08/11/15 Programm Armutsforschung in der Schweiz: Ursachen und Dynamiken Monica Budowski Soziologie, Sozialarbeit, Sozialpoli8k Universität Fribourg UNIVERSITÄT FRIBOURG | Budowski | 6. November 2015 | Mehr Bildung für weniger Armut | Solothurn Programm n Defini8on und Armutskonzepte n Aktuelle Kennzahlen von Armut n Phasen der Armutsforschung in der Schweiz n Ursachen der Armut n Dynamiken der Armut n Fazit 1 Defini<on n 590‘000 Personen von Einkommensarmut betroffen: 7.7% der Bevölkerung n Defini8on und Armutskonzepte n Aktuelle Kennzahlen von Armut n Phasen der Armutsforschung in der Schweiz n Die Schätzung wird von übernommen: z.B. Caritas. n Ursachen der Armut n n Dynamiken der Armut Die öffentliche DebaVe basiert oW auf einem Prozess der Vereinfachung und des Verbergens n Fazit (BFS, Pressekommunika8on, Juli 2014) 1 08/11/15 Defini<on n In der wissenschaWlichen Literatur wird Armut eher definiert mit ^ objek8ven Informa8onen ^ einem rela8ven Konzept ^ Einer gleichzei8g direkten und indirekten Messung: Defini<on Was ist Armut? n ^ “The Interna8onal Glossary on Poverty” von Gordon & Spicker 1999 z.B. unterscheidet 11 “Familien” von Armutsdefini8onen. Jede enthält weitere Unterkategorien vier Dimensionen der Defini8onen von Armut n ^ Objek8ve vs. subjek8ve Defini8onen ^ Absolute vs. rela8ve Defini8onen n Defini8on von „konsistenter Armut“: ^ Direkte vs. indirekte Defini8onen ^ Einkommen und Lebensstandard ^ Unidimensionale vs. mul8dimensionale Defini8onen Armutskonzepte n Monetäre Armut Absolute Armut: Monetäre Armut gemäss unterschiedlichen Schwellenwerten (Aquivalenzeinkommen mit Bezug zum Medianeinkommen (Daten: SHP) Unterschreitung eines festgelegten Existenzminimums (2013 Armutsgrenze in der Schweiz: durchschniVlich) ^ 2200 Franken pro Monat für Alleinstehende, ^ 3800 Franken pro Monat für eine allein erziehende Frau mit zwei Kindern und ^ 4650 Franken pro Monat für ein Ehepaar mit zwei Kindern. n 25 20 Rela8ve Armut: in Bezug auf eine Referenzeinheit, z.B. Medianeinkommen Monetäre Armutsschwelle: OECD: 50% bzw. 60% des Medianeinkommens n Armutsschwelle in der Schweiz: vom Bundesamt für Sta8s8k definiert gemäss SKOS Richtlinien: CH: SKOS (2006), 55.3% des Medianeinkommens % n 50% du revenu médian 60% du revenu médian 70% du revenu médian 15 10 5 0 1999 2000 2001 2002 2003 2 08/11/15 Sozialhilfe als Armutskonzept n Referenzwert für die Schwelle: Schweizerische Konferenz für Sozialhilfe (SKOS) n Defini8on und Armutskonzepte • SKOS-‐Richtlinien definieren das soziale Existenzminimum der Sozialhilfe: Was braucht ein Mensch zum Leben in der CH? • Soziales Existenzminimum n Aktuelle Kennzahlen von Armut n Phasen der Armutsforschung in der Schweiz n Ursachen der Armut n Dynamiken der Armut n Fazit • Sicherung des physischen Überlebens (Grundbedarf: Lebensunterhalt) • Teilhabe am Sozial-‐ und Erwerbsleben • Absolutes Existenzminimum: • Grundbedarf: Garan8e für ein Mindestmass einer menschenwürdigen Existenz • 1 Person:CHF 986; 2 Pers.: CHF: 1509; 3 Pers. CHF 1834; 4 Pers.: CHF 2110 n n Programm Kantone interpre8eren