Ein Ziel – zwei Räder – 5000 Kilometer – Nordkap Abfahrt vom Landenberg Es war Montagmorgen, der 1. März 1999, ich lag mit einer Magenverstimmung im Bett und hatte den Fernseher eingeschaltet. Bereits früh morgens sendete das Schweizer Fernsehen live aus Chateau d’Oex, wo sich die beiden Heissluftballonfahrer Bertrand Piccard und Brian Jones mit ihrem Orbiter 3 zum Start bereit machten. Bei optimalen Bedingungen sind die um als erste die Welt mit einem Heissluftballon zu umrunden. Während den nächsten Tagen verfolgte ich die erfolgreiche Fahrt der beiden mit Interesse, und tief in mir entstand der Wunsch, auch einmal etwas «Verrücktes» und «Abenteuerliches» im Leben zu machen. Ein Traum ist entstanden. Zwölf Jahre später wurde mein Traum Realität, und ich stand in Sarnen auf dem Burghügel Landenberg selber bereit, um mein eigenes 42 verrücktes Abenteuer zu starten. An diesem 30. Mai 2011, es war ein heisser und sonnenzusammen mit meinem Aarios Tourenrad und 44 kg Gepäck auf den Weg, das Nordkap mit dem Fahrrad zu erobern. Das Schweizer Fernsehen war zwar nicht da, dafür waren meine Familie und viele Freunde anwesend, um mich zu verabschieden und mir die besten Wünsche für die verrückte Reise ans Ende von Europa zu überbringen. Der Traum wurde Tatsache! 1. Reisewoche vom 30. Mai 2011 bis 5. Juni 2011 / 706 km Sarnen – Basel – Strasbourg – Karlsruhe – Mainz – Koblenz Der Start auf dem Landenberg hatte den Vorteil, dass ich gleich den Schwung von der Abfahrt auf die grosse Reise mitnehmen konnte. Endlich war ich nun unterwegs und das Projekt Nordkap wurde nach einem Jahr planen und vorbereiten so richtig lanciert. In der Vorbereitungszeit habe ich mich vor allem mit der Routenplanung und mit der Auswahl und dem Kauf von geeignetem Material auseinandergesetzt. Natürlich gehörte auch ein intensives körperliches und mentales Training dazu. Das Schöne am Reisen mit dem Fahrrad ist, dass man langsam unterwegs ist und dadurch viel mehr sieht und erlebt als mit einem motorisierten Fortbewegungsmittel. Schon am ersten Tag wurde mir das bewusst, als ich in Sempach am Schweizerischen Schweinezentrum vorbei fuhr. Was es nicht alles gibt in der Schweiz! Dass ich bereits auf der ersten Etappe an meine körperlichen Grenzen stossen würde, Schweizerisches Schweinezentrum in Sempach hätte ich nie gedacht. Die Hitze, das schwere Gepäck und vielleicht auch noch die Emotionen vom Abschied machten mir zu schaffen. So bin ich völlig erschöpft, schon fast überhitzt in der Jugendherberge St. Alban in Basel angekommen. Es war mir so übel, dass ich nicht wusste, ob ich gleich erbrechen muss, oder ob ich zuerst doch noch eine Cola trinken kann. Ich habe mich dann für die Cola entschieden und konnte zum Glück alles behalten. Ganz nach dem Motto «aller Anfang ist schwer» bin ich trotzdem mit vielen positiven Gedanken ins Bett gehuscht und habe gehofft, dass ich am nächsten Morgen wieder bereit bin für die zweite Etappe. Glücklicherweise habe ich mich über Nacht so gut erholt, dass ich wieder Reise führte mich nun am Rhein entlang Richtung Norden. Wunderschöne, idyllische Rad- wege abseits vom Verkehr und direkt am Rhein aufwärts. Auf der rechten Uferseite befand ich mich in Deutschland und auf der linken Seite in Frankreich. Ich war sehr erleichtert, dass es mir heute bereits wieder besser lief als gestern. Ich entschloss mich in Etappen zu planen, die Ziele von Tag zu Tag anzupeilen und nicht ständig ans ferne Nordkap zu denken. In Süddeutschland bin ich jeweils abends in Gasthöfen eingekehrt, die waren sehr bequem und sehr preisgünstig. Meine nächsten Etappenorte waren Strasbourg, Karlsruhe, Speyer, Ludwigshafen und Mannheim. Aus Aberglaube bin ich nicht durch Mannheim gefahren, denn schliesslich wollte ich noch nicht heim, sondern weiter nordwärts. Via Worms und durch die idyllischen Weinberge führte der Weg zum ersten grossen Etappenziel Mainz, die Stadt der Mainzelmännchen und des ZDF. In Mainz hatte ich meinen ersten Ruhetag eingeplant. Nach bereits 800 km im Sattel habe ich das Nichtstun für einen Tag richtig genossen. Das Beste war jedoch, dass mich meine Frau Irène in Mainz besuchte, und wir zusammen ein letztes gemeinsames