Neue Konzepte zur Evakuierung

Neue Konzepte zur
Evakuierung
Das Evakuierungskonzept
und andere Hilfsmittel
Dipl.-Ing. Lutz Krüger
Agenda
 Evakuierung <-> Räumung
 Grundlagen
 Räumung gestern und heute
 Beispiele für Räumungskonzepte
 Fazit
Brandschutzupgrade 29.05.2015
Definition
Evakuierung
Räumung
 Organisierte Verlegung von
Menschen und Tieren aus
gefährdetem Gebiet in sicheren
Raum/Gebiet
 Lebensmittelpunkt für unbestimmte
Zeit verlegt
→ nicht zeitkritisch,
mittelbare Gefahr
 Entfernen von Personen aus direkt
bedrohtem Gebiet bei kurzfristiger
Bedrohung oder bis zur Verlegung in
ein Betreuungsobjekt
 für unbestimmte Zeit
→ zeitkritisch,
unmittelbare Gefahr
Brandschutzupgrade 29.05.2015
Rechtliche Grundlagen/Anforderungen
Pflege- und Betreuungsrichtlinie NRW vom 17.03.2011
7.2.2 in der Brandschutzordnung festzulegen:
„b) Die Aufgaben für das Personal mit Schwerpunkt des sicheren Verbleibs in geschützten
Räumen oder der Rettung von Personen.“
8 Brandschutzkonzept:
„Im Brandschutzkonzept ist nach § 9 Absatz 1 Nummer 16 Bauprüfverordnung für
hilfsbedürftige Personen der Nachweis über deren sicheres Verbleiben in nicht unmittelbar
vom Brand betroffenen Räumen zu führen. […]
Die Angaben müssen
- die Anzahl des Pflege- und Betreuungspersonals und
- einen Nachweis über den sicheren Verbleib hilfsbedürftiger Personen bzw. über
die notwenigen Hilfsmaßnahmen bis zum Eintreffen der Feuerwehr enthalten.“
Brandschutzupgrade 29.05.2015
Rechtliche Grundlagen/Anforderungen
 Der Begriff „Evakuierungskonzept“ steht nun im Raum und taucht u. a. in
vielen Baugenehmigungen und Berichten zu Brandschauen und
wiederkehrenden Prüfungen auf:
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Pflege- und Betreuungseinrichtungen
Krankenhäuser
Schulen
Kitas
Versammlungsstätten
…
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Was ist ein Räumungskonzept?
 Keine Definitionen bzw. Vorgaben (DIN o. ä.) vorhanden
 Behörden „entwickeln“ eigene Vorgaben
 Ingenieurbüros/Fachplaner reichen Konzepte ein und „verfeinern“ diese in
Abstimmung mit der Behörde
 Räumungskonzept für Maßnahmen bei zeitkritischer und unmittelbarer Gefahr!
Eine Evakuierung (Bombenfund, Ausfall Infrastruktur etc.) ist gesondert zu
betrachten - beispielsweise im Krankenhausalarmplan
Brandschutzupgrade 29.05.2015
Formen der Räumung
Früher
Heute
Differenzierung:
Alarm
→ alle raus
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
Gebäudestruktur/-ausdehnung
Nutzung/Nutzer
brandschutztechnische
Infrastruktur
besonderes Gefahrenpotenzial
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Formen der Räumung
 Kitas/Schulen
Alarm
→ alle raus
 Werkstätten für Menschen mit Behinderung
Alarm (im betroffenen Gebäudeteil)
→ alle (aus dem betroffenen Gebäudeteil) raus
 Wohn- und Pflegeheime/Krankenhäuser
stiller Alarm
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Ablauf stille Alarmierung
Personal
erkundet
Alarmort
Eigengefährdung
ausschließen
Sofern keine
Eigengefährdung,
Räumung
starten
in Flur
räumen Tür zum
Brandraum
schließen
in
benachbarten
Evakuierungs
abschnitt
räumen
 Nutzung von fahrbaren Betten, Evakuierungstüchern, o. ä. als Hilfe
 parallel zur Räumung sind benachbarte Räume auf Feuer und Rauch zu
kontrollieren und ggf. ebenfalls zu räumen
 Bereich weiter prüfen/überwachen
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Sensible Bereiche
Intensivstationen, OP-Bereiche, Frühgeborenen-Stationen etc.:
 geringere Brandgefahr, da überdurchschnittliche Überwachung
(Personalstärke, Übersichtlichkeit, Überwachung vieler Elektrogeräte)
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Sensible Bereiche
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Sensible Bereiche
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Sensible Bereiche
Intensivstationen, OP-Bereiche, Frühgeborenen-Stationen etc.:
 geringere Brandgefahr, da überdurchschnittliche Überwachung
(Personalstärke, Übersichtlichkeit, Überwachung vieler Elektrogeräte)
 ggf. Brandbekämpfung, Entrauchung etc. vor Räumung
 es gilt:
 immer Einzelfallbetrachtung!!!
