Hauptgewinn Jesus - Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde Bad

Predigt
Philipper 3,7 – 11
Hauptgewinn Jesus
Bad Salzungen, 02.08.15
„Wie gewonnen, so zerronnen“, sagt der Volksmund. Bei manchem vermeintlichen Gewinn trifft
dies sicher zu. Aber nicht bei jedem. Vieles, was in dieser Welt als Gewinn gilt, wird einmal wertlos sein.
Während andere Dinge, die in dieser Welt nicht viel zählen, einmal vor Gott Bestand haben werden. Was
wir als wertvoll oder wertlos ansehen, mag sich im Lauf des Lebens ändern. Manchmal kommt es auch
zu einem radikalen Wandel von Wertvorstellungen. Bei Paulus war es so, nachdem Jesus in sein Leben
trat. In seinem Brief an die Christen in Philippi schildert er, wie manches zerronnen war, was er einst
gewonnen hatte. Aber auch, was für ihn zum Hauptgewinn wurde, der in Ewigkeit nicht zerrinnen wird.
Was mir Gewinn war, das habe ich um Christi willen für Schaden erachtet.
Ja, ich erachte es noch alles für Schaden gegenüber der überschwänglichen Erkenntnis Christi Jesu,
meines Herrn.
Um seinetwillen ist mir das alles ein Schaden geworden, und ich erachte es für Dreck,
damit ich Christus gewinne und in ihm gefunden werde,
dass ich nicht habe meine Gerechtigkeit, die aus dem Gesetz kommt,
sondern die durch den Glauben an Christus kommt,
nämlich die Gerechtigkeit, die von Gott dem Glauben zugerechnet wird
Ihn möchte ich erkennen und die Kraft seiner Auferstehung und die Gemeinschaft seiner Leiden
und so seinem Tode gleichgestaltet werden,
damit ich gelange zur Auferstehung von den Toten.
Diese Worte schreibt Paulus an eine Gemeinde, für die er Gott dankbar war. Denn die Gemeinde
in Philippi stand zu ihm: in seinem Dienst, in seiner Gefangenschaft und auch ganz praktisch darin, dass
sie Paulus materiell unterstützte. An dieser Gemeinde hatte Paulus viel Freude. War sie doch die erste
Gemeinde, die durch sein Wirken in Europa entstanden ist (Apostelgeschichte 16 berichtet davon – dort
lesen wir von der Bekehrung der Lydia und später des Kerkermeisters). Paulus hatte viel Grund zu
Dankbarkeit und Freude über diese Gemeinde; sie kämpfte mit ihm für das Evangelium.
Doch Sein Schreiben an diese Gemeinde ist nicht einseitig. Es ist keine rosarote Lobeshymne.
Paulus trägt auch Sorge um die Gemeinde. Er weiß um die Sogwirkung der jüdischen Gesetzlichkeit.
Um die Zähigkeit religiöser Traditionen, die das Glaubensleben nicht fördern. Um Einflüsse, die zu einer
Werksgerechtigkeit führen. Um die Gefahr, dass die Hauptsache in den Hintergrund gerät.
Davor muss er warnen.
Dabei belässt es Paulus nicht bei Appellen. Oder bei einem theologischen Exkurs. Er stellt den
Christen in Philippi sein eigenes Beispiel vor Augen. Sein Leben redet lauter als viele richtige Worte.
Mit seinem Leben steht er für die Glaubensgerechtigkeit ein, für die Wahrheit der Rettung aus göttlicher
Gnade, für die lebenserneuernde Kraft Jesu.
Paulus ist das beste Beispiel dafür, wie sich ein Mensch von falschen Vorzügen, von einer selbst
gemachten Gerechtigkeit abwendet und die bessere Gerechtigkeit findet – die Gerechtigkeit, die Gott
aus Gnade den Menschen zueignet, die sie im Glauben ergreifen.
Paulus hätte allen Grund gehabt, stolz auf seinen frommen Status zu sein. War er doch ein
Angehöriger von Gottes eigenem Volk, ja – ein Pharisäer, aus eigener Sicht untadelig nach dem Gesetz
Moses lebend. Hat er nicht mit allen Mitteln gegen alle gekämpft, die von seinem für richtig gehaltenen
Glauben abwichen? Hätte er vor seiner Bekehrung zu Jesus eine Gewinn- und Verlustrechnung seines
Lebens gemacht, er hätte wohl nur Gewinn sehen können.
