„Kompetent und verständlich ökonomische Sachverhalte erklären

„Kompetent und verständlich ökonomische
Sachverhalte erklären – eine
Selbstverständlichkeit?
Impulse für eine professionelle Erklärung im Spektrum zwischen
Rechnungswesen und Steuergestaltung“
Univ.-Prof. Dr. Josef Aff
20.08.2015
Struktur
1. Darstellung eines Modells zur Förderung professioneller Erklärung
2. Exemplarische Veranschaulichung der Ebene 1 des Modells
(Tiefenstruktur) am Themenfeld Rechnungswesen
3. Exemplarische Veranschaulichung der Ebene 4 des Modells
(Inszenierungstechniken) an unterschiedlichen Themenfeldern
4. Wie generiert man aus Fachinhalte Vortragsinhalte? Exemplarische
Veranschaulichung an der Thematik „Steuergestaltung/
Steuerhinterziehung“
5. Darstellung der Struktur globaler Steuerhinterziehung in Anlehnung
an Zucman
Struktur
1. Darstellung eines Modells zur Förderung professioneller
Erklärung
2. Exemplarische Veranschaulichung der Ebene 1 des Modells
(Tiefenstruktur) am Themenfeld Rechnungswesen
3. Exemplarische Veranschaulichung der Ebene 4 des Modells
(Inszenierungstechniken) an unterschiedlichen Themenfeldern
4. Wie generiert man aus Fachinhalte Vortragsinhalte? Exemplarische
Veranschaulichung an der Thematik „Steuergestaltung/
Steuerhinterziehung“
5. Darstellung der Struktur globaler Steuerhinterziehung in Anlehnung
an Zucman
Die Bedeutung der Erklärungskompetenz im
RW-Unterricht auf Basis empirischer Befunde
(vgl. Fuhrmann 2008, 11)
Im Rahmen einer umfassenden empirischen Erhebung (vgl. Fuhrmann
2003, 2008), wo mehr als 2.121 Schüler/innen aus ganz Österreich zum
RW-Unterricht befragt wurden (II. und IV. Jahrgänge) erwies sich als die
bei weitem wichtigste Variable zur Erklärung der Fragestellungen:
• Wann ist der RW-Lehrer/die RW-Lehrerin gut?
• Wann fällt es mir leichter aufzupassen?
• Wann motiviert mich eine Lehrkraft, RW zu lernen?
„Der Lehrer/die Lehrerin erklärt neue
Sachverhalte so, dass ich sie gut verstehen
kann“.
54
Beachten der Eingangsvoraussetzungen der Zuhörer
+
+
Klar herausgestellte Strukturen,
Regeln
Erläuternde
Beispiele
Gleichgewicht
+
Grafische Unterstützung
Quelle: Schneider, W.: Informieren und motivieren, 1995, S.5
Modell für eine
professionelle Erklärung
Relevante Einflussfaktoren
für eine (verbale) Erklärung
ökonomischer Inhalte
Ebene 4: Inszenierung
(vgl. Schulz von Thun)
Kognitive Aktivierung
Ebene 3: Interaktion /
Kommunikation
Fähigkeit in Interaktion zu treten
a) Beziehungsebene
b) Sachebene – Vorwissen, Erfahrungen
(EV)
Ebene 2: Oberflächenstruktur
Situative Kreativität im
jeweiligen Kontext
Ebene 1: Tiefenstruktur & größere
Zusammenhänge sichtbar machen
A) Epistemische Struktur
B) Algorithmische Struktur
C) Heuristische Struktur
D) Normative Reflexion
E) Vernetzung – betriebswirtschaftlich &
gesellschaftlich
Teilnehmer/innen für Thematik interessieren
durch Provokation, in Widersprüche verwickeln,
Einsatz von Karikaturen, Metaphern, Fähigkeit
variantenreich Fragen zu stellen etc.
…
Ordnung - Zusammenhanglosigkeit
Einfachheit - Kompliziertheit
Kürze, Prägnanz - Weitschweifigkeit
Das „Transparentmachen“ der Tiefenstruktur erfordert angemessene Beispiele
(vgl. Schneider – Wiener Verständlichkeitsmodell)
…
Ordnung - Zusammenhanglosigkeit
Einfachheit - Kompliziertheit
Kürze, Prägnanz - Weitschweifigkeit
Ebene 2: Oberflächenstruktur
(vgl. Schulz von Thun)
Modell zur
Erklärungskompetenz
Relevante Einflussfaktoren für
eine professionelle (verbale oder
schriftliche) Erklärung
ökonomischer Inhalte
Ebene 1: Tiefenstruktur & größere
Zusammenhänge sichtbar machen
A) Epistemische Struktur
B) Algorithmische Struktur
C) Heuristische Struktur
D) Normative Reflexion
E) Vernetzung – betriebswirtschaftlich &
gesellschaftlich
Das „Transparentmachen“ der Tiefenstruktur erfordert angemessene Beispiele
(vgl. Schneider – Wiener Verständlichkeitsmodell)
Struktur
1. Darstellung eines Modells zur Förderung professioneller Erklärung
2. Exemplarische Veranschaulichung der Ebene 1 des Modells
(Tiefenstruktur) am Themenfeld Rechnungswesen
3. Exemplarische Veranschaulichung der Ebene 4 des Modells
(Inszenierungstechniken) an unterschiedlichen Themenfeldern
4. Wie generiert man aus Fachinhalte Vortragsinhalte? Exemplarische
Veranschaulichung an der Thematik „Steuergestaltung/
Steuerhinterziehung“
5. Darstellung der Struktur globaler Steuerhinterziehung in Anlehnung
an Zucman
Modell zur
Erklärungskompetenz
Relevante Einflussfaktoren für
eine professionelle (verbale oder
schriftliche) Erklärung
ökonomischer Inhalte
A) Epistemische Struktur
B) Algorithmische Struktur
C) Heuristische Struktur
D) Normative Reflexion
E) Vernetzung – betriebswirtschaftliche &
gesellschaftliche Zusammenhänge aufzeigen
Das „Transparentmachen“ der Tiefenstruktur erfordert angemessene Beispiele
(vgl. Schneider – Wiener Verständlichkeitsmodell)
Epistemische Struktur: Visualisierung eines Überblickswissens, von
Zusammenhängen – im Idealfall wird durch die Struktur der Denkweg sichtbar
gemacht.
