Oertel+Spörer

stil & kultur
Glitzernd
durch die Zeit
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Mit den fleurs d‘amour – eine Brosche, in die man Parfüm füllen kann – gelang 1952 der Durchbruch.
stil & kultur
Seit fast 60 Jahren fertigt das Stuttgarter
Schmuck-Unternehmen Langani kleine
Schätze. Eine Familienwundergeschichte –
und eine Hommage an Herzblut und
Kreativität.
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Ein fingerkuppengroßer weißer Stein, ein
Schneckenhaus mit Schachbrettmuster, ein Tisch
voller Glasperlen, Nylonfäden, Nadeln und kleinen
Zangen. Ursula Holst, 50 Jahre, schlank, in schlichtes Schwarz gekleidet, sortiert Stein, Perlen und
Schneckenhaus um, fädelt sie auf einen Nylonfaden,
knüpft einen Stein dazwischen – und zieht alles
wieder auseinander. Manchmal ist Kreativität harte
Arbeit.
Die Designerin arbeitet seit 25 Jahren bei der Stuttgarter Schmuckfirma Langani. „Im Keller lagern
Materialien, die älter sind als ich“, sagt sie. Alle
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sind ihr vertraut, denn sie streift regelmäßig
durch das Lager auf der Suche nach Inspiration.
Seit fast sechzig Jahren wird Modeschmuck der
Firma Langani von Stuttgart aus in alle Welt exportiert. Ein Familienunternehmen mit Geschichte und
Geschichten.
Als nicht nur die Rendite zählte
Die Familie lugt hier aus allen Ecken hervor. Zuerst
natürlich Langani-Gründerin Anni Schaad, Mutter
der heutigen Inhaberin Susanne Kiess-Schaad. Das
Foto auf dem Tischchen im Empfangsbereich zeigt
eine etwa 70-jährige Frau mit grauen, ordentlich
frisierten Haaren, umgeben von vielen Kistchen,
die ihr Markenzeichen gewesen sein sollen. Sie habe
stets einen Karton mit ihren Schätzen bei sich
gehabt, erzählt ihre Tochter: Glasperlen, Federn,
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Muscheln, schöne Steine. Heute umfasst die Langani-Sammlung tausende Kartons, den größten Teil
auf zwei riesige Kellerräume verteilt, sortiert nach
Farben und Materialien, Alter und Herkunft.
„Federn, Straußeneier, Muscheln, Schlangenhaut
– es gibt kein Material, das wir nicht schon verwendet hätten“, sagt sie. Die älteren Stücke sind
meist die wertvolleren, zum Beispiel Glasperlen, die
innen vergoldet sind. „So etwas bekommt man
heute nicht mehr.“ Sie stammen aus den sechziger
Jahren, eigens von einem Perlenmacher in Schwäbisch Gmünd für Langani hergestellt. Er hat das
Geheimnis, wie man Perlen von innen lackiert, mit
ins Grab genommen. „Heute wäre das zu teuer“,
sagt Kiess-Schaad bedauernd, „früher hat eben
nicht nur die Rendite gezählt.“
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Mit Blumen der Liebe zum Erfolg
Hätte ihre Mutter nur auf die Zahlen geschaut,
gäbe es Langani heute vermutlich nicht. Aber zum
Glück handelt die Familiengeschichte auch von
Herzblut – und Nachkriegsdynamik. Anni Schaad
hatte ihren Karton über den Krieg gerettet, sie war
in eine künstlerische Familie hineingeborenen
worden, die Eltern beide Textildesigner, die große
Schwester Modefotografin – die bunten Dinge aus
dem Schuhkarton drängten nach draußen.
Tochter Susanne öffnet ein weißes, mit samtigem
Stoff ausgekleidetes Schmuckschächtelchen. „Das
sind sie, die fleurs d‘amour“, sagt sie. Ein Glasfläschchen als Anhänger, eine Art Brosche, darin
baumelt an einem Nylonfaden ein winziger Glastropfen. Er dient als durchlässiger Verschluss.
Ursula Holst gewährt Einblicke in den Materialkeller. Dort lagern Schätze wie die alten, innen vergoldeten Perlen.
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Anni Schaads Sammlung war der Anfang. Tochter Susanne Kiess-Schaad (rechts) führt heute die Firma weiter.
Bunte Glasperlen verzieren das Fläschchen, in das
die Trägerin Parfüm füllen konnte. „Bei jeder Bewegung kam etwas Duft nach draußen“, sagt KiessSchaad. „Blumen der Liebe“ hatte ihre Mutter diese
Erfindung von 1952 getauft, dazu passende Ohrringe entworfen und sie auf einer Schmuckmesse
präsentiert. Das war der Durchbruch.
Wo Frauen die Welt bewegen
„Europa war kaputt, Deutschland am Boden und
ich war“ – Kiess-Schaad hält ihre Hand auf Hüfthöhe – „so.“ Als siebenjähriger Steppke begleitete
sie ihre Mutter auf Schritt und Tritt. Die Amerikaner aber waren begeistert von den „Blumen der
Liebe“ und bestellten ein paar hundert Stück. „Das
schaffen wir nicht“, war die erste Reaktion von
Anni Schaad. Doch dann erwachte ihr Ehrgeiz, sie
stellte die ersten Heimarbeiterinnen ein, und drei
Monate später befanden sich die Schmuckstücke
auf dem Schiff nach Amerika. Wo mehr als die
Hälfte zerbrach: Der Glastropfen hatte durch die
Vibration die Fläschchen zerschlagen. „Wir haben
sie ersetzt und dadurch so gut wie nichts verdient“,
sagt sie. Mit den „Blumen der Liebe“ wurde Langani 1952 zum Unternehmen, viele Jahre später
stieg sie in die Geschäftsführung mit ein. Heute
Die Schmuckentwürfe entstehen in Handarbeit.
