Echo zu „Wüstensandrose“ von Peter Ming

Echo zu „Wüstensandrose“ von Peter Ming
Die Leseüberraschung der ersten Ferienwoche war für mich ein Buch aus Obwalden:
"Wüstensandrose" von Peter Ming. Einfach so hätte ich in der Buchhandlung nicht nach diesem Werk
des neu gegründeten Lava-Verlags gegriffen. Den Titel und die Umschlaggestaltung assoziierte ich
vielmehr mit einem Gedichtband oder mit Naturbetrachtungen, aber nicht mit einem Roman.
Glücklicherweise hat mich eine Kollegin darauf hingewiesen und mir dadurch zu sehr anregende
Lesestunden verholfen.
, Peter Ming ist mit seinem Erstling ein Wurf gelungen. Von der ersten bis zur letzten Zeile hält er
einen schnörkellosen Stil durch, beobachtet sehr genau, in seiner engeren Umgebung wie auch im
Ausland. Er beschreibt die kleinen Wunder in der Natur, welche die Hauptfigur Simon auf seinen
Wanderungen oder zum Beispiel beim Vorbereiten des knorrigen, "unspältigen" Chemineeholzes
erlebt. Im Wesentlichen erzählt Peter Ming eine Geschichte in zwei Strängen. Zum einen zeichnet er
Simons Nachdenken und seinen Kampf im ständig mehr fordernden pädagogischen Beruf nach, und
parallel dazu schildert er die Erlebnisse auf Simons Marokkoreisen und während seiner Auszeit, die er
in diesem_ Land verbringt. Simon hat dort ein feines Gespür für die scheinbar hoffnungslose Situation
der jungen Menschen im Magreb entwickelt. Auch andere Schicksale aus afrikanischen Ländern oder
aus Balkanstaaten werden auf ihren Fluchtversuchen kurz beleuchtet und ins Werk hineinverwoben .
Konkret begleiten Simon und der Erzähler im Verlauf des Romans zwei ungleiche Brüder, die sich
beide viel von einem "paradiesischen" VVesteuropa versprechen. Der eine hat die unmenschliche
illegale Überfahrt schon geschafft, ist aber dann gefasst worden und wartet nun in einem
schweizerischen Gefängnis auf die Rückschaffung. Dem andern verhilft Simon mit grossem
persönlichen Aufwand zu einem legalen Aufenthalt im "gelobten Land".
Eine grandiose Spannung wird aufgebaut. Schafft es der ständig reflektierende, sensible Lehrer nach
seinem Sabbatjahr wieder zurückzukehren in die von einer fragwürdigen Reform zur andern
hetzenden Schule und zu seinen letztlich geliebten Schülern, denen er mit seiner Lebenserfahrung,
seiner Menschenliebe und seinem Mut, Grenzen aufzuzeigen, so viel mitzugeben hätte? Und wie
entwickeln sich "seine" beiden Marokkaner? Wird der eine den von Simon organisierten Hafturlaub
für einen Fluchtversuch missbrauchen? Und der andere: wird er schliesslich den argwöhnischen
Dorfbewohnern Recht geben und untertauchen oder nach seinen verlockenden Ferien bei Simon
wieder in das wenig Hoffnung bietende Heimatland zurückkehren? Diese Geschichte und solche Sätze,
die an Nelson Mandela erinnern wie "Etwas kann dich nur zerstören, wenn du erlaubst, dass es dich
zerstört", dies alles möchte ich weit über die Kantonsgrenzen hinaus als "Guets us Obwalde" herzlich
weiterempfehlen.
Leserbrief fürs OW Wochenblatt
"Überraschung aus Obwalden" von
Dominik Brun