MANNHEIMER BILDUNGSPREIS Bewerbungsunterlagen 2015 Steckbrief der Einrichtung Name der Einrichtung Kinderhaus Sickinger Ansprechpartner*in für die Bewerbung Brigitte Crawford Adresse der Einrichtung R7,48 68161 Mannheim Klicken Sie hier, um Text einzugeben. Telefon 0621/2933398 Fax E-Mail [email protected] Internet 0621/16759736 Klicken Sie hier, um Text einzugeben. Mit dem Einreichen Ihrer Bewerbung erklären Sie sich ausdrücklich einverstanden, dass Ihr geschilderter Arbeitsansatz zu Dokumentationszwecken veröffentlicht werden kann. Den Bewerbungsunterlagen dürfen max. drei Anlagen in gängigen Dateiformaten (insg. max. 3 MB) zur Verdeutlichung des Ansatzes beigelegt werden. Bitte stellen Sie sicher, dass für alle eingereichten Fotos und Filmmaterialien die Nutzungsrechte vorliegen. Hinweise zum Ausfüllen des Dokuments Zum Ausfüllen des jeweiligen Formularfeldes klicken Sie bitte auf die grau hinterlegte Fläche. Bitte speichern Sie Ihre Bewerbungsunterlagen separat auf Ihrem PC ab und senden sie als Word-Dokument an die angegebene E-Mail-Adresse. Seite 1 von 30 Bewerbungen senden Sie bitte per E-Mail an [email protected] MANNHEIMER BILDUNGSPREIS Bewerbungsunterlagen 2015 A - Fragen zum Angebot 1. Regelhaftes Angebot zur praktischen Unterstützung der Ziele Bildungsgerechtigkeit, Talentförderung und Integration Welche entwicklungsfördernden Angebote bietet Ihre Einrichtung mit den vorhandenen Mitteln regelmäßig an? Bitte beschreiben Sie außerdem in Stichpunkten, wie Sie Ihr Regelangebot nachhaltig sichern. Das Kinderhaus Sickinger befindet sich in der Innenstadt Mannheims in der östlichen Unterstadt. Der Träger des Kinderhauses ist die Stadt Mannheim. Aufgrund der bautechnischen Mängel wurde das ehemalige Kinderhaus T4/5, erbaut 1963, in die nahegelegenen, ehemaligen Büroräume des Spar-und Bauvereins nach R 7/48 am Lameygarten verlagert. Diese Räumlichkeiten wurden uns von der Stadt Mannheim zur Verfügung gestellt und bestmöglichst ausgestattet. Auf dem ehemaligen Gelände sollen Wohneinheiten und ein neues Kinderhaus entstehen. Die östliche Unterstadt ist von einer sehr hohen Wohndichte gekennzeichnet. Dort leben auf nur 0,4 km² 7979 Menschen, davon allein 738 Kinder und Jugendliche. Das sind 5,6mal so viele Kinder wie im gesamtstädtischen Vergleich (Stand 12/2012). Der Anteil an Migranten ist in der östlichen Unterstadt mit ca. 50% überdurchschnittlich hoch. Dies spiegelt sich auch im Kinderhaus Sickinger wider. Zur Zeit besuchen 43 Kinder unsere Einrichtung. 99% davon haben einen Migrationshintergrund aus 13 verschiedenen Nationen. Die Nationalitäten im Kinderhaus Sickinger 1. Türkisch 2. Italienisch 3. Arabisch 4. Pakistanisch 5. Bulgarisch 6. Kubanisch 7. Polinisch 8. Russisch 9. Deutsch 10. Vietnamesisch 11. Griechisch Seite 2 von 30 Bewerbungen senden Sie bitte per E-Mail an [email protected] MANNHEIMER BILDUNGSPREIS Bewerbungsunterlagen 2015 Diese kulturelle Vielfalt sehen wir als Herausforderung und besondere Bereicherung unseres Hauses, welche uns in unserer täglichen Arbeit beeinflusst und prägt. Die Größe unserer Einrichtung ermöglicht einen intensiven Kontakt zu den Eltern. Die Einrichtungen der Stadt Mannheim arbeiten nach dem offenem Konzept. Offene Arbeit beruht auf einer Haltung, die neue Ideen zulässt und sich mit Kindern, Eltern und dem gesamten Team im Prozess weiterentwickelt. Dahinter steckt die Überzeugung, dass Bildungsprozesse eines Kindes immer Selbstbildungsprozesse sind. Das Kind ist dabei Akteur seiner/ihrer Entwicklung. Wir haben Räume geöffnet und zu Bildungsinseln umgewandelt. Die Ausgestaltung dieser Bildungsinseln zeigt, dass einer unserer Schwerpunkte in der interkulturellen Arbeit liegt. Wir werden täglich mit Themen der Kinder konfrontiert und kommen mit den Kindern und Eltern darüber ins Gespräch, z.B. besucht ein Kind unsere Einrichtung, das auf Grund ihrer Religion ihren Geburtstag nicht feiern soll und auch keine Einladung von anderen Kindern annehmen darf. Nach intensivem Ausstausch mit den Eltern gelang es uns, dass das Kind hier an Kindergeburtstagen teilnehmen darf. Stellvertretend für ihren Geburtstag kann das Kind einmal im Jahr ein Fest im Kindergarten feiern. Das Bistro/Spielzimmer befindet sich im Erdgeschoss und ist zentraler Treffpunkt für die Kinder und Eltern. Hier können die Kinder täglich selbstbestimmt am gesunden Buffet frühstücken, welches zusammen mit den Kindern jeden Morgen frisch gerichtet wird. Die Kinder finden eine große Auswahl an Nahrungsmitteln verschiedener Kulturen, die durch die Kooperation von mehreren Lebensmittelhändlern zusammengestellt wird. Das Kinderhaus wird wöchentlich frisch beliefert. Dabei wird stets auf Saisonware und auf die individuellen Wünsche der Kinder geachtet. Des Weiteren werden innerhalb von Themenwochen unterschiedliche Rituale und Essgewohnheiten der Kinder unseres Hauses aufgegriffen, z.B. Essen mit den Händen, mit Stäbchen oder auf dem Teppich. Aus diesem Grund sind vielfältige Sprachanlässe gegeben. Gleichzeitig bietet der Raum viele Möglichkeiten der individuellen Förderung von Fähigkeiten und Fertigkeiten der Kinder durch altersgerechte Spielmaterialien, z. B. Brettund Tischspiele, Geschicklichkeits- und Gesellschaftsspiele, verschiedene Bücher (auch zweisprachige Bücher), eine Bauecke mit vielen Materialien, u.a. Bausteine aus „1001 Nacht.