mehrere CSR-Sprechstunden, Workshops und Stammtische mit Unternehmen, Studierenden und anderen öffentlichen Organisationsvertretern stattfinden.“ >> Fahrzeit: 15 min Büro Login >> >> Service Hotline >> Suche >> >> AlphaGuide Ihr persönlicher Berater für mehr Mobilität. Daten AlphaGuide Die Mobilitäts-App von Alphabet. Jetzt downloaden. Beschleunigen Sie Ihre persönliche Mobilität mit einer App, die mehr kann. Der AlphaGuide von Alphabet erinnert Sie rechtzeitig an Ihre Termine und zeigt Ihnen den direkten Weg zur nächsten Tankstelle, Ladestation oder Werkstatt. Informationen rund um Ihr Fahrzeug und Ihren Vertrag erhalten Sie mit der App ebenso schnell wie professionelle Hilfe im Schadenfall durch den direkten Zugang zur Alphabet Service-Hotline. Ihr persönlicher Mobilitätsberater steht mit einem Klick für Sie bereit. Mehr Informationen unter: alphabet.de/alphaguide TITELTHEMA Gisela Hein berät Unternehmen zu Marketing und sozialer Verantwortung (CSR). Die Unternehmerin aus Swisttal-Odendorf gehört zum Organisationsteam des Marktplatzes Gute Geschäfte, der in Bonn/Rhein-Sieg einmal im Jahr stattfindet. Dort treffen engagierte Unternehmen auf soziale Organisationen, um CSR-Kooperationen abzuschließen. Außerdem gehört Gisela Hein zum Team der Freitagswerkstatt der IHK Bonn/ Rhein-Sieg. Die Freitagswerkstatt sucht gemeinsam mit Unternehmen, gemeinnützigen Organisationen und Bürgern nach Lösungen zu aktuellen Themen wie „Wohnraum“, „Nachhaltigkeit“ oder „Religion und Wirtschaft“. „Jedes Unternehmen kann gesellschaftliche Verantwortung übernehmen“ Gesellschaftliche Verantwortung ist nur etwas für Konzerne. Kleine Unternehmen haben dazu doch weder Zeit noch Geld, oder? Jedes Unternehmen, ob groß oder klein, kann gesellschaftliche Verantwortung übernehmen. Wir haben hier in Odendorf beispielsweise einen Tischler. In seiner Werkstatt bauen Flüchtlinge Holzbänke für den Fußballverein Rot-Weiß Dünstekoven. Davon profitieren drei Seiten: Das Unternehmen macht damit Öffentlichkeitsarbeit, die Flüchtlinge erhalten eine sinnvolle Aufgabe und die Besucher der Fußballspiele können sich setzen. Ein kleines, aber feines CSR-Projekt. Bauchentscheidung oder strategische Planung – wie findet man den geeigneten CSR-Partner? In der Realität ist es häufig eine Bauchentscheidung. Das sehen wir beim Marktplatz Gute Geschäfte sehr oft. Zwei Personen sind sich sympathisch, die Chemie stimmt, sie vereinbaren eine CSR-Partnerschaft. Doch besser ist, das eigene CSR-Engagement strategisch zu planen. Worauf müssen Unternehmen bei ihrer Strategie achten? Unternehmen, die eine gemeinnützige Organisation als CSR-Partner im Auge haben, sollten sich ein paar Fragen stellen: Passt diese Institution zu mir? Kann 14 Die Wirtschaft Dezember 2015/Januar 2016 sie belegen, wofür sie ihre Spenden verwendet? Ist sie transparent und glaubwürdig? Eine Umweltorganisation beispielsweise, die Pflanzen schützt, aber gleichzeitig Wegwerfgeschirr benutzt, denkt nicht ökologisch. Ein Seniorenzentrum, das seine eigenen Mitarbeiter schlecht bezahlt, ist nicht sozial. Selbstverständlich sollte auch das Unternehmen transparent und glaubwürdig sein. Außerdem sollte die geförderte Einrichtung zu seiner Kernkompetenz passen. Stichwort „Kernkompetenz“. Warum ist die so wichtig? Ein Unternehmen sollte mit CSR auch Geld verdienen. Wer schlicht sozial handeln möchte, könnte auch spenden. Doch bei CSR geht es um mehr: Unternehmen zeigen ihren Kunden, Lieferanten und Mitarbeitern offensiv, dass sie gesellschaftlich verantwortungsvoll handeln. Sie zahlen beispielsweise faire Löhne, nutzen regenerative Energien oder fördern soziale Projekte. Daher haben ihre Dienstleistung oder ihr Produkt einen besonderen Wert. Konsumenten sind häufig bereit, mehr für ein Produkt zu zahlen, wenn sie wissen, dass es