Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr

Ynfo
Liebe Kolleginnen
und Kollegen!
Karl
Schrittwieser
1. Autoren­gruppe für Religionsbücher an Volksschulen 3.
und 4. Klasse
Ich habe schon einige Male bei
verschiedenen
Veranstaltungen darauf hingewiesen, dass es
sinnvoll wäre, wenn sich auch
aus unserer Diözese eine Autorengruppe zur Erstellung neuer
Religionsbücher finden könnte.
Wir haben eine große Zahl von
sehr fähigen und begabten Religionslehrern/innen, die an den
Volksschulen Religionsunterricht
erteilen. Konkret werden Autor/
innen für ein Religionsbuch der 3.
und 4. Klasse Volksschule gesucht.
Zunächst sind Probekapitel zu erstellen, bevor die Beauftragung
durch die Schulamtsleiterkonferenz erfolgen kann. Es gehört natürlich eine Portion Mut dazu und
die Bereitschaft, Zeit zu investieren. Ihre bisherigen guten Erfahrungen könnten durchaus in neue
Religionsbücher miteinbezogen
werden. Selbstverständlich werden sich diese Bücher am neuen
kompetenzorientierten Lehrplan
für den katholischen Religionsunterricht an Volksschulen orientieren. Interessenten/innen mögen
sich alsbald im Schulamt melden!
2. „Barmherzig wie der Vater“ –
zum Jahr der Barmherzigkeit
Am 8. Dezember 2015 wird Papst
Franziskus mit dem Öffnen der
Hl. Pforte im Petersdom feierlich
das außerordentliche Heilige Jahr,
das bis zum Christkönigsfest 2016
dauern wird, für die katholische
Kirche beginnen.
Fortsetzung auf Seite 2 
Mitteilungen
aus dem
Diözesanschulamt
4/2015
Was ihr für einen
meiner geringsten
Brüder getan habt,
das habt ihr
mir getan.
Mt. 25,40
Schulamtsleiter
 Fortsetzung von Seite 1
Warum hat der Papst mit der Bulle
„Misericordiae vultus“ ein Hl. Jahr der
Barmherzigkeit angekündigt? Ein zentrales Anliegen des Hl. Vaters ist es,
die Freude des Evangeliums zu leben
und nach neuen Wegen zu suchen, den
Menschen unserer Zeit die Frohe Botschaft nahe zu bringen. Dazu möchte
er unseren Blick auf den Kern unseres
christlichen Glaubens richten. Denn er
ist überzeugt: Je mehr die Kirche aus
der Frohen Botschaft lebt, desto überzeugender und anziehender ist sie. Je
konsequenter die Kirche den Kern des
Evangeliums ins Zentrum ihrer Verkündigung stellt, desto stärker ist ihre
missionarische Strahlkraft. Und was
ist dieser Kern? Dies ist die barmherzige Liebe Gottes, die in Jesus Christus
offenbar wird. So schreibt der Papst
zur Ankündigung des Hl. Jahres: „Jesus
Christus ist das Antlitz der Barmherzigkeit des Vaters. Das Geheimnis des
christlichen Glaubens scheint in diesem Satz auf den Punkt gebracht zu
sein.“
Am 8. Dezember 2015 werden es 50
Jahre sein, dass das II. Vatikanische
Konzil zu Ende gegangen ist. Die Kon-
zilsväter hatten die Notwendigkeit
verspürt, zu den Menschen ihrer Zeit
in einer verständlichen Weise von Gott
zu sprechen. Ganz im Sinne des Konzils
schreibt der Papst für unsere heutige
Zeit: „Die Kirche spürt die dringende
Notwendigkeit, Gottes Barmherzigkeit
zu verkünden.“
Die Barmherzigkeit Gottes stellt den
Kern und die Summe der biblischen
Gottesoffenbarung dar. Am schönsten
hat uns Jesus die Botschaft der Barmherzigkeit des Vaters in seinen Gleichnissen ausgelegt. Das gilt vor allem
für das Gleichnis des Barmherzigen
Samariters und für das Gleichnis vom
Verlorenen Sohn.
Barmherzigkeit hat nicht nur etwas
mit unserer persönlichen Beziehung zu Gott zu tun. Mit der gleichen
Barmherzigkeit, mit der Gott sich uns
zuwendet, sollen wir auch unseren
Mitmenschen begegnen. Der Papst
regt an, die sogenannten Werke der
Barmherzigkeit, die auf die Verkündigung Jesu zurückgehen, in den Blick zu
nehmen und als Orientierung für unser Leben zu verstehen. Er nennt die
leiblichen Werke der Barmherzigkeit:
1. Hungrige speisen
2. Durstige laben
3. Nackte bekleiden
4. Fremde aufnehmen
5. Kranke pflegen
6. Gefangene besuchen
7. Tote begraben
Hinzu kommen die geistigen Werke
der Barmherzigkeit:
1. Zweifelnden recht raten
2. Unwissende lehren
3. Sünder zurecht weisen
4. Betrübte trösten
5. Beleidigern verzeihen
6. Lästige geduldig ertragen
7. Für Lebende und Verstorbene beten
Bemerkenswert sind von Bischof Joachim Wanke formulierte „Neue Werke
der Barmherzigkeit unserer Zeit“:
1. Du gehörst dazu
2. Ich höre dir zu
3. Ich rede gut über dich
4. Ich gehe ein Stück mit dir
5. Ich teile mit dir
6. Ich besuche dich
7. Ich bete für dich
Im Religionsunterricht gibt es vom
Lehrplan und den Religionsbüchern
viele Möglichkeiten, um das Anliegen
des Hl. Jahres aufzugreifen und im Unterricht zu aktualisieren.
Aufruf für St. Pöltner Arbeitsgruppe
Erstellung von VS Religionsbüchern
AutorInnen, die sich um den Auftrag
zur Erstellung von Volksschulreligionsbüchern für die 3. und 4. Schulstufe bewerben wollen, werden dazu
herzlich eingeladen Bei Interesse deponieren Sie dieses bitte bis 10. Jänner
2016 im Diözesanschulamt St. Pölten.
[email protected]
02742/324-3700
Wir werden dann versuchen eine Arbeitsgruppe zu konstituieren.
Einige Hinweise:
• In der AutorInnengruppe soll nachweislich eine theologische, religionspädagogische und pädagogische Kompetenz vorhanden sein,
wobei letztere sich insbesondere
auf den Bereich der Kompetenzorientierung beziehen soll.
• In der AutorInnengruppe sollen Erfahrungen aus dem Religionsunterricht in der Volksschule gegeben sein.
•Jede AutorInnengruppe soll ein
Konzept von Religionsunterricht
insgesamt, ein religionspädagogisches, insbesondere methodischdidaktisches, Konzept sowie zwei
Probekapitel für die 3. Schulstufe
zur Einreichung vorlegen – siehe
Vorgabe auf der Homepage des
Schulamtes
• Erwartet wird die grundsätzliche
Bereitschaft zur Einreichung der
Probekapitel für die 4. Klasse sowie
zur Erstellung von Zusatzmaterialien (zB Lehrerhandbuch).
Weitere Infos auf der Schulamtshomepage http://schulamt.dsp.at
Thomas Naske wird Regierungsrat
KPH Krems: Thomas Naske,
der Koordinator der diözesanen
Fortbildung der ReligionslehrerInnen wurde zum Regierungsrat ernannt. Bischofsvikar Karl
Schrittwieser überreichte die
Ernennung nach dem Studienjahrseröffnungsgottesdienst.
Ynfo 4/2015 2
Leitartikel
Religiöse Vielfalt
als Herausforderung für den
Religionsunterricht1
Dr. Philipp Klutz,
Universitätsassistent am Institut
für Katechetik, Religionspädagogik
und Pädagogik der
Kath. Universität
Linz
Vor allem in Regionen und Städten, die
durch religiöse Vielfalt gekennzeichnet sind, ist es an manchen Schulen
schwieriger geworden, den Religionsunterricht zu organisieren. Immerhin
haben in Österreich 16 gesetzlich anerkannte Kirchen und Religionsgesellschaften die rechtliche Möglichkeit,
einen Religionsunterricht anzubieten, von denen gegenwärtig 15 dieses
Recht auch wahrnehmen. „Verstärken
sich auch noch Tendenzen zur Abmeldung vom Religionsunterricht, gerät
er gänzlich an den Rand schulischer
Wahrnehmung und an den Rand des
Unterrichtstages“.2 Nicht selten wird
er dann durch die geringe TeilnehmerInnenzahl klassen-, schulstufen-,
vereinzelt auch schulstandort- und
schulartübergreifend organisiert. Eine
solche Durchführung des Religionsunterrichts gehört für die zahlenmäßig
kleinen gesetzlich anerkannten Kirchen und Religionsgesellschaften seit
Jahren zur Tagesordnung. Was den
römisch-katholischen Religionsunterricht betrifft, so nimmt diese Praxis
an einzelnen Schulen zu. Unweigerlich drängen sich folgende Fragen auf:
Welche Zukunft hat der konfessionelle
Religionsunterricht? Welche alternativen Modelle bestehen zur konfessionellen Organisationsform? Welche
Akzeptanz haben diese?
In den vergangenen Jahren wurden
im deutschsprachigen Raum alternative Modelle des konfessionellen Religionsunterrichts konzipiert, erprobt
und teilweise in das Regelschulwesen
implementiert. Neben konfessionellkooperativen Modellen (z.B. in BadenWürttemberg und Wien) bestehen
auch welche, die prinzipiell allen SchülerInnen religiöse Bildung an öffent-
lichen Schulen ermöglichen wollen
(z.B. in Hamburg und Zürich). In der
Religionspädagogik fällt die Beurteilung dieser Modelle durchaus disparat
aus. Ist aber eine alternative Form für
jene, die ihn an der Schule verantworten und mittragen, überhaupt denkbar? Wie werden Religion, religiöse
Vielfalt und der Religionsunterricht
von diesen Personen wahrgenommen
und eingeschätzt? Welche Akzeptanz
hat bei diesen ein Religionsunterricht
für alle, der gemeinsam von Kirchen
und Religionsgesellschaften verantwortet wird und als kontextsensibles
Modell betrachtet werden kann? In
einer qualitativ-empirischen Studie
widmete ich mich diesen Fragestellungen. Dabei rekonstruierte ich mit
Hilfe des qualitativ-empirischen Verfahrens der dokumentarischen Methode den schulinternen Diskurs um
den Religionsunterricht, wozu ich
Gruppendiskussionen mit den Religionslehrerinnen und -lehrern sowie
den Mitgliedern des Schulgemeinschaftsausschusses (SGA) an zwei ausgewählten höheren Schulen in Wien
durchführte.
Empirische Befunde Stellung des Religionsunterrichts an
der Schule und Erwartungen an ihn
Die empirischen Befunde der Studie
machen auf die schulorganisatorisch
fragile Stellung des Religionsunterrichts und die Erwartungen an ihn
aufmerksam. Diese haben das Potential, den Religionsunterricht randständig werden zu lassen. So wird der
Religionsunterricht von einer SGAGruppe als weitgehend unauffälliges
Fach, über das kaum etwas Konkretes
gesagt wird, wahrgenommen. Diese
Unauffälligkeit wird insofern positiv
betrachtet, als sie ein Zeichen für das
Ausbleiben von Konflikten sei („Wauns
ruhig is, daun passts.“). Die Randposition des Religionsunterrichts kommt
auch in der anderen SGA-Gruppe zum
Ausdruck, da dieser als Bekenntnis /
Gesinnungsfach und weniger als allgemeinbildendes Fach gesehen wird. Die
Teilnahme am bzw. die Abmeldung
vom Religionsunterricht sei somit beliebig und hänge von der persönlichen
Präferenz ab. Gleichzeitig nehmen die
befragten ReligionslehrerInnen viel-
Station Visionen beim Inspirationsweg Zeillern: Visionen für den Religionsunterricht entwickeln.
Ynfo 4/2015 3
Leitartikel
fältige und zum Teil widersprüchliche
Erwartungen wahr. So wünschen sich
SchülerInnen vom Religionsunterricht
eine „Erholungsstunde“; die Schulleitung erwarte von ihm einen Beitrag
zur Werteerziehung. Diese Wünsche
und Erwartungen stehen jedoch konträr zu den Vorstellungen der (kirchlichen) Schulaufsicht, womit für die
befragten ReligionslehrerInnen die Vision und die Realität des Religionsunterrichts auseinanderklaffen und das
Unterrichten von Religion als schwierig empfunden werde.
Religionsunterricht für alle und
von allen – denkbar?
Die Akzeptanz für einen Religionsunterricht für alle, der gemeinsam von
Kirchen und Religionsgesellschaften
verantwortet wird, fällt bei den befragten Gruppen sehr unterschiedlich aus.
Eine der beiden untersuchten Schulen
beurteilt diesen durchwegs positiv,
auch wenn durch das Vorhandensein
des Ethikunterrichts an der Schule eine
Umgestaltung der gegenwärtigen Form
als nicht notwendig erachtet wird. Ein
solches
Religionsunterrichtsmodell
wird insofern akzeptiert, als dadurch
das Gemeinsame von Kirchen und Religionen stärker in den Vordergrund
gerückt werde, wobei auch differenznivellierende Tendenzen zu beobachten
sind („glauben ja letztlich eh alle an
einen Gott“). Für einige der befragten
ReligionslehrerInnen weise diese Form
einen weiteren Vorteil auf, da durch
sie der Religionsunterricht aus seiner
gegenwärtigen Position („so irgendwie im Eck“) heraustreten und „sogar
völkerverbindend“ wirken könnte. Die
Gruppendiskussionen beider Schulen
sehen aber auch Schwierigkeiten mit
diesem Religionsunterricht, die vor
allem außerhalb des schulischen Verantwortungsbereichs verortet werden.
