Gesprächskreisvotum zur Haushaltsdebatte

Gesprächskreisvotum zur Haushaltsdebatte Plan für Kirchliche Arbeit 2016
24.11.2015 Kai Münzing
Sehr geehrte Präsidentin,
hohe Synode,
in der vergangenen Woche titelt die Stuttgarter Zeitung „Steuereinnahmen weiterhin auf
Rekordkurs“.
Einen Tag später sprach mich ein Gemeindeglied hierauf an.
Zitat Anfang:
„Meinen Sie Herr Münzing, dass diese Form von Information nicht dazu führt, dass noch
mehr Menschen der Kirche den Rücken zuwenden?“ Zitat Ende
Bei der Auseinandersetzung mit dieser Frage und dem Gesprächskreisvotum von Kirche für
Morgen habe ich mich kurz mit „Dr. Google“ beschäftigt.
Auf die Eingabe „Rekordsteuereinnahmen bei den Kirchen“ findet Google innerhalb von
0,47 Sekunden 1.260 Treffer.
Auf die Eingabe „Kirche schwimmt im Geld“ findet er sogar 83.400 Treffer innerhalb von
0,34 Sekunden.
Namhafte und weniger namhafte Printmedien wie Fokus, Spiegel, die Welt, Süddeutsche
Zeitung, Badischer-, Kraichgauer- und Augsburger-Kurier titeln in mehreren Ausgaben in
dieser oder ähnlicher Form.
Ich ertappe mich dabei mir die Frage zu stellen, hat Kirche hier was zu entgegnen?
Und gebe wiederum bei Google den Suchbegriff „Wofür steht Evangelische Kirche in
Württemberg?“ ein.
Bereits vor der Eingabe bin ich überzeugt davon, dass hierauf deutlich weniger Treffer erzielt
werden.
Die Überraschung auch oder gerade für mich als Kircheninsider war groß!
Ich erhielt in nur 0,59 Sekunden 656.000 Trefferanzeigen. Einige derer, die im
Suchmaschinenranking auf den vordersten Seiten stehen erläutern, teilweise mit Grafiken
sehr anschaulich, dass Kirche trotz gestiegener Steuereinnahmen nicht wie Dagobert Duck
im Geld schwimmt, sondern vielmehr dieses sinnvoll und äußerst transparent einsetzt.
Umso erstaunlicher ist es, dass die von mir vorhin genannten Zeitungen diese Inhalte nicht
zu deren Titelaufhänger nutzen.
Michael Fritz sprach in seinem Bericht die Wichtigkeit der Mitgliederbindung an.
Dr. Kastrup sprach von Vertrauen und im Falle der Kirche von Systemvertrauen.
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Dies wird aus Sicht von Kirche für Morgen durch folgendes befördert:
1. Durch konkrete Reaktionen auf die Ergebnisse der 5.Kichen-MitgliederUntersuchung
2. Ebenso durch verbindliche Reaktionen auf die Ergebnisse der Sinus Kirchenstudie
der Evangelischen Kirche in Baden und Württemberg
3. Weiter müssen wir eine Bewusstseinsstärkung aller Mitglieder und auch der
Nichtmitglieder erreichen, dass in Zeiten wie diesen 2,1 Millionen Christinnen und
Christen in rund 1.400 Kirchengemeinden vielfach wirken können.
Kirche für Morgen unterstützt letztlich auch aus diesem Grunde die
Maßnahmenpakete um die Flüchtlings- und der Inklusionsarbeit. Weiter
unterstützt Kirche für Morgen all die Bemühungen, die in die Gesellschaft
hineinragen und Menschen dazu bewegen Menschen mit Menschlichkeit und
Liebe zu begegnen.
Wo dies in der Vergangenheit bereits neben der Flüchtlingsarbeit geschieht
möchte ich hier lediglich exemplarisch aufzählen:
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Diakonie in ihrer vollen Breite
Frauen- und Männerarbeit
Jugend- und Seniorenarbeit
Seelsorge in jeglicher Couleur
Missionarischer Dienst
Kasual- und Gottesdienste unserer Pfarrer und Pfarrerinnen, unserer Diakone und
Diakoninnen sowie unserer Prädikanten und Prädikantinnen
und in der Bildungsarbeit - insbesondere in der absolut Milieu übergreifenden
Kindergartenarbeit
Um dies auch nachhaltig weiter flächendeckend und in allen gesellschaftlichen Bereichen
verantwortlich und verantwortungsvoll durchführen zu können, brauchen wir neben
zukunftsfähigen Strukturen bei landeskirchlichen Einrichtungen, Kirchenbezirken sowie bei
den Kirchengemeinden vor Ort auch eine kluge Haushalter Schaft in guten Zeiten um für
andere Zeiten auch weiterhin die notwendigen Ressourcen bereitstellen zu können.
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Neben der zurecht aktuell viel berufenen Willkommenskultur für Flüchtlinge benötigt eine
zukunftsfähige Kirche von Morgen laut Kirche für Morgen folgendes:
1. Eine klare durch uns Kirchenleitende festgelegte strategische Ausrichtung. Wie
bereits gestern im Rahmen der strategischen Planung von Matthias Böhler gefordert.
2. Eine Strukturanpassung die die Herausforderungen im Bereich des Hauptamtes und
hier insbesondere im Bereich der Pfarrerschaft ermöglicht und in der der
Rollenwechsel von der „Eierlegenden-Woll-Milch-Sau“ hin zum Spielertrainer
ermöglicht wird.
3. Eine Finanzpolitik, die zukunftsfähige strukturelle und inhaltliche Projekte befördert,
wie zum Beispiel die der der dualen Ausbildungswege für Gemeindegründungen.
4. Eine Finanzpolitik, die neben den vielen Lichterketten innerhalb unserer Landeskirche
auch weiterhin Leuchtturmprojekte mit Strahlkraft unterstützt.
5. Eine landeskirchliche Finanzpolitik, die neben den üblichen Steuerverteilgrundsätzen
Sondermaßnahmen nicht im Gießkannenprinzip versucht zu befördern sondern hier
im Speziellen ihre besondere Verantwortung wahr nimmt und Zeichen setzt.
6. Eine Kirchliche Gesetzgebung die neue Aufbrüche nachhaltig ermöglicht und alte
Zöpfe abschneidet.
7. Eine Bereitschaft über die eigenen Kirchtürme hinauszuschauen und dadurch mutig
Schritte anzugehen.
8. Eine Öffnung der Ränder in unseren Kirchengemeinden um nicht nur Flüchtlingen
sondern auch allen anderen Suchenden Zuflucht sein zu können
9. Eine ständige Überprüfung von Aktion und Wirkung von Ziel und Erreichungsgrad.
10. Eine Kirche, der abzuspüren ist, dass sie mit all ihren Angeboten Antworten findet auf
die eingangs gestellte Frage: „Hat Kirche was zu entgegnen?“
Ein letzter bedenkenswerter Aspekt: Strategische Planung gerade bei Kirche und Diakonie
sieht nicht vor, dass Inhalt nach Kassenlage vorgenommen wird, sondern vielmehr dass
unser Haushaltsplan durch den Inhalt gestaltet wird!
Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit
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