Die Plage mit den Schnecken oder Der Mörder ist immer der Gärtner

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Christine Salomon
Die Plage mit den Schnecken oder
Der Mörder ist immer der Gärtner
Fast jedes Jahr dasselbe: Der Frühling kommt und mit ihm die Schnecken.
Kaum haben Rittersporn und Glockenblumen die ersten zarten Triebspitzen,
schon sind die gefräßigen Nacktschnecken zu Gange, und wir ärgern uns
maßlos über die schleimigen Unholde – und werden Jahr für Jahr zum
Massenmörder. Aber was können wir sonst auch tun?
Der Natur ihren Lauf lassen und auf viele schöne Pflanzen verzichten, das
wollen wir mit Sicherheit nicht. Anfangs mag man die Schnecken vielleicht
noch sammeln, wenn der Garten klein genug ist. Und wenn man sich frühmorgens oder abends die Zeit nehmen kann, regelmäßig auf Fang zu gehen
(um die gesammelten Schnecken anschließend mit kochendem Wasser zu
übergießen), ist diese Methode auch ganz Erfolg versprechend. Hat man aber
größere Flächen oder wenig Zeit für diese aufwendige Art der Schneckenbekämpfung, so bleibt nichts übrig, als auf andere Mittel zurückzugreifen.
Schneckenkorn ist für die meisten Gartler die einfachste Lösung. Es gibt
mehrere Hersteller, die verschiedene Wirkstoffe einsetzen. Am unbedenklichsten ist wohl Ferramol®, eine natürlich vorkommende Eisenverbindung,
die durchaus auch im „Biogarten“ Anwendung finden kann und für andere
Lebewesen – natürlich auch Haustiere – ungefährlich ist. Der Vorteil an
Ferramol ist, dass keine unappetitlichen Schleimspuren zurückbleiben; es
bewirkt, dass die Nahrungsaufnahme eingestellt wird. Anderes Schneckenkorn hingegen dehydriert die Tiere – sie schleimen sich zu Tode.
Da wäre außerdem die Bierfalle. Sie ist bestens geeignet, um noch mehr
Schnecken in den Garten zu locken – wirklich dezimieren lassen Sie sich
dadurch nicht. In flachen Schalen gehen die Schnecken nicht unter und
haben am nächsten Morgen wahrscheinlich nur einen Kater.
Texte
Christine Salomon
Blieben Bleche, die Schnecken abhalten sollen (die Schnecken können diese
Bleche nicht überwinden, wie es heißt). Selbst ausprobiert habe ich solche
Barrieren noch nicht, sie sollen aber recht wirkungsvoll sein ― und sie sind
eine sehr kostspielige Abwehrmaßnahme.
Als „Wundermittel“ wird häufig auch Neembaum-Granulat gepriesen. Sein
Einsatz hat bei mir nur äußerst mäßigen bis nicht messbaren Erfolg gebracht.
Vielleicht konnten meine Schnecken aber bloß nicht lesen.
Aus England kommt die Idee, den Plagegeistern mittels Instantkaffee zu Leibe
zu rücken. Das Rezept: Man nehme den Instantkaffee, löse ihn auf und sprühe
ihn auf die Pflanzen. Frisst die Schnecke an einer derart behandelten Pflanze,
stirbt sie an Kreislaufversagen, so die These. Der größte Nachteil dieser Methode ist, dass nach jedem Regen neu gespritzt werden muss. Und die Mengen, die man benötigt, sind auch nicht unerheblich. Hoffentlich kommt es nicht
auch noch auf den Kaffeeröster an, weil die kleinen Genießer vielleicht nur auf
Markenkaffee reagieren.
Ein anderes Mittel, um Schnecken zu bekämpfen, ist der Einsatz vor Nematoden (Fadenwürmer) im Frühjahr; Bodentemperatur mindestens 10 °C (die
behandelte Fläche mindestens eine Woche lang gut feucht halten). Die Nematoden dringen in die Schnecke ein und vermehren sich in ihr. Nach drei
Tagen stellt die Schnecke das Fressen ein, stirbt, und die Nematoden breiten
sich aus. Ob die Nematoden längere Trockenperioden überstehen, ist mir nicht
bekannt. Das käme auf einen Versuch an. Aber wie alle anderen hat auch
diese Methode ihren Preis, einen stolzen noch dazu.