“ Im Atelier haben die Kinder die Möglichkeit ihre Kreativität auszuleben und sich frei zu entfalten. Sie bekommen Raum und Zeit, das Gesehene und Erlebte in Bildern zu verarbeiten. Dabei dürfen die Kinder frei entscheiden, ob sie ihre Kunstwerke in ihr Portfolio heften oder diese mit nach Hause nehmen. Ein besonderes Merkmal ist die Auswahl an Stiften, wie z.B. Stifte in 12 unterschiedlichen Hauttönen. (siehe Anhang) Seite 3 von 30 Bewerbungen senden Sie bitte per E-Mail an [email protected] MANNHEIMER BILDUNGSPREIS Bewerbungsunterlagen 2015 Im 1. Obergeschoss befindet sich das Rollenspielzimmer. Dieser Raum liegt besonders im Fokus, da dort morgens der tägliche Gesprächskreis für die Kinder stattfindet. Die Kinder treffen sich auf dem „Teppich der kulturellen Vielfalt“ und werden in ihrer Erstsprache begrüßt. Durch die intensive Zusammenarbeit mit den Eltern verfügt das Kinderhaus über ein großes Repertoire an internationalen Liedern, welche hier gesungen werden (arabische, türkische, italienische Musik, Schlager, Klassik u.ä.). Im Rollenspielraum können die Kinder in verschiedene Rollen schlüpfen, sich verkleiden und ihr Erlebtes nachspielen. Die Puppen, verschiedener Ausführung und Herkunft (dunkelhäutige, asiatische Puppen), haben einen hohen Aufforderungscharakter und ermöglichen den Kindern ihre Rollenspiele (Mutter-Vater-Kind Spiel) zu differenzieren. Tische und Stühle, sowie Geschirr und Besteck vertiefen das Verständins für Rituale und Sitten verschiedener Kulturen. Somit bietet das Rollenspielzimmer optimale Voraussetzungen ganzheitlich zu lernen und fördert das Denken in komplexen Zusammenhängen und setzt bewusst vorurteilsfreie Erziehung in den Mittelpunkt. In der Lernwerkstatt treffen sich mehrmals die Woche die Vorschulkinder. In Begleitung von altersspezifischen Materialien und Medien lernen sie das Zählen, Schreiben, Experimentieren et cetera. In Kleingruppen findet hier durch eine besonders qualifizierte Fachkraft die regelmäßige Sprachförderung statt, als Teil eines vom Land BaWü finanzierten Projektes. In der Lernwerkstatt sind unter anderem Materialien vorhanden, die den Kindern Identifikationsmöglichkeiten bieten, wie z. B. Globus, Atlanten, Ländermemory, et cetera, aus denen die Kinder mehr über die Menschen dieser Welt und ihre eigenen kulturellen Wurzeln erfahren können. Beispielsweise beim Zählen am Abakus werden die Kinder ermutigt in deutsch oder in ihrer Erstsprache zu zählen. Des Weiteren bieten wir den Kindern einen Bewegungsraum mit internationaler Musik und einen Entspannungsraum, mit einem mehrsprachigen Angebot an Kinderliteratur. Das Regelangebot wird nachhaltig gesichert durch: - Aushänge - Fotogalerie - Digitaler Fotorahmen zur Veröffentlichung von Bildungsgeschichten - Kunstwerke der Kinder - Dokumentation in Portfolio (des Kindes / der Erzieher) - Beobachtung nach Infans Seite 4 von 30 Bewerbungen senden Sie bitte per E-Mail an [email protected] MANNHEIMER BILDUNGSPREIS Bewerbungsunterlagen 2015 - Dokumentation anhand des BISS-Projekts – „Bildung durch Sprache und Schrift“ - Kooperation mit anderen Institutionen (Schule, Therapeuten, etc.) 2. Entwicklungshistorie Beschreiben Sie in Stichworten die aus Ihrer Sicht wichtigsten Punkte in der Entwicklung Ihrer Einrichtung in der jüngsten Vergangenheit in Bezug auf den hier dargestellten Ansatz (siehe Frage 1). „Dass ein kompetentes Aufgreifen von Vielfalt tatsächlich bildungsrelevant ist, beansprucht für die frühen Jahre das Ergebnis der Längsschnittuntersuchung zu „exzellenten“ Kindertageseinrichtungen in Großbritannien. Die Forscherinnen fanden heraus, dass die kognitive Entwicklung von Kindern deutlich korreliert mit dem Qualitätsmerkmal „Diversity“……..Bemerkenswert an diesem Ergebnis ist, dass die Berücksichtigung von Vielfalt allen Kindern beim Lernen nützt“ ( aus „Handbuch Kinderwelten“ von Petra Wagner) Unser Stadtteil ist geprägt von einer Vielzahl der unterschiedlichsten Kulturen und Ethnien. In der Vergangenheit war der Stadtteil eher durch türkische Mitbewohner geprägt, so ist in den letzten Jahren ein Wandel zu erkennen, der Stadtteil zeigt eine deutlich multikuturelle Prägung. Angeregt dadurch haben wir uns gezielt mit der kulturellen Vielfalt auseinandergesetzt und die Notwendigkeit der gelebten Integration erkannt. „In der Entwicklungslogik ist es widersinnig, Kinder in ihrer wichtigsten Sozialisationsphase voneinander zu isolieren und später von ihnen als Jugendliche oder Erwachsene zu verlangen, dass sie sich gegenseitig in ihrer Besonderheit achten und akzeptieren.“ (Kron 2008) Umsetzungsschritte waren: - Umgestaltung der Gruppenräume in Funktionsräume - Weiterentwicklung durch Umgestaltung der Funktionsräum zu Bildungsinseln - Ressourcen nutzen (Mehrsprachigkeit von Mitarbeiter und Eltern) - Größeres Angebot an Sprachförderung - Teamweiterentwicklung - Verstärkte Zusammenarbeit zwischen Kooperationspartnern und Institutionen - Evaluation der Portfolioausführung - Trennung der Portfolio in Kinderordner und Arbeitsordner - Kindzentrierte Fortführung der Portfolioarbeit (durch Selbstbestimmung) Seite 5 von 30 Bewerbungen senden Sie bitte per E-Mail an [email protected] MANNHEIMER BILDUNGSPREIS Bewerbungsunterlagen 2015 3. Transfer / Übertragbarkeit Was kann für einen Transfer des Ansatzes (siehe Frage 1) von Ihrer Einrichtung geleistet werden? 1. Um unsere gemachten Beobachtungen zu reflektieren, stehen wir im Dialog mit verschiedenen Einrichtungen aus unterschiedlichen Sozialraumtypen. 2. Gemeinsam mit den Eltern arbeitet das Kinderhaus vertrauensvoll mit verschiedenen Institutionen zusammen, die sich um eine gelingende Entwicklung der Kinder kümmern, z.B. Schulen für Sozialpädagogik, Grundschulen, Therapeuten, Stadtbibliothek, Gesundheitsamt, etc. 3. Die Einrichtung bietet Möglichkeiten für Mitarbeiter und Eltern in verschiedenen Institutionen zu hospitieren und die Erziehungsberechtigten in Beratung und Förderung zu unterstützen. 