So werden u.a. die Religionen, insbesondere die katholische Kirche und
streng religiöse Eltern als Hindernisse
in der Etablierung dieses Religionsunterrichts gesehen. Teilweise wird ein
solches Modell auch explizit abgelehnt,
da einige der befragten ReligionslehrerInnen religiöse Bildung an der Schule
als Einführung in eine bestimmte Glau-
benstradition verstehen, womit katechetische Ziele verfolgt werden.
Religionspädagogische
Perspektiven Religionsunterricht im Kontext
Schule denken
Der Religionsunterricht ist ein umstrittenes und begründungspflichtiges
Fach, nicht zuletzt durch die sozioreligiösen Veränderungen und die bildungspolitischen Weichenstellungen
der letzten Jahre (Kompetenzorientierung). Die empirischen Befunde unterstreichen die Notwendigkeit, sein Vorhandensein an der öffentlichen Schule
zu begründen und ihn konsequent im
Kontext von Schule zu denken, da er
„nur in dem Maße [Zukunft hat], wie
er auszuweisen vermag, dass er einen
genuinen Beitrag zum schulischen Bildungsauftrag leistet“.3 Von entscheidender Bedeutung ist seine strukturelle Stärkung (z.B. durch die Einführung
des Ethikunterrichts und die vorrangige Behandlung in der Stundenplangestaltung). Auch der Religionsunterricht
selbst hat das Potential, dass religiöse
Bildung an der Schule vermehrt als
Teil des schulischen Bildungsauftrags
gesehen wird. Indem ReligionslehrerInnen – unter der Berücksichtigung
der jeweiligen Möglichkeiten (vor Ort)
– mit ihren KollegInnen anderer Konfessionen und Religionen sowie anderer Fächer kooperieren, macht er sich
selbst als unverzichtbarer Bestandteil
der Schule. Neben der strukturellen
Stärkung benötigt der Religionsunterricht auch ein klares inhaltliches
Profil, möchte er kein Schattendasein
an der Schule fristen und primär als
Zulieferer für Metafachliches (z.B. Werteerziehung) wahrgenommen werden.
Nicht zuletzt hängt seine Akzeptanz
durch die SchülerInnen auch wesentlich vom Binnengeschehen ab. Folglich
gewinnen jene religionsdidaktischen
Ansätze an Bedeutung, die zur inhaltlichen Schärfung beitragen, indem sie
„die Schüler/innen zum eigenen Nachdenken über religiöse Fragen animieren“ und in Auseinandersetzung mit
Modellen theologischen Denkens „die
Entwicklung ihrer eigenen religiösen
Orientierungsfähigkeit“4 fördern.
1.Der Beitrag ist der Studie des Autors entnommen: KLUTZ, Philipp: Religionsunterricht vor den Herausforderungen
religiöser Pluralität. Eine qualitativ-empirische Studie in Wien, Münster u.a.: Waxmann 2015 (= Religious Diversity
and Education in Europe 28) sowie KLUTZ, Philipp: „Wenn der konfessionelle Religionsunterricht mancherorts an
Grenzen gerät“ – Was Schulfallstudien an der Sekundarstufe II in der Großstadt Wien der Religionspädagogik zu
denken geben, in: Österreichisches Religionspädagogisches Forum 22 (2014), 115–124.
2.JÄGGLE, Martin / KLUTZ, Philipp: Religiöse Bildung an Schulen in Österreich, in: JÄGGLE, Martin / ROTHGANGEL, Martin / SCHLAG, Thomas (Hgg.), unter Mitarbeit von KLUTZ, Philipp / SOLYMÁR, Mónika: Religiöse Bildung in Europa.
Teil 1: Mitteleuropa, Göttingen: V&R unipress 2013, 69–93, 79 (= Wiener Forum für Theologie und Religionswissenschaft 5,1).
3.METTE, Norbert: Praktisch-theologische Erkundungen 2. Münster u.a.: LIT 2007, 213, (= Theologie und Praxis 32).
4.ENGLERT, Rudolf: Religion gibt zu denken. Eine Religionsdidaktik in 19 Lehrstücken, München: Kösel 2013, 20.
Ynfo 4/2015 4
Gemeinsame Entwicklung
kontextsensibler Modelle
Die empirischen Befunde machen darauf aufmerksam, die konkrete Schule
als wichtige Kooperationspartnerin
für die Entwicklung kontextsensibler,
nach Schultyp und -standort differenzierter Modelle zu sehen. Zwar wird an
den beiden untersuchten Schulen der
schulische Verantwortungsbereich in
Bezug auf den Religionsunterricht als
klein erachtet, jedoch verfügen diese
Schulen das Potential, sich konstruktiv in der Entwicklung kontextsensibler Modelle des Religionsunterrichts
zu beteiligen. So sind die AkteurInnen
der einzelnen Schulen gewissermaßen ExpertInnen ihrer Schule und
verfügen über ein unverzichtbares
Organisationswissen. Gemeinsam mit
der wissenschaftlichen Religionspädagogik und den für den Religionsunterricht verantwortlichen Personen
haben sie das Potential, neue Religionsunterrichtsmodelle zu entwickeln.
An der Fachbereichsschule für Tourismus Warmbad Villach in Kärnten kann
beobachtet werden, was möglich ist,
wenn Schule, Kirchen und Religionsgesellschaften optimal zusammenarbeiten. An ihr findet das Projekt ‚Dialogischkonfessioneller
Religionsunterricht‘
(dk:RU) statt, der gemeinsam von vier
Kirchen und Religionsgesellschaften
verantwortet und von den jeweiligen
konfessionellen ReligionslehrerInnen
erteilt wird (römisch-katholisch, evangelisch, orthodox und islamisch). Dieses
Religionsunterrichtsmodell
verdient
besondere Aufmerksamkeit, da es den
schulischen Kontext sensibel wahrnimmt, einen Beitrag zur Bewältigung
berufsspezifischer Anforderungen leistet und so den Religionsunterricht als
integrativen Bestandteil von Schule
trotz schwieriger Umstände etablierte.
Letztendlich veranschaulicht es, dass
Kirchen und Religionsgesellschaften einen unverzichtbaren Beitrag zum schulischen Bildungsauftrag leisten, womit
erkennbar wird, dass der Religionsunterricht pluralitätsfähig ist und weiterhin Zukunft hat.
Buchtipp:
Philipp Klutz, Religionsunterricht vor den
Herausforderungen religiöser Pluralität. Eine
qualitativ-empirische
Studie in Wien, Münster 2015, Waxmann,
Aus der Reihe: Religious Diversity and Education in Europe, Band 28)
Ausschreibung
FachinspektorIn
BMHS und LBS
Das Diözesanschulamt St. Pölten
schreibt die Position einer Fachinspektorin / eines Fachinspektors für
den katholischen Religionsunterricht
an BMHS und LBS im Bereich der Diözese St. Pölten gemäß § 7c Religionsunterrichtsgesetz aus.
Dienstrechtliche
Voraussetzungen
sind ein vertragliches oder pragmatisches Lehrerdienstverhältnis sowie
eine abgeschlossene religionspädagogische Ausbildung.
Als selbstverständlich werden eine
verlässliche kirchliche Beheimatung
und eine mehrjährige erfolgreiche Berufspraxis als ReligionslehrerIn – im
weiterführenden Schulbereich – vorausgesetzt.
Erwartet werden Leitungs-, Planungs-,
Beratungs- und Koordinationskompetenz. Ein umfassender Bildungsbegriff
und ein korrelativ verstandener Religionsunterricht müssen Basis der bisherigen unterrichtlichen Tätigkeit gewesen sein. Besonders wichtig ist die
Bereitschaft zur Stärkung und Weiterentwicklung des Religionsunterrichts
in einem veränderten gesellschaftlichen und kirchlichen Umfeld.
Erfahrungen im Bereich der Aus-,
Fort- und Weiterbildung von (Religions)lehrerInnen, von Tätigkeiten im
Bereich der Schulorganisation, der Unterrichts- und Schulentwicklung, der
Erstellung von Unterrichtsmaterialien
und der Vertretung in schulischen Gremien und Arbeitsgemeinschaften oder
vergleichbare Tätigkeiten sehen wir
als wertvolle Ergänzung des persönlichen Portfolios.
Die Bestellung erfolgt für eine Zeit von
fünf Unterrichtsjahren. Ende Februar
2016 ist ein Hearing der Kandidatinnen und Kandidaten geplant.
Dienstantritt ist der 1. Dezember 2016.
Schulamt
Verstorbene
Religionslehrer/
innen
Dez 2014 - Nov 2015
Wir gedenken der verstorbenen
ehem. ReligionslehrerInnen seit
Dezember 2014
• Msgr. Rudolf Stark,
Pfr. i. R. (Weitra) (3. 12. 2014)
• H. Ansgar Frank Koczulla OPraem
(zuletzt VS Geras 2006)
(31. 12. 2014)
• GR Johann Priesching,
Pfr. i. R. (Ruprechtshofen)
(17. 3. 2015)
• GR P. Gunther Johann Ledel OCist,
Pfr. i. R. (Traisen) (20. 3. 2015)
• Neumayer Gertrud
(St. Pölten)
(27. 4. 2015)
• Dr. Hörmer Alois
(emer. Domdechant, Pfr. i. R.)
(16. 10. 2015)
Kontaktdaten
im Diözesanschulamt
• Diozesanschulamt St.Pölten:
02742/324 DW 3700
[email protected]
• BV Dir. HR Msgr. Mag. Karl Schrittwieser, DW 3703
0676/826634194
[email protected]
• MMag. Christian Ebner, DW 3704
0676/826615306
[email protected]
• Gerda Gschwandtner, DW 3701
[email protected]
• Roswitha Trauner, DW 3702
[email protected]
• FI Mag. Johann Bruckner
0676/826688700
[email protected]
• FI Dr. Otto Hörmann
0676/826688500
[email protected]
• FI Mag. Ernst Merkinger
0676/826688600
[email protected]
• FI MMag. Jutta Prohaska
0676/826688200
[email protected]
• FI Dipl. Päd. Ing. Hildegard Schaup
0676/826688400
[email protected]
• Fax 02742/324, DW 3709
• Homepage: http://schulamt.dsp.at
Wechsel bei den Fachinspektoren
Mit Ing. Hildegard Schaup und MMag. Jutta Prohaska wirken nun zwei neue
Fachinspektorinnen für den Religionsunterricht, insgesamt sind es sechs im
Diözesanbereich. Bischof DDr. Klaus Küng überreichte Anfang September die
Dekrete und verabschiedete die ausscheidende Fachinspektorin Margarete
Stricker. Bei dieser Gelegenheit gratulierte das Team des Diözesanschulamtes im Namen aller ReligionslehrerInnen Bischof Klaus zu seinem 75. Geburtstag.
Bewerbungen:
bis spätestens 31. Jänner 2016 an:
Diözesanschulamt St. Pölten
z.H.: Direktor
BV HR Msgr. Mag. Karl Schrittwieser
Klostergasse 16
3100 St. Pölten
Dekretübergabe an die Fachinspektorinnen.
Ynfo 4/2015 5
Schulamt
Bibel.bewegt ganze Diözese
Laientheologen
Ergebnisse der Online-Umfrage
Gabriela
Edlinger
atgeb
erin
Spiritu
alität
R
Gotte
swort
Kr
Türaftquelle
Im September wurden MitarbeiterInnen aus der ganzen Diözese (Pfarren, Zentralstellen, ReligionslehrerInnen) per E-Mail eingeladen, sich an der Online-Umfrage zu Bibel.bewegt zu beteiligen. Von den angeschriebenen 2500 Personen
kamen 300 Antworten zurück, eine erfreulich große
Anzahl aus
allen Arbeitsbereichen. 70 Antworten stammen von
ReligionslehrerInnen. Danke allen, die mitgemacht
Alltag
haben.
nährt Weg
sbegle
öffnet
ite
Leben rin
Hier die ersten Ergebnisse:
sbuch
• Rückmeldung gab es aus allen Dekanaten
stärkt
• 55 % Frauen, 45 % Männer
Gotte
sbege
gnung
• 66 % im Alterssektor 15 bis 45 Jahre
• 33 % im Sektor 46 bis 56 Jahre
Jene Initiativen wurden am meisten aufgegriffen in die viel & breitgestreut investiert wurde (z.B. Mein liabster Vers, Bibelleseplan, Hosentaschenbibel)
Die laufende Information erfolgte durch diözesane „Leitmedien“: Diözesanhomepage, Aussendung der Pastoralen Dienste, Kirche bunt, Pfarrblätter, Kircheyleben, PGR-Newsletter, Diözesanjahrbuch, Informationsmail des Diözesanschulamtes, Ynfo.
Auswirkungen wurden in allen gefragten Bereichen wahrgenommen (persönl.
Bibellesen, Liturgie, Gruppentreffen, Soziales/Caritas)
Die Selbsteinschätzung ergab ein klares Votum, dass sich die Initiative in jedem
Fall (bei ca. 25 % sogar sehr) gelohnt hat
Aus der großen Anzahl persönl. Anmerkungen (48 Pers.) gehen viele Anregungen hervor, ebenso viele Bestärkungen weiterzumachen; die Dauer von zwei Jahren wird sehr begrüßt.
Die pastorale Initiative Bibel.bewegt ist demnach „flächendeckend“ in der ganzen Diözese angekommen und trägt sichtbare erste Früchte. Die Steuerungsgruppe wird die Ergebnisse in den Details anschauen und daran arbeiten, damit die
Initiative im 2. Jahr vertieft weiter wachsen kann.
BIBEL
Anfang November 2015 habe ich
die Laientheologenbeauftragung
für den Studienort der PTH St. Pölten von Raimund Triml übernommen. Als mich Weihbischof Anton
im Frühjahr darauf ansprach, die
Laientheologenbeauftragung für
die PTH St. Pölten zu übernehmen, sah ich es als Berufung, aber
auch als Herausforderung, dieses
Amt anzunehmen.
Die Laientheologentreffen sehe
ich als Chance, sich selbst, seinen
Mitmenschen und die Diözese mit
all ihren Angeboten und Einrichtungen besser kennen zu lernen,
um so gut für die zukünftigen beruflichen Herausforderungen vorbereitet zu werden.
