Widerspruch der FG Essen zu einem dpa/NRZ-Cuba

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Essen, d. 15.08.2014
Widerspruch
zum nicht namentlich gezeichneten dpa-Artikel »“Habt keine Angst“ – USA hissen
Sternenbanner im sozialistischen Kuba nach mehr als 50 Jahren politischer Eiszeit«,
veröffentlicht in der NRZ (»Das Politische Magazin«) vom 15.08.2015 und online bei
derwesten.de
unter
http://www.derwesten.de/politik/us-aussenminister-kerry-eroeffnet-usbotschaft-auf-kuba-id10987680.html
Die Kritikwürdigkeit dieses Beitrags beginnt bereits damit, dass die Tatsache verschwiegen
wird, dass der Abbruch der diplomatischen Beziehungen 1961 ausschließlich und einseitig
durch die USA vorgenommen worden war.
Im Artikel heißt es dann: »US-Invasion in der Schweinbucht, Stationierung von
Mittelstreckenraketen im Kalten Krieg, ein immer noch bestehendes Wirtschaftsembargo der
USA: Das über Jahrzehnte geschürte Misstrauen beider Seiten sitzt tief. Nun will Kerry die
Wogen glätten.«
Hier wird eine absurde Äquidistanz herbei halluziniert, die bar jeden Realitätsbezuges ist:
• Die Stationierung der sowjetischen Mittelstreckenraketen war kein aggressiver Akt
Cubas oder der SU, sondern eine direkte (Verteidigungs-)Antwort auf die gerade
zurückgeschlagene Invasion in der Schweinebucht und der unmittelbar
bevorstehenden nächsten Attacke – der »Operation Mongoose« - durch die USA
(siehe hierzu u.a.: https://de.wikipedia.org/wiki/Operation_Mongoose und http://www.agfriedensforschung.de/regionen/Kuba/schweinebucht.html).
•
Die in dem Artikel euphemistisch »Wirtschaftsembargo« genannte umfassende
Wirtschafts-, Handels- und Finanzblockade hat dem cubanischen Staat bis Oktober
2014 einen Schaden in Höhe von 1 Billion 112 Milliarden 534 Millionen Dollar bereitet
(http://www.cubafreundschaft.de/Fidel-Reden%20(4)%20ab%201%20-%202012/2014-10-28,%20GI%20-
%20Rede%20Bruno%20Rodriguez%20Parilla%20vor%20UNO-VV.pdf).
Die cubanische Regierung legte 2001 dem UN-Menschenrechtsrat eine Klage vor, in
der bis 1999 3.478 Tote und 2.099 Invalide aufgrund von Terroranschlägen, die von
US-amerikanischem Territorium ausgingen, nachgewiesen wurden.
• Allein auf den historischen Führer der cubanischen Revolution und langjährigen
Präsidenten Fidel Castro wurden nachweislich über 600, zumeist CIA-gestützte,
Attentate/Attentatsversuche ausgeführt. Hinzu kommen ungezählte Mordversuche an
anderen führenden Vertretern der Revolution.
• Die US-Regierungen unter 11 Präsidenten haben 55 Jahre lang mit direkter
militärischer Invasion, biologischer, chemischer und medialer Kriegsführung sowie
der o.g. völkerrechtswidrigen Blockade die cubanische Revolution zu vernichten
versucht.
• Die cubanische Regierung ihrerseits hat seit dem Sieg der Revolution und der
Befreiung von der US-gestützten, blutigen Bastista-Dikatur am 1. Januar 1959
nachweislich nicht einen einzigen Versuch unternommen, die USA auch nur
ansatzweise mit ähnlichen Mitteln anzugreifen oder nur zu bedrohen..
»Das Misstrauen BEIDER Seiten sitzt tief?«
•
2
Es gibt nur eine Seite, die allen Grund der Welt hat, mißtrauisch zu sein, und dies ist die
cubanische!