fair produziert wurde. Daher liegen das Kerngeschäft und CSR nah beieinander. TITELTHEMA Ein Beispiel? Nehmen wir einen Steinmetz, dessen Grabsteine relativ teuer sind. Er kommuniziert über seine Homepage, dass diese Grabsteine aus fairem Handel stammen. Außerdem weist er im Flyer einer Kinderschutzorganisation darauf hin, dass Grabsteine von preiswerten Anbietern möglicherweise aus Kinderarbeit in Ländern wie Indien und Bangladesch stammen und er sich davon distanziert. Seine Kunden sind bereit, bei ihm einen höheren Preis zu zahlen. Was können Unternehmen von gemeinnützigen Organisationen, mit denen sie eine CSR-Partnerschaft eingehen, als Gegenleistung erwarten? Sportvereine können Freikarten, Theater können Mini-Abos ausgeben. Viele karitative Organisationen bieten Beratungen an, z.B. zu Gesundheitsrisiken am Arbeitsplatz, zu Suchtproblemen oder Lebenshilfe. Auch können Partnerorganisationen Events organisieren, um der Belegschaft des Unternehmens etwas Gutes zu tun. Häufig handelt es sich um emotionale Dinge. Hinzu kommt eine gute PR. Gerade die PR ist manchmal etwas mager. Darf ein Unternehmen anmahnen, dass ihm die Öffentlichkeitsarbeit zu wenig ist? Ja, natürlich. Eine CSR-Partnerschaft sollte immer auf Augenhöhe stattfinden. Viele gemeinnützige Organisationen wissen gar nicht, wie viel sie zu bieten haben. Oft entdecken die Partner erst im Gespräch, wo sie sich gegenseitig unterstützen können. Kann ein CSR-Projekt auch schief gehen? Das kommt selten vor. Denn im Idealfall ist eine gute Planung vorausgegangen. Ein Unternehmen hat sich einen glaubwürdigen Partner gesucht, beide passen zusammen. Dennoch gibt es Fälle wie bei der Treberhilfe in Berlin, deren Geschäftsführer als Dienstwagen einen Maserati samt festangestelltem Fahrer nutzte. So etwas verstößt gegen die Regeln. In solchen Fällen müssen Unternehmen sich zurückziehen, um einen Imageschaden zu vermeiden. Die Treberhilfe meldete übrigens Insolvenz an. Ursula Katthöfer, freie Journalistin, Bonn Die neue Familienpflegezeit. Informieren Sie Ihre Beschäftigten über die neuen Regelungen zur besseren Vereinbarkeit von Familie, Pflege und Beruf. Beschäftigte mit Pflegeaufgaben bleiben so dem Unternehmen mit ihrem Erfahrungswissen erhalten. Akuter Pflegefall Pflegezeit Familienpflegezeit Bis zu 10 Arbeitstage Auszeit mit Pflegeunterstützungsgeld durch die Pflegekasse Bis zu 6 Monate vollständige oder teilweise Freistellung mit zinslosem Darlehen durch das BAFzA* Bis zu 24 Monate teilweise Freistellung mit zinslosem Darlehen durch das BAFzA* Ob Pflegezeit oder Familienpflegezeit in Anspruch genommen werden können, hängt von der Größe Ihres Unternehmens ab. www.we ge-zur-p flege.de *Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben Familienpflege Zeit Zeit für Pflege und Beruf TITELTHEMA Die Band Sixties United spendete den Erlös eines Benefizkonzerts. Links im Bild Wolfram Schmuck, Sprecher des Bonner Spendenparlaments. Beispiele für unternehmerisches Engagement Sie suchen ein CSR-Projekt, um aktiv zu werden? Unternehmen, die gesellschaftliche Verantwortung übernehmen möchten, finden dazu viel Gelegenheit. Kultur, Sport, Umwelt, Flüchtlingshilfe, Bildung, Soziales – den Möglichkeiten sind keine Grenzen gesetzt. Hier einige Beispiele: 1. Das Bonner Spendenparlament Zahira kommt an jedem Dienstag. Anfangs nähte sie Kissen und Taschen. Inzwischen bringt sie Kleidung mit, die sie ausbessern möchte. Sogar ein Kleid für ihre Tochter Atiya hat sie bereits genäht. Zahira besucht den Treff „Offen für alles“ des Bonner Vereins Abenteuer lernen e.V. Einmal in der Woche öffnet der Verein seine Räume in der Bonner Tapetenfabrik für Flüchtlinge. Es kommen ganze Familien oder alleinstehende Männer. Auch zehnjährige Jungen, die ohne Begleitung von ihren Familien aus den Flüchtlingslagern der Türkei nach Deutschland geschickt wurden, sind dabei. Pro Woche nehmen etwa 50 Menschen, die dezentral in Beuel untergebracht sind, „Offen für alles“ dankbar an. „Wir bieten Aktivitäten, die ohne Sprache funktionieren“, sagt Birgit Kuhnen, Pädagogische Leiterin von Abenteuer lernen. „Wir singen, werken, nähen, basteln.