den Referenzwert und setzen ihn um FAZIT: keinen einheitlichen Schwellenwert für Armut in der Schweiz Sozialhilfe als Armutskonzept n Armut in der Schweiz? n Sozialhilfequote als Hinweis für das Ausmass an Armut, aber: Sozialhilfe muss beantragt werden n Kein na8onales Sozialhilfegesetz, aber Bundesgesetzt über die Zuständigkeit für die Untersützung BedürWiger (ZUG) n Verantwortlich für die Sicherung des Existenzminimums: Kantone und Gemeinden n Verantwortlichkeit für die Armen: Zuerst: Heimatgemeinde; im 20. Jh.: Wohngemeinde Sozialhilfequote in % 2013 Nidwalden Appenzell Innerrhoden Uri Obwalden Graubünden Schwyz Thurgau Zug Wallis Appenzell Ausserrhoden Glarus Aargau Luzern St. Gallen Schaffhausen Tessin Freiburg Jura Basel-Landschaft Zürich Solothurn Bern Waadt Genf Basel-Stadt Neuenburg KANTONE Nidwalden: 231 Einheiten Neuchâtel: 7‘364 Einheiten Zürich: 27‘753 Series1 Quelle: BFS, Sozialhilfestatistik 2013, STATPOP 2012 Schweiz 0.0 1.0 2.0 3.0 4.0 5.0 6.0 7.0 8.0 http://www.bfs.admin.ch/bfs/portal/de/index/themen/13/03/03/dos/04.html 3 08/11/15 Sozialhilfequote im Vergleich Programm Sozialhilfequote 2006: n Total 3.3% = Sozialhilfequote 2013: n Total 3.2% n Defini8on und Armutskonzepte 245'156 Personen 257'192 Personen n Aktuelle Kennzahlen von Armut Baselstadt: Neuchâtel: n Zürich: n Nidwalden: n n Phasen der Armutsforschung in der Schweiz n Ursachen der Armut n Dynamiken der Armut n Fazit n n 7.1% > 5.7% < 3.8% > 0.9% = Baselstadt: Neuenburg: n Zürich: n Nidwalden: n 6.1% 7.3% 3.2% 0.9% Quelle: BFS, Sozialhilfestatistik 2013, STATPOP 2012 http://www.bfs.admin.ch/bfs/portal/de/index/themen/13/03/03/dos/04.html 1. Phase: Entzauberung des sozialstaatlichen Wohlfahrtsmythos I Armut trotz Wohlfahrtsstaat n 1. Phase: Entzauberung des sozialstaatlichen Wohlfahrtsmythos II n Feststellung gruppenspezifischer Armutsrisiken: ^ ^ ^ ^ ^ ^ 1986-‐98: ^ Kantonale (TI, SG, NE, BE, ZH, JU, BS, VS, GR, LU) und ^ na8onale Armutsstudien (Buhmann 1988, danach Leu et al 1997, Lebensqualität und Armut) ^ Armutsquote je nach Armutsstudie zwischen 5%-‐25% n Armut als Ressourcenmangel n Alleinerziehende kinderreiche Familien Personen mit schlechter Bildung/beruflicher Qualifika8on, Niedriglohnempfänger Langzeitarbeitslose Immigranten Diskussion um die zwei-‐DriVel-‐GesellschaW n Entwicklung methodischer Standards zur Armutsmessung 4 08/11/15 2. Phase: Die „Verlierer“ n SozialwissenschaW: Fokussiert auf die „Verlierer“ ^ Bestä8gung gruppenspezifischer Armutsrisiken ^ Bewäl8gungsstrategien n n 3. Phase: Dynamische Armutsforschung, regional, zielgruppenspezifisch Einsicht der Notwendigkeit longitudinaler Analysen: n Vom BFS nicht realisiertes Armutspanel (Konzept erarbeitet) (Leu, Burri und Priester 1997 mit Daten von 1992). 