Grossstädter in der Provinz

Tagblatt Online: 10. Dezember 2015, 02:35 Uhr
Grossstädter in der Provinz
Die Schüler-«Tandems» mit Schulleiter Raphael Frei (links). (Bild: Manuela Bruhin)
In der Oberstufe Waldkirch gibt es momentan einige neue Gesichter. 16 Schüler beteiligen
sich an einem Austausch mit einer Partnerschule in Genf. Das Angebot soll wiederholt
werden.
MANUELA BRUHIN
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WALDKIRCH. «Super!» «Spannend!» Vereinzelt auch: «Die Verständigung war gar nicht so
einfach.» So lauten die ersten Rückmeldungen der Schüler der Oberstufe Waldkirch, die sich am
Austausch beteiligt haben. 8 der insgesamt 16 Jugendlichen besuchten vergangene Woche den
Unterricht in einer Partnerschule nahe Genf. Untergebracht waren sie bei Familien, die ihre
Kinder ebenfalls eine Woche nach Waldkirch schicken werden. Je ein Waldkircher und Genfer
Schüler bilden dabei ein «Tandem». Vergangenen Dienstag fand der grosse Wechsel statt: Acht
Genfer Schüler werden mit ihren Tandem-Partnern die Woche in Waldkirch verbringen.
Harmonische Zusammenarbeit
Die Kooperation mit der Genfer Partnerschule sei bisher sehr gut verlaufen, wie Schulleiter
Raphael Frei erklärt. «Das Interesse am Austausch war bereits im Vorfeld sehr gross», sagt er.
Die Zusammenarbeit zwischen dem Waldkircher Klassenlehrer Bruno Günter und der
zuständigen Genfer Lehrperson Antije Schmitt habe sich trotz der grossen räumlichen Distanz als
unkompliziert erwiesen. Die Genfer Jugendlichen hätten sich gut aufgehoben gefühlt. Auch dem
Unterricht, der wie üblich in Deutsch abgehalten wurde, konnten sie folgen. Zumindest meistens.
«So durften auch die Mathelehrpersonen bei Problemen für einmal ihre Französischkenntnisse
preisgeben», sagt Frei lachend. Die harmonische Zusammenarbeit beschränkte sich jedoch nicht
nur auf den Unterricht – bei der Freizeitgestaltung war der Zusammenhalt ebenfalls spürbar. So
besuchten die Schüler zusammen den Walter-Zoo oder gingen am Wochenende Schlittschuh
laufen.
Lehrer- und Schülerstreik
Die Unterschiede zwischen den Schulen sind nicht nur sprachliche: Immerhin besuchen die
Genfer Schule rund 800 Schüler, in Waldkirch sind es gerade einmal rund 130. Ein weiteres
Ereignis sorgte bei den Beteiligten für Gesprächsstoff: Just in den Tagen, in denen die
Waldkircher am Genfer Unterricht teilnehmen sollten, streikten wegen geplanter
Sparmassnahmen zuerst die Lehrpersonen, dann die Schüler. «Auch hier erwies sich die
Zusammenarbeit mit dem Genfer Bildungsdepartement und den dortigen Lehrpersonen als
Glücksfall», so Frei. Denn schulfrei gab es für die Waldkircher nicht, sie wurden trotz allem
beschäftigt. Da der erste Schüleraustausch so reibungslos verlaufen ist, soll das Angebot in der
Oberstufe Waldkirch künftig fest verankert werden. Interesse daran besteht auch in Genf.