Dr. Gerhard Reitzinger, Mag. Peter Haslwanter, MMag. Christian Ebner
Neue Referentin für
Jugend und Schule
Theotag – Herzlich willkommen!
Mittwoch, 27. Jänner 2016, 9 – 14 Uhr im Hiphaus St. Pölten.
Der TheoTag ist ein Vormittag
für Schülerinnen und Schüler
zwischen 17 und 19 Jahren, an
dem verschiedenste Berufe in
der Kirche in lebendiger Atmosphäre vorgestellt werden. An
diesem Vormittag ist es möglich,
Menschen kennen zu lernen, die
in den vielfältigen Bereichen der
Kirche arbeiten und so mehr
über bestimmte Berufsfelder zu
erfahren, die die SchülerInnen
dann eventuell auch für ihre eigene Zukunft in Betracht ziehen
können.
Mag. Cornelia
Geiger, BEd.
Mein Name ist Cornelia Geiger und ich
bin seit Mitte Oktober die neue Referentin für Jugend und Schule bei der
KJ St. Pölten. Als diese setze ich gezielt
Schwerpunkte (Workshops, Veranstaltungen, Schulbesuche) für SchülerInnen im Oberstufenalter. Ich freue mich
darauf Sie kennen zu lernen und bin
jederzeit für Wünsche und Vorschläge
offen.
Bitte kontaktieren Sie mich unter:
[email protected]
oder 0676/8266 15 365
Infos zum Theotag und zur Anmeldung: http://theotag.dsp.at
Anmeldeschluss: 15. Jänner
2016.
Ynfo 4/2015 6
Schulpastoral
Zu Gast im Treffpunkt
Seelsorge am Stiftsgymnasium Melk
Mag. Helene
Stadlbauer, je
50% Anstellung
als RL sowie in der
Schulseelsorge am
Stiftsgymnasium
Melk
„Heilende Seelsorge legt den Schwerpunkt auf die zwischenmenschliche
Begegnung und Beziehung, die dem
einzelnen zu vertiefter Selbstakzeptanz
verhelfen und seine Gemeinschaftsfähigkeit stärken möchte.“1
Solche zwischenmenschlichen Begegnungen, die mehr sind bzw. mehr
sein wollen als ein bloßes Aneinander
vorübergehen gibt es im Schulalltag
viele – meist ungeplant und an überraschenden Orten, wie vor dem Lehrerzimmer, während der Gangaufsicht
oder am Weg zur nächsten Klasse. Diese „Tür-und-Angel“ Gespräche bieten
nicht immer die optimalen Rahmenbedingung, wenn es um seelsorgliche
Begleitung geht.
“Treffpunkt” ist Begegnungsraum
Am Stiftsgymnasium Melk wurde daher 1997 die Idee Schule lebens- und
gastfreundlich zu gestalten in die Tat
umgesetzt und ein eigener Raum,
der die Möglichkeit für tiefere zwischenmenschliche Begegnungen bieten soll, geschaffen – der sogenannte
“Treffpunk”t. Eine ehemalige Schülerin beschreibt den Treffpunkt als Ort
der Wärme und schönen Stunden, an
dem jeder willkommen ist. An diesen Wohlfühlort, der im Sinne der
benediktinischen Tradition der Gastfreundschaft verstanden wird, sind
alle aktuellen und ehemaligen Mitglieder der Schulgemeinschaft, aber
auch Besucher aus anderen Schulen
eingeladen, einfach da zu sein; ein
Begegnungsraum mit Wohnzimmeratmosphäre. In den Pausen stärkt man
sich mit Müsli oder anderen Leckereien, die man an der Theke gemeinsam
mit den aktuellsten Schulneuigkeiten
erwerben kann. Bei gemütlichen Teeund Kaffeegesprächen tritt der Schulalltag schon mal in den Hintergrund
und manchmal wechseln auch die
Rollen von Gast und GastgeberIn ihre
ursprünglichen BesitzerInnen.
Arbeit im Team
Neben der Organisation und Präsenz
im SchülerInnentreffpunkt übernimmt das Treffpunktteam, bestehend
aus zwei eigens angestellten Schulseelsorgerinnen sowie Mitgliedern des
Konvents noch eine Vielzahl anderer
Aufgaben. Die Organisation von Schulfesten, Orientierungstagen, Adventbesinnungen und unterschiedlichen
Workshops gehören beispielsweise
genauso dazu, wie ein WillkommensFrühstück für alle ersten Klassen, sowie die Begleitung und Unterstützung
des Schulsprecherteams.
SeelsorgerInnen sind
Vertrauenspersonen
Neben den sichtbaren Tätigkeiten geschieht vieles – vielleicht das Wichtigste – in einem nach außen unsichtbaren Rahmen: In einem gesonderten
Büro, auf einer gemütlichen Couch
sind SchülerInnen, Eltern und auch
Lehrpersonen eingeladen Platz zu
nehmen - mit all ihren Sorgen, Ängsten, Wünschen und Hoffnungen. Unter
Ynfo 4/2015 7
dem Schutzmantel der Vertraulichkeit und Verschwiegenheit stellt der
Treffpunkt eine erste Anlaufstelle für
unterschiedlichste Thematiken und
Probleme dar. Manchmal hilft schon
ein offenes Ohr, in anderen Fällen
bedarf es der Einbeziehung professioneller Hilfe. Hier gilt es als Seelsorgerin eine erste Vertrauensperson zu
sein, um gemeinsam weitere Schritte
zu besprechen und gegebenenfalls
weiter zu vermitteln. Die Annahme
dieses Gesprächsangebots durch die
SchülerInnen zeigt sich an der starken
Besucherfrequenz; an manchen Tagen
löst ein Gespräch das nächste ab. Dabei bringt ein jedes neue Herausforderungen mit sich und lässt einen des
Öfteren auch an die eigenen Grenzen
stoßen. Dennoch schätze ich mich
glücklich dieses Schuljahr gemeinsam
mit Mag.Petra Fischer als Schulseelsorgerin tätig sein zu können mit dem
Ziel, eine Atmosphäre der Wertschätzung und des Angenommenseins zu
schaffen, die Gastfreundschaft erlebbar werden lässt.
1 Panhofer, Johannes: Die Bedeutung der Seelsorge in
der Beratungslandschaft. In: Reichel, Renè: Beratung,
Psychotherapie, Supervision. Einführung in die Beratungslandschaft, Facultas Wien, 2005.
Schutz vor Missbrauch
Vergib DU ihnen, denn sie
wissen nicht, was sie tun…
Die Forderung nach Vergebung – Verrat an den Opfern
Mag. Maria
Zugmann, Psychotherapeutin i.A.u.S,
Vorträge und Seminare zu Prävention
von sexualisierter
Gewalt.
Verdrehungen kennzeichnen die Dynamik in den Machtspielen der sexualisierten Gewalt. Nichts ist so wie es
nach außen scheint.
Das Angebot von Nähe, Vertrautheit im
Vertrauensraum einer seelsorglichen
oder pädagogischen Beziehung ist für
ein Kind, das sonst keine oder zu wenig Nähe bekommt, wie Wasser für einen Verdurstenden. Die Forderung des
Missbrauchers ist Verschwiegenheit.
Sexueller Missbrauch ist der letzte
Schlag gegen die Seele des Opfers. Es
ist der Höhepunkt des Betrugs, wo
das Schöne und Gute der Beziehung,
Nähe und Geborgenheit, Liebe und Zuwendung „verspottet“ und pervertiert
wird. Der Missbraucher wollte nicht
- wie das Opfer es eigentlich dachte
- eine Beziehung aufbauen, sondern
sich an ihm sexuell befriedigen.
Es ist ein gemeiner Betrug, der nicht
nur die Beziehung des Opfers zum
Missbraucher zerstört, sondern auch
die zur eigenen Identität, zum Gegenüber und zu Gott.
Das Empfinden von Nähe, der Wunsch
nach Beziehung, wird nun für das Opfer zum Objekt des Hasses, denn genau dieser Wunsch nach Geborgenheit
und Beziehung hat die Katastrophe
herbeigeführt.
Verdrehungen kennzeichnen auch die
Dynamik des Aufarbeitens von Fällen
sexualisierter Gewalt.
„Hast du dem Täter schon vergeben?“
ist eine der ersten Fragen, die Betroffene zu hören bekommen, wenn sie
sich nach Jahren des Schweigens mitzuteilen wagen.
nach Andrea Lehner-Hartmann die
Vorstellung, „dass Opfer, indem sie
vergeben, das Erlittene vergessen
können und sich selbst und ihrer Umwelt dadurch wieder eine Rückkehr
ins normale Leben ermöglichen. Diese
Forderung stößt bei vielen Opfern auf
positive Resonanz. Auch sie wünschen
sich nichts sehnlicher, als das Erlittene
irgendwie ungeschehen zu machen.
Wenn dies das Vergebungshandeln am
Täter verspricht, dann werden sie es
tun.“1
Aufatmen können dann lediglich Täter und die Umwelt. Für sie ist ja dann
wieder alles in Ordnung.
Für das Opfer geht die Misshandlung
aber im Inneren weiter. Die Forderung
zu vergeben trifft auf das Gefühl schuldig zu sein. „Sie fühlen sich mitschuldig an der sexuellen Gewalt, weil sie
sich nicht stärker gewehrt haben, sie
fühlen sich schuldig an der erlittenen
Prügelei, weil ihnen der Täter eingeredet hat, dass sie es durch ihr Verhalten
provoziert hätten...
Vergeben und vergessen zu wollen,
aber nicht vergeben und vergessen
zu können, vergrößert beim Opfer die
Ohnmacht und Einsamkeit. Befreiung
als genuines Moment von Vergebung
bleibt aus.“2
Vergebung als Leitbild, das als Anspruch an die Opfer herangetragen
wird, ist mehrfach problematisch:3
„Vergib und vergiss! –
um deinetwillen!“
Hinter dieser Aufforderung steckt
Ynfo 4/2015 8
a) Mit der Forderung nach Vergebung
wird das Gewalthandeln an den Opfern verlängert.
b) Die Perspektive des Opfers wird
nicht eingenommen.
c) Das misshandelte Kind im Erwachsenen, das gerade zu reden begonnen hat, soll wieder schweigen –
und alles bleibt so, wie es war.
d)Das Verbrechen des Missbrauchs
wird auf eine zwischenmenschliche
Kränkung nivelliert.
e) Die Täter werden nicht erwähnt.
Das Ahnden der kriminellen Handlung ist eigenartigerweise nicht im
Blick.
f)Wenn das Opfer nicht vergibt, ist
es selbst schuld an der Misere. Die
Schuld liegt wieder beim Opfer.
g)Die rasche Vergebungsbereitschaft
des Opfers entspricht oft dem Bedürfnis, den schmerzvollen Heilungsweg „abzukürzen“, in der
Hoffnung, dass die posttraumatischen Symptome dann „weg“ sind.
h) Die „Fähigkeit“ des Verzeihens wird
als Tugend dargestellt. „Und ist
doch in diesem Kontext vielleicht
genau das Gegenteil: mangelnder
Mut bzw. Fähigkeit, dem Druck des
Täters und des Umfelds zu widerstehen. Dann nämlich, wenn die
Machtverhältnisse bleiben, wie sie
während der Tat waren: ein Täter,
der nicht belangt wird und kein
Schutz vor Missbrauch
schlechtes Gewissen haben muss,
und ein ohnmächtiges, schweigendes Opfer.“4
i) Vergebung kann nicht der erste
Schritt sein. Den Zeitpunkt, zu dem
Vergebung dran ist – oder in Folge
des Heilungsprozesses, des „Freiwillig-in-die Nacht-gehens, des
Leidens und Sterbens“ einfach „geschieht“ -, kann nur der/die Betroffene wählen bzw. an sich erfahren.
Vergebung im Neuen Testament:
Christen verstehen sich als Erinnerungsgemeinschaft. Das Benennen
von Unrecht, das zum Himmel schreit,
das Sichtbarmachen von Unterdrückten ist Kern biblischer Erzählungen
und der Sendung Jesu.
Frederick W. Keene findet in seinen
exegetischen Analysen im Neuen Testament zwei Auffälligkeiten:
1. Vergebung wird in erster Linie als
TAT GOTTES gegenüber den MENSCHEN beschrieben.
2. Bei jenen Stellen, die zwischenmenschliche Vergebung thematisieren, handelt es sich um egalitäre Beziehungen bzw. hat der
Vergebende die machtvollere Position inne.5 Keine Stelle findet sich,
wo der Schwächere dem Mächtigen vergibt. Dem Vergehen an den
Schwachen und Kleinen wird keine
Vergebung in Aussicht gestellt. „Es
wäre besser für ihn, man würde ihn
mit einem Mühlstein um den Hals
ins Meer werfen, als dass er einen
von diesen Kleinen zum Bösen verführt.“ (Lk 17,2//Mt 18,6).
Bestätigt finden sich diese Bemerkungen in der Vergebungsbitte Jesu am
Kreuz.
Ohnmächtig am Kreuz verzeiht Jesus
nicht „großmütig“ jenen, die ihn dank
ihrer Macht gekreuzigt haben.
Er bittet Gott selbst: „Vater, vergib
ihnen, denn sie wissen nicht, was sie
tun.“ (Lk 23,34).
Aufforderungen an misshandelte Kinder, Frauen oder Männern ihren Gewalttätern zu vergeben, werden damit
als falsche Forderungen entlarvt. Zunächst müssen die Machtverhältnisse geändert werden. Vergebung wird
erst dann möglich sein, wenn das Kind
erwachsen und unabhängig ist (egalitär), wenn der Erwachsene die reale
Möglichkeit hat, Vergebung zu gewähren oder abzulehnen.