5%-‐11% der Bevölkerung; 400‘000 – 700‘000 Personen von Armut betroffen. n Panelumfrage mit Steuersta8s8k im Kt. Zürich Methodisch: Vergleich unterschiedlicher Konzepte n Quan8ta8ve Analysen: Erste Na8onale Armutsstudie ^ Subjek8ve und objek8ve Faktoren ^ Ressourcen-‐ und Lebenslageansatz ^ Kumula8on von Mangellagen, mul8ple Depriva8on und Exklusion, Mehrdimensionalität der Armut ^ Resultat: grosse Stabilität des Einkommens Zielgruppenerhebungen mit Umfragen über zwei bis drei Jahre ^ Resultat: grosse Dynamik um die Armutsschwelle herum n Fazit: ^ Im Armutsnahenbereich ist die Armutsgefährdung nicht besei8gt 4. Phase: Auskommen mit dem Einkommen I Phase 4: Auskommen mit dem Einkommen II Neue Zielgruppen Weiterer Fokus: n Working poor ^ 1999: 8.6% der Erwerbstä8gen ^ 2003: 7.4% der Erwerbstä8gen n Frauen n Regionale Unterschiede Wirksamkeit der Instrumente in Bezug auf Vor-‐ und Nachtransfereinkommen Analysen zu Sozialhilfebezug in den Kantonen n n n n Reichtumsforschung Schweiz im interna8onalen Vergleich Methodisch: n n n Qualita8ve und quan8ta8ve Methoden Differenzierte Defini8onen von Armut: Kombina8on von Lebenslage und Einkommensschwäche über die Zeit LängsschniVanalysen für die in der Schweiz wohnhaWe Bevölkerung mit SHP Daten Quelle: Budowski 2010 5 08/11/15 Phase 5: Dynamische Armutsforschung, schweizweit, grossangelegte Studien Vertiefte Analysen Working poor Studien zu Lohnentwicklungen n Unterschiede der Auslegung der Sozialhilfe n n Neue Problemfelder „verdeckte Armut“ prekäre Lebenslagen und Haushalte (anstelle von Individuen) n Jugendarmut, Kinderarmut n Differenzierung nach Lebenslage; nach Arbeitsformen n Fazit: 5 Phasen der Armutsforschung in der Schweiz n Ausdifferenzierung der Themen n Ausdifferenzierung der Methoden n Interna8onale Vergleiche n Konsolidierung der Datenbasis n Integra8on der Armutsforschung in die n Ungleichheitsforschung Methodisch n n Längsschnittanalysen und Konsolidierung der Datenbasis internationale Vernetzung und Vergleiche Programm Was für Ansätze/Theorien gibt es, um Armut zu erklären? n Defini8on und Armutskonzepte n Aktuelle Kennzahlen von Armut n Phasen der Armutsforschung in der Schweiz n Ursachen der Armut n Dynamiken der Armut n Fazit n Mindestens drei Theorienstränge zur Erklärung von Armut: ^ strukturelle Erklärung ^ Kumula8on von Benachteiligung über die Zeit ^ Individualisierung 6 08/11/15 Erklärung der Armut als Folge der gesellscha]lichen Struktur n Strukturelle Erklärung: Ins8tu8onen und Macht-‐ verhäl8sse: Perspek8ve der sozialen Schicht Erklärung der Armut als Folge der “Vererbung” n ^ DauerhaWe Armut ist die Folge der Spaltung der Gesellscha]. ^ Eine Minderheit ist betroffen durch eine dauerhaWe Kumula8on von Benachteiligunge. ^ Die soziale Posi8on ^ Schichtstruktur ^ Armutslagen -‐> einheitliche Lebensbedingungen; Armut wird strukturiert durch die unterschiedlichen Subsysteme (Arbeit, Wohnen, Beziehungen, Gesundheit, Kultur); dauerhaWe Armut ! " Erklärung der Armut als Folge der Individualisierung " n “neue Armut” (nicht dauerhaW) ^ “Kultur der Armut”, “Unterklasse” -‐> einheitliche Lebensbedingungen, Armut befindet sich “ausserhalb” der “mainstream” GesellschaW; dauerhaWe Armut ! " Ergebnisse: empirische Studie der Schweiz I " n ^ Übergangsphänomen im Lebensverlauf und als Folge bes8mmter Lebensereigneisse ^ Unabhängig von tradi8onellen sozialen und