CSR-Botschafter werben für soziale - IHK Bonn/Rhein-Sieg

Unternehmen finden in Bonn/Rhein-Sieg zahlreiche
Möglichkeiten, um gesellschaftliche Verantwortung zu
zeigen. Sie können Familien schwerkranker Kinder unterstützen, Flüchtlingen helfen oder Bildungsprojekte fördern. „Die Wirtschaft“ stellt erfolgreiche CSR-Projekte vor, darunter das Ronald McDonald Haus Sankt Augustin.
Die Wunschzettel heften für jeden sichtbar an einer
Magnetwand: „Gute Messer“ steht auf einem der
herzförmigen Zettel, andere Wünsche lauten „Gefrierbeutel“, „Öl (Raps, Oliven, Sonnenblumen)“ oder
„Tupperschüsseln“. „Wir freuen uns bereits über kleine
Dinge“, sagt Marion Aide. „Wenn
wir Alufolie brauchen und uns
jemand eine Rolle Alufolie
mitbringt, ist das genau
richtig.“
Marion Aide leitet
das Ronald McDonald
Haus in Sankt Augustin, das im November 2014 gleich
neben der Asklepios Klinik öffnete.
„Wir sind Gastgeber für die Eltern,
deren schwerkranke Kinder neben-
Marion
Aide leitet
das Ronald
McDonald
Haus Sankt
Augustin.
an in der Kinderklinik behandelt
werden. Auch Geschwister können hier leben. Wir bieten ein
Zuhause auf Zeit.“ Nähe hilft
heilen – so lautet das Motto
des Hauses. Im Mittelpunkt stehen Kinder, die neben einer lebensrettenden Operation und
intensiver Pflege die Zuneigung ihrer Eltern dringend benötigen: Das kann ein Neugeborenes mit einem Herzfehler
sein. Ein krebskrankes Kind aus
dem Ausland, für das es im Heimatland keine Hilfe gibt. Oder
ein Jugendlicher nach einem
schweren Unfall. „Die Familien
leben in einem der 25 Appartements“, erzählte Aide. „Abends
sitzen die Eltern zusammen, teilen ihre Sorgen und bauen sich
gegenseitig auf.“
Träger des Hauses ist die McDonald´s Kinderhilfe Stiftung, die seit 1987 in Deutschland aktiv ist. Ihr
Engagement geht auf Ray Kroc zurück, den Gründer der McDonald´s Corporation. „Er wollte der Gesellschaft etwas zurückgeben“, sagt Aide. Auslöser für
Die Wirtschaft Dezember 2015/Januar 2016
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TITELTHEMA
das erste Ronald McDonald Haus
in Philadelphia/USA war das
Mädchen Kim Hill, das 1973 an
Leukämie erkrankte. Heute gibt
es 348 Ronald McDonald Häuser weltweit in 38 Ländern.
Aus jedem Dollar
werden zwei
Ray Kroc war ein erfolgreicher Geschäftsmann. Das
Time-Magazin hat ihn auf
die Liste der 100 einflussreichsten
Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts gesetzt. So
wundert es nicht, dass es ihm auch bei seinem gesellschaftlichen Engagement gelang, andere für seine
Idee zu gewinnen. Für das erste Ronald McDonald Haus baute er einen Matching-Fund auf, eine Form gemeinsamer Finanzierung: Kroc versprach,
jede Spende für das Mädchen Kim
zu verdoppeln und schaffte so einen
hohen Anreiz zu helfen. Die Spender
wussten, dass aus jedem Dollar zwei
würden.
Nach diesem Prinzip handelt die
Das Ronald McDonald Haus hat 25 Appartements für die Eltern und Geschwister schwerkranker Kinder. Im Wohnzimmer treffen Eltern sich
abends, um sich gegenseitig Hoffnung zu machen.
Das Spielzimmer (o.) im Haus.
Ohne die vielen ehrenamtlichen Mitarbeiter könnte
das Ronald McDonald Haus nicht arbeiten.
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Die Wirtschaft Dezember 2015/Januar 2016
TITELTHEMA
McDonald´s Kinderhilfe bis
heute. „Im vergangenen Jahr
kamen 54 Prozent der Einnahmen unseres Hauses von
McDonald´s“, sagt Marion
Aide. „Die übrigen 46 Prozent
sind Spenden weiterer Firmen
und Einzelpersonen, z.B. aus
den etwa 4.000 Spendenhäuschen, die in den McDonald´s
Restaurants stehen.“ Die Familie Westphal, die als Franchisenehmer 12 Restaurants
in der Region betreibt, spendet
Kaffeeprodukte und geschätzte 8.000 Liter Milch pro Jahr.
Die Chemie stimmt
Bei einem CSR-Frühstück, zu
dem die IHK Bonn/Rhein-Sieg ins Ronald McDonald
Haus eingeladen hatte, stellten mehrere Unternehmer ihre Hilfe vor. Holger Schwan, Geschäftsführer
der Projektservice Schwan GmbH und CSR-Botschafter der IHK Bonn/Rhein-Sieg, hat mit Marion Aide
eine CSR-Partnerschaft vereinbart. Aus seinem Unternehmen stammen zum Beispiel die Magnetwände,
an denen die Wunschzettel heften. Hinzu kommen
Parkverbotsschilder, Sichtschutzfolien für Büros, Antirutschstreifen und viele weitere Produkte, die Projektservice Schwan zu einem Sonderpreis produziert
und liefert. „Wir unterstützen Einrichtungen und Projekte, mit denen wir uns identifizieren können“, sagt
Holger Schwan beim CSR-Frühstück. „Häufig ist das
eine Bauchentscheidung. Die Chemie muss stimmen.“
Die Idee des Matching-Funds gefällt ihm ausgesprochen gut: „So entsteht ein Gemeinschaftsprojekt.