Vergebung wird ernst und keine „billige Gnade“, wenn Täter mit ihren Taten
konfrontiert werden und zur Verantwortung gezogen werden. Wenn die
Bußauflage und Reue eine fundamen-
Hören auf die Opfer ist Grundbedingung
tale Verhaltensänderung zur Folge hat.
Diese erfordert Zeit, harte Arbeit, Therapie, gute und längerfristige Begleitung. Sich in einen Behandlungsprozess zu begeben kann für Gewalttäter
die hilfreichste Form von Buße darstellen. Materielle Wiedergutmachung
(Restitution) leistet der heilungswillige Täter aus Verantwortung denen gegenüber, die er geschädigt hat.
Vergebung darf der Täter erst nach
aufrichtigem Bekenntnis und tätiger
Reue erhoffen. Vergebung ohne Wiederherstellung von Gerechtigkeit verkommt zu einer leeren Übung.
Schritte auf dem Weg
zur Vergebung
1. Das Unrecht muss vom Opfer anerkannt werden: „Mir wurde etwas
angetan und das war nicht in Ordnung, kriminell.“
2. Der Täter hat mit dem, was er tat,
Schuld auf sich geladen.
3. Das Opfer arbeitet daran, die verlorene Gefühlswelt und Selbstwert
wiedergewinnen.
4. Wut, Aggression und Hassgefühle
gehören zur Opfererfahrung dazu.
Klaus Mertes SJ spricht von der
Chance, als SeelsorgerIn heilsam
mit den Hassgefühlen Betroffener
umzugehen: „Das Sichtbarwerden
des Hasses ist eine Gelegenheit,
den Täter-Opfer-Kreislauf zu unterbrechen. Es gibt eine Möglichkeit,
Hassgefühlen so zu begegnen, dass
sie nicht anstecken, sondern ihre
Macht dadurch verlieren, dass man
sie aushält ohne innerlich einzuknicken. Das ist eine ganz reale Hoffnung für die Welt. Von ihr darf und
soll die Kirche sprechen, vor allem
dadurch, dass sie diese Hoffnung
lebt.“6
5. Sich selbst vergeben: „Wirklich
wichtig ist, dass du dir selbst vergibst. Du musst dir vergeben, dass
du Bedürfnisse hattest und dass du
klein warst. Du musst dir vergeben,
dass du dich arrangiert hast, so gut
du konntest. Du musst dir vergeben, dass du als Erwachsene mit
Einschränkungen gelebt hast. Du
musst dir vergeben, dass du deine
Opferrolle weitergelebt hast (…),
du musst dir vergeben, dass du
jetzt Zeit zum Heilen brauchst.“7
„Wenn du Vergebung, Wärme, Mitgefühl für deinen Täter empfindest, dann
heiße das willkommen als einen Teil
deines Herzens, der weich wird. Aber
vergiss nicht, deine Heilung besteht
darin, mindestens ebensoviel Liebe,
Wärme und Mitgefühl für dich selbst
zu empfinden.“
1.Lehner-Hartmann, Andrea: Wider das Vergessen. Erinnerungsarbeit als theologische Anforderung angesichts von
Gewaltvorkommen gegen Frauen und Kinder in Ehe und Familie, in: Theologie aktuell 3/2000-01, S. 4
2.Ebd.
3.vgl. Haslbeck, Barbara: Sexueller Missbrauch und Religiosität. Lit 2007, S. 407f
4.Mythos der Vergebung, in: http://netzwerkb.org/2012/01/24/mythos-der-vergebung/28.10.2015
5.Keene, Frederick W.: Structures of Forgiveness in the New Testament, in: Adams, Carol J: Violence Against Women and
Children. A Christian Theological Sourcebook, New York 1995, 121 -134; vgl. auch Lehner-Hartmann, Andrea: Wider
das Schweigen und Vergessen, S. 238-243
6.Mertes, Klaus: Krise - Zeit der Unterscheidung, der Erkenntnis und des Wandels“ in: http://www.apg2010.at/versammeln3/vortrag/0/articles/2010/10/22/a3620/Abruf am 28.10.2015
7.Bass, Ellen, Davis, Laura: Trotz allem. Wege zur Selbstheilung, Berlin 1997. S 143
8.Vgl. Haines, Staci: Ausatmen. Wege zu einer selbstbestimmten Sexualität für Frauen, die sexuelle Gewalt erfahren
haben, Berlin 2001
Ynfo 4/2015 9
Dank
Gewaltprävention/
Kinder- & Jugendschutz
Dipl. Päd. Constanze
Schilling, Diözesane Referentin für
Gewaltprävention/
Kinder- und Jugendschutz
Es ist das oberste Ziel, dass sich Kinder
und Jugendliche bedürfnisorientiert
entwickeln können bzw. sie Beziehungen zu (ehren- und) hauptamtlichen
Mitarbeiter/innen in den Schulen und
Pfarren als persönlichkeitsstärkend
erfahren. Der Schutz von Kindern und
Jugendlichen ist unsere gemeinsame
Verantwortung!
Um sich für die Rechte von Schüler/innen
einsetzen zu können, ist die Sensibilisierung zu den Themen Nähe & Distanz und
Gewaltprävention im speziellen der sexualisierten Gewalt notwendig. Sie ist die
Voraussetzung, dass Grenzverletzungen
wahrgenommen und in einem nächsten
Schritt gegen sie vorgegangen werden
kann. Um im gegebenen Fall handeln zu
können, braucht es Verantwortungsgefühl, Wissen und Klarheit.
In meiner Aufgabe als Referentin für
Gewaltprävention/ Kinder- und Jugendschutz
• professionalisiere ich ehren- und
hauptamtliche Mitarbeiter/innen
in der kirchlichen Kinder- und Jugendarbeit
• moderiere und leite ich Workshops
und Seminare und halte Vorträge
zu den Themen Nähe & Distanz und
Gewaltprävention
• gebe ich Informationen an Mitarbeiter/innen weiter
• vernetze ich kirchliche und nichtkirchliche Einrichtungen (diözesane Ombudsstelle, Rat & Hilfe,
NÖ-KIJA, Vereine: Möwe, Kidsnest,
Kinder- und Jugendhilfe, …)
Für Infos oder die Organisation und
Durchführung einer Bildungsveranstaltung zu den Themen der Gewaltprävention erreichen Sie mich unter:
[email protected]
0676/ 82 66 15 379
Klostergasse 15, 3100 St. Pölten
Ehrungen und Auszeichungen
für verdiente Religionslehrerinnen und Religionslehrer
Als „Erntedankfeier“ bezeichnete Bischof Klaus Küng die Ehrung von Religionslehrerinnen und Religionslehrern, die ein Dienstjubiläum feierten
oder in den Ruhestand verabschiedet
wurden, im Rahmen einer Feier am
30.Oktober im Sommerrefektorium
des Bistumsgebäudes.
„Goldsucher“ im
Religionsunterricht
Es sei die „Sorge des Bischofs, dass
die jungen Leute unserer Zeit den
Weg finden“, sagte Bischof Küng. Wer
die Gegebenheiten kenne, wisse wie
schwer das sei. Deshalb sei es ihm ein
Anliegen, bei der jährlichen Ehrung
verdienter Religionslehrerinnen und
Religionslehrer dabei zu sein, da diese
„an vorderster Front kämpfen“. Küng
verglich die Lehrenden mit „Goldsuchern“, die den Kindern und Jugendlichen bewusst machten, „welchen
Schatz sie in sich tragen“, und ihnen
ermöglichten, „auf das Gold in ihrem
Leben zu stoßen“, den Glauben. Diese
Aufgabe sei schwer und gleichzeitig
„wunderschön“, so Küng, der allen
dankte, „die schon über Jahre mitgegraben haben“.
Goldenes Ehrenzeichen
des Hl.Hippolyt:
Stricker RgR Margarete
Ennser OStRin Dir.Dr. Charlotte
Den Titel „Hofrat“ erhielt:
Hörmann FI Prof.Mag.Dr. Otto
Merkinger FI Mag. Ernst
Den Titel „Oberstudienrat“ erhielt
Klonner Mag. Theresia
Taufner Mag. Sieglinde
Wagner Mag. Dr. Hermann
Mayerhofer-Sebera Dipl.Päd. Elisabeth
Obermüller Dipl.Päd. Waltraud
Schuh Erzdech. Pfr. KR Mag. Wilhelm
Stehr Dipl.Päd. Wilhelm
Steinböck Dipl.Päd. Susanne
Weber GR Mag. P. Ambros
Dank und Anerkennung – LSRfNÖ:
Aigner Robert
Bieringer-Hinterbuchinger ROL Beatrix
Den Titel „Regierungsrat“ erhielt
Naske Dipl.Päd. Prof.Thomas
Den Titel „Schulrat“ erhielt:
Anderle Dipl.Päd. Anita
Bichler Dipl.Päd. Gabriele
Erber Mag. Wilhelm
Fichtinger Dipl.Päd. Heidrun
Fischer Mag. Dr. P. Udo
Fuchslueger Veronika
Hauer Dipl.Päd. Elisabeth
Kendler Dipl.Päd. Angela
Kern Dipl.Päd. Josefa
Lechner Susanne
Naderer Dipl.Päd. Erika
Naske Dipl.Päd. Ulrike
Ynfo 4/2015 Reg.R. Margarete Stricker unterrichtete seit dem Jahr 1967 Religion. 15
Jahre war sie Fachinspektorin
10
Dank
Tag der Ehrungen 2015
Eder SR Dipl.Päd. Franz Heinrich
Erhart Mag. Veronika
Granser Mag. Peter
Hadwiger Mag. Gernot
Hauer Sr Dipl.Päd. Elisabeth
Karner Sigrid
Maaß Mag. Christoph
Perndl-Kargl Anna-Maria
Schörgmaier SR Margit
Schwab Mag. Erich
Stiglitz Prof.Mag. Nikola
Stricker RgR Margarete, ehem.FI für
kath.RU an APS
Taufner OStR Mag. Sieglinde
Weber Eva Maria OLNMS
Zeiß-Eder Katharina
Ehrungen und Auszeichnungen des
Schulamtes:
15 Jahre Fachinspektorin:
RgR Margarete Stricker
20 Jahre Fachinspektor und 10
Jahre Schulamtsleiter:
BV HR Mag.Karl Schrittwieser
25 Jahre im Religionsunterricht:
Baumgartner Sr. Maria Angela Dipl.Päd.
Friedl Susanne Mag.phil.
Gutmann Maria HL Haider Silvia Mühlbauer-Stiefvater Marion Prof.Mag.
Pfeffel Heidemarie Pirringer Gabriele Prof.Mag. Rauscher Monika ROL Schreiber Hannelore Schmid Ernst Prof.Mag.
Steger Gottfried Prof.Mag. Thalhofer Martina ROL Mag. Todt-Faytl Sabine Dipl. Päd. Witschko Veronika Zeilinger Elfriede Dipl.Päd.
Mehr als 25 Jahre
Simmer Richard Prof.Mag.
30 Jahre im Religionsunterricht:
Ablasser Paul Prof.Mag. Auferbauer Gabriela Prof.Mag. Claucig Erika Hahnl Anna Karner Maria ROL Dipl.Päd. Kainz Eveline ROL Kronister Franz Mag. Mayer-Uitz Regina Prof.Mag. Meneder Regina ROL Dipl.Päd. Metzinger Theresia Dipl.Päd. Prigl Erich Prof.Mag. Scharf Kurt Prof.Mag. Sündhofer Leopold Wechsel im IDA
35 Jahre im Religionsunterricht:
Anderle Anita Dipl.Päd. Fuchslueger Veronika SR
Hierner Adelheid Dipl.Päd.
Klonner Johann SR Mag. Mayerhofer-Sebera Elisabeth ROL
Dipl.Päd.
Pruckner Christine Prof.Mag. Wittmann Gabriele SR Dipl.Päd. 40 Jahre im Religionsunterricht:
Peham Marianne SR
Praschinger Heidemarie SR Dipl. Päd. Wininger Franz OStR Mag. Dank anlässlich der Pension erhielten:
Bauer Helga
Hadl Diakon Franz
Harold Dipl.Päd. Elvira
Hauer SR Rol Dipl.Päd. Elisabeth
Resch SR Josef
Seif Elfriede
Dr. Christine Mann gab mit der Pensionierung
als Wiener Schulamtsleiterin auch ihren langjährigen Vorsitz im Interdiözesanen Amt für
Unterricht und Erziehung (IDA) ab. In einer
kleinen Feierstunde wurde sie im Rahmen der
Schulamtsleiterkonferenz für ihre Verdienste
herzlich bedankt. Zu einem gesamtösterreichischen kulinarischen Geschenkskorb steuerte unser Schulamt Wein und Most bei.
Zum Nachfolger für den IDA-Vorsitz wurde
von den österreichischen SchulamtsleiterInnen der Salzburger Mag. Josef Rupprechter
gewählt.
Ynfo 4/2015 11
Initiativ
Ein starkes Stück Kirche
Anna Rosenberger –
Diözesanvorsitzende der Katholischen
Frauenbewegung
Die Katholische Frauenbewegung
(kfb) der Diözese St. Pölten und der
Erzdiözese Wien mit ihrer Zeitung
„Welt der Frau“ (Eigentümerin ist die
Kath. Frauenbewegung Österreich)
plant in den kommenden Monaten in
Niederösterreich gemeinsam mit dem
Generationenreferat eine Veranstaltungsreihe mit dem Titel „Wendezeiten“. Nähere Informationen finden Sie
unter www.welt-der-frau.at
Aus diesem Anlass erhalten die Religionslehrerinnen von Oktober bis Dezember je eine Ausgabe von „Welt der
Frau“. Ich hoffe, Sie haben die schon
erhaltenen Ausgaben durchgeblättert
und den einen oder anderen Beitrag interessant und ansprechend gefunden.
Als Diözesanvorsitzende der Katholischen Frauenbewegung unserer Diözese und damit auch Mit-Eigentümerin
der Zeitung melde ich mich nun bei Ihnen.