Eine typische epistemische Struktur in der BW ist der Überblick über unterschiedliche
Rechtsformen im Spektrum zwischen Personengesellschaften und Kapitalgesellschaften,
im Rechnungswesen der Aufbau eines Kontos bzw. einer Bilanz.
Folie 11
© Institut für Wirtschaftspädagogik
WU-Wien Theorie
Beispiel 1 für eine epistemische Struktur –
Die Bilanz
Vermögen (Aktiva)
BILANZ
Kapital (Passiva)
Fremdkapital
(Schulden)
Vermögen
Eigenkapital
(Reinvermögen)
MITTELVERWENDUNG
WOHIN?
MITTELHERKUNFT
WOHER?
Folie 12
© Institut für Wirtschaftspädagogik
WU-Wien Theorie
Beispiel 3 für eine epistemische Struktur –
Überblick über die Struktur der doppelten Buchhaltung
Eröffnungsbilanz
(Schlussbilanz des Vorjahres)
Schlussbilanz dieses Jahres
Fremdkapital
Fremdkapital
Vermögen
Vermögen
Anfangseigenkapital
Endeigenkapital
Differenz
+ Privatentnahmen
- Privateinlagen
muss gleich sein
AUFWAND
= Gewinn oder Verlust
Gewinn- und Verlustrechnung
ERTRAG
Aufwand
Ertrag
Gewinn
Beispiel 4: Epistemische Struktur in Form von zentralen Fragen
Folie 13
© Institut für Wirtschaftspädagogik
WU-Wien
(Grundfragen)
Kap. 1.1 Theorie
- RW – GRUNDFRAGE 1 (vgl. Schneider 2005)
º
Komme ich mit
meinem „Geld“ aus?
º
Wenn JA, was mache
ich mit dem
Überschuss ?
Wenn NEIN, wie decke
ich den Fehlbetrag?
„Finanzrechnung“
Beispiel 4: Epistemische Struktur in Form von zentralen Fragen
Folie 14
© Institut für Wirtschaftspädagogik
WU-Wien Theorie
RW - Grundfrage 2 (vgl. Schneider 2005)
Wie reich bin
ich zu einem
Zeitpunkt?
-
Woraus besteht
mein Reichtum?
-
Wie wurde der Reichtum
finanziert?
Bin ich reicher
oder ärmer
geworden?
- Woher stammen meine
Gewinne
bzw. Verluste?
„Bilanz“
„ G + V“
Jahresabschluss
in der
Finanzbuchhaltung
Beispiel 4: Epistemische Struktur in Form von zentralen Fragen
Folie 15
© Institut für Wirtschaftspädagogik
WU-Wien
(Grundfragen)
Kap. 1.1 Theorie
RW – Grundfrage 3 (vgl. Schneider 2005)
Was kosten
die erstellten
Leistungen?


Wie haben sich
die Kosten
entwickelt?
Zu welchem Mindestpreis
kann man anbieten?

Was soll man
produzieren?
Mit welchem Verfahren soll
man produzieren?

Soll man die Leistung
selbst erstellen oder
zukaufen?
Wo sind die Kosten
angefallen?

Wie haben sie sich im
Vergleich zur Vorperiode
verändert?

Entsprechen sie den
geplanten Kosten?

Kostenrechnung
Algorithmische Struktur: Sichtbarmachung des
Rechenvorgangs der nach einem bestimmten [sich
wiederholenden] Schema erfolgt.
Eine typische algorithmische Struktur in der BW ist die
Kapitalwertmethode im Rahmen der Investitionsrechnung, im
Rechnungswesen die Logik der doppelten Buchhaltung und die sich
daraus ableitende Buchungstechnik.
Beispiel für algorithmische Struktur –
Wie funktioniert das System der Doppelten Buchhaltung? –
Lösungsalgorithmus („Kreislaufschema”)
WU-Wien Theorie
Aktive Bestandskonten
Passive Bestandskonten
Anfangsbest
Abgänge
Abgänge
Anfangsbest
Zugänge
Saldo =
Endbestand
Saldo =
Endbestand
Zugänge
Aufwände
Aufwand
Erträge
Saldo
Saldo
Ertrag
© Institut für Wirtschaftspädagogik
Eigenkapitalkonto
1
Privat
Endeigenkapital
Salden der passiven
Bestandskonten
Endeigenkapital
Anfangseigenkapital
6
3
4
GEWINN
5
Schlussbilanzkonto
Salden der
aktiven
Bestandskonten
Folie 17
2
G+V Konto
Salden der
Aufwandskonten
GEWINN
Salden der
Ertragskonten
Heuristische Struktur: Darunter versteht man
methodische Anweisungen zur Unterstützung von
Denkprozessen bzw. von Bewertungen – es handelt sich um
Anleitungen zur Unterstützung des Denkens ohne dieses zu
ersetzen.
Eine typische heuristische Struktur in der BW ist die SWOT-Analyse, im
Rechnungswesen sind Kosten vom Wesen her „heuristisch“.
Beispielsweise ist die Zurechnung von Kosten zu Kostenstellen ein
heuristischer Prozess, ebenso die Bestimmung von Kostenstellen.
Beispiel für heuristische Struktur –
Gestaltungsoptionen in der Bilanz
durch Unterbewertung des Vermögens oder Überbewertung von Fremdkapital
Bilanz
Fremdkapital
Vermögen
(Bilanzansatz)
„Stille Reserve“
Unterbewertung
Eigenkapital
(Bilanzansatz)
Beispiele für Unterbewertung
 Anlagevermögen: Keine Aufwertung auch wenn der Marktwert beträchtlich steigt
 Umlaufvermögen: Unterbewertung der Rohstoffvorräte, auch wenn der
Weltmarktpreis steigt
Beispiele für Überbewertung von Passiva (stille Reserven)
 Überbewertung von Fremdwährungsschulden
 Es werden zu hohe Prozessrückstellungen oder Garantierückstellungen gebildet.