4. Die pädagogischen Fachkräfte haben die Möglichkeit an Fortbildungen teilzunehmen und sich dort thematisch auszutauschen. Die Konzeption der Einrichtung wird regelmäßig evaluiert und durch Pressemitteilung für die Öffentlichkeit sichtbar gemacht. Vor kurzem veröffentlichte Artikel: - Sommertagsumzug - Lichterfest im U5 Garten - Kitas unter der Lupe (Mannheimer Morgen) - Adventswettbewerb von D&S - Faschingsumzug an Faschingsdienstag - Teilnahme am Mannheimer Stadtfest am Gesangswettbewerb zur Talentförderung - Anlegen eines Gemüsegarten mit Unterstützung des Umweltforums - Teilnahme am Fotowettbewerb des Quartiermanagments „Meine Stadt“ ( 1.Platz) - Gemeinwesenorientiertes Arbeiten in Projekten ( 1.Mannheimer Kindergipfel ) 4. Messbarkeit Wie stellen Sie sicher, dass das was Sie erreichen wollen auch eintritt? Das Kinderhaus Sickinger versteht sich als aktiver Begleiter der Kinder. Die kulturelle Vielfalt ist ein fester Bestandteil der pädagogischen Praxis. Um die Entwicklung der Kinder ganzheitlich und nachhaltig zu fördern, wird die Vielfalt als Bereicherung für die Seite 6 von 30 Bewerbungen senden Sie bitte per E-Mail an [email protected] MANNHEIMER BILDUNGSPREIS Bewerbungsunterlagen 2015 pädagogische Praxis und als Potential für alle Beteiligten verstanden und vermittelt. Die Einrichtung setzt bewusst auf die Auseinandersetzung mit Unterschieden und Gemeinsamkeiten und vertritt klar die Haltung gegen Vorurteile, Einseitigkeit und Diskriminierung. Die Zusammenarbeit mit den Eltern gelingt, sie ist messbar durch aktive Teilhabe. Durch regelmäßige Beobachtungen der Kinder werden die Themen, Interessen und Bedürfnisse herausgearbeitet. Dafür werden die Instrumente, wie z.B. Grenzsteine von Infans, Sismik und Seldak angewandt. Der Austausch und die Reflexion mit den Kooperationslehrern der Grundschulen ist Voraussetzung für die Feststellung der Schulfähigkeit. Über den Entwicklungsstand der Kinder werden die Eltern stets informiert. Diese Inhalte basieren auf regelmäßiger Reflexion und gemeinsamen Austausch mit dem gesamten Team. Dabei werden Ursachen für mögliche Schwachstellen analysiert und als Möglichkeit zur Verbesserung genutzt. Vereinbarungen über Methoden zur Verbesserung werden in den Teambesprechungen erarbeitet. Die Verwirklichung der Ziele wird in Arbeitsprozessen im Rahmen von Planungstagen erschlossen und dokumentiert. Die Dokumentationen stehen den pädagogischen Fachkräften jeder Zeit zur Verfügung. Seite 7 von 30 Bewerbungen senden Sie bitte per E-Mail an [email protected] MANNHEIMER BILDUNGSPREIS Bewerbungsunterlagen 2015 B - Zu Ihrer Einrichtung allgemein 5. Beziehungsqualität Wie gestalten und gewährleisten Sie in Ihrer Einrichtung eine hohe Beziehungsqualität in der Interaktion zwischen Fachkräften und Kindern? „Heimat ist, wo man mich erwartet.“ (Max Frisch) Dieses Zitat spiegelt sehr gut unsere Grundhaltung wider. Wir erwarten die Kinder, sind gut vorbereitet auf die Bedürfnisse der einzelnen Kinder. Dazu gehört eine individuell mit dem Elternhaus gelebte Eingewöhnungszeit. Die Bezugserzieherin bietet dem Kind Beziehung an. Somit gewinnen die Kinder ein hohes Maß an Vertrauen und es fällt ihnen leichter, eine Bindung/Beziehung aufzubauen. Wichtige Voraussetzung für eine hohe Beziehungsqualität zwischen Fachkraft und Kindern ist in erster Linie ein vertrauensvoller Umgang der Mitarbeiter/innen untereinander, Vorbildwirkung und eine gute Atmosphäre im Haus. Dazu ist es wichtig, ein entspanntes Klima zu schaffen, in dem sich Kinder wohlfühlen, willkommen sind und sich anerkannt fühlen, unter Berücksichtigung des kulturellen Hintergrundes. Die Kinder können sich in ihrer Rolle, ob als Mädchen oder Junge, als individuelle Person angenommen fühlen. Die Erzieher/innen gehen in täglichen Alltagssituationen, aber auch im gezielten 1:1 Dialog auf die Lebensumstände , Fragen und Probleme der Kinder ein. Die Angebote in den einzelnen Funktionsräumen werden nach Interessen, Fragen und Themen der Kinder geplant, durchgeführt und dokumentiert. Dabei werden die Kinder in ihrem Bildungs- und Entwicklungsprozess unterstützt und herausgefordert. In diesem Prozess werden wir unterstützt von Eltern, Großeltern und externen Fachkräften, die dazu beitragen, individuelle sowie gemeinsame Lernprozesse zu gestalten. Das Thema jedes einzelnen Kindes steht dabei im Fokus, somit werden die Lernprozesse der Kinder selbst gesteuert und gelebt. Die pädagogische Fachkraft hat die Rolle der aktiven Begleitung. Anhand der Dokumentation werden neue Methoden überdacht, die Kinder immer wieder neu zu ermutigen, sie herauzufordern und ihnen Neues zuzutrauen. Dabei legen wir Wert auf Ko-konstruktive Elemente, die Kinder erleben, wenn sie gemeinsam forschen. Seite 8 von 30 Bewerbungen senden Sie bitte per E-Mail an [email protected] MANNHEIMER BILDUNGSPREIS Bewerbungsunterlagen 2015 6. Elternpartizipation Wie beziehen Sie Eltern in Ihren Einrichtungsalltag aktiv ein? Die Zusammenarbeit mit den Eltern hat einen großen Stellenwert im Kinderhaus Sickigner. Das Team des Kinderhauses beschäftigt sich nicht nur mit den Eltern, sondern auch mit dem gesamten familiären Umfeld des Kindes. Sie streben mit vereinten Kräften nach der bestmöglichen Förderung der Kinder. Die Eltern werden als fester Bestandteil des Konzeptes der Einrichtung verstanden.Wichtig für unsere Arbeit mit den Eltern und Kindern ist es, herauszufinden, welche Wünsche und Bedürfnisse unsere Eltern haben. Eltern wünschen sich konkrete Handlungshilfen bei Konflikten, Wissen und