Doch dann kam ein einschneidendes Ereignis in seinem Leben. Ja – die entscheidende
Lebenswende. Die Begegnung mit Jesus vor Damaskus. Er wollte die Christen bekämpfen, doch da trat
ihm Christus in den Weg. Das warf ihn zu Boden, ja – er fiel von seinem hohen Ross der
Selbstgerechtigkeit. Paulus erkannte in Jesus den Retter und Herrn seines Lebens. Er ließ sich taufen
und wurde ein Werkzeug seines neuen Herrn. Die Begegnung mit Jesus hatte sein Leben radikal
verändert. Er erkannte: was er vorher als Gewinn (Vorteil, Vorzug) angesehen hatte, war in Wirklichkeit
Verlust (Schaden). Was er als großes Plus in seinem Leben gesehen hatte, war in Wirklichkeit ein Minus.
Alles, was er ohne Jesus hatte, worüber er sich definierte, war im Vergleich zum Leben mit Jesus
Dreck (Abfall, Müll, Unrat, Kehricht). Wozu sind diese Dinge gut? Zum Entsorgen. Seine frommen
Statussymbole, alles, worauf er sich etwas einbildete – waren Dinge, die nur zum Entsorgen gut waren,
die er getrost loslassen, auf die er verzichten konnte. Was er einst für nützlich hielt, sah er jetzt als
schädlich an. Jesus und das ewige Leben – das war jetzt der wahre Gewinn. Das war die Hauptsache,
hinter der alles andere verblasste. Das war der Hauptgewinn, hinter dem aller andere Gewinn getrost
zerrinnen konnte.
Nach menschlichen Maßstäben war Paulus überaus erfolgreich. Unter seinesgleichen ragte er
heraus. Doch seit Damaskus wusste er, dass er auf die falschen Werte gesetzt hatte, ein falsches Ziel
verfolgte. Dass er ohne Jesus das wahre Leben verfehlte. Nach göttlichen Maßstäben war sein religiöser
Eifer, seine selbst gebaute Gerechtigkeit, nutzlos.
Jesus hatte ihm die Augen geöffnet, dass Er, der Gekreuzigte und Auferstandene, dass das Leben
mit Ihm, als Sein Werkzeug, das Größte und Wertvollste – einfach der Hauptgewinn ist. Und alles, was
davon abhält, ist schädlich; ist nutzloser Ballast, den es getrost abzuwerfen gilt.
Paulus war voller Dankbarkeit und Freude über die Gemeinde in Philippi. Das sollte auch so
bleiben. Deshalb ringt er darum, dass sie auf dem guten Kurs des Glaubens bleiben. Deshalb warnt er in
seinem Schreiben vor falschen Lehrern und vor einem Rückfall in eine Religiosität, bei der man durch
eigene fromme Leistung gerecht vor Gott zu werden glaubt. Deshalb bezeugt er mit seinem eigenen
Beispiel, was es heißt, wenn Jesus der Hauptgewinn im Leben ist. Deshalb ermutigt er dazu, ihm und
dem Vorbild anderer zu folgen, die wie Paulus lebten. Deshalb macht Er Jesus und Sein Werk groß,
damit niemand seine eigene Leistung oder äußere religiöse Formen als entscheidend ansieht. Deshalb
stellt er klar, dass es auf Gottes Gnade und den Glauben an Jesus ankommt.
Das ist das Entscheidende: im Glauben mit Jesus verbunden sein; Anteil zu haben an Seinem Tod
zur Erlösung von unserer Schuld und an Seiner Auferstehung zum ewigen Leben; mit Jesus viel mehr zu
gewinnen als das, wonach der natürliche Mensch so strebt. Durch den Glauben an Jesus zu gewinnen,
was nie zerrinnen wird.
Die Gemeinden, wie die in Philippi, standen von vorn herein in der Gefahr, dass durch die
Hintertür Irrlehren in die Gemeinde getragen wurden. Dass Einflüsse in die Gemeinden getragen wurden,
die dem Glauben an Jesus abträglich waren. Die die Gefahr mit sich brachten, dass der Hauptgewinn
zerrinnt.
Diese Gefahr bestand und besteht immer. Denn eine Gerechtigkeit, die allein von Gott kommt
und nicht auf eigenen Verdiensten basiert, steht dem menschlichen Stolz entgegen. Daher kommt es
immer wieder zu Tendenzen, dass die eigenen menschlichen Verdienste betont werden oder dass es in
Gemeinden geschriebene oder ungeschriebene Gesetze gibt, die der lebendigen Gottesbeziehung im
Weg stehen. Regeln, die eher zum Pharisäer Saulus vor seiner Bekehrung als zur Gesinnung Jesu passen.
Paulus kämpfte von Anfang an gegen solche Tendenzen, den Hauptgewinn zugunsten von wertlosem
Abfall einzutauschen.
