16 Der Stern von Bethlehem Im Matthäus-Evangelium wird berichtet, wie Sterndeuter nach dem neugeborenen König suchen. Sie hatten einen Stern aufgehen sehen, der vor ihnen herzog, bis sie das Kind fanden. Der Stern war ihnen Signal und Wegweiser. Es gibt die unterschiedlichsten Auslegungen über diesen hellen Stern, der zur Geburt Christi am Himmel erschienen ist. Bereits in der Antike galten Sterne als „vernunftbegabte Wesen“, die sich um die Welt sorgten, sie verdeutlichen das Königtum. Die Grundsymbolik der Sterne besteht also darin, Abbild der göttlichen Idee zu sein, nach der die Schöpfung sich um Gott bewegt und seinen Willen erfüllt. Gott ist die Mitte, alles Leben kreist um ihn. Ob das Phänomen des Sterns von Bethlehem in der Magiererzählung historisch ist oder ein naturwissenschaftliches Phänomen, ist für die heutigen Theologen von nicht so großer Bedeutung. Tatsache ist, dass der Hofastronom Johannes von Kepler im Jahr 1603 eine Sternkonjunktion entdeckt hatte, die im Jahre 7 v. Chr. dreimal am Himmel zu sehen war: und zwar am 29. Mai, am 3. Oktober und am 4. Dezember. Die Planeten Jupiter und Saturn standen im Sternbild der Fische. Dabei ist es mit großer Wahrscheinlichkeit zu einer Erscheinung gekommen, die sich in Erzählungen gerne als „Sternenschweif“ oder „Kometenschweif“ darstellt: ein zarter Lichtkegel mit den beiden Planeten an der Spitze, der von den Sternen direkt auf die Erde zu weisen schien. Dieses Phänomen hat mit den Planeten an sich nichts zu tun. Es ist Sonnenlicht, das von Staub gestreut wird und kegelartig auf die Erde „fällt“. In der astrologischen Auslegung war Saturn immer der Stern Israels. Der „Tag des Saturn“, am deutlichsten im englischen „Saturday“ erhalten, ist der Tag der Juden, Symbol des Sabbat, des jüdischen Gesetzes. Jupiter galt als Königsstern, „Hirt der Sterne“, „Regent der Planeten“, Heilund Friedensbringer, der Gnade und Segen bewirkt. Das bedeutet, dass den Juden (Saturn) der König (Jupiter) der Gerechtigkeit (Saturn) geboren wird. Das Auftreten im Sternbild der Fische wirkt als Hinweis auf den Ort des Geschehens. Die Fische symbolisieren das Land Amurru, das ist aus Sicht Babylons das heutige Palästina. Die Fische galten als Zeichen des Endes der irdischen Welt. Mit dem neugeborenen König bricht also eine neue Ära an. Der moabitische Seher Balaam hatte prophezeit: „Ich sehe ihn, aber nicht jetzt, ich erblicke ihn, aber nicht in der Nähe: ein Stern geht in Jakob auf, ein Szepter erhebt sich in Israel.“ (Nm 24,17). Von da leitet sich der Begriff „Jakobsstern“ ab. Diese auf Jesus Christus hin gedeutete Weissagung erhebt ihn zum König. Nach alter christlicher Tradition ist der Stern, der den Weg zur Krippe weist, Christus selbst. Das frühchristliche Symbol für Christus war der achteckige Stern. Ignatius von Antiochien formulierte: „Christus im Geheimnis der Menschwerdung ist selbst der Stern … Mit dem eignen Licht weist er also auf sich selber hin“. In der Kunst wird diese Deutung aufgenommen, die den Stern der Magier mit Christusmonogramm, Kreuz oder Christusgestalt verbindet. Die Domherren der Kölner Kathedrale, in der die Reliquien der Heiligen Drei Könige aufbewahrt werden, tragen bis heute den Stern an einer Amtskette als Zeichen ihrer Würde.
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