“ Eine Zirkuspädagogin hat mit den Kindern jongliert, ein Bildhauer brachte Holz mit, aus dem Schalen entstanden sind. Außerdem wird gemeinsam gekocht – für alle, die kommen. Die In der Werkstatt von Abenteuer lernen versucht ein syrischer Junge sich als Steinmetz. 16 Die Wirtschaft Dezember 2015/Januar 2016 Kinder mögen am liebsten Eis. „Wir kaufen für jeden Dienstag einen großen Karton mit Eis am Stil“ sagt Kuhnen. „Das Tiefkühlfach ist abends immer leer.“ Das Programm von Abenteuer lernen wäre ohne Spenden nicht finanzierbar. Einer der Geldgeber ist das Bonner Spendenparlament, das erst im vergangenen Oktober 6.000 Euro für „Offen für alles“ genehmigt hat. „Die Bonner spenden gern für ein Bonner Projekt“, sagt Pressesprecher Wolfram Schmuck. „Denn so können sie sehen, wo ihr Geld hingeht.“ Das Bonner Spendenparlament gründete sich im Jahr 2008, um Armut zu lindern und die Lebensbedingungen in Bonn zu verbessern. Jeder der inzwischen 437 Parlamentarier spendet pro Monat mindestens fünf Euro, jeder von ihnen hat Sitz und Stimme. Zweimal jährlich tritt das Parlament zusammen, um über Förderanträge von sozialen Trägern zu beraten und zu entscheiden. „Wir fördern Sachmittel und Honorarkosten“, sagt Wolfram Schmuck. „Das kann eine Waschmaschine für eine Demenz-WG sein, ein Basketballplatz in einem Heim für Wohnungslose oder das Honorar für einen Spezialisten, der anderen etwas beibringt.“ Während seiner ersten Plenumssitzung im Jahr 2009 genehmigte das Bonner Spendenparlament 2.700 Euro für drei Projekte. Inzwischen gehen zahlreiche Spenden ein, so dass in der vergangenen Sitzung 95.000 Euro ausgeschüttet werden konnten. So spendete die Band Sixties United 3.800 Euro, die sie bei einem Benefizkonzert eigenommen hatte. Wolfram Schmuck: „Wir haben bei unserer ersten Parlamentssitzung ganz sicher nicht damit gerechnet, dass wir einen solchen Erfolg haben würden.“ www.spendenparlament.skowa.de TITELTHEMA 2. Großeltern auf Zeit Die Freiwilligenagentur Bonn und der Familienkreis e.V. suchen „Großmütter und Großväter auf Zeit“. Damit sind ältere Menschen gemeint, die sich um die Kinder berufstätiger Eltern kümmern, beispielsweise wenn diese bis in den Abend arbeiten oder auf Dienstreise sind. „Großeltern auf Zeit“ erhalten die Chance, die Welt noch einmal mit Kinderaugen zu sehen, ihr Wissen weiter zu geben und eine generationenübergreifende Bindung aufzubauen. Voraussetzung sind die Teilnahme an einer eineinhalbtägigen Schulung und ein erweitertes polizeiliches Führungszeugnis. Unternehmen werden ausdrücklich gebeten, ihr Personal auf das Projekt aufmerksam zu machen. Auch Mitarbeiter, die in den Ruhestand gehen, könnten in der Großelternrolle eine neue Beschäftigung finden. Ansprechpartnerin: Eva-Maria Vogler, Freiwilligenagentur Bonn, Tel.: 0228 77 48 48, E-Mail: [email protected] „Großeltern auf Zeit“ erhalten die Chance, die Welt noch einmal mit Kinderaugen zu sehen. 