gesellschaWlichen Gräben " Vergleich der ErklärungskraW der drei Ansätze anhand einer Studie: Tillmann, Robin und Monica Budowski (2006). La pauvreté persistante: un phénomène de classe, de cumul de désavantages ou d'individualisa8on? Revue suisse de sociologie, 32(1), 329–348. n Grundlegende Messkonzepte: ^ Häufigkeit (Inzidenz) der Armut, bzw. Wohlstandsposi8onen ^ Dauer der Armut, bzw. der Wohlstandsposi8onen ^ Dynamik: EintriV und AustriV aus der Armut -‐> individualisierte Lebensformen, Armut ist vorübergehend, und unabhängig von tradi8onellen sozialen und gesellschaWlichen Gräben DauerhaWe Kumula8on von Benachteiligungen n Daten des Schweizer Haushaltpanels (SHP) FORS, Lausanne " 7 ! 08/11/15 Ergebnisse: empirische Studie II! n Wie wird Armut gemessen? Armut als Kumula8on von zwei Indikatoren der Unterversorgung Ursachen der Armut! n ^ Einkommen: Wie lange verbleibt jemand in Armut über 5 Jahre? Armut aus der LängsschniVperspek8ve: ^ Kategorie der dauerha] Armen (mindestens 3 Mal arm während der fünf Jahre. Ein NeVoeinkommen unterhalb von 60% des Medianeinkommens ^ Depriva8onen: • In der Studie: 5% der Befragten Nicht über eine Anzahl von zwei und mehr Gütern verfügen oder Ak8vitäten ausüben zu können infolge finanzieller Gründe (also mit zwei oder mehr Depriva8onen leben zu müssen. ^ Kategorie der zeitweiligen/temporär Armen (maximum 2 Mal Arm während der fünf Jahre) • In der Studie: 10% der Befragten • Haben Sie ein Auto? Falls nein: ist es weil sie sich das Auto nicht leisten können oder aus anderen Gründen? • Können Sie (bzw. die Mitglieder Ihrer Familie/Ihres Haushalts) bei Bedarf zum Zahnarzt? Falls nein: ist dies, weil sie sich das nicht leisten können oder aus anderen Gründen? • Gehen Sie mindestens ein Mal pro Monat ins Restaurant essen? Falls nein: ist dies, weil sie sich dasnicht leisten können oder aus anderen Gründen?" ^ Kategorie des Wohlstands (nie arm während der fünf Jahre) • In der Studie: 85% der Befragten " Fazit: Ursachen Armut! Welche Ursachen hat die dauerhaWe Armut am ehesten? n Verschiedene Formen von Armut auch innerhalb einer Gesellscha], d.h. auch unterschiedliche Ursachen. ErklärungskraW der drei Modelle ist unterschiedlich gut: Programm n Defini8on und Armutskonzepte n Aktuelle Kennzahlen von Armut * Spaltung der GesellschaW in Integrierte und Ausgeschlossene (erfasst als Modell der Kumula8on von Benachteiligung) n Phasen der Armutsforschung in der Schweiz ** Modell der Individualisierung *** Modell der sozialen Klassen n Ursachen der Armut n Der Ansatz, der von sozialen Klassen erklärt die dauerhaWe Armut zur Zeit am besten. n Dynamiken der Armut n Die Wich8gkeit der temporären Armut spricht auch für die Individualisierungsthese. n Fazit 8 08/11/15 Konzeptualisierung der vier Wohlstandspositionen! Ergebnisse einer Studie Wie häufig bewegen sich Haushalte zwischen vier Wohlstandsposi8onen? n Welche Gründe gibt es, dass ein Haushalt in der Armut verbleibt oder aus ihr herauskommt? n Studie ^ Budowski, Monica, Maurizia Masia und Robin Tillmann (2015, to be submiVed). The Dynamics of