In meinem persönlichen Leben ist
„Welt der Frau“ nicht mehr wegzudenken. Sie hat wesentlich dazu beigetragen mich als Frau in meinem ganz
persönlichen Leben, in meinen „Wendezeiten“ weiter zu entwickeln. Vor
allem aber haben so manche Beiträge
mein Engagement als Frau in der Gesellschaft und in der Kirche bestärkt
und motiviert.
Ich wende mich an Sie, weil ich Sie
einerseits zu einer der „WendezeitenVeranstaltungen“ einladen möchte
und andererseits, weil ich mich darüber freuen würde, Sie als zukünftige Abonnentin der Zeitung „Welt der
Frau“ zu gewinnen. Vor allem wende
ich mich an Sie als Religionslehrerinnen und Religionslehrer, die ganz Wesentliches zur Entwicklung, vor allem
der religiösen und spirituellen Entwicklung, unserer Kinder und Jugendlichen beitragen.
Kinder und Jugend sind die Kirche
von morgen
Und genau diese, Ihre Schülerinnen
und Schüler sind die Zukunft der
Kirche von morgen. Welche Kirche
werden sie noch vorfinden, welches
Rollenbild und vor allem welches
Frauenbild werden sie leben?
Es liegt wohl an uns allen, welches
Kirchen- und Menschenbild wir der
jüngeren Generation vorleben und
vermitteln.
Die kfb ist eine Gemeinschaft von Frauen in der Gesellschaft und eine aktive
Gestalterin in der Kirche um den Glauben zu teilen, die eigene Berufung zu
erkennen und zu leben und um gleichberechtigt und partnerschaftlich am
Leben der Kirche teilzuhaben.
Wir bieten spirituelle Vertiefung u.a.
durch Besinnungstage, Frauenliturgien, Exerzitien uvm.
Informationen unter http://kfb.dsp.at
Heißes Eisen
Die Rolle der Frau in der Kirche zählt
nach wie vor zu den sogenannten
„heißen Eisen“. Einerseits sagt Papst
Franziskus: „Ich sage euch ehrlich: Ich
leide, wenn ich sehe, wie in der Kirche
Das Katharinentor wurde
von der Tiroler Künstlerin
Patricia Karg für die Katholische Frauenbewegung
Österreich anlässlich der
Ernennung der Hl. Katharina v. Siena zur Patronin
und Weggefährtin der kfb
geschaffen.
Ynfo 4/2015 12
oder in einigen kirchlichen Einrichtungen die Rolle des Dienstes der Frau in
eine Rolle der Dienerschaft abgleitet“.
Andererseits erleben Frauen nach wie
vor Grenzen in dieser, unserer Kirche,
wenn es um bestimmte Berufungen
und gewisse Führungsebenen geht und diese zu durchdringen scheint fast
unmöglich.
Ich würde mich sehr freuen, wenn wir
in Zukunft mehr Anknüpfungspunkte
zueinander finden würden, denn nur
gemeinsam können wir etwas bewegen.
Wegbegleiterin der kfb
Die Kath. Frauenbewegung hat sich
2014 mit Katharina von Siena eine
Patronin und Weggefährtin erwählt,
die schon vor beinahe 700 Jahren
mit ihren Aussagen auf sich aufmerksam machte. Sie ermutigt uns Frauen
- auch heute noch - weiterhin in „Geduld, Stärke und Beharrlichkeit“ dranzubleiben und Frauen in ihren Visionen und Berufungen zu stärken, ihnen
Stimme zu geben und zu unterstützen.
„Gebt euch nicht mit Kleinem zufrieden, Gott erwartet Großes!“ (Katharina v. Siena 1347 – 1380)
Blick über Tellerrand
Kompetenzorientierung in Bayern
Mag. Sophie Zaufal,
BEd., MA.,
Wiss. Referentin
für Real- und
Wirtschaftsschulen
am RPZ München,
früher im IDA Österreich
Die plurale Welt macht es schwer, bei
der Suche nach der Antwort auf die
„großen Fragen“ auf fertige „Rezepte“ zurückzugreifen. Die Entwicklung
religiöser Orientierungs- und Urteilsfähigkeit ist zunehmend gefordert. Es
gilt, unbekannte Herausforderungen
im religiös-weltanschaulichen Bereich
zu klären und mit den eigenen Wünschen und Fähigkeiten in Beziehung
zu bringen, um reflektiert zu entscheiden und zu handeln.
Sich trauen Fragen zu stellen
Diese Fähigkeit muss gelernt werden. Kompetenzorientierung als Weg
zu diesem Ziel bedeutet, die Aneignungsprozesse von Schülerinnen und
Schülern zu einem steuernden Faktor
des Unterrichts zu machen. Ihre Vorstellungen, ihre Fragen, ihre Verstehens- und Ausdrucksmöglichkeiten
bestimmen die Auseinandersetzung
mit den Inhalten sowie den Einsatz
von Handlungs- und Sozialformen. In
den letzten Jahren wurden in Bayern
die Lehrpläne für alle Schularten mit
dieser Zielrichtung überarbeitet.
denen sie sich – mit Kopf, Hand und
Herz – stellen muss. Sich einlassen auf
Kompetenzorientierung bedeutet nun,
auch den Schülern und Schülerinnen
das zuzumuten und zuzutrauen. Der
„LehrplanPLUS“ in Bayern versucht,
dafür Türöffner zu sein.
Grundkurs Spiritualität
Ein neuer Zyklus des dreiteiligen „Grundkurs Spiritualität“ hat im November
im Stift Seitenstetten begonnen. In diesem Kurs geht es darum, sich außerhalb der Ausbildung an Hochschule/Universität mit Spiritualität zu beschäftigen, sich diesem Thema mit verschiedenen Methoden anzunähern, aber es
auch selbst einzuüben. Eingeladen sind alle, die in der Diözese künftig eine
Anstellung als ReligionslehrerIn oder PastoralassistentIn haben möchten.
In der bewährten Begleitung von Weihbischof Dr. Anton Leichtfried und Dr.
Raimund Triml findet der Kurs seit über 10 Jahren statt. Zum Kurskonzept
gehört auch, dass jedes Kursmodul in einem anderen Stift der Diözese stattfindet (Seitenstetten, Altenburg, Melk). Da viele Personen die Ausbildung
für einen kirchlichen Beruf in letzter Zeit begonnen haben, ist es in diesem
Zyklus notwendig, den Kurs zweifach mit dem je gleichen Programm anzubieten.
Projekt LehrplanPLUS
Das Projekt „LehrplanPLUS“ tritt nun
aufsteigend in Kraft. Die Implementierung erfolgt über ein staatliches
Multiplikatorensystem,
zusätzlich
bieten die Diözesen sowie das Religionspädagogische Zentrum in Bayern
Fortbildungen und Seminarwochen
an. In diesen konkretisieren Religionslehrerinnen und -lehrer, angeregt
durch Referate und Workshops, das
Anliegen der Kompetenzorientierung
für den RU. Ja, es stimmt: Bei der Kompetenzorientierung lässt die Lehrkraft „Federn“. Denn sie muss genau
hinschauen, zuerst auf sich selbst. Es
geht auch um ihre „großen Fragen“,
Das Religionspädagogische Zentrum (RPZ) in Bayern entwickelt und
reflektiert katholischen Religionsunterricht und bietet Fortbildungen an. Die Handreichung „Grundsätze der Kompetenzorientierung“
stellt neben einer Einführung eine
praxisgerechte Planungshilfe zur
Verfügung. Online abrufbar unter:
http://www.rpz-bayern.de
Herbstgruppe im Stift Seitenstetten.
Ynfo 4/2015 13
Fachinspektoren
Schule als Ort der Vielfalt
Herausforderungen und Chancen interkultureller
und interreligiöser Begegnungen
FI Dr. Otto
Hörmann
Angesichts der aktuellen Entwicklung
durch die Flüchtlingsproblematik in
den letzten Monaten, wird das Thema
Interkulturalität und Interreligiosität
zu einer neuen Herausforderung für
die Schule und alle Beteiligten. Multikulturalität und Pluralität kennzeichnen unsere Zeit. Viele Religionslehrer/innen werden in diesem Schuljahr
häufig mit Schülern/innen aus anderen Kulturen und mit nichtchristlichen Religionen in Kontakt kommen.
Vielleicht sind einige bereits beim
Eröffnungsgottesdienst zum heurigen
Schuljahr damit konfrontiert worden.
Die Zunahme von Asylbewerbern/
innen hat eine neue Vielfalt an Religionen und Konfessionen in unseren
Schulen gebracht. Auch die Zahl der
Schüler/innen ohne religiösen Bekenntnis wächst ständig. Auch in unserer ländlich geprägten Diözese gibt
es Klassen (Krems, St. Pölten, etc.), in
denen mehr als die Hälfte der SchülerInnen einem anderen oder keinem
Religionsbekenntnis angehören.
Ein Anliegen von Schulen mit multireligiöser Zusammensetzung ist, zu bestimmten Anlässen, wie am Schulanfang oder Schulschluss gemeinsam zu
feiern und nicht getrennt nach Konfessionen. Es wird uns immer mehr bewusst, dass unsere vorwiegend katholisch geprägte Feierkultur in manchen
Schulen nicht mehr ganz stimmig ist
und Religionslehrer/innen und Direktor/innen sich auf die Suche nach neuen Formen des Feierns machen. „Die
Schulen tragen hier eine große Verantwortung, denn sie sind dazu aufgerufen, in ihren Erziehungskonzepten
die Dimension des interkulturellen
Dialogs zu entfalten. Erziehung setzt
von Natur aus Offenheit gegenüber
anderen Kulturen – ohne Verlust der
eigenen Identität – und das Akzeptie-
ren des Anderen voraus, um nicht Gefahr zu laufen, eine Kultur zu werden,
die sich abschottet und verschließt“
(Kongregation für das Katholische Bildungswesen, 2013, S. 4)
Das Zweite Vatikanum hat in NOSTRA AETATE wichtige Aussagen zum
Verhältnis der Religionen gemacht,
wo die Begegnung unterschiedlicher
Religionen als eine Quelle gegenseitiger Bereicherung und als Beitrag zu
einer friedlichen Gesellschaft gesehen
wird. „Die katholische Kirche lehnt
nichts von alledem ab, was in diesen
Religionen wahr und heilig ist. Mit
aufrichtigem Ernst betrachtet sie jene
Handlungs- und Lebensweisen, jene
Vorschriften und Lehren, die zwar in
manchem von dem abweichen, was sie
selber für wahr hält und lehrt, doch
nicht selten einen Strahl jener Wahrheit erkennen lassen, die alle Menschen erleuchtet“ (Erklärung über die
Haltung der Kirche zu den nichtchristlichen Religionen, 1965, Nr. 2).
Ein interreligiöser Dialog und ein gemeinsames Miteinander in unseren
Schulen, kann einen wichtigen Beitrag zu einer friedlichen Gesellschaft
leisten. Ein wichtiges Bildungsziel der
österreichischen Schule ist das Erlernen religiöser und weltanschaulicher
Toleranz. Neben dem konfessionellen
Religionsunterricht mit seinen Religiösen Übungen zur Einübung des Glau-
bens, darf es auch andere Formen des
Feierns in multikulturellen und multireligiösen Klassen und Schulen geben.
Unterschiedliche Formen und Inhalte
prägen eine Feier und können Verschiedenes bewirken. Aus diesem
Grunde werden im Folgenden verschiedene Formen, deren Definition
und Charakterisierung aus einer Broschüre aus dem Schulamt der Diözese
Feldkirch „Gemeinsam feiern. Ermutigung zu einer neuen Feierkultur an
Schulen“ übernommen, um Klarheit
für unser Tun zu schaffen.
Konfessionelle Feier
Schüler/innen einer Glaubensgemeinschaft feiern nach der Tradition ihres
jeweiligen Bekenntnisses. Anlässe
sind Beginn und Ende eines Schuljahres oder die Feste im Jahreskreis
der jeweiligen Religion. Die Planung
und Durchführung dieser Feiern liegt
in der Verantwortung der Religionslehrer/innen. Die Teilnahme ist Schülern/innen und Lehrpersonen laut Religionsunterrichtsgesetz freigestellt.
An manchen Schulen finden christliche und muslimische Eröffnungs- oder
Schulschlussfeiern zeitgleich nebeneinander statt.
Säkulare Schulfeier mit religiösen
Beiträgen
Die Schule feiert aus einem bestimmten Anlass (Anfang und Ende des
Schuljahres, Jubiläum, Trauerfall, …)
gemeinsam. Einzelne Religionsgruppen können einen Beitrag zur Feier leisten. Diese Feier wird von der
Schulleitung/einem Team und den
Religionslehrer/innen
gemeinsam
vorbereitet und getragen. Diese Feiern
helfen, dem Schuljahr einen Rhythmus
zu geben, in Krisensituationen gemeinsam Stärkung zu erfahren, einen
Feieranlass aus dem Alltäglichen herauszuheben.
Multireligiöse Feier
Wallfahrt Göstling
Ynfo 4/2015 14
Man kommt zusammen, um zu Gott
zu beten, aber eben nicht zum gemeinsamen Gebet. Jede/r Schüler/in
feiert mit den eigenen traditionellen
Texten und Riten, während die anderen respektvoll zugegen sind. Damit
kann eingeübt werden, die fremden
religiösen Traditionen und Überzeugungen achtsam wahrzunehmen und
kennenzulernen. Hier braucht es eine
gute Absprache und Zusammenarbeit
derer, die diese Feier vorbereiten. Zu
achten ist besonders darauf, dass es
nicht zu einer Überfülle von verschiedenen religiösen Elementen kommt.
Weniger ist hier mehr.
