Erfahrungsbericht Name: T o b i a s K a s t e n h u b e r Studiengang und -fach: iBWL Austauschjahr: WS 2015/16 Gastuniversität: Buskerud and Vestfold University Collage Stadt: Kongsberg Land: Norwegen Aus Spam- und Datenschutzgründen wird die E-Mail-Adresse nicht im Internet veröffentlicht. Studierende der Universität Augsburg können diese auf Anfrage im Auslandsamt erhalten. Die Erfahrungsberichte werden von Studierenden verfasst und spiegeln nicht zwangsläufig die Meinung der Universität Augsburg wider. Für den Inhalt des Berichts ist der/die Verfasser/in verantwortlich. Das Akademische Auslandsamt behält sich vor, ggf. Änderungen vorzunehmen. Nachdem ich Anfang 2015 die Zusage für Norwegen als mein Auslandssemester erhalten habe war für mich sofort klar, dass ich meine Reise mit dem Auto antreten werde. Trotz einiger Bedenken von Freunden und Verwandten bezüglich der langen Reise konnte ich von dieser Idee nicht abgebracht werden. Für mich war es wichtig möglichst flexibel zu sein, um so viel wie möglich von der faszinierenden Natur Norwegens und deren Städte zu sehen. Wie zu erwarten war es dann auch, besonders durch schlechte Wetterbedingungen, die anstrengende Fahrt über 1600km von Augsburg bis an die Spitze von Dänemark, wo es dann von Hirtshals mit der Fähre nach Langesund ging. Von dort aus waren es dann nur noch 2 Stunden Fahrt nach Kongsberg. Endlich in Kongsberg angekommen holte ich die Schlüssel ab und begutachtete mein 17qm großes Zimmer, für das ich in dem Studentenwohnheim Papillion um die 500€ pro Monat zahlen musste. Obwohl wir fünf Studenten aus Augsburg waren und wir uns fast alle für Papillion beworben haben war ich der einzige, der ein Zimmer in dem neuen Studentenwohnheim, welches deutlich näher an der Universität liegt, bekommen habe. Zudem stieß ich relativ schnell auf ein weiteres Problem und zwar liegt das Studentenwohnheim direkt in der Stadtmitte und somit war es unmöglich in der näheren Umgebung einen kostenlosen Parkplatz für mein Auto zu bekommen. Nachdem ich dann innerhalb der ersten Woche meinen ersten Strafzettel für Parken ohne Parkschein bekommen habe, für den ich stolze 60 Euro (510Kronen) bezahlen musste, stellte ich mein Auto bei den anderen Studenten im Wohnheim Frogs vei unter, wo man kostenlos parken konnte. Jedoch ist dies von meiner Wohnung 2km weg gewesen, was dann auch wieder ungünstig war. Zwar besitzt Papillion eine Tiefgarage, allerdings nur mit 10 Parkplätzen für etwa 70 Studenten, die somit alle vergeben waren und für die man zusätzlich zur Miete nochmals um die 80 Euro pro Monat hätte zahlen müssen. Nachdem ich dann auch noch merkte, dass von den rund 30 internationalen Studenten nur 5 in Papillion lebten und die anderen in Frogs vei, frage ich beim Studentenwohnheim nach, ob ein Wechsel in das zwar ältere, aber deutlich sozialere Frogs vei möglich sei. So kam es, dass ich bereits nach knapp 3 Wochen in Norwegen meinen ersten Umzug zu verzeichnen hatte. Nachdem wir uns in den ersten Wochen etwas kennen gelernt hatten und in den noch sehr warmen Tagen (um die 25°C) fast täglich ein Barbecue veranstalteten war es dann auch mal an der Zeit unsere Kurse in der Universität zu besuchen. Da die Universität erst neu gebaut war und in diesem Semester erst eröffnet wurde, war das Gebäude technisch auf dem neus- ten Stand. Etwas eingegrenzt war allerdings das Kursangebot. Bereits in Augsburg mussten