Was ist „Journalismus”? Die Vielfalt von Mediations-strukturen in der Internet-Öffentlichkeit Christoph Neuberger Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung, Ludwig-Maximilians-Universität München Symposium „Change in Journalism“ 18. September 2015 Schimank (2007: 132) ► Journalismus-Modell (Definitionsmöglichkeiten) #2 Schimank (2007: 132) ► Journalismus-Modell (Definitionsmöglichkeiten) #3 Weischenberg/Malik/Scholl (2006: 354) #4 Sprecher Publikum ► Akteurkonstellation Journalismus in der Öffentlichkeit der traditionellen Massenmedien Schimank (2007: 132) ► Journalismus-Modell (Definitionsmöglichkeiten) #6 ► Strukturebenen von Teilsystemen gesellschaftliche Definitionsprozesse (Funktion für die Gesellschaft, Leistungen für Funktion: aktuelle Selbstandere§ Teilsysteme, Code); Abhängigkeit der D e u t u n g s - kognitive und der und Definition,beobachtung der Erwartungen s t r u k t u r e n evaluative Gesellschaft Bewertungen von der Perspektive („Wollen“) Deutungen § Leistungen für Teilsysteme (Profession, Wissenschaft, Publikum, Recht, Code „aktuell“ andere§ Teilsysteme); Konsens zwischen Selbst- und Fremdbildern? Erwartungs- Institutionen s t r u k t u r e n als konkrete („Sollen“) Regeln professionelle, organisatorische, rechtliche § Professionell-journalistische usw. Regeln zur Kontingenz- und Regeln Interdependenzbewältigung; schaffen § Redaktionelle Regeln Erwartungssicherheit und Legitimität Konstellationsstrukt u r e n („Können“) geprägt durch Übernahme von Rollen und Journalismus vermittelt technische Potentiale von Medien; bestimmt zwischen Sprechern und Handlungsmöglichkeiten und EinflussPublikum (Gatekeeper) verhältnisse Konstellationen zwischen Akteuren #7 ► Komplementäre Rollen auf gesellschaftlichen Ebenen DeutungsKontext eines strukturen Teilsystems (Makro) Erwartungsstrukturen (Meso) Konstellationsstrukturen (Mikro) Leistungsrolle – Publikumsrolle (Leistungsempfänger) Teilsystem Journalismus: § Intrasystemische Vermittlung zwischen Leistungs- und Publikumsrollen anderer Teilsysteme, z.B. in der Politik § Intersystemische Vermittlung Kontext eines Angebots Anbieter – Nutzer Kontext des Kommunikationsaktes Kommunikator – Rezipient #8 ► Fixe Rollenkombination in traditionellen Massenmedien Kontext des Teilsystems K o n t e x t e i n e s Angebots Kontext des Kommunikationsakte s Leistungsrolle Journalist Publikumsrolle Anbieter Nutzer Kommunikator Rezipient #9 ► Journalismuswandel § Journalismus unter den Bedingungen traditioneller Massenmedien: relativ kohärenter, professionell geprägter Zusammenhang zwischen den Elementen des Modells; stabile, homogene, konsentierte und „fraglose“ Strukturen mit klaren Grenzen § Wissenschaftliche Präferenz für Definition des Journalismus auf der Ebene der Deutungsstrukturen: Suche nach funktionalen Äquivalenten § Journalismuswandel, angestoßen durch den Medienwandel (Internet), wird als „Entgrenzung“ beobachtet, „catch-all diagnosis“ (Loosen 2014: 10) # 10 ► Erscheinungsformen der „Entgrenzung“ (Grauzonen in den Grenzbereichen) Kommunikationsformen: § Reichweite: Massenkommunikation und „Long Tail“ § öffentlich/privat: Übergänge nach Zugänglichkeit und Themen (Relevanz) § einseitig/zweiseitig: höherer Anteil zweiseitiger (interaktiver) Kommunikation § einstufig/mehrstufig: höherer Anteil mehrstufiger Kommunikation (Diffusion) Code („aktuell“): § zeitlich: gegenwartsnah und vergangen, additiv (hybrid) § sozial: allgemein relevant (geteilte Realität) und spezifisch relevant (personalisiert) § sachlich: universell und speziell; faktisch und fiktional; objektiv (validiert) und un-sicher (nicht validiert) Teilsysteme: unscharfe Grenzen des Journalismus gegenüber Angeboten … § Aus anderen publizistischen Teilsystemen (Bildung, Beratung, Unterhaltung, Kunst) § zur öffentlichen Vertretung partikularer Interessen (PR, Werbung) Funktional äquivalente Erwartungs- und Konstellationsstrukturen: durch Partizipation (citizen journalism) und Technik (computational journalism); episodische, spezifische und nicht-intendierte