Jeder Spender kann sich sagen: ‚Da steckt auch ein
bisschen von mir drin.’“ Dabei spiele es keine Rolle, ob
der Spendenbetrag aufgerundet, verdoppelt oder verdreifacht werde.
Auch andere Unternehmen spenden dem Ronald
McDonald Haus Sachwerte, Zeit oder Geld. Das Kinopolis hält für die ehrenamtlichen Helfer eine Weihnachtsüberraschung bereit. Mitarbeiter des SeaLife,
der Deutschen Bank Bonn und der Barmer GEK haben
für die Familien im Ronald McDonald Haus ein Menu
zubereitet. „Der Tagesablauf der Eltern dreht sich ganz
um ihr krankes Kind. Da freuen sie sich sehr,
wenn andere abends für sie kochen“, sagt
Marion Aide. Auch für die ehrenamtlichen Köche sei das ein schönes Erlebnis: „Es ist ein tolles Gefühl, in
die strahlenden Augen der Eltern zu
sehen.“
Ursula Katthöfer,
freie Journalistin Bonn
Beim CSR-Frühstück tauschen
Unternehmen
und gemeinnützige Organisation
sich aus. Holger
Schwan und
Marion Aide
stellten ihre CSRPartnerschaft
vor.
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TITELTHEMA
Neues CSR-Kompetenzzentrum
in Bonn/Rhein-Sieg
„Den Unternehmen müssen entsprechend ausgebildete und für den CSR-Gedanken sensibilisierte Fach- und Führungskräfte zur Verfügung stehen. Nur so
lässt sich ein allgemeiner Bewusstseinswandel frühzeitig und von unten etablieren“, sagt Prof. Dr. Maike Rieve-Nagel,
Professorin an der Hochschule Bonn-RheinSieg. Das Thema CSR gehört seit Jahren zu
Forschung und Lehre an der Hochschule. Die
Dozenten greifen auf einen CSR-Expertenpool zurück und bieten
CSR-spezifische Lehrveranstaltungen u.a. in Wirtschaftsethik,
Umweltmanagement und PerProf. Dr. Maike Rieve-Nagel ist Projektsonalführung an.
leiterin für die Hochschule BonnGemeinsam mit der IHK
Rhein-Sieg im CSR-Kompetenzzentrum.
Bonn/Rhein-Sieg öffnet die
Hochschule zum 1. Januar 2016 das neue
CSR-Kompetenzzentrum
Bonn/Rhein-Sieg. „Wir
möchten die Unternehmen
ermutigen, mehr gesellschaftliche Verantwortung zu
übernehmen“, sagt IHK-Pressesprecher Micheal
Pieck, der seitens der IHK die Projektleitung übernommen hat. „Unser Ziel ist, Netzwerke zu schaffen
und den Unternehmen zu zeigen, wie sie CSR in der
Praxis umsetzen können.“
Das CSR-Kompetenzzentrum ist auf drei Jahre
angelegt und wird vom Ministerium für Wirtschaft,
Energie, Industrie, Mittelstand und Handwerk des
Landes NRW unterstützt. Das Ministerium hatte
einen Wettbewerb für Kompetenzzentren ausgeschrieben. 25 Bewerber stellten ihre Konzepte vor,
Gastgeber für CSR-Frühstücke
CSR-Frühstück im
Ronald McDonald
Haus in Sankt Augustin.
Die Bonner Kommunikationsagentur Bonne Nouvelle hat sich auf Corporate Social
Responsibility (CSR) spezialisiert. Gemeinsam mit der IHK Bonn/Rhein-Sieg lädt sie
mehrmals im Jahr zum CSR-Frühstück ein. Seit 2009 bieten diese Frühstücke eine
Plattform, um Businesskontakte zu knüpfen und CSR-Strategien zu besprechen. Gastgeber des CSR-Frühstücks sind jeweils ein Unternehmen oder eine gemeinnützige
Organisation, die ihr Engagement vorstellen.
Simone Stein-Lücke (r.), Geschäftsführerin von Bonne
Nouvelle, zieht
eine positive
Bilanz: „Mit
der Veranstaltungsreihe der
CSR-Frühstücke haben wir eine Qualitätsoffensive
in der Nachhaltigkeit geschaffen und viele Konzerne
und Unternehmen auf den Weg gebracht. Bundesweit
hat das CSR-Frühstück viele Nachahmer gefunden.“
Die CSR-Frühstücke werden im kommenden Jahr
fortgeführt. Stein-Lücke: „Ob Großkonzern, Mittelständler oder Kleinstunternehmer: Auch im Jahr 2016
werden unterschiedlichste CSR-Strategien präsentiert und die Region profitiert.“
Interessierte Unternehmen können sich als Gastgeber
oder auch für eine Teilnahme gerne bei Stefan Krause
von Bonne Nouvelle melden.
E-Mail: [email protected]
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Die Wirtschaft Dezember 2015/Januar 2016
TITELTHEMA
»
Ansprechpartnerin CSR-Kompetenzzentrum
Seit nunmehr 12 Jahren lebe und liebe
ich das Rheinland mit seinen offenen,
kreativen und engagierten Menschen.
In meiner Freizeit genieße ich die Natur
beim Reiten und Wandern.
Neben und nach dem Studium der
Germanistik und Pädagogik in Bielefeld und Köln entwickelte und koordinierte ich verschiedene Projekte, Bildungs- und Veranstaltungsformate. Von
2011 bis 2013 weckte meine Mitarbeit
am Marktplatz Gute Geschäfte Bonn/
Rhein-Sieg mein Interesse für das Thema
CSR und die vielfältigen Möglichkeiten,
die sich daraus für Unternehmen und
unsere Gesellschaft eröffnen. Ich freue mich, den daraus erwachsenen Herausforderungen für die Region zu begegnen.
