„Kompetent und verständlich ökonomische Sachverhalte erklären – eine Selbstverständlichkeit? Impulse für eine professionelle Erklärung im Spektrum zwischen Rechnungswesen und Steuergestaltung“ Univ.-Prof. Dr. Josef Aff 20.08.2015 Struktur 1. Darstellung eines Modells zur Förderung professioneller Erklärung 2. Exemplarische Veranschaulichung der Ebene 1 des Modells (Tiefenstruktur) am Themenfeld Rechnungswesen 3. Exemplarische Veranschaulichung der Ebene 4 des Modells (Inszenierungstechniken) an unterschiedlichen Themenfeldern 4. Wie generiert man aus Fachinhalte Vortragsinhalte? Exemplarische Veranschaulichung an der Thematik „Steuergestaltung/ Steuerhinterziehung“ 5. Darstellung der Struktur globaler Steuerhinterziehung in Anlehnung an Zucman Struktur 1. Darstellung eines Modells zur Förderung professioneller Erklärung 2. Exemplarische Veranschaulichung der Ebene 1 des Modells (Tiefenstruktur) am Themenfeld Rechnungswesen 3. Exemplarische Veranschaulichung der Ebene 4 des Modells (Inszenierungstechniken) an unterschiedlichen Themenfeldern 4. Wie generiert man aus Fachinhalte Vortragsinhalte? Exemplarische Veranschaulichung an der Thematik „Steuergestaltung/ Steuerhinterziehung“ 5. Darstellung der Struktur globaler Steuerhinterziehung in Anlehnung an Zucman Die Bedeutung der Erklärungskompetenz im RW-Unterricht auf Basis empirischer Befunde (vgl. Fuhrmann 2008, 11) Im Rahmen einer umfassenden empirischen Erhebung (vgl. Fuhrmann 2003, 2008), wo mehr als 2.121 Schüler/innen aus ganz Österreich zum RW-Unterricht befragt wurden (II. und IV. Jahrgänge) erwies sich als die bei weitem wichtigste Variable zur Erklärung der Fragestellungen: • Wann ist der RW-Lehrer/die RW-Lehrerin gut? • Wann fällt es mir leichter aufzupassen? • Wann motiviert mich eine Lehrkraft, RW zu lernen? „Der Lehrer/die Lehrerin erklärt neue Sachverhalte so, dass ich sie gut verstehen kann“. 54 Beachten der Eingangsvoraussetzungen der Zuhörer + + Klar herausgestellte Strukturen, Regeln Erläuternde Beispiele Gleichgewicht + Grafische Unterstützung Quelle: Schneider, W.: Informieren und motivieren, 1995, S.5 Modell für eine professionelle Erklärung Relevante Einflussfaktoren für eine (verbale) Erklärung ökonomischer Inhalte Ebene 4: Inszenierung (vgl. Schulz von Thun) Kognitive Aktivierung Ebene 3: Interaktion / Kommunikation Fähigkeit in Interaktion zu treten a) Beziehungsebene b) Sachebene – Vorwissen, Erfahrungen (EV) Ebene 2: Oberflächenstruktur Situative Kreativität im jeweiligen Kontext Ebene 1: Tiefenstruktur & größere Zusammenhänge sichtbar machen A) Epistemische Struktur B) Algorithmische Struktur C) Heuristische Struktur D) Normative Reflexion E) Vernetzung – betriebswirtschaftlich & gesellschaftlich Teilnehmer/innen für Thematik interessieren durch Provokation, in Widersprüche verwickeln, Einsatz von Karikaturen, Metaphern, Fähigkeit variantenreich Fragen zu stellen etc. … Ordnung - Zusammenhanglosigkeit Einfachheit - Kompliziertheit Kürze, Prägnanz - Weitschweifigkeit Das „Transparentmachen“ der Tiefenstruktur erfordert angemessene Beispiele (vgl. Schneider – Wiener Verständlichkeitsmodell) … Ordnung - Zusammenhanglosigkeit Einfachheit - Kompliziertheit Kürze, Prägnanz - Weitschweifigkeit Ebene 2: Oberflächenstruktur (vgl. Schulz von Thun) Modell zur Erklärungskompetenz Relevante Einflussfaktoren für eine professionelle (verbale oder schriftliche) Erklärung ökonomischer Inhalte Ebene 1: Tiefenstruktur & größere Zusammenhänge sichtbar machen A) Epistemische Struktur B) Algorithmische Struktur C) Heuristische Struktur D) Normative Reflexion E) Vernetzung – betriebswirtschaftlich & gesellschaftlich Das „Transparentmachen“ der Tiefenstruktur erfordert angemessene Beispiele (vgl. Schneider – Wiener Verständlichkeitsmodell) Struktur 1. Darstellung eines Modells zur Förderung professioneller Erklärung 2. Exemplarische Veranschaulichung der Ebene 1 des Modells (Tiefenstruktur) am Themenfeld Rechnungswesen 3. Exemplarische Veranschaulichung der Ebene 4 des Modells (Inszenierungstechniken) an unterschiedlichen Themenfeldern 4. Wie generiert man aus Fachinhalte Vortragsinhalte? Exemplarische Veranschaulichung an der Thematik „Steuergestaltung/ Steuerhinterziehung“ 5. Darstellung der Struktur globaler Steuerhinterziehung in Anlehnung an Zucman Modell zur Erklärungskompetenz Relevante Einflussfaktoren für eine professionelle (verbale oder schriftliche) Erklärung ökonomischer Inhalte A) Epistemische Struktur B) Algorithmische Struktur C) Heuristische Struktur D) Normative Reflexion E) Vernetzung – betriebswirtschaftliche & gesellschaftliche Zusammenhänge aufzeigen Das „Transparentmachen“ der Tiefenstruktur erfordert angemessene Beispiele (vgl. Schneider – Wiener Verständlichkeitsmodell) Epistemische Struktur: Visualisierung eines Überblickswissens, von Zusammenhängen – im Idealfall wird durch die Struktur der Denkweg sichtbar gemacht. Eine typische epistemische Struktur in der BW ist der Überblick über unterschiedliche Rechtsformen im Spektrum zwischen Personengesellschaften und Kapitalgesellschaften, im Rechnungswesen der Aufbau eines Kontos bzw. einer Bilanz. Folie 11 © Institut für Wirtschaftspädagogik WU-Wien Theorie Beispiel 1 für eine epistemische Struktur – Die Bilanz Vermögen (Aktiva) BILANZ Kapital (Passiva) Fremdkapital (Schulden) Vermögen Eigenkapital (Reinvermögen) MITTELVERWENDUNG WOHIN? MITTELHERKUNFT WOHER? Folie 12 © Institut für Wirtschaftspädagogik WU-Wien Theorie Beispiel 3 für eine epistemische Struktur – Überblick über die Struktur der doppelten Buchhaltung Eröffnungsbilanz (Schlussbilanz des Vorjahres) Schlussbilanz dieses Jahres Fremdkapital Fremdkapital Vermögen Vermögen Anfangseigenkapital Endeigenkapital Differenz + Privatentnahmen - Privateinlagen muss gleich sein AUFWAND = Gewinn oder Verlust Gewinn- und Verlustrechnung ERTRAG Aufwand Ertrag Gewinn Beispiel 4: Epistemische Struktur in Form von zentralen Fragen Folie 13 © Institut für Wirtschaftspädagogik WU-Wien (Grundfragen) Kap. 1.1 Theorie - RW – GRUNDFRAGE 1 (vgl. Schneider 2005) º Komme ich mit meinem „Geld“ aus? º Wenn JA, was mache ich mit dem Überschuss ? Wenn NEIN, wie decke ich den Fehlbetrag? „Finanzrechnung“ Beispiel 4: Epistemische Struktur in Form von zentralen Fragen Folie 14 © Institut für Wirtschaftspädagogik WU-Wien Theorie RW - Grundfrage 2 (vgl. Schneider 2005) Wie reich bin ich zu einem Zeitpunkt? - Woraus besteht mein Reichtum? - Wie wurde der Reichtum finanziert? Bin ich reicher oder ärmer geworden? - Woher stammen meine Gewinne bzw. Verluste? „Bilanz“ „ G + V“ Jahresabschluss in der Finanzbuchhaltung Beispiel 4: Epistemische Struktur in Form von zentralen Fragen Folie 15 © Institut für Wirtschaftspädagogik WU-Wien (Grundfragen) Kap. 1.1 Theorie RW – Grundfrage 3 (vgl. Schneider 2005) Was kosten die erstellten Leistungen? Wie haben sich die Kosten entwickelt? Zu welchem Mindestpreis kann man anbieten? Was soll man produzieren? Mit welchem Verfahren soll man produzieren? Soll man die Leistung selbst erstellen oder zukaufen? Wo sind die Kosten angefallen? Wie haben sie sich im Vergleich zur Vorperiode verändert? Entsprechen sie den geplanten Kosten? Kostenrechnung Algorithmische Struktur: Sichtbarmachung des Rechenvorgangs der nach einem bestimmten [sich wiederholenden] Schema erfolgt. Eine typische algorithmische Struktur in der BW ist die Kapitalwertmethode im Rahmen der Investitionsrechnung, im Rechnungswesen die Logik der doppelten Buchhaltung und die sich daraus ableitende Buchungstechnik. Beispiel für algorithmische Struktur – Wie funktioniert das System der Doppelten Buchhaltung? – Lösungsalgorithmus („Kreislaufschema”) WU-Wien Theorie Aktive Bestandskonten Passive Bestandskonten Anfangsbest Abgänge Abgänge Anfangsbest Zugänge Saldo = Endbestand Saldo = Endbestand Zugänge Aufwände Aufwand Erträge Saldo Saldo Ertrag © Institut für Wirtschaftspädagogik Eigenkapitalkonto 1 Privat Endeigenkapital Salden der passiven Bestandskonten Endeigenkapital Anfangseigenkapital 6 3 4 GEWINN 5 Schlussbilanzkonto Salden der aktiven Bestandskonten Folie 17 2 G+V Konto Salden der Aufwandskonten GEWINN Salden der Ertragskonten Heuristische Struktur: Darunter versteht man methodische Anweisungen zur Unterstützung von Denkprozessen bzw. von Bewertungen – es handelt sich um Anleitungen zur Unterstützung des Denkens ohne dieses zu ersetzen. Eine typische heuristische Struktur in der BW ist die SWOT-Analyse, im Rechnungswesen sind Kosten vom Wesen her „heuristisch“. Beispielsweise ist die Zurechnung von Kosten zu Kostenstellen ein heuristischer Prozess, ebenso die Bestimmung von Kostenstellen. Beispiel für heuristische Struktur – Gestaltungsoptionen in der Bilanz durch Unterbewertung des Vermögens oder Überbewertung von Fremdkapital Bilanz Fremdkapital Vermögen (Bilanzansatz) „Stille Reserve“ Unterbewertung Eigenkapital (Bilanzansatz) Beispiele für Unterbewertung Anlagevermögen: Keine Aufwertung auch wenn der Marktwert beträchtlich steigt Umlaufvermögen: Unterbewertung der Rohstoffvorräte, auch wenn der Weltmarktpreis steigt Beispiele für Überbewertung von Passiva (stille Reserven) Überbewertung von Fremdwährungsschulden Es