3. Löwenherz – der BSC hilft Der Bonner SC bietet Kindern und Jugendlichen aus 23 verschiedenen Nationen ein Zuhause. Das gemeinsame Fußballspiel verbindet und stärkt den Teamgeist. Dieser Teamgeist wiederum bringt den Verein, der sich langfristig in der Regionalliga etablieren will, nach vorn. Auf dem Platz geht es daher um mehr als nur Fußball. Um Menschen über ihre sozialen Grenzen hinweg zu verbinden und Integration zu fördern, hat das Team um BSC-Präsident Dr. Dirk Mazurkiewicz eine CSRStrategie entwickelt. „Unter dem Motto ‚Löwenherz – Der BSC hilft’ wollen wir in Zukunft unser gesellschaftliches Engagement bündeln“, so Mazurkiewicz. Die erste Aktion startete im November, als der Verein Flüchtlingsfamilien zu einem Heimspiel in den Sportpark Nord einlud. Sponsoren sorgten für deren Verpflegung. Anfang Dezember folgte ein Sporttag für Flüchtlingskinder, den der BSC gemeinsam mit der Sparkasse KölnBonn und dem Collegium Josephinum Bonn organisierte. Die Schüler des CoJoBo hatten Sachspeden wie Fußballschuhe und Trikots gesammelt, die sie den Flüchtlingskindern überreichten. Ich will dich nicht Wirtschaftsinformationen um jeden Preis. Nicht jeder Kunde bringt Gewinn. Besonders wenn er nicht zahlt. Setzen Sie darum auf unsere werthaltigen Wirtschaftsinformationen – national wie international. rt, eranke te. v l a n o Sei Regi n Ihrer a t i e w welt Creditreform Bonn Domschke & Rossen KG Tel. 0228 - 267 94 42 www.creditreform-bonn.de Weltfußballer, Torschützenkönige und Geisterspiel – mit seinen phantasievollen Motiven hebt der BSC-Kalender sich wohltuend von den Kalendern anderer Clubs ab. TITELTHEMA Gemeinsam mit der Sparkasse KölnBonn, der welzenbachs GmbH – Agentur für emotionale Kommunikation und dem Fotografen Max Malsch hat der BSC außerdem einen Kalender herausgebracht. Die Motive sind witzig und bunt. So traf die Mannschaft sich zum Thema „Geisterspiel“ auf der Geisterbahn von Pützchens Markt. Der Kalender kostet 15 Euro, je- 4.Artisten sammeln für Flüchtlinge Siegwerk hilft Kindern in Not Das Siegburger Kinderheim „Pauline von Mallinckrodt“ hat seit November einen neuen Abenteuerspielplatz mit Rutschenhügel, Baumstammmikado, Stelzenweg und einer Sandküche. Gebaut haben ihn 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Siegwerks, die von der Fachfirma NUAS unterstützt wurden. Es ist eines von zahlreichen CSR-Projekten des Siegwerks. „Geldspenden helfen zwar sehr, jedoch identifizieren sich unsere Mitarbeiter noch besser mit den Projekten, wenn sie selbst mit anpacken können“, sagt Enno Urbeinz. Er koordiniert seit dem 1. November 2015 in seiner neuen Funktion als Sustainability Manager weltweit die CSR-Projekte des Unternehmens. „Bildung für Kinder und Jugendliche“. So lautet das CSR-Leitthema des Siegwerks, das weltweit etwa 4.800 Menschen beschäftigt. Alle Landesgesellschaften sind aufgefordert, Projekte zu fördern. Seit 2010 gibt es dazu einen CSR-Leitfaden. Er legt fest, welche Kriterien die von Siegwerk geförderten Projekte erfüllen müssen. Das gilt für das Kinderheim in Siegburg ebenso wie für das Ausbildungszentrum für SOS Kinderdörfer auf den Philippinen. Wunschbaum und Schulranzen In Siegburg liegen den Mitarbeitern zur Zeit vor allem zwei Gruppen sehr am Herzen: Flüchtlinge und Heimkinder. Während der Adventszeit stand in diesem Jahr zum dritten Mal ein Weihnachtsbaum mit Wunschzetteln der Kinder aus dem Kinderheim „Pauline von Mallinckrodt“ in der Kantine. Wer einen Wunsch erfüllen wollte, nahm einen Zettel, kaufte das Geschenk, verpackte es und brachte es zu einer zentralen Sammelstelle im Werk. An Heiligabend bringt Mitarbeiter die Geschenke in einem geschmückten Lkw ins Heim und überreichen die Geschenke im Wert von 25 bis 30 Euro persönlich. Gemeinsam mit dem Siegburger Sozialamt und dem Jugendamt hat Siegwerk die Mitarbeiter um Spenden gebeten, um traumatisierten Flüchtlingskindern zu helfen. Denn die Kosten für ausgebildete Therapeuten werden weder von der Stadt noch vom Land NRW übernommen. Fast 6.000 Euro kamen innerhalb eines Monats zusammen. Siegwerk verdoppelte die Summe. Auch für das kommenden Jahr ist bereits eine konkrete Aktion geplant. Die Flüchtlingskinder unter den Erstklässlern sollen Ranzen, Mäppchen und Schultüten bekommen. Enno Urbeinz koordiniert als Sustainability Manager weltweit die CSR-Projekte des Unternehmens. 