„Ausgepackt“: Künstlergruppe des Johann-Kraeft-Hauses stellt im Haus der Diakonie aus Farben und Muster voller Poesie Christiane Tietjen 16.07.2015 Ein besonderes Gespür für Farben, Formen und einen eigenen Malstil haben Colette Boberz, Detlef Bongartz und Bettina Scholz. Dass sie Menschen mit geistigen und körperlichen Beeinträchtigungen sind, vergisst man beim Betrachten ihrer Bilder. Einige Exponate sind ganz leicht und zart, andere kräftig in leuchtenden Farben. Spannungsreich sind die Elemente auf dem Blatt verteilt. Ein Geheimnis scheinen ihre Bilder zu haben. Was verbirgt sich hinter den mit Wachsmalstiften hingehauchten Konturen, was ist es, das da mit einer Schicht durchscheinender heller Farbe überzogen ist? Irgendwo auf der Fläche sind Gegenstände verborgen, Kerzen, ein Werkzeug oder eine Sonnenbrille, versteckt hinter Verpackungsmaterial. Die Hüllen scheinen wichtiger als der Inhalt. Kräftige Farben bevorzugt: Die Bilder entstanden auch mit Wachsmalstiften. (Petra Stubbe) Der Titel der Ausstellung im Haus der Diakonie an der Blumenthalstraße heißt „Ausgepackt“. Das stehe für Klarheit herstellen, sagt Karin Neumann, die künstlerische Leiterin der Gruppe, die sich „die vier Musketiere“ nennt. Sie selber ist auch, wie jeder von ihnen, mit fünf Bildern vertreten. „Unsere vier Musketiere kämpfen nicht mit dem Degen, sondern mit dem Pinsel“, sagt Anke Mirsch, Pressesprecherin der Inneren Mission bei ihrer Eröffnungsrede. Es sieht aber gar nicht nach Kampf aus, sondern eher nach einer bildnerischen Erzählung, was sich da auf dem Malgrund abspielt. Der Erzählstil ist, wenn man genauer hinsieht, bei allen sehr individuell. Colette Bobertz liebt starke Türkis- und Grüntöne, Bettina Scholz mag Hintergründe, die sie mit waagerechten Pinselstrichen anlegt und Detlev Bongartz haben es Kreisformen angetan. Subtile, übereinander gelagerte Farbschichten und die gekonnte Mischung aus Konkretem und Abstrahiertem machen den Charme der Bilder aus. Die Farben und Muster sind so voller Poesie, dass sie Karina Liutaia, Diplom-Modesignerin der Hochschule für Künste in Bremen, zu einer Strickkollektion anregten, die in Kürze zu sehen sein wird. Die Musketiere hatten 2012 mit „Alles im grünen Bereich“ eine erfolgreiche Ausstellung in der Zentralbibliothek. Da das Auspacken und Zeigen der eigenen Werke einen hohen Motivationsanreiz bietet, fanden die Macher, dass es jetzt wieder an der Zeit wäre, mit den Bildern an die Öffentlichkeit zu gehen. Das Haus der Diakonie war da die richtige Adresse, denn die Innere Mission ist Träger des Johann-Kraeft-Hauses in Findorff, in dem die begeisterten Freizeitmaler wohnen. Dort ist auch das Atelier. Auch Grautöne wurden mit kräftigen Farben kombiniert – eine Anregung für die Fantasie. (Petra Stubbe) „Malen wir bald wieder?“ fragt Colette Bobertz, denn hier ruht sich keiner auf den Lorbeeren aus. „Klar, morgen ist doch wieder Freitag!“ bejaht Karin Neumann. „Ausgepackt“ ist zu sehen bis zum 30. Oktober im Haus der Diakonie, Blumenthalstraße 10, Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag 8 bis 16.45 Uhr, Freitag 8 bis 15 Uhr Detlef Bongartz, Kursleiterin Karin Neumann und Bettina Scholz (von links) bei der Ausstellungseröffnung im Haus der Diakonie in der Blumenthalstraße. Die teilweise behinderten Künstler zeigen dort bis zum 30. Oktober ihre Arbeiten. Quelle: Weser Kurier, online
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