So ist der Ruf zum Glauben an Jesus, den Retter, heute so aktuell wie damals. Auch wenn der
zerrinnende Gewinn, die Statussymbole dieser Welt, heute andere Namen tragen als zur Zeit der ersten
Christen – es gibt nur den einen Namen, an dem unsere ewige Hoffnung festgemacht ist: das ist der
Name Jesus. Und was Jesus den Platz als Herr des Lebens streitig machen will, kann nur schädlicher
Abfall sein.
Halten wir es daher wie Paulus, der sich nach dem wahren, ewigen Gewinn ausstreckte.
Und halten wir es wie die Dichter mancher Lieder, in deren Versen es so klingt: z. B. in „Solang mein
Jesus lebt“, wo es heißt: „Drum blick ich nur auf ihn, o seliger Gewinn!
Mein Jesus liebt mich ganz gewiss, das ist mein Paradies!“
Oder in einer Version von „Komm doch zur Quelle des Lebens“, wo es im Refrain heißt:
„Eile dahin, warum verzieh’n, ewger Gewinn stehet hier auf dem Spiel.
Hier ist die Quelle des Lebens, hier ist dein einziges Ziel.“
Das Unnütze loslassen, um das Beste zu gewinnen. Paulus hat es den Christen in Philippi und uns
allen vorgemacht. Paulus hat dabei viel aufgegeben. Seine angesehene Stellung unter seinesgleichen.
Seine äußere Freiheit (er musste für seinen Glauben ins Gefängnis). Seine Sicherheit (er wurde mehrmals
fast totgeschlagen oder geriet in schwere Seenot). Seine Sicherheit materieller Art (er war nun auf
Einkünfte aus seiner Arbeit als Zeltmacher und auf Unterstützung wie die aus Philippi angewiesen).
Um Jesu willen hat er viel aufgegeben. Auf den ersten Blick Verlust. Um Jesu willen loszulassen
und in dieser Welt Nachteile einzustecken – das ist aus menschlicher Sicht eben Verlust. Doch Jesus
nachfolgen schließt auch die Bereitschaft ein, an Seinen Leiden teilzuhaben.
Paulus und viele Glaubenszeugen seither haben diese vermeintlichen Verluste auf sich
genommen, weil sie erkannt hatten, was der Hauptgewinn ist: Jesus. Immer wieder hat es diese Zeugen
Jesu gegeben, die nicht nur manches Ansehen in der Welt, manches Statussymbol, manche berufliche
Stellung verloren haben, sondern sogar ihr Leben. Weil ihnen Jesus und Seine Sache wichtiger war als
alles andere.
So wie z. B. Jan Hus, der tschechische Reformator, dessen 600. Jahrestages der Verbrennung auf
dem Scheiterhaufen vor wenigen Wochen gedacht wurde. Er war immerhin Professor und eine Zeitlang
sogar Rektor der Prager Universität. Diese angesehene Stellung verlor er um der Wahrheit Christi willen.
Schließlich verlor er sein Leben, weil ihm Jesus das Wichtigste war.
Oder aus neuerer Zeit das Beispiel von Sabine Ball, die in Dresden eine Arbeit unter
Drogenabhängigen aufbaute. Sie war Millionärin, aber Jesus bedeutete ihr mehr als Millionen. Sie hing
nicht an ihrem irdischen Wohlstand. Seit sie Jesus hatte, brauchte sie die Millionen nicht mehr. Sie setzte
sie um Jesu willen für Bedürftige ein.
Jesus und das Leben, das Er bietet, ist der größte Gewinn. Für Paulus, für viele Christen, die um
Jesu willen viel aufgegeben oder verloren haben. Für dich und mich. Verlust ist Gewinn, wenn er sich um
Jesu willen ergibt – nicht wenn ich mich an der Börse oder in der Spielhalle verzocke.
Wahre Gewinner mögen in dieser Welt nicht immer wie Gewinner aussehen. Doch was zählt, ist,
was bei Gott zählt. Wer Jesus gehört und Ihm treu nachfolgt, wird auf jeden Fall ein Gewinner sein.
Nicht nur das Beispiel für Paulus steht uns hierfür vor Augen, sondern auch das von Jesus selbst, der alle
irdischen Vorzüge gering achtete und nach menschlichem Maßstab alles verloren hatte. Doch gerade im
Verlust Seines irdischen Lebens ist Sein großer Sieg verborgen. An diesem Sieg über Sünde und Tod und
an Seiner Auferstehung zum Leben teilzuhaben, ist und bleibt der größte, nie zerrinnende Gewinn.
Amen.