Sandra Barkowsky, Telefon 0228 2284-232
E-Mail: [email protected]
TANKSTELLE
>>
(4,3 km)
Ziel
>>
IHK und Hochschule zählen zu
den fünf Gewinnern. „Die innovative Kooperation zwischen IHK Bonn/RheinSieg und Hochschule sowie
das bisherige Engagement
der IHK haben die Jury
überzeugt“, sagt Michael
Pieck (r.).
Aufgabe der Hochschule Bonn-RheinSieg ist nun, das Kompetenzzentrum wissenschaftlich zu begleiten. Die Zahl der Abschlussarbeiten zum Thema
CSR soll steigen, ebenso die Zahl der Praxissemester. Unternehmen können sich ausführlich informieren und mögliche Fachkräfte kennen lernen. Prof. Dr. Maike Rieve-Nagel: „Es werden
jährlich mehrere CSR-Sprechstunden, Workshops
und Stammtische mit Unternehmen, Studierenden
und anderen öffentlichen Organisationsvertretern
stattfinden.“
>>
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15 min
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TITELTHEMA
Gisela Hein berät Unternehmen zu Marketing und sozialer Verantwortung (CSR). Die Unternehmerin aus Swisttal-Odendorf gehört zum Organisationsteam des Marktplatzes Gute Geschäfte, der in Bonn/Rhein-Sieg
einmal im Jahr stattfindet. Dort treffen engagierte Unternehmen auf soziale Organisationen, um CSR-Kooperationen abzuschließen. Außerdem gehört Gisela Hein zum Team der Freitagswerkstatt der IHK Bonn/
Rhein-Sieg. Die Freitagswerkstatt sucht gemeinsam mit Unternehmen, gemeinnützigen Organisationen und Bürgern
nach Lösungen zu aktuellen Themen
wie „Wohnraum“, „Nachhaltigkeit“
oder „Religion und Wirtschaft“.
„Jedes Unternehmen kann gesellschaftliche Verantwortung übernehmen“
Gesellschaftliche Verantwortung ist nur
etwas für Konzerne. Kleine Unternehmen haben
dazu doch weder Zeit noch Geld, oder?
Jedes Unternehmen, ob groß oder klein, kann gesellschaftliche Verantwortung übernehmen. Wir
haben hier in Odendorf beispielsweise einen Tischler. In seiner Werkstatt bauen Flüchtlinge Holzbänke für den Fußballverein Rot-Weiß Dünstekoven.
Davon profitieren drei Seiten: Das Unternehmen
macht damit Öffentlichkeitsarbeit, die Flüchtlinge
erhalten eine sinnvolle Aufgabe und die Besucher
der Fußballspiele können sich setzen. Ein kleines,
aber feines CSR-Projekt.
Bauchentscheidung oder strategische Planung –
wie findet man den geeigneten CSR-Partner?
In der Realität ist es häufig eine Bauchentscheidung. Das sehen wir beim Marktplatz Gute Geschäfte sehr oft. Zwei Personen sind sich sympathisch, die Chemie stimmt, sie vereinbaren eine
CSR-Partnerschaft. Doch besser ist, das eigene
CSR-Engagement strategisch zu planen.
Worauf müssen Unternehmen
bei ihrer Strategie achten?
Unternehmen, die eine gemeinnützige Organisation
als CSR-Partner im Auge haben, sollten sich ein paar
Fragen stellen: Passt diese Institution zu mir? Kann
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Die Wirtschaft Dezember 2015/Januar 2016
sie belegen, wofür sie ihre Spenden verwendet? Ist
sie transparent und glaubwürdig?
Eine Umweltorganisation beispielsweise, die
Pflanzen schützt, aber gleichzeitig Wegwerfgeschirr
benutzt, denkt nicht ökologisch. Ein Seniorenzentrum, das seine eigenen Mitarbeiter schlecht bezahlt,
ist nicht sozial.
Selbstverständlich sollte auch das Unternehmen
transparent und glaubwürdig sein. Außerdem sollte die geförderte Einrichtung zu seiner Kernkompetenz passen.
Stichwort „Kernkompetenz“.
Warum ist die so wichtig?
Ein Unternehmen sollte mit CSR auch Geld verdienen. Wer schlicht sozial handeln möchte, könnte auch spenden. Doch bei CSR geht es um mehr:
Unternehmen zeigen ihren Kunden, Lieferanten
und Mitarbeitern offensiv, dass sie gesellschaftlich verantwortungsvoll handeln.
Sie zahlen beispielsweise faire Löhne, nutzen
regenerative Energien oder fördern soziale Projekte. Daher haben ihre Dienstleistung oder ihr Produkt einen besonderen Wert. Konsumenten sind
häufig bereit, mehr für ein Produkt zu zahlen,
wenn sie wissen, dass es fair produziert wurde.
Daher liegen das Kerngeschäft und CSR nah beieinander.
TITELTHEMA
Ein Beispiel?
Nehmen wir einen Steinmetz, dessen Grabsteine relativ teuer sind. Er kommuniziert über seine
Homepage, dass diese Grabsteine aus fairem Handel stammen. Außerdem weist er im Flyer einer
Kinderschutzorganisation darauf hin, dass Grabsteine von preiswerten Anbietern möglicherweise
aus Kinderarbeit in Ländern wie Indien und Bangladesch stammen und er sich davon distanziert.
Seine Kunden sind bereit, bei ihm einen höheren
Preis zu zahlen.
Was können Unternehmen von gemeinnützigen
Organisationen, mit denen sie eine CSR-Partnerschaft eingehen, als Gegenleistung erwarten?
Sportvereine können Freikarten, Theater können
Mini-Abos ausgeben. Viele karitative Organisationen bieten Beratungen an, z.B. zu Gesundheitsrisiken am Arbeitsplatz, zu Suchtproblemen oder
Lebenshilfe. Auch können Partnerorganisationen
Events organisieren, um der Belegschaft des Unternehmens etwas Gutes zu tun. Häufig handelt es sich
um emotionale Dinge. Hinzu kommt eine gute PR.