 Eigengefährdung ausschließen
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Beispiel 1
Krankenhaus in Düsseldorf
Aufbau/Umfang des Räumungskonzeptes:





Textteil mit allgemeiner Beschreibung des Objektes/Bereiches
Definition der Bereiche
Angaben zur Nutzung und zu Nutzerzahlen
Beschreibung der Branddetektion und Alarmierung
Festlegung der Maßnahmen im Alarmfall
 zusätzlich Planunterlagen für jeden Räumungsabschnitt
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Beispiel 1
Krankenhaus in Düsseldorf
Allgemeines
 KH der Allgemeinversorgung mit verschiedenen Spezialabteilungen
 Bauteil K: medizinische Funktionsräume (OP, Kreißsäle, etc.)
 Bauteil D: allg. Verwaltungs- und Arzträume, Intensivstationen
 Nutzerzahlen
 Bauteil K: maximal 285 Personen
 Bauteil D: maximal 320 Personen
 Konzept beschränkt sich auf Bereiche in denen im Gefahrenfall mit einer
erschwerten Räumung zu rechnen ist
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Beispiel 1
Krankenhaus in Düsseldorf
Nutzerzahlen
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Beispiel 1
Krankenhaus in Düsseldorf
Branddetektion/Alarmierung
steuert Lichtrufanlage im betroffenen
Bauteil und angrenzendem Bauteil an
→ stiller Alarm
Flächendeckende BMA:
- automatisch
- manuell über Druckknopf
steuert Parallelanzeigetableau an
zentralen Stellen an
→ stiller Alarm
löst in Bereichen ohne Patienten
akustischen Alarmtongeber aus
→ lauter Alarm
Alarmierung der Feuerwehr
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Beispiel 1
Krankenhaus in Düsseldorf
Maßnahmen im Alarmierungsfall
Parallelanzeigetableau/
Schwesternrufanlage meldet
Brand
Personal prüft über Anzeige
für welchen Bereich der
Brand gemeldet wurde
im eigenen Bereich
im benachbarten Bereich
Personal sucht angezeigten
Alarmort auf
Abkömmliches Personal
sucht Alarmort auf, um
Kollegen zu unterstützen
Rest bleibt im Bereich, hält
sich aber über Telefon
erreichbar
Erste Kräfte überprüfen, ob
Gefahrensituation vorliegt
Unter Berücksichtigung der
Eigensicherheit Räumung
möglich
Räumung starten
Patienten in benachbarte
Bereiche begleiten und dort
medizinisch versorgen
Unter Berücksichtigung der
Eigensicherheit keine
Räumung möglich
Personal überprüft
benachbarte Räume auf
Feuer und Rauch
Tür zum Brandraum
schließen und Feuerwehr
einweisen
Ggf. Räumung starten
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Beispiel 1
Krankenhaus in Düsseldorf
Planausschnitt
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Beispiel 1
Krankenhaus in Düsseldorf
Planausschnitt
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Beispiel 2
Seniorenheim in Aachen
Aufbau/Umfang des Räumungskonzeptes:
 nur Textteil mit allgemeiner Beschreibung des Objektes
 Beschreibung der brandschutztechnischen Infrastruktur
 Festlegung der Maßnahmen im Alarmfall (ähnlich der Inhalte einer BSO
jedoch detaillierter)
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Beispiel 2
Seniorenheim in Aachen
Allgemeines
 Bewohner nicht beatmungspflichtig oder dauerhaft an medizinische Geräte
angewiesen
 tägliche Betreuung durch Pflegekräfte, Ergo- und Physiotherapeuten
 Brandschutztechnische Infrastruktur:
 BMA
 DECT-Telefone (hausübergreifende Alarmierung möglich)
 Parellelanzeigetableaus
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Beispiel 2
Seniorenheim Aachen
Maßnahmen Alarmierungsfall
Tagdienst → Personal sucht
Alarmort auf, um erforderliche
Rettungs- und
Löschmaßnahmen einzuleiten
(nur im eigenen
Zuständigkeitsbereich)
Bewohner werden
zunächst bis auf den
notw. Flur evakuiert
Nachtdienst → Pflegekraft
sucht Alarmort auf, um
erforderliche Rettungs- und
Löschmaßnahmen
einzuleiten + min. eine
weitere Pflegekraft aus
benachbarten Bereich
Tür zum Brandraum wird
sofort geschlossen
Bewohner in Räumen, welche
nicht direkt vom Brandereignis
betroffen sind (auch direkt
angrenzend) können ggf. bis
zum Eintreffen der Feuerwehr
dort verbleiben
Im Brandfall ist das
betroffene Zimmer zu
räumen (unter
Berücksichtigung des
Eigenschutzes!)
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Beispiel 3
Kita in Düsseldorf
Aufbau/Umfang des Räumungskonzeptes:
 kein eigenes Konzept
 detaillierte Brandschutzordnung Teil B incl. zusätzlicher Ergänzung
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Beispiel 3
KiTa in Düsseldorf
 Ergänzung in BSO-B
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Fazit
 die brandschutztechnische Betrachtung und Beurteilung von Gebäuden und
Einrichtungen wird immer detaillierter
 die Aufgaben der „Brandschützer“ enden nicht mehr mit der erteilten
Baugenehmigung
Planen/Brandschutzkonzept
-> Fachbauleitung Brandschutz
-> organisatorischer Brandschutz
im Betrieb
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Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit
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