Informationen über die Entwicklung ihrer Kinder, Kenntnis über neue Entwicklungsschritte ihres Kindes und vor allem der Austausch mit anderen Eltern. Wie setzen wir diesen Anspruch um? Die pädagogischen Fachkräfte verstehen sich als Experten hinsichtlich des pädagogischen Fachwissens und Erfahrungen. Die Eltern werden als Experten hinsichtlich der familiären Hintergründe verstanden. Dies ermöglicht eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe. Die Interaktion der Experten dient der ganzheitlichen Förderung des Kindes. Die Bereitschaft zu kooperieren ist von beiden Seiten, das heißt sowohl bei den pädagogischen Fachkräften als auch bei den Eltern, vorhanden. Wichtig dabei ist die gegenseitige Anerkennung und Wertschätzung. Im Kinderhaus Sickinger findet eine partnerschaftliche Zusammenarbeit statt. Die pädagogischen Fachkräfte reflektieren sich gegenseitig, um unvoreingenommen auf alle Eltern zu zugehen. Das Konzept der vorurteilsbewussten Erziehung wird auch in der Erziehungspartnerschaft mit den Eltern angewandt. Die Kooperationsbereitschaft, sowohl von den pädagogischen Fachkräften, als auch von den Eltern, zeigt sich durch regelmäßige und ausführliche Eingewöhnungs- und Entwicklungsgespräche. Die Mehrsprachigkeit der pädagogischen Fachkräfte erweist sich als hilfreiche Schlüsselkompetenz in der Zusammenarbeit mit den Eltern, bei Elterngesprächen oder auch Behördengängen. Eltern sind ebenso vielfältig wie die Kinder im Kinderhaus, die unsere pädagogische Arbeit Seite 9 von 30 Bewerbungen senden Sie bitte per E-Mail an [email protected] MANNHEIMER BILDUNGSPREIS Bewerbungsunterlagen 2015 zu schätzen wissen. Die Aufgabe als pädagogische Fachkraft ist es, Herausforderungen wahrzunehmen und die Eltern vorurteilsbewusst als festen Bestandteil der pädagogischen Arbeit zu sehen. Im Kinderhaus Sickinger haben die langjährigen Erfahrungen mit den Kindern und den Eltern dazu beigetragen, dass die Einrichtung die komplette Grundhaltung der pädagogischen Fachkräfte und die Konzeption reflektiert haben. Eltern werden als Quelle der Vielfalt verstanden. Sie unterstützen die pädagogischen Fachkräfte durch aktive Beteiligung und zeigen Interesse. Diese Zusammenarbeit wird als Bereicherung für alle Beteiligten verstanden. Die Vielfalt verleiht dem Kinderhaus Sickinger einen ganz besonderen Charakter. Sie wird besonders sichtbar durch gemeinsame Aktivitäten, wie z. B. Elterncafé, Elternabende, kulturelle Feste, Sprachfördertreffen, Elternfrühstück oder Elternbeiratstreffen. Die Vielfältigkeit inspiriert die Erzieherinnen und Erzieher und regt zur Erweiterung der Erziehungspartnerschaft an. Um die Kinder ganzheitlich fördern zu können ist die Zusammenarbeit mit den Eltern unverzichtbar. 7. Allgemeine Einrichtungskultur Was tun Sie in Ihrer Einrichtung gezielt für die Qualitätsentwicklung? Die Qualitätsentwicklung haben wir in vier Bereiche unterteilt: 1. Personalentwicklung Um eine qualitativ gute Personalentwicklung zu erreichen, legen wir Wert auf eine gute Kommunikation und Entwicklungsmöglichkeit der einzelnen Kollegen. In der Kommunikation steht das Bewusstsein im Vordergrund, den Kindern ein angemessenes Verhaltensmodell zu bieten. Eine entspannte Athmosphäre sorgt dafür, dass sich jedes Kind angenommen fühlt mit seiner ganzen Individualität und sich dadurch frei entfalten kann. Desweiteren wird mit Hilfe der regelmäßigen Mitarbeitergespräche der Personaleinsatz und Fortbildungen nach den individuellen Stärken des Mitarbeiters geplant. Dem Team stehen zwei ganze und zwei halbe Planungstage im Jahr zur Verfügung. An denen werden verschiedene Fachthemen ausführlich bearbeitet und dokumentiert (z.B. vorurteilsbewusste Erziehung, kulturelle Vielfalt). Jede/r MitarbeiterIn verfügt über fachliche Kompetenzen, die jeder einzelne in seinem Funktionsbereich/Bildungsinsel umsetzen kann. Seite 10 von 30 Bewerbungen senden Sie bitte per E-Mail an [email protected] MANNHEIMER BILDUNGSPREIS Bewerbungsunterlagen 2015 Sprachförderarbeit ist Schwerpunkt im Kinderhaus. Die Vorbildfunktion aller Mitarbeiter und die Interaktion mit den Kindern werden regelmäßig reflektiert. Wichtiger Baustein unserer Arbeit ist die Kooperation mit anderen Institutionen wie Grundschulen, Frühförderstellen, Therapeuten, Fachberatungen et cetera. Durch Hospitationen finden regelmäßig Austausch und Reflektionen statt. Externe Fachkräfte bieten den Kindern unterschiedliche Angebote an, wie z. B. Experementieren, Tanzen, musikalische Früherziehung, Theater, vietnamnesische Kampfkunst Viet Vo Dao, Capoeira. Desweiteren gehen wir mit einer Kindergruppe regelmäßig ins nahegelegene Herschelbad zum Wassergewöhnungskurs. Unser Haus bildet aus. Wir kooperieren mit zahlreichen Fachschulen und Schulen aus dem Umland. 2. Pädagogische Qualität sichern Die Orientierung an den Interessen und Themen der Kinder in Verbindung mit einer anspruchsvollen pädagogischen Zielsetzung bieten die Grundlagen für ein höchstmögliches Niveau frühpädagogischen Handelns. Unser Ziel ist es, dass die Kinder in der Lage sind, über sich selbst und ihre Umwelt selbstbestimmt Meinungen zu bilden und daraus Handlungen abzuleiten. Das Kinderhaus Sickinger versteht sich als aktiver Begleiter der Entwicklung der Kinder. Sie sind Konstrukteure ihrer eigenen Entwicklung, ihres Wissens und Könnens. In den verschiedenen Funktionsbereichen/Bildungsinseln wecken wir in den Kindern Neugierde, Aktivität, Selbsttätigkeit und Kreativität. Die Einrichtung orientiert sich seit einigen Jahren nach dem Infans-Konzept. (Institut für angewandte Sozialisationsforschung/ Frühe Kindheit e.V) Ziel des Infans-Konzeptes ist es, Mädchen und Jungen in ihren frühen Bildungsprozessen zu ermöglichen, alle Talente, alle Kräfte und alle Ressourcen, die sie mitbringen, auf einem höchstmöglichen Niveau entfalten zu können. Die Inhalte des Konzeptes wurden der individuellen Situation des Kinderhauses abgestimmt. Grundlagen, die ihre Anwendung in der pädagogischen Praxis finden, sind: 1. Eingewöhnung, wir arbeiten nach dem Eingewöhnungskonzept ,,Das Berliner Modell‘‘ Seite 11 von 30 Bewerbungen senden Sie bitte per E-Mail an [email protected] MANNHEIMER BILDUNGSPREIS Bewerbungsunterlagen 2015 und wenden es dauerhaft an. 2. Die Ist-Analyse wurde und wird regelmäßig durchgeführt, reflektiert und bei Bedarf aktualisiert. 