Persönlichkeitsstörungen [Kompatibilitätsmodus]

Persönlichkeitsstörungen
Vorlesung PSM
Persönlichkeit
Zeitlich überdauernde Erlebens- und
Verhaltensweisen eines Menschen,
die in ihrer jeweiligen Konstellation
seine Reaktionen erklären und
Vorhersagen auf sein künftiges
Verhalten ermöglichen
Menschliche Grundbedürfnisse
Nach Maslow; Kenrick, 2010
Welche Parameter determinieren
„Persönlichkeit“?
• Individuelle Werte
– Zielorientierung
– Motivation
– Sinnstiftung
• Individuelle Charaktereigenschaften
Individuelle Werte
Merke:
• Werte sind wie das Klima, in welches die
Großwetterlage und die Gewitter
eingebettet sind
• Werte – Stimmung – Emotionen
Charaktereigenschaften:
BIG FIVE
• Extraversion
– gesellig, begeisterungsfähig, mitreißend
• Verträglichkeit
– hilfsbereit, gutgläubig, rücksichtsvoll, kooperativ
• Gewissenhaftigkeit
– gründlich, zuverlässig,
• Neurotizismus
– angespannt, sorgenvoll, stimmungslabil
• Offenheit für Erfahrungen
– originell, einfallsreich, künstlerisch, kreativ
Persönlichkeitsstörung
• Charakteristische und dauerhafte innere
Erfahrungs- und Verhaltensmuster der
Betroffenen weichen insgesamt deutlich
von kulturell erwarteten und akzeptierten
Vorgaben (Normen) ab;
• Kognition,
• Affektivität
• Handlungen
Persönlichkeitsstörung
• Die Abweichung ist so ausgeprägt, dass das
daraus resultierende Verhalten in vielen
persönlichen und sozialen Situationen
unflexibel, unangepasst oder unzweckmäßig
erscheint
Persönlichkeitsstörung
• Persönlicher Leidensdruck, nachteiliger
Einfluss auf die Umwelt oder beides
Persönlichkeitsstörung
• Abweichung ist stabil, lang anhaltend und
beginnt im späten Kindesalter bzw.
Adoleszenz
Persönlichkeitsstörung
• Abweichung kann nicht durch Vorliegen
einer anderen psychiatrischen Störung
erklärt werden und darf nicht ursächlich
durch organische Erkrankung, Verletzungen
oder Funktionseinschränkungen des Gehirns
bedingt sein
Epidemiologie
• Unbehandelte Prävalenz: ca. 4 - 10%
• Behandelte Prävalenz: ca. 40%
–
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–
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Ängstlich-Unsichere PS: ca. 15%
Borderline-Störungen ca. 15%
Abhängige PS ca. 5%
Histrionische PS ca. 4%
Zwanghafte PS ca. 3%
Paranoide PS ca. 2%
Instrumente zur Erfassung von
Persönlichkeitsstörungen
• Selbstbeurteilungsverfahren
– Personality Diagnostic Questionnaire (PDQ-R)
• Kategoriale Instrumente
– SKID II
– IPDE
• Dimensionale Instrumente
– DAPP –Q
– Big Five Inventory (BFI-K)
Modellannahmen
Kognition
Genetische
und neurobiologische
Komponenten
Psychosoziale
Komponenten
in Kindheit
und Jugend
Interaktion
Affekt
Physiologie
Handlungsdisposition
Reaktion der Umwelt
Kognitiv / Emotionale
Grundannahmen
Basale Überzeugungen von sich
selbst und der Welt, die als
unverrückbar gelten.
Abhängige/dependente PS (1)
• Ermunterung oder Erlaubnis an andere, die
meisten wichtigen Entscheidungen für das
eigene Leben zu treffen
• Unterordnung eigner Bedürfnisse unter die
anderer Personen, zu denen eine
Abhängigkeit besteht und
unverhältnismäßige Nachgiebigkeit
gegenüber deren Wünschen
Abhängige/dependente PS (2)
• mangelnde Bereitschaft zur Äußerung
selbst angemessener Ansprüche gegenüber
Personen, von denen man abhängt
• unbehagliches Gefühl, wenn die
Betroffenen alleine sind, aus übertriebener
Angst, nicht für sich alleine sorgen zu
können
Abhängige/dependente PS (3)
• häufiges Beschäftigtsein mit der Furcht,
verlassen zu werden und auf sich selber
angewiesen zu sein
• eingeschränkte Fähigkeit,
Alltagsentscheidungen zu treffen, ohne
zahlreiche Ratschläge und Bestätigungen
von anderen
Ängstliche (vermeidende) PS (1)
• Andauernde und umfassende Gefühle von
Anspannung und Besorgtheit
• Überzeugung, selbst sozial unbeholfen,
unattraktiv oder minderwertig im Vergleich
mit anderen zu sein
• übertriebene Sorge, in sozialen Situationen
kritisiert oder abgelehnt zu werden
Ängstliche (vermeidende) PS (2)
• persönliche Kontakte nur, wenn Sicherheit
besteht, gemocht zu werden
• eingeschränkter Lebensstil wegen des
Bedürfnisses nach körperlicher Sicherheit
• Vermeidung beruflicher oder sozialer
Aktivitäten, die intensiven
zwischenmenschlichen Kontakt bedingen,
aus Furcht vor Kritik, Mißbilligung oder
Ablehnung
Emotional instabile PS,
Borderline-Typus (1)
• Deutliche Tendenz, unerwartet und ohne
• Berücksichtigung der Konsequenzen zu
handeln
• deutliche Tendenz zu Streitereien und
Konflikten mit anderen, vor allem dann,
wenn impulsive Handlungen unterbunden
