Offener Brief an Leonhard - Lebenswertes Lemsahl

Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration
Frau Senatorin Leonhard
Hamburger Straße 47
22083 Hamburg
,28.01.2016
Betreff: Streit um die ZEA Fiersbarg
Sehr geehrte Frau Senatorin Leonhard,
vor dem Hintergrund Ihres kürzlich im Hamburger Abendblatt veröffentlichten Interviews
wenden wir uns in diesem Brief heute direkt an Sie. Mit Unverständnis müssen wir darauf
reagieren, dass die Stadt Hamburg, trotz der zwingenden Notwendigkeit Menschen eine
Unterkunft zu bieten, noch immer jeglichen konstruktiven Dialog mit uns ablehnt. Wir
möchten daher ausdrücklich klarstellen, dass, obwohl Sie persönlich im genannten Interview
mit dem Hamburger Abendblatt medienwirksam bedauerten, dass von Hamburger Gerichten
nur noch ja/nein-Entscheidungen getroffen werden und keine Vergleiche mehr forciert
würden, ein daraufhin vom Gericht angesetzter Vergleichstermin ergebnislos im Sande
verlaufen mussten, da die von der Stadt entsandten Juristen nicht nur keinen
Vergleichsvorschlag unterbreiteten, sondern sogar gänzlich ohne Verhandlungsmandat
erschienen. Wir haben zu jedem Zeitpunkt Verhandlungsbereitschaft signalisiert und einen
offenen und konstruktiven Dialog gefordert, leider vergeblich. Wenn es die Auffassung der
Stadt sein sollte, weiterhin ohne Bürgerbeteiligung und ohne einen konstruktiven Austausch
mit Anwohnern ghettoähnliche Großsiedlungen durchzusetzen, die die Möglichkeit einer
Integration von Flüchtlingen schon im Keim zu ersticken, dann ist das in unseren Augen in
höchstem Maße besorgniserregend und ein Erbe, dass Hamburgs Zukunft über
Generationen belasten wird. Feige und unehrenhaft ist dieses Verhalten zusätzlich dann,
wenn obgleich dieser vorherrschenden Grundeinstellung, von ihren Grundrechten Gebrauch
machende Anwohner in den Medien als beschämend oder als „schlechte Christen“
verunglimpft werden, und ihnen eine simple Blockade- oder Verhinderungspolitik
vorgeworfen wird.
Für eine bis zum heutigen Tag nicht mögliche Inbetriebnahme der ZEA Fiersbarg in einem
an die lokalen Gegebenheiten angepassten Rahmen, ist ausschließlich die
Verweigerungshaltung der Stadt Hamburg gegenüber allen konstruktiven Vorschlägen und
Angeboten seitens der Anwohner verantwortlich.
Mit großer Sorge verfolgen wir die aktuelle Berichterstattung in den Medien, die nicht nur mit
den erschreckenden Ereignissen der Silvesternacht, sondern auch durch täglich neue
Vorfälle offenbart hat, dass ein Zuzug von Flüchtlingen in der aktuellen Dimension ohne eine
Chance auf Integration, wie Sie in den aktuell realisierten Größen der Unterbringungen nicht
gegeben ist, unsere Gesellschaft überfordert und bei der Bevölkerung verständlicherweise
die Angst hervorruft, vom Rechtsstaat nicht mehr geschützt werden zu können. Angst, Frau
Leonhard, führt zu Konsequenzen im täglichen Leben und an der Wahlurne, und kann zu
politischen Veränderungen führen, die wir alle in diesem Land nicht wahrhaben möchten.