Wochenende verbringen konnten. Ausserdem vollzogen wir einen Materialtausch. Sie brachte mir Dinge, die ich vergessen hatte, und ich gab ihr Utensilien mit, die ich noch nie gebraucht hatte. Nach dem gemeinsamen Wochenende hiess es dann endgültig Abschied nehmen am Bahnhof in Mainz. Irène fuhr mit dem Zug zurück in die Schweiz und ich mit meinem Fahrrad weiter Richtung Koblenz. Die Fahrt von Mainz nach Koblenz war unvergesslich. Der Rhein schlängelt sich durch ein enges Tal hindurch nach Norden. Und fast alle paar Kilometer steht eine Burg oder ein Schloss auf einem Hügel. Ich fühlte mich wie ein Cowboy auf seinem Pferd. Es war eine unglaublich schöne und eindrückliche Gegend! Deutschland liegt so nahe und ist so schön, und wir wissen es nicht. Die erste Woche beendete ich in Koblenz mit einem argentinischen Rindsentrecote, so wie es sich gehört für einen echten Cowboy. 2. Reisewoche vom 6. Juni 2011 bis 12. Juni 2011 694 km – total 1400 km Koblenz – Bonn – Köln – Düsseldorf – Duisburg – Münster – Bremen – Hamburg Der Weg führte nun weiter dem Rhein entlang nach Bonn, die ehemalige Bundeshauptstadt, 43 in die Domstadt Köln und nach Düsseldorf. Ein Höhepunkt folgte dem anderen. Der nächste war das Ruhrgebiet mit den Hüttenwerken von Mannesmann-Thyssen, Krupp oder die Bayer Werke in Uerdingen. Es war keine schöne Gegend, aber ein sehr lebhaftes und trotzdem bewegendes Erlebnis. Ich habe viele Eindrücke auf meinen weiteren Weg mitgenommen. Bei Wesel überquerte ich ein letztes Mal den Rhein und verabschiedete mich von meinem treuen Begleiter. In Gahlen war es dann soweit, als ich erstmals mein Zelt aufschlug und die Campingatmosphäre genoss. Das Programm nach dem Radfahren war übrigens sehr intensiv. Gepäck abladen, Zelt aufbauen, einpuffen, Kleider waschen und aufhängen, Fahrradservice machen, kochen, essen, abwaschen, Blog schreiben, nächster Tag grob planen, erholen und dann schlafen gehen. Natürlich ist es auf dem Camping viel abenteuerlicher und spannender als im Hotel, dafür verzichtet man auch auf viel, manchmal sogar auf sehr viel Luxus. Am nächsten Morgen feierte ich meine ersten 1000 km in Haltern am See. Nun hatte ich bereits 1/5 meiner Strecke hinter mir, was für ein tolles Gefühl. Ich fühlte mich nun von Tag zu Tag besser und hatte mich gut an den Tagesablauf gewöhnt. Mein nächster Meilenstein war Münster. In Münster verbrachte ich Hamburg 44 meinen zweiten Ruhetag bei einem Bekannten von Freunden. Ich habe Bernd vorher noch nie gesehen, und er hat mich bei sich zu Hause aufgenommen, als ob wir uns bereits seit 20 Jahren kennen würden. Bernd zeigte mir die Fahrradstadt Münster mit allen Sehenswürdigkeiten. Übrigens, im Durchschnitt hat jeder Münsteraner zwei Fahrräder. Am Bahnhof in Münster stehen tausende von Fahrrädern herum, ich habe so was noch nie gesehen. Einfach ein unglaublicher Anblick. Ich habe es sehr genossen bei Bernd und bin mit einem weinenden und lachenden Auge weiter gefahren nach Osnabrück und Bremen. In Bremen traf ich Rheinradweg die vier bekanntesten Bremer, die vier Bremer Stadtmusikanten. Die Stadt hat mich sehr fasziniert und hat bei mir einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Von der Hansestadt Bremen ging es weiter über die Schwarzen Berge nach Hamburg, die Stadt voller Gegensätze. Auf der einen Seite der bunte Szene-Stadtteil St.Pauli mit der – nach eigenen Angaben – sündigsten Meile der Welt, der Reeperbahn. Auf der anderen Seite das biedere und reiche Blankenese mit seinen unzähligen Villen und romantisch schönen Ausblicken vom Elbhang und den darunter liegenden Elbstränden. An jeder Ecke sieht Hamburg anders aus und den- und bleibt meine Lieblingsstadt. Auf dem Ochsenweg, so hiess der Radweg, fuhr ich nun weiter durch Schleswig Holstein. Der Weg führte mich durch Wälder und über Wiesen, weit weg vom lärmigen und stickigen Verkehr. Alles war grün, nur die weidenden Kühe waren braun. Schleswig Holstein ist ein wunderschönes und interessantes Bundesland mit sehr stolzen und heimatverbundenen Einwohnern. Nach der Überquerung des Nordostsee-Kanals führte mich meine Reise in das malerische Städtchen Schleswig, mit der märchenhaften Fischersiedlung