18 Die Wirtschaft Dezember 2015/Januar 2016 Der Bonner Weihnachtscircus gastiert bis zum 5. Januar an der Beethovenhalle. Unter dem Titel „Bonner Flüchtlingshilfe“ bitten die Artisten ihre Besucher um Spenden für den Verein Ermekeilinitiative e.V. In der ehemaligen Ermekeilkaserne in der Bonner Südstadt sind seit Anfang August 2015 Flüchtlinge untergebracht. Der in Bonn ansässige Comedian Dave Davis unterstützt die Aktion. Er ist vor allem für seine Bühnenfigur Motombo Umbokko bekannt. Der ist Flüchtling aus dem fiktiven Land Die Artisten des Bonner Weihnachtscircus bitt kaserne. Der Bonner Comedian Dave Davis (l.) 5. Künstlerprojekt „Strom-stream-Magra“ Im kommenden April treffen sich fünf deutsche und fünf ägyptische Künstlerinnen und Künstler, um in der Bonner Altstadt zwei Wochen lang gemeinsam zu leben und zu arbeiten. Die Begegnung schafft einen Rahmen, in dem unterschiedliche künstlerische, gesellschaftliche und politische Positionen reflektiert, Vorurteile abgebaut und Diskussionen angeregt werden. Das künstlerische Spektrum umfasst Malerei, Collage, Fotografie, Bildhauerei, Installation, Konzeptkunst, Sound und Comic. „Strom-stream-Magra“ ist der Titel des Projekts, das unter der Schirmherrschaft der Deutschen UNESCO-Kommission steht. Die Ergebnisse werden vom 16. April 2016 an im Künstlerforum Bonn und in der Fabrik45 Bonn präsentiert. Anschließend ist eine Schau der Werke in Kairo geplant. Organisieren das Künstlerprojekt „Strom-stream-Magra“: Susanne Grube, Antje Tumbusch und Jo Hempel TITELTHEMA weils fünf Euro gehen als Spende an die Jugendeinrichtungen AsA — Ausbildung statt Abschiebung, Jugendwerkstatt Tannenbusch und Unser Huus. Ein eigenes Magazin für Sponsoren des BSC und solche, die es werden möchten, gibt es unter www.bonner-sc.de. Kommen Sie ins Geschäft. Unser attraktives Leasingangebot für Geschäftskunden1: z. B. Audi A7 Sportback 3.0 TDI ultra, S tronic®* Brillantschwarz. 18-Zoll-Aluminium-Schmiederäder im 7-Arm-Dynamik-Design, MMI® Navigation, MMI® Radio plus, Audi phone box, Einparkhilfe plus, Sitzheizung vorn, Komfortklimaautomatik, LED-Scheinwerfer, Geschwindigkeitsregelanlage, Bluetooth-Schnittstelle u. v. m. Nfuddu und hat den humorvollen Blick des betroffenen Insiders. www.bonner-weihnachtscircus.de ten um Spenden für die Flüchtlinge in der Ermekeilunterstützt die „Bonner Flüchtlingshilfe“. Initiator dieses Projekts ist die Gruppe EmpArtolution, die freie Kunstprojekte organisiert. Sie sucht Sponsoren, um Reisekosten, Unterkunft, Verpflegung, Material und Werbematerial zu finanzieren. Unternehmen, die sich engagieren möchten, finden weitere Informationen unter www.empartolution.org Leistung: 140 kW (190 PS) Sonderzahlung: € 0,– zzgl. Überführungskosten i. H. v.: € 630,25 netto Jährliche Fahrleistung: 10.000 km Vertragslaufzeit: 36 Monate Monatliche Leasingrate1: € 399,– zzgl. Mehrwertsteuer Ein Angebot der Audi Leasing, Zweigniederlassung der Volkswagen Leasing GmbH, Gifhorner Straße 57, 38112 Braunschweig. Bonität vorausgesetzt. * Kraftstoffverbrauch in l/100 km: innerorts 4,8; außerorts 4,3; kombiniert 4,5; CO2-Emission in g/km: kombiniert 118; Effizienzklasse A* Abgebildete Sonderausstattungen sind im Angebot nicht unbedingt berücksichtigt. Alle Angaben basieren auf den Merkmalen des deutschen Marktes. 