werden zu hohe Prozessrückstellungen oder Garantierückstellungen gebildet. Bilanz (heuristische Spielräume durch unterschiedliche Bewertungen) Eigenkapital (Bilanzansatz) Vermögen Fremdkapital Bewertung erfordert die Vornahme von Wertungen – daher benötigt man die Fähigkeit zur normativen Reflexion Im Sinne eines Tiefenverständnisses sollten auch größere Zusammenhänge – betriebs- und/oder volkswirtschaftliche sowie gegebenenfalls gesellschaftliche – aufgezeigt werden! Beispiele für normative Reflexionen im (externen) Rechnungswesen Wie bewertet man das Wertpapierdepot in der Bilanz, wenn der aktuelle Börsenwert um 50 % höher ist als der Anschaffungswert und nach IRFS bilanziert wird? Soll man die Rückstellungen für mögliche Garantieleistungen etwas höher bewerten, um nach dem Prinzip der kaufmännischen Vorsicht „stille Reserven“ zu bilden – auch wenn dadurch ein höhere Fremdkapital ausgewiesen wird? Soll man generell eher den Gläubigerschutz betonen (wie bei der „vorsichtigen“ Bewertung lt. UG) oder den ShareholderAspekt betonen wie bei IRFS, wo mehr Möglichkeiten bestehen, aktuelle Börsenschwankungen in der Bilanz abzubilden? Beispiel für Aufzeigen eines größeren ökonomischen & gesellschaftlichen Zusammenhangs anhand der Bewertungsproblematik im externen Rechnungswesen (z.B. Bilanzierung lt. UG oder lt. IRFS) Exemplarische Antwort 1: Die größeren Bewertungsspielräume lt. IRFS haben u. a. ermöglicht, die irreal hohen Immobilienpreise bzw. die an den Börsen überhöht ausgewiesenen immobiliengesicherten Wertpapiere vor dem Platzen der Blase in den Bankbilanzen auszuweisen und damit „beschönigte“ Bilanzen vorzulegen! Exemplarische Antwort 2: Aktuell werden Bankbilanzen innerhalb von Wochen um unglaubliche Summen in Milliardenhöhe „bereinigt“ (abgeschrieben), indem man beispielsweise das Kreditausfallrisiko für Fremdwährungskredite (für die man lange Zeit intensive Werbung gemacht hat) höher bewertet! Die Bankenkrise war/ist auch eine Folge problematischer Bewertungen der Kreditrisiken wie auch der eigenen (spekulativen) Investmentgeschäfte! Struktur 1. Darstellung eines Modells zur Förderung professioneller Erklärung 2. Exemplarische Veranschaulichung der Ebene 1 des Modells (Tiefenstruktur) am Themenfeld Rechnungswesen 3. Exemplarische Veranschaulichung der Ebene 4 des Modells (Inszenierungstechniken) an unterschiedlichen Themenfeldern 4. Wie generiert man aus Fachinhalte Vortragsinhalte? Exemplarische Veranschaulichung an der Thematik „Steuergestaltung/ Steuerhinterziehung“ 5. Darstellung der Struktur globaler Steuerhinterziehung in Anlehnung an Zucman Modell zur Erklärungskompetenz Relevante Einflussfaktoren für eine professionelle (verbale oder schriftliche) Erklärung ökonomischer Inhalte Ebene 4: Inszenierung (vgl. Schulz von Thun) Ebene 3: Kommunikation Fähigkeit in Interaktion zu treten a) Beziehungsebene b) Sachebene – Vorwissen, Erfahrungen (EV) Fähigkeit Schüler/innen Feedback zu geben etc. Ebene 2: Oberflächenstruktur Situative Kreativität im jeweiligen Kontext Ebene 1: Tiefenstruktur & größere Zusammenhänge sichtbar machen A) Epistemische Struktur B) Algorithmische Struktur C) Heuristische Struktur D) Normative Reflexion E) Vernetzung – betriebswirtschaftlich & gesellschaftlich Teilnehmer/innen für Thematik interessieren durch Provokation, in Widersprüche verwickeln, Einsatz von Karikaturen, Metaphern, Fähigkeit variantenreich Fragen zu stellen etc. … Ordnung - Zusammenhanglosigkeit Einfachheit - Kompliziertheit Kürze, Prägnanz - Weitschweifigkeit Das „Transparentmachen“ der Tiefenstruktur erfordert angemessene Beispiele (vgl. Schneider – Wiener Verständlichkeitsmodell) Ebene 2: Mesomethodik Ausgewählte LEHR-LERN-ARRA NGEMENTS im Wirtschaftsunterricht Gruppenunterricht gelenktes Unterrichtsgespräch Vortrag (darbietend) Fallmethode Diverse Diskussionsformen (z. B. Pro-Contra-Debatte) Dilemmata- Analyse Produktlinienanalyse Unterrichtsprojekte, Projektarbeiten (fragend - entwickelnd, Impulsunterricht) Vernetztes Denken Szenariomethode Ebene 3: Makromethodik Ebene 3: Makromethodik Übungsfirma, Projektwochen, Offener Unterricht Lehrgang Problematisieren und Klären Businessplan Rollen-, Planspiele (Simulationsspiele) Recherchieren z.B. per Internet Fragen (Lehrer, Schüler) Modelle Karikaturen, Experimente Metapher Strukturen Grafiken Ausgewählte I N S Z E N I ER U N G S T E C H N Ebene 1: Mikromethodik IKEN Feedback geben Auswahl wichtiger Inszenierungstechniken im ökonomischen Unterricht (vgl. H. Meyer 1988, S. 118 ff) Definition: Inszenierungstechniken versteht man kleine und Definition: UnterUnter Inszenierungstechniken versteht man kleine und kleinste Interaktionseinheiten, Gesten, Techniken,Interaktionseinheiten, damit Lehrer/innen und Schüler/innenGesten, zielgerichtetTechniken, handeln und dadurch den Unterrichtsinhalt kleinste damit erschließen sowie den Unterrichtsprozess gestalten. Inszenierungstechniken also maßgeblich den Unterrichtsinhalt und bestimmen Lehrer/innen undkonstituieren Schüler/innen zielgerichtet handeln undentscheidend dadurch die Dynamik des Unterrichts. Sie sind gewissermaßen die Elementarteilchen („Moleküle“) des den Unterrichtsinhalt erschließen sowie den Unterrichtsprozess Unterrichtsprozesses. gestalten. „Fragekultur“ Problematisieren Inszenierungstechniken konstituieren also maßgeblich den und Klären Unterrichtsinhalt und– bestimmen entscheidend die „Antwortkultur“ Feedback geben Dramatisieren Dynamik des Unterrichts. Sie sind gewissermaßen die Zuhören Elementarteilchen („Moleküle“) des Unterrichtsprozesses. Provozieren, Polarisieren Verbildlichen – graphische Darstellungen In Metapher setzen Recherchieren (z.B. Internet) Karikaturen, Comics Strukturieren Verschriftlichen Arbeiten mit Zeitungsartikeln, Literaturtexten, Zitaten Abstrahieren und Konkretisieren, Verallgemeinerung und Beispiele Analysieren und Synthetisieren Falsifizieren und Verifizieren Einsatz von Modellen Vernetzen, Zusammenhänge aufzeigen Kausalbeziehungen herstellen Extrapolieren, Szenarien entwickeln Körpersprache Inszenierungstechniken • Entwicklung von Strukturen • Grafiken Folie 29 © Institut für Wirtschaftspädagogik WU-Wien Theorie Beispiel 2 für eine epistemische Struktur – SOLL und HABEN in der Doppelten Buchhaltung SOLL HABEN BILANZ Vermögen Fremdkapital Eigenkapital Bestandskonten G+V Aufwand Ertrag Erfolgskonten WOHIN? WOHER? Mittelverwendung Mittelaufbringung Inszenierungstechnik • Karikaturen „Der Computer muss defekt sein, Chef – den Leuten wurden statt der Löhne die Abzüge ausgezahlt!“ …aber dafür bezahlen wir fast keine Steuern Quelle: www.carttonexpress.ch, 2010 Die Stunde der Steuerzahler Inszenierungstechniken • Problematisieren Aktuelle progressive Besteuerung des Einkommens in Österreich Inszenierungstechnik • Metapher Metapher zur Veranschaulichung der Notwendigkeit der Ökologisierung der Ökonomie vgl. Schöpf 1990 20 Milliarden Jahre ^= 1 Jahr Jan Feb Mar Apr Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Um 0 Uhr am 1. Jänner findet der Urknall statt Metapher zur Veranschaulichung der Notwendigkeit der Ökologisierung der Ökonomie vgl. Schöpf 1990 20 Milliarden Jahre ^= 1 Jahr Jan Feb Mar Apr Jun Jul Aug Sep Okt Nov Im August entsteht unser Sonnensystem Dez Metapher zur Veranschaulichung der Notwendigkeit der Ökologisierung der Ökonomie vgl. Schöpf 1990 20 Milliarden Jahre ^= 1 Jahr Jan Feb Mar Apr Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Im Dezember entstehen erste Wasserwirbeltiere Metapher zur Veranschaulichung der Notwendigkeit der Ökologisierung der Ökonomie vgl. Schöpf 1990 20 Milliarden Jahre ^= 1 Jahr 1. Dezember 5. 10. 15. 20. 25. 31. Am 19. Dezember entstehen erste Landpflanzen Metapher zur Veranschaulichung der Notwendigkeit der Ökologisierung der Ökonomie vgl. Schöpf 1990 20 Milliarden Jahre ^= 1 Jahr 1. Dezember 5. 10. 15. 20. 25. Am 25. Dezember entstehen erste Säugetiere 31. Metapher zur Veranschaulichung der Notwendigkeit der Ökologisierung der Ökonomie vgl. Schöpf 1990 20 Milliarden Jahre ^= 1 Jahr 00:00 31. Dezember 04:00 08:00 12:00 16:00 20:00 24:00 Morgens am 31. Dez. entstehen Menschenaffen Metapher zur Veranschaulichung der Notwendigkeit der Ökologisierung der Ökonomie vgl. Schöpf 1990 20 Milliarden Jahre ^= 1 Jahr 00:00 31. Dezember 04:00 08:00 12:00 16:00 20:00 Um 23:58:00 am 31. Dezember malt der Homo Sapiens an Höhlenwänden 24:00 Metapher zur Veranschaulichung der Notwendigkeit der Ökologisierung der Ökonomie vgl. Schöpf 1990 20 Milliarden Jahre ^= 1 Jahr 00:00 31. Dezember 04:00 08:00 12:00 16:00 Um 23:59:55 am 31. Dezember wird Jesus Christus geboren 20:00 24:00 Metapher zur Veranschaulichung der Notwendigkeit der Ökologisierung der Ökonomie vgl. Schöpf 1990 20 Milliarden Jahre ^= 1 Jahr 00:00 31. Dezember 04:00 08:00 12:00 16:00 20:00 24:00 Um Mitternacht beginnt das „Erdölzeitalter“ „Erdöl entstand in Tagen/Wochen und wird jetzt in Hundertstel-Sekunden verbraucht“ Die Osterinsel ist das entlegenste Stück Erde auf der ganzen Welt, die chilenische Küste liegt ca. 3 700 Kilometer entfernt, die nächsten bewohnten Pazifikinseln ca. 2 100 Kilometer. Bis heute ist die Insel von zahlreichen Steinstatuen