3. Erziehungs-/Handlungsziele wurden erarbeitet, verfasst und aktualisiert. 4. Es werden regelmäßig Beobachtungen anhand der Beobachtungsinstrumente von Infans durchgeführt. 5. Dokumentation: Für alle Kinder gibt es ein Portfolio, welches sie in ihrer Entwicklung begleitet, dabei dürfen die Kinder selbst entscheiden was in ,,ihren Ordner‘‘ hineingehört. Parallel führt jede Bezugserzieherin einen Arbeitsordner für jedes Bezugskind, der die Entwicklung des Kindes dokumentiert. 3. Zusammenarbeit mit Eltern Die Zusammenarbeit hat einen großen Stellenwert. Das Team des Kinderhaus Sickinger beschäftigt sich nicht nur mit den Eltern, sondern auch mit dem gesamten familiären Umfeld des Kindes. Die Eltern werden als fester Bestandteil des Konzeptes der Einrichtung verstanden. Die pädagogischen Fachkräfte verstehen sich als Experten hinsichtlich des pädagogischen Fachwissens und Erfahrungen. Die Eltern werden als Experten hinsichtlich der familiären Hintergründe verstanden. Essenziell dabei ist ein entspanntes Klima, bei dem sich jedes Kind willkommen fühlt. Dabei zeigen die Mitarbeiter Interesse an den kulturellen und sprachlichen Fähigkeiten sowie informellen Kompetenzen der Eltern. 4. Weiterentwicklung des offenen Konzeptes und der Raumgestaltung Unsere Räume entsprechen ihren Bedürfnissen, regen die Fantasien der Kinder an, die sie teilweise nach eigenen Vorstellungen mitgestalten können. Die Kinder finden Orientierung, Geborgenheit und Gemeinschaft aber auch Rückzugsmöglichkeiten. Um qualitativ wertvolle Gespräche mit Eltern,Kooperationspartnern oder Mitarbeitern/ Kollegen führen zu können, bieten wir einen Rückzugsbereich mit gemütlicher Sitzecke. Die räumlichen Rahmenbedingungen tragen wesentlich dazu bei, ob und in welchem Ausmaß Kinder zum Ausprobieren, zum Verändern und zum Miteinander-ErfahrungenMachen eingeladen werden. Und so das Kinderhaus als einen ihren Bedürfnissen Seite 12 von 30 Bewerbungen senden Sie bitte per E-Mail an [email protected] MANNHEIMER BILDUNGSPREIS Bewerbungsunterlagen 2015 entsprechenden Lebensraum begreifen können. Die Funktionsräume sind so konzipiert, daß die Elemente flexibel gestaltbar sind, so daß die Mitarbeiter immer die Möglichkeit haben, auf die Anreize und Themen der Kinder zu reagieren. 8. Verwendung des Preisgeldes Wie wird das Preisgeld in Ihrer Einrichtung eingesetzt werden? Unser Augenmerk liegt auf langfristigen, nachhaltig und alltagsintegrierten Angeboten und Projekten im Kinderhaus Sickinger. Ideen, wie wir das Preisgeld einsetzen würden: - Gemeinsame Aktivitäten mit Kindern und Eltern (Besuch von Moscheen, Synagogen, Kirchen und weitere Einrichtungen auch in anderen Städten) - Kurse der Abendakademie Mannheim mit Eltern ( Kochkurs) - Schwimmkurs für muslimische Mädchen und Mütter - Erstellen von Skulpturen für das neue Kinderhaus mit Künstlern - Weiterbildung der Mitarbeiter/innen - Einladung von Fachreferenten/innen, Künstlern, Musikern und anderen Experten - Kauf von Videokamera und Fotokamera zur Dokumentation - Musikanlage - Fortbildungen für die pädagogischen Fachkräfte auf der Grundlage von Diversitätsbewusstem Denken und Handeln Seite 13 von 30 Bewerbungen senden Sie bitte per E-Mail an [email protected] MANNHEIMER BILDUNGSPREIS Bewerbungsunterlagen 2015 Anhang: - Das Teppich der Kulturellen Vielfalt - Die Begrüßung in verschiedenen Sprachen Seite 14 von 30 Bewerbungen senden Sie bitte per E-Mail an [email protected] MANNHEIMER BILDUNGSPREIS Bewerbungsunterlagen 2015 - Die Weltkarte gemalt von den Kindern - Die Lernwerkstatt ( Globus) Seite 15 von 30 Bewerbungen senden Sie bitte per E-Mail an [email protected] MANNHEIMER BILDUNGSPREIS Bewerbungsunterlagen 2015 - Die Kinderküche im Rollenspielzimmer mit verschiedenen Kulturellen Materialien - Memory der verschiedenen Kulturen Seite 16 von 30 Bewerbungen senden Sie bitte per E-Mail an [email protected] MANNHEIMER BILDUNGSPREIS Bewerbungsunterlagen 2015 - Literatur in verschiedenen Sprachen - Die Landkarte Seite 17 von 30 Bewerbungen senden Sie bitte per E-Mail an [email protected] MANNHEIMER BILDUNGSPREIS Bewerbungsunterlagen 2015 - Die Bausteine aus 1001 Nacht in der Bauecke - Die Wand der Inspiration Seite 18 von 30 Bewerbungen senden Sie bitte per E-Mail an [email protected] MANNHEIMER BILDUNGSPREIS Bewerbungsunterlagen 2015 - Bauwerke nach der Besichtigung der Yavuz Sultan Selim Moschee in Mannheim - Bücherauswahl aus verschiedenen Ländern Seite 19 von 30 Bewerbungen senden Sie bitte per E-Mail an [email protected] MANNHEIMER BILDUNGSPREIS Bewerbungsunterlagen 2015 - Musikauswahl - Puppen verschiedener Kulturen Seite 20 von 30 Bewerbungen senden Sie bitte per E-Mail an [email protected] MANNHEIMER BILDUNGSPREIS Bewerbungsunterlagen 2015 - Besondere Stifte zur Gestaltung von Selbstportraits ( 12 verschiedene Hautfarben) Seite 21 von 30 Bewerbungen senden Sie bitte per E-Mail an [email protected] MANNHEIMER