1 Das Angebot gilt nur für Kunden, die zum Zeitpunkt der Bestellung bereits sechs Monate als Gewerbetreibender (ohne gültigen Konzern-Großkundenvertrag bzw. die in keinem gültigen Großkundenvertrag bestellberechtigt sind), selbstständiger Freiberufler, selbstständiger Land- und Forstwirt oder Genossenschaft aktiv sind. Bei der vom Kunden ausgeführten Tätigkeit muss es sich um seine Haupteinnahmequelle handeln. Das Angebot gilt nur bei Inzahlungnahme eines Fremdfabrikats (ausgenommen Konzernfahrzeuge, Volkswagen, Seat, Škoda, Porsche), das mindestens 6 Monate auf Sie zugelassen ist. Das Angebot ist bis zum 31.03.2016 gültig. Jetzt zu Top-Konditionen, ohne Anzahlung. Heinrich Thomas GmbH & Co. KG Audi Sport | Audi e-tron Partner Königswinterer Straße 444, 53227, Bonn, Tel.: 02 28 / 44 91 – 1 20 [email protected], www.auto-thomas.de/audi TITELTHEMA Die IHK Bonn/Rhein-Sieg hat bisher sechs Unternehmer zu CSR-Botschaftern ernannt. Sechs weitere sollen im Jahr 2016 folgen. Damit würdigt die IHK das große gesellschaftliche Engagement dieser Persönlichkeiten. Als CSR-Botschafter haben sie die Aufgabe, im Mittelstand für die soziale Verantwortung zu werben. Hier zwei ihrer Aktionen: CSR-Botschafter werben für soziale Verantwortung Hilfe für die German Doctors Die German Doctors e.V. arbeiten als Hilfsorganisation in Ländern wie Bangladesch, Sierra Leone und auf den Philippinen. Für jeweils sechs Wochen reisen die Ärzte in Armutsregionen, um Menschen medizinisch zu versorgen. Während ihrer Abwesenheit bietet das Bonner Business Center DER THÜNKER den Ärzten einen Telefonservice zu Sonderkonditionen an. Patienten können über das Business Center Arzttermine vereinbaren. „Wir wollen die Ärzte dabei unterstützen, nach einem ehrenamtlichen Einsatz einen geordneten Praxisbetrieb weiterführen zu können“, erklärt CSR-Botschafter Wilfried Thünker. An seinem neuen Standort „artquadrat“ an der Bonner Museumsmeile stellt Wilfried Thünker den German Doctors außerdem kostenlos Konferenzräume zur Verfügung. Auch Lagerplatz steht für sie bereit. www.buero-bonn.de Während die German Doctors in den Armutsregionen dieser Welt helfen (Foto oben: German Doctors Ebola-Schulung) unterstützt CSR-Botschafter Wilfried Thünker, Geschäftsführer des Bonner Business Centers DER THÜNKER, die Ärzte daheim. Lichtblick für Waisenkinder im Kongo „Die Sonne soll für jeden scheinen“. So lautet das Motto des Vereins „Sun for children e.V.“ Der Verein gibt Waisenkindern in der Stadt Goma (Demokratische Republik Kongo) ein Zuhause. Viele von ihnen haben ihre Eltern bei kriegerischen Konflikten verloren. Ohne Hilfe müssen sie auf der Straße leben, betteln und stehlen. Das Risiko, als Kindersoldat angeworben zu werden, ist groß. Das Tanzhaus Bonn unterstützt den Bau eines Kinderheims. „Wir spenden selbst und rufen unsere Mitglieder auf, das ebenfalls zu tun“, sagt Timo Müller, Geschäftsführer und ebenso wie sein Partner Sandór Krönert CSR-Botschafter. „Unser Ziel ist, dauerhafte Einnahmen zu erhalten.“ „Sun for Children“ ist nur eines von zahlreichen CSR-Projekten des Tanzhauses Bonn. So stieß die Tanzveranstaltung „Wir tanzen wieder“ für Menschen mit und ohne Demenz auf großes Interesse. www.tanzhaus-bonn.de 20 Die Wirtschaft Dezember 2015/Januar 2016 CSR-Botschafter Timo Müller und Sandór Krönert, Tanzhaus Bonn TITELTHEMA „Ich mache doch keine Kreuzfahrt mehr“, sagt Dr. Klaus-Dieter Tenhof. „Und wir hatten keine Kinder.“ Der ehemalige Justitiar eines Unternehmerverbandes hat erlebt, dass Geben glücklich machen kann. Nach dem Tod seiner Frau gründete er im Jahr 2010 die Stiftung „Zukunft durch Bildung“. Sein Stiftungskapital: 350.000 Euro. Sein Stifterwunsch: Die Aus- und Fortbildung von Bonner Kindern aus benachteiligten Verhältnissen zu fördern. „Wir denken Bürgerstiftung Bonn in Jahrzehnten“ Tenhof geht es bei seinem Stiftungsziel nicht speziell um hochbegabte Jungen und Mädchen, sondern auch um den zukünftigen Handwerker und die kleine Förderschülerin: „Im globalen Wettbewerb kann Deutschland als vom Export abhängiges Land nur mithalten, wenn wir die vielfältigen Begabungen in unserer Bevölkerung erkennen und fördern“, sagt der 83-jährige Stifter. Tenhof gründete seine Stiftung unter dem Dach der Bürgerstiftung Bonn, die 2001 von der Sparkasse KölnBonn errichtet wurde. Die Sparkasse stellte damals 250.000 Euro bereit, um das bürgerschaftliche Engagement in Bonn zu bündeln. Hinzu kamen 500.000 Euro, um jeden zugestifteten Euro zu verdoppeln. Außerdem sind Jürgen Reske, Geschäftsführer der Bürgerstiftung Bonn, sowie seine Mitarbeiterinnen Sonja Gutheil und Andrea Coböken bei der Sparkasse KölnBonn angestellt. So erfüllt das Geldinstitut seinen öffentlichen Auftrag. Spendenfond „Hilfe für Helfer!