wir uns schon entscheiden welche Kurse wir belegen möchten und in welche Module wir diese einbringen wollen. Für mich als Student mit Schwerpunkt finance gab es da schon erste Probleme, da ich die Fächer, welche ich ausgewählt hatte, nur in meine Sonstigen Leistungen anrechnen lassen konnte. Dies war relativ schade, denn die Fächer in Norwegen geben 7,5LP, was in Augsburg dann auch noch auf 8LP aufgerundet wurde. Somit gab es für mich keinen Grund mehr wie 3 Fächer - Norwegian language & culture, Consumer Behavior und Business to Business Marketing - zu belegen, was im Endeffekt nur drei Vormittage Vorlesung bedeutete. Inhaltich fand ich die Fächer eher langweilig und sehr schlecht Strukturiert, jedoch nicht sonderlich schwierig. Üblich war es auch, dass man in jedem Fach mindestens ein Assignment in einer Gruppe aus 3-5 Leuten bearbeiten musste, welches 50% der Gesamtnote ausmachte. Auch wenn diese Gruppenarbeiten nicht immer problemlos verliefen muss ich sagen, war es doch eine sehr lehrreiche Erfahrung mit Studenten aus anderen Ländern zusammen zu arbeiten und ihre Arbeitsweisen kennen zu lernen. In der Regel sind bei den meisten Gruppen am Ende auch relativ gute Noten rausgekommen. Obwohl es mir wichtig war ein wenig Norwegisch zu lernen ist man mit seinem Englisch in Norwegen sehr weit gekommen. Wirklich alle Personen, von den Professoren bis hin zum Kassierer im Supermarkt haben sehr gutes Englisch gesprochen. Besonders beeindruckt war ich, als ich mit einem etwa 12 jährigen Jungen gesprochen hatte, mit dem ich mich auf Englisch unterhalten konnte wie mit einem Erwachsenen. Man sagte mir, dass die Kinder in Norwegen ab der 1. Klasse Englisch lernen und daher relativ schnell ein hohes Niveau erreichen, was auch später für ihren Beruf zwingend notwendig ist, da in den großen Firmen in Norwegen die Unternehmenssprache Englisch ist. Was kleinere Nebenjobs angeht sieht es allerdings schlecht aus, da in der Regel erwartet wird, dass man norwegisch spricht. Falls es euch allerdings doch gelingen sollte einen Nebenjob zu bekommen dürft ihr euch auf eine Entlohnung von umgerechnet 20-25 Euro pro Stunde freuen. Dies hängt mit den hohen Lebenshaltungskosten zusammen. Ich muss wirklich sagen, Norwegen ist wahnsinnig teuer. Zwar sind Grundnahrungsmittel wie Milch, Brot, Obst und Gemüse verglichen mit Deutschland nur etwa 20% teurer, wer sich jedoch Fleisch, Fisch oder Alkohol kaufen möchte muss schon tief in die Tasche greifen. Der Kilopreis von Hühnchen liegt bei etwa 11Euro/Kg bei Rindfleisch sind es dann schon etwa 55Euro/Kg. Ebenso schlecht sieht es bei Bier aus, wer da nicht gerade das allerbilligste Trinken möchte muss im Supermarkt für einen halben Liter schon mal 3 Euro ausgeben. In Bars und Nachtclubs sind es bei einem Bier schon um die 89 Euro. Zur Stadt Kongsberg gibt es eigentlich nicht so viel zu sagen. Die Stadt ist relativ klein und bietet an Unterhaltungsmöglichkeiten eher wenig an. Da ich mich gerne sportlich betätige habe ich mich in einem nahegelegenen Fitnessstudio angemeldet. Insgesamt stehen einem in Kongsberg meines Wissens 4 zur Verfügung, welche von den Kosten zwischen 30 und 50 Euro pro Monat liegen. Alle von ihnen haben ihre Vor- und Nachteile. Hinzu kam, dass ich auch auf meinem Auslandssemester nicht auf Fußball verzichten wollte und so kam es, dass ich mich mit dem Örtlichen Fußballverein in Verbindung setzte und dann