Poverty, Precariousness and Prosperity in Switzerland. Wohlstand Wohlstand Nicht einkommensarm & keine/eine Deprivation Prekäre Wohlstandsposition Prekär Prekär einkommensarm depriviert Armut Einkommensarm & 2 und mehr Deprivationen Armut Dynamiken: Deskriptive Ergebnisse I! Dynamiken: Deskriptive Ergebnisse II! Wohlstand Wohlstand (78.4% aller Haushalte, n = 6'399) 90.5% 36.1% 5.4% 4.0% 51.7% 4.6% 0.9% 33.6% 46.5% 5.0% 12.0% Prekär durch Deprivation Prekär durch Einkommen (7.7% aller Haushalte, n = 626) Prekarität durch Einkommen 25.1% 18.8% 22.8% 33.3% (9.3% aller Haushalte, n = 755) 9.7% Prekarität durch Deprivation Armut Arm (Einkommen/Deprivation) (4.7% Aller Haushalte, n = 382) Source: SHP 1999-2007, eigene Berechnungen Source: SHP 1999 – 2007, eigene Berechnungen 9 08/11/15 Dynamiken: Deskriptive Ergebnisse III! Wohlstand 10.8% 79.7% 51.7% 36.1% 4.0% 4.6% 5.4% 24.3% 0.9% 25.1% 22.2% 11.9% 21.7% 5.0% 12.0% Prekarität durch Einkommen 9.7% 18.8% 22.8% Prekarität durch Deprivation 20.2% 13.1% Armut Dynamiken: Fazit der deskriptiven Ergebnisse! Eine Mehrheit der Haushalte § bleibt stabil über eine 5 Jahresperiode im Zeitraum 1999-‐2007 § beginnt ihre Bewegungen aus der Posi8on des “Wohlstands” (bzw. der nicht Armut). n Die Haushalte in der Gruppe der Armen sind am vola<lsten n Grosse Mobilität zwischen allen vier Wohlstandsposi<onen Weitere § Nur ca. 10% aus Wohlstandsposi8on „Wohlstand“ hinaus und bleiben in einer anderen Posi8on. (n = 6399) § Die höchste rela8ve Mobilität beginnt in der Wohlstandsposi8on “prekär durch Depriva8onen” (88%) (n=755) gefolgt von „Armut“ (87%). (n= 382) § Grosse Stabilität in der Wohlstandsposi8on “Wohlstand” (79%) und in „Prekarität durch Einkommen“ (24%). § Wenig Mobilität zwischen den beiden prekären Wohlstandsposi8onen Source: SHP 1999-2007,own calculations Ursachen der Dynamiken! Inferenzsta<s<sche Analysen: Untersuchungsmodell Literatur: verschiedene Individuelle Ursachen • Protek8ve Faktoren/ Ressourcen: • Hohe Bildung • Viel soziale Unterstützung • Gute Gesundheit (Krankheit, Invalidität, subjek8ves Wohlbefinden) • Hohes Arbeitsvolumen • Berufliches Pres8ge (Posi8on in der Berufsstra8fika8on) • Zusätzlich für Haushalt: Charakteris8ken des Haushalts: Anzahl Erwachsener (im erwerbsfähigen Alter) im Haushalt; Anzahl (abhängiger) Kinder • Risikofaktoren • 8efe Bildung • Geringe soziale Unterstützung • schlechte Gesundheit (Krankheit, Invalidität, subjek8ves Wohlbefinden) • Tiefes Arbeitsvolumen • Arbeitslosigkeit • Zusätzlich für Haushalt: Charakteris8ken des Haushalts: Anzahl (abhängiger) Kinder im Haushalt; Krankheit/ Invalidität; Scheidung/Trennung Haushalt Charakteristiken t1 • • • Household changes between t1-t5 Na8onalität Anzahl Erwachsener Anzahl Kinder • • Änderung der Wohlstandsposition Household resources t1 • • • Höchstes Ausbildungsniveau (in Jahren) Mittl. soziale Unterstützung Mittl. Gesundheit • • • • Wohlstand Prekär durch Deprivation Prekär durch einkommen Arm • Höchstes Berufsprestige (Treimann) (bezahltes) Arbeitsvolumen aller Hh mitglieder No. adults Anzahl