Im Artikel wird behauptet: »Die Staatsmedien berichten nur ganz am Rande über den
historischen Besuch Kerrys, wichtiger ist ihnen der 89. Geburtstag des Revolutionsführers
Fidel Castro (…)«
Hier wird endgültig die Grundlage des professionellen Journalismus verlassen und
stattdessen mit plumper Lüge gearbeitet. Denn tatsächlich veröffentlichte bspw. die
deutschsprachige »Granma Internacional« am 13.08.2015 zunächst den Artikel
• »US - Außenminister Kerry morgen zu offiziellem Besuch in Kuba«.
Am 14.08.2015 folgten dann sechs (6) weitere Artikel:
• »John Kerry in Kuba - Der Außenminister der Vereinigten Staaten befindet sich in
unserem Land, um beim Akt der Hissung der US-amerikanischen Flagge in dem
Gebäude teilzunehmen, das seit dem 20. Juli die Botschaft dieses Landes in Kuba
ist«
• »Vereinigte Staaten eröffnen offiziell ihre Botschaft in Kuba - Hunderte von Personen
im Hof der Botschaft und außerhalb waren Zeugen dessen, was als historisches
Ereignis bezeichnet wird«
• »Unsere Fahnen hissen und den Rest der Welt wissen lassen, dass wir uns
gegenseitig das Beste wünschen«
• »Kubanischer Außenminister empfängt John Kerry«
• »Kuba und die USA führen Dialog über die nächsten Schritte in den Beziehungen«
• »Unterstützung der Bevölkerung in einem historischen Moment - Trotz großer Hitze
kamen Hunderte von Menschen, um der Zeremonie der Flaggenhissung an der USBotschaft in Havanna beizuwohnen«
Komplett dokumentiert unter: http://www.cubafreundschaft.de/Hintergruende/Blockade,%202015-0813%20und%2014,%20GI%20-%20Kerry%20in%20Kuba.pdf, im spanischsprachigen Original als
Einzelartikel unter: http://www.granma.cu/archivo?q=Kerry
Zum Vergleich: Die »Washington Post« veröffentlichte am 12.08.2015 einen (1) Artikel
(https://www.washingtonpost.com/world/for-events-at-the-new-us-embassy-in-havana-a-question-whom-toinvite/2015/08/12/84410dd4-3c67-11e5-a312-1a6452ac77d2_story.html),
am
13.08.
ein
Video
(http://www.washingtonpost.com/posttv/national/raising-the-flag-at-us-embassy-havana/2015/08/13/93d20916-41f7-11e5-9f53d1e3ddfd0cda_video.html),
sowie
am
14.
Und
15.08.
je
einen
(1)
weiteren
Artikel
(https://www.washingtonpost.com/opinions/the-us-outrageously-snubs-cubandissidents/2015/08/13/1f1f81ec-41f8-11e5-846d-02792f854297_story.html
und
https://www.washingtonpost.com/world/the_americas/the-latest-kerry-to-raise-us-flag-over-havanaembassy/2015/08/14/eea4a360-4280-11e5-9f53-d1e3ddfd0cda_story.html)
Die Stoßrichtung des Beitrags wird dann klar definiert: »Mit einer "echten Demokratie", in der
die Menschen frei wählen und die Zivilgesellschaft aufblühen könne, sei Kuba besser dran,
mahnt deshalb auch Kerry.« Der Autor hätte sich mal mit dem (basisdemokratischen)
cubanischen Wahlsystem auseinandersetzen sollen und dabei erkennen können, dass
dieses um ein Vielfaches demokratischer ist als alles, was der Millionen-Dollar-Zirkus in den
USA der Welt an Demokratie-Surrogat bietet. Wenn nun mit US-Außenminister Kerry
ausgerechnet ein Vertreter dieses oligarchischen US-Systems von Cuba »freie Wahlen«
einfordert, so ist dies eher ein Treppenwitz.
Um dem dpa-Artikel schließlich noch einen Anschein von Autentizität zu verleihen, endet er
mit kritischen »O-Tönen« von zwei (2 !) Einwohnern Havannas. Ähnlich verlässliche und
aussagekräftige Studien hätte der Autor sicherlich auch in der dpa-Kantine einfangen
können.