Holm. Kleine schmucke Häuschen, verziert mit einer sagenhaften Blumenpracht, Camping live Fischersiedlung Holm in Schleswig noch fügt sich alles harmonisch zusammen. Mit einem leckeren Nachtessen am Jungfernstieg, einem genüsslichen Hafenspaziergang und einem sensationellen Abendrot schloss ich meine zweite Reisewoche ab. Mit dem Erreichen von Hamburg war mein persönlicher Erfolgsdruck nun wie weggeblasen. Ich war so zufrieden und dankbar, dass ich es bis hierher geschafft hatte. Wenn ich nun meine Reise aus irgendeinem Grund hätte abbrechen müssen, ich hätte es problemlos verkraftet. Schliesslich fährt nicht jeder mit dem Rad von Sarnen nach Hamburg. ich fühlte mich wie in einem Märchen, nur Schneewittchen fehlte noch. Die letzte deutsche Stadt auf meiner Radreise war Flensburg, bevor es dann nach Dänemark ging. Mit Tränen in den Augen überquerte ich die Grenze nach Dänemark. Es war für mich ein unbeschreiblicher Glücksmoment, der mir wieder sehr viel Kraft gab. Nun hatte ich ganz Deutschland vom Süden bis zum Norden durchradelt. Ich konnte es selber kaum fassen – Freude herrschte. Mittlerweilen bin ich vom Cowboy zum echten Wikinger geworden. Demzufolge führte die Reiseroute an der Küste entlang nach Kolding und über den Lillebælt, der die Halbinsel Jütland und die Insel Fünen trennt. Übrigens wer gemeint hat Dänemark 3. Reisewoche vom 13. Juni 2011 bis 19. Juni 2011 668 km – total 2068 km Hamburg – Schleswig – Flensburg – Odense – Kopenhagen – Östra Karup Am nächsten Morgen verliess ich Hamburg und radelte der Elbe entlang durch St. Pauli hinaus nach Blankenese. Es war eine fantastische Fahrt an der Elbe entlang. Hamburg ist gewaltig. Es hat zwar keine Berge wie bei uns, aber es ist sehr hügelig. Es ist etwa so, wie wenn man über das Dach vom Paul Klee Museum in Bern fährt, oder in der Wikingersprache ausgedrückt: der Wellengang war hoch! 45 Mittlerweile hatten sich meine Essensgewohnheiten so stark verändert, dass ich zu einer Fressmaschine wurde. Bereits zum Frühstück verdrückte ich riesen Portionen, so dass ich mich fast nicht mehr kannte. Unterwegs ver- kam soweit, dass ich kaum an einer Bäckerei vorbeifahren konnte, ohne dort einzukehren. Mandelgipfel, Nussgipfel, Schoggigipfel, dänischer Plunder, Vanillebrötchen… Zum Nachtessen hiess es dann aber Kohlenhydratespeicher nachfüllen. Ich verdrückte locker 250 Gramm Teigwaren, und für das Dessert hatte es auch immer noch genügend Platz! Die Reise quer durch Dänemark war sehr schön und abwechslungsreich. In Odense besichtig te ich das Geburtshaus des bekannten Märchendichters Hans Christian Andersen. Das Haus liegt in einem wunderschönen, märchenhaften Quartier, so dass es eigentlich logisch ist, dass er Märchen geschrieben hatte. Nun lag der Storebælt mit der 13.4 km langen Storebælt-Brücke vor mir. Ein unglaubliches Bauwerk, das die beiden Inseln Fünen und Seeland verbindet. Leider durfte ich als Radler die Brücke nicht überqueren und musste auf die Bahn umsteigen. Via Roskilde, der ehemaligen Hauptstadt des dänischen Königreiches fuhr ich stolz und glücklich in Kopenhagen ein. Eine tolle Stadt mit sehenswerten Sehenswürdigkeiten wie der Nyhavn mit den farbigen Häusern und den Segelschiffen im Vordergrund. Auf was ich mich aber am meisten freute war die kleine Meerjungfrau, das Wahrzeichen von Kopenhagen. Ich habe sie geküsst, doch es ist nichts passiert. Logisch, das ist ja auch ein anderes Märchen. In Kopenhagen verbrachte ich meinen dritten Ruhetag, und den genoss ich in vollen Zügen. Ganz nach dem Motto: Nichts bringt uns auf unserem Weg besser voran als eine Pause! Ausgeruht und voller Energie radelte ich von Kopenhagen nach Helsingœr. Von dort nahm ich die Fähre nach Helsingborg und war somit schon in Schweden gelandet. Schweden das Land der Elche, das Land von IKEA, das Land mit den hübschesten Prinzessinnen und das den angekommen, wurde ich mit einem heftigen Gewitter begrüsst. Klitschnass machte ich heute bereits etwas früher Feierabend und hatte mich für diese Nacht in einem Motel nie- Aarios Tourenrad am Ochsenweg Ochsenweg 46 dergelassen. Zur Feier des Tages gönnte ich mir eine typische schwedische Mahlzeit; Pannbiff. 