Samstag, 12. Dezember 2015 / Nr. 287 Obwalden/Nidwalden Neue Luzerner Zeitung Neue Zuger Zeitung Neue Nidwaldner Zeitung Neue Obwaldner Zeitung Neue Urner Zeitung 23 «Hätte noch viele Geschichten gegeben» FLÜELI-RANFT Sieben Menschen, sieben Schicksale. Der Dokumentarfilm erzählt von Obwaldnern, die schwere Herausforderungen meisterten – oder noch mittendrin sind. MARION WANNEMACHER [email protected] «Weitergehen – Menschen aus Obwalden erzählen» heisst der Film. Gedreht hat ihn ein Team von neun Laien, hauptsächlich der evangelisch-reformierten Kirchgemeinde Obwalden unter Beratung von Filmemacher Luke Gasser. Darin geht es um sieben Menschen. Alle haben eins gemeinsam: Sie haben eine schwere Herausforderung in ihrem Leben überstanden oder sind noch mittendrin. «Zwei von ihnen haben Nahtoderfahrungen gemacht, als sie von einer Lawine verschüttet wurden, bei vielen geht es um gesundheitliche Probleme», fasst Pfarrer Hans Winkler ihre Schicksale zusammen. Winkler betreut das Projekt seit eineinhalb Jahren. Diagnose Lymphdrüsenkrebs Zum Beispiel Joël Ming. Der Giswiler war auf dem Weg in die Ferien, als er im Flieger nach Thailand plötzlich eine Schwellung am Hals ertastete. Ming dachte sich nicht viel dabei und ging nach den Ferien zum Hausarzt. Die dramatische Gewissheit: Diagnose Lymphdrüsenkrebs. Er erinnert sich noch genau an seine Gefühle. «Es zog mir den Boden unter den Füssen weg. Ich habe plötzlich gemerkt, dass ich die Kontrolle über mein Leben verloren hatte. Ich hatte Angst und machte mir Sorgen: ‹Was ist, wenn die Therapie nicht anschlägt?›» Dem damals 31-Jährigen wurde klar, dass er jemanden braucht, der ihm hilft. «Ich Joël Ming ist einer der Protagonisten im Dokumentarfilm. PD geb dir mein Leben, mach du das Bes- Diagnose war er körperlich so fit wie te draus», betete er zu Gott. Danach früher und konnte wieder zu 100 Prozent passierte etwas Aussergewöhnliches: arbeiten. Ming ist Informatiker und «Ich spürte, dass ich ruhig wurde und Aviatik-Fotograf. Frieden über mich kam. Ich hatte keine Was anders wurde durch den Krebs? Angst mehr vor der «Die Krankheit hat mein ganzes Leben Behandlung.» auf den Kopf gestellt. Drei Monate lange bekam Joël Ming Mein Glaube an Gott «Ich hoffe, dass Chemotherapie, drei hat meinem Leben der Film den Wochen Bestrahlung. eine neue Perspektive Leuten unter die Während der gesamgegeben. Er ist heute ten Behandlung habe Mittelpunkt meines Haut geht.» er ausser Haarausfall Lebens. Es ist jetzt P FA R R E R H A N S W I N K L E R , viel einfacher. Ich fast keine bis kaum P R O J E KT B E T R E U E R habe mehr LebensNebenwirkungen erlitten. «Die Leute sagfreude und habe Dinten mir sogar, ich ge aufgegeben, die wirke zufriedener als vor meiner Krank- mir nicht gut taten.» heit.» Zwölf Tage nach der letzten Chemo stürmte Ming auf den höchsten Kein «Fenster zum Sonntag» Punkt des Giswiler Stocks. «Da oben Nicht alle der sieben Geschichten im wurde mir schwindelig, und ich musste Film gehen so positiv aus wie die von mich auf den Boden legen», erzählt er Joël Ming. Das ist Pfarrer Hans Winkler mit Schmunzeln. Acht Monate nach der wichtig, zu betonen. «Der Film ist kein ‹Fenster zum Sonntag›», sagt er. «Es geht darum, zu zeigen, wie die einzelnen Menschen mit ihren Problemen umgehen.» Dreh am Lieblingsort Positiv überrascht war Winkler, wie viele Menschen bereit waren, über ihr Leben zu erzählen. Das Filmteam sprach Bekannte an. «Es hätte noch viele Geschichten gegeben», sagt der Pfarrer, der bereits in der Vergangenheit mit Filmmacher Patrick Merz verschiedene Filme gedreht hat. Ohne Scheu liessen sich die Interviewpartner von ihm befragen. Die Drehs waren mal zu Hause, mal am Lieblingsort: bei einer Kapelle, auf der Frutt oder in Giswil am Wildbach Laui. Der letzte Dreh klappte gerade noch am 6. Dezember auf der Frutt «bei richtig schönem Wetter», freut sich Winkler. Kameramann war Pfarrer Michael Candrian, Berater Filmprofi Luke Gasser. «Er war bei den Planungsabenden jedes Mal dabei, gab uns die wichtigen Tipps, begleitete den ersten Dreh und besprach mit uns, was wir schneiden sollten.» Geringes Budget Viel Arbeit steckt im Film. Allein für eine Filmminute rechnet man eine Stunde Bearbeitung. Sicher eine ganze Woche haben beide Pfarrer für den rund 60-minütigen Film gebraucht. Mit 8000 Franken Budget musste Macher auskommen. Eins kann Hans Winkler bereits jetzt sagen: Der Film hat die beiden Pfarrkollegen und das Filmteam samt den unterstützenden Angehörigen