Strohverkauf gefährdet Ihre Böden

PFLANZENBAU
Strohverkauf gefährdet Ihre Böden
DER GEHALT AN ORGANISCHEM MATERIAL ist ein wichtiger Parameter der
Bodenfruchtbarkeit. Die organische Substanz zu erhöhen ist schwierig und dauert
lange. Deshalb ist es äusserst wichtig, das Niveau mindestens zu halten. Der Verkauf
von Stroh gefährdet vor allem die Böden von Betrieben ohne Vieh.
Walter
von Flüe
In den letzten 20 Jahren ist der Anteil an organischem Material in den
landwirtschaftlichen Nutzflächen
stetig gesunken. Diese Entwicklung
geht teilweise auf den Strukturwandel
in der Landwirtschaft und auf den
Trend zur Spezialisierung zurück, der
viele Betriebe veranlasste, auf die Tierhaltung zu verzichten. Diese Betriebe
reduzierten nicht nur ihren Gründlandanteil in der Fruchtfolge, sondern steigerten auch den Verkauf von Stroh an
andere Tierhalter. Es gibt allerdings
auch Strohverkäufer, die im Gegenzug
von ihren Kunden Hofdünger übernehmen und so das verlorene organische
Material teilweise ersetzen.
Bedeutung Die organische Bodensubstanz beeinflusst sowohl die Struktur als auch die biologische Aktivität
des Bodens. Sie kann mit den Armierungseisen im Beton verglichen wer-
Die Rolle des organischen
Materials
Wirkung auf die Bodenstruktur
• ermöglicht ein besseres Einsickern und Speichern des Wassers
• bremst die Erosion
• reduziert die Verdichtung
Wirkung auf die biologische Aktivität
• verbessert die Zersetzung /
Minerali­sierung
• verbessert die Befeuchtung
• verbessert das Wurzelwachstum
• liefert Mineralstoffe (N, P, K, Ca, Mg
und Spurenelemente)
• speichert und macht Mineralstoffe
verfügbar
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den, denn sie dient als Bindemittel, erhöht die Stabilität der Aggregate und
verbessert so die physikalischen
Bodeneigenschaften. Zusammen mit
Ton bildet sie den Ton-Humus-
Komplex, in dem unter anderem Nährstoffe und Wasser gespeichert werden.
Niveau halten Verschiedene Studien zeigen, dass es sehr schwierig und
langwierig ist, den Anteil an organischem Material in einem landwirtschaftlich genutzten Boden zu er-
höhen. Zudem verstärken die Bodenbearbeitung und das Ernten die Verluste. Da Verluste nicht verhindert werden können, ist es umso wichtiger, sie
mindestens zu kompensieren. Nicht
jede Kultur hat dieselbe Auswirkung
auf die organische Bodensubstanz (vgl.
Grafik). Natur- und Kunstwiesen sind
die besten Bodenverbesserer, aber
auch Brachen, Leguminosen und das
Einarbeiten von Getreidestroh tragen,
unterschiedlich stark, zur Humusbildung im Boden bei. Der Verkauf von
Stroh generiert zwar kurzfristig Einkommen, aber die langfristigen Folgen
für Ackerbaubetriebe können katastrophal sein.
ten Unkräutern zu verhindern.
Die oberflächliche Bearbeitung des
Bodens nach der Ernte verbessert die
Gesundheit der Parzellen. Werden die
Ernterückstände in die obersten Zentimeter des Bodens eingearbeitet, zersetzen sie sich schneller, und das Risiko für die Übertragung von Krankheiten
sinkt. Der so bearbeitete Boden bietet
ideale Bedingungen für das Keimen
des Durchwuchses und von Unkräutern und zerstört die bereits gekeimten. Diese Arbeiten können zudem in
einer trockenen Periode ausgeführt
werden, wenn die Böden den Druck
der Maschinen gut verkraften.
Das Beste aus dem Stroh machen
Das Einarbeiten von Weizenstroh ist
nicht ganz einfach. Es muss in einem
ersten Schritt sorgfältig zerkleinert und
verteilt werden, bevor es oberflächlich
eingearbeitet wird. Aktuell geht der
Trend wieder in Richtung reduzierter
Bodenbearbeitung (Schälpflug, Grubber, Scheibenegge). Das erhöht zwar
die Kosten, reduziert aber den häufigen
Einsatz von Totalherbiziden, um den
Durchwuchs von Getreide und gekeim7-8 2015 · UFA-REVUE
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Saisontipp: Jetzt Kalken
Die Periode nach der Ernte ist ideal für
das Kalken: Die trockenen Böden ­tragen
die Streuer besser, und die Stoppelbearbeitung ermöglicht eine gute Einarbeitung des Kalks in den Boden.
Der Landor Beratungsdienst steht Ihnen
für eine persönliche Beratung gerne zur
Verfügung.
Tabelle: Der erwünschte Gehalt an organischer Bodensubstanz
(OBS) in Bezug auf die verschiedenen Bodentypen:
Leichter Boden (< 15 % Tonanteil)
Mittelschwerer Boden (15 bis 30 % Tonanteil)
Schwerer Boden (> 30 % Tonanteil)
1.2 – 2.9 % OBS
1.8 – 3.9 % OBS
2.5 – 5.9 % OBS
Grafik: Wirkung von Pflanzenkulturen auf die Humusversorgung
des Bodens
humuszehrend
humusmehrend
Kunstwiese (Naturwiesen)
Gratis-Beratung unter: 0800 80 99 66
Grünbrache
Körnerleguminosen
Brache
Getreide mit Stroh
Mikrobielle Bodenaktivität unterstützen Damit sich organisches
Material zersetzen kann, braucht es
Stickstoff. Deshalb ist eine Gabe von
30 kg N/ha empfohlen, wenn Stroh auf
dem Feld zurückbleibt. Die Gabe kann
entweder in mineralischer Form mit einem handelsüblichen Dünger oder mit
Gülle oder Gärgülle erfolgen.Danach
sollte es eingearbeitet werden, um Verluste durch die Verdunstung des Ammoniaks zu verhindern.
In Kürze Wie das Armierungseisen
im Beton sorgt das organische Material im Boden für eine stabile Struktur
und verbessert dessen physikalische
Getreide ohne Stroh
Silomais, Gemüse
Kartoffeln
Zucker- und Futterrüben
–1500
–1000
–500
0
500
kg Humus-C je Hektar und Jahr
Eigenschaften. Es wirkt auf die Fauna
und die Bodenchemie und erhöht die
Fruchtbarkeit sowie die Aufnahme und
den Austausch der verschiedenen
Nährstoffe. Physikalisch gesehen wirkt
das organische Material wie ein
Schwamm, der seine ursprüngliche
Form wieder annimmt, nachdem er
ausgedrückt wurde. Diese Eigenschaft
1000
1500
verhindert, dass sich der Boden zu sehr
verdichtet. Der Verkauf von Stroh generiert zwar kurzfristig ein Einkommen, auf längere Sicht kann aber der
Verlust von organischem Material gravierende finanzielle Einbussen zur Folge haben und die nachhaltige Nutzung
der landwirtschaftlichen Flächen gefährden.
m
Das Einarbeiten von
Stroh sorgt dafür, dass
sich das organische
Material besser
zersetzt und ist eine
wichtige Gesundheitsmassnahme für die
Parzellen.
Foto: Amazone
Autor Walter von
Flüe, Technischer
Dienst Landor,
4127 Birsfelden
Gratis Beratungstelefon:
0800 80 99 60
[email protected]
www.landor.ch
www.ufarevue.ch 7-8 · 15
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