Gerade die PR ist manchmal etwas mager.
Darf ein Unternehmen anmahnen, dass ihm
die Öffentlichkeitsarbeit zu wenig ist?
Ja, natürlich. Eine CSR-Partnerschaft sollte immer
auf Augenhöhe stattfinden. Viele gemeinnützige
Organisationen wissen gar nicht, wie viel sie zu bieten haben. Oft entdecken die Partner erst im Gespräch, wo sie sich gegenseitig unterstützen können.
Kann ein CSR-Projekt auch schief gehen?
Das kommt selten vor. Denn im Idealfall ist eine
gute Planung vorausgegangen. Ein Unternehmen
hat sich einen glaubwürdigen Partner gesucht,
beide passen zusammen. Dennoch gibt es Fälle wie
bei der Treberhilfe in Berlin, deren Geschäftsführer als Dienstwagen einen Maserati samt festangestelltem Fahrer nutzte. So etwas verstößt gegen die
Regeln. In solchen Fällen müssen Unternehmen sich
zurückziehen, um einen Imageschaden zu vermeiden. Die Treberhilfe meldete übrigens Insolvenz an.
Ursula Katthöfer, freie Journalistin, Bonn
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TITELTHEMA
Die Band Sixties
United spendete den
Erlös eines Benefizkonzerts. Links
im Bild Wolfram
Schmuck, Sprecher
des Bonner Spendenparlaments.
Beispiele für unternehmerisches Engagement
Sie suchen ein CSR-Projekt, um aktiv zu werden? Unternehmen, die gesellschaftliche Verantwortung übernehmen möchten, finden dazu viel Gelegenheit. Kultur, Sport, Umwelt, Flüchtlingshilfe, Bildung, Soziales – den
Möglichkeiten sind keine Grenzen gesetzt. Hier einige Beispiele:
1. Das Bonner Spendenparlament
Zahira kommt an jedem Dienstag. Anfangs nähte sie
Kissen und Taschen. Inzwischen bringt sie Kleidung
mit, die sie ausbessern möchte. Sogar ein Kleid für ihre
Tochter Atiya hat sie bereits genäht.
Zahira besucht den Treff „Offen für alles“ des Bonner Vereins Abenteuer lernen e.V. Einmal in der Woche
öffnet der Verein seine Räume in der Bonner Tapetenfabrik für Flüchtlinge. Es kommen ganze Familien oder
alleinstehende Männer. Auch zehnjährige Jungen, die
ohne Begleitung von ihren Familien aus den Flüchtlingslagern der Türkei nach Deutschland geschickt
wurden, sind dabei. Pro Woche
nehmen etwa 50 Menschen, die
dezentral in Beuel untergebracht
sind, „Offen für alles“ dankbar an.
„Wir bieten Aktivitäten, die
ohne Sprache funktionieren“,
sagt Birgit Kuhnen, Pädagogische Leiterin von Abenteuer lernen. „Wir singen, werken, nähen,
basteln.“ Eine Zirkuspädagogin
hat mit den Kindern jongliert, ein
Bildhauer brachte Holz mit, aus
dem Schalen entstanden sind.
Außerdem wird gemeinsam gekocht – für alle, die kommen. Die
In der Werkstatt von Abenteuer
lernen versucht ein syrischer
Junge sich als Steinmetz.
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Die Wirtschaft Dezember 2015/Januar 2016
Kinder mögen am liebsten Eis. „Wir kaufen für jeden
Dienstag einen großen Karton mit Eis am Stil“ sagt
Kuhnen. „Das Tiefkühlfach ist abends immer leer.“
Das Programm von Abenteuer lernen wäre ohne
Spenden nicht finanzierbar. Einer der Geldgeber ist das
Bonner Spendenparlament, das erst im vergangenen
Oktober 6.000 Euro für „Offen für alles“ genehmigt
hat. „Die Bonner spenden gern für ein Bonner Projekt“,
sagt Pressesprecher Wolfram Schmuck. „Denn so können sie sehen, wo ihr Geld hingeht.“
Das Bonner Spendenparlament gründete sich im
Jahr 2008, um Armut zu lindern und die Lebensbedingungen in Bonn zu verbessern. Jeder der inzwischen
437 Parlamentarier spendet pro Monat mindestens
fünf Euro, jeder von ihnen hat Sitz und Stimme. Zweimal jährlich tritt das Parlament zusammen, um über
Förderanträge von sozialen Trägern zu beraten und zu
entscheiden. „Wir fördern Sachmittel und Honorarkosten“, sagt Wolfram Schmuck. „Das kann eine Waschmaschine für eine Demenz-WG sein, ein Basketballplatz
in einem Heim für Wohnungslose oder das Honorar für
einen Spezialisten, der anderen etwas beibringt.“
Während seiner ersten Plenumssitzung im Jahr
2009 genehmigte das Bonner Spendenparlament
2.700 Euro für drei Projekte. Inzwischen gehen zahlreiche Spenden ein, so dass in der vergangenen Sitzung 95.000 Euro ausgeschüttet werden konnten. So
spendete die Band Sixties United 3.800 Euro, die sie
bei einem Benefizkonzert eigenommen hatte. Wolfram
Schmuck: „Wir haben bei unserer ersten Parlamentssitzung ganz sicher nicht damit gerechnet, dass wir einen
solchen Erfolg haben würden.“
www.spendenparlament.skowa.de
TITELTHEMA
2. Großeltern auf Zeit
Die Freiwilligenagentur Bonn und der Familienkreis e.V.
suchen „Großmütter und Großväter auf Zeit“. Damit
sind ältere Menschen gemeint, die sich um die Kinder berufstätiger Eltern kümmern, beispielsweise wenn
diese bis in den Abend arbeiten oder auf Dienstreise
sind. „Großeltern auf Zeit“ erhalten die Chance, die
Welt noch einmal mit Kinderaugen zu sehen, ihr Wissen
weiter zu geben und eine generationenübergreifende
Bindung aufzubauen. Voraussetzung sind die Teilnahme an einer eineinhalbtägigen Schulung und ein erweitertes polizeiliches Führungszeugnis.