übersät, die durchschnittlich vier bis sechs Meter hoch sind, die größten Statuen erreichen jedoch eine Höhe von über 20 Metern (höher als ein fünfstöckiges Haus) mit einem Gewicht von bis zu 270 Tonnen. Die Insel wurde rund 900 n. Chr. besiedelt und hatte in der Blütezeit eine Bevölkerung von 15 000 bis 30 000, zur Zeit der Entdeckung durch europäische Missionare (1864) lebten jedoch nur mehr rund 2 000 Menschen auf der Insel. Wodurch wurde dieser Kollaps ausgelöst? Die Osterinsel (Topographie der isolierten Insel am „Rande des Kontinents“) Zum Zeitpunkt der Besiedlung war die Osterinsel dicht bewaldet und fruchtbar. Die Insel war auf rund ein Dutzend Territorien aufgeteilt, die jeweils von einer Sippe bewohnt wurden. Jedes Territorium hatte einen eigenen Häuptling und eine große zeremonielle Plattform, auf denen Statuen standen. Die Häuptlinge der Osterinsel entwickelten beim Bau der Statuen eine „Konkurrenzspirale“, der „mörderische“ Wettbewerb zwischen den Sippen wurde auf den Bau von Statuen „fokussiert“. Die Statuen wurden immer größer – daher stieg der Verbrauch von Holz, Seilen und Lebensmitteln, also der knappen Ressourcen Wald und Boden, exponentiell!!! Im 17 Jahrhundert kam es zum Bürgerkrieg, zum Sturz der Häuptlinge und Priester, weil zu diesem Zeitpunkt der Extremfall der Ressourcenausbeutung erreicht war: • Der Wald war zur Gänze gerodet, der Boden der landwirtschaftlich genutzten Flächen durch fortgeschrittene Erosion wenig fruchtbar, die Landvögel ausgerottet. • Die Bevölkerung konnte daher keine Kanus mehr bauen, keine Delphine fangen und verfügte nicht mehr über das Material (Holz) zum Bau von Unterkünften, ebenso über kein Brennholz . . . . Diese hemmungslose Ausbeutung der Ressourcen endete in Kannibalismus, im gegenseitigen Umkippen der Statuen . . . . Für den Zusammenbruch der Gesellschaft auf der Osterinsel waren vor allem zwei zentrale Gründe verantwortlich: • Rücksichtslose Ausbeutung der Ressourcen der Insel • Politische, soziale und religiöse Motive (z. B. ungebremste Konkurrenzspirale, Machthunger, Fehlen von wirksamen politischen Mechanismen zum sorgsamen, schonenden Umgang mit den Lebensgrundlagen). Durch die isolierte Lage bestand für die Bevölkerung keine Möglichkeit, sich durch Auswanderung den Verhältnissen zu entziehen. Durch die Abgeschiedenheit erfolgte der Niedergang nicht – wie so häufig - durch kriegerische Einflüsse von „außen“. Die Osterinsel ist das eindeutigste Beispiel für die Selbstzerstörung einer Gesellschaft durch Plünderung der Lebensgrundlagen. Die Menschen der Osterinsel waren im Pazifik des letzten Jahrtausends ähnlich isoliert wie wir, die Weltbevölkerung des Planeten Erde, im Weltraum – auch wir können nirgendwohin fliehen, auswandern!!! Quelle: Diamond, J.: Kollaps. Warum Gesellschaften überleben und untergehen. Frankfurt 2005, S. 103 ff. Struktur 1. Darstellung eines Modells zur Förderung professioneller Erklärung 2. Exemplarische Veranschaulichung der Ebene 1 des Modells (Tiefenstruktur) am Themenfeld Rechnungswesen 3. Exemplarische Veranschaulichung der Ebene 4 des Modells (Inszenierungstechniken) an unterschiedlichen Themenfeldern 4. Wie generiert man aus Fachinhalte Vortragsinhalte? Exemplarische Veranschaulichung an der Thematik „Steuergestaltung/ Steuerhinterziehung“ 5. Darstellung der Struktur globaler Steuerhinterziehung in Anlehnung an Zucman Transformation von fachlichen Inhalten in Vorlesungsinhalte Veranschaulicht an der Thematik „Steuergestaltung vs. Steuerhinterziehung“ 1. Fachwissenschaftliche Inhalte z.B. Gabriel Zucman 2014: Steueroasen, Thomas Piketty 2014: Das Kapital im 21. Jahrhundert, Klaus Hecking 2014: Holländische Geldschleuser, in: Die Zeit Nr. 28 2 . Pädagogische Fragestellungen „methodische Leitfragen“ 3. Quelle: Vgl. Jank, W./Meyer, H.: Didaktische Modelle, 1994, S. 170. Fachlicher Inhalt: „Steuerpolitik“ Exemplarische Literatur – Zucman: Steueroasen, Piketty: Das Kapital im 21. Jahrhundert, Heuser/Priddat: Die Zeit erklärt Wirtschaft. Didaktische Leitfragen 1. Soll die Erläuterung der Fiskalpolitik unter besonderer Berücksichtigung der globalen Steuergestaltung/Steuerhinterziehung erfolgen? 2. Soll bei der Erläuterung der Fiskalpolitik der Schwerpunkt auf die aktuelle österreichische Diskussion einer Steuerreform gelegt werden? 3. Soll der Schwerpunkt auf den Grundsatz gelegt werden: „Steuer kommt von Steuern“ (verstärkte Betonung ökologischer und sozialer Aspekte im Steuersystem)? 