n be ie le W ir w n le ol w T AT BL UG FL Juli 2015 www.trailer-ruhr.de Foto: Ava Weis Das MeinungsMagazin Das Schwein ist uns egal VEGANES LEBEN thema IM JULI THEMA des Monats choices engels trailer-ruhr Schulpolitik Nanotechnologie Geld Fernsehen Welche Wah Stadtkasse Willkommen Die Netze Wozu Schule Freiwillige Schildbürger Schutzbefohlen Medien Kita Kauflust Lärm 2.0 Haushaltskrisen Öko Green Clubbing Energiepolitik Verkehr Frauen an die Macht Tourismus O du Fröhliche Rechtsdrehung Forschung IntegrationVerkehr Kreative Masse Energiepolitik Elf Feinde? Islam Mobilität Glück Neue Urbanität Unser Wasser Sexualität Arbeit Frauenbewegung Kirche im WandelElektromobilität Grüne Stadt Vergreisung Euro Klima-Expo Städtedreieck Lobbyismus Klimawandel Elektromobilität Nichtraucherschutz ForschungHeldentum Krieg und Frieden EventkulturSemiotik Energiepolitik Naturalismus Stadtkasse Haushaltskrisen Schutzbefohlen Beschneidung Kinderarmut Schildbürger Haushaltskrisen Euro Karneval Die Netze Urban GardeningKlima-ExpoDie Netze Vorhang Urban Gardening Crime and the City Freiwillige Frauenfußball Willkommen Kita Freiheit Freiwillige Elektromobilität Euro Kirche im Wandel Euro Welche Wahl Verkehr Shopping Malls Integration Alternative Energien Lärm Elf Feinde? Energiepolitik Grüne Stadt Haushaltskrisen Klimakultur Elf Feinde? Green Clubbing Netz(re)publik: ElektropapierFernsehen Schulpolitik Welche Wahl Kita Arme Mater Verkehr Wozu Schule Ehe-Los Schulden Krieg Energiewende Das Tier und wir Europathema Rechtsdrehung THEMEN IN NRW Kritik, Interviews und Links Köln – choices.de Düsseldorf – biograph.de Wuppertal – engels-kultur.de Ruhrgebiet – trailer-ruhr.de mein hen Lesezeic Das MeinungsMagazin Ruhrgebiettrailer-ruhr.de TS NA MO e n ES leb A D es EM an TH veg Se 5 ite Juli 2015 www.trailer-ruhr.de GEFÜHLT MITTE ZWANZIG EIN FILM VON NOAH BAUMBACH www.gefuehlt-mitte-zwanzig.de Das MeinungsMagazin Einfach beste Unterhaltung! S UND NEUE SONG PASS! RS NOCH MEH Höchste Zeit Jetzt wird geheiratet! 16.6. – 12.7.15 Kartentelefon 0201/24 / 555 55 www.theater-im-rathaus.de · Porscheplatz 1 · 45127 Essen DIE RUHRGEBIETSKOMÖDIE 16. JULI BIS 16. AUGUST 2015 t n e m e l E e t f n ü f das oder NEUE EIGENPRODUKTION DES REGIE GERBURG JAHNKE BUCH MARKUS BEUTNER-SCHIRP MUSIK MANY MIKETTA WWW.EBERTBAD.DE -ruhr.de Mehr Meinung. Service. Hintergrund. – In NRW. empfehlen | weitersagen | kommentieren Alle Texte. Ihre Stimme. Filmkritik im FORUM. Foto: Matthias Horn trailer-Thema. 5 VEGANES LEBEN Viele Verbraucher sind angesichts von DioxinEiern und Pferdefleischskandal verunsichert. Konsequente Abhilfe schafft nur der Veganismus 6 Themeninterviews Die Tierethikerin Hilal Sezgin über Veganismus und Tierrechte Bühne. 8 Schauspiel Essen/Aalto 9 Auftritt Matthias Schönfeldt inszeniert in Moers Kleists Amphitryon 10 RuhrHOCHdeutsch 11 Theater Ruhr Pottfiction-Camp in Bochum „Gier und Bescheidenheit“ in Oberhausen Kaspar Hauser in Dortmund 12 Komikzentrum Ruhr Beim Deutschen Stand-Up Festival wird Klartext geredet Theater Ruhr Schillers „Wallenstein“-Trilogie in Düsseldorf 13 Theaterleben Das Impulse Festival 2015 14 Prolog Ruhrtriennale startet im August mit Debatte Literatur. 31 ComicKultur/Wortwahl Comic- und Buch-Empfehlungen des Monats Textwelten Ein Schiedsrichter erklärt die Welt der Amateure BÜHNE © Lars Heidrich Auftritt 9 KINO „Taxi Teheran“ Kino. Kunst. 16 17 18 19 20 21 27 33 Kunst & gut „CHINA 8“ in zwei Museen in Duisburg 34 Kunstwandel „Feminismen“ im Gelsenkirchener Nordsternturm 35 RuhrKunst Volker Stelzmann in Hagen Catalina Pabón im Kunstmuseum Bochum Chinas Videoartisten in Marl 36 Kunst-Kalender Museumslandschaft NRW 37 Kunstmuseum Bochum UCI Events Film-ABC/Vorspann Film des Monats – „Taxi Teheran“ Kritikerspiegel Ruhr/Kino-Kalender Ruhr Film-Kritik Hintergrund – „Gefühlt Mitte Zwanzig“ Interview Andreas R. Klein zur Strategie seines Kölner Verleihs Splendid Film Gespräch zum Film Regisseur Dietrich Brüggemann über seine Neonazi-Satire „Heil“ 38 Culture Clubs Open Air Kino: „Ghostbusters“ Arthaus Festival: „Fitzcarraldo“ „Am Sonntag bist du tot“ im Metropolis Filmtheater Kino-Café „Die Entdeckung der Unendlichkeit“ Kultur in NRW. überregional 32 Klassik an der Ruhr In Essen feiert der Uni-Chor Mikis Theodorakis Improvisierte Musik in NRW 40 Jahre und kein bisschen älter ist das JJO-NRW 34 Kunst in NRW Französische Malerei in Rolandseck 14 Tanz in NRW Ruhrtriennale 2015 mit wenigen, aber ausgesuchten Stücken Oper in NRW „Madame Butterfly“ in Hagen Theater in NRW Über Bauprojekte in Köln und Bonn Musical in NRW Weltklasse-Shows in der Kölner Philharmonie Film des Monats 18 MUSIK Phrasenmäher Musik. Kompakt Disk CD-Empfehlungen des Monats trailer spezial. 4 Intro – „Grünes Kapital“ 7 Innovation – Projektbetreuer Dr. Paul Dostal (DLR) über innerstädtische Hitzebelastung 28 Bochum Total Die trailer-Wortschatzbühne bietet bei Bochum Total wieder Platz für das gesprochene und gesungene Wort 37 Auswahl – im Juli Veranstaltungs-Empfehlungen des Monats 39 Impressum Heute schon digitale Fingerabdrücke hinterlassen? trailerRuhr Lesen Sie mehr auf www.trailer-ruhr.de! Dieses Icon zeigt Ihnen den Weg. Bochum Total KUNST 30 kunst & gut © Sui Jinaguo, courtesy Pace Beijing, China 8, Lehmbruck Museum Duisburg 33 Intro -ruhr.de Juli 2015 Natur pur mitten in Essen Frohnhausen, Foto: Maxi Braun trailer + trailer-ruhr.de Grünes Kapital Im Doppelpack mehr Service, Meinung und Hintergrund Thema 6 Veganes Leben Die Journalistin Hilal Sezgin engagiert sich nicht nur für Tierrechte, sondern auch für Feminismus und gegen Islamophobie. Im Interview wünscht sie sich, dass wir bestehende Tierschutzgesetze ernster nehmen und Tiere von der Gesellschaft nicht länger als Nutztiere ohne Emotionen wahrgenommen werden. Hilal Sezgin Innovation Foto: privat 7 Sommerhitze in Ballungsräumen Unsere mit Straßen und Häusern zugebauten Städte sind Wärmespeicher. Kein Wunder also, dass es dort tagsüber und besonders nachts heißer ist als in der Umgebung. Gegensteuern ist möglich, sagt Klimatologe Dr. Paul Dostal. Dr. Paul Dostal (DLR) Film Foto: privat 27 Programmstrategie von Splendid Film Splendid Film zählt zu den wichtigsten Filmverleihern für den Genre-Bereich, ist aber mit anspruchsvollen Filmen wie „Still Alice“ zunehmend im Arthouse-Bereich vertreten. Wir sprachen mit dem Vorstandsvorsitzenden der Splendid Medien AG. Andreas R. Klein Film Foto: © Splendid Medien AG 27 Gespräch zum Film Dietrich Brüggemann („3 Zimmer/ Küche/ Bad“) hat mit „Heil“ (Start: 16.7.) eine „Rundumschlags-Satire“ über Neonazis inszeniert. Wir sprachen mit ihm über das öffentliche Klima, über Satire und über die Arbeit mit seiner Schwester Anna. Dietrich Brüggemann Es grünt so grün wenn Essens Blüten blühen, Pan und Faunus geben einander High five und Poison Ivy steppt im Stadtpark….Übertreibung muss erlaubt sein, wenn Essen den Titel „Grüne Hauptstadt Europas 2017“ ergattert. Die Essener Delegation in Bristol nahm die dortige Jury mit auf eine 90-minütige Geschichte von Strukturwandel und Sturmschädenbeseitigung, lud zum Planschen im Baldeneysee, flanieren in der Gruga oder radeln an der Ruhr ein. Umweltdezernentin Simone Raskob und Oberbürgermeister Reinhard Paß führten ihr Team Essen so zum Sieg. In Zeiten knapper kommunaler Haushalte wird der Titel die Beantragung von EU-Fördermitteln erleichtern, um weitere Projekte in Angriff nehmen zu können. Gratulation! Ich selbst bin überhaupt nur nach Essen gezogen, weil dort mein allerliebster veganer Burgerladen residiert. In unserem Monatsthema VEGANES LEBEN geht es aber weniger um Kulinarik, als um das dahinterstehende Gesamtkonzept. Wir sprechen mit Journalistin HILAL SEZGIN, die sich nicht nur für Feminismus und gegen Islamophobie, sondern besonders für Tierrechte engagiert. Bei aller „Green Capital“-Euphorie gibt es aber auch Probleme in den urbanen Ballungsräumen des Ruhrgebiets. In den immer heißeren, trockeneren Sommern staut sich die Hitze in den Städten. Lösungsvorschläge macht Klimatologe Dr. PAUL DOSTAL im Interview auf unseren Grünen Seiten. Außergewöhnlich voll und vom 2.-5. Juli auch heiß und trocken sollte es bleiben, wenn BOCHUM TOTAL zum 30. Mal mit einem gigantischen Umsonst&Draußen-Fest in die Stadt lockt. Durch die Musikhighlights und das Programm der trailer-Wortschatzbühne führt unser Festival-Spezial. Bevor die Theater in die Spielzeitpause gehen, empfehlen wir noch AMPHITRYON am Theater MOERS und raten, die Sommerpause mit dem POTTFICTION-Sommercamp in der Bochumer Jahrhunderthalle oder der RUHRTRIENNALE zu überbrücken. Die Museumslandschaft ist aufgrund von CHINA 8 fest in fernöstlicher Hand. Duisburg ist als einzige von acht Städten mit zwei Ausstellungen vertreten: DAS VOKABULAR DER SICHTBAREN WELT (MKM Küppersmühle) und NEUE FIGURATIONEN (Lehmbruck Museum). Regimekritische Töne sind hier jedoch selten. Wer Kunst politischer mag, der ist im Gelsenkirchener Nordsternturm bei FEMINISMEN richtig, wo insgesamt 16 Stunden Material feministischer Videokunst von den frühen 1970ern bis heute gezeigt werden. Eher nichts für FeministInnen ist der Iran, wo unser Film des Monats TAXI TEHERAN spielt. Regisseur Jafar Panahi kreiert ein Fanal des Widerstands gegen Repression, Überwachung und Zensur in seiner Heimat. Warum für den Filmverleih Splendid Film, bekannt für Genre-Filme, zunehmend anspruchsvolle Arthousewerke wichtig werden, erläutert ANDREAS R. KLEIN, Vorstandsvorsitzender der Splendid Medien AG, im Interview. Auch mit Regisseur DIETRICH BRÜGGEMANN haben wir über HEIL, seinen satirischen Rundumschlag gegen Neonazis, über die Grenzen von Satire gesprochen. Eine Welturaufführung in Dortmund hätten wir bei angesichts der Thematik übrigens besonders treffend gefunden. MAXI BRAUN Foto: Zora Rux 4 Thema Tierrechte? Mehr [email protected] Wir freuen uns auf Post. Freund oder Futter? Eine kulturell geprägte, nicht emotionale Entscheidung, Foto: Ava Weis Moralische Gedankenschranke – Veganismus ist mehr als nur ein Trend den gegen Kunstleder und -fasern oder Baumwolle getauscht. Auch auf Produkte wie Honig, für die Bienen extra gezüchtet werden müssen, verzichten Veganer, Kosmetika werden vegan gekauft, tierversuchsfrei und mit rein pflanzlichen Wirkstoffen. Doch kann Veganismus noch sehr viel weiter gehen: Gemüse wird oft trailer-Thema im Juli nur aus einem Anbau Nutztiere in Deutschland ohne Verwendung von leben meist nur kurz und tierischem Dünger werden unter schlechten Ob ethisch oder gesundheitlich motiviert, der Verzicht konsumiert. Es gibt veBedingungen gehalten. auf tierische Produkte ist mehr als ein kurzfristiger Trend. ganen Wein, der nicht Ein Rind wird als FleiKomplett tierleidfreier Konsum ist aber praktisch kaum möglich und bleibt vorerst eine Utopie. durch tierische Erzeugschlieferant nur acht Lesen Sie weitere Artikel zum Thema auch in: nisse geklärt wurde. Vebis zehn, ein Schwein gane Tapeten und Kleicirca fünf Monate alt. www.choices.de www.engels-kultur.de ster existieren ebenfalls. Ein Masthuhn bringt es Medikamente werden gerade noch auf eine Lebenserwartung von fünf bis sechs Wochen. Milch- so gut es geht gemieden, da diese in Tierversuchen kühe werden künstlich befruchtet, damit sie viel getestet werden. Veganismus ist also eine hoch Milch geben, bei Nachlassen der Milchleistung ethische und moralische Angelegenheit. Das Verwird geschlachtet. Bei Züchtungen von Lege- antwortungsbewusstsein gegenüber allen Lebewehennen werden die männlichen Küken nach dem sen steht im Vordergrund, die eigene Lebensweise Schlüpfen entweder geschreddert oder vergast. wird dem angepasst und ist nicht egozentrisch. Tiertransporte werden unter schrecklichen Bedin- Warum also wird Veganismus noch oft belächelt gungen durchgeführt. Pelztiere werden nur auf- und ist mit so wahnsinnig vielen Vorurteilen und grund Ihres Fells in großen Mengen gezüchtet und Gegenargumenten behaftet? dann getötet. Die deutsche Tierschutzorganisation Das häufigste Argument gegen den Veganismus PETA weist auf das Elend von Schafen hin, die nur ist, dass Menschen schon immer tierische Produkte konsumiert haben. In der heutigen Zeit ist für Ihre Wolle gezüchtet werden. Um diese Tatsachen und Umstände wissen auch das nicht mehr notwendig. Das Angebot an alterNichtveganer. Doch hat der Normalkonsument nativen Produkten ist riesig, ein Muss also nicht eine moralische Gedankenschranke aufgebaut, mehr vorhanden. nach der Nutztiere nicht mehr als Lebewesen mit Ebenso wird den Veganern vorgeworfen, sie würEmotionen und Gefühlen wahrgenommen wer- den aufgrund ihres Sojakonsums zur Abholzung den. Diese moralische Grenze reißen Veganer ein: der Regenwälder beitragen. Fakt ist aber, dass VeSie verzichten auf alle Lebensmittel, die vom Tier ganer oft, geprägt durch ihren Umweltsinn, darauf stammen, wie Fleisch, Fisch, Milch und Eier. Le- achten, woher ihre Produkte letztlich kommen. Das bensmittel, die andere tierische Produkte enthal- meiste Soja, welches für die Abholzung der Regenten, wie Fette oder E-Stoffe, werden gemieden. wälder verantwortlich ist, wird in Futtermitteln für Kleidungsstücke wie Lederschuhe und Wolle wer- die Fleisch- und Milchindustrie benötigt. Zudem Veganismus ist längst nicht mehr „nur“ ein Trend. Der Vegetarierbund Deutschland geht in einer Schätzung vom Januar 2015 von 900.000 Veganern in Deutschland aus, und es werden täglich mehr. Warum aber entscheidet sich jemand dazu Veganer zu werden? VEGANES LEBEN 5 trailer verlost zwei 25 €-Gutscheine für ein veganes Restaurant im Ruhrgebiet auf trailer-ruhr.de halten sich viele Veganer an saisonales und regionales Obst und Gemüse. Bei Kleidung wird meist auch auf soziale Fairness geachtet, das gehört ebenso zum Konzept des Veganismus. Auch darüber, ob Veganismus die gesündere Lebensweise ist, wird gestritten. Bisher gibt es nur wenige Studien, die die Auswirkungen veganen Lebens auf die Gesundheit zum Thema haben. Bisher erwiesen wurde, dass Menschen mit rein pflanzlichem Speiseplan weniger an Typ-2-Diabetes und Übergewicht leiden. Die bewusste Lebensweise der Veganer vermeidet auch andere ernährungsbedingte Krankheiten. Die meisten Veganer sind über eine Nährstoffergänzung gut aufgeklärt. Warum gibt es also in Zeiten von hoher Aufklärung der Bevölkerung über Massentierhaltung, Tiertransporte und Lebensmittelskandale noch nicht mehr Veganer? Nach Gammelfleisch und DioxinEiern gaben in einer Studie 2011 von Dentsu Aegis 33% der Befragten an, verunsichert zu sein und nicht zu wissen, was sie noch essen könnten. 69% zogen Konsequenzen und mieden bestimmte Nahrungsmittel und Marken, doch das Gros der Deutschen weicht nicht von seinen Konsumgewohnheiten ab. Muss aber nicht in einer Welt, die immer verschmutzter und ressourcenärmer wird, in der der ökologische Fußabdruck des Einzelnen weitaus größer ist als er sein sollte, ein Umdenken in diesem Bereich stattfinden? Letztlich bleibt, das eigene Gewissen zu prüfen, die eigenen Lebensgewohnheiten zu überdenken und den Weg zu gehen, der einem richtig, moralisch und umweltbewusst erscheint. NINA RYSCHAWY Aktiv im Thema www.peta.de www.vebu.de (Vegetarierbund Deutschland) www.animalequality.de Gemeinnützige Tierrechtsorganisation www.vegane-gesellschaft.de Thema Billiges Fleisch für Konsumenten, hoher Preis für Tiere, Foto: Jan Schliecker „Das Schwein ist uns egal“ Die Tierethikerin Hilal Sezgin über Veganismus und Tierrechte trailer: Frau Sezgin, was hat Sie bewogen, Ve- in einen Käfig sperren und sie dort über ihrem Kot sitzen lassen, wären wir barbarisch und beginganerin zu werden? Hilal Sezgin: Ich war Vegetarierin seit meinem gen Tierquälerei. Passiert das gleiche mit einem 13. Lebensjahr. Ich bin in einer sehr tierlieben Schwein, ist uns das egal. muslimischen Familie aufgewachsen. Irgendwann Hier geht es um kulturelle Wahrnehmungsmuster. habe ich Kühe auf einer Weide beobachtet und Diese lassen sich aber überwinden. Schauen wir gezeichnet. Da wurde mir zum ersten Mal klar, beispielsweise auf das Thema Frauen: Lange Zeit dass ich diese Tiere esse, obwohl ich sie als In- wurden viele Formen von Gewalt gegen Frauen gar nicht als problematisch dividuum wahrnehme. Ich sagte „Töten aus Geschmacks- und angesehen. Das wurde durchmeiner Mutter, dass ich kein Traditionsgründen sollte brochen und es wurden neue Fleisch mehr essen wolle. Zur abgelehnt werden“ Gesetze geschaffen. Veganerin wurde ich vor acht Jahren, als ich aufs Land zog und mir Bauernhöfe Auch die Sichtweise auf Tiere hat sich schon einund auch einen Demeterhof angeschaut habe. Ich mal im Laufe der Zeit gewandelt: Man hat lange habe immer gedacht auf solchen Höfen leben die Zeit gedacht, dass Tiere, weil sie keine menschTiere glücklich. Aber auch dort standen beispiels- liche Sprache haben, auch nicht denken und hanweise die Kälber von der Mutter getrennt. Die Re- deln können, sie keinen eigenen Willen haben. Die neuere Verhaltensforschung hat diese Sichtweise alität sieht also anders aus. zugunsten einer gerechteren Wahrnehmung des Es mangelt nicht an grausamen Videos über Tieres verändert. Da spielte das Durchbrechen Massentierhaltung, etc. und jeder kennt diese der kulturellen Wahrnehmungsmuster eine große Bilder. Warum setzt nicht ein kollektives Um- Rolle. Die darwinistische Erkenntnis, dass wir mit den Tieren verwandt sind, haben wir moralisch denken ein? Ich hoffe ja, dass wir am Rande eines solchen noch nicht akzeptiert. Umdenkens stehen. Eine Antwort wäre, zu sagen, wir sind es so ge- Können Sie Ihre Tierethik kurz zusammenfaswöhnt. Wir sind alle aufgewachsen in einer Ge- sen? sellschaft, in der die Nutzung von Tieren selbst- Tiere sind Individuen. Sie haben bewusste Wahrverständlich ist. Und eine Sache, die wir als Teil nehmungen und Emotionen wie Freude, Schmerz unserer natürlichen Umgebung wahrgenommen und Trauer. Tiere führen eigene Leben mit ganz haben, zu hinterfragen, das ist nicht nur anstren- vielen unterschiedlichen Komponenten. Das magend, sondern verunsichert uns. Es gibt die Angst chen wir uns oft nicht klar, wenn wir Nutztiere davor, sich einzugestehen, dass man rückblickend betrachten. Da spielt es dann nur eine Rolle, ob sie dick und gesund genug sind und genügend lange Zeit falsch gehandelt hat. Zudem wird uns von der Werbung oder vom Ka- Leistung erbringen. Wir müssen aber das Indivipitalismus suggeriert, dass im völlig freien Kon- duum sehen, mit allen seinen Rechten. Das heißt sum Glück liege. Sprich, Verzicht ist für Menschen nicht, dass ein Tier immer glücklich sein muss, schlimm. Was aber ist am Verzicht so schlimm? wir sind es ja auch nicht. Aber wir Menschen Wir verzichten andauernd, es ist auch gar nicht sind verpflichtet, dieses Leben nicht willkürlich zu so schwer, es ist eine kluge und genussvolle Ent- schädigen oder es gar zu beenden. scheidung. Aber das Gefühl, dass einem angeblich etwas verboten wird, suggeriert den Menschen Ist Veganismus inzwischen von einem Trend zu einem gesellschaftlich anerkannten LebensmoLeiden. dell geworden? Wie kommt es, dass wir Hund und Katze lieben Ja, das glaube ich. Man hört zwar oft, Veganismus und pflegen, uns aber ein Schwein, das irgend- wäre ein Hype, der vergehen wird. Aber es geht um viel mehr: Der Trend Veganismus