Bilanz
(heuristische Spielräume durch unterschiedliche Bewertungen)
Eigenkapital
(Bilanzansatz)
Vermögen
Fremdkapital
Bewertung erfordert die Vornahme von Wertungen – daher benötigt man die Fähigkeit zur
normativen Reflexion
Im Sinne eines Tiefenverständnisses sollten auch größere Zusammenhänge –
betriebs- und/oder volkswirtschaftliche sowie gegebenenfalls gesellschaftliche – aufgezeigt
werden!
Beispiele für normative Reflexionen im
(externen) Rechnungswesen
Wie bewertet man das Wertpapierdepot in der Bilanz, wenn der
aktuelle Börsenwert um 50 % höher ist als der
Anschaffungswert und nach IRFS bilanziert wird?
Soll man die Rückstellungen für mögliche Garantieleistungen
etwas höher bewerten, um nach dem Prinzip der
kaufmännischen Vorsicht „stille Reserven“ zu bilden – auch
wenn dadurch ein höhere Fremdkapital ausgewiesen wird?
Soll man generell eher den Gläubigerschutz betonen (wie bei
der „vorsichtigen“ Bewertung lt. UG) oder den ShareholderAspekt betonen wie bei IRFS, wo mehr Möglichkeiten
bestehen, aktuelle Börsenschwankungen in der Bilanz
abzubilden?
Beispiel für Aufzeigen eines größeren ökonomischen &
gesellschaftlichen Zusammenhangs anhand der
Bewertungsproblematik im externen Rechnungswesen (z.B.
Bilanzierung lt. UG oder lt. IRFS)
Exemplarische Antwort 1: Die größeren Bewertungsspielräume lt.
IRFS haben u. a. ermöglicht, die irreal hohen Immobilienpreise bzw. die
an den Börsen überhöht ausgewiesenen immobiliengesicherten
Wertpapiere vor dem Platzen der Blase in den Bankbilanzen
auszuweisen und damit „beschönigte“ Bilanzen vorzulegen!
Exemplarische Antwort 2: Aktuell werden Bankbilanzen innerhalb von
Wochen um unglaubliche Summen in Milliardenhöhe „bereinigt“
(abgeschrieben), indem man beispielsweise das Kreditausfallrisiko für
Fremdwährungskredite (für die man lange Zeit intensive Werbung
gemacht hat) höher bewertet! Die Bankenkrise war/ist auch eine Folge
problematischer Bewertungen der Kreditrisiken wie auch der eigenen
(spekulativen) Investmentgeschäfte!
Struktur
1. Darstellung eines Modells zur Förderung professioneller Erklärung
2. Exemplarische Veranschaulichung der Ebene 1 des Modells
(Tiefenstruktur) am Themenfeld Rechnungswesen
3. Exemplarische Veranschaulichung der Ebene 4 des Modells
(Inszenierungstechniken) an unterschiedlichen Themenfeldern
4. Wie generiert man aus Fachinhalte Vortragsinhalte? Exemplarische
Veranschaulichung an der Thematik „Steuergestaltung/
Steuerhinterziehung“
5. Darstellung der Struktur globaler Steuerhinterziehung in Anlehnung
an Zucman
Modell zur
Erklärungskompetenz
Relevante Einflussfaktoren für
eine professionelle (verbale oder
schriftliche) Erklärung
ökonomischer Inhalte
Ebene 4: Inszenierung
(vgl. Schulz von Thun)
Ebene 3: Kommunikation
Fähigkeit in Interaktion zu treten
a) Beziehungsebene
b) Sachebene – Vorwissen, Erfahrungen (EV)
Fähigkeit Schüler/innen Feedback zu geben etc.
Ebene 2: Oberflächenstruktur
Situative Kreativität im
jeweiligen Kontext
Ebene 1: Tiefenstruktur & größere
Zusammenhänge sichtbar machen
A) Epistemische Struktur
B) Algorithmische Struktur
C) Heuristische Struktur
D) Normative Reflexion
E) Vernetzung – betriebswirtschaftlich &
gesellschaftlich
Teilnehmer/innen für Thematik interessieren
durch Provokation, in Widersprüche verwickeln,
Einsatz von Karikaturen, Metaphern, Fähigkeit
variantenreich Fragen zu stellen etc.
…
Ordnung - Zusammenhanglosigkeit
Einfachheit - Kompliziertheit
Kürze, Prägnanz - Weitschweifigkeit
Das „Transparentmachen“ der Tiefenstruktur erfordert angemessene Beispiele
(vgl. Schneider – Wiener Verständlichkeitsmodell)
Ebene 2: Mesomethodik
Ausgewählte LEHR-LERN-ARRA NGEMENTS im Wirtschaftsunterricht
Gruppenunterricht
gelenktes
Unterrichtsgespräch
Vortrag
(darbietend)
Fallmethode
Diverse Diskussionsformen
(z. B. Pro-Contra-Debatte)
Dilemmata- Analyse
Produktlinienanalyse
Unterrichtsprojekte, Projektarbeiten
(fragend - entwickelnd,
Impulsunterricht)
Vernetztes
Denken
Szenariomethode
Ebene 3:
Makromethodik
Ebene 3:
Makromethodik
Übungsfirma,
Projektwochen,
Offener Unterricht
Lehrgang
Problematisieren
und Klären
Businessplan Rollen-, Planspiele
(Simulationsspiele)
Recherchieren
z.B. per Internet
Fragen
(Lehrer, Schüler)
Modelle
Karikaturen,
Experimente Metapher
Strukturen
Grafiken
Ausgewählte I N S Z E N I ER U N G S T E C H N
Ebene 1: Mikromethodik
IKEN
Feedback geben
Auswahl wichtiger Inszenierungstechniken im ökonomischen Unterricht
(vgl. H. Meyer 1988, S. 118 ff)
Definition:
Inszenierungstechniken
versteht
man kleine
und
Definition: UnterUnter
Inszenierungstechniken
versteht man kleine und kleinste
Interaktionseinheiten,
Gesten,
Techniken,Interaktionseinheiten,
damit Lehrer/innen und Schüler/innenGesten,
zielgerichtetTechniken,
handeln und dadurch
den Unterrichtsinhalt
kleinste
damit
erschließen sowie den Unterrichtsprozess gestalten.