4. Soll bei der Erläuterung der Fiskalpolitik der Schwerpunkt auf die Steuererziehung/Steuermoral gelegt werden, unter anderem durch Aufzeigen der staatlichen steuerfinanzierten Leistungen? (Subjektive) Entscheidung des Lehrers/der Lehrerin: Thema 1: Schwerpunkt Steuergestaltung Frage 1: Unter welchen Perspektiven soll das Thema „Steuergestaltung / Steueroasen / Steuerhinterziehung“ bearbeitet werden? Denkbar wären folgende Perspektiven (ohne Anspruch auf Vollständigkeit) – Auswahl erfolgt subjektiv: • Perspektive der Konzerne – „Steuergestaltungsoptionen“ als wichtiger Bestandteil der Standortpolitik • Perspektive der Staaten – mangelnde Harmonisierung der Unternehmenssteuern führt zu Steuerausfällen mit allen budgetären Konsequenzen • Perspektive der EU – mangelnde Harmonisierung der Unternehmenssteuern der Mitgliedsstaaten führt zu einem unfairen Wettbewerb (z.B. minimale Steuern für Konzerne in Holland, Irland und Luxemburg) Frage 2: Welches ist die immanente Struktur der ausgewählten Thematik „Steuergestaltung / Steueroasen / Steuerhinterziehung“ ? Eine mögliche (subjektive) Strukturierung zur Aufarbeitung des Themas könnte wie folgt aussehen: 1. Steueroasen in Europa und weltweit, was kosten uns Steueroasen – gesellschaftlich fiskalische Perspektive 2. Wie funktioniert Steuerhinterziehung – Erklärung einer gängigen Strategie anhand eines Beispiels 3. Strategien der EU gegen Steuerhinterziehung – die Europäische Zinssteuerrichtlinie 4. Instrumente für eine globale Bekämpfung der weltweiten Steuerhinterziehung (Reduzierung der Möglichkeiten der „Steueroptimierung“ multinationaler Konzerne – G20, OECD etc.) Frage 3: Weist die Thematik „Steuergestaltung / Steueroasen / Steuerhinterziehung“ eine Schichtung, etwa im Sinne von Oberflächen- und Tiefenstrukturen auf? Die Auswahl der Oberflächen- und Tiefenstrukturen, die in der Vorlesung behandelt werden, erfolgt subjektiv: Beispiel für Oberflächenstruktur: Welche Maßnahmen werden derzeit von Tschechien, der EU bzw. der OECD gesetzt, um das weltweit nicht steuerlich deklarierte Finanzvermögen von rund 4700 Milliarden Euro zu reduzieren? Beispiel für Tiefenstruktur: Sind nicht global wie auch innerhalb der EU verstärkt Diskussionen über die Einkommensverteilung auch deshalb notwendig (vgl. Piketty), weil die wachsende Schere zwischen „Arm und Reich“ unter anderem dadurch „munitioniert“ wird, dass der Grundsatz tendenziell gilt: Je größer das Vermögen, desto facettenreicher werden Steueroptimierungsoptionen genutzt und desto geringer ist der Beitrag für das Gemeinwohl! Statements, Auszüge aus Zeitungsartikeln, Aufsätzen etc. Beispiele für die wachsende soziale Ungleichheit in den USA Die Walton-Familie, die Besitzer von Wal-Mart, verfügen über ein Gesamtvermögen von 152,8 Milliarden Dollar und damit besitzen sie mehr als die ärmsten 40 Prozent in den USA zusammengenommen! Gleichzeitig bezahlt Wal-Mart Ihre Mitarbeiter/innen schlecht – für die 300 Mitarbeiter/innen eines typischen Wal-Mart-Supercenters müssen Steuerzahler bis zu 1,75 Mio. Dollar jährlich beisteuern – u.a. für Zuschüsse im Spektrum zwischen Essensmarken – die wiederum teilweise bei Wal-Mart eingelöst werden!! – Wohnen und Energie. Entnommen aus: Riegler, A. (2014): Vom Ende des Amerikanischen Traums. In: Wiener Journal, Magazin der Wiener Zeitung, 31. Oktober 2014, S 18,19. Frage 4: In welchem größeren Zusammenhang bzw. in welchen Zusammenhängen steht der ausgewählte Themenschwerpunkt „Steuergestaltung / Steueroasen / Steuerhinterziehung“? Ob und wenn ja welcher größerer Zusammenhang aufgezeigt wird, erfolgt subjektiv Beispiel für größeren Zusammenhang im Kontext „Steuergestaltung / Steueroase“: Es gibt einen Kontext zwischen Steuergestaltung und der Aufblähung des Finanzmarktes zu Lasten der Realwirtschaft, weil die weitgehend steuerfrei generierten Vermögen möglichst renditeträchtig angelegt werden – dadurch werden hoch riskante Derivate und Anlagestrategien gefördert. Letztlich gibt es gar nicht genug attraktive Anlageformen in der Realwirtschaft für die ganz Reichen, daher weicht man in „spekulative Anlageakrobatik“ in der Fiskalwirtschaft aus. Inszenierung mittels Statements/Auszügen aus fachlichen Texten „Engpass-Faktor“ Realwirtschaft „Aber dass hier etwas aus dem Ruder gelaufen ist, zeigt allein die Tatsache, dass es auf der Welt vielleicht 15 000 Unternehmen gibt, deren Aktien an Börsen liquide gehandelt werden. Dem gegenüber stehen weltweit über 180 000 Aktienfonds und viele Millionen verschiedene Zertifikate und Derivate, die auf bestimmte Kursveränderungen dieser 15 000 Aktien wetten. Eine riesige Industrie ist entstanden, ohne dass die reale Welt dadurch größer oder schöner geworden wäre.