trägt die wo als Nutztier lebt, vollkommen egal ist? Wir haben Grenzen eingezogen, die so einfach Möglichkeit einer bestimmten Befreiung, einer nicht funktionieren. Würden wir Katze und Hund Öffnung. So lange wir es für die einzige Möglich- 6 keit halten, mit tierischen Produkten zu leben, so lange das für uns selbstverständlich ist, müssen wir auch Rechtfertigungsmuster aufbieten, die diesen Gedankengang am Laufen halten. Sobald wir aber andere Möglichkeiten sehen, können wir auch neu darüber nachdenken. Und selbst wenn Leute veganes Leben ausprobieren, weil sie es als gesund empfinden, abnehmen wollen oder weil es ein Trend ist, dann werden sie merken, dass man so sehr gut leben kann. Es eröffnet sich ihnen also die Möglichkeit, neu über ihr Verhältnis zu Tieren nachzudenken. Welche konkreten Änderungen würden Sie sich im Tierrecht wünschen? Zunächst sollten wir unser bisheriges Tierschutzgesetz ernster nehmen. Dort steht ja schon, dass man Tiere nicht ohne vernünftigen Grund töten darf. Daher sollte das Töten aus Geschmacks- und Traditionsgründen ganz abgelehnt werden. Ich fürchte aber, dass es für diesen Schritt zu früh ist. Wir leben in einer Demokratie, und für eine solche Gesetzesänderung werden wir jetzt keine Mehrheit bekommen. Was definitiv schon getan werden könnte, ist das Verbot von Tierversuchen und Investitionen in die Suche nach Alternativen. Zudem könnte man das Tiertransportgesetz verändern und Subventionen abbauen, die tierproduzierende Betriebe und Schlachthöfe erhalten. Für das Ende dieser Entwicklung wünsche ich mir eine Gesellschaft, in der auch ein Tier ein gesetzlich verbrieftes Recht auf Leben, Freiheit und Unversehrtheit hat. INTERVIEW: NINA RYSCHAWY Lesen Sie die Langfassung unter: www.trailer-ruhr.de/thema ZUR PERSON Hilal Sezgin (45) ist Journalistin und befasst sich mit Feminismus, Islam, Islamophobie und Tierethik. Sie ist Veganerin und lebt gemeinsam mit vielen Tieren auf einem Bauernhof in der Lüneburger Heide. Foto: privat e ün Gr Innovation en it Se 15 20 Verdichtete Innenstädte (wie hier in Bochum) kühlen in heißen Sommern kaum noch ab. Manche Menschen sterben dadurch vorzeitig, Foto: Tom Jost Sommerhitze in Ballungsräumen Projektbetreuer Dr. Paul Dostal (DLR) über innerstädtische Hitzebelastung, Wassermangel und mögliche Gegenmaßnahmen trailer: Herr Dostal, warum schaut das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) auf das Ruhrgebiet? Dr. Paul Dostal: Der DLR-Projektträger ist die Schnittstelle zwischen Politik und Forschung. Er wurde für das Forschungsprojekt „KLIMZUG“, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wird, mit der Unterstützung von „Klimaanpassung in Regionen“ beauftragt. Eine dieser Regionen, die untersucht wurden, ist das Ruhrgebiet. Regierungen reden vom 2-Grad-Klimaziel, hier soll es bis zum Ende des Jahrhunderts 3,5 Grad wärmer werden können. Das liegt nicht nur am globalen Wandel, sondern auch daran, dass hochverdichtete und -versiegelte Räume selbst zum lokalen Klima beitragen. Oberflächenvergrößerung durch Gebäude, mit denen man alles vollbaut und die GebäudeMaterialien bewirken einen „Extra-Temperaturzuschlag“. Thermografien zeigen, wie sich die Städte aufheizen. Zwischen Schalke und dem Dr. Paul Dostal: „Wasserspreng-Fahrzeuge haben einen Effekt von einer halben Stunde.“ Foto: privat Mechtenberg liegen vier Kilometer Luftlinie, aber nachts sieben Grad Temperaturunterschied. Wenn ich eine Freifläche habe, die schön begrünt ist, kühlt die in der Nacht sehr stark aus. Hochversiegelte Flächen halten die Wärme. In sehr warmen Sommernächten, wo die Menschen Abkühlung brauchen, kriegen sie die dort nicht. Dann wird die Nacht sehr unangenehm. Gesund ist das nicht … Hitzewellen oder der Jahrhundertsommer von 2003 haben zu vielen Hitzetoten geführt. Wenn die Temperatur fast 40 Grad erreicht und die Nächte selten unter 25 Grad sinken, ist das für alte Menschen kaum noch zu schaffen. Besonders die, die schon krank sind oder am Ende ihres Lebens, sterben dann früher. Man benutzt in der Fachwelt den etwas makabren Begriff vom „Harvest-Effekt“: Leute, die vermutlich im Laufe des Jahres sowieso gestorben wären, werden in solchen Hitzesommern „weggeerntet“ und sterben einfach durch die große Hitzebelastung. Kann man für die Städte feststellen: zu wenig Wasser? Schon richtig. „Dynaklim“ hat sich die StadtBöden angeschaut – auch da, wo sie Wiese sind. Und festgestellt, dass es total urban überprägte Böden sind. Sie enthalten Schutt und sonstwas, können das Wasser also gar nicht halten. An heißen Sommertagen haben solche trockenen Rasenflächen fast die gleichen thermischen Eigenschaften wie Asphalt. Wenn man es schafft, diese Böden zu reaktivieren, also den Schutt rausholt und normale Böden daraus macht, können sie die Feuchte länger halten und haben tatsächlich einen Kühlungseffekt. Wäre es eine Abhilfe, wenn die Stadt morgens Wasserspreng-Fahrzeuge durch die City schicken würde? In Südeuropa wird das so gemacht. Ich würde sagen: Das hat vielleicht eine halbe Stunde lang einen Effekt. Um dauerhaft eine Stadt abzukühlen, braucht man Reaktivierung der Böden, vernünftige Durchgrünung und muss Kaltluftschneisen ermöglichen. Also nicht alles versiegeln. 77 Das Absurde ist ja: Wir kriegen tendenziell heißere Sommer – und dafür unglaublich nasse Winter. Ja: heiße und trockene Sommer. Aber wenn es regnet, dann richtig. Auch das Landesumweltamt sagt, dass Starkniederschläge und Stürme mittlerweile ein wiederkehrendes Phänomen sind. Damit muss künftig häufiger gerechnet werden. Blöderweise kann man das Zuviel-Wasser aus dem Winter kaum für den Sommer festhalten … Wenn ich es schaffe, die Freiflächen in den Städten so aufzubereiten, dass sie ansatzweise natürlich sind, dann haben sie die Fähigkeit, Wasser zu speichern und im Frühsommer zur Verfügung zu stellen. Es stellt sich natürlich die Finanzierungsfrage. Ja. Die Städte würden solche Flächen viel lieber verkaufen und versiegeln, als sie als Parks zu pflegen. Aber der Wohlfahrtseffekt, den solche „Pocket-Parks“ haben, ist nicht zu unterschätzen. Im Endeffekt ist die Pflege von Grünflächen und Parks gar nicht so teuer. Schauen wir in die Region: Haben Städte wie Köln und Wuppertal dieselben Probleme? Die Kölner Bucht ist sehr warm und ein hochversiegelter Raum – wird also das gleiche Problem wie das Revier haben. Wuppertal liegt erst einmal höher, ist grüner und hat die Wupper drin: Die haben wieder andere Probleme, sind aber, was sommerliche Hitze angeht, im Vorteil gegenüber Köln. Wuppertal muss weniger tun? Die müssen alle was machen. Ich glaube, die Städte haben schon das Ziel, eine Stadtentwicklung anzustoßen, die die Lebensqualität insgesamt bereichert. Das kann man sehr gut mit Maßnahmen verbinden, die sowohl Klimaanpassung bedeuten als auch den Wohlfahrtseffekt erhöhen. Ein gutes Netzwerk schöner Parks bedeutet kurze Wege, um sich zu erholen, es hält die Luftqualität hoch, kühlt und speichert Wasser. Eine Win-Win-Situation. INTERVIEW: TOM JOST PREMIEREN 2015 | 16 S P I E L Z E I T 20 15 | 16 Frankenstein (DSE) Dear, 19.9.2015 Das beste aller möglichen Leben (UA) Haidle, 2.10.2015 Ich habe nichts zu verbergen – Mein Leben mit Big Data (UA) Schmidt-Rahmer, 3.10.2015 „Kunst“ Reza, 10.10.2015 Anton, das Mäusemusical Pigor, Pigor, Fritsch, 15.11.2015 Caspar Hauser nach Wassermann, 4.12.2015 My Fair Lady nach Shaw, Pascal, 5.12.2015 Top Dogs Widmer, 26.2.2016 Die Kopien Churchill, 3.3.2016 Stück auf! Autorentage vom 4. bis 5.3.2016 Ein König zu viel Pigor, 16.4.2016 Der gute Mensch von Sezuan Brecht, Dessau, 29.4.2016 Konrad oder Das Kind aus der Konservenbüchse nach Nöstlinger, 30.4.2016 Maria Stuart Schiller, 25.6.2016 PREMIEREN OPER The Greek Passion Martinů, 26.9.2015 Die Liebe zu den drei Orangen Prokofjew, 21.11.2015 Faust Gounod, 30.1.2016 Elektra Strauss, 19.3.2016 Il Barbiere di Siviglia Rossini, 4.6.2016 PREMIEREN BALLETT Der Nussknacker Van Cauwenbergh, 24.10.2015 Archipel Kylián, 23.4.2016 W I E D E R AU F N A H M E N O P E R Fidelio | Madama Butterfly | Macbeth | La Bohème Un Ballo in Maschera | Die Zauberflöte Der fliegende Holländer | Into the little hill | Aida Tosca | La Traviata | Rusalka | Don Giovanni W I E D E R AU F N A H M E N B A L L E T T La vie en rose | Romeo und Julia Tanzhommage an Queen | Giselle | Die Odyssee (UA) Tickets T 02 01 81 22-200 www.schauspiel-essen.de Intendant Hein Mulders Generalmusikdirektor Tomáš Netopil Ballettintendant Ben Van Cauwenbergh WERTE Z Ä H LE N Tickets T 02 01 81 22-200 www.theater-essen.de 8 Auftritt oder Sicherheit? Freiheit [email protected] Wir freuen uns auf Post. Was nun die Realität betrifft, Raum oder Leinwand, wer mag das wissen, Foto: Lars Heidrich Die Dunkelheit breitet sich aus Matthias Schönfeldt inszeniert in Moers Kleists Amphitryon Absolute Sicherheit gibt es nicht, und wer auch noch große Teile seiner Freiheit freiwillig für latente Sicherheit aufgibt, der wird am Ende frei nach Benjamin Franklin beides verlieren. Dabei stellt sich natürlich die Frage, ob wir das überhaupt bemerken würden. Genau hier setzt am Moerser Theater das Finale der Spielzeit der latenten Sicherheit an, wenn es heißt, ach, wer war der wilde Hengst heute Nacht? Nicht Amphitryon? Ach! Nichts, absolut gar nichts ist sicher, nicht mal, ob es die olle dunkle Materie um uns herum überhaupt gibt. Identifizieren Sie sich! Matthias Schönfeldt zeigt im Schlosstheater einen neuen „Amphitryon“, einen, der mit der Technik kämpft, der filmischen Trugbildern erliegt und der sein Göttervertrauen letztendlich an deren Natur verliert. Es geht schon in Breitwand los. Matthias Heße kämpft sich im Film als Sosias durch das Unterholz des Schlossparks. Der Diener Amphitryons ist auf der Flucht vor einem unsichtbaren Verfolger. Doch der lümmelt sich noch in der ersten Reihe des Theatersaals, quengelt, lästert, wirft den ersten Apfel, doch dann wird er Teil der Leinwand, spricht mit Sosias, macht ihn klein, klar wir wissen das ist Merkur, göttlicher Diener des Jupiter, aber eben auch ein kleines Arschloch, und Sosias kannte sich damals noch nicht so gut mit Halo-Effekten bei der Wahrnehmung aus. Und sein klägliches „Wer bin ich denn? Etwas muss ich doch sein?“ kann heute selbst das Internet nicht mehr hören. Identität ist eben ein Schwachsinn, und wenn man in die göttlichen Fänge gerät, weil die sich mal wieder vergnügen wollen, ja so what. Da hilft nicht einmal mehr „The only thing that stops a bad guy with your identity is a good guy with your identity“, oder? Das schnöde Ende vom Paradies seine Frau Alkmene (Katja Stockhausen) hatte alles schon die Nacht zuvor. Auch seine Identität ist flöten, seine Realität folgt auf dem Fuße, der so nebenbei auch den großen Haufen grüner Äpfel (biodynamisch?) über die Bühne trümmert. Schönfeldt weitet die Verwirrung immer weiter aus, Bühnenbild, Film, Szene, Obst, alles verschwimmt zu einer Melange aus nichts. Die Dunkelheit breitet sich aus, obwohl alles im Schloss schön hell ist. Die Äpfel könnten vergiftet gewesen sein, oder war das doch der Auszug aus dem Paradies? Viele Handlungen haben rituellen Charakter, die Personen versuchen so, sich dem Kern des Problems zu nähern. Charis, die Gemahlin des Sosias (Marissa Möller) scheint die Hüterin dieser Rituale zu sein, ganz anders, als es und die Kleistsche Urversion glauben lassen will. Und für Alkmene jedenfalls sind die Vorgänge als einzige existentiell. Die ursächliche Reputation als Hüterin ihrer eigenen Wahrheit steht auf dem Spiel. Sie ist die einzig wahrhaft Betrogene des Spiels, denn sie gab ihre Liebe ohne Zweifel und wollte sie nun opfern, da eine Auflösung nicht möglich und jedes Ergebnis der Wahrheitsfindung nicht zu ihrer Ehre gereichte. Sie straft die Illusion, sie greift zur echten Waffe. Doch hier merkt Amphitryon/ Jupiter, dass sich nichts mehr lösen lässt. Ein Ende ohne Anfang Das Ich aller Protagonisten hat sich nämlich längst aufgelöst, ein Statement, das die T-Shirts zeigen, ebenso wie das Kleistsche „Ach!“ nur noch als schnödes Unterhosen- Accessoire existiert. Folgerichtig. Das braucht in Moers nämlich niemand mehr, denn der Identitätsdiebstahl wird nicht mehr rückgängig gemacht, nicht für ein göttliches Baby, nicht für neue Machtverteilung, und wo die wahre Realität geblieben ist, ob auf der Bühne oder im Film, kann niemand wissen. Ach. PETER ORTMANN Im White Cube des Herrscherhauses geht’s in Moers aber munter weiter. Auch Amphitryon muss an seinem Verstand zweifeln. Der Feldherr der Thebaner (Frank Wickermann) kehrt gerade aus dem Krieg zurück und freut sich schon auf Sex und Drugs und Rock’n’Roll, doch irgendwie merkt er schnell, 9 „Amphitryon“ | R: Matthias Schönfeldt | WA nächste Spielzeit Schlosstheater Moers | 02841 883 41 00 Sparkasse Dortmund und Radio 91.2 präsentieren: RuhrHOCHdeutsch Ticket s ab 26 E ur o! im Spiegelzelt Musik · Kabarett · Comedy · Kunst 25. Juni – 11. Oktober 2015 Juli ehrlich, sexy, wild Mi. 1.7 Fr. 3.7 René Steinberg lädt ein … Di. 7.7 Mi. 8.7 Do. 9.7 Torsten Sträter 15. Juli bis 6. September 2015 Do. 16.7 Fr. 17.7 Sa. 18.7 So. 19.7 2. Deutsches Stand-Up Festival … immer dienstags ab dem 21.7 Rottstraße 30 · 45127 Essen Tickets und Gutscheine: (02 01) 247 93 93 und variete.de Do. 2.7 Richard Rogler Fr. 10.7 Stoppok … immer montags „Die Kneipe – Kabarett von am Tresen“ Das einzigartige Erlebnis für Körper, Geist und Seele Di. 14.7 „Pommes, Currywurst, Bier und Kabarett vom Feinsten“ Mo. 6.7 Anka Zink Konrad Beikircher Fr. 24.7 Sa. 25.7 So. 26.7 Grugahalle: alles ist möglich. Fritz Eckenga Mi. 15.7 Max Uthoff Mi. 29.7 Do. 30.7 Fr. 31.7 Bruno „Günna“ Knust 'DVYROOVW¦QGLJH3URJUDPP÷QGHQ6LHLP3URJUDPPKHIWRGHUXQWHU 17 | 07 | 2015 – 26 | 07 | 2015 03 | 10 | 2015 18 | 10 | 2015 23 | 10 | 2015 24 | 10 | 2015 06 | 11 | 2015 08 | 11 | 2015 14 | 11 | 2015 16 | 11 | 2015 05 | 12 | 2015 19 | 12 | 2015 31 | 12 | 2015 – 03 | 01 | 2016 Sommerfest Subergs Ü-30 Party Der Pate 90er Total Kaya Yanar Bibi Blocksberg Schallplattenbörse Konzert Gwiazd Sido Glamotion Wise Guys an der Grugahalle „Mehr als eine Party“ Live in concert mit Snap!, Rednex, Dr. Alban u.a. „Around the World“ Das Hexen-Musical „Hexen hexen überall!“ im Foyer Live 2015 Liebe Live 2015 Dance Event Albumtour 2015/2016 Holiday on Ice Die neue Show Terminstand: Juni 2015 . Änderungen vorbehalten . [email protected] . www.grugahalle.de Ticket-Hotline: MESSE ESSEN GmbH Geschäftsbereich Grugahalle Norbertstraße . D-45131 Essen Telefon: +49.(0)201.7244.0 Telefax: +49.(0)201.7244.500 Montag bis Freitag 10.00 – 18.30 Uhr 02 01.72 44 290 10 Theater Ruhr Das Pottfiction-Camp, Foto: © pottfiction „Gier und Bescheidenheit“, Foto: Eduarth Szekely Die Chöre, Foto: Birgit Hupfeld Die Zukunft wird rosig Drama einer Party Hundertfach wortlos Coole Marken, schicke Trends, intergalaktische Hautpflegeprodukte. Konsum und Wirtschaft sind fü28. Juni.r junge Menschen zwischen 16 und 23 Jahren längst kalter Kaffee, Hauptsache er ist gekapselt oder kommt gleich aus dem Tetrapack. In den nächsten Wochen ist das alles wieder Thema im Pottfiction-Camp, wo nicht nur die Welt vom Kopf auf die Füße gestellt werden soll, sondern gleich nach der von morgen gesucht wird. Wie immer dabei sind sechs Jugendtheater aus dem Ruhrgebiet und die Urbanen Künste Ruhr mit Unterstützung des Landes. Location ist die Jahrhunderthalle in Bochum, dort treffen sich 100 junge Zielgruppen-Menschen eine Woche lang mit Künstlern aus Musik, physical theatre, Streetart, Tanz und Theater. Eröffnet wird das Sommercamp schon am kommenden Sonntag von Ottilie Scholz, bei OnSTAGE folgen gleich die ersten drei Gruppen. „Auf die Ohren“ vom Dortmunder Jugendtheater ist ein Radiosender mit drei Moderatoren, einer Putzfrau, mehreren Reportern und Studiogästen. Da geht es auch um Todesanzeigen im Netz. Bei „Präferenz: Perfekt“ vom Helios Theater Hamm geht es gleich um Perfektion – glatt, sauber, korrekt, perfekt. Das ist ein Ziel! „derKUBUS“ vom Consol Theater Gelsenkirchen anschließend vielleicht nicht. Die Performance schrammt am Thema Konsum vorbei, wenn das Finanzsystem implodiert ist. Zeit ist eine fiktive physikalische Einheit, die man nicht sehen kann, nicht besitzen kann, die man eigentlich nie besitzt. „Ich habe keine Zeit, ich habe zu viel zu tun, das Konzept von Lohnarbeit hat sich überholt.“ Eine Tonschleife steht am Anfang von „Gier und Bescheidenheit“ einem kleinen Intermezzo, das zum Abschluss der Spielzeit von vier Ensemblemitgliedern gemeinsam konzipiert und inszeniert wurde im Malersaal des Oberhausener Theaters, eine Bühne mit Kellerloch, eine Kommunikation, die hakelt und doch: Irgendwie muss man sich arrangieren auf irgendeiner Premierenfeier von irgendeiner Donizetti-Inszenierung, man preist den Star, man feiert „Il Dolce Suono“. Man süffelt, es deuten sich amouröse Abenteuer in Haus des Gastgebers an. Gier und Bescheidenheit an einem Ort? Nein. Bescheidenheit ist eine Zier, doch reicher wirst du nur mit Gier. Niemand geht nach Hause, man richtet sich für die Nacht ein, das surreale Viereck-Spiel beginnt. Tulpen und Narzissen sagen Nein zu Kaspar Hauser. Kann das einen Theaterabend tragen? Ja. Immer dann, wenn Theater nicht nur als vor oder dahinter begriffen wird oder als Auf- und Abgang einzelner Protagonisten. Bei „Kaspar Hauser oder Die Sprachlosen aus Devil County“ wird im Dortmunder Studio der Auf- und Abgang zelebriert, als Szenenteiler-Performance, als Aufmarsch der Gerechten aus dem Städtchen, aber auch als Tribunal über die Zuschauer, die eigentlichen Sprachlosen Luftballons. Und so marschieren sie hinein ins kleine Studio, ein scheinbar endloser Strom ernst dreinblickender Menschen, dazu ein kleines Rinnsal kleiner Menschen. Zusammen sind sie der Dortmunder Sprechchor und Kindersprechchor. Und sie bauen sich auf vor den paar da vor ihnen und schleudern ihnen die Worte ins Gesicht. Erzählen von dem Sommertag 1828 als er plötzlich da stand auf einem Marktplatz in Nürnberg. Kaspar Hauser, 17 Jahre alt, sprachlos und ohne Bewusstsein vom Wesen dieser Welt. Am Montag, im „Spiel ohne Grenzen“, sind wir erst einmal auf der Flucht. Ohne die Spielregeln zu kennen. Wer entscheidet jetzt, was richtig und was falsch ist? Eine ungewöhnliche Auseinandersetzung mit dem Thema Flucht vom jungen Schauspielhaus Bochum. Danach: Nicht nur für Mädchen „Ich brauche Feminismus, weil…!