Mikroplastik – eine unterschätzte Gefahr Mikroplastikuntersuchungen am Zürcher Obersee Verfasser: Rino Hosennen (email: [email protected]) Betreuer und Gutachter: Berger Felix (email: [email protected]) Zusammenfassung Im Rahmen dieser Maturitätsarbeit wurden Untersuchungen zum Umweltproblem Mikroplastik durchgeführt. Dabei handelt es sich um Kunststoffpartikel, die eine Grösse kleiner als fünf Millimeter aufweisen, die sich in der Umwelt, vor allem in Gewässer, immer mehr akkumulieren und schwerwiegende Auswirkungen auf das Ökosystem und seine Bewohner haben. Für die Untersuchungen wurde der Obersee als Forschungsgebiet ausgewählt, der im Zuge der ersten schweizerischen Bestandsaufnahme nicht untersucht wurde und somit die Lage hinsichtlich der Mikroplastikverschmutzung noch unbekannt war. Einerseits wurde eine Bestandsaufnahme am Obersee durchgeführt, wobei fünf ausgewählte Strände durch die Beprobung des Strandgutes auf Mikroplastik untersucht wurden. Andererseits wurde die Lage der Kläranlagen genauer betrachtet und zu dem Zwecke wurden Proben von zwei am Obersee gelegenen Abwasserreinigungsanlagen untersucht, um so herauszufinden, wie stark das Abwasser mit Mikroplastik verschmutzt ist und wie viel Mikroplastik tatsächlich über den Weg des Abwassers in die Umwelt, in diesem Fall in den Zürcher Obersee, gelangt. Die Methode wurde aus Faure et al. (2014) adaptiert, eine bewährte und oft verwendete Technik. Es wurden allerdings auch Teile des methodischen Vorgehens selber im Rahmen dieser Arbeit erarbeitet und getestet. Durch die Untersuchung der Strandproben konnten starke regionale Unterschiede der Mikroplastikbelastung registriert werden, an einzelnen Stränden wurden sehr grosse Mikroplastikkonzentrationen nachgewiesen. Zudem konnte eruiert werden, dass in Fliessrichtung des Gewässers die Mikroplastikpartikelzahl zunimmt, sodass eine progressive Degradation von grösseren Plastikpartikel in mehrere kleinere Partikel in Fliessrichtung vermutet wird. Das Übergewicht machten Folien und Fragmente aus, die vorwiegend aus PE (Polyethylen) und PS (Polystyrol) bestanden, die typischerweise für die Herstellung von Verpackungen verwendet werden, sodass weggeworfene und liegengelassene Verpackungen (Plastikabfall) als primäre Quelle des Mikroplastiks im Obersee vermutet werden. Ausserdem konnte festgestellt werden, dass Standorte mit einer hohen Bevölkerungszahl auch eine erhöhte Mikroplastikverschmutzung aufweisen, sodass ein möglicher Zusammenhang zwischen der Bevölkerungszahl und der lokalen Mikroplastikverschmutzung vermutet wird. Im Abwasser der Abwasserreinigungsanlagen konnte sowohl primäres wie auch sekundäres Mikroplastik nachgewiesen werden. Darunter Basispellets aus der Industrie, Mikrokügelchen aus Kosmetika (Primäres Mikroplastik) sowie aus Textilien ausgewaschene synthetische Kleidungsfasern (Sekundäres Mikroplastik). Diese tragen jedoch nur einen kleinen Teil zur Gesamtmenge bei. Vor allem bei einer Kläranlage konnten enorme Mengen an Kunststofffragmenten industriellen Ursprungs festgestellt werden, als Folge der Einleitung von unbehandeltem Abwasser in die Kanalisation einer oder mehrerer kunststoffverarbeitenden Firmen, die dieser ARA angeschlossen sind. Ausserdem konnte das Unvermögen der Abwasserreinigungsanlagen, das Abwasser vollständig von Mikroplastikpartikel zu befreien, bestätigt werden. Danksagung An dieser Stelle möchte ich mich bei der Pädagogische Hochschule St. Gallen und besonders Prof. Dr. Nicolas Robin, Leiter Institut Fachdidaktik Naturwissenschaften der PHSG, für Bereitstellung des Infrarot-Spektroskopiegerätes und Ing. HTL Markus Roth, wissenschaftlicher Assistent der PHSG, sowie Gisela Wirz, wissenschaftliche Assistentin der PHSG, für die Unterstützung im Labor bedanken. Abstract Microplastics, plastic particles which are smaller than five millimetres, are a global environmental problem that has met increasing public interest in the past few years. The particles can end up in the environment in various ways and have numerous examined and suspected adverse effects whereupon also danger to humans is suspected. Nevertheless, the knowledge about the situation in inland waters is little. In this work, a survey was conducted on the Obersee (Lake Zurich). Therefor the flotsam of five beaches was examined. In addition, investigations in two riparian clarification plants were carried out. The samples were analysed with an elaborated methodical approach based on scientifically proven methods. Beside a quantification, a qualitative analysis was made and the microplastic particles were sorted after type (fragments, foils, foamed plastics, pellets, cosmetic beads, fibres) and composition (PE-HD, PE-LD, PET, PP, PS, PVC, CA, PC, PMMA, PA). In all samples examined microplastics was found. Due to fluctuating results of the beach studies, regional differences in pollution could be detected. On the basis of the qualitative analysis, plastic waste is suspected as the primary source of microplastic particles in the Obersee. In addition, a possible progressive degradation of the plastic particles in the flow direction of the water could be determined. In wastewater a large amount of industrial plastic fragments was detected. Generally, the results correspond extensively with the expectations and conform to a large extent with the results of the first Swiss survey. There remain many unanswered questions that require clarification and solutions.
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