oder getadelt werden
Emotional instabile PS,
Borderline-Typus (2)
• Störung und Unsicherheit bezüglich
Selbstbild, Zielen und „inneren
Präferenzen“ (einschl. sexueller)
• Neigung, sich in intensive, aber instabile
Beziehungen einzulassen, oft mit der Folge
von emotionalen Krisen
Emotional instabile PS,
Borderline-Typus (3)
• übertriebene Bemühungen, das
Verlassenwerden zu verrmeiden
• wiederholt Drohungen oder Handlungen mit
Selbstschädigung
• anhaltende Gefühle von Leere
Emotional instabile PS,
Borderline-Typus (4)
• Neigung zu Ausbrüchen von Wut und
Gewalt mit Unfähigkeit zur Kontrolle
explosiven Verhaltens
• Schwierigkeiten in der Beibehaltung von
Handlungen, die nicht unmittelbar belohnt
werden
• unbeständige und unberechenbare
Stimmung
Dissoziale PS (1)
• Herzloses Unbeteiligtsein gegenüber den Gefühlen
anderer
• deutliche und andauernde verantwortungslose
Haltung und Mißachtung sozialer Normen, Regeln
und Verpflichtungen
• Unfähigkeit zur Aufrechterhaltung dauerhafter
Beziehungen, obwohl keine Schwierigkeit besteht,
sie einzugehen
Dissoziale PS (2)
• sehr geringe Frustrationstoleranz und niedrige
Schwelle für aggressives, einschließlich
gewalttätiges Verhalten
• fehlendes Schuldbewußtsein oder Unfähigkeit, aus
negativer Erfahrung, insbesondere Bestrafung, zu
lernen
• deutliche Neigung, andere zu beschuldigen oder
plausible Rationalisierung anzubieten für das
Verhalten, durch welches die Betreffenden in
einen Konflikt mit der Gesellschaft geraten sind
Schizoide PS (1)
• Wenn überhaupt, dann bereiten nur wenige
Tätigkeiten Freude
• zeigt emotionale Kühle, Distanziertheit oder einen
abgeflachten Affekt
• reduzierte Fähigkeit, warme, zärtliche Gefühle für
andere oder Ärger auszudrücken
• erscheint gleichgültig gegenüber Lob oder Kritik
von anderen
Schizoide PS (2)
• wenig Interesse an sexuellen Erfahrungen mit
einem anderen Menschen (unter Berücksichtigung
des Alters)
• fast immer Bevorzugung von Aktivitäten, die
alleine durchzuführen sind
• übermäßige Inanspruchnahme durch Phantasien
und Introvertiertheit
• hat keine oder wünscht keine engen
Freunde oder vertrauensvollen Beziehungen
(oder höchstens eine)
Schizoide PS (3)
• hat keine oder wünscht keine engen
Freunde oder vertrauensvollen Beziehungen
(oder höchstens eine)
• deutlich mangelhaftes Gespür für geltende
soziale Normen und Konventionen. Wenn
sie nicht befolgt werden, geschieht das
unabsichtlich
Anankastische (zwanghafte) PS (1)
• Gefühle von starkem Zweifel und
übermäßiger Vorsicht
• ständige Beschäftigung mit Details, Regeln,
Listen, Ordnungen, Organisation oder
Plänen
• Perfektionismus, der die Fertigstellung von
Aufgaben behindert
Anankastische (zwanghafte) PS (2)
• übermäßige Gewissenhaftigkeit und
Skrupelhaftigkeit
• unverhältnismäßige Leistungsbezogenheit unter
Vernachlässigung bis zum Verzicht auf
Vergnügen und zwischenmenschliche
Beziehungen
• übertriebene Pedanterie und Befolgung sozialer
Konventionen
Anankastische (zwanghafte) PS (3)
• Rigidität und Eigensinn
• unbegründetes Bestehen darauf, daß andere
sich exakt den eigenen Gewohnheiten
unterordnen, oder unbegründete Abneigung
dagegen, andere etwas machen zu lassen
Histrionische PS (1)
• Dramatische Selbstdarstellung,
theatralisches Auftreten oder übertriebener
Ausdruck von Gefühlen
• Suggestibilität, leichte Beeinflußbarkeit
durch andere oder durch Ereignisse
(Umstände)
• oberflächliche, labile Affekte
Histrionische PS (2)
• ständige Suche nach aufregenden
Erlebnissen und Aktivitäten, in denen die
Betreffenden im Mittelpunkt der
Aufmerksamkeit stehen
• unangemessen verführerisch in Erscheinung
und Verhalten
• übermäßige Beschäftigung damit, äußerlich
attraktiv zu erscheinen
Paranoide PS (1)
• Übertriebene Empfindlichkeit auf Rückschläge
und Zurücksetzungen
• Neigung, dauerhaft Groll zu hegen, d.h.
Beleidigungen, Verletzungen oder Mißachtungen
werden nicht vergeben
• Mißtrauen und anhaltende Tendenz, Erlebtes zu
verdrehen, indem neutrale oder freundliche
Handlungen anderer als feindlich oder verächtlich
mißdeutet werden
Paranoide PS (2)
• Streitbarkeit und beharrliches,
situationsunangemessenes Bestehen auf eigenen
Rechten
• häufiges ungerechtfertigtes Misstrauen gegenüber
der sexuellen Treue des Ehe- oder Sexualpartners
• ständige Selbstbezogenheit, besonders in
Verbindung mit starker Überheblichkeit
Paranoide PS (3)
• häufige Beschäftigung mit unbegründeten
Gedanken an Verschwörungen als
Erklärungen für Ereignisse in der näheren
oder weiteren Umgebung