“ vom Theater Hagen, denn der hat viele Images, und Feminismus geht uns alle an. Eine interdisziplinäre Performance, die Fragen stellt und Blickwinkel verstellt. Am Abend macht das theaterkohlenpott aus Herne mit „Cocoon – Die Zukunft ist rosig“ Revolution! Eine Gruppe von motivierten, kulturinteressierten und topinformierten Wohlstandskids erschafft die Vision einer besseren Welt: gerechter, friedlicher und vor allem unkomplizierter. Dafür gibt’s dann am Samstag das große AbschlussSpektakel. Freier Eintritt. Langsam, langsam gleitet die Zeit dahin. Die SchauspielerInnen Elisabeth Kopp, Anna Polke, Peter Waros und Anja Schweitzer haben diese Szenen zwischen Fugo-Fisch und Jesus Christus entwickelt, keine Anweisungen von der Regie kann auch mal schön sein, mehr Dramaturgie braucht es auch nicht im surrealen Wirrwarr. Irgendwann am Morgen finden sich alle im Keller wieder, nichts zu essen, nichts zu trinken, eine halbe Mineralwasserflasche kann da bereits zum Krieg führen. Oben nur noch Bestecke und das Aquarium im Video. Unten beriechen sich die Hyänen, denn schnell wird klar, diese Räume werden sie so schnell nicht mehr verlassen können, selbst wenn sie Teile ihres Besitzes opfern. Egoismus kennt die vornehme Seele nicht und für Bescheidenheit statt Gier scheint die Zeit abgelaufen. Die zivilisierte Oberfläche wird schnell brüchig, wenn die Mechanismen auf Selbsterhaltung geschaltet werden. Was die ollen Freimaurer da zu suchen haben, wird mir nicht ganz klar, aber am Schluss geht es im Prinzip wieder von vorne los. Man trifft sich etwas derangiert wie zu Beginn, die Floskeln machen wieder die Runde. Ein netter Abend. Er wurde zum einem zeitlosen Rätsel, das ihn zwar das Leben kostete, ihn aber auch zum zeitlosen Star machte. Und in der Inszenierung von Alexander Kerlin und Thorsten Bihegue, die den MonsterChor auch als 17. Ensemblemitglied 2011 ins Leben riefen, hat er durchgehend diesen Zettel in der Hand, auf dem stand, er möchte ein Reiter werden, wie sein Vater es gewesen. Diesen Part übernehmen die 14 Kinder grandios, obwohl es bei den beiden regieführenden Dramaturgen eher recht ordentlich um Sprache, Blumen und die Neue Deutsche Welle geht. Dass Hauser damals auch genauso gut Fred vom Jupiter hätte heißen können, ist eine lustige Idee – und ein gewisser Andreas Dorau liefert dem Chor zahlreiche musikalische Anekdoten, wie auch Nena oder der gemeine Volksmund. Ach ja, und natürlich Peter Handke, dessen Sprachclownerien in „Des Kaspars neue Kleider“ wohl auch seinen Anteil an der Gesamtperformance hatten. Nun, die Sprachlosen aus Devil County hatten ihre gute Stunde Spaß, Tommy Finke, der neue musikalische Direktor des Schauspiels sicher auch, und so versank der historische Kaspar Hauser am Schluss in den 99 Luftballons von Nena. Pottfiction-Sommercamp | 28.6.-4.7. | Jahrhunderthalle Bochum | pottfiction.wordpress.com „Gier und Bescheidenheit“ | Malersaal Oberhausen | nächste Spielzeit | 0208 857 81 84 Pottfiction-Camp in Bochum PETER ORTMANN „Gier und Bescheidenheit“ in Oberhausen PETER ORTMANN 11 Kaspar Hauser in Dortmund PETER ORTMANN „Kaspar Hauser oder Die Sprachlosen aus Devil County“ | R: T. Bihegue, A. Kerlin | WA im September | Studio Dortmund | 0231 502 72 22 Theater Ruhr Komikzentrum Ruhr Klaus-Jürgen „Knacki“ Deuser präsentiert das Stand-Up-Festival, Foto: Deuser Der General und sein Schatten, Foto: Matthias Horn Auf die Plätze, fertig, los! Mord als Sachzwang Er steht mit seinem „guten Namen“ für „Germany steht up“, das Deutsche Stand-Up Festival, das nach erfolgreicher Premiere 2014 dieses Jahr an vier aufeinanderfolgenden Tagen im Dortmunder Spiegelzelt über die Bühne geht: Comedian und „Nightwash“-Moderator Klaus-Jürgen „Knacki“ Deuser, hat sich wie kaum ein anderer um den Nachwuchs im Humorgewerbe verdient gemacht – und dabei ein untrügliches Gespür für Talente entwickelt. Auf wen der Mann ein Auge wirft, der kann sich auf eine mehr oder minder steile Karriere freuen. Politisches Alltagsgeschäft auf der Bühne ist trostlos. Selbst Intrigen, Hinterzimmertreffen, Abwerbungsversuche interessieren als theatralische Geschmacksverstärker eigentlich kaum einen Dramatiker. Dass das nicht so sein muss, zeigt ausgerechnet Friedrich Schiller in seinem dreiteiligen Historienschinken „Wallenstein“, den Regisseur Hasko Weber am Schauspielhaus Düsseldorf herausgebracht hat. Beim Deutschen Stand-Up Festival wird Klartext geredet Gut, das klappt nicht bei allen. Aber so ein Anfang ist schon mal nicht schlecht. „Ein Wuppertaler trifft auf andere …“ heißt die erste Show (am 16. Juli) des kleinen Festivals, das ins laufende RuhrHochDeutsch-Festival eingebettet ist. Mit Jan Philipp Zymny bekommt ein aus der Poetry-Slam Szene kommender, knuffiger Newcomer aus dem Bergischen Land die Chance, sich zu profilieren. Ole Lehmann, den sich nur schwerlich unter die Nachwuchs-Künstler subsumieren lässt, hat den Humor mit Hilfe von Louis de Funès-Methode integriert – erfolgreich. Oliver Polak setzt auf seinen jüdischen Familien-Hintergrund und Özcan Cosar aus Stuttgart (!) ist ein komödiantisches Naturtalent, ergänzt von einschlägigen Erfahrungen in der Breakdancer- und Gastro-Szene. Am 17. gibt es „The First English Show“ mit Johnny Armstrong, der aussieht wie Hagrid (der fiese Typ aus „Harry Potter“), aber das Herz eines süßen Kätzchens hat, Stefan Danzinger, der in der DDR geboren und in der UdSSR sozialisiert wurde und John Doyle, dem lustigsten Amerikaner seit George Bush. Gleich zwei Veranstaltungen hintereinander (um 20.00 und 22.45 Uhr) werden am 18. für Überraschungen sorgen: „Die ganz große Samstagabendshow“ tritt quasi die Nachfolge von „Wetten, dass …?“ an, ist nur viel origineller. „Diese Show hat sie alle: die Neuen, die Guten, eine Klassefrau und einen langhaarigen Franken“, verspricht Klaus-Jürgen Deuser, der Abend für Abend von seinem „Haus und Hof DJ“ Adriano Rosso begleitet wird. Ziemlich neu ist der knuddelige Chris Tall, richtig gut ist Maxi Gstettenbauer, eine Frau Vera Deckers und Bembers ein Franke, womit die Ankündigung ganz den Tatsachen entspricht. Zu später Stunde und bei freiem Eintritt gibt es die „Nachtshow – umsonst & draußen“ mit echten Newcomern wie Lena Liebkind, Benni Stark, Maike Greine und David Kebe. Man achte auf die Frauenquote von fünfzig Prozent – als nichts wie hin, Mädels! Zum Abschluss treten am 19. „Die Coolen, der Süden und eine Windmühle“ auf. Wobei mit den Coolen vermutlich Benaissa und Marius Jung gemeint sind. Ersterer hat sein Bühnen-Coming out bei der „Rebell Comedy“, letzterer ist in Köln aufgewachsen und kokettiert seit vielen Jahren mit seiner Herkunft: Papa war ein dunkelhäutiger Amerikaner, der seinerzeit im Rheinland stationiert war. Außerdem mit von der Stand-upper-Front: Heinrich Del Core, der aus dem Schwabenland kommt und einen italienischen Vater hat, weiß, was es heißt, ein Inländer zu sein. Und Quichotte, ein Slampoet und Rapper aus Köln, ergänzt das Quintett mit Beatboxbegleitung, Rapeinlagen und Geschichten. Kurz: Es wird abwechslungsreich in Dortmund – fehlt eigentlich nur die Windmühle – meint die stets über Tage lebende. ANNE NÜME Schillers „Wallenstein“-Trilogie in Düsseldorf Die Trilogie beginnt mit „Wallensteins Lager“, einer Schilderung des Kriegsgeschehens „von unten“. Also aus der Sicht von Soldaten, Huren, Bauern, Pfarrer. Die genrehaften Massenszenen reduzieren sich bei Weber auf zwei Darsteller, die im Galopp das Bühnenbildkreuz herabtraben und mit der Mitra auf dem Kopf geifernde Kirchentattergreise oder den martialischen Söldner geben. Das wirkt in seiner vordergründigen kritischen Bemühtheit etwas altbacken und unfreiwillig komisch, auch aufgrund des Schillerschen Knittelverses. Doch schon in „Die Piccolomini“, dem zweiten Teil der Trilogie, strampelt sich die Aufführung frei. Spannend die große Generalsversammlung: Der Abgesandte Questenberg überbringt wie ein NATO-General die kaiserliche Order und wird von Wallenstein vor den Militärs, die auf Campingstühlen sitzen, lächerlich gemacht. Questenberg hat allerdings zuvor mit Octavio Piccolimini gesprochen, der im Auftrag des Kaisers gegen Wallenstein intrigiert. Das ist Hitchcock pur. Regisseur Hasko Weber transponiert das Stück zwar über die Kostüme in einen fiktive Gegenwart, erspart uns aber jede konkrete Aktualisierung. Von ein paar kleinen Mätzchen abgesehen, setzt er ganz auf Schillers Sprache, psychologische Feinzeichnung bis in die Nebenfiguren und ein qualitativ sehr homogenes Ensemble. Johanna Geißler als Gräfin Terzky ist eine Machtstrategin par excellence; Nora Quest als Wallensteins Tochter Thekla und Tobias Schormann als Octavios Sohn Max geben ein zwischen Innigkeit, Wut und Empörung schwankendes Liebespaar, das im Malstrom der Geschichte untergeht; faszinierend präsent in seiner Haudrauf-Virilität: Krunoslav Šebrek als General Illo; nur Ingolf Müller-Beck als Octavio bleibt letztlich zu verschlagen-unentschieden, um als Politstratege durchzugehen. Schließlich Dominique Horwitz als ambivalenter Titelheld, der mit seinen Fingerringen als eitel, trotzdem einnehmend, dann wieder sozial extrem überheblich und autoritär gezeichnet ist. Am Ende trottet er auf der Podestbühne des dritten Teils im Kriegsmantel wie der abgehalfterte Hitler anno ’45 einher. Horwitz‘ Wallenstein ist ein Kompositum aus Haltungen, die von einer Fassade brandgefährlicher Freundlichkeit zusammengehalten werden. Der Mord an ihm am Ende erweist sich dann in aller Kälte nur noch Vollzug eines Sachzwangs. Entmachtet ist er längst. Die Inszenierung führt Politik als einen Malstrom aus Loyalität, Winkelzügen und Abhängigkeit vor, aus dem es für das Subjekt kein Entkommen gibt. Die „freie Tat“, so General Buttler (stoisch: Sebastian Kowski), ist unmöglich geworden. So spannend und so brutal kann Politik sein – auch wenn man nur Zuschauer ist. HANS-CHRISTOPH ZIMMERMANN „Wallenstein“ | R: Hasko Weber | keine weiteren Termine Düsseldorfer Schauspielhaus 12 Theaterleben Oper in NRW Hoffen und Bangen unterm Sternenbanner, Foto: Klaus Lefebvre Gob Squad „Western Society“, Foto: Robin Junicke Kirschbaum und Sternenbanner Heiße Steine Von Karsten Mark Pinkerton ist ein supercooler Typ: Einerseits schneidiger US-Marineoffizier in blütenweißer Ausgehuniform, andererseits lässiger Lebemann mit stylischem Stirnband über der langen blonden Mähne. Mit Letzterem erinnert der junge Tenor Richard Furman stark an den jun„Das gute Zusammenspiel gen Christopher Walken, wie er als „Nick“ der beiden Frauen gehört zu nach Vietnam in den Krieg zieht und dort den größten Stärken dieser „durch die Hölle“ geht. Pinkerton bleibt Produktion“ ein solches Trauma erspart. Er verursacht allerdings eines bei seiner blutjungen japanischen Gespielin Cio-Cio-San, die er mitsamt eines Hauses gemietet hat. Er heiratet sie der Form halber, lässt sie dann aber ohne Skrupel sitzen. Intendant Norbert Hilchenbach hat Puccinis „japanische Tragödie“ um „Madame Butterfly“ in Hagen neu inszeniert. Vom 11. bis 20. Juni fand in Mülheim an der Ruhr das Impulse Festival 2015 statt. Die Impulse zeigen seit 1990 herausragende Theaterproduktionen aus dem deutschsprachigen Raum – seit 2013 unter der Leitung von Florian Malzacher. Bis 2013 fand das Festival zweijährig gleichzeitig in Köln, Düsseldorf, Mülheim an der Ruhr und Bochum statt. Seit diesem Jahr konzentriert man das Programm im jährlichen Wechsel auf eine Stadt, in diesem Falle auf Mülheim an der Ruhr, welches nach den gerade erst beendeten „Mülheimer Stücken“ um seine Festivals und Spielstätten aus Kölner Sicht aktuell nur zu beneiden ist. Aus den drei nicht bespielten Städten, die sich trotzdem maßgeblich an der jährlichen Finanzierung beteiligen, wurden Bustouren inklusive „Überbrückungsprogramm“ zu den Aufführungen organisiert. „Madame Butterfly“ in Hagen Das Impulse Festival 2015 Thematisch fügt sich das italienische Werk gewissermaßen in die lose Reihe amerikanischer Opern ein, die Hilchenbach gern in Hagen zeigt. Als Regisseur hat er keine neue Deutung des zwar gut 100 Jahre alten, aber augenfällig aktuellen Stoffs zu bieten. Seine szenische Ausgestaltung wirkt sogar ausgesprochen uninspiriert zwischen allzu naheliegenden Bildern, klischeehaften Dekorationen und widersprüchlichen Konstellationen. Hilchenbachs „Butterfly“ ist auch über Pinkertons Hippie-Look hinaus eine irgendwie moderne: Goro, der „Heiratsvermittler“, ist ein Yakuza-Zuhälter in schwarzer Lederjacke, mit Sonnenbrille im Hemdausschnitt (Kostüme: Yvonne Forster). Der „Fürst“ Yamadori (Keija Xiong), der die verlassene Butterfly umwirbt, kommt als Karikatur eines stillosen Neureichen daher, der zu allem Überfluss tatsächlich mit Geldscheinen um sich wirft. So weit, so plausibel. Warum aber ausgerechnet Onkel Bonze (Rainer Zaun) als Bewahrer der Traditionen im westlich modischen Zwirn mit Gelfrisur und Spiegelbrille auftritt, fragt man sich schon. Wenn dann immer mal wieder typisch japanische Fusuma-Raumteiler zwischen Kirschbäumchen und Sternenbanner über die Bühne schweben (Bühne: Peer Palmowski), wirkt das oft wenig motiviert. Gerettet wird die Produktion durch ihre Darsteller und Sänger. Veronika Haller singt eine sensible, jugendlich-lyrische, aber doch zunehmend präsente Butterfly und legt auch darstellerisch viel Herzblut in ihre Rolle. Tenor Richard Furman darf als – moralisch zwar zweifelhafter, aber musikalisch eindeutiger – Held strahlen und ansonsten gut aussehen, was ihm beides gut gelingt. Die wesentlich tiefer schürfende Partie neben der Butterfly singt Kristine Funkhauser als Suzuki. Das gute – auch musikalische – Zusammenspiel der beiden Frauen gehört zu den größten Stärken dieser Produktion. Sie sind sehr überzeugend in Hoffen und Bangen vereint – bis zum bitteren Ende. Am Pult sorgt Kapellmeister David Marlow Karsten Mark unterdessen für große dramatische Fallhöhen, überfordert Journalist mit Schwerpunkt (Musik-)Theater trotz heftiger Fortissimo-Stellen seine Sänger aber nie. „Madame Butterfly“ | R: Norbert Hilchenbach | WA: 8.10. | Theater Hagen 02331 207 32 18 13 Dem Anspruch, sich „wie die Szene selbst immer wieder neu zu definieren“, wurde das diesjährige Festival trotz hoher Qualität nicht gerecht: Mit u.a. Gob Squad Arts Collective, Gintersdorfer/Klaßen oder andcompany&co gab es gutes Altbekanntes, das längst die großen Häuser von Wien bis Hamburg, vom Kölner Schauspiel bis zur Berliner Volksbühne erobert hat. Wo sind die neuen Impulse? So bestritt die Eröffnung im Ringlokschuppen Mülheim das seit 1999 existierende deutsch-englische Gob Squad Arts Collective mit „ Western Society“. Eine kurzweilige, trashige, handwerklich perfekt umgesetzte Performance mit der man keinem wehtut. Ein unbeachtetes Internetvideo wird für Gob Squad – die Live-Art-Meister des Verwirrspiels zwischen Video und Wirklichkeit – „zum Fenster, durch das sie auf eine anonyme Familienfeier irgendwo am Rande der westlichen Welt und durch sie hindurch auf sich selbst schauen“. Als Erlebnis funktioniert dies auch dank der sechs willigen Mitspieler aus dem Publikum, die mittels Kopfhörern durchs Stück navigiert werden, wunderbar. Der inhaltliche Kern bleibt trotz viel Charme dünn und diffus. Die Form kennt man seit über 10 Jahren etwa von Arbeiten an Castorfs Berliner Volksbühne. Den Mut, welchen die Impulse-Veranstalter in ihrem Programmtext von den Theatermachern einfordern, würde man ihnen im Gegenzug auch mal wünschen, aber da wird es natürlich auch gefährlich für die eigene Karriere. „Impulse fordert die unabhängigen performativen Künste heraus, ihre prinzipielle Freiheit zu nutzen, die Freiheit des Theaters als Medium zu erweitern (...) Die Freiheit, immer wieder von Null anzufangen.“ Nicht bei null anfangen, aber die Impulse neu aufstellen, will man durch den jährlichen Städtewechsel und zusätzliche Fördermittel des Bundes, der Kunststiftung NRW und der beteiligten Kommunen. Da fließt mit über 800.000 Euro eine Menge Geld in ein Festival, welches zumindest in diesem Jahr mehr zum Abspielen von höchst etablierten Stars der nationalen Theaterszene diente, als dass Impulse gesetzt wurden. Klar freut man sich, diese Produktionen direkt vor der Haustür sehen zu können, ohne erst mal nach Berlin oder Hamburg reisen zu müssen. Den Überblick über die experimentelle Vielfalt der deutschsprachigen freien Theaterszene, der Impulse einmal auszeichnete, sucht man dagegen komplett vergebens. Das ist schade, und so fließt hier viel Geld als verschenkter Tropfen auf ehedem schon heiße Steine... JÖRG FÜRST Prolog Tanz in NRW Meg Stuart/Damaged Goods: „Until Our Hearts Stop“, Foto: Iris Janke „Workshop für Waffen und Bomben“, Innenansicht 1998, Foto: Atelier Van Lieshout Tanz nur Nebensache? Die Zukunft den Arbeitslosen Von Klaus Keil Als „genialen Narr“, als ein „Theatergespenst“, das „bizarr und bescheuert“ die Bühne heimgesucht habe, hat die Theaterkritik Jan Decorte bezeichnet. Ob diese Charakterisierung dem belgischen Regisseur und Autor gerecht wird, kann jeder bei der diesjährigen „Signalisiert das triple-i Ruhrtriiiennale (tatsächlich: mit drei künstlerisches Wachstum?“ iii) selbst beurteilen. In „Much Dance“ macht er sich auf die Suche von Liebe und Tod. Doch wo „Dance“ draufsteht, muss nicht unbedingt Tanz drin sein. Klar, man kann ausgiebig darüber streiten, ob Bewegung – also jede Bewegung bis hin zum Finger, der sich krümmt – gleich Tanz sei. Immerhin hat Johan Simons, der neue Intendant der Ruhrtriennale das Stück in der Rubrik Tanz verortet, auch wenn es keine Virtuosität, keine trainierten Körper, keine Tanzgrammatik, dafür aber eine „Anarchie der Bewegung“ geben wird. Ehrlicher wäre wohl, hier von Performance statt Tanz zu sprechen. Arbeit stinkt, Arbeit ist scheiße. Pasolinis Figur Accattone sieht das auch so. Er lügt und stiehlt, zwingt Frauen in die Prostitution und predigt Zwietracht. Er und seine Gefährten definieren sich nicht durch Besitz, Status oder gesellschaftliche Funktion. Pier Paolo Pasolini erblickte deshalb in diesem „Subproletariat“ das Potenzial für eine gesellschaftliche und politische Neuordnung. Triennale-Chef Johan Simons startet das dekadente Ruhrpott-Festival im August mit einer inszenierten Melange aus Anarchie und Johann Sebastian Bach. Schon das Plakat sorgte für Murren in Städten, wo Urbanität immer noch mit uralten Seilschaften und Darmkanälen gestaltet wird. Also reicht es für 120 Tage Sodom schließlich immer noch in der zum ersten Mal bespielten Kohlenmischhalle der Zeche Lohberg in Dinslaken. Ach! Ruhrtriennale 2015 mit wenigen, aber ausgesuchten Stücken Umso mehr stehen für Choreografie und für Tanz, der über die Fingerkrümmung hinausgeht, die drei anderen Tanz-Beiträge dieser Ruhrtriennale, denen sicher auch keine strenge Tanzgrammatik unterstellt werden kann. Mit seinen Visionen von der Hölle zwischen Dantes „Inferno“ und Sartres „Geschlossener Gesellschaft“ startet Richard Siegal mit seinem Stück „Model“ in der Kokerei Zollverein, Essen. Ein wesentliches Element, so die Theaterzeitung der Ruhrtriennale, wird bei ihm die Auseinandersetzung mit den zeitgenössischen und den klassischen Ballettkörpern sein. Mit Anne Teresa De Keersmaeker und Meg Stuart / Damaged Goods wird man in der Rubrik Tanz auch alte Bekannte wiedertreffen. Auch sie beschäftigen sich mit der Liebe, ihren Nuancen und dem Tod. Choreografisch geht es De Keersmaeker in „Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke“ um die Erkundung des Moments, wo aus Atmen, Geräusch, aus Rede und Gesang, Bewegung entsteht. Und Meg Stuart wird, inspiriert durch Cornelius Gurlitts objektbezogene Liebe zu seinen gehorteten Bildern, in „Until Our Hearts Stop“ solch ungewöhnlichen Formen von Liebe und Intimität nachgehen. „Liebe nimmt so viele Formen an. Warum konnte er den Genuss nicht mit anderen Menschen teilen?