Ecuador – Stadt, Land, Leute Von hier aus gesehen liegt Ecuador am anderen Ende der Welt. Man muss nicht 12 Stunden im Flugzeug sitzen, um sich das vorstellen zu können. Es langt ein Globus oder seine virtuelle Entsprechung im Internet. Von Westeuropa ausgehend braucht es eine Drehung um 180 Grad, um das Land im äußersten Westen des südamerikanischen Kontinents vor Augen zu haben. Stadt... Von weltweit allen Hauptstädten liegt nur die von Bolivien höher. Quito liegt also sehr hoch: 2850 Meter. Durch die "Einzwängung" zwischen den Anden ist die Capitale nur höchstens drei Kilometer breit, dafür aber 30 Kilometer lang. Auf diesem Gebiet leben ca. 2 Millionen Hauptstädter. Die Altstadt von Quito gehört wegen einiger aus der Kolonialzeit erhaltenen Gebäude zum Weltkulturerbe. Schon im Inka-Reich war Quito eine wichtige Stadt, die Spanier gründeten sie aber nach ihrer Eroberung neu auf den Ruinen der alten Inka-Stadt. Hauptstadt von Ecuador wurde Quito am Anfang des 19. Jahrhunderts mit der Unabhängigkeit des südamerikanischen Kontinents. Erst in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts zogen zahlreiche Ecuadorianer in die Hauptstadt, das hing direkt mit dem Ölboom zusammen. Seitdem ist Quito nach Guayaquil die zweitgrößte Stadt des Landes. Der Bildungsstand ist in Quito deutlich höher als in den übrigen Regionen des Landes. Allerdings geht auch hier, wer kann, auf private Schulen oder Universitäten. Die staatlichen Bildungseinrichtungen sind zwar gebührenfrei, jedoch müssen die Familien für Schuluniformen, Material und Anreise aufkommen. Hinzu kommt nach der Grundschule auch eine Einschreibegebühr. Besuchen so vergleichsweise zahlreiche Kinder die Grundschule, vollziehen viele den Wechsel auf die weiterführende Schule aus Kostengründen nicht mit. Land... Hier befindet sich also die Republik Ecuador, benannt nach dem spanischen Wort für Äquator, denn dieser verläuft im Norden einmal quer durch das Land. Mit dieser speziellen geographischen Lage sind viele Besonderheiten Ecuadors verknüpft, die vor allem das Klima, die Vegetation und die Lebensweise der Bewohner des Landes dort prägen. Beispielsweise gibt es im Jahresverlauf keine großen Temperaturunterschiede und somit keine Jahreszeiten. Dafür können Temperatur und Wetterlage aber im Laufe eines Tages enorm schwanken. Ganz im Hochland der Region kann es so zum Beispiel innerhalb von fünf Minuten um ganze 15ºC kälter werden. Hochland - ein weiteres Stichwort zur Charakterisierung der südamerikanischen Republik. Sie wird geologisch in drei verschiedene Räume eingeteilt: Das westliche Tiefland der Pazifikküste, auch Costa genannt, dann die Andenregion, also das zentrale Hochland (Sierra). Schließlich die bis in das Amazonasgebiet reichende Landschaft im Osten, die Oriente, das östliche Tiefland. Die Anden nehmen in Ecuador ein Viertel der Landesfläche ein, ziehen sich aber insgesamt durch den ganzen südamerikanischen Kontinent und beherben zahlreiche, zum Teil noch aktive Vulkane. Mit dem Cotopaxi hat Ecuador einen Weltrekord vorzuweisen: Der 5897 Meter hohe Vulkan in unmittelbarer Nähe der Hauptstadt Quito ist noch aktiv, und somit der höchste noch "spuckende" Berg der Erde. Die lange Andenkette ist zweigeteilt, mit einem hoch gelegenen Tal in der Mitte. In diesem Tal befindet sich die Hauptstadt Quito. Das muss eine Aussicht sein.. Land und Leute, damals und jetzt Die Hälfte der Fläche von Ecuador liegt östlich der Anden, das Amazonastiefland. Der Bereich ist nur sehr schwach besiedelt, die meisten Ecuadorianer leben westlich der Gebirgsketten, der Großteil in Städten, nicht auf dem Land. Östlich davon ist der tropische Berg- bzw. Regenwald die Heimat verschiedener indianischer Völker. Aber auch in der Küstenregion und besonders im Hochland leben Indigenas, darunter auch die Gruppe der Quechua. Sie haben neben dem Spanischen auch die Quechua-Sprache bewahrt. Diese stammt noch aus der Zeit vor den Inkas! Diese Hochkultur hatte bis zum 15. Jahrhundert auch das Gebiet der heutigen ecuadorianischen Republik erobert und ihr Imperium auf dem südamerikanischen Kontinent errichtet. Doch auch aus der Zeit vor den Inkas gibt es Fundstücke, die auf sesshafte Völker in der Region schließen lassen und verschiedene Kulturen bildeten. Diese sogenannte "indianische Epoche" endet durch die Landung der Spanier in Südamerika im 16. Jahrhundert und die darauffolgende Kolonialisierung des Kontinents. Bis heute ist Spanisch die offizielle Amtssprache in Ecuador, der Großteil der Bevölkerung ist katholisch, bzw. religiös geprägt durch