3. Lagebericht vom 22.07.2015

KANTONALER KRISENSTAB KKS
BASEL-LANDSCHAFT
3. Lagebericht "Hitzewelle und Trockenheit" vom 22. Juli 2015
1. Aktuelle Lage
Die Druckverteilung über Mitteleuropa ist nach wie vor flach. In den letzten Tagen herrschten aus
diesem Grund in der Region sommerliche Temperaturen mit meist über 30 Grad. Im ganzen
Kantonsgebiet sind seit dem letzten Lagebericht nur marginale Niederschläge gefallen, welche
sich im Bereich um 6mm bewegen. Ab Mittwoch bringt eine südwestliche Höhenströmung
zunehmend feuchte Luft zur Alpennordseite. Zusammen mit einer sich annähernden Kaltfront
sind im Laufe des Mittwochnachmittages heftigere Gewitter möglich. In der Nacht auf Donnerstag
überquert eine Kaltfront die Alpennordseite, und etwas kühlere Luft erreicht die Nordschweiz. Die
Tageshöchsttemperaturen dürften wieder unter die 30 Grad Grenze fallen und dort auch bis über
das Wochenende verbleiben. Niederschläge sind vereinzelt möglich, vor allem in Form von
Gewittern.
2. Wetterentwicklung
Mittwoch
Heute Morgen teils Wolkenfelder und gegen Westen Schauer oder Gewitter. Anschliessend
trocken und vorübergehend recht sonnig. Im Laufe des Nachmittags zunehmend Quellwolken
und erneut aufkommende Schauer oder Gewitter, welche sich in der Nacht ausdehnen und
intensivieren. Teils auch kräftige Gewitter mit ergiebigen Niederschlägen. Temperatur am
Nachmittag 29 bis 33 Grad. im Flachland schwachwindig, in Gewitternähe Sturmböen möglich.
Donnerstag
Am Donnerstag veränderlich, mit einigen Schauern oder Gewittern. Besonders in der ersten
Tageshälfte. Höchsttemperatur um 26 Grad.
Freitag
Am Freitag bei veränderlicher Bewölkung teilweise sonnig. Einige Schauer, zum Teil auch noch
Gewitter möglich. Höchsttemperatur um 26 Grad.
Samstag
Am Samstag wechselhaftes Wetter mit einigen Schauern. Im Flachland zwischendurch auch
sonnige Abschnitte. Höchsttemperatur um 25 Grad.
Sonntag
Am Sonntag zeitweise sonnig, In der zweiten Tageshälfte einige Schauer wahrscheinlich.
Höchsttemperatur um 25 Grad.
Montag
Am Montag bei veränderlicher Bewölkung zeitweise sonnig, dazwischen auch einzelne Schauer.
Um 25 Grad und auffrischender Westwind.
3. Beurteilung der Lage im Kanton Basel-Landschaft
Medien
Die Medien haben sachlich und zeitgerecht über das Feuerverbot informiert.
Bevölkerung
Einige Waldnutzer haben Fragen zum Umgang mit dem Feuerverbot gestellt. Vor allem die
Definition des Abstandes zum Waldrand in Bezug auf offenes Feuer war zum Teil unklar.
Vereinzelt werden Missachtungen des Feuerverbotes festgestellt.
AMT FÜR MILITÄR UND BEVÖLKERUNGSSCHUTZ
ORISTALSTRASSE 100 CH-4410 LIESTAL
Hotline 0800 800 112
Email: [email protected] / www.kks.bl.ch
SICHERHEITSDIREKTION
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Wald
Das Ökosystem ist lokal gestört. Es reagiert auf die anhaltende Trockenheit mit Blattverfärbung
und Blattfall. Zudem findet ein Abwurf von Samen und Früchten statt (Eicheln / Baumnüsse
etc…) Der Jungwuchs leidet, insbesondere sterben die Pflanzlinge teilweise ab. Der Waldboden
ist in den organischen Bodenschichten (Streu- und Humusauflage) trocken. Die Waldbrandgefahr
ist sehr hoch (Stufe 5 von 5).
Grundwasser und Quellwasser
Die Grundwasserstände in den unteren Lagen (Birstal unterhalb Angenstein und Ergolztal
unterhalb Liestal) liegen immer noch im normalen Bereich. In höheren Lagen, insbesondere in
den Seitentälern des Ergolz-Einzugsgebietes besteht ein Defizit. Die Grundwasserstände und
Quellschüttungen gehen langsam aber stetig zurück. Die kurzen Niederschläge des
vergangenen Wochenendes zeigten keine Wirkung.