4. Reisewoche vom 20. Juni 2011 bis 26. Juni 2011 684 km – total 2752 km Östra Karup – Halmstad – Göteborg – Sarpsborg – Oslo – Hov Am Montagmorgen hatte ich eine Premiere! Meinen ersten Platten. Nach kurzer Zeit hatte Nyhavn Kopenhagen Kleine Meerjungfrau gehen. Das Wetter in Schweden war sehr rauh, es regnete viel und der Wind blies mir ständig ins Gesicht. Mit Rückenwind wäre es natürlich viel erträglicher gewesen. Der Weg führte weiter Richtung Norden an der Küste entlang, unter anderem nach Mellbystrand, wo der grösste Sandstrand Schwedens liegt. Bei diesen äusseren Bedingungen musste ich meine Badehose nicht auspacken. Schade! Auch bei schlechtem Wetter genoss ich die wunderschöne Fahrt durch die Natur, musste jedoch meine zweite Krise überwinden. Das Wetter machte mir mental so zu schaffen, dass ich am liebsten das nächste Flugzeug in den Süden genommen hätte. Einen kleinen Lacher konnte ich dann aber nicht verkneifen, als ich die «geilste» Ortschaft meiner Reise erreichte: Tangaberg! Via Halmstad erreichte ich die grösste Hafenstadt Schwedens, Göteborg. Die Stadt ist mit vielen Kanälen durchzogen, ist aber kein Vergleich mit Venedig. Über eine imposante Brücke erreichte ich die Insel Tjörn, und es wurde eine super geniale Fahrt durch die schwedische Schärenküste. Zwar ging es ständig rauf und runter, aber dafür wurde ich mit super schönen Bildern verwöhnt. Inseln, Meer, Fjorde, typische skandinavische Häuser, alles was das Auge begehrt. Zwischendurch zeigte sich sogar einmal die Sonne in Schweden. Nachdem ich die Insel verlassen hatte, führte der Weg im Landesinneren weiter Richtung norwegischer Grenze, die ich dann auch schon bald erreichte. Nun hatte ich bereits mein letztes Land auf meiner Reise erreicht und bin noch nicht einmal in der Hälfte angekommen. Das Wetter war auch in Norwegen immer noch sehr schwedisch. Aber je näher ich nach Oslo kam, umso schöner wurde das Wetter. Das tat meiner Seele sehr gut. Mit dem Erreichen von Oslo hatte ich nun auch die Hälfte meiner Tour hinter mich gebracht. Ich war sehr zufrieden und glücklich. Das Selbstvertrauen war unermesslich gross, und ich hatte das Gefühl, nichts kann mich mehr aufhalten. In der norwegischen Hauptstadt gönnte ich mir wieder einmal einen Ruhetag. Der Ruhetag bezog sich jeweils auf das Radfahren, denn die Arbeit ging mir auch an solchen Tagen nicht aus. Fahrrad reinigen, kleinere Reparaturen vornehmen, aber was vor allem anstrengend war, war die Wäsche. Ich habe meine Fahrradkleider jeden Tag gewaschen 47 und an den Ruhetagen wurde der ganz Rest auch noch mitgewaschen. Ruhetag = Waschtag. Das gehört auch zu einer solchen Reise und diese Arbeit habe ich im Vorfeld ganz klar unterschätzt. In Oslo feierte ich Halbzeit mit einem fürstlichen Essen an der Agger Brygge. Mit Bahn, Bus, Schiff und zu Fuss erkundete ich die schöne Stadt am Oslofjord. Oslo ist für mich die Stadt im Walde, mit einem ganz speziellen Charme. Der Höhepunkt war die neue Skisprungschanze am bekannten Holmenkollen. Das Skistadion fasst unglaubliche 50 000 Zuschauer. Es ist Wahnsinn, dass da Simon Ammann und Co. runterspringen. Am Sonntag ging meine Traumreise weiter von Oslo raus in die Berge. Irgendwie war ich aufgeregt, wie früher vor einer Prüfung oder einem wichtigen Tag. Ich glaube die Bergetappen machten mir nicht Bauchweh, aber ich hatte schon et was Respekt davor. Langsam aber sicher verabschiedete ich mich von der Stadt und war wieder mitten in der Natur. Mein Radführer empfahl mir heute eine abenteuerliche Fahrt durch den norwegischen Wald. Während rund 30 Kilometern war ich auf einer Schotterstrasse im Wald unterwegs. Zum Glück habe ich mich da nicht verfahren! Nachdem ich den ersten Höhenzug überquert hatte, kam ich in ein Tal mit einem unendlichen langen See. Der Randsfjorden misst eine Länge von 80 km! Ich habe mich für die linke und verkehrslosere Seeseite entschieden und genoss die Fahrt in der Wildnis. Auf halbem Weg habe ich dann aber doch den See mit der Fähre überquert, um anschliessend mein Nachtlager im Camping in Hov aufzuschlagen. Die Abwechslung war Trondheim 48 genial, gestern Luxushotel, heute Camping und morgen wieder Jugendherberge. Ich war so abwechslungsreich wie die Natur. Zum Abschluss der vierten Woche kochte ich mir ein Pasta-Menu und genoss die Kohlenhydrate und das Campingfeeling. 