Unternehmen werden ausdrücklich gebeten, ihr
Personal auf das Projekt aufmerksam zu machen. Auch
Mitarbeiter, die in den Ruhestand gehen, könnten in der
Großelternrolle eine neue Beschäftigung finden.
Ansprechpartnerin: Eva-Maria Vogler, Freiwilligenagentur Bonn, Tel.: 0228 77 48 48, E-Mail: [email protected]
„Großeltern auf Zeit“ erhalten die Chance, die Welt
noch einmal mit Kinderaugen zu sehen.
3. Löwenherz – der BSC hilft
Der Bonner SC bietet Kindern und Jugendlichen aus
23 verschiedenen Nationen ein Zuhause. Das gemeinsame Fußballspiel verbindet und stärkt den Teamgeist. Dieser Teamgeist wiederum bringt den Verein,
der sich langfristig in der Regionalliga etablieren will,
nach vorn. Auf dem Platz geht es daher um mehr als
nur Fußball.
Um Menschen über ihre sozialen Grenzen hinweg
zu verbinden und Integration zu fördern, hat das Team
um BSC-Präsident Dr. Dirk Mazurkiewicz eine CSRStrategie entwickelt. „Unter dem Motto ‚Löwenherz –
Der BSC hilft’ wollen wir in Zukunft unser gesellschaftliches Engagement bündeln“, so Mazurkiewicz.
Die erste Aktion startete im November, als der
Verein Flüchtlingsfamilien zu einem Heimspiel in den
Sportpark Nord einlud. Sponsoren sorgten für deren
Verpflegung. Anfang Dezember folgte ein Sporttag
für Flüchtlingskinder, den der BSC gemeinsam mit
der Sparkasse KölnBonn und dem Collegium Josephinum Bonn organisierte. Die Schüler des CoJoBo hatten Sachspeden wie Fußballschuhe und Trikots gesammelt, die sie den Flüchtlingskindern überreichten.
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Weltfußballer,
Torschützenkönige
und Geisterspiel –
mit seinen phantasievollen Motiven
hebt der BSC-Kalender sich wohltuend
von den Kalendern
anderer Clubs ab.
TITELTHEMA
Gemeinsam mit der Sparkasse KölnBonn, der welzenbachs GmbH – Agentur für emotionale Kommunikation und dem Fotografen Max Malsch hat der BSC
außerdem einen Kalender herausgebracht. Die Motive sind witzig und bunt. So traf die Mannschaft sich
zum Thema „Geisterspiel“ auf der Geisterbahn von
Pützchens Markt. Der Kalender kostet 15 Euro, je-
4.Artisten sammeln
für Flüchtlinge
Siegwerk hilft
Kindern in Not
Das Siegburger Kinderheim „Pauline von Mallinckrodt“ hat seit November
einen neuen Abenteuerspielplatz mit Rutschenhügel, Baumstammmikado,
Stelzenweg und einer Sandküche. Gebaut haben ihn 20 Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter des Siegwerks, die von der Fachfirma NUAS unterstützt wurden.
Es ist eines von zahlreichen CSR-Projekten des Siegwerks. „Geldspenden helfen zwar sehr, jedoch identifizieren sich unsere Mitarbeiter noch besser mit
den Projekten, wenn sie selbst mit anpacken können“, sagt Enno Urbeinz. Er
koordiniert seit dem 1. November 2015 in seiner neuen Funktion als Sustainability Manager weltweit die CSR-Projekte des Unternehmens.
„Bildung für Kinder und Jugendliche“. So lautet das CSR-Leitthema des
Siegwerks, das weltweit etwa 4.800 Menschen beschäftigt. Alle Landesgesellschaften sind aufgefordert, Projekte zu fördern. Seit 2010 gibt es dazu
einen CSR-Leitfaden. Er legt fest, welche Kriterien die von Siegwerk geförderten Projekte erfüllen müssen. Das gilt für das Kinderheim in Siegburg ebenso wie für das Ausbildungszentrum für SOS Kinderdörfer auf den Philippinen.
Wunschbaum und Schulranzen
In Siegburg liegen den Mitarbeitern zur Zeit vor allem zwei Gruppen sehr am
Herzen: Flüchtlinge und Heimkinder. Während der Adventszeit stand in diesem
Jahr zum dritten Mal ein Weihnachtsbaum mit Wunschzetteln der Kinder aus
dem Kinderheim „Pauline von Mallinckrodt“ in der Kantine. Wer einen Wunsch
erfüllen wollte, nahm einen Zettel, kaufte das Geschenk, verpackte es und
brachte es zu einer zentralen Sammelstelle im Werk. An Heiligabend bringt
Mitarbeiter die Geschenke in einem geschmückten Lkw ins Heim und überreichen die Geschenke im Wert von 25 bis 30 Euro persönlich.
Gemeinsam mit dem Siegburger Sozialamt und dem Jugendamt hat Siegwerk die Mitarbeiter um Spenden gebeten, um
traumatisierten Flüchtlingskindern zu helfen.
Denn die Kosten für ausgebildete Therapeuten
werden weder von der Stadt noch vom Land NRW
übernommen. Fast 6.000 Euro kamen innerhalb
eines Monats zusammen. Siegwerk verdoppelte die Summe. Auch für das kommenden Jahr ist
bereits eine konkrete Aktion geplant. Die Flüchtlingskinder unter den Erstklässlern sollen Ranzen,
Mäppchen und Schultüten bekommen.
Enno Urbeinz koordiniert als Sustainability Manager weltweit die CSR-Projekte des Unternehmens.