“, fragt die Choreografin. Wenig Tanz also diesmal, denn leider bezieht Johan Simons sein Leitmotiv „Seid umschlungen“ weniger auf die Künste und ihre Genres als auf das Ruhrgebiet insgesamt. Doch seiner Behauptung, dass das Ruhrgebiet noch immer auf der Suche nach einer neuen Identität und einem neuen Sinn sei, steht längst ein gelungener kultureller Strukturwandel gegenüber. Mag ja sein, dass Johan Simons für die Zeit seiner Intendanz eine eigene „Duftmarke“ setzen will. Aber muss dazu die Ruhrtriennale neu erfunden und zur „Ruhrtriiiennale“ werden? Ob das triple-i ein dreijähriges künstlerisches Wachstum signalisiert oder nur den Zeitrahmen seiner Intendanz, bleibt derzeit noch offen. Klaus Keil Journalist, Tanzkritiker „Seid umschlungen“ kann nämlich auch „umklammern, und Hochschuldozent ersticken“ heißen, so Simons selbst. Ruhrtriiiennale – Festival der Künste | 14.8.-26.9. | www.ruhrtriennale.de Ruhrtriennale startet im August mit Debatte Gleichzeitig entsteht vor der Jahrhunderthalle Bochum die außergewöhnliche Großinstallation „The Good, the Bad and the Ugly“. An einem Ort, an dem über 130 Jahre lang Tausende von Arbeitern Stahl gekocht, gewalzt, geschmiedet und gehämmert haben (nur mal so nebenbei: mein Opa und viele andere starben dort deshalb auch), will das niederländische Atelier Van Lieshout jetzt mal wieder einen aufregend-chaotischen Ort für Besucher schaffen. Im Zentrum steht eine Gebäudeskulptur, das „Refectorium“. Umgeben ist das von neuen Installationen wie dem „Domesticator“ und ikonografischen Arbeiten wie der „BarRectum“, dem „Workshop for Weapons and Bombs“, dem „Workshop for Medicine and Alcohol“ und schlussendlich „The Heads, Claudia & Hermann“. Was immer das auch heißen mag: Bomben-Workshop. Politik und Sex sind jedenfalls ein wiederkehrendes Motiv der Rotterdamer Kunstchaoten, die auch gewöhnliche Bürger an ihren Projekten teilhaben lassen. Mit einem Betrag von schlappen 10.000 Euro ermöglichen Sie, lieber Leser, den Bau einer Datscha und sind dann Datscha-Pate. Die erhält ein Türschild mit Ihrem Namen oder Firmenlogo. Übernachten Sie nach dem Kulturgenuss in Ihrem Kunstwerk: Während des Festivals steht Ihnen Ihr Haus 12 Tage und Nächte für private Zwecke zur Verfügung. Für Johan Simons ist das alles kein Widerspruch: „Wir wollen die Annäherung an die Bewohner des Ruhrgebiets suchen, auch an Arbeiter und Arbeitslose.“ Jawoll. Und deshalb geht alles in Dinslaken auch erst einmal mit einer Debatte los. Kurz erinnern: Arbeit stinkt, Arbeit ist scheiße. Arbeit braucht kein Mensch, der Mensch braucht nur Geld. Das ewige Cohn-Bendit-Zitat. Einer der profiliertesten Denker unserer Zeit sieht das wohl anders. Seine Aufsätze zur „Müdigkeitsgesellschaft“ und zur „Transparenzgesellschaft“ sorgten international für Aufsehen und beeinflussen aktuelle gesellschaftliche Debatten. Mich hat Byung-Chul Han jedenfals noch nicht erreicht. Aber für die Ruhrtriennale wird er über den Zusammenhang zwischen Kunst und Hoch-Zeit, zwischen Kunst, Fest und Leben nachdenken, von irgendwas muss der Mensch ja auch leben! PETER ORTMANN Ruhrtriennale | 14.8.-26.9. | www.ruhrtriennale.de 14 www.trailer-ruhr.de AMY THE GIRL BEHIND THE NAME EIN FILM VON ASIF KAPADIA www.amyfilm.co.uk Das Programm im Juli 2015 UCI EVENTS ROYAL OPERA HOUSE WILHELM TE ELL Am 5. Juli um 15.45 Uhr in den UCI KINOWELTen Ruhr Park und Duisburg Oper von Rossini live aus London ROYAL SHAKESPEARE COMPANY LO OVE LABOU OUR R‘S S WON Am 12. Juli um 17 Uhr Exklusiv in der UCI KINOWELT Ruhr Park OPERA A AND DANCE IN CINEMA Aufnahme aus Stratford-Upon-Avon ancient theater of taormina LIVE july 15, 2015 CARMEN bizet CA ARMEN LIV VE FR ROM TAORMINA Am 15. Juli um 21.30 Uhr in den UCI KINOWELTen Ruhr Park und Duisburg Live vom European Mediterranean Festival KINOWELT Mehr Infos und Tickets unter www.UCI-KINOWELT.de oder über die UCI App. Au ußerdem im m Programm:: KONZERT 25 JAHRE ESPORTS GR RATEFUL DEAD RA PR RETTY WO OMAN AL LL WORK RK ALL PLAY Am 6. Juli um 19.30 Uhr Am 9. Juli um 20 Uhr Am 28. Juli um 20 Uhr in den UCI KINOWELTen Ruhr Park und Duisburg in den UCI KINOWELTen Ruhr Park und Duisburg in den UCI KINOWELTen Ruhr Park und Duisburg FINAL CONCERT EVER! GRATEFUL DEAD - IN CINEMAS Mein Film, mein Kino, meine Meinung 16 trailer-ruhr.de Forum Film-ABC Vorspann „Liebe auf den ersten Schlag“, s.S. 20 KULTUR.KINO.RUHR. Juli 2015 FILMKRITIK-ÜBERSICHT FILMSTART-TERMINE 25.6. 2.7. 9.7. 16.7. 23.7. 24 Am grünen Rand der Welt X 22 Amy X 26 Ant-Man 25 Antboy - Die Rache der Red Fury X 20 Atlantic. X 26 Becks letzter Sommer 25 Big Business 20 Das fehlende Grau 24 Den Menschen so fern 26 Desaster 25 Die Liebe seines Lebens 25 Duff - Hast du keine, bist du Eine! 26 Entourage X 24 Escobar: Paradise Lost X 25 Freistatt 25 Für immer Adaline 21 Gefühlt Mitte Zwanzig 26 German Angst 20 Heil 23 Ich seh, Ich seh X 25 Insidious: Chapter 3 X 26 It Follows X X X X X X X X X X 30.7. X X X Kartoffelsalat X 30.7. 23 Las Insoladas - Sonnenstiche 20 Liebe auf den ersten Schlag 25 Magic Mike XXL 24 Mama gegen Papa – Wer hier verliert, gewinnt 25 Marry Me! 23 Men & Chicken X 25 Minions X 22 Señor Kaplan 26 Station to Station 25 Strange Magic 18 Taxi Teheran 25 Ted 2 26 Terminator: Genisys 26 Unknown User 22 Verliebt, verlobt, verloren 22 Worst Case Scenario X X X X X X X X X Von wegen Sommerloch! Das Best of für Freiluftgänger Sommer, das heißt: Sommerurlaub. In der Luft liegt Grillgeruch, eine erholungswütige Masse verstopft die Autobahnen, die Freibäder – sofern sich die Stadt ein solches noch leisten kann – werden belebt durch eine Mischung aus Geschrei, Platschen und Pommes Majo. Dann aber das große Sommerloch. Da Vertreter aus Politik, Sport und Kultur sich in ihre Sommerpause zurückziehen und für die Medien keine Schlagzeilen generieren, drucken stattdessen die großen, bunten Blätter die Mutter aller Deutschen in sportlicher Kleidung ab und bringen Fernsehsender schwülstig warme Sommerromanzen in die Abendunterhaltung. Setzen auch unsere Lichtspielhäuser auf das Lückenbüßerprogramm? Das aktuelle Filmprogramm in den Ruhrgebietskinos straft das groß beschriene Sommerloch Lügen, wie die folgenden Seiten dieser Ausgabe beweisen. Zudem machen sie sich mit zahlreichen Open Airs die sonst kinofeindlichen Eigenschaften des Sommers zu eigen. Passend zur Jahreszeit gibt es daher einen kleinen lockeren Sommerreiseführer für kinobegeisterte, daheim gebliebene Freiluftgänger. Den Anfang der Freiluftsaison macht das UNESCO-Welterbe Zollverein, das für viele das Wahrzeichen des Ruhrgebiets ist. Am Werksschwimmbad auf der Kokerei geht es am 2. Juli ab Einbruch der Dunkelheit programmatisch mit dem Pixarfilm „Oben“ in die Nacht hinein. Ebenfalls dem Anlass angemessen macht das Tor zum Sauerland, Hagen, mit „Magic in the Moonlight“ am 10. Juli im Kino Babylon weiter. Der kleine Hinterhof des feinen Programmkinos liegt unweit des allgemein als schäbig bekannten Hauptbahnhofes im alternativen, multikulturellen Altbau-Viertel Wehringhausen. Kein Wahrzeichen, kein großes Symbol, einfach nur gemütlich und einladend. Ähnlich denkt auch das Endstation Kino in Bochum-Langendreer, wenn es am 11. Juli seinen versteckten Hinterhof mit dem 80er Hit „Ghostbusters“ öffnet und in den Wochen danach zu einer Erkundung Bochums einlädt, wenn es weitere Orte in der Stadt Open Air bespielt. Wie beliebt Kino im Hinterhof ist, zeigt das Fiege Kino Open Air. Zum 17. Mal zeigt die Bochumer Privatbrauerei auf ihrem Gelände jeden Tag, über einen Monat hinweg Filme bei Bier und Currywurst. Den Start macht am 16. Juli Jahr der Dokumentarfilm über das bekannteste Künstlerkind des Ruhrgebiets: „Mülheim Texas – Helge Schneider hier und dort“. Dagegen wieder groß aufgezogen, mit vielleicht der schönsten Industrieromantik geht das 40-tägige Stadtwerke Sommerkino in die nächste Runde. Seit 1996 veranstalten das Filmforum und der Landschaftspark Duisburg-Nord das frische Filmfest in der hiesigen Gießhalle. In diesem Jahr legen die Musiker von trio glycerin los und begleiten am 15. Juli die Stummfilm-Groteske „Die Bergkatze“ aus dem Jahr 1921. Nicht ganz so weit zurück in der Filmgeschichte reist die Lichtburg Oberhausen. Zusammen mit dem K14 zeigt es im Hinterhof (!) Kino aus sieben Jahrzehnten. Als erstes schauen sich am 18. Juli Humphrey Bogart und Ingrid Bergmann in die Augen. X Und als wäre all dies nicht genug, kommen im August noch weitere Kinos in Dortmund, Herne und Essen in der Reihe der Freiluftveranstalter hinzu. Von Sommerloch und schwülstigen Lückenbüßern kann also im Ruhrgebiet keine Rede sein. Tipp: Es lohnt sich, mit dem Fahrrad über die schönen Radwege zum Open Air zu fahren. Licht dabei natürlich nicht vergessen! X X X Wertung unter den Filmkritiken: 1( ) bis 6 ( ) 6 Punkte = Höchstwertung Mit trailer -ruhr.de beginnt die Filmwoche Macht ihr Fahrrad verkehrstauglich und radelt zum Freiluftkino: Lisa Mertens LISA MERTENS 17 Mein Meeiinn Lesezeichen Film des Monats Widerstand mit einem Lächeln im Gesicht: Regisseur Jafar Panahi am Steuer In den eigenen vier Türen „Taxi Teheran“ von Jafar Panahi Filme? Politische [email protected] Ein mit Berufsverbot belegter Regisseur dreht einen Film im Taxi. C Tragikomischer Querschnittsfilm Das Prinzip des Films ähnelt dem Film „Ten“ (2002) von Abbas Kiarostamis, dem Landsmann und Lehrer von Jafar Panahi: Panahi sitzt am Steuer eines Taxis und fährt durch Teheran. Es steigen Gäste ein und wieder aus, zuweilen fahren mehrere Gäste mit, die sich untereinander nicht kennen. Sie teilen sich ein Stück weit das Taxi, so wie es in vielen Entwicklungsländern üblich ist. Sie unterhalten sich miteinander, reden auch mit dem „Taxifahrer“, den einer sogar als den berühmten Regisseur erkennt. Zwei Frauen mit einem Goldfisch, ein Verletzter und eine mit Panahi befreundete Anwältin steigen ein, und zwischendurch muss der Regisseur seine Nichte von der Schule abholen. Gefilmt wird mit zwei kleinen Kameras, die am Armaturenbrett befestigt sind, zusätzlich kommt die Kamera der kleinen Nichte zum Einsatz. Aus dem durchweg inszenierten Material – „Taxi“ ist keine Dokumenation“ – hat Panahi einen Querschnittsfilm editiert, in dem das Private und das Politische quer durch die gesellschaftlichen Schichten diskutiert wird. Fanal des Widerstands Auf der diesjährigen Berlinale war Jafar Panahis ‚kleiner‘ Film „Taxi“ zwischen den vielen großen Dramen des Wettbewerbs schnell ein Favorit. Als „Taxi“ dann tatsächlich den Goldenen Bären gewann, stand ebenso schnell die Frage im Raum, inwieweit der politische Kontext bei der Preisvergabe an den iranischen Film eine Rolle spielte. Denn Jafar Panahi ist nicht irgendein Regisseur, und die Berlinale hat schon länger ein besonderes Verhältnis zu dem Filmemacher: Im Jahr 2006 lief hier sein ungewöhnlicher Fußballfilm „Offside“ und gewann den Silbernen Bären. Im Jahr 2009 unterstütze Panahi die Grüne Bewegung im Iran, Anfang 2010 wurde er verhaftet und verbrachte drei Monate im Gefängnis. Weil er einen eigenen Anwalt forderte, ging er in Hungerstreik. Nach internationalen Protesten und der Zahlung einer Kaution von 200.000 Dollar kam er bis zum Prozess frei. 2010 wurde der Regisseur dann zu sechs Jahren Haft und 20 Jahren Berufs- und Ausreiseverbot verurteilt. Die Berlinale hat ihn daraufhin 2011 in die Wettbewerbs-Jury eingeladen. Sein Stuhl blieb bis zuletzt leer, die Aufsehen erregende Aktion verschaffte Panahi und seiner Situation aber eine weltweite Aufmerksamkeit. Nach dem Urteil im Iran hat Panahi trotzdem unter den widrigen Bedingungen des Berufsverbots und seiner vorläufig als Hausarrest vollzogenen Haftstrafe zwei Filme in den eigenen vier Wänden gedreht, die wie nun auch „Taxi“ auf unterschiedlichsten Wegen außer Landes gebracht und auf internationalen Festivals gezeigt wurden: „This Is Not a Film“ von 2011 lief in Cannes und entfaltet anhand eines gewöhnlichen Tages im Leben des unter Hausarrest stehenden Panahi einen dokumentarischen Diskurs über Meinungsfreiheit und die Angst vor Verfolgung. Im Jahr 2013 folgte mit Mein Film, mein Kino, meine Meinung Wir freuen uns auf Post. „Pardé“ Panahis erster Spielfilm seit „Offside“. Auch „Pardé“ lief 2013 in Berlin im Wettbewerb und gewann dort den Silbernen Bären. Der Film erzählt in teils surrealen, traumähnlichen Szenarien von einem Schriftsteller, der sich in einem Haus verschanzt hat und schließlich eine mysteriöse Besucherin empfängt. Irgendwann taucht auch in diesem Film Jafar Panahi als Jafar Panahi auf. Guter Film in schlechten Zeiten Auch in „Taxi“ spielt Panahi sich selbst. In seinem neuen Film wagt er sich aber erstmals mit der Kamera vor die Tür, und es sind zunächst auch schlicht die Bilder von den Straßen Teherans, die einen fesseln: Wir sehen den Alltag in einem Land, dessen Alltag für uns hinter dem politischen Drama des Landes weitgehend verschwindet. Im Inneren des Taxis schleichen sich durch die Gespräche nur langsam die Themen des Films ein: politischer Widerstand, Repression, Überwachung, Zensur. Mehrmals klettert der Film auf die Metaebene des Filmemachens: Ein erstes Mal, wenn ein Fahrgast den Fahrer erkennt und ihm zu seinen Filmen gratuliert, um ihm kurz darauf ZUR PERSON DVD-Raubkopien anzubieten. Ein weiteres – und dies Der iranische Regisseur ist unverkennbar einer der Höhepunkte des Films – Jafar Panahi wurde 2010 wenn seine kleine Nichte von einem Filmprojekt in der zu sechs Jahren Haft und Schule erzählt: Die iranischen Gebote für das Filme20 Jahren Berufsverbot verurteilt. machen, die die Lehrerin im Unterricht vorgibt (und die Trotzdem dreht er weiter natürlich die gleichen Gebote bzw. Verbote sind, mit Filme und wird regelmädenen auch Panahi zu kämpfen hat), zerlegt sie mit ßig auf internationalen Festivals gefeiert. entwaffnend kluger, kindlicher Dialektik. Bei aller Tragik der Situation und tiefe der Diskussion: Es ist die große Kunst Panahis, dass er von all dem mit Leichtigkeit und Humor erzählt. Der Film ist ein Fanal des Widerstands und der Hoffnung, der seinen Widersachern trotz aller Gefahr mit einem Lächeln im Gesicht entgegentritt. Es ist daher kaum möglich, diesen Film, der eine Geste des Widerstands ist, nur als Film zu sehen (vor allem, weil der Film am Schluss in einem unauflösbaren, augenzwinkernden Widerspruch auch wieder so ein Statement wie „This Is Not a Movie“ verkündet). Insofern spielte bei der Preisvergabe auf der Berlinale natürlich der Kontext eine Rolle. Doch ebenso liegen die Qualitäten des Films auf der Hand. Dass muss man erst einmal schaffen – ein solches Thema unter solchen Bedingungen dermaßen unterhaltsam, locker und zugleich klug zu verhandeln. „Taxi Teheran“ ist ein guter Film in schlechten Zeiten. CHRISTIAN MEYER TAXI TEHERAN Berlinale 2015: Goldener Bär IRN 2015 - Komödie - 86 Min - o. Altersb. - Regie: Jafar Panahi mit: Jafar Panahi, Hana Saeidi Start: 23.7. BO: Metropolis/Casablanca, Union 18 trailer-ruhr.de Forum Kritikerspiegel Ruhr Juli 2015 Die häufigsten Nennungen Sascha Westphal EPD-Film WAZ German Angst von Buttgereit, Herausragend Marschall, Kosakowski Sebastian Ko WDR Ingrid Bartsch ARD 1 LIVE Morgenmagazin R.-Ruediger Hamacher film-Dienst Taxi Teheran von J. Panahi Men & Chicken von A. T. Jensen Susan Vahabzadeh Süddeutsche Zeitung Christian Meyer choices Taxi Teheran von J. Panahi Taxi Teheran von J. Panahi Taxi Teheran von J. Panahi Amy von A. Kapadia Taxi Teheran von J. Panahi Amy von A. Kapadia It Follows von D. R. Mitchell Ich seh, Ich seh Liebe auf den von ersten Schlag V. Franz von T. Cailley Verena Lueken Kultur.Kino.Köln. FAZ Bemerkenswert Den Menschen so fern von D. Oelhoffen Freistatt von M. Drummund Ich seh, Ich seh von V. Franz Liebe auf den ersten Schlag von T. Cailley Best of Comedy Duff – Hast du keine, bist du eine von A. Sandel Men & Chicken von A. T. Jensen Worst Case Scenario von F. Müller Men & Chicken von A. T. Jensen Best of Drama Ich seh, Ich seh von V. Franz Ich seh, Ich seh Am grünen Rand (...) von V. Franz von T. Vinterberg Am grünen Rand (...) von T. Vinterberg Besondere Erwähnung Amy von A. Kapadia Amy von A. Kapadia Heil Heil Station to von von Station D. Brüggemann D. Brüggemann von D. Aitken Señor Kaplan von A. Brechner Daniel Kothenschulte Frankfurter Lars-Olav Beier Spiegel Katja Nicodemus Die Zeit Cristina Nord taz Frank Brenner trailer Rundschau Kultur.Kino.Ruhr. Heil von D. Brüggemann Am grünen Rand (...) von T. Vinterberg Duff – Hast du keine, bist du Eine! von A. Sandel Gefühlt Mitte Zwanzig von N. Baumbach Taxi Teheran von J. Panahi Amy von A. Kapadia Escobar: Paradise Lost von A. Di Stefano Gefühlt Mitte Zwanzig von N. Baumbach Heil von D. Brüggemann Den Menschen so fern von D. Oelhoffen Die Liebe seines Lebens von J. Teplitzky Ich seh, Ich seh Taxi Teheran von V. Franz von & S. Fiala J. Panahi Kino-Kalender Ruhr PREVIEWS, FILMREIHEN, FESTIVALS & SONDERVORFÜHRUNGEN 29.6. 20 Uhr DAS FEHLENDE GRAU, Rio Mülheim Das Drama über den nächtlichen Streifzug einer jungen Frau wurde in Duisburg gedreht. Anschl. Gespräch mit der Regisseurin, Marc Dietschreit u.a. 11.7. ca. 22 Uhr GHOSTBUSTERS, Endstation Bochum Im Hinterhof des Langendreerer Kinos werden Open Air Geister gejagt. 12.7. 13 Uhr IDA, Casablanca Bochum Die Novizin Ida entdeckt ihre tragische Vergangenheit. Sektmatinée. 1.7. 14.30 Uhr THE IMITATION GAME, UCI Bo/Du Über die Genies, die die Enigma entschlüsselten. Kino Café in Kooperation mit trailer-ruhr. 15.7. ca. 22 Uhr DIE BERGKATZE, Landschaftspark Duisburg-Nord Die Stummfilm-Groteske aus dem Jahr 1921 wird Open Air begeleitet von trio glycerin. In Koop. mit dem Filmforum. 2.7. ab 20.30 Uhr OBEN, Werksschwimmbad Zollverein Essen Der beste Animationsfilm bei den Oscars 2010 eröffnet das Open Air Kino auf Zollverein. 3.7. 19 Uhr GERMAN ANGST, Roxy Dortmund Die Fakultät Kulturwissenschaften der TU Dortmund zeigt den Horror von Jörg Buttgereit im Rahmen ihres Seminars „The Cinema of Unpleasure“. Der Bad Boy unter den deutschen Regisseuren ist für ein Filmgespräch zu Gast. 16.7. ca. 22 Uhr MÜLHEIM TEXAS – HELGE SCHNEIDER HIER UND DORT, Fiege Brauerei Bochum Die 17. Runde des Open Air Kinos im Hof der Privatbrauerei wird von der unterhaltsamen Doku über den Mülheimer eröffnet. Das fehlende Grau 3.7. 10 Uhr DOKUMENTARFILM UND LITERATUR, Kino im U Dortmund Verschiedene Filmbeiträge zur Tagung, die vom Studiengang MA Film der FH Dortmund und der Dokumentarfilminitiative im Filmbüro NW veranstaltet wird. 18.7. ca. 22 Uhr BIRDMAN, Kunstmuseum Bochum Der Oscar-Abräumer unter freiem Himmel. Veranstaltet vom Endstation. 3./4.7. 22.30 Uhr LEVIATHAN, Casablanca Bochum Russisches Drama mit Musik von Philip Glass in der Reihe FilmplusX. 19.7. 18.30 Uhr EVER, Schauburg Dortmund Zum 3-jährigen Jubiläum der lesbischen Filmreihe das bewegende RomantikDrama. OmU. 5.7. 12 Uhr EINSAME GEBURT – HEBAMMEN IN NOT, Schauburg Dortmund Doku über die ungewisse Zukunft von Hebammen in Deutschland. Leviathan 8.7. 10.30 Uhr KINDERWAGENKINO, sweetSixteen Dortmund Das Kino im Depot zeigt einmal im Monat einen Film aus dem Programm in babyfreundlicher Atmosphäre. Frau Müller muss weg! 23.7. ab 20.30 Uhr MARY POPPINS, Werksschwimmbad Zollverein Essen Open Air Kino mit dem Musical-Fantasyklassiker aus dem Jahr 1964. 24.7. 22.10 Uhr 5 ZIMMER KÜCHE SARG, Babylon Hagen Die erfolgreiche Horrorkomödie aus Neuseeland unterm Sternenhimmel. 8.7. 20 Uhr TERMINATOR: GENISYS, Bofimax Bochum Arnie is back! Preview. 