Inszenierungstechniken
also maßgeblich
den Unterrichtsinhalt
und bestimmen
Lehrer/innen
undkonstituieren
Schüler/innen
zielgerichtet
handeln
undentscheidend
dadurch
die Dynamik des Unterrichts. Sie sind gewissermaßen die Elementarteilchen („Moleküle“) des
den
Unterrichtsinhalt erschließen sowie den Unterrichtsprozess
Unterrichtsprozesses.
gestalten.
„Fragekultur“
Problematisieren
Inszenierungstechniken konstituieren also maßgeblich
den und Klären
Unterrichtsinhalt
und– bestimmen
entscheidend die
„Antwortkultur“
Feedback geben
Dramatisieren
Dynamik des Unterrichts. Sie sind gewissermaßen die
Zuhören
Elementarteilchen
(„Moleküle“) des Unterrichtsprozesses.
Provozieren, Polarisieren
Verbildlichen – graphische
Darstellungen
In Metapher setzen
Recherchieren (z.B. Internet)
Karikaturen, Comics
Strukturieren
Verschriftlichen
Arbeiten mit Zeitungsartikeln,
Literaturtexten, Zitaten
Abstrahieren und Konkretisieren,
Verallgemeinerung und Beispiele
Analysieren und Synthetisieren
Falsifizieren und Verifizieren
Einsatz von Modellen
Vernetzen, Zusammenhänge aufzeigen
Kausalbeziehungen
herstellen
Extrapolieren,
Szenarien entwickeln
Körpersprache
Inszenierungstechniken
• Entwicklung von Strukturen
• Grafiken
Folie 29
© Institut für Wirtschaftspädagogik
WU-Wien Theorie
Beispiel 2 für eine epistemische Struktur –
SOLL und HABEN in der Doppelten Buchhaltung
SOLL
HABEN
BILANZ
Vermögen
Fremdkapital
Eigenkapital
Bestandskonten
G+V
Aufwand
Ertrag
Erfolgskonten
WOHIN?
WOHER?
Mittelverwendung
Mittelaufbringung
Inszenierungstechnik
• Karikaturen
„Der Computer muss defekt sein, Chef –
den Leuten wurden statt der Löhne
die Abzüge ausgezahlt!“
…aber dafür bezahlen wir fast keine Steuern
Quelle: www.carttonexpress.ch, 2010
Die Stunde der Steuerzahler
Inszenierungstechniken
• Problematisieren
Aktuelle progressive Besteuerung des Einkommens in
Österreich
Inszenierungstechnik
• Metapher
Metapher zur Veranschaulichung der Notwendigkeit der
Ökologisierung der Ökonomie
vgl. Schöpf 1990
20 Milliarden Jahre ^= 1 Jahr
Jan
Feb
Mar
Apr
Jun
Jul
Aug
Sep
Okt
Nov
Dez
Um 0 Uhr am 1. Jänner findet der Urknall statt
Metapher zur Veranschaulichung der Notwendigkeit der
Ökologisierung der Ökonomie
vgl. Schöpf 1990
20 Milliarden Jahre ^= 1 Jahr
Jan
Feb
Mar
Apr
Jun
Jul
Aug
Sep
Okt
Nov
Im August entsteht unser Sonnensystem
Dez
Metapher zur Veranschaulichung der Notwendigkeit der
Ökologisierung der Ökonomie
vgl. Schöpf 1990
20 Milliarden Jahre ^= 1 Jahr
Jan
Feb
Mar
Apr
Jun
Jul
Aug
Sep
Okt
Nov
Dez
Im Dezember entstehen erste Wasserwirbeltiere
Metapher zur Veranschaulichung der Notwendigkeit der
Ökologisierung der Ökonomie
vgl. Schöpf 1990
20 Milliarden Jahre ^= 1 Jahr
1.
Dezember
5.
10.
15.
20.
25.
31.
Am 19. Dezember entstehen erste Landpflanzen
Metapher zur Veranschaulichung der Notwendigkeit der
Ökologisierung der Ökonomie
vgl. Schöpf 1990
20 Milliarden Jahre ^= 1 Jahr
1.
Dezember
5.
10.
15.
20.
25.
Am 25. Dezember entstehen erste Säugetiere
31.
Metapher zur Veranschaulichung der Notwendigkeit der
Ökologisierung der Ökonomie
vgl. Schöpf 1990
20 Milliarden Jahre ^= 1 Jahr
00:00
31. Dezember
04:00
08:00
12:00
16:00
20:00
24:00
Morgens am 31. Dez. entstehen Menschenaffen
Metapher zur Veranschaulichung der Notwendigkeit der
Ökologisierung der Ökonomie
vgl. Schöpf 1990
20 Milliarden Jahre ^= 1 Jahr
00:00
31. Dezember
04:00
08:00
12:00
16:00
20:00
Um 23:58:00 am 31. Dezember
malt der Homo Sapiens an Höhlenwänden
24:00
Metapher zur Veranschaulichung der Notwendigkeit der
Ökologisierung der Ökonomie
vgl. Schöpf 1990
20 Milliarden Jahre ^= 1 Jahr
00:00
31. Dezember
04:00
08:00
12:00
16:00
Um 23:59:55 am 31. Dezember
wird Jesus Christus geboren
20:00
24:00
Metapher zur Veranschaulichung der Notwendigkeit der
Ökologisierung der Ökonomie
vgl. Schöpf 1990
20 Milliarden Jahre ^= 1 Jahr
00:00
31. Dezember
04:00
08:00
12:00
16:00
20:00
24:00
Um Mitternacht beginnt
das „Erdölzeitalter“
„Erdöl entstand in Tagen/Wochen
und wird jetzt in
Hundertstel-Sekunden
verbraucht“
Die Osterinsel ist das entlegenste Stück Erde auf der ganzen Welt, die
chilenische Küste liegt ca. 3 700 Kilometer entfernt, die nächsten
bewohnten Pazifikinseln ca. 2 100 Kilometer.
