Versuch T06b – Siedediagramm einer binären Mischung

Versuch T06b – Siedediagramm einer binären Mischung
Zielstellung:
Das Siedediagramm eines binären Systems ist zu ermitteln.
Grundlagen:
Ein Siedediagramm stellt den Zusammenhang zwischen der Siedetemperatur der Mischung und dem Molenbruch einer der Komponenten der Mischung graphisch dar. Beim Erreichen der Siedetemperatur geht die flüssige
Mischung in den gasförmigen Zustand über, welches durch Isobare im Diagramm gekennzeichnet wird. Diese
Kurven (Siede- und Kondensationskurve) ergeben sich durch Veränderung der Zusammensetzung der Mischung.
Die Siedekurve gibt an, bei welcher Temperatur die Mischung bei gegebener Zusammensetzung siedet. Die Kondensationskurve zeigt, welche Zusammensetzung der Dampf bei der erreichten Siedetemperatur hat. Dabei liegt
die Siedekurve in dieser Darstellung immer unterhalb der Kondensationskurve. Oberhalb der Kondensationskurve liegt nur Dampf vor, unterhalb der Siedekurve nur Flüssigkeit und zwischen den Kurven liegt ein Gebiet
mit zwei koexistierenden Phasen.
Die Dampfzusammensetzung über der Flüssigkeit kann nach Raoult und Dalton bestimmt werden. Dabei gilt:
pges
pA
= pA + pB
= p∗A · aA
pB
= p∗B · aB
Dalton’sches Gesetz
Raoult’sches Gesetz
pi .. Partialdruck der Komponente i
p∗i .. Partialdruck der reinen Komponente i
ai .. Aktivität der Komponente i
Wenn das Diagramm einen Punkt aufweist, in dem sich beide Kurven berühren, bedeutet dies, dass die Zusammensetzung des Dampfen über der Flüssigkeit der der Flüssigkeit entspricht. Einen solchen Punkt nennt man
azeotropen Punkt. Diese können als Minima oder Maxima auftreten.
Während des Experimentes wird dafür gesorgt, dass der Dampfraum der Apparatur klein ist im Verhältnis zur
Flüssigkeitsmenge, denn so ändert sich deren Zusammensetzung bis zur Einstellung des Phasengleichgewichts
nicht wesentlich.
3. Geräte/Chemikalien:
-
Gleichgewichtsapparatur nach OTHMER
ABBE-Refraktometer
Erlenmeyerkolben
Pipetten
Rundkölbchen
- unbekannte Lösungen A und B
- Aceton zum Reinigen
Durchführung:
-
Herstellung der sieben Mischungen in den angegebenen Verhältnissen
Bestimmung des Brechungsindexes der einzelnen Mischungen mit ABBE-Refraktometer
Destillation der Mischung in Gleichgweichtsapparatur nach OTHMER
Kreislaufdestillation bis Einstellung des Phasengleichgewichts (ca. 15 Minuten)
Ablesen der Gleichgewichtssiedetemperatur
Bestimmung des Brechungsindexes des jeweiligen Destillats
- Erstellung einer Kalibrierkurve aus Brechungsindex flüssige Phase und Molenbruch der Komponente B
- aus der Kalibrierkurve erhält man Zusammensetzung der flüssigen Phase und der Gasphase
- graphische Darstellung der Siede- und Kondensationskurve (isobar)
Messung:
Lösung A
Lösung B
mL (A)
mL (B)
x(B) (flüssig)
n’ (flüssig)
MW (n’)
Siedetemp. (◦ C)
n” (gas)
⇒
MW (n”)
x(B) (gas)
x(B) (flüssig)
aus Kalibrierkurve
1
60
0
2
50
10
3
40
20
4
30
30
5
20
40
6
10
50
7
0
60
0
1
6
2
6
3
6
4
6
5
6
1
1,3622
1,3623
1,36225
78,5
1,3650
1,3649
1,36495
73,5
1,3653
1,3653
1,36530
0,357
1,3667
1,3667
1,36670
72,0
1,3665
1,3665
1,36650
0,489
1,3680
1,3679
1,36795
71,7
1,3670
1,3671
1,36705
0,550
1,3695
1,3696
1,36955
72,0
1,3680
1,3680
1,36800
0,655
1,3714
1,3712
1,37130
76,2
0
1,3635
1,3635
1,36350
75,5
1,3644
1,3642
1,36430
0,246
0
0,154
0,313
0,505
0,643
0,819
1
1
Auswertung:
Bei dem untersuchten Gemisch handelt es sich um eine azeotrope Mischung. Der azeotrope Punkt befindet
sich im Siedepunktsminimum bei 71,7◦ C. Bei einer Destillation wäre also die Trennung des Gemisches möglich.
Dabei ist die Ausgangszusammensetzung ausschlaggebend, welche Komponente als reiner Stoff gewonnen werden kann.
Fehlerbetrachtung:
Neben den üblichen Ablesefehlern, welche auf Ungenauigkeiten der endlich detaillierten Skalen zurückzuführen
sind (sowohl beim Ablesen des Thermometers als auch am Refraktometer), ist bei der verwendeten Apparatur
zu sagen, dass die Zusammensetzung der Flüssigkeit während der Destillation sicher nicht konstant bleibt, sondern einer Änderung unterworfen ist, die bei der Messung aber nicht berücksichtigt wird.
Eine weitere Fehlerquelle stellt das ABBE-Refraktometer an sich dar. Bei dem von uns verwendeten Gerät hat
sich der entscheidende Schatten nur sehr schwach abgezeichnet. Außerdem war die Änderung der Brechungsindizes so gering, dass man die letzte Stelle nur ungefähr ermitteln konnte, da dafür keine Skaleneinteilung
mehr vorhanden war. Bei nur geringer Änderung der gemessenen Werte ändern sich die aus der Kalibrierkurve
ermittelten Molenbrüche bereits so bedeutend, dass ein geänderter Kurvenverlauf im Siedediagramm resultiert
(ob nun besser oder schlechter sei dahin gestellt).