25.7. ca. 22 Uhr DIE KATZE AUF DEM HEISSEN BLECHDACH, Lichtburg Oberhausen Klassiker und Verfilmung des Theaterstücks von Tennessee Williams. Open Air Kino. 9.7. 20 Uhr PRETTY WOMAN, UCI Bo/Du Die Alltime-Romanze mit Julia Roberts und Richard Gere in einer Sondervorstellung zum 25. Jubiläum. Mit trailer -ruhr.de beginnt die Filmwoche 22.7. ca. 22 Uhr FRAU MÜLLER MUSS WEG!, Fiege Brauerei Bochum Amüsant-ironischer Blick auf die Eltern-Schüler-Lehrer-Beziehung mit Anke Engelke. Open Air Kino. 22.7. 20 Uhr MAGIC MIKE XXL, UCI Bo/Du Channing Tatum ist wieder groß auf der Bühne. Preview mit Sekt in der women‘s night. 7.7. 18/ 20.30 Uhr DIE AUGEN DES ENGELS, Schauburg Gelsenkirchen Basierend auf dem Mordfall Amanda Knox. Mit Daniel Brühl. KoKi. 10.7. 22.15 Uhr MAGIC IN THE MOONLIGHT, Babylon Hagen Woody Allens letzter Film beim Kino unterm Mondlicht. Watchmen 18.7. ca. 22 Uhr CASABLANCA, Lichtburg Oberhausen Open Air Kino mit Filmen aus sieben Jahrzehnten in Koop. mit K14. 3.7. 22.30 Uhr TERMINATOR, CineStar Dortmund Vor Genisys kommt Arnie noch einmal mit dem ersten Teil zurück. 5.7. 19.30 Uhr KIND 44, CineStar Dortmund Regelmäßig zeigt das CineStar aktuelle Filme in Originalversion. Diesmal die Verfilmung des britischen Bestsellers. 16.7. 19.30 Uhr WATCHMEN, StudienKreis Film Who watches the Watchmen? Düstere und brutale Adaption der Graphic Novel. Originalversion. Pretty Woman 19 28.7. 20 Uhr CIEN AÑOS DE PERDON, Filmstudio Essen Thriller-Komödie basierend auf dem venezolanischen Bankencrash Mitte der 90er. Reihe Ciñol. OmU. 5 Zimmer Küche Sarg Mein Meeiinn Lesezeichen Film-Kritik Unkonventionelle Annäherung: Madeleine (Adèle Haenel) und Arnaud (Kévin Azaïs) Nazi Sven Stanislavski (Benno Fürmann) startet seine Brachial-Offensive Apokalypse jetzt! Angriff! „Liebe auf den ersten Schlag“ von Thomas Cailley „Heil“ von Dietrich Brüggemann Die schlagfertige Madeleine macht es Arnaud nicht leicht. C Überraschend andere Comic-of-Age Romanze Ein Schwarzer Buchautor wird zum Spielball der Interessengruppen. C Brachiale Nazi-Komödie Arnaud lernt die toughe Madeleine auf ungewöhnlichem Weg kennen: Bei einer Anwerbeaktion der Armee – einem Selbstverteidigungskurs – muss er mit ihr kämpfen. Im Gegensatz zu ihm ist Madeleine tatsächlich auf einem Survivaltrip, denn sie glaubt, dass die Apokalypse naht. Er findet sie faszinierend, doch sie lässt ihn abblitzen. Als beide in einem Ferienlager der Armee landen, müssen sie lernen, miteinander klarzukommen. Und plötzlich steht auch noch die Apokalypse vor der Tür! Cailleys ungewöhnliches Teenager-Debüt hat in Frankreich zahlreiche Preise abgeräumt, und man kann sich nur freuen über so viel Mut, ein Coming-of-Age-Drama auf diese Art zu erzählen. Die weibliche Hauptfigur wie auch die mäandernde Dramaturgie sind ungewöhnlich. CHRISTIAN MEYER Nach seiner ästhetisch sehr formalen Abrechnung mit christlichem Extremismus in „Kreuzweg“ widmet sich Dietrich Brüggemann in „Heil“ allem anderen: Neonazis inklusive der Hipstervariante Nipster, Verfassungsschutz, Politik, Polizei, Medien – in der filmisch konträr zu „Kreuzweg“ angelegten Groteske bekommt jeder sein Fett weg. Dass bei einer derart brachialen Methode nicht nur feine Skulpturen geschnitzt werden, ist klar. Brüggemann schreddert laut tönend durch den bundesrepublikanischen Irrsinn und lässt einen Schwarzen mit Gedächtnisschwund zum Aushängeschild einer modernen Nazitruppe werden, während der Verfassungsschutz den Umsturz finanziert und die Medienwelt den Ereignissen hinterher hechelt. Unzählige Cameoauftritte von Andreas Dresen bis zu Brüggemann selbst würzen diese Groteske. CHRISTIAN MEYER trailer verlost 1 Fanpaket (Karten, Plakat, Strandtuch) bis 5.7. auf trailer-ruhr.de LIEBE AUF DEN ERSTEN SCHLAG César 2015: Bester Debütfilm F 2014 - Drama / Lovestory - 98 Min - ab 12 J. - Regie: Thomas Cailley mit: Adèle Haenel, Kévin Azaïs, Antoine Laurent HEIL Start: 2.7. BO: Metropolis/Casablanca D 2015 - Komödie / Satire - Regie: Dietrich Brüggemann mit: Benno Fürmann, Daniel Zillmann, Jerry Hoffmann Start: 16.7. GE: Apollo Verzweifelte Verführerin (Sina Ebell) Alexandra (Thekla Reuten) schürt Fettahs Sehnsucht Das Sehnen Heul doch! „Atlantic.“ von Jan-Willem van Ewijk „Das fehlende Grau“ von Nadine Heinze & Marc Dietschreit Ein Marokkaner schnappt sich sein Surfbrett und folgt seinem Freiheitsstreben. C Poetisches Drama über eine Sinnsuche Eine persönlichkeitsgestörte Frau wird zur sadistischen Männerfalle. C Ungeschöntes Drama über eine tragisch verlorene Seele „Europa. Du kommst, und du gehst“, flüstert Fettah (Fettah Lamara) aus dem Off. Der Marokkaner lebt vom Fischen und betreut Touristen aus Europa, die im Sommer zum Surfen anreisen. Und die in Fettah ein schleichendes Fernweh wecken. Eine Niederländerin schürt die Sehnsucht, und der Marokkaner beschließt, ihr mit dem Surfbrett über den Atlantik zu folgen. Das wundervoll fotografierte und sinnlich erzählte Drama folgt dem Mann auf seinem Board, lauscht, wie er sinniert über Sehnsucht, Aufbruch, Macht und Freiheit. Rückblenden geben Einblicke in sein bisheriges Leben, von Heimat und Bindung. Und so ist dieser Film nicht nur ein Emigrationsdrama oder ein etwas anderer Surferfilm. „Atlantic.“ ist nicht zuletzt ein wundervoll subtil inszeniertes Drama über Aufbruch und Abschied. HARTMUT ERNST Eine Frau begegnet Männern. In der Kneipe, im Hotel und in deren Wohnung. Sie ist die Verführerin, mal ungeschminkt, mal aufgetakelt, begehrt von den triebgesteuerten Männern. Auf deren Geilheit baut die Frau ihre Macht auf und spielt Spielchen, mit denen sie sich mitunter selbst in Gefahr bringt. Erinnerungsfetzen erzählen von Begegnungen der Protagonistin mit einem Mädchen, von dem sie abgelehnt wird. Verschachtelt verweben Nadine Heinze und Marc Dietschreit unschöne Begegnungen zwischen einer verlorenen Frau und erbärmlichen Männern. Die Story bleibt dünn und stagniert, die Stärke des Films ist die Intensivität der Begegnungen, die mitunter in langen Einstellungen schmerzlich zelebriert wird. Ungeschönte Momente zwischen Verzweiflung, Machtspiel und Borderline. HARTMUT ERNST ATLANTIC. Niederlande 2013: Development Award, Jan-Willem van Ewijk DAS FEHLENDE GRAU NL/B/D/M 2014 - Drama - Regie: Jan-Willem van Ewijk mit: Fettah Lamara, Thekla Reuten, Mohamed Majid Start: 25.6. D 2014 - Drama - 79 Min - Regie: Nadine Heinze, Marc Dietschreit mit: Sina Bell, Rupert Seidl, Albert Bork BO: Endstation, E: Filmkunsttheater BO: Endstation, DU: Filmforum, E: Filmkunsttheater Mein Film, mein Kino, meine Meinung 20 Start: 25.6. trailer-ruhr.de Forum Hintergrund Josh gehört nirgendwo richtig dazu Neustart „Gefühlt Mitte Zwanzig“ von Noah Baumbach Josh lernt den jüngeren Jamie kennen und fühlt sich wieder wie zwanzig. C Komödie um einen Dokumentarfilmer in der Midlife-Crisis Vor fünf Jahren schickte Regisseur Noah Baumbach in seinem Film „Greenberg“ Ben Stiller als einen desorientierten, vierzigjährigen Berufsjugendlichen nach Los Angeles, wo er mit seinem unbeholfenen Loser-Zynismus bei den Jüngeren in seiner Umgebung gar nicht landen konnte. Sein neuer Film „Gefühlt Mitte Zwanzig“ könnte eine Fortsetzung sein, denn auch hier spielt die sogenannte Midlife-Crisis eine weitere Hauptrolle neben den Protagonisten aus Fleisch und Blut: der Dokumentarfilmer Josh und seine Frau Cornelia (Naomi Watts) – beide Mitte 40 und der halb so alte Jungfilmer Jamie (Adam Driver) mit seiner Freundin Darby (Amanda Seyfried). Josh, auch hier von Ben Stiller gespielt, ist zwar weder Single, noch arbeitslos, noch hatte er gerade einen Nervenzusammenbruch wie Greenberg. Doch die Grundhaltung der beiden Charaktere ist verwandt: Sie sehen, wie die Gleichaltrigen sesshaft werden, Familien gründen und Karriere machen. Zugleich werden sie durch eine jüngere Generation daran erinnert, welche Ideale und Ziele sie einst hatten. Sie selber hängen zwischen diesen beiden Polen und gehören nirgendwo richtig dazu. Das fühlt auch Josh, doch er lässt sich von Jamie, der seine früheren Arbeiten bewundert, mitreißen und will sich noch mal auf die Seite der Mittzwanziger schlagen. Den Enthusiasmus, den er bei Jamie so bewundert, hat er selbst längst verloren. Aber warum sollte er sich nicht noch mal jung fühlen dürfen? Und so werden Josh, Cornelia, Jamie und Darby beste Freunde. Schließlich arbeiten sie sogar zusammen an einem Film. Doch das Projekt wird für sie zur Zerreißprobe … Nicht von ungefähr gilt Noah Baumbach („Frances Ha“) vielen als Nachfolger von Woody Allen: Er hat einen Hang zu leicht neurotischen, aber im Grunde sympathischen Typen, die sich mehr schlecht als recht mit kreativen Tätigkeiten durch den Alltag schlagen. Alle stecken sie in einer Krise, an einem Wendepunkt oder vor einer Herausforderung. Alle suchen sie nach ihrem Platz im Leben oder merken nicht einmal, dass sie ihn noch nicht gefunden haben – was noch tragischer ist. Baumbach hat nichts gemein mit dem brachialen, körperbetonten Humor der Judd-Apatow-Schule (James Franco, Seth Rogan, Jason Segel), allerdings gibt es einen Link zu Apatow, der in den 90er Jahren Produzent und Autor der Ben-Stiller-Show war. Zwischen dem Dialogwitz gibt es vereinzelt Elemente der Body Comedy, vor allem, wenn Ben Stiller als Josh – angespornt von Jamies Jugendlichkeit – die körperlichen Möglichkeiten eines 45-Jährigen überschätzt. Der sich wegen der Profession der Hauptfiguren durch den gesamten Film ziehende Diskurs über den Dokumentarfilm könnte ein Bonus für den Filmfan und Medientheoretiker sein, erzählt aber wenig Neues. Das stört aber kaum den Eindruck einer grundsympathischen, lustigen als auch nachdenklichen Komödie über eine Generation, die mit der Kluft zwischen gefühltem Alter und dem Blick in den Spiegel hadert. CHRISTIAN MEYER GEFÜHLT MITTE ZWANZIG USA 2014 - Komödie / Drama - 97 Min - o. Altersb. - Regie: Noah Baumbach mit: Ben Stiller, Naomi Watts, Adam Driver Start: 30.7. BO: Metropolis/Casablanca, Endstation, UCI, DU: UCI, GE: Apollo, Schauburg GEFÜHLT MITTE ZWANZIG – Am Rande Das Verhältnis zwischen Filmemachern und Kritikern ist nicht immer harmonisch, und das weiß auch Noah Baumbach. Der berühmt-berüchtigte Filmkritiker Armond White sagte einst über ihn: „Baumbach ist ein Arschloch. Um das zu sehen, muss ich ihn nicht kennenlernen. Es reicht, wenn ich seine Filme sehe“. Ob er darüber hinaus noch gesagt hat, Baumbachs Mutter hätte besser abgetrieben, ist umstritten. Aber wenn jemand mit Filmkritikern umgehen kann, dann wohl Baumbach: Beide Elternteile waren Filmkritiker: Sein Vater Jonathan Baumbach für „Film Critic“ und „The Partisan Review“, seine Mutter für „The „Village Voice“. Wer solche Eltern hat und sich trotzdem für eine Karriere Mit trailer -ruhr.de beginnt die Filmwoche 21 als Regisseur entscheidet, braucht ein dickes Fell. Nach eigener Aussage hat Baumbach seinen Eltern alle Drehbücher gezeigt, außer dem zu „Der Tintenfisch und der Wal“ (OT: „The Squid and the Whale“, 2005), einem teils autobiografischen Film, in dem er die Scheidung seiner Eltern verarbeitet. Die Vermischung von Generationenkonflikt und künstlerischer Arbeit findet sich auch in „Gefühlt Mitte Zwanzig“: Während Joshs Eltern im Film nicht vorkommen, ist sein Schwiegervater ebenfalls Dokumentarfilmer – und im Gegensatz zu Josh erfolgreich. JON WITTE Mein Meeiinn Lesezeichen Film-Kritik Aufschlussreiche Blicke auf die letzten Zeugnisse zerrissener Bindungen „Alte Seele in einem jungen Körper“: Amy Winehouse Hinterlassenschaft Back to Black „Verliebt, verlobt, verloren“ von Sung-Hyung Cho „Amy“ von Asif Kapadia DDR-Familien blicken zurück auf verschollene, nordkoreanische Väter. C Doku über Liaisons zwischen Bürgern aus der DDR und aus Nordkorea Das Leben von Amy Winehouse. C Sehr persönliche Doku über die früh verstorbene Sängerin Anfang der 50er schickte das kriegserschütterte Nordkorea Studenten in die DDR, um von den dabei gewonnenen Erkenntnissen nachhaltig zu profitieren. Obwohl die Mission klar auf Aneignung von Wissen ausgerichtet war, kam es mitunter dazu, dass sich Nordkoreaner und Ostdeutsche ineinander verliebten. Sie gingen Partnerschaften ein, zeugten Kinder, wurden jedoch, sobald sie das Diplom in der Tasche hatten, wieder abberufen. Oft auf Nimmerwiedersehen. Sung-Hyung Cho („Full Metal Village“) besucht Frauen und deren Kinder, die vom Partner und Vater verlassen wurden. Ihre mit netten Animationen gespikkte Dokumentation liefert interessante Einblicke in einen besonderen Kulturaustausch, in dem sich heiter komische und aufwühlend tragische Momente gelungen die Waage halten. HARTMUT ERNST „Ich glaube nicht, dass ich jemals berühmt werde. Außerdem könnte ich bestimmt nicht mit dem Erfolg umgehen. Wahrscheinlich würde ich durchdrehen.“ Eigentlich könnte man meinen, dass bereits alles über Amy Winehouse gesagt wurde, doch Asif Kapadia wirft in seiner Biografie „Amy“ einen bemerkenswert persönlichen Blick auf das Leben des Popstars. Wie in seinem „Senna“ verzichtet er darauf, die Interviewpartner zu zeigen, und verwendet stattdessen zahlreiche bisher unveröffentlichte (Privat-)Aufnahmen. Nicht immer gelingt ihm dabei die Gratwanderung jenseits des Voyeurismus. Der Film ist dann am stärksten, wenn er an das einzigartige Talent von Winehouse erinnert, die ihre Karriere als Jazz-Sängerin begann und leider viel zu früh auch wieder beendete – im Duett mit ihrem Idol Tony Bennett. SIMONE SCHLOSSER VERLIEBT, VERLOBT, VERLOREN AMY D 2015 - Dokumentarfilm - 95 Min - o. Altersbeschränkung Regie: Sung-Hyung Cho Start: 25.6. BO: Endstation GB 2015 - Dokumentarfilm - 127 Min - Regie: Asif Kapadia mit: Amy Winehouse Start: 16.7. BO: Metropolis/Casablanca Durchdrehen statt Drehen: Hauptdarstellerin Meike (Laura Tonke) Hobbi-Nazijäger Jacob Kaplan (Héctor Noguera) wittert den großen Wurf Polen. Ein Sommermärchen Eichmann-Déjà-vu „Worst Case Scenario“ von Franz Müller „Señor Kaplan“ von Álvaro Brechner Georg wachsen die Dreharbeiten in Polen über den Kopf. Komödie über ein gescheitertes Filmprojekt In einer Strandbar entdeckt ein Jude einen Alt-Nazi und plant dessen Entführung nach Israel. C Melancholische Tragikomödie über Altwerden und Vergangenheitsbewältigung Regisseur Georg (Samuel Finzi) und Kostümbildnerin Olga (Eva Löbau) wollen zur EM in Polen eine Fußball-Komödie drehen. Doch kurz vor Produktionsbeginn wird der Film abgesagt. Georg will das Projekt trotzdem durchziehen, aber jeden Tag verlässt ein anderes Teammitglied das sinkende Schiff. Außerdem ist Olga ungewollt von ihm schwanger. Regisseur Franz Müller hat seine eigene Geschichte verfilmt. Als sein Projekt kurzfristig platzt, beschließt er, einen Film über dieses Scheitern zu drehen. Mit einem kleinen Team hat er im Sommer 2012 mehren Wochen auf einem Campingplatz in Polen verbracht. Die Dialoge sind improvisiert. Einige Darsteller sind Laien. Vermutlich ist das der Grund dafür, dass die Komödie so gut funktioniert, denn hier spielt fast jeder ein Stück weit sich selbst. SIMONE SCHLOSSER Da könnte er mit seinen 76 Jahren doch endlich mal beweisen, dass auch Rentner Mumm in den Knochen haben und die Welt verbessern können: Jacob Kaplan ist fest davon überzeugt, dass der Strandbar-Besitzer Julius Reich ein Nazi ist und will ihn kidnappen und seiner gerechten Strafe zuführen. Als er seinen gelegentlichen Chauffeur Wilson, ein heruntergekommener ehemaliger Polizist, für den Coup anheuert, gerät das Ganze zu einem amüsant-melancholischen Don-Quichotte/Sancho-Panza-Abenteuer, bei dem beide ständig Gefahr laufen, sich lächerlich zu machen oder zu Helden zu werden. Brechners entlockt dabei den drei Hauptdarstellern gekonnt jene Zwischentöne, die wunderbar mit der Ambivalenz der überraschend endenden Geschichte korrespondieren. ROLF-RUEDIGER HAMACHER WORST CASE SCENARIO SENOR KAPLAN D 2014 - Komödie - 82 Min - o. Altersb. - Regie: Franz Müller mit: Eva Löbau, Samuel Finzi, Laura Tonke Start: 2.7. UR/E/D 2014 - Komödie - 98 Min - o. Altersb. - Regie: Álvaro Brechner mit: Héctor Noguera, Néstor Guzzini, Rolf Becker BO: Endstation BO: Metropolis/Casablanca Mein Film, mein Kino, meine Meinung 22 Start: 9.7. trailer-ruhr.de Forum Pfeifen zunehmend drastisch auf die Mutter-Kind-Bindung: Lukas und Elias Gabriel (David Dencik, l.) lüftet Verwandtschaftsverhältnisse Horror Zwillinge Mutanten-Stadl „Ich seh, Ich seh“ von Veronika Franz & Severin Fiala „Men & Chicken“ von Anders Thomas Jensen Ein Zwillingspaar hält die Mutter für eine Ersatzfrau. C Untergründiger Horrorfilm Zwei ungleiche Brüder auf der Suche nach ihren biologischen Eltern. C Schwarzhumorige Komödie mit Slapstickeinlagen Sie tollen durch Maisfelder, erkunden eine Höhle, schwimmen im Bergsee. In schönstem Sommerlicht erkunden die blonden Zwillinge Lukas und Elias (Lukas und Elias Schwarz) ihre Welt, aber die Idylle wirkt trügerisch. Erwachsene fehlen zunächst, doch dann kehrt die Mutter (Susanne Wuest) zurück, das Gesicht bandagiert und auch sonst fremd und herrisch. Ein Kleinkrieg entsteht, dessen Ursache sich erst allmählich enthüllt. Das österreichische RegieDuo Veronika Franz und Severin Fiala gab den Darstellern das Skript vor dem Dreh seines ersten Spielfilms (produziert von Ulrich Seidl) nicht zu lesen und erschafft mit Hilfe dieses Tricks und der hervorragenden Kameraarbeit eine durchweg spannende Genre-Inszenierung, die auch vor drastischen Szenen nicht zurückschreckt. INGRID BARTSCH Einer schräger als der andere! Aber zunächst sind da nur die beiden Brüder Gabriel und Elias, deren Vater ihnen auf dem Sterbebett eine Videoaufzeichnung mitgibt, auf der er ihnen ein Geheimnis von großer Tragweite mitteilt: Ihre Eltern waren nicht ihre biologischen Eltern und außerdem haben sie unterschiedliche Mütter. Während ihr fast hundertjähriger Vater auf einer kleinen dänischen Insel lebe, seien ihre Mütter im Kindbett gestorben. Der Schock sitzt tief, vor allem bei dem etwas dümmlichen, permanent masturbierenden Elias, der stets die Nähe seines Bruders sucht. Gabriel – Evolutionspsychologe und Philosoph mit Lehrstuhl – ist hingegen ganz froh, dass Elias anscheinend nur noch sein Halbbruder ist. Dennoch machen sie sich gemeinsam auf und reisen zu der fast menschenleeren Insel, um das Geheimnis ihrer Herkunft zu lüften. Auf einem halb verfallenen Gut treffen sie auf drei weitere Söhne ihres Vaters – einer verrückter als der andere – und unzählige Tiere, die im ganzen Haus umherlaufen. Im oberen Geschoss liegt ihr erkrankter Vater. Doch dort lassen ihre neuen Halbbrüder sie nicht hin. Gabriel will das nicht hinnehmen und stellt Forschungen an. Langsam erhärtet sich ein grausamer Verdacht ... ICH SEH, ICH SEH A 2014 - Drama / Horror - 100 Min - ab 16 J. - Regie: Veronika Franz, Severin Fiala mit: Susanne Wuest, Lukas Schwarz, Elias Schwarz Start: 2.7. DO: Roxy Ein Traum nimmt Gestalt an beim Sonnenbad Here Comes the Sun „Las Insoladas – Sonnenstiche“ von Gustavo Taretto Sechs argentinische Freundinnen träumen vom Glück. C Sommerlich inszenierte Tragikomödie Anders Thomas Jensens Kinoerfolge „Dänische Delikatessen“ und „Adams Äpfel“ liegen schon eine Weile zurück – seit „Adams Äpfel“ sind nun schon zehn Jahre vergangen. Für seinen neuen Film hat sich der Meister des Schwarzen Humors ein wenig Zeit gelassen, doch spätestens, wenn die Handlung auf der Insel