Auch Indische Laufenten tun ihr Bestes, um Schnecken zu dezimieren; leider
nicht nur Schnecken. Der Salat im Gemüsegarten und auch manche Stauden
runden ihren Speiseplan ab, und wer – wie wir – diese Bereiche nicht eingezäunt hat, sollte besser auf Laufenten verzichten. Zumal auch ihre Hinterlassenschaften nicht unerheblich sind und Raum für den Stall und einen extra
„Badeteich“ vorhanden sein muss. Nichts für kleine Gärten also. Wenn aber
der Platz für diese freundlichen Helfer vorhanden ist, es auf ein paar Pflanzen
mehr oder weniger nicht ankommt oder es Bereiche im Garten gibt, die abgegrenzt sind, dann sind Indische Laufenten in puncto Schneckenvernichtung
unschlagbar.
Die biologischste – fast kostenlose – Art und Weise, die Schneckenpopulation
in den Griff zu bekommen, ist aber immer noch der Schutz ihrer natürlichen
Feinde. Schaffen Sie also Lebensraum für Igel, Spitzmäuse, Maulwürfe, Stare,
Drosseln, Amseln, Elstern, Frösche/Kröten, Salamander und Blindschleichen.
Laufkäfer und Glühwürmchen sowie deren Larven, Kurzflügelkäfer und Hundertfüßler vertilgen Schneckengelege und Jungschnecken.
Die Schnecken
Mit einem Garten, der diesen Helfern das bietet, was sie brauchen, sorgen Sie
für das nötige ökologische Gleichgewicht. Betrachten Sie Totholzhaufen also
nicht als störende Elemente, sondern integrieren Sie sie, indem heimische
Pflanzen die abgestorbenen Äste flankieren. Lassen Sie herabgefallenes Laub
unter Sträuchern und Bäumen liegen. Freuen Sie sich über viele Weinbergschnecken, selbst wenn umstritten ist, ob sie tatsächlich die Eigelege von
Nacktschnecken vertilgen; sie richten jedenfalls nicht sehr viel Schaden an.
Legen Sie Bretter aus, unter die sich die Nacktschnecken tagsüber verkriechen
und leicht abgesammelt werden können. Beseitigen Sie gleich die Eigelege der
Nacktschnecken, wenn Ihnen die kleinen weißen bis gelblichen Kügelchen bei
der Gartenarbeit begegnen.
Jetzt in dichtbelaubten Hecken,
Wo es still verborgen blieb,
Rüstet sich das Volk der Schnecken
Für den nächtlichen Betrieb.
Im Laufe der Jahre wird sich so die Situation entspannen. Und wem das alles
zu lange dauert, dem bleibt immer noch die Wahl: absammeln und vernichten
und notfalls eben Schneckenkorn oder Bierfallen oder Laufenten oder ...
Rötlich dämmert es im Westen,
Und der laute Tag verklingt,
Nur dass auf den höchsten Ästen
Lieblich noch die Drossel singt.
Tastend streckt sich ihr Gehörne.
Schwach nur ist das Augenlicht.
Dennoch schon aus weiter Ferne
Wittern sie ihr Leibgericht.
Schleimig, säumig, aber stete,
Immer auf dem nächsten Pfad,
Finden sie die Gartenbeete
Mit dem schönsten Kopfsalat.
Hier vereint zu ernsten Dingen
Bis zum Morgensonnenschein,
Nagen sie geheim und dringen
Tief ins grüne Herz hinein.
Wilhelm Busch
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Texte
Christine Salomon
Freie Texterin und Lektorin
www.gute-texte-guter-auftritt.de
Nachdruck und Vervielfältigung – auch auszugsweise – nur mit Genehmigung von gute Texte – guter Auftritt
Auch die zarte Glockenblume
Wird dabei oft nicht verschmäht,
Doch der Gärtner spricht vom Ruhme,
Wenn er sie beim Schmaus erspäht.
Jetzt kann er mit Giften, Fallen,
Retten, was zu retten ist,
Auch die Letzte noch von allen,
Meucheln mit so mancher List.
Und er freut sich, dass die Sorgen,
Unbegründet, weil er schlau,
Bis er sieht am nächsten Morgen
Einen neuen Wühlmausbau ...
Christine Salomon