Interreligiöse Feier
Eine interreligiöse Feier ist ein Gebetstreffen, am besten an einem neutralen
Ort, an dem Schüler/innen der verschiedenen Religionsgemeinschaften
teilnehmen. Ziel ist das gemeinsame
Beten und Feiern. Die Verantwortlichen der Religionsgruppen (Religionslehrer/innen) einigen sich auf Inhalte,
Texte, Rituale, Gebete und Lieder, die
alle mitvollziehen können. Diese Form
Fachinspektoren
des Feierns bringt besondere Herausforderungen mit sich, weil eine intensive Auseinandersetzung mit Gottesvorstellungen, Theologie, Gebetsriten
der verschiedenen Religionen vorausgehen muss, damit keine Vereinnahmung oder Verschleierung von Unterschieden passieren.
Religiöse Feier in der Haltung der
Gastfreundschaft
Hier sind Gottesdienste/Feiern einer
Religionsgruppe gemeint, zu der Schüler/innen anderer Religionen bzw.
ohne religiösen Bekenntnis als Gäste
eingeladen werden. Die Verantwortung liegt bei der als Gastgeber fungierenden Religionsgruppe. Sensibilität
verlangt dieses Modell im Hinblick
auf religiöse Vollzüge der jeweiligen
Religion. Bereitschaft zum gegenseitigen Einladen und Teilnehmen gehören
ebenfalls zu diesem Modell.
Es liegt nun an Ihnen, die Situation in
ihrer eigenen Schule in den Blick zu
nehmen und vielleicht im Team mit
der Schulleitung und Kollegen/innen
aus anderen Bekenntnissen einmal
darüber zu reden. Vielfalt als akzeptierter und gestalteter Bezugspunkt
für das pädagogische Handeln, speziell für eine neue Feierkultur, beginnt
im Kopf der Lehrkraft und mit seiner
emotionalen Akzeptanz durch sie. Die
Schule hat den unverzichtbaren Auftrag, die großen Herausforderungen
und Chancen, die diese neue religiöse
Vielfalt mit sich bringt, pädagogisch zu
nützen.
In Klassen mit vorwiegend katholischen Schüler/innen sollen selbstverständlich weiterhin die Religiösen
Übungen in gewohnter Form praktiziert werden.
Neuer Behelf zur Erstkommunion
FI Ing. Hildegard
Schaup
In diesem Erstkommunionbehelf liegt
das Augenmerk auf eine Vorbereitung,
die von der Familie mitgetragen wird.
Er solle die Eltern begleiten und soll
helfen, Fragen der Kinder beantworten
zu können. Er gliedert sich in ein Begleiter-, ein Eltern- und ein Kinderheft.
Die Unterlagen bauen darauf auf, dass
der Mensch Gottes geliebtes Kind ist
und wir mit Gott unseren Vater in Beziehung treten können.
In diesem Bewusstsein werden die
Themenfelder Taufe, Beichte, Gotteshaus, Eucharistiefeier in sieben Einheiten behandelt. Jedes Thema ist zur
einfacheren Orientierung einer Farbe
zugeordnet. Diese Kennzeichnung gilt
in allen drei Heften.
was vorzubereiten ist.
In der Randspalte wird mit Stichworten
oder Symbolen der Inhalt, die Arbeitsblätter im Kinderheft oder ein methodischer Verweis angegeben. Im inhaltlichen Teil sind auch Gebetsvorschläge,
Kurzgeschichten, didaktische Vorschläge und biblische Texte im fortlaufenden
Text abgedruckt. Auf den letzten Seiten
finden sich Kopiervorlagen, Arbeitsblätter, Geschichten, Lernspiele, Wortund Bildkarten, Gebete...
Das Elternheft informiert die Familie
über die Inhalte der Gruppenstunden
und gibt Tipps, wie Eltern ihre Kinder
unterstützen können.
Das Kinderheft lädt ein zum aktiven
Mitmachen und zum Entdecken der
Glaubensinhalte. In diesem Heft finden sich auch alle Liedvorschläge. Die
Kinder können auf 35 Seiten selbstständig arbeiten, ihre Erfahrungen,
ihr Wissen, ihre Kreativität einbringen
und festigen.
Das Erarbeiten dieses Erstkommunionbehelfes war eine schöne Aufgabe,
wo ich als Ehrenamtliche mit einem
engagierten Team von Seiten der Fachstelle Beziehung-Ehe-Familie der Pastoralen Dienste zusammenarbeitete.
Kosten: Begleitheft € 5,-; Elternheft
€ 3,-; Kinderheft € 4,-.
Bestellungen nimmt Monika Endl unter
der Telefonnummer 02742/324 DW
3345 entgegen.
Mein Weg zur
Erstkommunion
Der Weg zur
Erstkommunion
Das Begleitheft
Der Weg zur
Erstkommunion
Das Elternheft
Begleit- und Elternheft
Das Begleitheft wendet sich an Eltern,
Großeltern, all jene, die die Vorbereitungseinheiten durchführen. Am Beginn jeder Einheit gibt ein Textfeld an,
Mein Name
Ynfo 4/2015 15
Fachinspektoren
Begegnung mit „religiös
unmusikalischen Menschen“
Ein wichtiger Beitrag des (kath.)
Religionsunterrichts in unserer Gesellschaft
FI Mag. Ernst
Merkinger
Obwohl oder gerade weil sich einer wie
der heuer 86jährige Philosoph JÜRGEN
HABERMAS selbst 2001 als „religiös
unmusikalisch“1 bezeichnete, ist er einer der vehementesten Befürworter
des konstruktiven Dialogs zwischen
sog. „religiösen“ und „religiös unmusikalischen“ Menschen! Die Gruppe
derer, die sich aus mehr oder weniger
berechtigten Gewissensgründen vom
Religionsunterricht abmelden oder von
Geburt an ohne rel. Bekenntnis sind,
wird auch bei uns immer größer! Wie
gehen wir als Kirche bzw. als Schule aktiv mit diesen SuS um?
Derzeit wird fast ausschließlich vom
INTERRELIGIÖSEN Dialog gesprochen
– und ich möchte hier festhalten: Interreligiöser Dialog ist wichtig bzw. alternativlos, vergessen wir aber nicht den
Dialog mit den zunehmend „religiös unmusikalischen SuS bzw. deren Eltern“!?
Vergleich mit Musik
Mir fiel dabei sofort der Vergleich mit
Musik auf! Religion und Musik sind
Seidenbild Begegnung
untrennbar miteinander verbunden,
weil beide die Tiefenschichten des
Menschseins erreichen! Beide verlangen Muße, das Innehalten TROTZ der
Zwänge des Schulalltags und der Hektik unseres Lebens.
Die Sehnsucht nach dem Anderen, das
Miteinander und das Staunen sind dabei zusätzliche Grunderfahrungen von
Religion und Musik bzw. des Menschseins insgesamt!
Das alles sind Bereiche, die ein/e –
theologisch gesprochen die „Fülle des
Lebens“ beachtende/r – Religionslehrer/in heute wesentlich in einem
ganzheitlichen kompetenzorientierten RU im Auge hat (vgl. u.a. neuer VSLehrplan für den kath. RU).
„Früher sprach man eher davon, mit
der `Gnade des Glaubens‘ von Gott
nicht beschenkt zu sein. Aber heute
sind die religiösen Begriffe in der Öffentlichkeit so weit verschwunden,
dass sich die meisten ,religiös Unmusikalischen‘ mit den eher prosaischen
Titeln ,Atheist‘ oder ,weltlicher Humanist‘ begnügen. Sie erklären ihren Unglauben zur bloßen Privatsache und
kümmern sich eigentlich nicht weiter
um die ,anderen‘, die Religiösen, genauso wie die Frommen wenig Neigung haben, neugierig und lernbereit
mit Atheisten zu sprechen.
Der Dialog der verschiedenen Religionen ist heute an vielen Orten eine
Selbstverständlichkeit; an einem ausführlichen Gespräch zwischen Glaubenden und Nichtglaubenden hingegen haben nur wenige Interesse.
HABERMAS will das ändern. Er erinnert sich offenbar daran, dass schon
so manch ein Unmusikalischer durch
eindringliche Schilderungen eines
Musikbegeisterten wenigstens die
,Zauberflöte‘ schätzen gelernt hat. Und
ein musikalisch völlig Ahnungsloser
konnte einem Opernfreund klar machen: Ich bin auch ohne intime Kenntnisse über ,Lohengrin‘ und ,Tannhäuser‘ glücklich. HABERMAS hatte als
junger Erwachsener entscheidende
Begegnungen mit glaubenden Menschen. Sie zeigten ihm, wie viel Vita-
Ynfo 4/2015 16
lität und Widerstandskraft dem Glauben entspringen kann:“ 2
Geben ist seliger als nehmen
Gerade in der aktuellen Flüchtlingsdebatte, bei der nicht selten viele Österreicherinnen und Österreicher, die zwar
irgendwann getauft wurden, aber über
die Jahre zu zunehmend „religiös unmusikalischen Menschen“ geworden sind,
stellen sich diese Grundsatzfragen. In
diesem MITEINANDER so vieler religiöser und nichtreligiöser Menschen haben
„mediale Zaungäste“ wieder zu staunen
und zu fragen begonnen, warum setzen
sich diese Menschen ein?
DANKE allen (christlichen und nichtchristlichen) Helferinnen und Helfern:
Ihr habt uns ein Beispiel gegeben für ein
altes religiöses Sprichwort: GEBEN ist
SELIGER als NEHMEN! Ihr habt damit
die Musikalität des Religiösen auf wunderbare Weise zum Klingen gebracht.
Gerade der Religionsunterricht bietet
in seinen Lehrplänen und Inhalten
viele Ansatzpunkte, wie dieser „Umgangston“ mit Mitmenschen aussehen
sollte! Schließlich sind wir alle nur
Gast auf Erden!
Nehmen wir als Religionspädagogen/
innen - aus gesamtgesellschaftlicher
Verantwortung - diese Aufgabe an, die
wir noch immer Woche für Woche nahezu alle katholischen Schüler/innen
im RU vor uns haben und lassen wir
sie die unabdingbare faszinierende
„religiöse Musikalität des Christseins“
in Theorie und Praxis erfahren! In
kaum einem anderen Fach kann das so
lebensrelevant nahegebracht werden.
Diese Erfahrungen sind der „soziale
KITT“ des Zusammenhaltens und unersetzbares Problemlösungspotential
für Frieden (SHALOM, SALAM, PEACE,
...) in unserer demokratischen Gesellschaft der Zukunft – und das alles im
biblischen Symbol des Regenbogens!
1 MODEHN, Christian (2009): HABERMAS „Weil so vieles
zum Himmel schreit“. Warum der Philosoph Jürgen
Habermas auf religiöse Bindungen setzt! In: RELIGIONSPHILOSOPHISCHER SALON V. 14. 6. 2009 http://
religionsphilosophischer-salon.de/239_habermas-unddie-religion_religionskritik [letzter Zugriff: 25. 9. 2015]
2 Vgl. ebenda
Fachinspektoren
Weltanschauungsfragen
FI Mag. Johann
Bruckner
1998 wurde die Bundesstelle für
Sektenfragen eingerichtet und bald
darauf die Broschüre „Sekten. Wissen schützt“ herausgegeben. In dieser wird der Begriff „Sekte“ ziemlich
unbefangen verwendet. Man wusste
sehr genau, wer als „Sekte“ zu kennzeichnen ist und gab einen Überblick
über in Österreich aktive Organisationen.
Die Bundesstelle für Sektenfragen
schreibt jetzt auf ihrer Homepage
www.bundesstelle-sektenfragen.at,
dass in vielen Fällen mit dem Begriff
„Sekte“ eine negative Bewertung verbunden sei, die auch als diskriminierend empfunden werden kann.
Grundsätzlich wird der Begriff „in
Zusammenhang mit der Charakterisierung oder Beschreibung von Gruppierungen oder Bewegungen nicht
verwendet“.
Auch im Bereich der Katholischen Kirche hat sich eine ähnliche Entwicklung
vollzogen. Man spricht jetzt von Weltanschauungsarbeit. In der Diözese St.
Pölten gibt es seit einigen Jahren ein
Team, das sich trifft, um die Wahrnehmungen zu reflektieren und daraus
resultierende Aufgaben zu koordinieren. Zum Team gehört auch ein Vertreter des Diözesanschulamtes. Diese
Aufgabe nehme ich schon seit Bestehen des Teams wahr.
Wo liegt der Schwerpunkt der Weltanschauungsarbeit heute? Auf der
Homepage www.weltanschauungsfragen.at werden vier Bereiche genannt:
1. Orientierung in der Vielfalt religiöser und weltanschaulicher Strömungen.
2. Persönliche Beratung und Hilfe für
Menschen, die belastende Erfahrungen mit problematischen Gemeinschaften machen.
3. Schriftliche Information durch Texte und Broschüren
a. Die Homepage hat ein sehr gutes
Lexikon, das derzeit aktualisiert
und laufend erweitert wird. Die
einzelnen Beiträge stehen auch
zum Download bereit.
b. Schriftenreihe Weltanschauungen – Texte zur religiösen Vielfalt.
4. Materialien für Bildungsarbeit und
Unterricht
a. Auf der Homepage wird dazu die
„Kiste“ angeboten. Diese Materialsammlung versteht sich als
Arbeitshilfe für Schülerinnen
und Schüler zur Erstellung von
Referaten, für vorwissenschaftliche Arbeiten etc.
b. „Check den Durchblick“:
Diese Kleinbroschüre knüpft
beim Begriff „Sekte“ an, ohne
einzelne Gruppen damit zu etikettieren. Sie stellt gezielte Fragen und verhilft zum Nachdenken, um bedenkliche Angebote
erkennen zu können. Augen auf,
• wenn dir ein schlechtes Gewissen eingeredet wird,
• wenn du krank bist und trotzdem nicht zum Arzt gehen
darfst,
• wenn das neue Angebot auch ordentlich was kostet
•…
Anerkannte Religionsgemeinschaft
versus Sekte
Verwirrung schafft für manche, dass
früher als „Sekten“ etikettierte Gruppen jetzt anerkannte Religionsgesellschaften sind. Es geht darum, problematische Vorgehensweisen einer
Gemeinschaft zu entdecken und benennen. Diese Phänomene betreffen vielleicht gar nicht die gesamte Gemeinschaft, manchmal sind es Einzelne, die
anderen mit ihrer verzerrten Form der
Religion eine Gefahr sind. Keine Gemeinschaft ist davor gefeit, ungesunde
und bedenkliche Züge zu entwickeln.