5. Reisewoche vom 27. Juni 2011 bis 3. Juli 2011 697 km – total 3449 km Hov – Lillehammer – Dovrefjell Unglaublich, gestern noch so ein wunderschöner und wolkenloser Abend, um Mitternacht noch hell und heute Morgen regnete es, und es war kalt. Die heutige Etappe führte über drei Bergzüge nach Lillehammer, die sympathische Olympiastadt von 1994. Es war ein hartes Stück Arbeit. Auf dem letzten Bergpass musste ich sogar meine gesamte Winterausrüstung anziehen, das heisst Winterkappe und dicke Handschuhe. Es war so bitter kalt und irgendwie rollte es heute auch nicht so gut wie auch schon. Umso mehr freute ich mich, als ich nach all den Qualen in Lillehammer einfuhr. Nach einer warmen Suppe und einer leckeren Portion Spaghetti Bolognaise, erkundete ich das Städtchen und verkroch mich anschliessend in der Jugendherberge und genoss die Nachtruhe. Der nächste Tag führte mich durch das Gudbrandsdalen an den bekannten Skiorten Hafjell und Kvitfjell vorbei. Da das Wetter immer noch nicht besser war, entschied ich mich für eine andere Route als ursprünglich geplant. Die Hauptstrasse E6 war nun mein Begleiter nach Trondheim. Die Strasse war zwar stark frequentiert, aber der grosse Vorteil war, dass sie in der Ebene verläuft und ständig wieder Tankstellen und Shops anzutreffen waren. Das ist natürlich wichtig, wenn man so viele Kalorien verdrückt, wie ich es tat. Am 10. Geburtstag meines Sohnes Fabio stand mit der Überquerung des Dovrefjell Nationalparkes die Königsetappe auf dem Programm. Ich hatte super Beine und habe den Aufstieg locker geschafft. Der Dovrefjell Nationalpark ist ein schönes Hochtal, durchsetzt mit endlosen Mooren und Seen. In Hjerkinn erreichte ich mit 1026 m. ü. M. den Höhepunkt meiner Reise. Nach dem Aufstieg folgte eine unglaubliche Abfahrt. 45 Kilometer ging es runter in den bekannten Skiort Oppdal, wo ich mir als Belohnung ein schönes Hotelzimmer leistete. Am nächsten Tag folgte die Fahrt durch den Nieselregen nach Trondheim. Nach all den Bergetappen war ich sehr erleichtert, als ich mein Zimmer in der Jugendherberge Rosenborg bezog. In Trondheim gönnte ich mir einen Wellness-Ruhetag. Ich war im grössten Hallenbad von Norwegen. Das Bad liegt direkt am Trondheimfjord, und man sieht direkt ins Meer hinaus. Sprudelbad, Dampfbad, Sauna, Schwimmen und Massage, was für eine Wohltat. Das Wetter draussen war wieder einmal kalt und regnerisch. Am nächsten Tag verlief die Route der Küste entlang, und das hiess Fjorde umfahren oder wenn möglich eine Fähre nehmen. Von nun an musste ich meinen Tagesablauf etwas planen, damit ich jeweils die gewünschte Fähre erreichte. Es gab Fähren die fuhren 10 Mal täglich, andere liefen nur 2 Mal täglich aus, Ruheoase oder sogar nur 3 Mal wöchentlich. So habe ich mich in der Jugi für rund zwei Stunden nur mit den Fährplänen herumgeschlagen, aber es hat sich gelohnt. Das Wetter zeigte sich heute von der besten Seite, Sonnenschein und angenehme Temperaturen, und die Fahrt war wiederum traumhaft schön. Grüne Wälder, satte Wiesen und immer wieder das Meer mit seinen vielen Fjorden, die tief ins Landesinnere eindrangen. Die Nacht verbrachte ich auf dem Camping in Steinkjer und konnte das erste Mal die Mitternachtssonne geniessen. Es ist schon ein spezielles Gefühl, wenn man um Mitternacht vor dem Zelt sitzt, die Sonne scheint, und eigentlich sollte man ins Bett gehen. Am nächsten Tag war dann die Sonne leider wieder verschwunden und es regnete wie aus Kübeln. Meine Stimmung war so ziemlich auf dem Tiefpunkt, denn ich wusste, heute Nacht musste ich auf einem Camping verbringen, da es auf diesem Wegabschnitt kein Hotel gab. Am Abend regnete es immer noch und doch hellte sich meine Mine auf. Auf dem Camping habe ich mir ein kleines Häuschen direkt am Meer, mit eigener Heizung, gemietet. Genial, es war für mich fast wie Weihnachten und ich war einfach nur glücklich und zufrieden. Man schätzt mit dem Wenigen auszukommen, das man hat. 6. Reisewoche vom 4. Juli 2011 bis 10. Juli 2011 719 km – total 4168 km Lofoten – Moskenes – Svolvær – Harstad Was für ein herrliches Erwachen am nächsten Morgen in meinem Weihnachtshäuschen. Weihnachtshäuschen 49 Norwegen live Nach dem ich meine Velokette gewechselt hatte, ging die Fahrt wieder voll motiviert wunden. Die Route verlief direkt am Meer entlang, herrlich, idyllisch einfach nur schön. Kurz nachdem ich am Torghatten, ein Berg mit einem riesengrossen Loch, vorbei fuhr, habe ich zwei Elchkühe auf einer Wiese weiden sehen. Was für ein Glück! Ich war schon mehrmals in Skandinavien, hatte aber bisher keine freilebende Elche gesehen. Ich beendete meinen Radlertag in Skogmo im Camping. In der Nacht hatte es wie aus Kübeln geregnet, doch pünktlich zum Morgen hatte Petrus ein Einsehen und schloss die Regenschleusen. Die Herausforderung an diesem Tag war, dass ich dreimal die Fähre nehmen musste, um auf die nächste Insel zu gelangen. Der Terminplan war somit eher eng und vorbestimmt, was ich auf meiner Reise nicht unbedingt liebte. Es ist doch schön und befreiend, wenn man einfach in den Tag hinaus fahren kann, und dort anhalten kann wo man gerade dazu Lust hat. In Sandnesjøen wurde ich von einem heftigen Gewitter heimgesucht, und nur wenige Minuten später strahlte die Sonne wieder über dem Camping in Nesna, der direkt am Meer lag. Am nächsten Morgen erwartete mich die Sonne, und im nu war alles zusammenge50 packt, und ich war wieder unterwegs. Als erstes musste ich den Sjonafjord umfahren. Es war der schönste Umweg den ich je gemacht hatte. Die Fjordumfahrung hatte eine Länge von 60 Kilometer, aber es war wie im Bilderbuch. Das Meer, die Sonne, die Berge, die wie eine Toblerone Schoggi aus dem Meer ragten. Norwegen wie man es aus dem Prospekt kennt. Als Höhepunkt hatte ich heute den Polarkreis überquert und den zweitgrössten Gletscher, den Svartisen aus der Ferne gesehen. Mit der Sonne am Himmel war das Campieren natürlich viel angenehmer. Am nächsten Tag ging es erst am Mittag los, weil die einzige Fähre auf die nächste Insel erst um 14 Uhr übersetzte. Der heutige Tag war voller Überraschungen. An einem Kioskrestaurant auf einer Felsklippe, fernab von einem Dorf, wollte ich eine Cola kaufen, und da sah ich eine Cremeschnitte. Wow, was für ein Luxus, hier eine Cremeschnitte zu essen. Ich habe sie so genossen, dass ich heute noch genau weiss, wie sie geschmeckt hat. Kurz darauf machte ich Bekanntschaft mit Noldi und John, zwei pensionierte Schweizer Kinderärzte, die mit ihrem Fahrrad in Berlin gestartet waren, um die Lofoten zu erreichen. Fürs Nachtessen schlossen wir uns zusammen und organisierten eine Gemeinschaftsküche. Noldi kochte für uns drei acht Portionen Pasta. Es war schön wieder einmal mit jemandem Schwiizerdiitsch zu reden. Bereits um 6.30 Uhr fuhr am nächsten Morgen das Schnellboot nach Bodø, wo sich unsere Wege wieder trennten. Ich nahm die nächste grosse Fähre auf die Lofoten und die beiden Ärzte blieben noch in Bodø. Die Überfahrt dauerte drei Stunden. In Moskenes schien die Sonne und der Himmel war wolkenlos. Schon auf den ersten Kilometern erschien mir diese Gegend wie im Paradies. Die Häuser einfach malerisch gelegen am Meer, im Hintergrund die spitzigen und imposanten Berge, das Wasser war so klar, dass es grün erschien. Es hat mir so richtig den Ärmel reingezogen. Der Weg nach Norden führte über unzählige grosse und kleine Brücken. Ich war in einer anderen Welt und habe alle Eindrücke aufgesogen, wie ein Schwamm, der das Wasser aufzieht. Mittlerweilen fühlte ich mich so wohl im Sattel, dass ich das Radfahren sogar als Erholungszeit empfand. Das Afterbike-Programm war viel mühsamer und anstrengender. In Mitten der sensationellen Naturlandschaft erreichte ich die 4000 Kilometer Marke. Nun waren es also nur noch 1000 km bis ans Nordkap. Dieser Meilenstein motivierte mich nochmals und setzte noch mehr Energie in mir frei. immer breiter, und ich verliess langsam aber sicher die märchenhaften Lofoten. Eine tolle Woche mit herrlichem Sommerwetter ging am Sonntag in Harstad zu Ende. 7. Reisewoche vom 11. Juli 2011 bis 18. Juli 2011 817 km – total 4985 km Honningsvåg – Nordkap Die letzte Woche vor dem grossen Ziel begann mit Regen und Kälte. Es war so kalt, dass ich das Gefühl hatte, es beginnt gleich zu schneien. Um 6.30 Uhr nahm ich die Fähre auf die Insel Andorja, die nur dreimal wöchentlich fährt. 