angekommen ist und das fein säuberlich heruntergekommene Setting mit viel Liebe zum Detail eine bedeutende Nebenrolle im Film einnimmt, vergisst man das. Gedreht wurde unter anderem in einem riesigen, halb zerfallenen ehemaligen Sanatorium in Brandenburg, während die Aufnahmen von der Insel in Dänemark realisiert wurden. Auch die digitalen Spezialeffekte lassen den im Vergleich zu den Vorgängern größeren Aufwand erahnen. Cast und Crew speisen sich hingegen zum Teil immer noch aus den Zeiten von „Adams Äpfel“: Drei der fünf Hauptrollen sind mit Darstellern aus dem erfolgreichen Vorgänger besetzt, allen voran Mads Mikkelsen als Elias, der mit einem unglaublichen Style und einem tumben Charakter nicht nur beim ersten Auftritt alleine durch seine Präsenz für einen Lacher sorgt. Tatsächlich funktioniert der Film aber auf den unterschiedlichsten emotionalen Ebenen. Da gibt es eben jenes Äußere und den Schwachsinn der Hauptfiguren. Dann überrascht der Film mit einigen Slapstickeinlagen, die in ihrer brachialen Art an die Frühgeschichte des Films erinnern. Dann gibt es natürlich den finsteren Humor, den man von Regisseur und Drehbuchautor Jensen gewohnt ist. Und schließlich entfaltet der Film zunehmend einen tiefen Humanismus, der einen am Schluss bei allem Irrsinn regelrecht berührt zurücklässt. Buenos Aires, 1995: Sechs Freundinnen in Bikinis verbringen einen Tag auf einer sonnenüberfluteten Terrasse über den Dächern der Stadt. Am Abend treten sie an zu einem Salsa-Wettbewerb. Die Frauen sonnen sich, sie quatschen, lachen, zicken, führen Smalltalk. Aber nein: Das ist hier kein argentinischer „Sex and the City“-Ableger. So leichthändig und knackig Regisseur Gustavo Taretto sein Kammerspiel auf der Terrasse auch inszeniert, so schlei- Jensens „Men & Chicken“ geht an die Abgründe des menschlichen Daseins. chend beginnt das Drama zu berühren, wenn die Freundinnen anfangen, von Genau dadurch erfasst er das Menschsein in seiner ganzen Bandbreite und einem Urlaub in Kuba zu träumen, den sie sich nicht leisten können. Wenn ver- erinnert darin vor allem an große alte Horrorklassiker wie „Frankenstein“ oder meintliche Sorglosigkeit in existenzielle Sehnsucht umschlägt. Eine Komö- „Freaks“. Meg Stuart/Damaged Goods: „Until Our Hearts die, die abtaucht unter die Oberfläche sonnengebräunter Haut, die berührt Stop“, Foto: Iris Janke CHRISTIAN MEYER und dabei sommerlich bleibt. HARTMUT ERNST LAS INSOLADAS – SONNENSTICHE ARG 2014 - Komödie - 102 Min - Regie: Gustavo Taretto mit: Carla Peterson, Luisana Lopilato, Violeta Urtizberea MEN & CHICKEN Start: 30.7. BO: Endstation Mit trailer -ruhr.de beginnt die Filmwoche DK/D 2014 - Komödie - 104 Min - ab 12 J. - Regie: Anders Thomas Jensen mit: Mads Mikkelsen, David Dencik, Nikolaj Lie Kaas Start: 2.7. BO: Metropolis/Casablanca, DO: Roxy 23 Mein Meeiinn Lesezeichen Film-Kritik Schwankt zwischen Freiheitsliebe und Hingabe: Bathsheba (Carey Mulligan) Unfreiwillige Schicksalsgefährten: Daru und Mohammed Intensive Gefühlsdusche Wir leben! „Am grünen Rand der Welt“ von Thomas Vinterberg „Den Menschen so fern“ von David Oelhoffen Bathsheba Everdene hat drei Verehrer, aber sie bleibt lieber selbständig. C Gelungene Thomas-Hardy-Verfilmung Ein Einsiedler wird unfreiwillig zum Bewacher eines gefangenen Mörders. C Westerndrama Nach dem fast Dogma-artigen „Die Jagd“ trumpft Vinterberg mit seiner Verfilmung von Thomas Hardys Roman von 1874 mit einem Melodram auf: Die junge, freiheitsliebende Bathsheba muss sich gleich drei Männer vom Hals schaffen, doch als sie sich schließlich einem von ihnen hingibt, löst das ein Drama aus. John Schlesingers Verfilmung „Die Herrin von Thornhill“ aus dem Jahr 1967 ist gar nicht so weit entfernt, doch Vinterbergs Drama wirkt konzentrierter: Das zurückhaltende Spiel der Protagonisten – Carey Mulligan ist in der Tat zum Verlieben und Matthis Schoenarts („Bullhead“) spielt den geheimnisvollen Helden – kontert er mit satten Bildern von großer Schönheit und einem leicht schwülstigen Soundtrack. Eine fast schon kitschige, und dennoch schlicht wirkende Gefühlsdusche von hoher Intensität. CHRISTIAN MEYER 1954 im Hinterland Algeriens. Daru (Viggo Mortensen) lebt allein und zurükkgezogen. Tagsüber ist er Lehrer für die Kinder aus der Gegend. Eines Tages aber wird ihm aufgetragen, den Bauern Mohamed (Reda Kateb), der seinen Cousin ermordet hat, in die nächste Stadt zu eskortieren, wo ihm der Prozess gemacht werden soll. Widerwillig tritt Daru die Reise an. Unterwegs müssen sich die beiden vor den Angehörigen des Ermordeten verstecken und geraten in die dramatischen Kriegswirren. Musikalisch entrückt unterlegt von Nick Cave und Warren Ellis, inszeniert Regisseur David Oelhoffen einen geerdeten Western, einen atmosphärischen Kriegsfilm, ein nachdenkliches Melodram über Moral, Verantwortung und Verdrängung. Der Film basiert auf der Kurzgeschichte „Der Gast“ von Albert Camus. HARTMUT ERNST AM GRÜNEN RAND DER WELT USA/GB 2015 - Drama / Kostümfilm - 119 Min - ab 6 J. - Regie: Thomas Vinterberg mit: Carey Mulligan, Matthias Schoenaerts, Michael Sheen Start: 16.7. DEN MENSCHEN SO FERN Venedig 2014: Bester Film, David Oelhoffen F 2014 - Drama - 101 Min - Regie: David Oelhoffen mit: Viggo Mortensen, Reda Kateb, Antoine Laurent BO: Metropolis/Casablanca, OB: Lichtburg BO: Endstation Wer schlechter kocht, gewinnt Start: 9.7. Schießt nicht nur Fotos: Drogen-Pate Pablo Escobar (Benicio del Toro) Rosenkrieg ad absurdum In der Höhle des Löwen „Mama gegen Papa – Wer hier verliert, gewinnt“ v. M. Bourboulon „Escobar – Paradise Lost“ von Andrea Di Stefano Ein Elternpaar in Scheidung kämpft um die Ungunst der Kinder. C Freche Scheidungskomödie Der Kanadier Nick wird Teil der Familie des kolumbianischen Drogenbarons Escobar. C Packender Drogenthriller Nach fünfzehn Jahren Ehe und drei Kindern entscheiden Florence (Marina Foïs) und Vincent (Laurent Lafitte): „Wir sind Freunde geworden“, und wollen sich scheiden lassen. Zugleich bieten sich für beide im Ausland berufliche Optionen. Doch wer soll sich um die Kinder kümmern? Diese Entscheidung überlassen die Eltern ihren Kindern. Und so stellen sich die Elternteile fortan höchstselbst in ein möglichst schlechtes Licht, damit das Gegenüber das Sorgerecht zugesprochen bekommt. Das eskaliert, und am Ende versäumt der Film, die Verfehlungen in angemessener Reue abzufedern. Davor aber glänzt diese sympathische Komödie mit einer erfrischenden Grundidee, Tempo, frechen Dialogen und zwei Hauptdarstellern, die sichtlich Spaß hatten am Dreh und trefflichst harmonieren. HARTMUT ERNST Andrea Di Stefanos Regiedebüt ist die nur teilweise fiktive Nacherzählung von Ereignissen aus dem Jahr 1991 um den kolumbianischen Kokain-Paten Pablo Escobar. Auch wenn die verschachtelte Erzählstruktur des Films nicht mehr neu ist, gelingt es Di Stefano, einen überaus fesselnden Drogenthriller zu entwerfen, der bis zum Finale atemlose Spannung garantiert. Einen nicht unerheblichen Anteil am Gelingen hat Benicio del Toro in der charismatischen Titelrolle, der sowohl als Wohltäter der Armen wie auch als skrupelloser Mörder glaubwürdig bleibt und somit ein komplexes Bild des Drogenbarons entwirft. Als Identifikationsfigur für das Publikum fungiert der Kanadier Nick (stark: Josh Hutcherson), der unvermittelt in die fragwürdigen Kreise hineingerät und die Ereignisse auf subjektive Weise wiedergibt. FRANK BRENNER MAMA GEGEN PAPA – WER HIER VERLIERT, GEWINNT ESCOBAR – PARADISE LOST F/B 2015 - Komödie - 85 Min - o. Altersb. - Regie: Martin Bourboulon mit: Marina Foïs, Laurent Lafitte, Alexandre Desrousseaux Start: 9.7. USA 2015 - Drama / Thriller - 120 Min - Regie: Andrea Di Stefano mit: Benicio Del Toro, Josh Hutcherson, Claudia Traisac BO: UCI, Union, DU: UCI, DO: Cinestar, GE: Apollo BO: Metropolis/Casablanca Mein Film, mein Kino, meine Meinung 24 Start: 9.7. trailer-ruhr.de Forum Für immer Adaline Magic Mike XXL Freistatt Start: 9.7. USA ‘14 - Komödie - Regie: Gregory Jacobs Start: 23.7. D 2014 - Drama - Regie: Marc Brummund 1935: Durch einen Unfall und eine wundersame Fügung altert Adaline nicht mehr und bleibt fortan 29 Jahre jung. Das gelungen ausgestattete Drama folgt ihr über sieben Jahrzehnte, die zunehmend gezeichnet sind von Abschied und Entbehrung. Gut besetztes Unsterblichkeits-Märchen ohne verklärtem Kitsch. HE Steven Soderbergh landete mit dem ersten Teil der Männerstrip-Komödie 2012 einen Erfolg, sowohl bei den Zuschauerinnen als auch in der Kritik. Regisseur Gregory Jacobs inszeniert nun die Fortsetzung. Feel-Good-Komödie. HE Arges wurde damals getrieben, Ende der 60er Jahre in Deutschland, im Namen des Herren auf heiligem Anwesen. 3000 Heime sollten aus vermeintlich fehlgeleiteten Jugendlichen christliche Persönlichkeiten bilden, die Methoden aber waren äußerst unchristlich. Das Drama bewegt sich dabei abenteuerlich zw. „Flucht in Ketten“, Silas und Tom Sawyer. HE Die Liebe seines Lebens USA ‘14 - Drama - Regie: Lee Toland Krieger trailer verlost 1x2 Karten für die Filmpassage Mülheim auf trailer-ruhr.de Start: 25.6. Strange Magic Ted 2 Start: 25.6. USA 2015 - Trickfilm - Regie: Gary Rydstrom Start: 25.6. USA ‘15 - Komödie - Regie: Seth MacFarlane Start: 25.6. Als Kriegsgefangener in Japan durchlebte der britische Soldat Eric Lomax die Hölle. Jahrzehnte später lebt er zurückgezogen in England. Noch immer ist er traumatisiert. Als er sich verliebt, versucht seine Partnerin, ihn zu öffnen. Bewegendes Drama über die Aufarbeitung traumatischer Kriegserlebnisse. HE Man vermenge William Shakespeare mit George Lucas und Walt Disney – und heraus kommt dieses kindergerechte Märchenmusical. Grundlage bildet Shakespeares romantische Komödie „Ein Sommernachtstraum“, die Lucas hollywoodaffin adaptierte. Ein Haufen schräger Vögel begibt sich auf die Suche nach einem legendären Liebestrank. HE Jetzt kehrt die politisch unkorrektere Variante zurück und macht mit Buddy John bewährt die Straßen unsicher. Und da der Plüschbär säuft, kifft und rüpelt wie jeder anständige Amerikaner, will er jetzt endlich offiziell als Mensch anerkannt werden. Nicht zuletzt, um den Männertraum Tami-Lynn auf ewig an sich zu binden. HE Duff – Hast du keine, bist du Eine! Insidious: Chapter 3 Marry Me! AU/GB 2013 - Drama - Regie: J. Teplitzky USA 2015 - Komödie - Regie: Ari Sandel Start: 9.7. USA 2015 - Horror - Regie: Leigh Whannell Start: 2.7. D 2014 - Komödie - Regie: Neelesha Barthel Start: 2.7. Eigentlich ist alles gut an der Highschool für Bianca. Sie hat zwei beste Freundinnen und Beau Wesley als besten Freund. Bis dieser ihr erzählt, sie sei für die anderen bloß Mittel zum Zweck, ein unattraktives Anhängsel, ein Duff. Bianca setzt alles daran, aus der Rolle auszubrechen. Mal lebensnahe, mal klamaukige Highschool-Komödie. HE Das Prequel zu den beiden Vorgängern um die Familie Lambert erzählt von der jungen Quinn. Die bittet das Medium Elise darum, ihr den Kontakt zu ihrer verstorbenen Mutter herzustellen. Eine Begegnung kommt zustande. Allerdings mischen mehr Mächte mit, als Quinn lieb ist. Und die erweisen sich als äußerst böse und hartnäckig. HE Nachdem „Amma & Appa“ die Konstellation dokumentarisch beleuchtete, inszeniert N. Barthel die indisch-deutsche Annäherung als Spielfilm. Kissy ist in Indien verwurzelt und lebt alleinerziehend in Berlin. Eines Tages fordert die Großmutter, dass sie traditionsgerecht den Vater heiraten soll. Von dem will Kissy aber nichts mehr wissen... HE Minions Antboy 2 – Die Rache der Red Fury Big Business – Außer Spesen nichts gewesen USA 2015 - Trickfilm - Regie: P. Coffin, K. Balda Start: 2.7. DK/D 2014 - Komödie - Regie: Ask Hasselbalch Start: 25.6. USA 2014 - Komödie - Regie: Ken Scott Sie sind gelb, laut, infantil, töricht, neugierig, begeisterungsfähig und permanent völlig überdreht: Die Minions, die uns aus „Ich – Einfach unverbesserlich“ in Erinnerung geblieben sind. So nachhaltig, dass Hollywood ihnen jetzt ihren eigenen Film spendiert. Darin schreiben sie die Weltgeschichte neu und müssen sich einer Superschurkin stellen. HE Superkräfte machen einem das Menschsein ganz schön schwer. Das ergeht nun auch Antboy so, der sich nicht nur den Terrorzwillingen und der Rache der verschmähten Red Fury stellen muss, sondern auch den ganz alltäglichen Herausforderungen, die über einen Jugendlichen eben so hereinplatzen. Liebenswerte Fortsetzung der Superhelden-Variante. HE Nach eineinhalb Jahren Selbständigkeit eröffnet sich den Businesspartnern Dan, Chuck und Timothy ein Deal, von dem sie sich mit ihrem kleinen Laden den Durchbruch erhoffen. Das Unterfangen führt die Amerikaner nach Europa. Dort schlittern sie unverhofft durch Fetisch-Events, G8-Kongress und Oktoberfest. US-Klamauk. HE Mit trailer -ruhr.de beginnt die Filmwoche 25 Start: 9.7. Mein Meeiinn Lesezeichen Film-Kritik Entourage USA 2015 - Komödie - Regie: Doug Ellin Terminator: Genisys Start: 9.7. Desaster USA 2015 - SciFi - Regie: Alan Taylor Start: 9.7. D 2015 - Komödie - Regie: Justus v. Dohnányi Start: 16.7. In der gleichnamigen HBO-Serie drehte sich bereits alles um das Treiben im Studiokosmos Hollywood. Jetzt schicken die Macher die Jungs rund um Filmstar Vincent Chase auf die Leinwand. Die Freunde wollen diesmal mit Studioboss Ari Gold kooperieren. Zu den bekannten Serienstars gesellen sich allerlei noch bekanntere Hollywoodgrößen. HE Zeitreise-Plots bieten sich dazu an, bei Bedarf alles auf Anfang zu setzen. Vor allem, wenn sie auf die Oberste Direktive pfeifen. Das tut allen voran der T 1000, als er ins Jahr 1984 geschickt wird, um Sarah Connor zu terminieren. Die hat Kyle Reese zum Verbündeten. Klingt bekannt – und doch ist alles anders. HE Die Profikiller Mace (Jan Josef Liefers) und Ed (Justus von Dohnányi) sollen einen Schweizer Anwalt beschützen. Der betreibt illegale Geschäfte mit einem Gangster in Südfrankreich. Letzterer hat es wiederum auf die verführerische Gattin des Anwalts abgesehen. Dann passiert den Killern ein folgenschweres Malheur. Gangsterkomödie. HE It Follows Unknown User Ant-Man Start: 9.7. USA 2014 - Horror - Regie: Lewan Gabriadze Start: 16.7. USA 2015 - Fantasy - Regie: Peyton Reed Als Kind hatte Regisseur David Robert Mitchell einen wiederkehrenden Albtraum, in dem er von einem bedrohlichen Wesen verfolgt wird. Einem solchen Schicksal setzt er nun die 19-jährige Protagonistin Jay aus. Nach erotischen Spielchen mit Hugh auf der Autorückbank fühlt sie sich seltsam verfolgt. Indiependent-Nervenkitzel. HE Als ein unvorteilhaftes Video von ihr ins Netz gestellt und sie online von einer Spottlawine überrollt wird, begeht die junge Courtney Selbstmord. Ein Jahr später werden ihre einstigen Freunde im Netz von einem unbekannten User heimgesucht. Der verlangt Aufklärung. Als die Freunde nicht kooperieren, verleiht er seiner Forderung Nachdruck. HE Während es für die Marvel-Kollegen immer höher, schneller und weiter geht, heißt die Devise von Trickbetrüger Scott Lang zunächst einmal: schrumpfen! Geschrumpft auf Ameisengröße jedoch setzt er als Ant-Man ungeahnte Kräfte frei. Und die sind auch nötig: Die Erde ist in Gefahr. An seiner Seite: Dr. Hank Pym (Michael Douglas). Comic-Abenteuer. HE Station to Station German Angst Becks letzter Sommer USA 2014 - Horror - Regie: D. R. Mitchell USA 2014 - Drama - Regie: Doug Aitken Start: 16.7. Der amerikanische Multimedia-Künstler Doug Aitken setzt nicht nur in seiner Kunst auf Grenzüberschreitung. Für dieses Experiment setzte er sich mit seiner Kamera in einen Zug, der einmal durch Amerika fuhr, und eröffnete unterwegs Künstlern die Möglichkeit, sich und ihr Schaffen einminütig in Clips zu verewigen. HE Mein Film, mein Kino, meine Meinung D 2015 - Horror / Action - Regie: s.u. Start: 2.7. Jörg Butgereit, A. Marschall und M. Kosakowski erzählen in drei Episoden Geschichten aus unserer Hauptstadt. Über eine zwielichtige Meerschweinchenfreundin, über ein Aphrodisiakum mit schauerlichen Nebenwirkungen und über eine Handvoll brutaler Hooligans, denen ein Amulett die Hölle heiß macht. Fiese Genrekost aus Deutschland. HE 26 D 2015 - Drama - Regie: Frieder Wittich Start: 23.7. Start: 23.7. Als er noch jung war, setzte er lieber auf Sicherheit, anstatt seine Träume als Musiker zu leben. Jetzt ist Robert frustrierter Lehrer. Dann entdeckt er das musikalische Talent seines Schülers Rauli und beschließt, ihn zu fördern. Allerdings nicht ganz uneigennützig. Musiker-Drama mit guten Songs und klarer Botschaft: Lebe deinen Traum! HE trailer-ruhr.de Forum Verleih Gespräch zum Film Andreas R. Klein, Foto: © Splendid Medien AG „Breiter aufstellen“ Andreas R. Klein zur Strategie seines Kölner Verleihs Splendid Film 1974 gründete Albert E. Klein den Verleih Splendid Film, sein Sohn Andreas stieg wenige Jahre später in das Unternehmen ein. Nach dem Aufbau eigener Synchronstudios und einem Börsengang Ende der neunziger Jahre sorgte die Kölner Firma mit den Eigenproduktionen „Traffic“ (2001) und „Gangs of New York“ (2003) weltweit für Aufsehen. Zum 40. Geburtstag bescherte sie den deutschen Kinos mit „Still Alice – Mein Leben ohne Gestern“ nun einen der größten Arthouse-Hits des Jahres. trailer: Herr Klein, mit „Still Alice“ ist Ihnen in diesem Frühjahr eine Punktlandung gelungen. Hauptdarstellerin Julianne Moore erhielt den Oscar als beste Hauptdarstellerin und der Film ist bis dato der dritterfolgreichste Arthouse-Film des Jahres in Deutschland. Auch mit Bill Murray als „St. Vincent“ konnten Sie sechsstellige Besucherzahlen erzielen. Wird Ihr Engagement im Arthouse-Bereich ausgebaut? Andreas R. Klein: In den vergangenen Jahren ist gerade im Kinobereich die Akzeptanz für anspruchsvolle Filme stark gestiegen. Wir haben in unserer Einkaufspolitik darauf reagiert und bereichern unser bisheriges Programm zusätzlich mit anspruchsvollen Filmen wie „Still Alice“. Damit stellen wir uns ganz bewusst breiter auf und können mit unseren Filmen einen größeren Kreis von Kinogängern erreichen. Mit „Mama gegen Papa“ und „Sam O’Cool“ setzen Sie nun auch auf französisches Kino. Glauben Sie an eine Renaissance des europäischen Kinos, speziell auch des Komödien- und Animationskinos? Ein Mitarbeiter hat „Mama gegen Papa“ in Paris gesehen und war davon ganz begeistert. Als Independent leisten wir uns zu sagen: Der Film ist toll, den bringen wir raus. Mit Tobis haben wir zudem einen Vertrieb gefunden, der die Art des Films perfekt versteht und vermarkten kann. Seit Ihr Vater Splendid Film 1974 gegründet hat, ist der Verleih bekannt für seine verlässliche Belieferung mit Genre-Titeln. Wird es damit auch in Zukunft weitergehen? Natürlich werden wir auch in Zukunft erfolgversprechende Actionfilme starten! Erst kürzlich haben wir uns die Rechte an mehreren hochkarätig besetzten Actionfilmen gesichert – darunter „A Willing Patriot“ mit Liam Neeson und „Precious Cargo“ mit Bruce Willis. Auch die Multiplexe zeigen zunehmend Sonderprogramme oder terminieren in Programmschienen am Nachmittag oder späten Abend. Sehen Sie in der digitalen Belieferung und Auswertungsweise der Kinos neue Herausforderungen? Die Zeiten und die Art der Auswertung haben sich geändert. Einen Film zehn Wochen oder länger exklusiv in einem Saal zu spielen sind eben vorbei. Von daher verstehe ich die Kinos, wenn sie unter dem Druck des Angebots und der Schnelllebigkeit ihre Angebote optimieren und in jedem Saal möglichst viele Filme zeigen wollen. Wir müssen damit klarkommen und versuchen, auf diese Gegebenheiten möglichst gut zu reagieren und unser Angebot entsprechend auszurichten. INTERVIEW: RÜDIGER SCHMIDT-SODINGEN Mit trailer -ruhr.de beginnt die Filmwoche 27 Regisseur Dietrich Brüggemann mit Schwester Anna im Neonazi-Ambiente, Foto: Zora Rux „Durchaus aufklärerisches Potential“ Regisseur Dietrich Brüggemann über seine Neonazi-Satire „Heil“ Dietrich Brüggemann studierte Regie in Potsdam. Auf sein preisgekröntes Langfilmdebüt „Neun Szenen“ (2006) folgten die Tragikomödien „Renn, wenn du kannst“ (2010) und „3 Zimmer/Küche/Bad“ (2012), wofür er erneut das Drehbuch mit seiner Schwester, der Schauspielerin Anna Brüggemann, entwickelte. Das Religionsdrama „Kreuzweg“ brachte dem Geschwisterpaar auf der Berlinale 2014 den Silbernen Bären für das beste Drehbuch. „Heil“ kommt am 16. Juli ins Kino. trailer: Dietrich, was war zuerst da: Der „Alles, was Leute aus freier Entscheidung tun, ist zum Wunsch, eine Satire zu drehen oder einen Abschuss freigegeben“ Film über Neonazis? Dietrich Brüggemann: Schwer zu sagen. Ich glaube eher, es war das Thema und was einem dazu in der Öffentlichkeit alles um die Ohren fliegt und flog, schon vor dem NSU-Skandal und danach. Der Film handelt auch weniger von ein paar Neonazis als von ganz Deutschland. Von diesem Elefanten, der da psychologisch im Raum steht. Das ist so der Nullpunkt der deutschen Geschichte. Alles läuft darauf zu und danach läuft alles wieder auseinander. Man kann hier nicht öffentlich sprechen, ohne die Assoziation zur Nazizeit zu haben und sich dazu zu verhalten. Da gibt es natürlich auch allerhand Hysterie. Laut Tucholsky darf Satire alles. Gibt es für dich trotzdem Grenzen? Ja, ganz klar. Robert Gernhardt schreibt zu genau diesem Thema (in „Was gibt’s denn da zu lachen?