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Die Wirtschaft Dezember 2015/Januar 2016
Der Bonner Weihnachtscircus gastiert bis zum 5. Januar an der Beethovenhalle. Unter dem Titel „Bonner
Flüchtlingshilfe“ bitten die Artisten ihre Besucher um Spenden für den Verein Ermekeilinitiative e.V. In der ehemaligen Ermekeilkaserne in der Bonner Südstadt
sind seit Anfang August 2015 Flüchtlinge untergebracht.
Der in Bonn ansässige Comedian Dave Davis unterstützt
die Aktion. Er ist vor allem
für seine Bühnenfigur Motombo Umbokko bekannt. Der ist
Flüchtling aus dem fiktiven Land
Die Artisten des Bonner Weihnachtscircus bitt
kaserne. Der Bonner Comedian Dave Davis (l.)
5. Künstlerprojekt „Strom-stream-Magra“
Im kommenden April treffen sich fünf deutsche und
fünf ägyptische Künstlerinnen und Künstler, um in
der Bonner Altstadt zwei Wochen lang gemeinsam zu
leben und zu arbeiten. Die Begegnung schafft einen
Rahmen, in dem unterschiedliche künstlerische, gesellschaftliche und politische Positionen reflektiert, Vorurteile abgebaut und Diskussionen angeregt werden.
Das künstlerische Spektrum umfasst Malerei, Collage,
Fotografie, Bildhauerei, Installation,
Konzeptkunst, Sound und Comic.
„Strom-stream-Magra“ ist der
Titel des Projekts, das unter der
Schirmherrschaft der Deutschen
UNESCO-Kommission steht. Die Ergebnisse werden vom 16. April 2016
an im Künstlerforum Bonn und in
der Fabrik45 Bonn präsentiert. Anschließend ist eine Schau der Werke
in Kairo geplant.
Organisieren das Künstlerprojekt
„Strom-stream-Magra“:
Susanne Grube, Antje
Tumbusch und Jo Hempel
TITELTHEMA
weils fünf Euro gehen als Spende an die
Jugendeinrichtungen AsA — Ausbildung
statt Abschiebung, Jugendwerkstatt Tannenbusch und Unser Huus. Ein eigenes
Magazin für Sponsoren des BSC und solche, die es werden möchten, gibt es unter
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Nfuddu und hat den humorvollen Blick
des betroffenen Insiders.
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ten um Spenden für die Flüchtlinge in der Ermekeilunterstützt die „Bonner Flüchtlingshilfe“.
Initiator dieses Projekts ist die Gruppe
EmpArtolution, die freie Kunstprojekte organisiert. Sie sucht Sponsoren, um Reisekosten, Unterkunft, Verpflegung, Material
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Abgebildete Sonderausstattungen sind im Angebot nicht unbedingt berücksichtigt.
Alle Angaben basieren auf den Merkmalen des deutschen Marktes. 1 Das Angebot gilt
nur für Kunden, die zum Zeitpunkt der Bestellung bereits sechs Monate als Gewerbetreibender (ohne gültigen Konzern-Großkundenvertrag bzw. die in keinem gültigen
Großkundenvertrag bestellberechtigt sind), selbstständiger Freiberufler, selbstständiger Land- und Forstwirt oder Genossenschaft aktiv sind. Bei der vom Kunden
ausgeführten Tätigkeit muss es sich um seine Haupteinnahmequelle handeln. Das
Angebot gilt nur bei Inzahlungnahme eines Fremdfabrikats (ausgenommen Konzernfahrzeuge, Volkswagen, Seat, Škoda, Porsche), das mindestens 6 Monate auf Sie
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TITELTHEMA
Die IHK Bonn/Rhein-Sieg hat bisher sechs
Unternehmer zu CSR-Botschaftern ernannt.
Sechs weitere sollen im Jahr 2016 folgen.
Damit würdigt die IHK das große gesellschaftliche Engagement dieser Persönlichkeiten. Als CSR-Botschafter haben sie die
Aufgabe, im Mittelstand für die soziale Verantwortung zu werben. Hier
zwei ihrer Aktionen:
CSR-Botschafter werben
für soziale Verantwortung
Hilfe für die German Doctors
Die German Doctors e.V. arbeiten als Hilfsorganisation in Ländern wie Bangladesch, Sierra Leone und auf den Philippinen. Für jeweils sechs Wochen
reisen die Ärzte in Armutsregionen, um Menschen medizinisch zu versorgen. Während ihrer Abwesenheit bietet das Bonner Business Center DER
THÜNKER den Ärzten einen Telefonservice zu Sonderkonditionen an. Patienten können über das Business Center Arzttermine vereinbaren. „Wir wollen die Ärzte dabei unterstützen, nach einem ehrenamtlichen Einsatz einen
geordneten Praxisbetrieb weiterführen zu können“, erklärt CSR-Botschafter Wilfried Thünker. An seinem neuen Standort „artquadrat“ an der Bonner
Museumsmeile stellt Wilfried Thünker den German Doctors außerdem kostenlos Konferenzräume zur Verfügung. Auch Lagerplatz steht für sie bereit.
www.buero-bonn.de
Während die German Doctors in den Armutsregionen dieser Welt helfen
(Foto oben: German Doctors Ebola-Schulung) unterstützt CSR-Botschafter Wilfried Thünker, Geschäftsführer des Bonner Business Centers DER
THÜNKER, die Ärzte daheim.
Lichtblick für Waisenkinder im Kongo
„Die Sonne soll für jeden scheinen“. So lautet das Motto des Vereins
„Sun for children e.V.“ Der Verein gibt Waisenkindern in der Stadt
Goma (Demokratische Republik Kongo) ein Zuhause. Viele von
ihnen haben ihre Eltern bei kriegerischen Konflikten verloren. Ohne
Hilfe müssen sie auf der Straße leben, betteln und stehlen. Das Risiko, als Kindersoldat angeworben zu werden, ist groß.