Bis heute ist die Insel von zahlreichen Steinstatuen übersät, die
durchschnittlich vier bis sechs Meter hoch sind, die größten Statuen
erreichen jedoch eine Höhe von über 20 Metern (höher als ein
fünfstöckiges Haus) mit einem Gewicht von bis zu 270 Tonnen.
Die Insel wurde rund 900 n. Chr. besiedelt und hatte in der Blütezeit eine
Bevölkerung von 15 000 bis 30 000, zur Zeit der Entdeckung durch
europäische Missionare (1864) lebten jedoch nur mehr rund 2 000
Menschen auf der Insel.
Wodurch wurde dieser Kollaps ausgelöst?
Die Osterinsel
(Topographie der isolierten Insel am „Rande des Kontinents“)
Zum Zeitpunkt der Besiedlung war die Osterinsel dicht bewaldet und fruchtbar. Die
Insel war auf rund ein Dutzend Territorien aufgeteilt, die jeweils von einer Sippe
bewohnt wurden. Jedes Territorium hatte einen eigenen Häuptling und eine große
zeremonielle Plattform, auf denen Statuen standen.
Die Häuptlinge der Osterinsel entwickelten beim Bau der Statuen eine „Konkurrenzspirale“, der „mörderische“ Wettbewerb zwischen den Sippen wurde auf den Bau
von Statuen „fokussiert“.
Die Statuen wurden immer größer – daher stieg der Verbrauch von
Holz, Seilen und Lebensmitteln, also der knappen Ressourcen Wald
und Boden, exponentiell!!!
Im 17 Jahrhundert kam es zum Bürgerkrieg, zum Sturz der Häuptlinge und
Priester, weil zu diesem Zeitpunkt der Extremfall der Ressourcenausbeutung
erreicht war:
• Der Wald war zur Gänze gerodet, der Boden der landwirtschaftlich genutzten
Flächen durch fortgeschrittene Erosion wenig fruchtbar, die Landvögel ausgerottet.
• Die Bevölkerung konnte daher keine Kanus mehr bauen, keine Delphine fangen und
verfügte nicht mehr über das Material (Holz) zum Bau von Unterkünften, ebenso
über kein Brennholz . . . .
Diese hemmungslose Ausbeutung der Ressourcen endete in
Kannibalismus, im gegenseitigen Umkippen der Statuen . . . .
Für den Zusammenbruch der Gesellschaft auf der Osterinsel waren vor allem zwei
zentrale Gründe verantwortlich:
• Rücksichtslose Ausbeutung der Ressourcen der Insel
• Politische, soziale und religiöse Motive (z. B. ungebremste Konkurrenzspirale,
Machthunger, Fehlen von wirksamen politischen Mechanismen zum sorgsamen,
schonenden Umgang mit den Lebensgrundlagen).
Durch die isolierte Lage bestand für die Bevölkerung keine Möglichkeit, sich durch
Auswanderung den Verhältnissen zu entziehen. Durch die Abgeschiedenheit erfolgte
der Niedergang nicht – wie so häufig - durch kriegerische Einflüsse von „außen“.
Die Osterinsel ist das eindeutigste Beispiel für die Selbstzerstörung
einer Gesellschaft durch Plünderung der Lebensgrundlagen. Die
Menschen der Osterinsel waren im Pazifik des letzten Jahrtausends
ähnlich isoliert wie wir, die Weltbevölkerung des Planeten Erde, im
Weltraum – auch wir können nirgendwohin fliehen, auswandern!!!
Quelle: Diamond, J.: Kollaps. Warum Gesellschaften überleben und untergehen. Frankfurt 2005, S. 103 ff.
Struktur
1. Darstellung eines Modells zur Förderung professioneller Erklärung
2. Exemplarische Veranschaulichung der Ebene 1 des Modells
(Tiefenstruktur) am Themenfeld Rechnungswesen
3. Exemplarische Veranschaulichung der Ebene 4 des Modells
(Inszenierungstechniken) an unterschiedlichen Themenfeldern
4. Wie generiert man aus Fachinhalte Vortragsinhalte?
Exemplarische Veranschaulichung an der Thematik
„Steuergestaltung/ Steuerhinterziehung“
5. Darstellung der Struktur globaler Steuerhinterziehung in Anlehnung
an Zucman
Transformation von fachlichen Inhalten in Vorlesungsinhalte
Veranschaulicht an der Thematik
„Steuergestaltung vs. Steuerhinterziehung“
1. Fachwissenschaftliche Inhalte
z.B. Gabriel Zucman 2014: Steueroasen, Thomas Piketty 2014:
Das Kapital im 21. Jahrhundert, Klaus Hecking 2014:
Holländische Geldschleuser, in: Die Zeit Nr. 28
2
.
Pädagogische
Fragestellungen
„methodische Leitfragen“
3.
Quelle: Vgl. Jank, W./Meyer, H.: Didaktische Modelle, 1994, S. 170.
Fachlicher Inhalt: „Steuerpolitik“
Exemplarische Literatur –
Zucman: Steueroasen, Piketty: Das Kapital im 21. Jahrhundert, Heuser/Priddat: Die Zeit erklärt Wirtschaft.
Didaktische
Leitfragen
1. Soll die Erläuterung der Fiskalpolitik unter besonderer
Berücksichtigung der globalen Steuergestaltung/Steuerhinterziehung
erfolgen?