51 Aber der Plan ist prima aufgegangen. Es war ein nasstrüber Tag und ich entschied mich wieder einmal die Route zu ändern. Ich verabschiedete mich vom Meer und fuhr im Landesinneren auf der alt bekannten E6 weiter nach Norden. Sogar mein Hotel in Bardufoss passte sich dem Wetter an, kühl und ohne Charme. Am nächsten Tag stand eine lange Etappe nach Tromsø auf dem Programm. Das Wetter war wiederum wenig berauschend und die Fahrt war eine Herausforderung. Schlussend lich waren solche Tage eine reine Kopfsache. Meine Beine waren Kopf muss auch wollen. Mittlerweilen war es wieder so kalt, dass ich mit meiner Winterausrüstung in Tromsø bei 9 Grad eingefahren bin. Die warme Dusche im Hotel genoss ich Minuten lang, ich glaube sogar der Boiler kam an seine Grenzen. In Tromsø verbrachte ich meinen letzten Ruhetag. Die Stadt liegt am Eismeer und war Ausgangspunkt fast aller Fischfahrten in das Polarmeer und spielte eine wichtige Rolle in der Polarforschung. Das Wahrzeichen ist die eindrückliche und in ihrer Form spezielle, aber sehr schöne Eismeerkathedrale. Nach einem ausgiebigen Besuch im Polarmuseum organisierte und buchte ich von hier aus meine Rückreise. Lofoten 52 Der Weg ist das Ziel Nach dem erholsamen Tag startete ich auf den letzten Teilabschnitt Richtung Nordkap. Mit 6 Grad, Regen und einem rauen Wind verabschiedete ich mich von der Eismeerstadt und radelte durch die Lyngenalpen, die vor lauter Nebel gar nicht zu sehen waren. Der heutige Tag war von den äusseren Bedingungen her der härteste Tag meiner Tour. Es war wiederum eine reine Kopf- und Willensleistung. Aber mit jedem Tag kam ich meinem grossen Ziel immer näher, Tritt für Tritt. Die Strecke führte nun wieder der E6 entlang, und es ging stän- Brücke über den Fjord Arktische Wildnis dig rauf und runter. Die Natur wurde wilder und karger, und die Dörfer lagen immer weiter auseinander. Nur noch einzelne Häuser säumten den Weg. Arktische Atmosphäre. In Langfjordbotn mietete ich nochmals ein schmuckes Häuschen auf dem Camping und genoss die tolle Stimmung. Meinen Kohlenhydratespeicher füllte ich mit einer riesen Portion Pasta, und zum Dessert gab es wie immer etwas Süsses. Endlich kam sie wieder einmal zum Vorschein, die Sonne. Ein herrlicher aber frischer Sommertag erwartete mich. Der Weg führte dem Langfjorden entlang nach Alta. Heute traf ich die ersten Rentiere auf der Strasse. Kuschelige und tolpatschige Viecher mit einem imposanten Geweih. In Alta verbrachte ich die Nacht in der Jugendherberge bevor es am nächsten Tag nochmals über zwei Bergzüge nach Olderfjord ging. Die Strasse führte über ein Fjell. Es war endlos lang, die Landschaft war karger als karg, nichts, keine Bäume, keine Rentiere, einfach diese Fläche. Es war so uninteressant, aber doch irgendwie faszinierend diese Landschaft zu beobachten. In Olderfjord verbrachte ich auf dem Camping meine letzte Nacht vor dem Nordkap. Ich war nervös und angespannt und konnte es kaum erwarten, die letzte Etappe in Angriff zu nehmen. Montag 18. Juli 2011, es war 7 Uhr und ich startete zur unvergesslichen Triumphfahrt. Ich fühlte mich heute wie ein Bergsteiger, der gut vorbereitet von seinem Basislager startet, um den Gipfel zu erreichen. Unglaublich aber genau heute an meinem 50. Reisetag scheint die Sonne und der Himmel war strahlend blau. Die Fahrt am Porsangerfjord entlang, in Mitten der arktischen Wildnis, war einfach ein Genuss, tausend Sachen gingen mir durch den Kopf, und ich war völlig aufgewühlt. Im Nordkap-Tunnel erreichte ich meinen Tiefpunkt mit 212 Meter unter Meer. Ich war froh auch dieses Hindernis gut und problemlos gemeistert zu haben. Bereits am frühen Nachmittag erreichte Lofoten 53 Am grossen Ziel Nordkap ich Honningsvåg, wo ich in der Jugi mein Zimmer bezog. Mehr als den Schlüssel holte Ich genoss den Moment, liess Fotos von mir schiessen, Bilder für die Ewigkeit. In der Nordkapkapelle fand ich dann die gewünschte Ruhe, um einige Minuten inne zu halten. Es war einfach nur schön. Wie ein Bergsteiger musste ich nun meinen Gipfel wieder verlassen