beim Kongsberg IF Team mittrainieren konnte. Diese haben letzte Saison den Aufstieg in die 3. Division geschafft. Klingt erstmal relativ hoch, ist verglichen mit den bayerischen Ligen aber eher Bezirksliganiveau. Wer wirkliche Nachtclubs sucht wird in Kongsberg vermutlich auch nicht fündig werden. Es gibt 3 Bars in Kongsberg, die mit viel Phantasie als Nachtclub durchgehen können. Wer allerdings wirklich feiern gehen möchte muss mit dem Zug oder Bus nach Drammen oder Oslo fahren. Besonders in Oslo gibt es eine große Auswahl an Nachtclubs, leider ist die Hauptstadt 80km von Kongsberg entfernt, sodass wir es nur einmal geschafft haben, alle zusammen dort feiern zu gehen. Meistens läuft es deshalb auf eine private Party im Studentenwohnheim raus. Besonders da Kongsberg selber eher wenig zu bieten hatte war ich besonders froh, dass ich mit dem Auto unterwegs war. Zusammen mit einem weiteren Kommilitonen aus Augsburg, der ebenfalls mit dem Auto nach Norwegen gefahren ist, haben wir uns somit immer zu zehnt auf den Weg gemacht um Norwegen und Schweden zu Erkunden. Meist haben wir uns für einige Tage über Airbnb Häuser gemietet, welche verhältnismäßig sehr billig waren. Somit haben wir dann besonders zu Beginn des Semesters, als das Wetter noch warm und die Tage lang waren auf Trips nach Bergen, Stockholm, Oslo oder Sehenswürdigkeiten aus der Natur gemacht. Anfang November kam uns dann noch eine Idee auf einen Roadtrip mit dem 1800km von Kongsberg entfernten Tromsø als Ziel. Wir wählten uns eine Route aus, welche durch Schweden und Finnland nach Tromsø führte und für den Rückweg entlang der norwegischen Küste. Damit der ganze Trip nicht zu teuer wird entschieden wir uns dazu noch draußen im Zelt zu übernachten. Von einigen als total verrückt abgestempelt, bei Minusgraden draußen zu Zelten und dann auch noch 3.500km zu fahren, machten wir uns zu dritt auf den Weg. Auf unserer Reise haben wir dann wirklich wahnsinnig viel erlebt und selbst bei -5°C im Zelt übernachten ist nur eine Frage der richtigen Kleidung. Gegen Ende November ging es dann auch auf die Prüfungen zu, jeder war mit lernen beschäftigt, die Tage wurden kürzer und die Temperaturen fielen. Besonders die ständige Dunkelheit ging den meisten mit der Zeit ein wenig auf die Nerven. Hell wurde es erst gegen 9 und ab 3 dämmerte es schon wieder, sodass es um halb 4 schon wieder dunkel war. Hinzu kommt, dass in Norwegen um die Städte meist Berge liegen, sodass man die Sonne selbst, bei klarem Himmel oft nur hinter dem nächsten Berg sieht. Von den Temperaturen her war es aber selbst im Dezember noch völlig ok. Wir hatten zwar auch ein paar Tage bei -10°C aber meistens hielten sich die Temperaturen zwischen 0 und -5°C also doch etwas wärmer wie sich die meisten Leute Norwegen im Dezember vorstellen würden. Kurz vor Weihnachten war es dann auch schon soweit sich von allen zu verabschieden. Die vier Monate in Norwegen sind wirklich wie im Flug vergangen und man wollte zu seinen neu gewonnenen Freunden aus vielen verschiedenen Ländern gar nicht auf Wiedersehen sagen. Es war wirklich eine wahnsinnig tolle Erfahrung für mich und ich kann jedem Studenten nur empfehlen ein Auslandssemester zu absolvieren. Norwegen ist ein unglaublich schönes und vielseitiges Land und die Menschen sind zwar oftmals zuerst relativ zurückhaltend aber doch sehr hilfsbereit.
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