zusammengeschweisst. «Ich hoffe, dass der Film den Leuten unter die Haut geht und sie davon etwas für ihr eigenes Leben mitnehmen können», sagt er. HINWEIS Filmpremiere ist am Dienstag, 15. Dezember, 20 Uhr, in der reformierten Kirche Sarnen. Türkollekte. Anwesend sind Luke Gasser, die Mitwirkenden und Filmschaffenden. Kehrsitener wollen mehr Schiffskurse KEHRSITEN Der Kurverein will der Forderung nach einer direkten Schiffsverbindung nach Luzern Nachdruck verleihen. Mit einer Petition an den Regierungsrat soll das gelingen. Über diese Brücke werden die Lastwagen von der Sarnerstrasse zur Deponie Hinterflue fahren. Bild Corinne Glanzmann Für die Lastwagen der Deponie braucht es eine stabile Brücke KERNS Wo früher ein kleines Holzbrücklein stand, entsteht eine stattliche Zufahrt. Die Deponie Hinterflue soll spätestens im Herbst 2016 aufgehen. ve. Vor rund einem Monat haben die Arbeiten begonnen: Zur Schaffung der Deponie Hinterflue in Kerns wird derzeit eine Brücke über den Foribach gebaut. Bislang stand dort eine kleine Holzbrücke, die zwar für gelegentlichen Auto- verkehr gereicht hat, jedoch nicht für schwere Deponie-Lastwagen ausgelegt war. Neben der Brücke entsteht auch eine Erschliessungsstrasse und eine Materialannahmestelle. Diese Bauarbeiten dauern gemäss einer Mitteilung der Deponie Obwalden AG bis Sommer 2016. Wanderweg bleibt erhalten Zusätzlich laufen derzeit die organisatorischen Vorbereitungen für die Betriebsaufnahme. Diese ist für den Sommer/Herbst 2016 geplant. Bevor die Deponie aufgeht, braucht es noch die definitive Betriebsbewilligung vom Kanton. (Diese kann erst erteilt werden, wenn die Anlagen für den Deponiebetrieb gebaut sind.) Die bestehenden Spazier- und Wanderwege im Umkreis der Deponie bleiben erhalten. Der Kantonsrat hatte im Mai dieses Jahres den Nutzungsplan für die Deponie genehmigt. Die Regierung hat den Nutzungsplan per 1. Oktober in Kraft gesetzt. Die Deponie Obwalden AG wurde 2012 gegründet. Die Firma besteht aus der Korporation Kerns, der Teilsame Dorf Kerns und der Bauunternehmung Melk Durrer AG. Hauptzweck der Firma ist der Betrieb einer Aushub- und Innerstoffdeponie in der Hinterflue. «Das Schiff bietet für uns die Mög- und SGV-Direktor Stefan Schulthess an lichkeit einer öffentlichen Erschlies- diesem Abend vor rund 70 Personen sung», erklärt Milena Bächler, Präsiden- informierten. tin des Kurvereins Kehrsiten. Mit einer Zusammen mit den Kantonen NidPetition will der Kurverein bei der walden, Luzern und Luzern Tourismus Nidwaldner Regiebewarb sich die AG rung regelmässige, beim Bund um ein ganzjährige Schiffssogenanntes Innotour-Förderprojekt. verbindungen zwischen Luzern und Teil dieses Touris«Kehrsiten mit seinen musprojektes ist eine Kehrsiten bewirken – im Stundentakt. direkte Verbindung 300 Einwohnern ist Das hat der Verein via Schiff von Luzern nicht mehr richtig am Donnerstagnach Kehrsiten und durch den abend beschlossen. mit der Bahn auf den Bürgenstock. öffentlichen Verkehr Verkehrstechnisch abgeschnitten erschlossen.» Petition läuft bis M I L E N A B ÄC H L E R , Ende Dezember «Seit die BürgenK U RVEREIN KEHRSITEN Um den Initianten stock-Bahn nicht mehr fährt, sind auch und dem Nidwaldner Regierungsrat den die Schiffskurse immer weiter reduziert Rücken zu stärken, beschlossen die Verworden. Kehrsiten mit seinen 300 Einwohnern ist seither sammlungsteilnehmer der Bürgenstocknicht mehr richtig durch den öffentli- Hotels, eine Petition zu lancieren. Mit chen Verkehr erschlossen», erläutert der Bitte an die Regierung und weitere Milena Bächler. «An der Informations- Beteiligte, das Projekt auch im Interesversammlung spürten wir, dass eine se von Kehrsiten nach Kräften zu förbessere Schiffsanbindung einem grossen dern. Bis Ende Dezember läuft die Bedürfnis der Einwohner entspricht.» Unterschriftensammlung dafür. Anfang Sie spricht einen Anlass vom Don- des kommenden Jahres will der Kurnerstag an. Die Zeichen stehen nämlich verein die Petition der Nidwaldner Renicht schlecht, dass ihr Wunsch Realität gierung überreichen. wird, wenn das neue Bürgenstock-Resort MATTHIAS PIAZZA [email protected] in der ersten Hälfte 2017 eröffnet wird. Denn auch die Bürgenstock-Hotels AG zielt in dieselbe Richtung, wie German Grüniger, Verwaltungsrat der Bürgen- HINWEIS stock-Hotels AG, Steve Nikolov, Marke- Weitere Informationen und Unterschriftenbögen: tingdirektor der Bürgenstock Selection, www.kehrsiten.ch
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