Kinder Kritische Veränderungen zwischen t1-t5 • • • Anzahl chronisch Kranker Trennung/Scheidung Anzahl Mal arbeitslos 10 08/11/15 Resulrate: Dynamiken aus der Posi<on „Armut“ Resultate: Dynamiken zum Verbleib im „Wohlstand“ „Push“-‐Faktoren (Ressourcen): Protek<ve Faktoren Faktoren, die sich posi8v auswirken, um die Posi8on „Armut“ zu verlassen über den Zeitraum von fünf Jahren im Vergleich zu jenen, die in Armut bleiben: n Erhöhung des Bildungsniveau Faktoren, die sich auf den Verbleib in der Posi8on „Wohlstand“ im Zeitraum von 5 Jahren förderlich auswirken: n Erhöhung des Bildungsniveau im Haushalt -‐> geringeres Risiko die Posi8on „Wohlstand“ verlassen und in 5 Jahren sich wieder in der Posi8on „Wohlstand“ befinden -‐> in die Posi8on „Armut“ abzurutschen. -‐> höhere Chance, um aus der Posi8on der „Armut“ in die Posi8on „Wohlstand“ zu wechseln. n Erhöhung des Arbeitsvolumens -‐> leicht erhöhte Chance, um aus der Posi8on der „Armut“ in die Posi8on n „Wohlstand“ oder „Prekär durch Depriva8onen“ zu kommen. n in der Posi8on „Wohlstand“ befinden -‐> in die Posi8on „prekär durch Einkommen“ abzurutschen. Verbesserung der Gesundheit -‐> höhere Chance von der Posi8on der Armut in die Posi8on „Wohlstand“ oder in die Posi8on „prekär durch Einkommen“ zu wechseln Resultate: Dynamiken aus der Posi<on „Wohlstand“ n Erhöhung der Anzahl Erwachsener -‐> geringeres Risiko die Posi8on „Wohlstand“ zu verlassen. Zentrale Erkenntnisse der Armutsforschung n Armutsquoten variieren nach Defini8on ^ ^ Risikofaktoren Faktoren, die das Risiko des Haushalts erhöhen aus der Posi8on „Wohlstand “ in eine Posi8on von Prekarität oder Armut zu bewegen (Abwärtsmobilität) im Zeitraum von 5 Jahren: n Erhöhung der Anzahl chronisch Kranker im Haushalt -‐> höheres Risiko die Posi8on „Wohlstand“ zu verlassen und in 5 Jahren sich wieder in der Posi8on „Wohlstand“ befinden -‐> höhere Risiko in „prekär durch Depriva8on“ oder „Armut“ abzurutschen. n Erhöhung der Anzahl Kinder im Haushalt -‐> höherer Risiko die Posi8on „Wohlstand“ zu verlassen und in 5 Jahren sich wieder in der Posi8on „Wohlstand“ befinden -‐> höheres Risiko in die Posi8on „prekär durch Depriva8on“ oder „Armut“ abzurutschen. Verbesserung der Gesundheit im Haushalt -‐> geringere Chance die Posi8on „Wohlstand“ verlassen und in 5 Jahren sich wieder n Sozialhilfe gibt einen Hinweis auf Armut. Verschiedene Dimensionen – materiell, objek8v und mehrdimensional – setzen sich durch. Phasen der Armutsforschung in der Schweiz von der Entzauberung bis hin zur differenzierten Analyse von Faktoren der Auf-‐ und Abwärtsmobilität inkl. methodische FortschriVe bezüglich Daten und Analysemethoden n Ursachen von Armut Soziale Klassen bzw. die Ungleichheitsstrukturen als zentraler Bes8mmungsgrund dauerhaWe Armut; einiges spricht auch für die individualisierte Armut aufgrund infolge der rela8v hohen Anteils an temporärer Armut n Dynamiken der Armut weisen auf protek8ve & Risikofaktoren hin ^ ^ Protek8v: Erhöhung des Bildungsniveaus, der Anzahl Erwachsener, des Arbeitsvolumen Risikofaktoren: Erhöhung der Anzahl