2. Soll bei der Erläuterung der Fiskalpolitik der Schwerpunkt auf die aktuelle
österreichische Diskussion einer Steuerreform gelegt werden?
3. Soll der Schwerpunkt auf den Grundsatz gelegt werden: „Steuer kommt von Steuern“
(verstärkte Betonung ökologischer und sozialer Aspekte im Steuersystem)?
4. Soll bei der Erläuterung der Fiskalpolitik der Schwerpunkt auf die
Steuererziehung/Steuermoral gelegt werden, unter anderem durch Aufzeigen der
staatlichen steuerfinanzierten Leistungen?
(Subjektive) Entscheidung des Lehrers/der Lehrerin: Thema 1: Schwerpunkt Steuergestaltung
Frage 1: Unter welchen Perspektiven
soll das Thema „Steuergestaltung / Steueroasen / Steuerhinterziehung“
bearbeitet werden?
Denkbar wären folgende Perspektiven (ohne Anspruch auf Vollständigkeit) –
Auswahl erfolgt subjektiv:
• Perspektive der Konzerne – „Steuergestaltungsoptionen“ als
wichtiger Bestandteil der Standortpolitik
• Perspektive der Staaten – mangelnde Harmonisierung der
Unternehmenssteuern führt zu Steuerausfällen mit allen
budgetären Konsequenzen
• Perspektive der EU – mangelnde Harmonisierung der
Unternehmenssteuern der Mitgliedsstaaten führt zu einem
unfairen Wettbewerb (z.B. minimale Steuern für Konzerne in
Holland, Irland und Luxemburg)
Frage 2: Welches ist die immanente Struktur
der ausgewählten Thematik „Steuergestaltung / Steueroasen /
Steuerhinterziehung“ ?
Eine mögliche (subjektive) Strukturierung zur
Aufarbeitung des Themas könnte wie folgt aussehen:
1. Steueroasen in Europa und weltweit, was kosten uns Steueroasen –
gesellschaftlich fiskalische Perspektive
2. Wie funktioniert Steuerhinterziehung – Erklärung einer gängigen
Strategie anhand eines Beispiels
3. Strategien der EU gegen Steuerhinterziehung – die Europäische
Zinssteuerrichtlinie
4. Instrumente für eine globale Bekämpfung der weltweiten
Steuerhinterziehung (Reduzierung der Möglichkeiten der
„Steueroptimierung“ multinationaler Konzerne – G20, OECD etc.)
Frage 3: Weist die Thematik „Steuergestaltung / Steueroasen /
Steuerhinterziehung“
eine Schichtung, etwa im Sinne von Oberflächen- und Tiefenstrukturen auf?
Die Auswahl der Oberflächen- und Tiefenstrukturen,
die in der Vorlesung behandelt werden, erfolgt subjektiv:
Beispiel für Oberflächenstruktur:
Welche Maßnahmen werden derzeit von Tschechien, der EU bzw. der
OECD gesetzt, um das weltweit nicht steuerlich deklarierte
Finanzvermögen von rund 4700 Milliarden Euro zu reduzieren?
Beispiel für Tiefenstruktur:
Sind nicht global wie auch innerhalb der EU verstärkt Diskussionen über
die Einkommensverteilung auch deshalb notwendig (vgl. Piketty), weil
die wachsende Schere zwischen „Arm und Reich“ unter anderem
dadurch „munitioniert“ wird, dass der Grundsatz tendenziell gilt:
Je größer das Vermögen, desto facettenreicher werden
Steueroptimierungsoptionen genutzt und desto geringer ist der Beitrag
für das Gemeinwohl!
Statements, Auszüge aus Zeitungsartikeln, Aufsätzen etc.
Beispiele für die wachsende soziale Ungleichheit in den USA
Die Walton-Familie, die Besitzer von Wal-Mart, verfügen über ein
Gesamtvermögen von 152,8 Milliarden Dollar und damit besitzen
sie mehr als die ärmsten 40 Prozent in den USA
zusammengenommen!
Gleichzeitig bezahlt Wal-Mart Ihre Mitarbeiter/innen schlecht – für
die 300 Mitarbeiter/innen eines typischen Wal-Mart-Supercenters
müssen Steuerzahler bis zu 1,75 Mio. Dollar jährlich beisteuern
– u.a. für Zuschüsse im Spektrum zwischen Essensmarken – die
wiederum teilweise bei Wal-Mart eingelöst werden!! – Wohnen und
Energie.
Entnommen aus: Riegler, A. (2014): Vom Ende des Amerikanischen Traums. In: Wiener Journal, Magazin der Wiener
Zeitung, 31. Oktober 2014, S 18,19.
Frage 4: In welchem größeren Zusammenhang bzw. in welchen
Zusammenhängen steht der ausgewählte
Themenschwerpunkt „Steuergestaltung / Steueroasen /
Steuerhinterziehung“?
Ob und wenn ja welcher größerer Zusammenhang aufgezeigt wird,
erfolgt subjektiv
Beispiel für größeren Zusammenhang im Kontext
„Steuergestaltung / Steueroase“:
Es gibt einen Kontext zwischen Steuergestaltung und der
Aufblähung des Finanzmarktes zu Lasten der
Realwirtschaft, weil die weitgehend steuerfrei
generierten Vermögen möglichst renditeträchtig
angelegt werden – dadurch werden hoch riskante
Derivate und Anlagestrategien gefördert. Letztlich gibt
es gar nicht genug attraktive Anlageformen in der
Realwirtschaft für die ganz Reichen, daher weicht man
in „spekulative Anlageakrobatik“ in der Fiskalwirtschaft
aus.