Der Verein “Lebenswertes Lemsahl-Mellingstedt e.V.“ wurde als Reaktion auf die sich im Bau befindliche ZEA und die weiterführenden
Überlegungen der Stadt Hamburg zur Nutzung weiterer Flächen in Lemsahl-Mellingstedt gegründet. Ziel des Vereins ist der Erhalt eines
lebenswerten, freundschaftlichen und durch nachbarschaftlichen Zusammenhalt geprägten Umfelds für seine Anwohner und hier lebende
Flüchtlinge. Er fordert eine Miteinbeziehung der Anwohner in Planungen und eine gerechte und gleichmäßige Verteilung der Flüchtlinge auf das
gesamte Stadt-, bzw- Bundesgebiet. Weitere Informationen stehen unter www.lebenswertes-lemsahl.de zur Verfügung. Wir distanzieren uns
ausdrücklich von jeder Form von Gewalt, Hetze oder Radikalisierung. Wir sind und wir werden kein Anlaufpunkt für Extremismus jeglicher Form
sein.
Wir treten ein für die Grundordnung unserer Demokratie, in der das Einhalten von Gesetzen
unabdingbar für ein geordnetes Zusammenleben ist. Wir lehnen es ab, dass Sie die Fehler
vergangener Jahrzehnte wiederholen und Ghettos schaffen wollen, die ein integratives,
friedliches und auf gegenseitigem Respekt basierendes Zusammenleben hilfesuchender
Flüchtlinge und dort lebender Anwohner unmöglich machen. Wir, Frau Leonhard, wir sind
Ihre Wähler, Bürger, Nachbarn. Mit unserer Stimme haben wir Ihre Partei legitimiert, in
unserem Namen und zum Wohle und Nutzen unserer Hamburger Bevölkerung zu agieren
und Probleme im Rahmen einer demokratischen Grundordnung zu lösen.
Uns ist bewusst, Frau Leonhard, dass Hamburg auf Grund des Königsteiner Schlüssels in
der Verpflichtung ist, die hier strandenden Flüchtlinge zu versorgen und ihnen Obdach zu
geben, doch dieser Zustand überfordert Hamburg nicht nur langfristig! Aus diesem Grund
muss zwingend schon heute ein Prozess in die Wege geleitet werden, der eine Änderung
dieser bindenden Vereinbarung zur Folge hat. Es kann und darf nicht sein, dass ein
Bundesland wie Hamburg, welches mit seiner Fläche gerade einmal 0,2% des
Bundesgebietes ausmacht, 2,5% aller Flüchtlinge schultern muss.
Wir fordern Sie ausdrücklich auf, Frau Leonhard, den Dialog mit den Menschen wieder
aufzunehmen und Ihre Politik in eine Richtung zu lenken, die allen Hamburgern auch
zukünftig die Chance auf ein friedliches und geordnetes Zusammenleben bietet, fern ab von
Kriminalität, Angst und Überfremdung. Sprechen Sie mit uns!
Eine Kopie dieses Schreibens übersenden wir an Ihren Senatskollegen aus der Behörde für
Inneres und Sport, Herrn Andy Grote, der zwar sachlich für unsere ZEA zuständig sein sollte,
sich aber bislang noch nicht öffentlich über Gerichte beklagt hat.
In der Hoffnung auf eine zeitnahe Rückäußerung verbleiben wir mit freundlichen Grüßen
Lebenswertes Lemsahl-Mellingstedt e.V.
Der Vorstand
Der Verein “Lebenswertes Lemsahl-Mellingstedt e.V.“ wurde als Reaktion auf die sich im Bau befindliche ZEA und die weiterführenden
Überlegungen der Stadt Hamburg zur Nutzung weiterer Flächen in Lemsahl-Mellingstedt gegründet. Ziel des Vereins ist der Erhalt eines
lebenswerten, freundschaftlichen und durch nachbarschaftlichen Zusammenhalt geprägten Umfelds für seine Anwohner und hier lebende
Flüchtlinge. Er fordert eine Miteinbeziehung der Anwohner in Planungen und eine gerechte und gleichmäßige Verteilung der Flüchtlinge auf das
gesamte Stadt-, bzw- Bundesgebiet. Weitere Informationen stehen unter www.lebenswertes-lemsahl.de zur Verfügung. Wir distanzieren uns
ausdrücklich von jeder Form von Gewalt, Hetze oder Radikalisierung. Wir sind und wir werden kein Anlaufpunkt für Extremismus jeglicher Form
sein.