BILDUNGSPREIS Bewerbungsunterlagen 2015 19.02. – 20.02.2015 Wir feiern das Neujahrsfest – Das Jahr der Ziege Seite 22 von 30 Bewerbungen senden Sie bitte per E-Mail an [email protected] MANNHEIMER BILDUNGSPREIS Bewerbungsunterlagen 2015 Zeitungsartikel über das Kinderhaus Sickinger: Artikel 1 Serie „Grün in der Stadt“ (Teil 4): Auf dem Grünstreifen vor dem Kinderhaus Sickinger wächst Obst und Gemüse prächtig Zucchini und Salbei gedeihen in der City Von unserer Mitarbeiterin Bettina Henkelmann Freude an gedeihlichen Entwicklungen vor dem Kinderhaus in R 7: Ringelblume und Rhabarber gehören zum Anbau. Es ist ein Vorzeigeprojekt im wahrsten Sinn des Wortes: Ein schmaler Grünstreifen vor dem Kinderhaus Sickinger in R 7 ist durch das Engagement von Kindern und Erzieherinnen sowie des Umweltforums zu einem schmucken kleinen Bauerngarten geworden, der Klein und Groß erfreut. Gemüse kommt aus der Dose und Obst aus dem Supermarkt: Nein, die Sickinger-Kinder wissen es jetzt besser, seit sie im Frühjahr begannen, die kleine Grünfläche vor der Einrichtung zu bewirtschaften. Tomaten, Zucchini und Feuerbohnen sind jetzt dort zu finden. Kräuter aller Art, wie Salbei, Sauerampfer, Petersilie und Schnittlauch wachsen in Eintracht beieinander. Erdbeeren, Himbeeren, Johannisbeeren und Stachelbeeren laden zum Naschen ein, und Ringelblumen sind Balsam für die Seele. Quark mit eigenen Kräutern Gerade haben einige Kinder eine kleine Zucchini geerntet. "Magst Du probieren?", fragt ein kleiner Junge, der einen Teller mit einigen Stücken bringt. Dazu soll es noch einen Quark mit frischen Kräutern geben. Im Kinderhaus selbst sind die sechsjährige Vivian und die fünfjährige Ayda damit beschäftigt, eine größere Zucchini für eine Suppe zu zerkleinern, die es dann zum Mittagessen geben Seite 23 von 30 Bewerbungen senden Sie bitte per E-Mail an [email protected] MANNHEIMER BILDUNGSPREIS Bewerbungsunterlagen 2015 wird. Die Idee, einen Gemüsegarten beim Kinderhaus anzulegen, stammt vom Umweltforum. "Ich bin gefragt worden, ob ich Umweltpatin bei einem solchen Projekt sein möchte", erzählt Mia Fritz. Sie habe nicht lange gezögert und als die Entscheidung feststand, bewusst einen Kindergarten in der Innenstadt ausgesucht. "Denn die Kinder dort haben nur begrenzt Möglichkeiten, Erfahrungen mit der Natur zu machen", begründet sie die Wahl. In der Erzieherin Dominique Rüger fand Mia Fritz eine Verbündete, die das Projekt in der Einrichtung zu ihrem Anliegen machte. "Das ist ein Glücksfall", freut sich Fritz. Viele Pflanzen und Kräuter, wie die Kapuzinerkresse mit ihren gelben und orangefarbenen essbaren Blüten, hat die passionierte Gärtnerin selber gezogen. Andere hat sie dazugekauft, einige Gewächse wurden von den Eltern gestiftet. Letztere seien total begeistert, berichtet Brigitte Crawford, Leiterin des Kinderhauses. "Die Kinder selbst haben eine Riesenfreude daran und ganz nebenbei viel gelernt", fährt sie fort. Das bestätigt auch Dominique Rüger: "Die Wahrnehmung und die Sinne werden durch die Eindrücke geschult, und die Kinder erfahren zudem, was man essen kann und was nicht." Die Veränderung einer Pflanze während des Wachstums zu beobachten, sich Wissen über Säen und Ernten anzueignen und letztlich zu erleben, dass man selber etwas machen und verändern könne, gehöre zu den wichtigsten Erfahrungen des Projektes, betonen die Akteure unisono. Bei der Gestaltung der Fläche habe es kein starres Konzept gegeben, erläutert Mia Fritz, die meist einmal die Woche vor Ort ist, um nach dem Rechten zu sehen. Neben den Gewächsen und Pflanzen gibt es auch ein Matschloch, es ist für die Kleinen quasi das Sahnehäubchen des Gartenglücks und wird selbst bei schlechtem Wetter mit der entsprechenden abwaschbaren "Matschhose" genutzt. Ein an Pflöcken befestigtes Seil umgrenzt die Fläche. Zunächst gab es Bedenken, dass durch Vandalismus die eine oder andere Pflanze zerstört werden könnte. Aber nichts dergleichen sei geschehen, ist Dominique Rüger sichtlich zufrieden. "Der Garten wird schon wertgeschätzt", unterstreicht Brigitte Crawford. Viele Passanten blieben voll Bewunderung stehen. "Dabei erzählen sie von ihrer eigenen grünen Oase." Ein Nachbar habe sich, so Crawford, sogar spontan bereiterklärt, sich während der Ferien um die Pflanzungen zu kümmern, damit der Garten dann auch im Herbst zum Erntedank wunderbare Früchte hervorbringt. © Mannheimer Morgen, Mittwoch, 10.09.2014 Seite 24 von 30 Bewerbungen senden Sie bitte per E-Mail an [email protected] MANNHEIMER BILDUNGSPREIS Bewerbungsunterlagen 2015 Artikel 2 Schneefrau lockt mit Bikini und Strohhut Von unserer Mitarbeiterin Bettina Henkelmann Schöne Schneefrau lockt mit rosa Bikini und Strohhut: Kinder, Eltern und Erzieher aus der Unterstadt hatten ihre helle Freude an dem Spektakel im Lameygarten. © bh Sie war eine wirkliche Schönheit, da waren sich alle einig: Mit einem pinkfarbenen Bikini und ebensolchen Strohhut angetan, dazu ein Handtuch im Gepäck, führte die Schneefrau des Kinderhauses Sickinger auf einem Bollerwagen thronend den Sommertagszug der östlichen und westlichen Innenstadt an. Rund 500 Kinder, Eltern, Erzieher und Erzieherinnen hatten sich zuvor im Hof der Mozartschule in R 2 gesammelt und waren dann einem Lindwurm gleich aufgebrochen, dem Winter, der eigentlich gar keiner war, den Garaus zu machen. Mit bunten Bändern Bei gefühlten 27 Grad schlängelte sich der Zug, begleitet von einer Eskorte der Polizei, durch die Quadrate zwischen R 2 und S 2, S 1 und T 1 auf die Breite Straße Richtung Marktplatz. Mit einem Schlenker um den Marktplatzbrunnen ging es zwischen Q und R vorbei