“): „Die Satire darf vieles nicht. Sie darf keine Minderheiten diffamieren, keine Vorurteile bekräftigen, keinen Beifall von der falschen Seite riskieren. Aus diesem Grund drücken sich so viele Satiriker um so viele Themen. Satire, die sich ausschließlich gegen die da oben richtet, wird langweilig, wenn nicht entbehrlich.“ Dieses Zitat ist mir tatsächlich erst später begegnet, aber beim Drehbuchschreiben war die Maxime ähnlich: Alles, was Leute aus freier Entscheidung tun, ist zum Abschuss freigegeben. Darüber darf ich mich lustig machen. Über alles andere nicht. War die Führung der Schauspieler generell schwieriger durch die satirische Form? Gar nicht. Selbst ein todernster Film wie „Kreuzweg“ ist ja präzise gebaut und irgendwie auch auf Pointe hin geschrieben. Man muss einfach schauen, dass die rhetorische Gliederung und der Flow der Szenen stimmen. Der Slogan zum Film lautet: „Eine aufregende Reise durch ein aufgeregtes Land.“ Wo steckt denn das meiste Aufregungspotenzial? Mir fällt immer wieder auf, dass der Grundton hierzulande immer ein bisschen ungemütlich ist. Der Gegner könnte ja ein Nazi sein. Im Zweifelsfall muss man ihm das dann um die Ohren hauen. Diese Sündenbock- und Anpranger-Kultur ist ja durch das Internet, die Shitstorms, noch schlimmer geworden. Vieles von den Dialogen und Interaktionen in meinem Film ist direkt davon beeinflusst, wie Leute in Online-Diskussionen miteinander umgehen. Der Tonfall, diese bissige Kälte, einfach mal in Filmdialoge übersetzt. Ich wünsche mir schon einen zivilisierteren Umgang der Menschen miteinander. Wenn der eine oder andere sich da wiedererkennt, dann hätte das durchaus aufklärerisches Potenzial. INTERVIEW: JESSICA DÜSTER Lesen Sie die Langfassung unter: www.trailer-ruhr.de/gespraech-zum-film Mein Meeiinn Lesezeichen Wortschatzbühne Wenn es Abend wird... Publikum an der trailer-Wortschatzbühne, Fotos: Benjamin Knoll Die Kleinkunst-Bühne bei Bochum Total Der Schatz am Wörtersee Die trailer-Wortschatzbühne bietet bei Bochum Total wieder Platz für das gesprochene und gesungene Wort Der Sommer ist da und die Festivalsaison hat längst begonnen. Doch man muss nicht in abgelegene, ehemalige Tagebaureviere in der Provinz pilgern, um seine Portion Musik und Unterhaltung abzubekommen. Im Herzen des Ruhrgebiets lockt Anfang Juli vier Tage lang eines der größten Umsonst&Draußen-Festivals der Republik, und das zum mittlerweile 30. Mal! Natürlich ist auf Bochum Total auch die trailer-Wortschatzbühne mit an Bord, wo wieder ein bunter Mix aus Comedy, Kleinkunst und Konzerten angeboten wird. DONNERSTAG – FUSSBALLZOTEN UND ELEKTRO-DADA Den Anfang macht am Starttag (Donnerstag, 2.7. 17.45 Uhr) ein stadtbekanntes Gesicht. Ben Redelings, der Großmeister der zotigen FußballAnekdote eröffnet dieses Mal die trailer-Wortschatzbühne. Der Bestsellerautor von Fußballzitate-Sammlungen verlässt aber sein staubiges Archiv, um schmunzelbringende Dönekes erster Hand an die Festivalbesucher weiterzugeben. Im starken Kontrast zu den humorigen Sprüchen und Erzählungen kommt im Anschluss (19 Uhr) mit The Man and the Mirror ein musikalisches Duo, das ganz bewusst der Melancholie frönt und das auch in seinem Motto „The dark side of acoustic“ ausdrückt. Guido Jähnke und Tybalt Bischoff aus Bochum und Köln zelebrieren mit Gitarre, Geige, Tambe und Klavier den romantischen Weltschmerz. Dass dabei auch gerne Songs von Alt-Melancholiker Leonard Cohen interpretiert werden, ist nur folgerichtig. Deutlich weniger harmonisch wird dann der Sound von Die Zelten! aus Essen (20.15 Uhr). Läuft die Selbstbeschreibung mit Post-Punk/Elektro noch in einigermaßen etablierten Kategorien, wird beim Zuhören schnell klar, dass der experimentelle Stil sich den meisten Konventionen widersetzt. Die dadaistisch wirkenden Textfetzen erinnern beispielsweise an Kraftwerk oder DAF, der subtile Humor ist äußerst frisch und sorgt zusammen mit anarchischen Bässen für ein energisches Musik-Menü. FREITAG – ON THE ROAD AGAIN Zum Einstieg ins „echte“ Wochenende (Freitag, 3.7. 17.45 Uhr) bietet die trailer-Wortschatzbühne Raum für eine Generalprobe der Theatergruppe Freie Radikale: Fünf Tage vor der Uraufführung ihres neuen Stückes „Schaf. Biene. Pferd“ gibt es gewissermaßen die Vorpremiere auf Bochum Total. Die Gruppe um Günfer Gölgecen entwickelt ihre Stücke aus aktuellen, ge- 28 sellschaftlich relevanten Themen. In dem neuen tragikomischen Stück versuchen drei Frauen mit kreativen Überlebensstrategien den Zwängen der kapitalistischen Gesellschaft zu entkommen. Um 19 Uhr betritt mit Marco Jonas Jahn ein gern gesehener Stammgast die trailer-Wortschatzbühne. Der erfahrene Poetry Slammer bringt wieder neue Texte, Geschichten und Anekdoten mit, die er in seiner typischen, zwischen Lakonie und Hibbeligkeit changierenden Art dem Publikum vorträgt. Der sympathische Wahl-Gladbacher hadert manchmal mit den Absurditäten des Lebens und verarbeitet diese ironisch-charmant in moderner Slam-Lyrik. Seine Erkenntnisse teilt er gerne mit dem Rest der Welt. Mit Ape & Feuerstein kommen anschließend (20.15 Uhr) zwei alte Hasen an die Reihe und bringen mit stimmigem Liedermacher-Sound und trocken-humorigen Texten noch mehr Weisheit und gute Laune unter die Leute. Die beiden Ruhrpott-Folk-Rocker Fred Ape und Guntmar Feuerstein singen über die Liebe, das Leben und legen sich textlich immer wieder mit allerlei Weltverschlechterern an, seien es Banker oder Politiker. Danach (22 Uhr) bleibt der Sound folkig, die Rhythmen legen allerdings an Tempo zu und verteilen sich auf mehr Instrumente. Die vierköp- Ben Redelings Empire of a Dancing Bear Bermuda Talk / Bartkowski&Kiesewetter fige Band Dieselknecht spielt deutschsprachigen Highspeed-Bluegrass und bezeichnet diesen Stil selbst als „Krautabilly“. Die Jungs aus dem Hinterland zwischen Osnabrück und Ibbenbüren haben in Dortmund zusammengefunden und dort ihre Leidenschaft für Country-affine Musik entdeckt. sorgt dabei der Cajon für den besonderen Sound. ironisch-humorvoll, was seine Mitmenschen ihm regelmäßig zumuten, versucht diese aber trotzdem zu mögen, manchmal mit Erfolg. SAMSTAG – TALKSHOW UND LESEBÜHNE Am Samstag, (4.7.) geht es schon um 16.15 Uhr los auf der trailer-Wortschatzbühne. Oliver Bartkowski und Lars Kiesewetter übernehmen das Ruder und haben Gäste im Gepäck. Den Bermuda Talk im Mandragora haben die beiden in kürzester Zeit zur Institution im Bermuda3Eck gemacht. In dieser Sonderausgabe des lokalen Talkformats befragen die beiden Moderatoren eine Halbzeit lang die VfL-Legenden Ata Lameck und Lothar Woelk. Nach dem heiteren Fußball-Talk wird die Szenerie mit Frank Bottke (Ofeua) (17.45 Uhr) wieder schwermütiger. Der frühere Gitarrist der Punkband Kontakt46 ist seit ein paar Jahren solo unterwegs und pflegt als Singer-Songwriter eine morbid-makabre Ästhetik. Neuerdings hat er sich personell und musikalisch wieder Verstärkung ins Boot geholt und klingt damit noch tiefgründiger. Anschließend (19 Uhr) bringt Till Burgwächter Heavy Metal unter das Volk, denn das ist die große Leidenschaft des langmähnigen Niedersachsen. Zur Lesung auf der trailer-Wortschatzbühne bringt der Autor diverse Highlights aus seinen humoristisch gefärbten Büchern („Die Wahrheit über Wacken“) mit. Die Staffelübergabe an der Lesefront erfolgt dann (20.15 Uhr) mit Bastian Bielendorfer, Deutschlands bekanntestem Lehrerkind. Der gebürtige Gelsenkirchener hat mehrere Bestseller („Lehrerkind – Lebenslänglich Pausenhof“) über sein steiniges Dasein als Lehrerkind veröffentlicht und arbeitet inzwischen an seinem ComedyProgramm. Man darf also mehr erwarten als eine gewöhnliche Lesung. Für einen angemessenen Ausklang sorgt dann (22 Uhr) Empire of a Dancing Bear. Die ein wenig nach Indianername klingende Indie-Pop-Band besteht aus vier Jungs aus Bochum und macht mit ihren schnellen, tanzbaren Liedern noch mal richtig Laune. Neben Gitarre, Bass und E-Piano Bastian Bielendorfer SONNTAG – MITSINGEN UND MITMACHEN Nach drei intensiven Tagen auf Bochum Total geht es am Sonntag (5.7.) normalerweise etwas ruhiger zu. Das muss nicht unbedingt für POTTpourri (14 Uhr) gelten. Die spontan entstehenden kleinen Stücke resultieren aus Stichworten des Publikums und der Kreativität der Schauspieler und sind bewusst darauf angelegt, die Zuschauer zum Lachen zu bringen. Auch danach (15.50 Uhr) stehen Spaß und Gemeinsamkeit im Zentrum. en route, der offene Chor des AKAFÖ, singt Songs, die Spaß machen, sowohl den SängerInnern, als auch dem Publikum. Das Repertoire ist breit gefächert: Von Rock über Musical bis Klassik ist alles dabei. Wer selber gerne im Chor singen möchte, kann bei Bochum Total schon einmal passiv testen. Auch Matthias Reuter (17.45 Uhr) kann singen. Dem stets mit seinem Piano bewaffneten Kabarettisten geht es allerdings weniger um stimmliche Perfektion, sondern um die ideale Begleitung seiner vom alltäglichen Wahnsinn inspirierten Geschichten. Der bekennende Misanthrop aus Oberhausen verarbeitet in seinem Programm Dieselknecht The Hunkey Dorys sorgen im Anschluss (19 Uhr) mit ihrer Musik dafür, dass die gute Laune an der trailer-Wortschatzbühne bleibt. Irlandfreunden sei gesagt, dass da keine Kartoffelchips von der grünen Insel auftreten, sondern das vielseitige Bochumer Akustik-Trio aus Lea (Gesang, Gitarre), Michael (Guitarre, Percussion) und Linda (Bass). Auch der finale Bühnenplatz (20.15 Uhr) gehört wieder einem bekannten Gesicht. Klaus Märkert, schwarzhumoriger Autor aus Bochum, trat schon in den vergangenen Jahren regelmäßig hier auf und bringt sicher wieder seine Fans mit. Seine Leseshow „Dark Tales II“ wird musikalisch begleitet von der Essener Coldwave-Band Atomic Neon und verspricht atmosphärisches Geschauder. BENJAMIN SEIM Laufende News zur trailer-Wortschatzbühne: www.trailer-ruhr.de/news Hunkey Dorys Bochum Total Wortschatzbühne Das Programm Donnerstag, 2.7. Rantanplan The Man & the Mirror Jedem Topf ’nen Deckel 17.45-18.15 Uhr Ben Redelings 19.00-19.30 Uhr The Man and the Mirror 20.15-20.45 Uhr Die Zelten! Bochum Total bietet auch im 30. Jahr Musik aller Couleur Freitag, 3.7. Ape & Feuerstein 17.45-18.15 Uhr Freie Radikale 19.00-19.30 Uhr Marco Jonas Jahn 20.15-20.45 Uhr Ape & Feuerstein 22.00-22-30 Uhr Dieselknecht Samstag, 4.7. Till Burgwächter 16.15-16.45 Uhr Bermuda Talk 17.45-18.15 Uhr Frank Bottke (Ofeua) 19.00-19.30 Uhr Till Burgwächter 20.15-20.45 Uhr Bastian Bielendorfer 22.00-22.30 Uhr Empire of a Dancing Bear Sonntag, 5.7. Matthias Reuter 14.00-14.30 Uhr POTTpourie 15.50-16.20 Uhr en route 17.45-18.15 Uhr Matthias Reuter 19.00-19.30 Uhr The Honkey Dorys 20.15-20.30 Uhr Klaus Märkert Laufende News zur trailer-Wortschatzbühne: www.trailer-ruhr.de/news Wenn Bochums Innenstadt zum 30. Mal zum Festivalgelände mutiert, ist musikalische Vielfalt wie immer garantiert. Das Warm-up am Donnerstag bestreiten die Senkrechtstarter von übermorgen. Das Campus Ruhrcomer lässt die Gewinner-Bands der vier Vorentscheider um den Sieg musizieren. Das Riff zeigt sich dieses Jahr für die Austragung des Nachwuchs-Events verantwortlich und löst damit die aktuell geschlossene Rotunde als zusätzlicher IndoorSpielort ab. Parallel bewerben sich Phrasenmäher (19.30 Uhr, 1Live-Bühne) als Sportfreunde Stiller-Nachfolger und The Tips (17 Uhr, Sparkassenbühne) aus dem nahen Düsseldorf frönen dem Reggae. Ins selbe Instrument blasen wenig später die Ska-Legenden von The Toasters, die mit New Yorker 2-ToneSound der alten Schule zum erneuten Pogen und Skanken einladen (20.45 Uhr, Sparkassen-Bühne). Die topfrisierten Scheitel von Boppin‘ B sind ähnlich lange im Geschäft, feiern sie doch wie das Festival ihren 30. Geburtstag und vereinen bierseligen Swing, Punk und Rock’n’Roll (20.45 Uhr, Ringbühne). Fans der Hamburger Schule sollten sich am Freitag nicht vom Bandnamen Trümmer abschrecken lassen. Keine brachialen Punk-Riffs werden geboten, sondern angenehm unprätentiöser Pop mit der nötigen Priese Melancholie (18.15 Uhr, 1Live-Bühne). Noch eine Ecke düsterer wird es mit The Beauty of Gemina (19.30 Uhr, Ringbühne). Das Projekt des Liechtensteiners Michael Sele zeigt sich für wavige Industrial-Sounds und Texte über Depression, dem (Un) Sinn von Religion und dem eigenen Ableben verantwortlich. Natürliche Stimmungsaufheller sind jedoch in Reichweite: Susanne Blech sind Susanne Blech sind Susanne Blech und elektropoppen sich garantiert wie im Vorjahr in die Herzen und Beine der Feierwütigen (20.45, 1Live-Bühne). Wer es dann zu später Stunde noch einmal eine Spur kratzbürstiger mag, der sollte die anarchische Kunstfigur namens Adam Angst im Riff besuchen (22.30 Uhr). Samstag ist traditionell der Festival-Tag schlechthin bei Bochum Total, und so wundert es nicht, dass die Konzertauswahl besonders schwerfällt. Ob ruhige Töne von Katrins Gitarre (15 Uhr, Sparkassen-Bühne), erdiger Rock von Kensington (19.30 Uhr, Ringbühne) oder Comedy-Pop von Kapelle Petra (22.15 Uhr, Sparkassen-Bühne), klar ist eigentlich nur, dass sich jede(r) zumindest für drei Minuten bei Graham Candy einzufinden hat, um „All Alone She Moves“ endlich nicht mehr allein vor dem Radio, sondern gemeinsam im Chor zu trällern (20.45 Uhr, 1Live-Bühne). Perfektes Zielgruppenentertainment dann nochmal am Sonntag: Radio Havanna, die amerikanischen Red City Radio und Dauerbrenner Rantanplan (alle Ringbühne) spielen allesamt räudigen Punkrock und stehen im Kontrast zu schmusigen Airplay-Dauergästen Joris („Herz über Kopf“) und Tonbandgerät (beide 1Live-Bühne). Bei Antinea Flamenco ist der Name Programm, sie wärmt die Bühne für Songwriter Jaimi Faulkner auf, ehe Bochum-Legende Pamela Falcon das Festival traditionell ausklingen lässt (alle Sparkassen-Bühne). Wem die knapp 60 Bands und Künstler auf den Bühnen noch nicht genug sind, dem sei ein Blick ins Offstage-Programm empfohlen. In Bars und Kneipen rund um das Bermuda3eck erwartet die Ohren zusätzliche Beschallung an allen Tagen. BENJAMIN KNOLL Komplettes Programm auf www.bochum-total.de 30 ComicKultur Wortwahl Spannung und Entspannung Parkgeflüster Der Spanier Paco Roca hat mit „Der Winter des Zeichners“ bereits die beschnittene Meinungsfreiheit im Spanien der Franco-Ära thematisiert. Nun geht er weiter in der Geschichte zurück und erzählt von den Kämpfern im Spanischen Bürgerkrieg, die nach der Niederlage im Jahr 1939 ins Exil gingen. Nicht wenige von Ihnen kämpften dort weiter gegen den Faschismus. Roca erzählt in „Die Heimatlosen“ auf zwei Zeitebenen die fast vergessene Geschichte von jenen, die über Frankreich in Nordafrika landeten, wo sie die Deutschen besiegten, um danach wieder in Frankreich an der Seite der Résistance entscheidende Schlachten bis zur Befreiung von Paris zu schlagen. Der Rahmen eines Interviews mit einem alten Veteran in der Gegenwart wechselt sich ab mit dessen visuell umgesetzten Erinnerungen. Ersteres ist in schwarzweiß, letzteres in erdigen Farben erzählt. „Die Heimatlosen“ ist ein auf 300 Seiten angelegte Würdigung der spanischen Antifaschisten, die Kämpften, wo sie nur konnten, und das, obwohl sie als „Rote“ und Anarchisten nirgendwo gerne gesehen waren. Eine tragische Geschichte, war doch Spanien neben Portugal das einzige Land, in dem sich der Faschismus über Jahrzehnte halten sollte. Paco Roca setzt den Heimatlosen ein akkurat erzähltes und gezeichnetes Denkmal (Reprodukt). Na, also: Geht doch! Man muss nur lang und laut genug nölen, dann schickt uns dieses fanatisch verehrte Himmelsgeschöpf endlich auch ein paar Lichtstrahlen, um unsere Seelen zu erleuchten und die Parks auf Lesetemperatur zu erwärmen. Also raus auf die Wiesen! Erzählerische Experimente von Kleinverlagen Bücher vom und fürs Draußensein Bei Ryan Bartelmay sollte man es dabei mit dem frühen Vogel halten: ein leichtfüßig erzählter Schmöker, nicht bahnbrechend, in seiner feinfühligen Hingabe für die schlichtweg liebenswerten Gemüter seiner Protagonisten aber ein wunderbarer Zeitvertreib – zumal deren Lebensweise „Voran, voran, immer weiter voran“ [Blessing] durchaus anregt, mal über das eigene Leben zu sinnieren. Stand heute wirklich was wirklich Wichtiges im Kalender?! „Was uns treibt“ [LuxBooks] ist denn auch die Frage, die sich in Amy Hempels Short Stories stellt: unprätentiöse Miniaturen, bei denen man die Ohren spitzt und augenblicklich in die lapidar hingeworfenen Lebenssituationen ihrer Figuren eintaucht. Hier winkt niemand mit dem Zaunpfahl. Zuhören. Achtsam bleiben. Was heißt schon Scheideweg?! GONZO-BRIEFE 1958–1976 ES WAR EIN BRUTALES LEBEN, UND ICH HABE ES GELIEBT EDITION TIAMAT Beim Münchener Comicfestival wurde der kleine JaJa-Verlag für sein besonderes Programm mit einem Förderpreis ausgezeichnet. Sieht man sich die letzten, sehr unterschiedlichen Veröffentlichungen an, versteht man schnell: Mit „The Ballad of the Barefoot Bandit“ erzählt Alexandra Rügler die Geschichte des jugendlichen Miesterdiebs Colton Harris-Moore. Der Junge hatte zunächst nur Kleinkram entwendet, sich dann in Ferienwohnungen eingerichtet und schließlich Boote und gar Flugzeuge geklaut und wurde vom Volk als Held gefeiert, weil er der Polizei immer wieder ein Schnippchen schlug. In rohen, holzschnittartigen Bildern erzählt der Comic die turbulente Geschichte als Volkslegende. „Nomaden“ von Jan Vismann ist ungleich surrealer: Ein bärtiger Kauz, ein Roboter, ein Mädchen, ein Außerirdischer, die „Wächter“ und ein magischer Stein sind die Protagonisten dieser eigentümlichen und zum Ende ganz schön schwindelig machenden Geschichte. „Tobisch“ von Joachim Brandenberg erinnert wiederum an die aufwendigen Mixed-Media-Arbeiten von Dave McKean und Neil Gaiman aus den 90er Jahren. Die Adaption einer Kurzgeschichte von O. Henry erzählt von einem Einwanderer, der seine Frau verloren hat und diese nun dem Wahnsinn nahe sucht. Die tragikomische Erzählung findet in der erstaunlichen visuellen Umsetzung eine so heitere wie faszinierende Ergänzung. Auch Rotopol Press ist ein verdienstvoller Kleinverlag, der Experimente wagt. Dort erscheinen neben narrativen Werken auch Leporellos, Postkarten, Skizzenhefte u.