“ (entnommen aus Andreas Beck „Wir und die Finanzmärkte“ in: Hrsg. Heuser/Priddat 2013: Die Zeit erklärt die Wirtschaft, Volkswirtschaft, was man wirklich wissen muss, S. 61) Frage 5: Welche Begriffe müssen unbedingt (kategorial) erklärt werden, um eine seriöse Auseinandersetzung mit dem Thema zu gewährleisten? Beispiele für notwendige Begriffe zum Verständnis der „Steuergestaltung / Steueroasen“: • Erklärung des Begriffs „Steueroasen“ • Erklärung der Europäischen Zinssteuerrichtlinie sowie des Amtshilfeabkommens, das 2015 in Kraft treten soll (europäische FATCA (Foreign Account Tax Compliance Act) • Klärung von Begriffen wie Körperschaftssteuer etc. • … Frage 6: Welche Regeln, Schemata, Techniken, Problemlösungsstrategien müssen die Schüler/innen erwerben, um die ausgewählte Thematik „Steuergestaltung / Steueroasen / Steuerhinterziehung“ zu verstehen? Beispiel für Regeln, Schemata, Problemlösungsstrategien: • Wie funktioniert eine Steuerhinterziehung (in Anlehnung an Zucman)? – Darstellung des Schemas • Nutzung der Technik „Grafiken“ zur Illustration statistischer Daten (z.B. Vermögen von Devisenausländern auf Schweizer Konten) • Wie könnte ein Aktionsplan zur Reduzierung der weltweiten Steuerhinterziehung gestaltet sein (in Anlehnung an Zucman)? - Problemlösungsstrategie • … Struktur 1. Darstellung eines Modells zur Förderung professioneller Erklärung 2. Exemplarische Veranschaulichung der Ebene 1 des Modells (Tiefenstruktur) am Themenfeld Rechnungswesen 3. Exemplarische Veranschaulichung der Ebene 4 des Modells (Inszenierungstechniken) an unterschiedlichen Themenfeldern 4. Wie generiert man aus Fachinhalte Vortragsinhalte? Exemplarische Veranschaulichung an der Thematik „Steuergestaltung/ Steuerhinterziehung“ 5. Darstellung der Struktur globaler Steuerhinterziehung in Anlehnung an Zucman Wie funktioniert die weltweite Steuerhinterziehung? – Teil 1 (vgl. „Steueroasen“ von Gabriel Zucman, S. 24/25) Frankreich Pariser Unternehmer Maurice (800 Beschäftigte) Überweisung von 10 Mio. € Vorteile für Maurice Vorteile für Maurice Annahme: Ein französischer Unternehmer möchte 10 Millionen Euro dem Fiskus entziehen und „steuerschonend arbeiten lassen“ 1 3 USA - Delaware Gründung einer Scheinfirma Auftrag zur Erbringung einer fiktiven Dienstleitung in Höhe von 10 Millionen Euro Scheinfirma – z.B. „ProfessionalConsulting“ Schweiz 10 Mio. auf das Schweizer Konto der Scheinfirma für fiktive Dienstleistung 4 Konto von „ProfessionalConsulting“ in Genf 2 Kontoeröffnung in der Schweiz Wie funktioniert die weltweite Steuerhinterziehung? – Teil 1 (vgl. „Steueroasen“ von Gabriel Zucman, S. 24/25) Welche Vorteile hat der Pariser Unternehmer Maurice? Vorteil 1: Durch die Erteilung der fiktiven Dienstleistung (z.B. Beratung) an die Scheinfirma in Delaware wird sein steuerpflichtiger Gewinn in Frankreich und damit seine Unternehmenssteuer gesenkt Vorteil 2: Die 10 Millionen Euro, die über die Konstruktion der Scheinfirma in Delaware nun in der Schweiz „geparkt“ und nun bereits auf 15 Millionen angewachsen sind, werden dort von der Schweizer Bank weltweit veranlagt (Aktien, Anleihen, Derivate etc.) – der Wertezuwachs wie auch die erzielten Renditen werden von Maurice in der Einkommenssteuererklärung nicht deklariert – dadurch ergibt sich eine weitere „Steuerersparnis“. Wie funktioniert die weltweite Steuerhinterziehung? – Teil 1 (vgl. „Steueroasen“ von Gabriel Zucman, S. 24/25) Annahme: Ein französischer Unternehmer möchte 10 Millionen Euro dem Fiskus entziehen und „steuerschonend arbeiten lassen“ Wie kann Maurice auf sein Geldvermögen in der Schweiz, das sich inzwischen auf 15 Millionen Euro vergrößert hat, in Frankreich steuerfrei zugreifen? Wie funktioniert die weltweite Steuerhinterziehung? – Teil 2 Variante 1: Transfer des veranlagten Vermögens von der Schweiz nach Frankreich mittels Lombardkredit 3 Kauf von Gebäuden, Grundstücken etc. 1 Lombardkredit Maurice 4 Filiale der Schweizer Bank in Frankreich 2 Besicherung durch Wertpapiere in der Schweiz Schweizer Bank bei der die Scheinfirma von Maurice Kunde ist Geldanlage in Wertpapiere für Scheinfirma von Maurice (von 10 auf 15 Millionen Wertezuwachs) Wie funktioniert die weltweite Steuerhinterziehung? – Teil 2 Variante 1: Transfer des veranlagten Vermögens von der Schweiz nach Frankreich mittels Lombardkredit Durch diese Konstruktion verliert der französische Staat rund 7 Millionen Euro Steuereinnahmen! Das „Trio-Infernal“ der Steuergestaltung/Steuerhinterziehung in Europa Jungferninseln – Schweiz - Luxemburg (vgl. Zucman 2014, S 46) Steueroase - Veranlagung des Vermögens in Ver Luxemburgische Investmentfonds brit. Jungferninseln „Vermögende“ errichten Briefkastenfirmen, Trusts etc. 1 2 Briefkastenfirmen eröffnen bei Schweizer Konto Banken ein Konto (Eigentümerstruktur nicht transparent) 3 Beispiele für normative Reflexionen zur Thematik „Steuergestaltung / Steueroptimierung“ Wie sollte die EU gegenüber Mitgliedsstaaten wie Irland, Luxemburg aber auch Holland vorgehen, die großen Konzernen minimale Besteuerung gewährleisten? – Handelt es sich dabei um einen marktwirtschaftlichen Standortwettbewerb oder um eine Wettbewerbsverzerrung? Sind Steueroptimierungsstrategien für Konzerne reformbedürftig, die formal-juristisch (Graubereich) gerade noch argumentierbar sind, jedoch aus ethischer Perspektive als Steuerhinterziehung zu qualifizieren sind? Statements zur Problematik Steuerhinterziehung im legalen Steuerparadies Niederlande für multinationale Unternehmen (vgl. ZEIT Artikel „Holländische Geldschleuser“ vom 3. Juli 2014 Rund 12.000 Briefkastenfirmen von Konzernen aus der ganzen Welt wurden in und um Amsterdam gegründet – von Starbucks über Ikea, Google bis Volkswagen. Drei Viertel der 12.000 Finanzholdings sind mitarbeiterlose Briefkastenfirmen. Es werden 8.000 Milliarden Euro (das zehnfache des niederländischen Sozialproduktes) durch diese Briefkastenfirmen geschleust, um Steuern zu vermeiden bzw. zu minimieren (rund 3 Milliarden bleiben im Land). Das Motto lautet: Gesetze nutzen, Gewinne verschieben, Steuern sparen! Beispiel Starbucks: Jahrelang mussten Filialen in europäischen Ländern auf jeden Cappuccino etc. Lizenzgebühren an Starbucks Amsterdam entrichten – dadurch wurde in den Ländern der Gewinn minimiert und die ausgewiesenen LizenzErträge in den Niederlanden blieben weitgehend steuerfrei. Ergebnis: Zwischen 1998 bis 2011 erzielte Starbucks alleine in Großbritannien 3 Milliarden Pfund Umsatz, es wurden jedoch nur 8,6 Millionen Pfund Steuer bezahlt (rd. 0,3 % vom Umsatz). Statements zur Problematik Steuerhinterziehung im legalen Steuerparadies Niederlande für multinationale Unternehmen (vgl. ZEIT Artikel „Holländische Geldschleuser“ vom 3. Juli 2014 Ikea nutzt ein ähnliches Prinzip. Filialen, wie z.B. jene in Österreich zahlen Franchise-Gebühren an die Ikea-Tochter in Holland. Die riesigen Franchise-Einnahmen, die in Holland ausgewiesen werden, sind jedoch weitgehend steuerfrei. Durch die Franchise-Gebühren wird in Ländern wie Österreich der Gewinn reduziert und damit die Gewinnsteuern. Das führt dazu, dass 90 der 100 weltgrößten Unternehmen Finanzholdings in Holland haben. Selbst der US-Supermarktriese Wal-Mart, der keine einzige Filiale in den Niederlanden besitzt. Statements, Auszüge aus Zeitungsartikeln, Aufsätzen etc. Beispiele für die wachsende soziale Ungleichheit in den USA Ein Uni-Abschluss gilt heute als Zugangsvoraussetzung zum Amerikanischen Traum. Gleichzeitig stiegen die Studiengebühren in den letzten 30 Jahren um tausend Prozent – daher sind Studienkredite von 1000 Dollar und mehr pro Monat nicht selten – mit teilweise jahrzehntelanger Rückzahlungsverpflichtung! Vor 25 Jahren übernahmen die Bundesstaaten drei Viertel der Studienfinanzierung, auf die Studenten entfielen ein Viertel – heute ist es umgekehrt! Die Schulden der Studierenden stammen gar nicht von teuren Privatunis, sondern von staatlichen Hochschulen – daher wird der soziale Aufstieg von Jugendlichen der Mittelklasse immer schwieriger – und damit wächst die gesellschaftliche soziale Kluft! Entnommen aus: Riegler, A. (2014): Vom Ende des Amerikanischen Traums. In: Wiener Journal, Magazin der Wiener Zeitung, 31. Oktober 2014, S 20.,21. Trotz jahrelanger Bemühungen, kam es bisher innerhalb der EU zu keiner Harmonisierung der Unternehmenssteuern ohne „Schlupflöcher“ – dagegen opponieren Nutznießer wie Luxemburg, Irland oder Niederlande. Während soeben im Rahmen von TTIP nationale Standards einer Harmonisierung unterworfen werden, verbleibt eine Harmonisierung im Bereich der Unternehmensbesteuerung seit vielen Jahren in der politischen „Warteschleife“. Unterschiedliche Strategien der Konzerne bei Forderung nach Harmonisierung Geringe Fortschritte bei der Harmonisierung im Bereich Unternehmenssteuern zur Vermeidung von Steueroasen, Steuertricks etc. Unterschiedliche Strategien der Konzerne bei Forderung nach Harmonisierung Harmonisierung im Bereich Handel durch TTIP und TISA Geringe Fortschritte bei der Harmonisierung im Bereich Unternehmenssteuern zur Vermeidung von Steueroasen, Steuertricks etc. ENDE
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