an der Citykirche Konkordien hin zum Lameygarten. Angetan mit lustigen Kopfbedeckungen und bunten Bändern im Haar und altbekannten Liedern wie "Pippi Langstrumpf", "Biene Maja", "Immer wieder kommt ein neuer Frühling" und mehr auf den Lippen, zogen die Kinder durch die Straßen. Musikalisch wurden sie dabei unterstützt vom 1. Feudenheimer Spielmannszug. Seite 25 von 30 Bewerbungen senden Sie bitte per E-Mail an [email protected] MANNHEIMER BILDUNGSPREIS Bewerbungsunterlagen 2015 Sorge um lebenswerte City Wie auch schon im vergangenen Jahr, wurden beim Sommertagszug aktuelle Themen aus dem Stadtteil aufgegriffen. War es lange der Baulärm, unter dem die kleinen und großen Bewohner der östlichen Innenstadt zu leiden hatten, stand dieses Mal die Sorge um eine lebens- und liebenswerte Innenstadt mit einem sauberen Lameygarten zum Spielen und Erholen im Vordergrund. So stand auf einer selbstgebastelten Fahne das Motto "Es lebe der Lameygarten!" zu lesen. Weitere kleine Fähnchen mahnten die Hundebesitzer an, doch die Hinterlassenschaften ihrer vierbeinigen Lieblinge nicht auf der Rasenfläche, der einzigen Grünfläche im Quartier, liegen zu lassen. Im Lameygarten selbst läuteten denn auch die beteiligten Einrichtungen (das Kinderhaus Sickinger in R 7, das ElKIZ in K 2, die Kita St. Stebastian in R 7, die Mozartschule in R 2 sowie die Kita Arche Noah in T 6) mit Tanz und Gesang das Finale des Sommertagszuges, das Verbrennen der Schneefrau ein. Während die Schöne mit den langen Wimpern unter den wachsamen Augen der Mannheimer Jugendfeuerwehr bald ein Raub der Flammen wurde, mussten Groß und Klein hinter die sicheren Absperrbänder weichen. Zum Abschluss bekam jedes Kind, auch das ist guter Brauch, eine Brezel zur Stärkung mit auf den Nachhauseweg. Für die Teilnehmer sowie die Veranstalter, das Quartiermanagements "Unterstadt" und die Initiatorin Josi Roßteutscher, vom Arbeitskreis Kinder in der Stadt (KIDS) war die 14. Auflage des Sommertageszuges wiederum ein voller Erfolg. © Mannheimer Morgen, Freitag, 11.04.2014 Artikel 3 Was Mahnoor lernt Von Anke Philipp über die Entwicklung der Unterstadt Philipp Anke Philipp © Berno Nix Wir bleiben im Stadtteil": Das erklärten Mitte 2011 Kinder und Jugendliche, die in der Östlichen Innenstadt wohnen und damals den Hof der Sickinger-Schule nutzten, bei einer Jugendversammlung auf dem Gelände. Mahnoor, das Mädchen aus der Unterstadt, gehörte auch dazu. Von der Stadt forderten die Kinder, auch nach dem Verkauf des Geländes Treffmöglichkeiten für sie vor Ort zu schaffen. Ein Fußballplatz stand ganz oben auf ihrer Wunschliste. Politiker und Bezirksbeiräte aller Parteien sagten damals zu: "Die Möglichkeit, dass hier weiter Fußball gespielt wird, wird es geben." Das war vor fünf Jahren. Auf einen Fußballplatz und einen gescheiten Treff warten die Kinder noch immer. Ebenso kämpfen die Bewohner seit Langem für eine bürgerschaftliche Einrichtung, die es ermöglicht, mit entsprechenden Angeboten die Integration der verschiedenen Bewohnergruppen voranzutreiben. Die Stadt dagegen wollte durch den Geländeverkauf schnell zehn Millionen Euro erlösen, um den Haushalt zu stützen. Auch das klappte nicht. Und nun, fünf Jahre und weitere Kinderversammlungen, Arbeitskreissitzungen und Workshops später: Was lernen Mahnoor und all die anderen aus den Vorgängen? Vermutlich: Dass Erwachsene zwar viel reden, zum Beispiel vom "neuen Wohnen" auf dem Seite 26 von 30 Bewerbungen senden Sie bitte per E-Mail an [email protected] MANNHEIMER BILDUNGSPREIS Bewerbungsunterlagen 2015 Gelände, zum Spielen und Toben aber immer noch kein Platz da ist. Und sie lernen sicher auch: dass Politiker schnell mal etwas versprechen, hinterher das Geld aber dann doch lieber für Anderes ausgeben. Was nützen Kindergipfel, Spielleitpläne, Entwicklungskonzepte, wenn später von den Vorschlägen nichts recht realisiert wird? Die Antwort ist klar. Wer also ehrlich mit BürgerInteressen umgehen will, der sollte dafür sorgen, dass Einiges davon auch Wirklichkeit wird. Die Unterstadt und Mahnoor warten jedenfalls auf einen gescheiten Bolzplatz und einen Bürger-Treff! © Mannheimer Morgen, Mittwoch, 25.02.2015 Artikel 4 Wir brauchen dringend geschützte Räume“ Von unserer Mitarbeiterin Bettina Henkelmann Alle Bilder anzeigen Mahnoor (re) erinnert an die Versprechen der Kinderversammlung. © red Saubere Spielplätze, keine Hundekot auf Grünflächen sowie geschützte öffentliche Räume: Das sind die zentralen Forderungen der Kinder aus der östlichen und westlichen Unterstadt. Ihre Bedarfe, die sie schon beim Kindergipfel 2014 Kommunalpolitiken präsentiert hatten, waren jetzt auch Thema bei der Sitzung des Quartierforums Unterstadt, das unter der Leitung von Quartiermanagerin Dr. Esther Baumgärtner in K 1 tagte. Mahnoor wohnt in S 5. Schon bei der Kinder- und Jugendversammlung auf dem Sickingerschulgelände im Mai 2011 war sie mit dabei und tat ihre Wünsche kund. Damals war Mahnoor sieben, der Abriss der Schule war zwar beschlossen, die Gebäude standen aber noch und der Hof wurde von den Kindern und Jugendlichen des Quartiers als Treffpunkt und Spielgelände genutzt. Heute ist Mahnoor knapp elf Jahre alt. Wenig wurde in den letzten vier Jahren für die Kinder in ihrem Umfeld getan. Einzig eine nichtöffentliche Spielfläche für die kleineren Kinder der GBG-Häuser auf S 4/S 5 wurde geschaffen. Und, wenn alles gut geht, Seite 27 von 30 Bewerbungen senden Sie bitte per E-Mail an [email protected] MANNHEIMER BILDUNGSPREIS Bewerbungsunterlagen 2015 soll im Frühjahr der Hans-Böckler-Platz zu einer Kickfläche umgestaltet werden. Das war es denn auch. Doch