journalistische Leistungen Rollen auf drei Ebenen: neue Kombinationsmöglichkeiten; Grenzen zwischen Rollenpaaren werden unscharf Sprecher Publikum Partizipation Interaktion Transparenz ? ► Akteurkonstellation in der InternetÖffentlichkeit Journalismus ► Flexible Rollenkombination und Rollenübergänge im Internet Kontext des Teilsystems K o n t e x t e i n e s Angebots Kontext des Kommunikationsakte s Leistungsrolle Journalist Publikumsrolle Anbieter Nutzer Kommunikator Rezipient # 13 ► Flexible Rollenkombination und Rollenübergänge im Internet Kontext des Teilsystems K o n t e x t e i n e s Angebots Kontext des Kommunikationsakte s Leistungsrolle Journalist Publikumsrolle Anbieter Nutzer Kommunikator Rezipient # 14 https://krautreporter.de/pages/mitglied_werden # 15 slashdot.org/faq#meta4 # 16 FAS. 11.02.2007, S. 63 tabletmag.com # 18 http://www.drudgereportarchives.com/data/2002/01/17/ 20020117_175502_ml.htm # 19 ► Ursachen und Folgen der „Entgrenzung“ Ursachen: technische Multioptionalität, partizipative Aneignung Folgen: § heterogene, dynamische und „fragwürdige“ Strukturen § kein Konsens mehr über Journalismusbegriff in den verschiedenen Perspektiven; Metadiskurse über Identität und Qualität, z.B. Blogger-Journalisten-Debatte (öffentliche, nicht journalistisch vermittelte Kritik) § Abgrenzungsbemühungen des professionellen Journalismus: boundary work (z.B. Lewis 2012), paradigm repair (z.B. Ruggiero 2004), normalization (z.B. Singer 2005); Crossmedialität (Übertragung traditioneller Marken und anderer Strukturen); Dilemma: neue Potenziale vs. Erkennbarkeit; lokale Orientierung (Paratexte) # 20 ► Forschung (1): Vielfalt der Mediationsstrukturen Bestimmung von „Journalismus“ (Grenzziehung): § Identitätszuschreibung aus der Perspektive ausgewählter Akteure: Publikum (Neuberger 2012), Metadiskurs (Engesser 2013) § Inhaltsanalyse (wissenschaftliche Perspektive): Kernleistungen als notwendige Angebotsmerkmale nach Groth (1960): Aktualität, Periodizität, Universalität, Publizität und Autonomie als Mindeststandard (Neuberger/Nuernbergk/Rischke 2009) # 21 Neuberger/Nuernbergk/Rischke (2009: 212) ► Bestimmung journalistisch relevanter Angebote # 22 ► Forschung (2): Vielfalt der Mediationsstrukturen Systematisierungsvorschläge für Mediationsstrukturen: § Typen von Intermediären: Verortung im Dreieck Profession – Partizipation – Technik # 23 Profession ► Systematisierungsvorschlag (1): Typen von Intermediären Funktional äquivalente Vermittlungsstrukturen (Rein- und Hybridformen) Partizipation Technik Profession ► Systematisierungsvorschlag (1): Typen von Intermediären Funktional äquivalente Vermittlungsstrukturen (Rein- und Hybridformen) Partizipation Technik ► Hybrid aus Profession und Partizipation Bruns (2009: 114) # 26 ► Forschung (2): Vielfalt der Mediationsstrukturen Systematisierungsvorschläge für Mediationsstrukturen: § Typen von Intermediären: Verortung im Dreieck Profession – Partizipation – Technik § Kontinuum zwischen Eigen- und Fremdleistungen, Reziprozität (Leistungsaustausch): § Delegation: Wer erbringt welche Leistungen für wen (Eigen- und Fremdleistungen)? D.h.: Wer führt welche Handlungen aus, damit bestimmte, vom Akteur selbst oder anderen erstrebte Handlungsergebnisse zustande kommen? § Reziprozität: In welchem Austauschverhältnis stehen Leistungen der Vermittler und die Gegenleistungen des Publikums wie Geld und Aufmerksamkeit (Lewis et al. 2014; Rudolph 2014)? notwendig: Systematiken für (kommunikative, rezeptive) Handlungen (Nutzer: Jers 2012; Costera Meijer/Kormelink 2014; Höllig 2014) und (Eigen-, Fremd-)Leistungen # 27 Rudolph (2014: 189) # 28 Rudolph (2014: 190) # 29 Neuberger (2009: 82) ► Phasen des redaktionellen Produktionsprozesses # 30 Jers (2012: 249) Zusammenhang zwischen Ergebniserwartung und Nutzerhandeln im Web 2.0: § Konsumieren § Partizipieren § Produzieren # 31 Neuberger/Nuernbergk/Rischke (2009: 222) ► Bestimmung journalistisch relevanter Angebote # 32 Latzer et al. (2014: 6) # 33 # 34
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