Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba e.V. Regionalgruppe Essen c/o Heinz-W. Hammer Holtener Straße 2, 45143 Essen Tel. & Fax: 0201 – 62 26 30 ☛ [email protected] ☛ www.cubafreundschaft.de Essen, d. 15.08.2014 Widerspruch zum nicht namentlich gezeichneten dpa-Artikel »“Habt keine Angst“ – USA hissen Sternenbanner im sozialistischen Kuba nach mehr als 50 Jahren politischer Eiszeit«, veröffentlicht in der NRZ (»Das Politische Magazin«) vom 15.08.2015 und online bei derwesten.de unter http://www.derwesten.de/politik/us-aussenminister-kerry-eroeffnet-usbotschaft-auf-kuba-id10987680.html Die Kritikwürdigkeit dieses Beitrags beginnt bereits damit, dass die Tatsache verschwiegen wird, dass der Abbruch der diplomatischen Beziehungen 1961 ausschließlich und einseitig durch die USA vorgenommen worden war. Im Artikel heißt es dann: »US-Invasion in der Schweinbucht, Stationierung von Mittelstreckenraketen im Kalten Krieg, ein immer noch bestehendes Wirtschaftsembargo der USA: Das über Jahrzehnte geschürte Misstrauen beider Seiten sitzt tief. Nun will Kerry die Wogen glätten.« Hier wird eine absurde Äquidistanz herbei halluziniert, die bar jeden Realitätsbezuges ist: • Die Stationierung der sowjetischen Mittelstreckenraketen war kein aggressiver Akt Cubas oder der SU, sondern eine direkte (Verteidigungs-)Antwort auf die gerade zurückgeschlagene Invasion in der Schweinebucht und der unmittelbar bevorstehenden nächsten Attacke – der »Operation Mongoose« - durch die USA (siehe hierzu u.a.: https://de.wikipedia.org/wiki/Operation_Mongoose und http://www.agfriedensforschung.de/regionen/Kuba/schweinebucht.html). • Die in dem Artikel euphemistisch »Wirtschaftsembargo« genannte umfassende Wirtschafts-, Handels- und Finanzblockade hat dem cubanischen Staat bis Oktober 2014 einen Schaden in Höhe von 1 Billion 112 Milliarden 534 Millionen Dollar bereitet (http://www.cubafreundschaft.de/Fidel-Reden%20(4)%20ab%201%20-%202012/2014-10-28,%20GI%20- %20Rede%20Bruno%20Rodriguez%20Parilla%20vor%20UNO-VV.pdf). Die cubanische Regierung legte 2001 dem UN-Menschenrechtsrat eine Klage vor, in der bis 1999 3.478 Tote und 2.099 Invalide aufgrund von Terroranschlägen, die von US-amerikanischem Territorium ausgingen, nachgewiesen wurden. • Allein auf den historischen Führer der cubanischen Revolution und langjährigen Präsidenten Fidel Castro wurden nachweislich über 600, zumeist CIA-gestützte, Attentate/Attentatsversuche ausgeführt. Hinzu kommen ungezählte Mordversuche an anderen führenden Vertretern der Revolution. • Die US-Regierungen unter 11 Präsidenten haben 55 Jahre lang mit direkter militärischer Invasion, biologischer, chemischer und medialer Kriegsführung sowie der o.g. völkerrechtswidrigen Blockade die cubanische Revolution zu vernichten versucht. • Die cubanische Regierung ihrerseits hat seit dem Sieg der Revolution und der Befreiung von der US-gestützten, blutigen Bastista-Dikatur am 1. Januar 1959 nachweislich nicht einen einzigen Versuch unternommen, die USA auch nur ansatzweise mit ähnlichen Mitteln anzugreifen oder nur zu bedrohen.. »Das Misstrauen BEIDER Seiten sitzt tief?