2. Artikel: „Das verlorene Vertrauen wieder gewinnen“ In der vergangenen Woche habe ich davon geschrieben, was passiert, wenn man etwas erlebt hat, das so schrecklich und erschütternd war, dass man sich dem ohnmächtig ausgeliefert gefühlt hat. Dies führt dann häufig zu einem so genannten Psychotrauma. Das, was durch eine solche Erfahrung jedoch am meisten erschüttert wurde, ist das Vertrauen in die Menschen, (die einem das angetan haben), aber auch in sich selbst und in die eigenen Fähigkeiten, angemessen reagieren zu können. Ich habe bereits betont, dass die vielfältigen Symptome, die ein solches Trauma auslösen, völlig normal sind und als Versuch der Seele verstanden werden müssen, das Leben wieder in den Griff zu bekommen. Dieses Verstehen ist der erste Schritt dazu, die Kontrolle und das Vertrauen wieder zu gewinnen. Und Kontrolle ist besonders wichtig, wenn das Leben aus den Fugen geraten ist! In der Beratung begegnen wir diesem Bedürfnis mit einem hohen Maß an Transparenz, Klarheit, Verständnis und Einfühlung. Unsere besondere Aufmerksamkeit legen wir dabei auf die Suche nach den persönlichen Ressourcen, nach all dem, was bisher in schwierigen Situationen geholfen hat, was dem betroffenen Menschen schon immer gut getan hat. Manchmal ist der Zugang dazu verschüttet, die Ereignisse und die Angst überdecken alles, dann unterstützen wir darin, diese Angst zeitweilig abzulegen und den Blick wieder frei zu machen auf alles, was eine individuelle Unterstützung bietet, was neue Kraft und Sicherheit gibt. Daneben lernt der betroffene Mensch einige hilfreiche Möglichkeiten kennen, sich selbst zu beruhigen oder die ihn überfallenden Bilder und Erinnerungen wenigstens zeitweise an die Seite stellen zu können. Die Traumafachberatung richtet sich dabei ganz nach dem individuellen Tempo des Ratsuchenden. Niemand muss über seine belastenden Erfahrungen sprechen – er darf es allerdings, wenn er will! Es geht hauptsächlich darum, so viel Stabilität wiederzugewinnen, wie der erschütterte Mensch braucht. Auf dieser Basis kann er lernen, sich ausreichend zu schützen, aber sich auch wieder zuzutrauen, mehr und ausgeglichen am Leben teilzunehmen. Susanne Bisterfeld
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