Trinkwasser
Im Allgemeinen haben die öffentlichen Wasserversorgungen mit der momentanen
Grundwassersituation noch keine Probleme. Einzig die Gemeinde Langenbruck betreibt eine
Notwasserleitung zur Sicherstellung der Trinkwasserversorgung. Wegen der anhaltenden
Trockenheit werden vermehrt Gärten mit Leitungswasser bewässert. Dadurch liegt der
Wasserverbrauch typischerweise um einen Faktor 1.5 bis 2 über dem mittleren Verbrauch. Die
Wasserversorgungsanlagen der kleineren Gemeinden kommen jetzt nahe an ihre
Kapazitätsgrenzen. Kommt eine technische Störung oder ein grösserer Leitungsbruch hinzu, so
kann es rasch zu einem Versorgungsengpass kommen. Mit einzelnen kritischen Situationen
muss deshalb gerechnet werden. Zurzeit haben sechs Gemeinden Massnahmen oder
Empfehlungen ausgesprochen (abstellen der Dorfbrunnen, Aufruf zum Wassersparen). Bei den
ausbleibenden Niederschlägen ist anzunehmen, dass in den nächsten Tagen weitere
Gemeinden zum Wassersparen aufrufen und ihre Dorfbrunnen abstellen werden. Die
Brunnenmeister vor Ort können die Situation und die Entwicklung am besten beurteilen und bei
Bedarf entsprechende Massnahmen ergreifen.
Fliessgewässer
Die Wasserführung in den Oberflächengewässern ist weiter zurückgegangen. Wasserentnahmen
aus den Oberflächengewässern sind, mit Ausnahme der Birs und des Rheins, nicht mehr
möglich. Zurzeit muss davon ausgegangen werden, dass die für Mittwoch bzw. Donnerstag
prognostizierten Niederschläge keine dauerhafte Entspannung der Situation herbeiführen
werden. Die Wassertemperaturen in den Fliessgewässern sind steigend und erreichen langsam
den Grenzbereich für gewisse Fischarten. Erste kleinere Gewässer mussten ausgefischt werden.
Dies waren der Homburgerbach in Thürnen, der Eibach in Gelterkinden sowie der Chrientelbach
oberhalb von Sommerau.
Landwirtschaft
Die Böden sind oberflächlich trocken. Eine erhöhte Brandgefahr geht von abgeernteten
Stoppelfeldern aus. Es ist generell mit grossen Ertragseinbussen zu rechnen. Eine Bewässerung
macht ökonomisch nur bei Spezialkulturen Sinn. Einzelhöfe auf den Jurahöhen, ohne öffentliche
Wasserversorgung, könnten in den nächsten Tagen auf Zufuhr von externer Wasserversorgung
angewiesen sein.
4. Unsere Handlungsrichtlinien
Es geht darum, die Wettersituation und deren Auswirkungen weiterhin zu beobachten und zu
bewerten.
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5. Massnahmen
Aufgrund der durchgeführten Lagebeurteilung erhöht der KKS die Gefahrenstufe auf 5 und
erlässt ein absolutes Feuerverbot im Freien. Ausgenommen vom Verbot ist das Grillieren in
Gärten, Terrassen oder auf Balkonen mit Gas-oder Holzkohlengrill sowie festen Cheminées.
Die Hotline bleibt weiterhin aufgeschaltet und das FAQ in der Homepage wird weiterhin
ausgebaut. Folgende Verhaltensanweisungen sind zwingend einzuhalten:
1. Es ist verboten, im Freien ausserhalb des Siedlungsgebietes Feuer zu entfachen. Dies
gilt insbesondere auch für eingerichtete Feuerstellen und Feuerschalen, sowie für selbst
mitgebrachte Holz-/Kohle-Grills.
2. Das Verbot von Entfachen von Feuer im Freien (ausserhalb des Siedlungsgebietes)
umfasst bei erhöhter Brandgefahr ebenfalls das Rauchen.
(Verordnung über den Feuerschutz SGS 761.11).
3. Es ist generell verboten brennende Zigaretten, andere Raucherwaren oder Streichhölzer
wegzuwerfen.
4. Beim Abbrennen von jeglichen Feuerwerkskörpern ist derzeit zwingend verboten.
5. Das Steigenlassen von "Heissluftballonen / Himmelslaternen" (gekaufte oder selbstgebastelte), welche durch offenes Feuer angetrieben werden, ist generell verboten.
6. Die Entnahme von Wasser aus den Baselbieter Oberflächengewässern wird per sofort bis
auf Wiederruf untersagt. Von diesem generellen Verbot ausgenommen sind alle
bewilligten Nutzungen an Birs und Rhein.
7. Im Bereich der Wasserversorgungen haben die zuständigen Gemeinden -wo notwendigdie Bevölkerung zu Wassersparmassnahmen und Einschränkungen im Verbrauch
aufzurufen.
Der nächste Lagebericht erfolgt am Montag, 27. Juli 2015, 15.00 Uhr
Liestal, 22. Juli 2015 / 1400 Uhr
Sig. Jens Schindelholz
Stabschef KKS
Verteiler
- Regierungsrat Isaac Reber
- KKS / KFS BL, BS, AG, SO
- SC GFS / RFS
- ELZ Polizei
- Gemeindeverwaltungen
- Teilnehmer KKS Rapport 22.7.2015
- Kilcher Lukas, Landw. Zentrum Ebenrain
- Brigitte Meier, WSU BS
- Publiziert auf der Homepage www.kks.bl.ch