Mahnoor gibt nicht auf. Immer wieder ist sie vor Ort, wenn es gilt, etwas für die Altersgenossen in ihrem Umfeld zu tun. So wirkte sie auch an der Präsentation des Kinderhauses Sickinger für den Kindergipfel mit. Auch bei der Sitzung des Quartierforums war Mahnoor dabei, um mit den anderen 15 Kinder des Kinderhauses Sickinger, der Mozartschule und der Begegnungsstätte Westliche Unterstadt (BWU) ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen. "Unsere Eltern haben Angst um uns, weil es hier keine ungefährlichen Plätze gibt. Deshalb brauchen wir dringend geschützte Räume", stand auf dem Plakat der "Sickinger-Kinder" zu lesen. "Mehr Grünflächen und weniger Dreck auf Spielplätzen", hieß es bei den Viertklässlern der Mozartschule. Sie hatten mit der Kamera dokumentiert, was ihnen missfällt und mithilfe ihres Lehrers eine Foto-Show erstellt. Unrat aller Art, darunter Scherben und Spritzen finden die "BWU-Kinder" täglich auf dem Spielplatz H 6/I 6 vor, wie sie an einem kleinen nachgebauten Sandkasten darstellten. Außerdem machen ihnen Straßenunterführungen und Übergänge Angst. Seit einiger Zeit beschäftige sie sehr die Unsicherheit, mit der die Kinder öffentliche Räume der Unterstadt wahrnähmen, unterstrich Esther Baumgärtner. So hatte sie etwa im vergangenen Jahr Kinder der östlichen Unterstadt, die in der BWU an einem Kreativangebot teilnehmen wollten, dorthin begleitet. Das sei ein neuer Beweis, meinte Bezirksbeirat Detlef Möller (SPD), dass man in der östlichen Unterstadt einen Mehrzweckraum für die Kinder- und Jugendlichen brauche: "Denn es gibt hier keine Begegnungsstätte, es gibt keinen richtig großen Spielplatz." Eine gute Nachricht hatte denn die Quartiermanagerin doch für die Kinder: Im April wird das Spielmobil die Innenstadt anfahren und vier Wochen lang einmal in der Woche vor Ort sein. Ein passender Stellplatz wird noch gesucht. © Mannheimer Morgen, Mittwoch, 25.02.2015 Artikel 5 Kitas unter der Lupe (Teil 36): Im Kinderhaus Sickinger in R 7,48 tummeln sich 65 Kinder aus 14 Nationen Vielfalt und Naturnähe Von unserem Redaktionsmitglied Christine Maisch-Straub Die Kinder, die das Kinderhaus Sickinger in den Quadraten besuchen, stammen aus 13 Nationen. Rot leuchten die Tomaten neben duftenden Blumen und prallen Zucchini auf dem kleinen Stück Erde neben dem Lameygarten. Und schon die Willkommensgrüße auf dem Plakat am Eingang in R 7, 48 lassen vom polnischen "Serdecznie witamy!" über "Welcome!" bis zum arabischen "Ahlan wa Sahlan!" erkennen, dass multikulturelle Vielfalt im städtischen Kinderhaus Sickinger groß geschrieben ist. Aus 14 Nationen stammen die Eltern, der zum Seite 28 von 30 Bewerbungen senden Sie bitte per E-Mail an [email protected] MANNHEIMER BILDUNGSPREIS Bewerbungsunterlagen 2015 Teil in Mannheim geborenen 65 Kinder im Alter von drei bis zehn Jahren. "Und es ist immer noch beeindruckend für mich, dass hier trotz der großen kulturellen Unterschiede solch ein tolles Miteinander möglich ist", versichert die Jugend- und Heimerzieherin sowie Sickinger-Leiterin Brigitte Crawford, die in dem Kinderhaus seit über 20 Jahren arbeitet. Im Bistro gleich neben ihrem Büro schnippelt die Zehnjährige Mahnoor zusammen mit ihrem kleinen Bruder Zain Pflaumen. "Wir kochen Marmelade", erklärt die große Schwester. Da darf der Fünfjährige mit seinen Kumpels aus der Türkei, Polen und Rumänien kräftig mithelfen, die süßen Früchtchen zu entsteinen. Italienisch, portugiesisch, Bosnisch: Mit Blickkontakt und Zeichensprache verständigen sich oft die Erzieherinnen mit ihren Schützlingen - und die Knirpse untereinander. Schließlich spricht Deutsch als Muttersprache nur das Elternpaar eines einzigen Kindes. Zum Thema Inzwischen türmt sich vor Mahnoor schon ein ziemlich großer Berg Obststückchen auf. Lachend schwärmt sie von der Hort-Freizeit: "Da haben uns die Jungs nachts mit Wolfsgeheul erschrecken wollen, aber wir haben sie gleich erkannt." Einen Stock höher, im Atelier, werkeln, basteln und nähen die etwas Größeren friedlich vor sich hin, reichen auch mal einen Stift oder die Heißklebepistole von der Werkbank an einen kleinen "Kollegen" weiter. Im Bewegungsraum laden nicht nur Klettergerüst und Riesenbausteine zum Toben ein. Hier können sich die Kleinen auch mal zurückziehen. Einen Raum weiter stellen vier Knirpse Alltagsszenen nach und schlüpfen in andere Rollen. "So können sie spielerisch zum Beispiel eine Einkaufssituation einüben und ausleben", erklärt Brigitte Crawford. Das diene auch der Sprachförderung. Noch befindet sich das Kinderhaus Sickinger in einem Ausweichquartier in R 7 mit hellen und freundlichen Zimmern. Wann die Räume in T 4/T 5 fertiggestellt sind, steht noch nicht fest. Apropos ausleben: Im Rollenspielraum darf man auch mal wie ein richtig großer Löwe brüllen. Und sich im selbstgenähten gelben Plüschkostüm auch so stark fühlen wie der König der Tiere. Und das tut jedem kleinen Menschen ab und zu einmal gut - gleichgültig, welche Sprache er spricht. © Mannheimer Morgen, Dienstag, 11.11.2014 Seite 29 von 30 Bewerbungen senden Sie bitte per E-Mail an [email protected] MANNHEIMER BILDUNGSPREIS Bewerbungsunterlagen 2015 Quellenangaben: Petra Wagner, Handbuch Kinderwelten, Vielfalt als Chance –Grundlagen einer vorurteilsbewussten Bildung und Erziehung, Verlag Herder GmbH, Freiburg im Breisgau 2008 Jo Jerg, Werner Schuhmann, Stephan Thalheim, Vielfalt gemeinsam gestalten- Erfahrungen und Erkenntnisse aus dem Projekt IQUAnet, Reutlingen, Diakonie Verlag 2014 Seite 30 von 30 Bewerbungen senden Sie bitte per E-Mail an [email protected]
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