“ Inzwischen gehören 17 Stiftungen zur Bürgerstiftung Bonn. Sie verfolgen ganz unterschiedliche Zwecke: Jugend- und Altenhilfe, Wissenschaft und Haus der Stiftungen Am 1. Oktober 2015 öffnete in der Sparkassenzentrale am Bonner Friedensplatz das „Haus der Stiftungen“. „Das Haus soll ein zentraler Anlaufpunkt für die Stiftungen in der Stadt werden“, sagte Volker Schramm, Bonner Vorstandsmitglied der Sparkasse KölnBonn, bei der Eröffnung. Die Stiftungen können dort tagen oder zu Veranstaltungen mit maximal 99 Personen einladen. Dazu stehen zwei Veranstaltungsräume zur Verfügung. Hauptnutzer sind die sechs Stiftungen der Sparkasse KölnBonn und die Bürgerstiftung Bonn. Das „Haus der Stiftungen“ hat einen eigenen Eingang in der Budapester Straße 4. Gleich davor steht der 10. Offene Bücherschrank Bonns. Übrigens sind auch die Offenen Bücherschränke eng mit der Bürgerstiftung Bonn verknüpft. Ihre Erfinderin, die Designerin und Bühnenbildnerin Trixy Royeck, gewann mit dieser Idee im Jahr 2002 den Wettbewerb „Mitmachen! Gute Ideen für Bonn“. Die Wirtschaft Dezember 2015/Januar 2016 21 TITELTHEMA Die offene Kinderbücherei: Mit dem BücherEi, das aussieht wie ein Ei, wird die positive Idee des Bücherspendens und -tauschens in die Lebenswelt von Kindern gebracht. Die Kinder können selbst entscheiden, welche Bücher, Comics oder Zeitschriften sie spenden und welche sie ausleihen möchten. Das BücherEi wurde bereits in mehreren Bonner Grundschulen mit großem Erfolg aufgestellt. www.dasbücherei.de Forschung, Kunst und Kultur, Natur- und Denkmalschutz sowie Brauchtum – um nur einige zu nennen. Seit wenigen Monaten betreut die Bürgerstiftung Bonn außerdem den Spendenfond „Hilfe für Helfer“. Ziel ist, ehrenamtlichen Helfern, die sich für Flüchtlinge engagieren, unbürokratisch Spendengelder zur Verfügung zu stellen. Auch wer keine Stiftung gründen möchte, kann sich über die Bürgerstiftung Bonn gesellschaftlich engagieren. Knapp 200 Zustifter haben bisher mindestens 500 Euro in das Stiftungskapital eingebracht, ohne dieses Geld an ein bestimmtes Projekt zu binden. Mit ihrer Spende erhöhen sie das Stiftungskapital, aus dessen Erträgen die Stiftungsarbeit finanziert wird. „Alle Stiftungsgelder sind in einem Deka-Sonderfonds angelegt. Davon profitieren die kleinen Stiftungen. Sie erhalten Konditionen, die sonst nur bei großem Kapital möglich sind“, sagt Geschäftsführer Jürgen Reske. Jürgen Reske Geschäftsführer der Bürgerstiftung Bonn Tel.: 0228 606 51166 / Fax: 0228 606 451056 E-Mail: [email protected] M i t m a c h e n b e re i c h e r t ! Haus der Stiftungen in der Sparkasse KölnBonn am Friedensplatz Budapester Straße 4, 53111 Bonn 22 Die Wirtschaft Dezember 2015/Januar 2016 Stifter brauchen ein Netzwerk Für die einzelnen Stifter gehen die Vorteile noch weiter. Wer sein Vermögen stiften möchte, hat noch lange keine Lust, sich ins Stiftungsmanagement hineinzudenken. Stiftungsmanager Jürgen Reske hingegen weiß, welche Formalitäten für Finanzamt und Stiftungsaufsicht zu erfüllen sind. Ein weiterer Vorteil sind die vielen Kontakte, die das Team der Bürgerstiftung Bonn zur Stadt Bonn, zu Kindergärten und Schulen, zu gemeinnützigen Einrichtungen und Unternehmen pflegt. „Die großen Themen kann man nicht allein lösen. Stifter brauchen ein Netzwerk, um aus einer guten Idee ein gutes Projekt zu machen“, sagt Reske. Das kann Dr. Klaus-Dieter Tenhof bestätigen. Seine