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arbeiten vier Designerinnen bei Langani sowie elf
Mitarbeiterinnen in der Produktion, teilweise in
Heimarbeit. „Ein reines Frauenunternehmen.“
Mit allen Freiheiten, die Kreative brauchen. Langschläfer starten später in den Tag, Teilzeitmodelle
verschaffen den Designerinnen auch die Muße zur
Inspiration. „Die Designer haben keine Vorgaben,
sie sollen sich frei entfalten.“
Für die Familie, gegen den Konzern
Es gab Zeiten, da standen die Kunden Schlange.
„Wir hätten sehr groß werden können“, erinnert sie
sich. Aber die Mode ist eine unberechenbare Geschäftspartnerin. „Und wir wollten kein Konzern
werden.“ Einen Familienbetrieb über so viele Jahre
zu halten, das ist eine Kunst. Sie hat Höhen und
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Tiefen durchlebt, „manchmal war es richtig eng“,
auch die aktuelle Wirtschaftskrise macht ihr zu
schaffen. „Aber mich kriegt keiner unter“, sagt
Kiess-Schaad entschlossen. Die Schätze ihrer
verstorbenen Mutter im Keller transportieren Ausdauer.
Viele Kellerwinkel und bunte Perlen weiter öffnet
sie die Tür zum Showroom, wo die aktuelle Kollektion ausgestellt ist – bunte Ketten mit großen
Perlen, aber auch Erinnerungen an die LanganiKlassiker wie den Igel: eine Kette mit hunderten
von Glasstäbchen, die in alle Richtungen zeigen.
Auch eine andere Erfindung der Gründerin zieht
sich durch die Jahre: die „Luftschnürung“. „Meine
Mutter meinte, die Perlen sollen wie Tautropfen in
der Luft schweben.“
Die neue Kollektion wird besprochen. Was geht in Produktion, was nicht?
v.l. Ursula Holst, Petra Grau, Jutta Stelzner, Susanne Kiess-Schaad, Regina Franz
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Die kleine schwarze Perle ist Markenzeichen der Stuttgarter Modeschmuckfirma.
Diese Kette hat es nicht geschafft. Sie wird nicht hergestellt, weil sie in der Produktion zu aufwändig ist.
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Fotos: Cira Moro
Eine schmucke Sache
Die Region Stuttgart scheint ein gutes Pflaster
für Kreative zu sein. Schon seit Jahrhunderten
wird beispielsweise in Schwäbisch Gmünd
Schmuck gefertigt, die Stadt wurde berühmt für
die Geschicklichkeit ihrer Handwerker. Auch
Pforzheim gilt bis heute als „Goldstadt“, nicht
zuletzt dank der Schmuckmanufaktur Wellen­
dorf, in der seit 1893 Goldschmuck hergestellt
wird. Aber auch schon unter Kaiser Wilhelm
hat die Stadt, wie Johannes Schweikle in seinem
Buch „Westwärts“ betont, den Ruf einer
„Schmuckfabrik der Welt“ gehabt.
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Auch eine Reihe jüngerer Schmucklabels sind
weit über die Region hinaus erfolgreich. Bei­
spielsweise Glowybox (glow = leuchten) der
Dettenhausenerin Franziska Fischer. Die De­
signerin spielt bei ihren handgemachten avant­
gardistischen Schmuckstücken mit Eindrücken
aus Natur und Kunst. Sie hat ihre Kollektion
erstmals in Venezuela und später in Berlin
präsentiert. Heute wird ihr Schmuck unter
anderem in München, Düsseldorf und Pader­
born verkauft. Im November hat sie außerdem
einen Showroom in der Mühle in Dettenhausen
eröffnet.
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Text: Eva Wolfangel
Mitarbeiterin Anastasia Schmid zeigt historische
Schmuckstücke aus älteren Kollektionen.
Auch die Stuttgarterin Iris Merkle macht mit
kreativen Ideen wie ihre „Rettungsringe“ als
Ersatz für vergessene Trauringe auf sich auf­
merksam oder mit einer Kette für die ganze
Familie, die sich mit jedem neuen Familienmit­
glied wie ein Stammbaum erweitern lässt. Für
ihre Arbeiten erhielt sie unter anderem den
Blickfang Design Preis 2008 und den if­design­
award 2004.
www.oertel-spoerer.de
www.oertel-spoerer.de
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Holst. Anni Schaad persönlich hat ihr
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dass ich sie noch persönlich kennen gelernt habe“,
sagt Holst und legt ihren Entwurf vor dem Spiegel
um den Hals: „Jetzt gefällt’s mir.“ Morgen wird sie
ihr Werk mit dem Team aus Designerinnen diskutieren – die Schachbrett-Schneckenhäuser sind jetzt
umgeben von einem Netz aus luftig gefädelten Glasperlen. Wie Tautropfen nach einer kalten Nacht.
Oertel+Spörer
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„Feuervogel“, eine Kette aus hunderten bunten,
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Landküche
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Designerin Petra Grau
Mitarbeiterin Ilona Reidl aus der Schmuckwerkstatt
(Diese Seite ist in der Printausgabe nicht vorhanden. Sie wurde zusätzlich von langani für diese Veröffentlichung hinzugefügt)