Das Tanzhaus Bonn unterstützt den Bau eines
Kinderheims. „Wir spenden selbst und rufen unsere
Mitglieder auf, das ebenfalls zu tun“, sagt Timo Müller, Geschäftsführer und ebenso wie sein Partner Sandór Krönert CSR-Botschafter. „Unser Ziel ist, dauerhafte Einnahmen zu erhalten.“
„Sun for Children“ ist nur eines von zahlreichen
CSR-Projekten des Tanzhauses Bonn. So stieß die
Tanzveranstaltung „Wir tanzen wieder“ für Menschen
mit und ohne Demenz auf großes Interesse.
www.tanzhaus-bonn.de
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Die Wirtschaft Dezember 2015/Januar 2016
CSR-Botschafter Timo Müller
und Sandór Krönert, Tanzhaus Bonn
TITELTHEMA
„Ich mache doch keine Kreuzfahrt
mehr“, sagt Dr. Klaus-Dieter Tenhof.
„Und wir hatten keine Kinder.“ Der ehemalige Justitiar eines Unternehmerverbandes hat erlebt, dass Geben glücklich machen kann. Nach dem Tod seiner
Frau gründete er im Jahr 2010 die Stiftung „Zukunft durch Bildung“. Sein Stiftungskapital: 350.000 Euro. Sein Stifterwunsch: Die Aus- und Fortbildung
von Bonner Kindern aus benachteiligten
Verhältnissen zu fördern.
„Wir denken
Bürgerstiftung Bonn
in Jahrzehnten“
Tenhof geht es bei seinem Stiftungsziel nicht speziell um hochbegabte Jungen und Mädchen, sondern
auch um den zukünftigen Handwerker und die kleine Förderschülerin: „Im globalen Wettbewerb kann
Deutschland als vom Export abhängiges Land nur
mithalten, wenn wir die vielfältigen Begabungen in
unserer Bevölkerung erkennen und fördern“, sagt
der 83-jährige Stifter.
Tenhof gründete seine Stiftung unter dem Dach der
Bürgerstiftung Bonn, die 2001 von der Sparkasse
KölnBonn errichtet wurde. Die Sparkasse stellte damals 250.000 Euro bereit, um das bürgerschaftliche Engagement in Bonn zu bündeln. Hinzu kamen
500.000 Euro, um jeden zugestifteten Euro zu verdoppeln. Außerdem sind Jürgen Reske, Geschäftsführer der Bürgerstiftung Bonn, sowie seine Mitarbeiterinnen Sonja Gutheil und Andrea Coböken bei der
Sparkasse KölnBonn angestellt. So erfüllt das Geldinstitut seinen öffentlichen Auftrag.
Spendenfond „Hilfe für Helfer!“
Inzwischen gehören 17 Stiftungen zur Bürgerstiftung Bonn. Sie verfolgen ganz unterschiedliche Zwecke: Jugend- und Altenhilfe, Wissenschaft und
Haus der Stiftungen
Am 1. Oktober 2015 öffnete in der Sparkassenzentrale am Bonner Friedensplatz das „Haus der Stiftungen“.
„Das Haus soll ein zentraler Anlaufpunkt für die Stiftungen in der Stadt werden“, sagte Volker Schramm,
Bonner Vorstandsmitglied der Sparkasse KölnBonn,
bei der Eröffnung. Die Stiftungen können dort tagen
oder zu Veranstaltungen mit maximal 99 Personen
einladen. Dazu stehen zwei Veranstaltungsräume
zur Verfügung. Hauptnutzer sind die sechs Stiftungen der Sparkasse KölnBonn und die Bürgerstiftung
Bonn. Das „Haus der Stiftungen“ hat einen eigenen
Eingang in der Budapester Straße 4. Gleich davor
steht der 10. Offene Bücherschrank Bonns. Übrigens
sind auch die Offenen Bücherschränke eng mit der
Bürgerstiftung Bonn verknüpft. Ihre Erfinderin, die
Designerin und Bühnenbildnerin Trixy Royeck, gewann mit dieser Idee im Jahr 2002 den Wettbewerb
„Mitmachen! Gute Ideen für Bonn“.
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TITELTHEMA
Die offene Kinderbücherei: Mit
dem BücherEi, das aussieht wie
ein Ei, wird die positive Idee des
Bücherspendens und -tauschens
in die Lebenswelt von Kindern gebracht. Die Kinder können selbst
entscheiden, welche Bücher,
Comics oder Zeitschriften sie
spenden und welche sie ausleihen möchten. Das BücherEi wurde bereits in mehreren Bonner
Grundschulen mit großem Erfolg
aufgestellt.
www.dasbücherei.de
Forschung, Kunst und Kultur, Natur- und Denkmalschutz sowie Brauchtum – um nur einige zu
nennen. Seit wenigen Monaten betreut die Bürgerstiftung Bonn außerdem den Spendenfond
„Hilfe für Helfer“. Ziel ist, ehrenamtlichen Helfern, die sich für Flüchtlinge engagieren, unbürokratisch Spendengelder zur Verfügung zu stellen.
Auch wer keine Stiftung gründen möchte,
kann sich über die Bürgerstiftung Bonn gesellschaftlich engagieren. Knapp 200 Zustifter haben
bisher mindestens 500 Euro in das Stiftungskapital eingebracht, ohne dieses Geld an ein bestimmtes Projekt zu binden. Mit ihrer Spende erhöhen
sie das Stiftungskapital, aus dessen Erträgen die
Stiftungsarbeit finanziert wird. „Alle Stiftungsgelder sind in einem Deka-Sonderfonds angelegt.
Davon profitieren die kleinen Stiftungen. Sie erhalten Konditionen, die sonst nur bei großem Kapital möglich sind“, sagt Geschäftsführer Jürgen
Reske.