Inszenierung mittels Statements/Auszügen aus fachlichen Texten
„Engpass-Faktor“ Realwirtschaft
„Aber dass hier etwas aus dem Ruder gelaufen ist, zeigt allein die Tatsache,
dass es auf der Welt vielleicht 15 000 Unternehmen gibt, deren Aktien
an Börsen liquide gehandelt werden. Dem gegenüber stehen weltweit über
180 000 Aktienfonds und viele Millionen verschiedene Zertifikate und
Derivate, die auf bestimmte Kursveränderungen dieser 15 000 Aktien
wetten. Eine riesige Industrie ist entstanden, ohne dass die reale Welt
dadurch größer oder schöner geworden wäre.“
(entnommen aus Andreas Beck „Wir und die Finanzmärkte“ in: Hrsg. Heuser/Priddat 2013: Die Zeit erklärt
die Wirtschaft, Volkswirtschaft, was man wirklich wissen muss, S. 61)
Frage 5: Welche Begriffe müssen unbedingt (kategorial) erklärt
werden, um eine seriöse Auseinandersetzung mit dem Thema zu
gewährleisten?
Beispiele für notwendige Begriffe zum Verständnis der
„Steuergestaltung / Steueroasen“:
• Erklärung des Begriffs „Steueroasen“
• Erklärung der Europäischen Zinssteuerrichtlinie sowie des
Amtshilfeabkommens, das 2015 in Kraft treten soll (europäische
FATCA (Foreign Account Tax Compliance Act)
• Klärung von Begriffen wie Körperschaftssteuer etc.
• …
Frage 6: Welche Regeln, Schemata, Techniken, Problemlösungsstrategien
müssen die Schüler/innen erwerben, um die ausgewählte Thematik
„Steuergestaltung / Steueroasen / Steuerhinterziehung“
zu verstehen?
Beispiel für Regeln, Schemata, Problemlösungsstrategien:
• Wie funktioniert eine Steuerhinterziehung (in Anlehnung an
Zucman)? – Darstellung des Schemas
• Nutzung der Technik „Grafiken“ zur Illustration statistischer
Daten (z.B. Vermögen von Devisenausländern auf Schweizer
Konten)
• Wie könnte ein Aktionsplan zur Reduzierung der weltweiten
Steuerhinterziehung gestaltet sein (in Anlehnung an Zucman)?
- Problemlösungsstrategie
• …
Struktur
1. Darstellung eines Modells zur Förderung professioneller Erklärung
2. Exemplarische Veranschaulichung der Ebene 1 des Modells
(Tiefenstruktur) am Themenfeld Rechnungswesen
3. Exemplarische Veranschaulichung der Ebene 4 des Modells
(Inszenierungstechniken) an unterschiedlichen Themenfeldern
4. Wie generiert man aus Fachinhalte Vortragsinhalte? Exemplarische
Veranschaulichung an der Thematik „Steuergestaltung/
Steuerhinterziehung“
5. Darstellung der Struktur globaler Steuerhinterziehung in
Anlehnung an Zucman
Wie funktioniert die weltweite Steuerhinterziehung? – Teil 1
(vgl. „Steueroasen“ von Gabriel Zucman, S. 24/25)
Frankreich
Pariser
Unternehmer
Maurice
(800
Beschäftigte)
Überweisung
von 10 Mio. €
Vorteile für Maurice
Vorteile für Maurice
Annahme: Ein französischer Unternehmer möchte 10 Millionen Euro dem Fiskus
entziehen und „steuerschonend arbeiten lassen“
1
3
USA - Delaware
Gründung einer Scheinfirma
Auftrag zur Erbringung einer fiktiven
Dienstleitung in Höhe von 10 Millionen Euro
Scheinfirma –
z.B.
„ProfessionalConsulting“
Schweiz
10 Mio.
auf das Schweizer
Konto der Scheinfirma
für fiktive Dienstleistung
4
Konto von
„ProfessionalConsulting“ in
Genf
2
Kontoeröffnung in
der Schweiz
Wie funktioniert die weltweite Steuerhinterziehung? – Teil 1
(vgl. „Steueroasen“ von Gabriel Zucman, S. 24/25)
Welche Vorteile hat der Pariser Unternehmer Maurice?
Vorteil 1: Durch die Erteilung der fiktiven Dienstleistung (z.B. Beratung) an
die Scheinfirma in Delaware wird sein steuerpflichtiger Gewinn
in Frankreich und damit seine Unternehmenssteuer gesenkt
Vorteil 2: Die 10 Millionen Euro, die über die Konstruktion der Scheinfirma
in Delaware nun in der Schweiz „geparkt“ und nun bereits auf 15
Millionen angewachsen sind, werden dort von der Schweizer
Bank weltweit veranlagt (Aktien, Anleihen, Derivate etc.) – der
Wertezuwachs wie auch die erzielten Renditen werden von
Maurice in der Einkommenssteuererklärung nicht deklariert –
dadurch ergibt sich eine weitere „Steuerersparnis“.
Wie funktioniert die weltweite Steuerhinterziehung? – Teil 1
(vgl. „Steueroasen“ von Gabriel Zucman, S. 24/25)
Annahme: Ein französischer Unternehmer möchte 10 Millionen Euro dem Fiskus
entziehen und „steuerschonend arbeiten lassen“
Wie kann Maurice auf sein Geldvermögen in der Schweiz, das
sich inzwischen auf 15 Millionen Euro vergrößert hat, in
Frankreich steuerfrei zugreifen?
Wie funktioniert die weltweite Steuerhinterziehung? – Teil 2
Variante 1: Transfer des veranlagten Vermögens von der Schweiz nach
Frankreich mittels Lombardkredit
3
Kauf von Gebäuden,
Grundstücken etc.
1
Lombardkredit
Maurice
4
Filiale der
Schweizer Bank in
Frankreich
2
Besicherung durch
Wertpapiere in der
Schweiz
Schweizer Bank bei
der die Scheinfirma
von Maurice Kunde ist
Geldanlage in
Wertpapiere für
Scheinfirma von Maurice
(von 10 auf 15 Millionen
Wertezuwachs)
Wie funktioniert die weltweite Steuerhinterziehung? – Teil 2
Variante 1: Transfer des veranlagten Vermögens von der Schweiz nach
Frankreich mittels Lombardkredit
Durch diese Konstruktion verliert der
französische Staat rund
7 Millionen Euro
Steuereinnahmen!