Dort wo sich diese Punkte häufen, kann
dann wirklich von einer gefährlichen
Gemeinschaft gesprochen werden.
Dschihadismus. Radikalisierung
Oft sind solche Gemeinschaften nicht
als Gruppen fassbar. Radikales Gedankengut in verschiedenen politischen
Spielarten ist im Internet stark präsent. Dschihadismus und Salafismus
sind sehr offensiv, junge Menschen für
ihre Ziele zu begeistern. An ihnen sehen wir, wie gefährlich solche Aktivitäten sein können, gleichzeitig wäre es
verfehlt, für dieses Tun den Islam per
se verantwortlich zu machen, es ist ein
Missbrauch dieser Religion.
Ynfo 4/2015 17
Welche Aufgaben
gibt uns der Lehrplan
Ich greife als Beispiel den BHS-Lehrplan heraus. Dieser nennt für das 3.
Semester als Lehrstoff: Welt- und Lebensdeutungen in den religiösen Sondergemeinschaften. Anspruch, Menschenbild, Strukturen, Gefahren. Dieser
Lehrstoff ist der Kompetenz neun zugeordnet: Die Schülerinnen und Schüler können die wichtigsten Welt- und
Lebensdeutungen der Religionen und
Weltanschauungen beschreiben und
mit zentralen Deutungen des Christentums respektvoll in Beziehung setzen.
Es geht nicht darum, einzelne Gemeinschaften (als abschreckende Beispiele) zu unterrichten, sondern für
die Unterscheidungsfähigkeit zu sensibilisieren und im eigenen Bereich
selbstkritisch zu sein, damit nicht die
Heilsbotschaft und die Mitte unseres
Glaubens verzerrt wird, verdeckt wird
oder gar ins Gegenteil pervertiert.
Als Mitglied des Teams Weltanschauungsfragen bin ich interessiert an Ihren Wahrnehmungen, Einschätzungen
und Fragen.
Fachinspektoren
Unvermeidlich
glücklich
FI MMag. Jutta
Prohaska
Wer möchte das nicht sein? Wir sind
ständig auf der Suche nach Glück, hoffen auf den Sechser im Lotto, auf den
nächsten großen Urlaub oder den heißersehnten ersten Sieg unserer Fußballmannschaft (unsere nationale hat
sich ja für die EM schon fix qualifiziert,
was auch viele glücklich gemacht hat).
Dieses ständige Warten auf etwas, das
vor uns liegt und vielleicht nie eintreten wird, lässt uns zwar nach vorne
schauen – was gut ist – versperrt uns
dabei aber den Blick auf das Hier und
Jetzt. Dasselbe passiert, wenn wir
ständig in der Vergangenheit leben,
wo wir so manche Glücksmomente
als Erinnerung mitgenommen haben.
Manchmal daran zu denken tut gut,
bei zu viel kann man die Gegenwart
aus den Augen verlieren. Sicher sind
unsere bisherigen Erlebnisse prägend
gewesen für unsere Persönlichkeit,
für das, was wir jetzt und heute sind.
Ebenso wirken unsere Zukunftshoffnungen gestaltend auf die Gedanken
und Handlungen, die uns im Moment
beschäftigen (so sitze ich eben gerade
vor meinem Laptop, damit ich den Redaktionsschluss des Ynfo nicht verpasse, obwohl draußen die Sonne scheint
und mich ins Freie lockt). So ist nun
einmal unser Leben – und doch heißt
das nicht, dass ich deshalb unglücklich
sein muss, weil ich gerade meine Arbeit erledige, statt eine Runde Laufen
zu gehen.
Wie das geht?
Nun, es führt kein Weg daran vorbei,
seine prinzipielle Einstellung zu dem,
was man gerade tut, zu überdenken.
Sieht man alles nur als Pflicht, kann
das natürlich verdrießlich sein. Lässt
man sich auf seine Tätigkeit ein, ist
man mit dem Herzen dabei, sieht die
Sache gleich anders aus. Die Vorteile? Die Arbeit geht schneller von der
Hand, man erlebt sie als Bereicherung,
ist konzentriert und die Zeit wird als
erfüllt erlebt. Sorgen und Probleme
haben wenig Platz, weil die Gedanken
Ynfo 4/2015 18
ja um ein konkretes Thema kreisen
(z.B. darum, den Lesern dieser Zeilen
vielleicht ein paar glückliche Momente zu schenken, weil sie merken, dass
Glücklichsein gar nicht so schwer ist).
Das haben schon die Yequana-Indianer im Amazonas-Gebiet so praktiziert
(Buchtipp: Jean Liedloff: Auf der Suche
nach dem verlorenen Glück. Beck´sche
Reihe 224, Neuauflage 2013).
Auf die Seele warten
Im Prinzip ist das so ähnlich wie in
der Geschichte, wo Afrikaner, die mit
zwei Europäern auf Expedition waren,
sich weigerten weiterzugehen, weil
der Antrieb zur Eile sie aus dem inneren Gleichgewicht gebracht hatte: Sie
meinten, sie müssten zuerst noch auf
ihre Seelen warten, die nicht so schnell
vorangekommen waren wie ihre Körper. Das gilt für uns heute auch: ständig treibt uns die Uhr voran, unsere
Seelen kommen nicht nach. Wir sollten besser innehalten, spüren, wie es
mit unserer inneren Harmonie steht,
ob Körper, Geist und Seele im Einklang
sind. Denn genau die brauchen wir,
damit in der Begegnung mit den uns
anvertrauten jungen Menschen das
große Geschenk Leben spürbar wird,
sie erkennen, dass Glück nicht etwas
ist, das von außen auf uns zukommt,
sondern etwas, das wir nur in uns finden können – und nur dort.
Ausstrahlen
Das fängt natürlich zunächst einmal
bei uns selbst an: „Man kann den ganzen Tag schlechte Laune haben, aber
man ist nicht dazu verpflichtet“ war in
der Ordination meiner Wiener Zahnärztin zu lesen. Wie befreiend! Und
so sollte es gerade uns ReligionslehrerInnen möglich sein, zu zeigen, dass
wir in unserer Beziehung zu Gott eine
Quelle haben, die uns genau so leben
lässt. Das strahlt auf unsere Umgebung und unsere Mitmenschen aus,
das prägt jede Begegnung. Wenn solche Persönlichkeiten in den Klassen
stehen, dann spürt man das als Gast
sofort und merkt auch, dass da eine
Beziehung zwischen allen Beteiligten
wächst oder gewachsen ist. Das sind
die wirklich schönen Momente, die ich
bei meinen Besuchen an den Schulen
erleben darf. Das ist dann so wie Weihnachten: ein Geschenk.
Apropos Weihnachten und Geschenk da wäre noch einen Buchtipp: Manfred
Lütz: Wie Sie unvermeidlich glücklich
werden. Eine Psychologie des Gelingens, Gütersloh 2015 – womit wir wieder am Anfang wären.
Berufsgemeinschaft
Braucht Beruf Gemeinschaft
Gottfried Pfeffel,
Vorsitzender der
Berufsgemeinschaft
Nach dem Sendungsgottesdienst am
Tag der Religionslehrerinnen fragte
mich ein Kollege: „Was macht ihr da eigentlich so in der BG?“ und setze auch
gleich fort mit der Bemerkung: „Hoffentlich was Gescheites, weil sonst
muss ich euch meinen Beitrag gleich
streichen.“ Ich muss gestehen, ich war
etwas überrumpelt wegen dieser Offenheit und direkten Ansprache.
Wir im Vorstand der Berufsgemeinschaft reflektieren unser Tun regelmäßig. Wir stellen dabei fest, was uns gut
gelingt und wo wir Verbesserungspotential sehen. Wir überdenken unser
Handeln auch in Bezug auf unser Statut in dem es unter anderem im Punkt
4.2 heißt:
„ Die BG fördert die Kontakte und die
Gemeinschaft aller RL und unterstützt
alle Gruppen und Arbeitsgemeinschaften, ... Sie setzt sich zur Aufgabe, notwendige Informationen an ihre Mitglieder weiterzuleiten und auch in der
Öffentlichkeit in geeigneter Form die
Belange des Religionsunterrichtes zu
vertreten.“
nen, Erwerbstätigkeit, Ehrenamt und
Freizeitgestaltung, erreichen lässt ist
oft schmerzlich erkennbar.
Daneben bemerken wir, dass Angebote wie unsere besinnliche Wanderung
für viele Kolleginnen und Kollegen
nur wieder eine weitere Belastung
ihres doch sehr knappen Zeitbudgets
darstellt. Der Besuch am Tag der Religionslehrerinnen, den die BG unterstützt, war dieses Jahr erfreulicher
Weise sehr gut.
Was bleibt also?
Bleibt uns nur die Vorstellung, dass
wir nicht ganz alleine versuchen unseren Auftrag, die Verkündigung des
Glaubens, zu verwirklichen. Manches
Mal helfen mir solche Gedanken und
ich spüre dann, dass ich nicht ganz
alleine dieses große Ziel verfolge. Viel
mehr aber helfen mir Begegnungen
und Austausch mit lieben Freunden.
Ich bin davon überzeugt, dass auch
euch Begegnungen im „real live“ gut
tun werden. Ich möchte euch deshalb
ganz herzlich bitten, alle Möglichkeiten die es im Zusammenhang mit dem
Gemeinschaft fördern
Immer wieder überdenken wir dabei
das Anliegen die Gemeinschaft und
den Kontakt unter den Religionslehrern zu fördern. Vor allem auch deshalb, weil wir immer wieder hören,
dass Lehrer sowieso „Einzelkämpfer“
und Religionslehrer „Exoten“ sind die
womöglich wie eine „fleißige Biene“
von einer Schule zur anderen „flattern“. Wo finden diese Menschenden
also den nötigen Halt und die aufmunternde Unterstützung? Von der Idee
her in erster Linie in der Beheimatung
in einer Christlichen Gemeinde, in der
Gottesdienstgemeinschaft vor Ort.
Wie schwierig sich das in der Praxis,
in einer Zeit der Verinselung von Woh-
Die neuen Religionslehrer/innen
Ynfo 4/2015 19
Religionsunterricht gibt zu nutzen.
Besucht Fortbildungsveranstaltung,
nicht nur um noch gebildeter zu werden sondern um dort Kolleginnen und
Kollegen, im besten Wortsinn, zu treffen. Nehmt vielleicht an der besinnlichen Wanderung teil um einander
besser kennen zu lernen oder kommt
zum Tag der Religionslehrerinnen um
die große Gruppe und ihre pädagogische Kompetenz zu spüren. Nehmt
an verpflichtenden Veranstaltungen
teil, nicht weil ihr müsst, sondern weil
man bei solchen Gelegenheiten auch
etwas teilen bzw. mitteilen kann.
In diesem Sinne möchte ich euch allen
ein weiterhin erfolgreiches Schuljahr,
eine besinnliche Weihnachtszeit und
viel Raum und Zeit für erfreuliche Begegnungen wünschen. Vielleicht treffen wir uns ja mal „face to face“. Ich
freue mich.
Sendung
Höhepunkt im Miteinander
Tag der ReligionslehrerInnen
MMag. Christian
Ebner, Diözesanschulamt
So viele KollegInnen wie schon lange
nicht nahmen am Tag der ReligionslehrerInnen teil, der am Mittwoch 21.
Oktober 2015, 9.00h bis 17.00h in der
KPH Krems statt fand. Zum Thema „So
viele Fragen stellt das Leben – so viele
Fragen stellen wir Gott – Praxiswege
des Theologisierens im Religionsunterricht“ gestaltete Rainer Oberthür
aus Aachen diesen Tag.
„Die „großen Fragen“ stellen schon
Kinder. Wenn wir den Religionsunterricht als Ort der großen Fragen betrachten und gestalten, wenn wir den
Kindern viel zutrauen und zumuten,
wird er zugleich zum Ort der Suche
nach Antworten und der sinn-vollen
Erfahrung.“ - Um diese Themenfelder
ging es an diesem Tag. Der Referent
verstand es, sein Auditorium zu fesseln. So konnte jede und jeder viel von
diesem Tag mitnehmen. In den Pausen
gab es Verkaufsstände vom kph-Shop,
dem Herder-Verlag, der Zeitschrift
„Regenbogen“, vom Kath. Familienverband, dem Bibelwerk Linz und anderen, die verschiedenste Materialien
anboten.
sei in jedem vorhanden, diesen gelte es zu heben und darauf solle aufmerksam gemacht werden. Letztlich
sei der Beruf des/der Religionslehrer/in eine wunderbare Aufgabe,
den Glauben zu vermitteln.
Seitens des Diözesanschulamtes wurde den Neuen ein Segenswunsch in
Form einer edel gestalteten Glas-Stele
(siehe Foto) mitgegeben, die Berufsgemeinschaft stellte sich im Rahmen
ihrer Glückwünsche mit einem süßen
Geschenk ein.
Imagekampagne
Religionsunterricht
Nach dem Gottesdienst wurden in
diesem Jahr alle anwesenden ReligionslehrerInnen nach Bezirken aufgestellt und fotografiert. Da der Tag der
Religionsunterricht keine verpflichtende Veranstaltung ist bzw. manche
Schulen eine Teilnahme auf Grund der
ausfallenden Stunden nicht genehmigen, können natürlich bei weitem
nicht alle im Bezirk tätigen ReligionslehrerInnen auf den Fotos sein. Aber
es geht darum zu signalisieren, dass
auch ReligionslehrerInnen keine Einzelkämpfer sind, sondern viele sind,
wie Gottfried Pfeffel, der Vorsitzende der Berufsgemeinschaft in seiner
Rede fest hielt.