Stiftung „Zukunft durch Bildung“ war die Initialzündung des Bonner Bildungsfonds, der im laufenden Schuljahr 20 Bonner Grundschulen und Kindertagesstätten mit insgesamt 100.000 Euro unterstützt. Die Einrichtungen erhalten jeweils 5.000 Euro, über die Lehrer und Erzieher frei verfügen können, um benachteiligte Kinder zu fördern. Schulen und Kindergärten entscheiden selbst, wie sie das Geld einsetzen. Die Carl-Schurz-Grundschule in Tannenbusch steckte es im Vorjahr komplett in die Sprachförderung. Die Marktschule in Beuel finanzierte das Gewaltpräventionsprojekt „Spielend streiten lernen“. Und die 60 Kinder der Kita Papatya in Rüngsdorf musizierten. Projekte wie diese sind keine Eintagsfliegen. Die Stiftungen unter dem Dach der Bürgerstiftung Bonn sind für die Zukunft angelegt. Jürgen Reske: „Wir denken in Jahrzehnten.“ www.buergerstiftung-bonn.de AUF EIN WORT Tue Gutes, rede darüber und profitiere davon Weihnachten ist die Zeit der guten Wünsche und die Jahreswende verbinden wir mit vielen guten Vorsätzen. So wollen wir es auch halten. Pünktlich zum neuen Jahr soll endlich das CSR-Kompetenzzentrum von IHK und Hochschule Bonn RheinSieg starten und vor allem kleine und mittelständische Unternehmen über ihre gesellschaftliche Verantwortung (corporate social responsibility) informieren und sensibilisieren. CSR ist keine Kür! Sondern soll dazu dienen, Unternehmen zukunftsfest zu machen. Sei es durch ein besonderes Engagement bei der Gewinnung oder Bindung von Fach- und Führungskräften. Sei es durch Sparpotenziale bei Energieoder Ressourcenverbrauch. Sei es durch innovative, umweltbewusste, faire Produkte. Die Reihe lässt sich beliebig fortsetzen. Wichtig ist eben die Verbindung zum Kerngeschäft und die Implementierung der Maßnahmen in die Geschäftsstrategie. Dazu soll das CSR-Kompetenzzentrum mit Veranstaltungen und Informationen für die nächsten drei Jahre einen Beitrag leisten. Die Aktivitäten der Unternehmen sollen auch dazu beitragen, unsere Region lebenswert und liebenswert zu erhalten, denn die Herausforderungen sind groß. Die kommunalen Kassen sind leer. Die Infrastruktur ist marode - Straßen, aber auch Schulen, Kindergärten oder Turnhallen brauchen dringend mehr als einen Anstrich. Und es gibt auch in unserer Region Menschen, die abseits oder am Rande unserer Gesellschaft stehen - nicht nur, aber auch Flüchtlinge. Hier kann die regionale Wirtschaft helfen; sie kann aber kein Ersatz sein für öffentliche Daseinsvorsorge. Und Unternehmen müssen Gewinn machen und sich nicht dafür entschuldigen müssen. Bei der letzten CSR-Freitagswerkstatt im Haus der Springmaus haben wir mit Vertretern von Sport und Kultur darüber diskutiert, was Bonn sich leisten kann. (Das ließe sich sicher für den Rhein-SiegKreis und die dortigen Kommunen auch sagen.) Dabei haben wir festgestellt, dass beide Seiten ähnliche Probleme haben und wir alle gemeinsam Lösungen finden müssen. Dazu können auch regionale Unternehmen ihren - nicht nur finanziellen Beitrag leisten. Die IHK stellt hier gerne die Kontakte her und vernetzt. So haben wir gerade erst eine Kooperationsvereinbarung mit den Sportbünden im Rhein-Sieg-Kreis und Bonn erarbeitet. Kooperationen von Wirtschaft und Sport sind vor dem Hintergrund des wirtschaftlichen, sozialen, gesundheits- wie bildungspolitischen Wert des Sports von großer Bedeutung. Wieso nicht auch mit der freien Kultur eine ähnliche Vereinbarung treffen? Wir alle haben Interesse an einer Region, die prosperiert und gemeinsam nach Lösungen sucht nicht nur in Weihnachts- oder Neujahrsansprachen, sondern im konkreten Tun. Ein frohes, gesundes und erfolgreiches 2016 wünscht Ihnen Michael Pieck, CSR-Fachmann und Pressesprecher der IHK Bonn/Rhein-Sieg Michael Pieck, Telefon 0228 2284-130, E-Mail: [email protected]
© Copyright 2024 ExpyDoc