« • 2 Es gibt nur eine Seite, die allen Grund der Welt hat, mißtrauisch zu sein, und dies ist die cubanische! Im Artikel wird behauptet: »Die Staatsmedien berichten nur ganz am Rande über den historischen Besuch Kerrys, wichtiger ist ihnen der 89. Geburtstag des Revolutionsführers Fidel Castro (…)« Hier wird endgültig die Grundlage des professionellen Journalismus verlassen und stattdessen mit plumper Lüge gearbeitet. Denn tatsächlich veröffentlichte bspw. die deutschsprachige »Granma Internacional« am 13.08.2015 zunächst den Artikel • »US - Außenminister Kerry morgen zu offiziellem Besuch in Kuba«. Am 14.08.2015 folgten dann sechs (6) weitere Artikel: • »John Kerry in Kuba - Der Außenminister der Vereinigten Staaten befindet sich in unserem Land, um beim Akt der Hissung der US-amerikanischen Flagge in dem Gebäude teilzunehmen, das seit dem 20. Juli die Botschaft dieses Landes in Kuba ist« • »Vereinigte Staaten eröffnen offiziell ihre Botschaft in Kuba - Hunderte von Personen im Hof der Botschaft und außerhalb waren Zeugen dessen, was als historisches Ereignis bezeichnet wird« • »Unsere Fahnen hissen und den Rest der Welt wissen lassen, dass wir uns gegenseitig das Beste wünschen« • »Kubanischer Außenminister empfängt John Kerry« • »Kuba und die USA führen Dialog über die nächsten Schritte in den Beziehungen« • »Unterstützung der Bevölkerung in einem historischen Moment - Trotz großer Hitze kamen Hunderte von Menschen, um der Zeremonie der Flaggenhissung an der USBotschaft in Havanna beizuwohnen« Komplett dokumentiert unter: http://www.cubafreundschaft.de/Hintergruende/Blockade,%202015-0813%20und%2014,%20GI%20-%20Kerry%20in%20Kuba.pdf, im spanischsprachigen Original als Einzelartikel unter: http://www.granma.cu/archivo?q=Kerry Zum Vergleich: Die »Washington Post« veröffentlichte am 12.08.2015 einen (1) Artikel (https://www.washingtonpost.com/world/for-events-at-the-new-us-embassy-in-havana-a-question-whom-toinvite/2015/08/12/84410dd4-3c67-11e5-a312-1a6452ac77d2_story.html), am 13.08. ein Video (http://www.washingtonpost.com/posttv/national/raising-the-flag-at-us-embassy-havana/2015/08/13/93d20916-41f7-11e5-9f53d1e3ddfd0cda_video.html), sowie am 14. Und 15.08. je einen (1) weiteren Artikel (https://www.washingtonpost.com/opinions/the-us-outrageously-snubs-cubandissidents/2015/08/13/1f1f81ec-41f8-11e5-846d-02792f854297_story.html und https://www.washingtonpost.com/world/the_americas/the-latest-kerry-to-raise-us-flag-over-havanaembassy/2015/08/14/eea4a360-4280-11e5-9f53-d1e3ddfd0cda_story.html) Die Stoßrichtung des Beitrags wird dann klar definiert: »Mit einer "echten Demokratie", in der die Menschen frei wählen und die Zivilgesellschaft aufblühen könne, sei Kuba besser dran, mahnt deshalb auch Kerry.« Der Autor hätte sich mal mit dem (basisdemokratischen) cubanischen Wahlsystem auseinandersetzen sollen und dabei erkennen können, dass dieses um ein Vielfaches demokratischer ist als alles, was der Millionen-Dollar-Zirkus in den USA der Welt an Demokratie-Surrogat bietet. Wenn nun mit US-Außenminister Kerry ausgerechnet ein Vertreter dieses oligarchischen US-Systems von Cuba »freie Wahlen« einfordert, so ist dies eher ein Treppenwitz. Um dem dpa-Artikel schließlich noch einen Anschein von Autentizität zu verleihen, endet er mit kritischen »O-Tönen« von zwei (2 !) Einwohnern Havannas. Ähnlich verlässliche und aussagekräftige Studien hätte der Autor sicherlich auch in der dpa-Kantine einfangen können.
© Copyright 2024 ExpyDoc