Sendungsfeier am Nachmittag
Nachmittags wurden die neuen ReligionslehrerInnen im Rahmen der
Sendungsfeier von Bischof Klaus Küng
gesendet. Der Bischof hielt in seiner
Predigt fest, dass dieser Beruf eine
„herausfordernde, aber schöne Aufgabe“ sei. Die Fragen der Schülerinnen und Schüler seien oft unglaublich
tiefgründig und würden oft aufs Wesentliche zielen, so Bischof Küng. Die
ReligionslehrerInnen könnten daher
großartige Vorbilder sein. Das Schlüsselwort laute für alle, die in der Verkündigung tätig sind: „Ihr seid Zeugen
dafür.“ Der Schatz des Heiligen Geistes
Sendungsfeier der Religionslehrer/innen
Ynfo 4/2015 20
Diese Fotoaktion diente einer
Image-Kampagne für den Religionsunterricht in den Regionalausgaben
der Niederösterreichischen Nachrichten. Dafür wurde für jede der 16 Ausgaben im Vorfeld mit einer/m KollegIn
schon ein Kurzinterview über seine /
ihre Motivation das Fach Religion zu
unterrichten geführt. Für die Bereitschaft zu diesen Statements danken
wir herzlich folgenden Personen:
Erika Strasser, Anna Grossberger, Katharina Scharner, Elisabeth Sonnleitner, Birgit Hartmann, Pia Zidar, Klaus
Lurger, Magdalena Meneder, Marilor
Schoderböck, Andrea Hirsch, Eleonore Weißkircher, Regina Meneder, Elisabeth Pamperl, Christine Apfelthaler
und Thomas Friedl.
Bezirke
Ynfo 4/2015 21
Grundfunkion Diakonie
Wie Schulen bei der
Integration mitwirken…
Mag. Petra Lumplecker, BEd, NMS Ertl
u. ZIS Waidhofen/
Ybbs
Unter dem Motto „Wenn aus Fremden
Freunde werden“ waren im Oktober
im Zuge des Religionsunterrichts zwei
Asylwerber in der NMS Ertl zu Besuch.
Ziel des Kennenlernens sollte es sein,
die zahlreichen Nachrichten, die derzeit im Netz und in den Medien zum
Thema kursieren, durch die Schilderung Betroffener für die Schüler greifbar und ein Stück weit auch verständlicher zu machen.
Mohamad A. und Gamel H. erzählten
bereitwillig aus ihrem Leben in Syrien,
der täglichen Angst im Krieg und dem
mühsamen Weg der Flucht.
Mohamad A. war in Syrien Lehrer für
Sport, gemeinsam mit seiner Frau, die
Arabisch unterrichtete. Es fällt ihm
leicht einen Draht zu den Schülern
herzustellen, das merkte man sofort.
Die Schüler staunen nicht schlecht, als
sie hören, dass Mohamad über sechs
Monate für den Weg von Syrien nach
Österreich gebraucht hatte. Er war gezwungen Schleppern 1500 € für die
Überfahrt von Istanbul auf die griechische Insel Samothraki zu zahlen,
in Athen einige Wochen zu arbeiten
um die Weiterreise zu finanzieren, im
Dezember bei Eiseskälte durch Mazedonien zu gehen, zu Fuß – versteht
sich, dazwischen in Flüchtlingslagern
auszuharren, bis er schließlich in Österreich ankam. Ein Jahr hat er seine
Familie nicht mehr gesehen. Nun hofft
er auf einen positiven Asylbescheid,
um seine Frau und seine beiden Töchter (4Jahre und 1Jahr) nachholen zu
können.
Gamel H. stand kurz vor der Matura,
als er mit seinen Eltern und seinen vier
Geschwistern flüchten musste. Der Vater hatte alles verkauft, auch sein Geschäft, um die Flucht zu finanzieren.
Gamel kam mit seiner Familie auf dem
Meer-Weg von der Türkei nach Italien.
Über sechs Tage war er einer unter
400 Passagieren im Schiffsbauch eines
Frachters unterwegs. 5000€ pro Person wird verlangt, ohne Verpflegung!
Die Schüler beginnen sofort zu rechnen – macht 35 000 für eine 7köpfige
Familie! Gamel hofft nun darauf in Österreich seinen Schulabschluss nachholen zu können.
Alles in Allem war der Vormittag, sowohl für Schüler als auch für Lehrer,
eine sehr interessante und lehrreiche
Erfahrung, die wir voraussichtlich
wiederholen und vertiefen werden!
Dipl.Päd. Beatrix
Wenzel, PFS und
PNMS Amstetten
In der Fachschule für wirtschaftliche
Berufe Amstetten planen wir:
• Besuch von „Young Caritas“ Mitarbeiterinnen und Abhaltung von
Workshops zum Thema: Hoffnung
Europa- Tag der Flucht
• Verteilung der Broschüren der Caritas „Helfen macht uns zu Menschen“,
durcharbeiten und besprechen
• DVD von UNHCR zum Thema
Flüchtlinge, aktuelle Zeitungsartikel und Reaktionen auf Fernsehsendungen besprechen
• SchülerInnen und LehrerInnen unterstützen tatkräftig unsere SchülerInnen aus Syrien und Afghanistan
(beim Deutsch lernen usw.)
In der PNMS Amstetten planen wir:
• Tiersegnung zum Fest des Hl. Franziskus mit Gebeten um Frieden und
Steigenlassen von Tauben
• Weltfriedenstag – Projekt Jane
Goodall – die Schülerinnen basteln
Friedenstauben aus Papier, bringen
sie in alle Klassen der Schule, lassen die Tauben dann im Schulhof
„fliegen“
In beiden Schulen planen wir:
• In Zusammenarbeit mit dem ÖJRK
Willkommensaktion für Flüchtlingskinder in Österreich „Zusammenleben. Zusammenhelfen“ –
SchülerInnen befüllen Säckchen für
neu ankommende Kinder.
•SchülerInnen informieren sich
über Hilfsorganisationen – z. B. aus
Anlass des Weltmissionssonntages
über Missio und unterstützen diese
Projekte.
Unter dem Leitgedanken: "Was ich kenne, brauche ich nicht zu fürchten" besuchte
die 4. Klasse der VS Öhling im Themenschwerpunkt "Weltreligionen" die Moschee
in Amstetten.
Ynfo 4/2015 22
Einführungstag
Mag. Martha Vogl,
HLW und BG Tulln
Das die Nachrichten beherrschende
Thema "Flüchtlinge" ließ die Klasse HL5A nicht los, die Schülerinnen
wollten sich engagieren und nicht
von den Meldungen der hohen Flüchtlingszahlen und der Angstmacherei
beeinflussen lassen. Am Montag, den
14. September 2015 verbrachten die
Jugendlichen im Rahmen des r.k. Religionsunterrichtes mit Prof. Mag.
Martha Vogl einen ganzen Schultag in
den Hallen der Messe Tulln, wo über
1000 Flüchtlinge Zuflucht und Schutz
fanden.
Die Schülerinnen brachten spontan
gesammelte und auch gekaufte Kleidung, Kosmetika, Verbandszeug und
Spielzeug mit, das sehr willkommen
und dringend gebraucht war.
Die ersten Berührungsängste und Unsicherheiten verschwanden schnell
und bald fand jede Schülerin einen
Platz, wo ihre Hilfe willkommen war.
Sei es bei der Essensausgabe, der
Nachschubversorgung, der Müllsammlung, der Betreuung der vielen
kleinen Kinder, der Hilfe bei der Kleidungs- und Schuhesuche, bei der Ausgabe von Shampoo, Taschentüchern
und Rasierern, beim Gespräch mit den
Menschen, die in Tulln gelandet und
froh um die sichere Fluchtpause waren, ...
Es bereitete mir echte Freude, zu
sehen, wie engagiert und ernsthaft
sowie herzlich meine Jugendlichen
die Aufgaben verantwortlich erfüllten, die sich stellten. Sie zeigten, wie
kompetent sie im zwischenmensch-
HLW Tulln hilft
Anfangen
leicht(er) gemacht!
Jedes Jahr am Ende der Ferien treffen sich
jene ReligionslehrerInnen, die mit Schulbeginn neu in den Unterricht einsteigen, zu einem Einführungstag. Begrüßt und begleitet
durch den ganzen Tag von Christian Ebner
erwartete die Neuen ein dichtes Programm:
Nach dem Vorstellen der Formulare und der
Unterlagen des Schulamtes folgte ein Input
zum Thema „Missbrauch und Gewalt an
Kindern“ Der Medienverleih für ReligionslehrerInnen und Fortbildungsmöglichkeiten
an der KPH wurden von Fritz Wurzer und
Thomas Naske vorgestellt. VertreterInnen
der Berufsgemeinschaft waren die ganze Veranstaltung über als zusätzliche Ansprechpersonen anwesend. Zum Ausklang
teilte sich die Gruppe in den Pflichtschulund den Weiterführenden Schulbereich, wo
die Fachinspektoren mit den Neuen ins Gespräch kamen.
Ynfo 4/2015 23
lichen Bereich handeln können, wie
selbstverständlich sie sich auf die
unterschiedlichsten Situationen und
Herausforderungen einlassen können.
Und vor allem, wie freundlich und offen sie den Menschen, die dramatische
Fluchterlebnisse hinter sich haben,
begegnen und helfen können. Die Anerkennung und der Respekt, der ihnen
von den Verantwortlichen des Roten
Kreuzes und auch den vielen freiwilligen HelferInnen entgegen gebracht
wurde, war groß.
Ich bin stolz auf Euch, meine liebe 5A!
Und ich sage ein herzliches Danke!
Auszeichnung
Innehalten
Religionsunterricht
qualifiziert Jugend
für das Leben
Dipl. Päd. Eva Teufel,
VS Öhling
Der Wecker läutet - aufstehen, anziehen, Zähne putzen, Jausenbrote streichen, Frühstück richten
und dann endlich: der Morgenkaffee und dazu die Tageszeitung
lesen. So beginnt wahrscheinlich
nicht nur mein Arbeitsmorgen.
Der Morgen eines neuen Tages,
von dem ich noch nicht weiß, wie
er wird, was er bringt, was ich erleben und leisten werde.
Und womit beginne ich das Geschenk eines neuen Tages? Mit
dem Lesen der Zeitungsschlagzeilen.
Sie berichten von Krisen, Kriegen,
Schicksalen, Katastrophen. Seien
wir uns ehrlich: es ist es ein denkbar schlechter Start, mit so vielen
„bad news“ in den Tag zu gehen!
Und es ist das genaue Gegenteil
zu unserer Arbeit als ReligionslehrerInnen. Wer hat schon so
ein Glück wie wir und darf (sogar
gegen Entlohnung) die Frohe Botschaft verbreiten?
Seit kurzem habe ich das Glück,
schon in der Früh genug Zeit zu
haben, nicht nur die schlechten,
angstmachenden und voreingenommenen Zeitungsnachrichten
zu lesen.
Jetzt kann ich in Ruhe die gute
Nachricht lesen. Der Tag beginnt
anders, wenn ich mit einem Wort
der Hoffnung, der Freude, des
Trostes in die Arbeit gehe. Es
begleitet, stärkt mich und hilft
mir, ein bisschen erlöster in den
neuen Tag zu gehen. So wie Paulus schreibt: „Gepriesen sei der
Gott und Vater Jesu Christi, unseres Herrn, der Vater des Erbarmens und der Gott allen Trostes.
Er tröstet uns in aller Not, damit
auch wir die Kraft haben, alle zu
trösten, die in Not sind, durch den
Trost, mit dem auch wir von Gott
getröstet werden.“
Den Fachinspektoren für den katholischen Religionsunterricht Otto Hörmann und Ernst Merkinger wurde von
Bundespräsident Heinz Fischer der
Berufstitel „Hofrat“ verliehen.
Der damals erst eine Woche im Amt
befindliche Amtsführende Landesschulratspräsident Mag. Johann Heuras
überreichte die Dekrete und hielt fest: In
einer pluralistischen Gesellschaft sei es
unumgänglich, „selber Fundamente und
Werte“ zu haben. „Das ist die Voraussetzung für Toleranz.“ Gerade der Religionsunterricht habe die Aufgabe, die
Jugend für das Leben zu qualifizieren.
Diözesanbischof Klaus Küng meinte
in seiner Gratulationsrede. „Die Gesellschaft befinde sich in einer „Umbruchsphase“, so Küng. Dass insbesondere „bleibende Werte nicht mehr
weitergegeben“ würden, sei für den
Religionsunterricht eine „riesige Herausforderung“. Die Lehrerinnen und
Lehrer bräuchten dafür „große Geduld
und viel Einfühlungsvermögen“. Deshalb zeige er sich „dankbar und froh“,
dass die Leistungen von Hörmann und
Merkinger zur „Begleitung und Ermutigung“ der Pädagogen mit der Ernennung zu Hofräten anerkannt würden.
Fotonachweis: Zarl (22), Prohaska (2), Caritas, KPH Krems, Klutz, Adelmann, Edlinger, Stadlbauer (2),
Zugmann (3), Schilling, Riccabona (3), Hartel, Rosenberger, Zaufal, Triml, Brenn, Merkinger, Pfeffel,
Ebner, Lumplecker, Wenzel, Vogl (2), Teufel (2)
Impressum:
Eigentümer, Herausgeber
und Verleger:
Diözesanschulamt St. Pölten,
Klostergasse 16,
3100 St. Pölten
Den Inhalt verantworten die
angeführten AutorInnen bzw.
Organisationen.
Redaktion:
MMag Christian Ebner
Herstellung: Hausdruckerei
der Diözese St. Pölten,
Klostergasse 15,
3100 St. Pölten.
DVR-Nr. 0029874/128
Ynfo 4/2015 178. Ausgabe Erscheinungsort: Verlagspostamt: P.b.b.
24
Dezember 2015
3100 St. Pölten
3100 St. Pölten
GZ 02Z030383 M