Jürgen Reske
Geschäftsführer der Bürgerstiftung Bonn
Tel.: 0228 606 51166 / Fax: 0228 606 451056
E-Mail: [email protected]
M i t m a c h e n b e re i c h e r t !
Haus der Stiftungen in der Sparkasse
KölnBonn am Friedensplatz
Budapester Straße 4, 53111 Bonn
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Die Wirtschaft Dezember 2015/Januar 2016
Stifter brauchen ein Netzwerk
Für die einzelnen Stifter gehen die Vorteile noch
weiter. Wer sein Vermögen stiften möchte, hat
noch lange keine Lust, sich ins Stiftungsmanagement hineinzudenken. Stiftungsmanager Jürgen
Reske hingegen weiß, welche Formalitäten für Finanzamt und Stiftungsaufsicht zu erfüllen sind. Ein
weiterer Vorteil sind die vielen Kontakte, die das
Team der Bürgerstiftung Bonn zur Stadt Bonn, zu
Kindergärten und Schulen, zu gemeinnützigen Einrichtungen und Unternehmen pflegt. „Die großen
Themen kann man nicht allein lösen. Stifter brauchen ein Netzwerk, um aus einer guten Idee ein
gutes Projekt zu machen“, sagt Reske.
Das kann Dr. Klaus-Dieter Tenhof bestätigen. Seine Stiftung „Zukunft durch Bildung“ war
die Initialzündung des Bonner Bildungsfonds, der
im laufenden Schuljahr 20 Bonner Grundschulen
und Kindertagesstätten mit insgesamt 100.000
Euro unterstützt. Die Einrichtungen erhalten jeweils 5.000 Euro, über die Lehrer und Erzieher frei
verfügen können, um benachteiligte Kinder zu fördern. Schulen und Kindergärten entscheiden selbst,
wie sie das Geld einsetzen. Die Carl-Schurz-Grundschule in Tannenbusch steckte es im Vorjahr komplett in die Sprachförderung. Die Marktschule in
Beuel finanzierte das Gewaltpräventionsprojekt
„Spielend streiten lernen“. Und die 60 Kinder der
Kita Papatya in Rüngsdorf musizierten.
Projekte wie diese sind keine Eintagsfliegen.
Die Stiftungen unter dem Dach der Bürgerstiftung
Bonn sind für die Zukunft angelegt. Jürgen Reske:
„Wir denken in Jahrzehnten.“
www.buergerstiftung-bonn.de
AUF EIN WORT
Tue Gutes,
rede darüber und
profitiere davon
Weihnachten ist die Zeit der guten Wünsche und die Jahreswende verbinden wir
mit vielen guten Vorsätzen. So wollen
wir es auch halten. Pünktlich zum neuen
Jahr soll endlich das CSR-Kompetenzzentrum von IHK und Hochschule Bonn RheinSieg starten und vor allem kleine und mittelständische Unternehmen über ihre
gesellschaftliche Verantwortung (corporate social responsibility) informieren und
sensibilisieren. CSR ist keine Kür! Sondern
soll dazu dienen, Unternehmen zukunftsfest zu machen. Sei es durch ein besonderes Engagement bei der Gewinnung oder
Bindung von Fach- und Führungskräften.
Sei es durch Sparpotenziale bei Energieoder Ressourcenverbrauch. Sei es durch
innovative, umweltbewusste, faire Produkte. Die Reihe lässt sich beliebig fortsetzen.
Wichtig ist eben die Verbindung zum Kerngeschäft und die Implementierung der
Maßnahmen in die Geschäftsstrategie. Dazu soll das CSR-Kompetenzzentrum mit Veranstaltungen und Informationen für die
nächsten drei Jahre einen Beitrag leisten.
Die Aktivitäten der Unternehmen sollen auch dazu beitragen, unsere
Region lebenswert und liebenswert zu erhalten, denn die Herausforderungen sind
groß. Die kommunalen Kassen sind leer.
Die Infrastruktur ist marode - Straßen, aber
auch Schulen, Kindergärten oder Turnhallen brauchen dringend mehr als einen Anstrich. Und es gibt auch in unserer Region
Menschen, die abseits oder am Rande unserer Gesellschaft stehen - nicht nur, aber
auch Flüchtlinge. Hier kann die regionale
Wirtschaft helfen; sie kann aber kein Ersatz
sein für öffentliche Daseinsvorsorge. Und
Unternehmen müssen Gewinn machen und
sich nicht dafür entschuldigen müssen.
Bei der letzten CSR-Freitagswerkstatt im Haus der Springmaus haben wir
mit Vertretern von Sport und Kultur darüber diskutiert, was Bonn sich leisten kann.
(Das ließe sich sicher für den Rhein-SiegKreis und die dortigen Kommunen auch
sagen.) Dabei haben wir festgestellt, dass
beide Seiten ähnliche Probleme haben und
wir alle gemeinsam Lösungen finden müssen. Dazu können auch regionale Unternehmen ihren - nicht nur finanziellen Beitrag leisten. Die IHK stellt hier gerne die
Kontakte her und vernetzt. So haben
wir gerade erst eine Kooperationsvereinbarung mit den Sportbünden
im Rhein-Sieg-Kreis und Bonn erarbeitet. Kooperationen von Wirtschaft und Sport sind vor dem Hintergrund des wirtschaftlichen, sozialen,
gesundheits- wie bildungspolitischen Wert
des Sports von großer Bedeutung. Wieso
nicht auch mit der freien Kultur eine ähnliche Vereinbarung treffen? Wir alle haben
Interesse an einer Region, die prosperiert
und gemeinsam nach Lösungen sucht nicht nur in Weihnachts- oder Neujahrsansprachen, sondern im konkreten Tun.
Ein frohes, gesundes und erfolgreiches
2016 wünscht Ihnen
Michael Pieck,
CSR-Fachmann und Pressesprecher
der IHK Bonn/Rhein-Sieg
Michael Pieck, Telefon 0228 2284-130, E-Mail: [email protected]