eine Mischung aus Katholizismus und ecuadorianisch-indianischer Tradition. Ecuador war von 1532 bis 1819 spanische Kolonie. In dieser Zeit wurde auch die heutige Hauptstadt Quito gegründet. Im Zuge der spanischen Eroberung sollten die indianischen Ureinwohner missioniert werden und außerdem die neue spanische Hohheit anerkennen. Viele Indigenas fielen der Kolonisation zum Opfer. Die Folgen dieser Zeit reichen bis in die Gegenwart hinein: mit einer gemeinsamen Erklärung richten sich die Nachfahren der Ureinwohner Südamerikas an die Öffentlichkeit. Sie protestierten damit gegen die Feierlichkeiten anlässlich der 500 Jahre zurückliegenden europäischen "Entdeckung" ihres Kontinents und weisen außerdem auf den unterdrückenden Charakter der spanischen Hohheit und die daraus resultierende dauerhafte Benachteiligung der eingeborenen Völker hin. Bis in die heutige Zeit besteht die Forderung der Indigenas nach kultureller Eigenständigkeit in den lateinamerikanischen Staaten. Ein Blick auf die heutige ecuadorianische Sozialstruktur bestärkt dieses Anliegen: die kleine Oberschicht des Landes heute setzt sich aus Nachfahren der spanischen Kolonisten bzw. von Menschen spanischindianischer Herkunft zusammen; die indianische Bevölkerung bildet die Unterschicht. Die aktuellen Zahlen bezüglich der genauen ethnischen Zusammensetzung des Landes schwanken je nach Quelle sehr stark: an manchen Stellen wird von 30-40% Indigenas gesprochen, an anderen nur von 7%, deswegen soll hier keine klare statistische Aufstellung vorgenommen werden. Infolge von Unabhängigkeitsbestrebungen war die Zeit als spanische Kolonie schließlich auch wieder vorbei, nämlich 1830. Ecuador löst sich aus dem 1822 gegründeten großkolumbianischen Reich und wird unabhängige Republik. Den Quellen zufolge weist das politische Klima Ecuadors bis heute eine Rivalität zwischen der als liberal eingestuften Küstenregion und dem konservativen Hochland auf. Dort haben sich auch die Indigenas heute politisch organisiert. In der Zeit von 1895 und 1920 stellte die liberale Seite die Regierung und sorgte für entsprechende Reformen: Garantie für Menschenrechte, Säkularisierung, Gleichstellung der Religionen und Einschränkung von katholischen Privilegien. Von den Anfängen der Republik bis erfährt Ecuador eine Menge von Herrschaftsformen: Militärs, Präsidenten, Diktatoren, Sozialisten, Juntas. Besonders instabile Zeiten mit kurzfristig vier gleichzeitigen Regierungen werden abgelöst durch Zeiten der staatlichen Konsolidierung und Ruhe. Ecuadorianisches Staatsoberhaupt und damit Präsident des kleinsten der Andenstaaten ist seit 2006 der frühere Wirtschaftsminister Rafael Correa. In Ecuador leben heute an die 14 Millionen Menschen dauerhaft. Fast die Hälfte dieser Menschen leben in den beiden großen Städten Quito und Guayaquil. Es gibt seit 1870 Schulpflicht und ein staatlich finanziertes Schulsystem, dem jedoch an vielen Stellen die Finanzen fehlen. Private Bildungseinrichtungen sind zwar vorhanden, aber für viele keine ernstzunehmende Alternative, schon gar nicht auf dem Land. Allerdings förderte der Staat in den 1970er Jahren Programme, die die Alphabetisierung der Bevölkerung zum Ziel hatten; diese beseitigten zumindest in den Städten den Analphabetismus fast ganz. Laut einer Unicef-Studie ist das Einkommen extrem ungleich auf die Gesamtbevölkerung verteilt. So erwirtschaftet ein Fünftel der Arbeitnehmer in Ecquador als Bestverdiener 58% des Nationaleinkommens. In Ecuador machte und macht man viel Geld mit dem Export, z.B. Bananen, Kakao und Kaffee. Außerdem wurde im östlichen Gebiet in den 1960er Jahren Öl entdeckt, das wurde dann auch ans Ausland verkauft. Zu einseitige Förderung der Wirtschaftszweige der jeweiligen Exportschlager führten dazu, dass die Wirtschaft einsürzte, sobald die internationale Nachfrage sank oder die Konkurrenz zu stark wurde. Außerdem waren und sind die Einnahmen aus dem Erdölexport abhängig vom weltweiten Ölpreis. Die Schulden des ecuadorianischen Staates umgelegt auf die Einwohnerzahl ist im internationalen Vergleich hoch. 2004 galten verschiedenen Quellen zufolge 50-70% der Ecuadorianer als arm. Zum Nachlesen: Wolfgang Falkenberg (2004): Ecuador und Galapagos. Reise Know-How Verlag Peter Rump GmbH, 6. Auflage http://www.unicef.org/infobycountry/ecuador_statistics.html http://www.paho.org/English/DD/AIS/cp_218.htm http://www.3wg.ch/Paten/schule_in_ecuador.htm http://de.wikipedia.org [Stichwörter 'Ecuador', 'Quito', 'Lateinamerikakrise', 'Rafael Correa']
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