Kinder im Haushalt oder chronisch Kranker 11 08/11/15 Schlussfolgerungen Bildung schützt vor Armut aber verhindert sie nicht n Weitere Faktoren (Gesundheit, Haushaltstyp, Work-‐Life-‐Kombina8on, Bezug zur Erwerbsarbeit, etc.) verursachen oder schützen vor Armut Weitere Überlegungen Armut hängt auch mit dem Zugang zum Arbeitsmarkt, Arbeitsmarktstruktur, ökonomischer Kontext, Wohlfahrtsregime zusammen n Armut erklärt sich am besten der Sozialstruktur/Ungleichheitsstruktur innerhalb einer GesellschaW n Berücksich8gung der weltweiten Sozialstruktur/Ungleichheitsstruktur notwendig -‐> sonst nur Verlagerung der Armut n Implika8onen für die Löhne, bzw. für die Anerkennung unbezahlter Arbeit-‐ diese kommen z.B. im Risiko für Armut in Variablen wie „im Haushalt“, „Alleinerziehend“ zum Ausdruck. n Referenzen ^ BFS, Sozialhilfesta8s8k 2013, STATPOP 2012, hVp://www.bfs.admin.ch/bfs/portal/de/index/themen/13/03/03/dos/04.html ^ Budowski, Monica (2010). Armutspoli8k und Armutsforschung in der Schweiz. In: AGEV (Hg.). Herausforderung Ernährungsarmut. Abgehängt und allein gelassen? (37–52). Bonn: AGEV, Tagungsband zur AGEV-‐Jahrestagung 2008. ^ Budowski, Monica und Michael Nollert (Hg.) (2010). Soziale Ungleichheiten. Zürich: Seismo. ^ Budowski, Monica und Robin Tillmann (2002). Pauvreté et exclusion : défini8on et usage des concepts, éléments de reformula8on et premiers résultats pour la Suisse. In: Office Fédéral de la Sta8s8que (Hg.). Journées de la staDsDque publique: ObservaDon du changement social et monitoring poliDque (329-‐362). Neuchâtel, Suisse: Office Fédéral de la Sta8s8que. ^ Budowski, Monica und Robin Tillmann (2003). Pauvreté et genre. In: Office fédéral de la sta8s8que (Hg.). Vers l'égalité ? La situaDon des femmes et des hommes en Suisse. Troisième rapport staDsDque (191-‐207). Neuchâtel: Office fédéral de la sta8s8que. www.bfs.admin.ch/bfs/.../dos.Document.122428.pdf ^ Budowski, Monica, Maurizia Masia und Robin Tillmann (2015, to be submiVed). The Dynamics of Poverty, Precariousness and Prosperity in Switzerland. ^ Budowski, Monica, Maurizia Masia und Robin Tillmann (forthcoming). Poverty in Switzerland. Katowice: University of Silesia Press ^ Epple, Ruedi und Eva Schär (2010). SDNer, Städte, Staat – Zur Geschichte der Armut und Unterstützung in der Schweiz Zürich: Seismo. ^ Epple, Ruedi und Eva Schär (2015). Spuren einer anderen Sozialen Arbeit. Zürich: Seismo. ^ Gordon, David und Paul Spicker (Hg.) (1999). The InternaDonal Glossary on Poverty. London, New York: Zed Books. ^ Leu, Robert E., Stefan Burri und Tom Priester (1997). Lebensqualität und Armut in der Schweiz. Bern: Haupt. ^ Suter, Chris8an (1998). Armutsforschung und Sozialpoli8k in der Schweiz. In: Harabi, Najib (Hg.). SozialpoliDk in der Bewährung (139-‐165). Bern: Haupt. ^ Tillmann, Robin und Monica Budowski (2006). La pauvreté persistante: un phénomène de classe, de cumul de désavantages ou d'individualisa8on? Revue suisse de sociologie, 32(1), 329–348. Besten Dank für Ihre Aufmerksamkeit !! 12
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