und die 30 beschwerlichen Kilometer zurück nach Honningsvåg fahren. Die Rückfahrt dauerte fast 3 Stunden. Der Wind hat mir nochmals alles abverlangt und hätte mich fast vom Sattel gepustet. In der Jugi kochte ich mir als Belohnung ein feines Risotto und machte mich bereit für das nächste Abenteuer. auf die letzten Kilometer. Und die hatten es in sich! Es wurde ein Kraftakt. Die Sonne war mittlerweile verschwunden und ein heftiger Wind blies mir um die Ohren. Wenigstens war es trocken. Den Nordkapfelsen hatte ich schon lange gesehen, aber er kam einfach nicht näher. Es waren nochmals einige Hundert steile und anspruchsvolle Höhenmeter zu bewältigen, und irgendeinmal hat jedes Leiden ein Ende und der letzte Hügel war überwunden, und vor mir lag das Ende von Europa, das Nordkap. Mit Tränen in den Augen bin ich am 18. Juli 2011 um 17.42 Uhr nach 50 Tagen und 4952 km und rund 300 Stunden im Sattel am grossen Ziel angekommen. Ich streckte meine Arme zum Himmel und machte einen Jubelschrei. Es war geschafft, unglaublich. Ich war einfach nur glücklich und dankbar, dass ich das alles erleben durfte. Natürlich war ich etwas stolz auf mich und mein Aarios Tourenrad. Kurz zusammengefasst: Freude herrschte! 54 8. Reisewoche: Heimreise mit der Hurtigrute nach Bergen und mit dem Flugzeug nach Zürich Bereits am nächsten Morgen um 6.15 Uhr durfte ich auf die Hurtigrute, um mich in den nächsten Tagen auf der schönsten Seereise der Welt zu erholen. Ein weiterer Traum ging für mich in Erfüllung. Gestern Abend noch am Nordkap und heute Morgen bereits auf der Nordstjernen, dem ältesten Hurtigrutenschiff, welches noch in Betrieb ist. Kein Luxusschiff, Während fünf Tagen war ich Gast auf der Nordstjernen, die mich via Tromsø, Lofoten, Bodø, Trondheim, Molde, Alesund nach Bergen brachte. In Bergen verpackte ich dann meinen treuen und zuverlässigen Begleiter, mein Aarios Tourenrad in eine Schachtel, und wir sind wurde ich von meiner Familie im SchweizerLook erwartet und stürmisch begrüsst. Das Wiedersehen nach acht Wochen war wunderschön, und ich musste die eine oder andere Träne verdrücken. Zur Überraschung organisierten meine Eltern einen Welcome-Apéro, an dem viele Freunde, Verwandte und Bekannte anwesend waren. Ein toller Abschluss meiner verrückten Reise. Hurtigrute Nordstjernen Fazit Was hat mir diese Reise gebracht? Ich habe viel gesehen, viele nette Leute kennen gelernt, mich selber kennen gelernt und viele wertvolle Erfahrungen gesammelt. Ich habe festgestellt, was wirklich wichtig ist im Leben. Meine Alltagssorgen waren unterwegs: Wohin gehe ich heute, wo gibt es etwas zu Essen und wo kann ich übernachten. Es vergeht heute nicht ein Tag, an dem ich mich nicht an meine Reise erinnere. Das Erlebnis ist tief in mir drin gespeichert, und es wird mich ein Leben lang begleiten. Was hat es gebraucht? Wer sich eine solche Auszeit nimmt braucht ganz viel Mut. Mut den Alltag zu verlassen und sich in ein Abenteuer zu stürzen. Es braucht Ausdauer, Zuversicht, einen starken Willen, ein bisschen Glück und vielleicht einen gewissen Grad an Verrücktheit. Das wichtigste ist aber die Unterstützung und das Verständnis der Familie und vom Partner. Wann machen Sie eine Auszeit? Der Empfang zu Hause dafür ein Schiff mit sehr viel Charme, Charakter und einer Brise Nostalgie. Es war so schön, einen Teil meines Weges wieder zurück zu fahren, viele Erinnerungen kamen in mir wieder auf. Mit dem Schiff fuhren wir unter Brücken durch, die ich mit meinem Aarios Tourenrad überquerte. Es war ein tolles Gefühl, all das nochmals zu sehen. Die Erinnerungen an die verschiedenen Passagen waren mir gleich wieder präsent. Auf der Nordstjernen hatte ich auch genügend Zeit, um meine Tour richtig zu verarbeiten. Zahlen Strecke 4985 Kilometer, durchschnittlich 113 Kilometer/Tag gefahren, 301 Stunden unterwegs während 50 Tagen, 6 Ruhetage, 145 000 Kalorien verbrannt, 2 Platten, keine Unfälle – während einer Woche Kniebeschwerden und einmal in Folge Erdbeerenüberdosis Pickel am Allerwertesten. Dank Ledersattel und Hirschtalg immer ein zartes Popo. Weitere Infos unter: www.nordkap2011.ch Christoph Amstad 55
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