teure des Umweltschutzes, (2) systembezogen geht es um den Kon

Seite 158 | Organisierte Dialoge als Strategie
sen. Dementsprechend definierte die UNDP 1997 capacity building
als „the process by which individuals, groups, organizations, institutions and countries develop their abilities, individually and collectively,
to perform functions, solve problems, and achieve objectives“ (UNDP
1997). Kapazität ist damit die Fähigkeit von Akteuren oder Systemen,
individuell oder kollektiv bestimmte Funktionen auszuüben, Probleme
zu lösen und Zielsetzungen zu erreichen. Die UNDP Delft Declaration
zu „Procedures and Partners For Capacity Building in the Water Sector“ von 1991 legte drei basale Faktoren des capacity buildings fest,
die von unterschiedlichen Definitionen später unterschiedlich pointiert
und variiert wurden:
(1)„Creating an enabling environment with appropriate policy and
legal frameworks;
(2)institutional development including community participation; and
(3)human resources development and strengthening of managerial
systems.“
Diese Definition war auf den internationalen Wasser-Sektor und seine
Organisation bezogen. Der im Rahmen einer gemeinsamen langfristigen und internationalen Strategie ausgewiesene Zweck des capacity
buildings war es, die Performanz des Sektors und seiner Organisationen nach den Maßgaben nachhaltiger Entwicklung dauerhaft zu gewährleisten.
In Deutschland hat Jänicke beschrieben, wie die Kapazitätsbildung
der Akteure des Umweltschutzes aussehen sollte. Kapazität versteht
er als stabile, aber Problem-relative Handlungsressource, über die
Akteure entweder bereits verfügen oder denen sie in den systemischen Handlungsbedingungen begegnen (Jänicke, Kunig & Stitzel
1999: 112). Genauer gesagt, ergibt sich Kapazität im generellen Sinn
im Zusammenspiel zweier Faktoren: (1) Akteursbezogen geht es um
die (organisatorische) „Stärke, Kompetenz und Konfiguration“ der Ak-
Organisierte Dialoge als Strategie | Seite 159
teure des Umweltschutzes, (2) systembezogen geht es um den Kontext, die „Chancenstruktur“, deren Chancen und Hindernisse drei Aspekte rekonstruieren: politisch-institutionell, ökonomisch-technisch
und kognitiv-informationell (ebenda: 79; vgl. Jacob & Volkery 2006:
72). Unter Chancenstrukturen sind, wie beim enabling environment
der UNDP, zunächst die rechtlichen, institutionellen und policy-geprägten Rahmenbedingungen zu verstehen, dann aber auch die ökonomischen und technischen Gegebenheiten und das verfügbare Wissen
und (Umwelt-)Bewusstsein (vgl. Tils 2005: 148). Diese zwei Faktoren
werden im Rahmen der Kapazitätsbildung adressiert und strategisch
fortentwickelt: Die Akteure werden gestärkt, Chancenstrukturen werden verbessert. Spezifische Handlungskapazität einer bestimmten Akteurskonfiguration ist darüber hinaus relativ zum (3) gegebenen Problem und seiner Struktur und zum (4) situativen Kontext der Akteure zu
verstehen, der durch ihre Strategien und sonstigen Dispositionen bestimmt wird (Jänicke 1997; Jappe-Heinze 2007: 54 f.).
In ihrer Untersuchung der Rolle von Forschung, Technologie und Innovation für eine nachhaltige Entwicklung lehnt sich Jappe-Heinze unter
anderem an Jänickes Begriff der Kapazität an. Sie adaptiert den für
Makro-Zwecke ausgelegten Begriff für ihre Untersuchungen auf MesoEbene und pointiert dabei Akteurskonstellationen relativ zu Problemstrukturen und Ressourcen. Kapazität bezeichnet dann „systemic or
relatively stable conditions for action in constellations of actors, technologies, and institutions. Suitable meso-level concepts are needed to
delineate the actor constellation.“ (ebenda: 6 f.) Diese Kapazität bestimmt die im Feld von Forschung, Technologie und Innovation bestehende Problemlösungsfähigkeit. Die für die Rekonstruktion der Konstellation von Akteuren, Technologien und Institutionen notwendigen
Meso-Ebenen-Konzepte findet sie in der Vorstellung verschiedener
denkbarer „Regime“. Erhöhte Problemlösungsfähigkeit ist der Zweck
der Kapazitätsentwicklung, und sie vollzieht sich als strategische Veränderung der Rahmenbedingungen innerhalb dieser Regime.