Das „Trio-Infernal“ der
Steuergestaltung/Steuerhinterziehung in Europa Jungferninseln – Schweiz - Luxemburg
(vgl. Zucman 2014, S 46)
Steueroase -
Veranlagung des
Vermögens in
Ver
Luxemburgische
Investmentfonds
brit. Jungferninseln
„Vermögende“
errichten
Briefkastenfirmen,
Trusts etc.
1
2
Briefkastenfirmen
eröffnen bei Schweizer
Konto
Banken
ein Konto
(Eigentümerstruktur nicht
transparent)
3
Beispiele für normative Reflexionen zur Thematik
„Steuergestaltung / Steueroptimierung“
Wie sollte die EU gegenüber Mitgliedsstaaten wie Irland,
Luxemburg aber auch Holland vorgehen, die großen
Konzernen minimale Besteuerung gewährleisten? –
Handelt es sich dabei um einen marktwirtschaftlichen
Standortwettbewerb oder um eine Wettbewerbsverzerrung?
Sind Steueroptimierungsstrategien für Konzerne
reformbedürftig, die formal-juristisch (Graubereich)
gerade noch argumentierbar sind, jedoch aus
ethischer Perspektive als Steuerhinterziehung zu
qualifizieren sind?
Statements zur Problematik Steuerhinterziehung im
legalen Steuerparadies Niederlande für multinationale
Unternehmen
(vgl. ZEIT Artikel „Holländische Geldschleuser“ vom 3. Juli 2014
Rund 12.000 Briefkastenfirmen von Konzernen aus der ganzen Welt wurden in
und um Amsterdam gegründet – von Starbucks über Ikea, Google bis Volkswagen.
Drei Viertel der 12.000 Finanzholdings sind mitarbeiterlose Briefkastenfirmen. Es
werden 8.000 Milliarden Euro (das zehnfache des niederländischen
Sozialproduktes) durch diese Briefkastenfirmen geschleust, um Steuern zu
vermeiden bzw. zu minimieren (rund 3 Milliarden bleiben im Land).
Das Motto lautet: Gesetze nutzen, Gewinne verschieben, Steuern
sparen!
Beispiel Starbucks: Jahrelang mussten Filialen in europäischen Ländern auf jeden
Cappuccino etc. Lizenzgebühren an Starbucks Amsterdam entrichten – dadurch
wurde in den Ländern der Gewinn minimiert und die ausgewiesenen LizenzErträge in den Niederlanden blieben weitgehend steuerfrei. Ergebnis: Zwischen
1998 bis 2011 erzielte Starbucks alleine in Großbritannien 3 Milliarden Pfund
Umsatz, es wurden jedoch nur 8,6 Millionen Pfund Steuer bezahlt (rd. 0,3 % vom
Umsatz).
Statements zur Problematik Steuerhinterziehung im
legalen Steuerparadies Niederlande für multinationale
Unternehmen
(vgl. ZEIT Artikel „Holländische Geldschleuser“ vom 3. Juli 2014
Ikea nutzt ein ähnliches Prinzip. Filialen, wie z.B. jene in
Österreich zahlen Franchise-Gebühren an die Ikea-Tochter in
Holland. Die riesigen Franchise-Einnahmen, die in Holland
ausgewiesen werden, sind jedoch weitgehend steuerfrei. Durch
die Franchise-Gebühren wird in Ländern wie Österreich der
Gewinn reduziert und damit die Gewinnsteuern. Das führt dazu,
dass 90 der 100 weltgrößten Unternehmen Finanzholdings in
Holland haben. Selbst der US-Supermarktriese Wal-Mart, der
keine einzige Filiale in den Niederlanden besitzt.
Statements, Auszüge aus Zeitungsartikeln, Aufsätzen etc.
Beispiele für die wachsende soziale Ungleichheit in den USA
Ein Uni-Abschluss gilt heute als Zugangsvoraussetzung zum
Amerikanischen Traum.
Gleichzeitig stiegen die Studiengebühren in den letzten 30
Jahren um tausend Prozent – daher sind Studienkredite von
1000 Dollar und mehr pro Monat nicht selten – mit teilweise
jahrzehntelanger Rückzahlungsverpflichtung!
Vor 25 Jahren übernahmen die Bundesstaaten drei Viertel
der Studienfinanzierung, auf die Studenten entfielen ein
Viertel – heute ist es umgekehrt!
Die Schulden der Studierenden stammen gar nicht von teuren
Privatunis, sondern von staatlichen Hochschulen – daher wird
der soziale Aufstieg von Jugendlichen der Mittelklasse immer
schwieriger – und damit wächst die gesellschaftliche soziale Kluft!
Entnommen aus: Riegler, A. (2014): Vom Ende des Amerikanischen Traums. In: Wiener Journal, Magazin der Wiener
Zeitung, 31. Oktober 2014, S 20.,21.
Trotz jahrelanger Bemühungen, kam es bisher innerhalb der
EU zu keiner Harmonisierung der Unternehmenssteuern ohne
„Schlupflöcher“ – dagegen opponieren Nutznießer wie
Luxemburg, Irland oder Niederlande.
Während soeben im Rahmen von TTIP nationale Standards
einer Harmonisierung unterworfen werden, verbleibt eine
Harmonisierung im Bereich der Unternehmensbesteuerung seit
vielen Jahren in der politischen „Warteschleife“.
Unterschiedliche Strategien der Konzerne bei Forderung
nach Harmonisierung
Geringe Fortschritte bei der Harmonisierung im
Bereich Unternehmenssteuern zur Vermeidung
von Steueroasen, Steuertricks etc.
Unterschiedliche Strategien der Konzerne bei Forderung
nach Harmonisierung
Harmonisierung im Bereich
Handel durch TTIP und TISA
Geringe Fortschritte bei der
Harmonisierung im Bereich
Unternehmenssteuern zur Vermeidung
von Steueroasen, Steuertricks etc.
ENDE