Klassiker sehen, Filme verstehen - Steinbart

"Klassiker sehen, Filme verstehen"
EINFÜHRUNG IN DAS PROJEKT
Filme spielen eine wesentliche Rolle im Freizeitverhalten von Kindern und Jugendlichen, sie
beeinflussen massiv ihre Sicht auf die eigene Erlebniswelt.
Zu einer umfassenden Filmbildung gehört die Beschäftigung mit der Filmgeschichte, um
neuere Filme dekodieren und das tiefere Verständnis dieser Kunstform durchdringen zu
können.
Mit der Reihe „Klassiker sehen – Filme verstehen“ will die Deutsche Filmakademie in
Kooperation mit der Bundeszentrale für politische Bildung die Begegnung von Jugendlichen
mit Klassikern initiieren und nachhaltig fördern.
Zum Programm „Mythos Western“
Der Westernfilm, kurz „Western“ genannt, ist ein Filmgenre, das sich seit Beginn der
Filmgeschichte stetig gewandelt hat. Der Western verkörpert den Mythos, wie USamerikanische Kultur und Geschichte entstanden sind, und beeinflusst damit nicht nur das
eigene Selbstverständnis der Vereinigten Staaten, sondern auch die Art und Weise, wie die
USA außerhalb ihrer Grenzen wahrgenommen und verstanden
werden. Das Western-Genre hatte seine Blütezeit in den 1940er- und 1950er-Jahren, Dekaden
in denen Tausende von Westernfilmen entstanden.
Es gibt wohl kaum einen männlichen Hollywoodstar jener Zeit – man denke etwa an Gary
Cooper, James Stewart, John Wayne, Henry Fonda oder Clint Eastwood –, der nicht
zumindest in einem Western mitgewirkt hat. Heute spielen Western in der aktuellen
Filmproduktion und -rezeption keine wichtige Rolle mehr. Für Schüler/innen, die im
Gegensatz zu früheren Generationen womöglich noch nie einen Western gesehen haben, ist
die Beschäftigung mit der inhaltlichen, qualitativen und quantitativen Veränderung des
Genres von Interesse, da sie mit gesellschaftlichen und politischen Veränderungen und auch
mit der Veränderung der Medienrezeption zusammenfallen. Geschichte (filmhistorisch und
historisch) lässt sich mit dem Wandel des Genres in seinen wichtigsten Facetten gut
begreiflich machen. Diesen Wandel des Genres verdeutlicht das Double Feature anhand eines
Filmbeispiels aus der Hochblüte des Westernfilms sowie anhand eines Spätwesterns
HIGH NOON (ZWÖLF UHR MITTAGS, USA 1952, R: Fred Zinnemann) ist ein Western
mit genreklassischen Elementen und Erzählstrukturen, der zwar psychologisch-kritische
Elemente besitzt, den Western- Mythos jedoch nicht grundlegend in Frage stellt.
UNFORGIVEN (ERBARMUNGSLOS, USA 1992, R: Clint Eastwood) ist ein Spätwestern,
der die Legenden des Western-Mythos kritisch analysiert und ihre (historische)
Fragwürdigkeit deutlich aufzeigt.
Beide Filme zeigen beispielhaft, wie sich trotz ähnlicher Schauplätze, Motivik und
Figurenkonstellationen ein Filmgenre formal sowie in Bezug auf seine inhaltliche Aussage
verändert hat.