Ä. Zuletzt erschien hier der zweite Band der „AmbientComics“ von Nadine Redlich. Hier kann man in aller Ruhe beobachten, wie sich die Zeit in eine Comicerzählung einschreibt. Redlich stellt in jeweils sechs Bildern pro Seite Bartwuchs, den Bau eines Spinnennetzes oder einen vorüber fahrenden Zug dar. Das Ergebnis ist nicht nur ebenso beruhigend für die Seele wie die Namen gebende Ambient-Music, es ist auch um ein vielfaches komischer. Kein Wunder, dass Nicolas Mahler das Vorwort für den ersten Band geschrieben hat: Das ist reinster Minimalismus mit maximalem Effekt (Rotopol Press). CHRISTIAN MEYER trailer verlost 1 Exemplar „Nomaden“ von Jan Vismann auf trailer-ruhr.de 31 Einen ganz anderen Stil pflegt da Hunter S. Thompson; speziell in den GonzoBriefen von 1958 bis 1976, die in der erstmals auch auf Deutsch vorliegenden Zusammenstellung „Die Odyssee eines Outlaw-Journalisten“ [Tiamat] als einzige vom Autor autorisierte Biografie gelten. Grandios, was dieser Mann (ver)fluchen konnte – und Gründe dafür hat er in seinem Leben nun wahrlich genug gesehen. Dass in seiner wüsten Rohheit allerdings auch eine gehörige Portion Empathie steckt, versteht sich von selbst: f***ing Ambivalenz! Dieser im Rahmen der Kultur als Ersatznatur vom Menschen mächtig gepushte, längst als allgemeingültig verinnerlichte Seins-(oder-Nicht-Seins-)Zustand treibt in Thomas Wendrichs „Rose für Putin“ [Berlin] besonders herrlich verwegene Blüten: Da ringt ein Drehbuchautor mit seinem Regisseur in einem Uckermarkschen Landhaus um die Sinnhaftigkeit von Verbrechen, während in Weißrussland eine junge Frau ums nackte Leben ringt. Amüsant, spannend, geistreich, intelligent – allerdings muss ich Gänseblümchen kauend erkennen, dass mein langsam ermüdender Hirnmuskel auch nur ein Werkzeug ist. Ich denke, also bin ich nicht! Mir jedenfalls fehlt jede Lust, als Untoter in Harry Crews Altenhalde „Florida, Forever“ [MetroLit] durch einen wenn auch sonnenbeknallten Lebensabend zu taumeln. Da kann selbst die geballte Sinnlichkeit von Too Much nichts ändern, die als aufrührerische Sumpfgöttin versucht, dem seelischen Tod ein Schnippchen zu schlagen. Abgeklärter, zotiger, garstiger Country-Noir, der nicht nur in die Bücherregale von Nick Cave oder Sonic Youth gehört. Dräuende Gewitterwolken machen Hunger. Und wer muss schon immer grillen?! Gut, auch die Gerichte von Valéry Drouet für das kohlebeheizte Rost sind ein Gedicht. Aber wer „löscht“ seinen marinierten Pollack mit Chili und Chorizo schon gern mit Regenwasser. Sollen die klappgrillbewehrten Massen doch ihr Woodstock feiern. Bei der „Wetterlage“ ziehe ich Kalmar mit Kapern aus dem Ofen oder kräftig angebratene Kalbsnieren in Rotwein mit Kerbel vor [„Fisch & Co!“/„Fleisch“; ullmann]. Wofür hab ich denn meinen überdachten Balkon. Da kann mich die Sonne doch mal … LARS ALBAT trailer verlost je 1 Exemplar von „Florida Forever“, „Gonzo-Briefe“ und „Voran, voran, immer weiter voran“ auf trailer-ruhr.de Klassik an der Ruhr Improvisierte Musik in NRW Der Unichor Essen an der Philharmonie, Foto: Presse Die Stars von morgen, das JJO-NRW, Foto: Presse Das Leben ein Film Ewige Jugend Von Olaf Weiden Nie war uns Griechenland näher als in diesen Tagen. Eine letzte Veranstaltung vor der Sommerpause in der Philharmonie Essen erinnert uns daran, dass jetzt möglicherweise die heißen Tage kommen, Urlaubszeit, die Kulturtempel schließen, nur die Akropolis nicht. Sie „Kampf zwischen dem Ideathront im milden Südwind über der klimatisch begünstigten Wiege der Demo- lischen und dem Wirklichen“ kratie, die allerdings seit Jahrzehnten mit drückendem Smog zu kämpfen hat, genannt „to nefos=die Wolke“. Vielleicht regelt die Mutter Natur in ihrer unnachahmlichen Art in naher Zukunft auch diese steigende Belastung. Wachstum ist kein Allheilmittel, besonders nicht bei städtischer Luftverschmutzung. In dieser Metropole wirkte der griechische, in Paris studierte Komponist Mikis Theodorakis, der im Juli nun sein 90. Lebensjahr vollenden kann. Das Folkwang Kammerorchester Essen und der Universitäts-Chor ehren den u.a. berühmten Filmkomponisten auch mit einem Werk, das den europäischen Gedanken bereits in den 60iger Jahren vorweggenommen hat: Griechische Folklore mit ihren prägnanten Instrumenten trifft hier auf westliche Symphonik. „Ich gehöre einer Generation an, die sich einem extremen Idealismus verschrieben hatte. Mein ganzes Leben war ein endloser Kampf zwischen dem Idealischen und dem Wirklichen, dem Alltäglichen und der Vision.“ Dieser Satz aus der Feder von Theodorakis birgt die unglaublichen Abenteuer, Siege und markanten Niederlagen des politisch unbeugbaren jungen Griechen, 1925 auf der Insel Chios geboren, während des Krieges gefoltert und mehrfach lebendig begraben, Widerstandskämpfer aus dem Exil, Politiker und Friedensprediger über Jahrzehnte, eine Symbolfigur mit starkem Arm. Daneben schuf er zunächst klassisch orientierte Musiken, wechselte zu folklorischer Metasymphonik und etablierte sich spätestens nach seiner Musik zum Film „Alexis Sorbas“ ab 1964 für rund zwei Jahrzehnte auf künstlerischer Ebene als Filmkomponist, mit und ohne Sirtaki. Diese Musik wird in der Form einer Ballettsuite auch im Essener Konzert erklingen. Wer jetzt aber denkt, das sei Mikis erfolgreichste Komposition gewesen, der irrt. Wirkungsvoll waren auch die Vertonungen „Canto general“ nach Versen von Pablo Neruda, die weltweit strahlte, und das jetzt aufliegende, als Volksoratorium bezeichnete „Axion esti“, eine „Bibel des griechischen Volkes“, so der Komponist. Bouzouki, Mandolinen, Gitarren und die Santuri, ein Hackbrett, treffen auf ein Sinfonieorchester, einen Chor und einen Baritonsolisten. Einen Maestro wie Theodorakis, einen Musiker mit mehr als tausend Werken aus allen Gattungen bis zur großen Oper, und gleichzeitig einen politischen Volkshelden Theodorakis, der die Freiheit selbst über sein eigenes Schicksal stellte, einen solchen Künstler gibt es auf der ganzen Welt kein zweites Mal. „Axion esti“ heißt: „Es ist würdig.“ Der DichOlaf Weiden ter und Literaturnobelpreisträger Odysseas Elytis meint das Musiker und Musikkritiker griechische Volk – und eigentlich die ganze Menschheit. Von Olaf Weiden Denkt der jazzaffine Bürger an die Zukunft des Jazz und seine jungen Künstler, so tritt in Deutschland zunächst das BuJazzO vor das innere Ohr, ein prominentes Ensemble, das besonders durch seinen langjährigen Künstlerischen Leiter Peter Herbolzheimer große Beachtung fand. Viel näher und zusätzlich älter ist eine ähnliche Institution, die heuer vor „Der Battle als genau vier Jahrzehnten auf Landesebene gegründet wurde: Das JugendJazzOrchester NRW feiert Höhepunkt jazziger Spektakel“ 40. Geburtstag. In Essen feiert der Uni-Chor Mikis Theodorakis Gerhard Pauli, Bariton | Chor der Universität Essen, Folkwang Kammerorchester Essen | Hermann Kruse, Leitung | So 5.7. 17 Uhr | Philharmonie Essen | www.philharmonie-essen.de 40 Jahre und kein bisschen älter ist das JJO-NRW In Dortmund, Essen, Köln, Hamm und zuletzt in Münster hat diese junge Big Band bereits live gezeigt, wie die zukünftige Jazzelite ein zeitgemäß sehr buntes Spektrum bedienen kann. Ende Juli treffen sie bei der Koblenzer Jazznacht auf das BuJazzO zum freundschaftlichen Kräftemessen. Der Battle, eine Schlacht zwischen Bands oder Solisten, war im Großen wie im Kleinen stets ein Höhepunkt jazziger Spektakel. Bei der Existenz eines solchen Orchesters drehen sich die ersten Schlachten stets um Startfinanzierung und Unterhalt. Um den Jazz bereits bei jungen Talenten zu fördern, richtete das Land mit Unterstützung durch den damaligen Ministerpräsidenten Johannes Rau dieses bis dahin einmalige und einzigartige Ensemble ein. Als Botschafter einer vorbildlichen Kultur- und Jugendarbeit avancierte die Big Band rasch zum internationalen Reiseorchester, bis heute fuhren die mittlerweile rund 500 durchgereichten und dadurch gereiften Jungjazzer nach Weißrussland, in die ehemalige Sowjetunion, in die Türkei, nach Indien, China und Korea, nach Afrika, Nord-, Mittel- und Südamerika, in die Karibik, nach Australien und Neuseeland. Die 38 Reisen prägten die vergangenen vier Dekaden sehr nachhaltig, die internationale Präsenz und die damit verbundenen Abenteuer erhöhen die Attraktivität einer solchen Band und steigern bei den Musikern erheblich den Wunsch, in einem solchen Kader mitzuwirken. 2015 standen mehrere Konzerte in den Metropolen Englands auf dem Programm, natürlich auch in London. Immer wieder greift das Orchester für ihre Projekte und Konzerte auf Gäste aus dem Club der ehemaligen Mitstreiter zurück, die – auch dank dieses tollen Sprungbretts – sich im Markt als Jazzmusiker etablieren konnten und teilweise Stars ihrer Generation wurden: Wahnsinns-Trompeter Markus Stockhausen, WDR-Saxophonheroe Paul Heller oder der Gitarrist Bruno Müller (ehemals Mezzoforte) kehren immer wieder gern zurück. Statt einer zentralen künstlerischen Leitstelle steht dieser Band ein Leitungsteam vor, das völlig heterogen angelegt ist und deshalb eine unwahrscheinlich große stilistische Bandbreite abgreift. Die 12. CD mit dem Titel „triangle“ ist ganz frisch erschienen, Informationen über die Leistungsfähigkeit des Orchesters von 1975 bis heute erteilt am besten der ebenfalls aktuell gemischte Sampler „Best of 40 Jahre JJONRW“ – ein Orchester im Wandel der Generationen, immer aktuell, ewig jung. CDs erhältlich bei www.jjonrw.de / [email protected] 32 kunst & gut Sui Jinaguo, Earthly Force, 1992-94, Stein, Stahl, geschweißt, 15-teilig, © Künstler, courtesy Pace Beijing, China 8, Lehmbruck Museum Duisburg Malerei und Skulptur „CHINA 8“ in zwei Museen in Duisburg Das Ausstellungsprojekt „CHINA 8“ geht über die gängigen Kooperationen der Museen der Region hinaus. Insgesamt rund 120 chinesische Künstler thematisieren in ihren Werken in neun Institutionen die eigene Identität, den kulturellen und gesellschaftlichen Zustand, sprechen aber auch globale Fragestellungen an. Regimekritische Töne sind selten, oder wir verstehen sie nicht. Unterschwellig zieht sich ein Unbehagen durch die Beiträge der Maler, Objektkünstler, Bildhauer, Zeichner, Video-, Foto- und Performancekünstler. Überwiegend handelt es sich um Künstler, die in den 60er und 70er Jahren geboren sind und sich in China, teils auch international etabliert haben. Die Kunstwerke sind uns in ihrem Bilderreichtum und ihrer technischen Fertigkeit nahe und stammen doch deutlich nicht aus unserem Kulturkreis. Dies lässt sich direkt an den „klassischen“ Medien feststellen. Skulptur und Malerei sind in Duisburg zu sehen, das als einzige Stadt mit zwei Museen beteiligt ist: mit dem Museum Küppersmühle und dem Lehmbruck Museum. Hier gibt es übrigens auch auf das Museum der Stiftung DKM, das in seiner Sammlung Kunst aus China besitzt (und vor ein paar Jahren Ai Weiwei ausgestellt hat). Entsprechend der Programmatik zeigt das Lehmbruck Museum Skulpturen und das Museum Küppersmühle Malereien. Nur einmal in der Küppersmühle dachten wir ganz kurz an eine Parallele zur westlichen Kunst: Dort, wo die Malerei von Zeng Fanzhi hängt, war mal das Werk von Anselm Kiefer ausgebreitet. Zeng Fanzhis monumentales Querformat zeigt ein undurchdringliches karges Dickicht aus energischen Schneisen. In der Ferne zeichnet sich ein dunkler Himmel ab. Auf dem Boden des Mittelgrundes befindet sich eine langgestreckte Partie aus weißem Licht, das nicht zuzuordnen ist und gleichermaßen geschützt und entzogen wirkt. Die Malerei wird hier zur expressiven Geste. Fanzhis Bilder sind brodelnde Unruhe, sie rücken ihre Motive hinter Versperrungen und laden das Geschehen mit tiefgründiger 33 Bedeutung auf. Einen Gegenpol in dieser Ausstellung bilden die gegenstandsfreien Malereien von Wang Guangle. Sie vergegenwärtigen den Farbauftrag als fast rituelles Exerzitium im Vergehen der Zeit. Wang Guangle zieht schwarze oder farbige horizontale Linien so oft, dass das Bild zum räumlichen Körper wird. Auch im Lehmbruck Museum treffen wie auf diese Erfahrung der Schichtung und immer feineren Nuancierung im abstrakten Bereich. So hat Fang Lijun mit winzigen Kuben aus Porzellan in milchigem Weiß und delikater Farbigkeit atemberaubend schöne Skulpturen gebaut. Sie scheinen zusammenzubrechen und halten sich doch in der Balance, in gewisser Analogie zu Tempelanlagen, die im übertragenen Sinn den Wandel der Gesellschaft aushalten müssen. Direkt daneben stehen – ein kalkuliert krasser Gegensatz – Xang Jings lebensgroße realistische Fiberglas-Figuren. Unterstrichen durch die naturalistische Farbsetzung sind zeitgenössische Menschen zu sehen. Es sind die Haltungen, die irritieren, die Selbstbezogenheit auf den Körper oder einzelne Handlungen, welche die Figuren zu uns auf Distanz rücken. So „körperlich“ und direkt sie sind, so abwesend sind diese Figuren doch. Ähnliches kennzeichnet Sui Jianguos Feld aus Steinen, die in einem Korsett von Stahlbändern gefangen sind. Aus der Ferne wirken sie wie Korallen, tatsächlich treffen hier eine archaische Naturgewalt und der Fortschritt aufeinander. Das eine bändigt das andere, das sich trotzdem behauptet. Eingeschrieben ist diese Ambivalenz schließlich auch den mächtigen Selbstporträts in den Eisenfiguren von Yue Minjun, die sich sogar vor beiden Museen finden: Ihre Grimasse ist Glückseligkeit, befreiendes Lachen und größte Verzweiflung. THOMAS HIRSCH „Das Vokabular der sichtbaren Welt“, MKM Museum Küppersmühle & „Neue Figuration“, Lehmbruck Museum | bis 13.9. | Duisburg | www.china8.de Kunst in NRW Kunstwandel Sanja Iveković: Instructions No. 2, 2015, Foto: Nordsternturm GmbH Nicolas Poussin, Acis und Galatea, 1627/28, (Ausschnitt) © National Gallery of Ireland, Dublin Die sieben Ebenen des Videos Stil und Ausdruck Manchmal geht Kunst verschlungene Wege. Manchmal duckt sie sich hinter mächtigen Maschinen, und dennoch, wer den Gelsenkirchener Nordsternpark besucht, wird von ihr umgarnt, eingewickelt und in die Höhe gefördert, wenn es sein muss bis an den Herkules von Gelsenkirchen. Aber das muss nicht sein. Viel interessanter als dieser tonnenschwere Kunstmüll von Markus Lüpertz ist das Videokunstzentrum im Innern des Nordsternturms, der zwar selbst Industriekultur ist, aber neben technischem Ambiente auch technisches Equipment beherbergt für Filme. Von Thomas Hirsch Die Gemälde und Skulpturen aus dem Nachlass des Sammlers Gustav Rau, die als Leihgaben von UNICEF im Arp Museum Bahnhof Rolandseck untergebracht sind, werden hier im etwa halbjährigen Turnus sukzessive vorgestellt. Diesmal sind sie mit Leihgaben aus der National Gallery in Dublin kom- „Auf der Höhe der malerischen Vormachtstellung“ biniert. Thema ist die französische Malerei vom frühen 17. bis zum beginnenden 20. Jahrhundert, als die Malerei aus Frankreich führend in der Kunst war. Die Ausstellung beginnt furios. Sie zeigt gleich drei Gemälde von Jean-Siméon Chardin (1699-1779), die, innerhalb weniger Jahre entstanden, seine stilistische Wandlungsfähigkeit demonstrieren. Chardins Stillleben korrespondiert zudem mit Stillleben weiterer Künstler, wodurch eine Ausdifferenzierung dieses Genres im 18. Jahrhundert stattfindet. „Feminismen“ im Gelsenkirchener Nordsternturm „Feminismen“ heißt die aktuelle Schau in Kooperation mit dem Neuen Berliner Kunstverein (NBK), soll heißen: Künstlerinnen zeigen feministische Video-Kunst von den frühen 70ern bis heute. Klar, es sind auch Arbeiten zum Alterungsprozess oder zu möglichen Schönheitsidealen dabei. Natürlich auch zu männlichem Voyeurismus und was dagegen zu tun ist: Beispielsweise „What the Fuck Are You Staring at?!“ von der Rumänin Anetta Mona Chişa oder die einfache Behauptung einer eigenen künstlerischen Identität durch Maria Lassnig (1919-2014). Aber auch Meilensteine der Kunsthistorie. Wie Valie Exports „Hyperbulie“-s/w-Video von 1973, wo sich die Künstlerin nackt durch einen mit Elektrizität aufgeladenen Korridor zwängt. Wiederholt bricht sie dabei unter den Stromschlägen zusammen. Die Österreicherin ist bis heute eine der subversivsten Künstlerinnen, die sich selbst aus dem Dunstkreis des Wiener Aktionismus (Otto Mühl, Hermann Nitsch) befreit hat und ihr eigenes Experimentierfeld geschaffen hat. Das postuliert auch Monika Funke Stern in ihrer s/w-Schönheits-OP-Orgie „Frankensteins Scheidung“ von 1984 oder Pipilotti Rist in „Pickel Porno“ von 1992, etwas verschämt erst ganz hinten hinter der letzten Maschine aus der Steinkohlegewinnung installiert. Sanja Ivekovićs „Instructions No 2“ (2015) ist sogar eine Uraufführung, die Kroatin hat ein Remake ihrer eigenen Arbeit von vor rund 40 Jahren gefilmt, bei dem sie sich schwarze Pfeile auf das Gesicht gemalt hat, heute stellt sie dem Alterungsprozess die neue Aufnahme-Technik entgegen. Aber genau die ist es, die viel zur Befreiung und Autonomie der Kunst von Frauen beigetragen hat, obwohl sich das immer noch in der männlich dominierten Kunstwelt niedergeschlagen hat. Und das Medium ist zudem nicht einfach zu vermitteln, schon gar nicht in einer Region, die sich eher zur Eventlogik denn zur Theorieversessenheit hingezogen fühlt. Aber diese Arbeit im Nordsternturm ist wichtig und deshalb gibt es seit 2012 auch einen Fahrstuhl, der die Besucher in die Eingangsebene 11 befördert, von wo aus man an der Fördermaschine entlang nach unten wandert. Wer wirklich alles sehen will, muss viel Zeit mitbringen – für das fiktivdokumentarische „Bildnis einer Trinkerin“ (1979) von Ulrike Ottinger gleich fast zwei Stunden. Insgesamt 16 Stunden Film zeigt die großartige Ausstellung, die erst wieder endet, wenn es der Technik zu kalt wird im Turm der ehemaligen Zeche, aber das ist ja noch ein paar Wochen hin. PETER ORTMANN „Feminismen“ | bis 20.12. | Nordsternturm, Gelsenkirchen | 0209 35 97 92 40 Französische Malerei in Rolandseck Es geht in Rolandseck weiter mit Arkadischen Landschaften von Claude Lorrain und Millet, deren Figurentypus wenig später in Poussins „Heiliger Familie“ (1649) wiederkehrt. Chronologisch daran anschließend, korrespondieren Fragonard und Boucher mit ihrem duftenden Rokoko. Als weiterer Vertreter der „Galanten Feste“ wird Jean-Baptiste Pater vorgestellt – wir sind im zweiten Drittel des 18. Jahrhunderts, Frankreich ist auf der Höhe seiner malerischen Vormachtstellung. Und schwächelt doch in manchen Genres: Deutlich wird, dass Seestücke nie die Domäne der Franzosen waren – vielleicht liegt es daran, dass die Seefahrt in Frankreich nicht so eine zentrale Rolle spielte wie bei den Niederländern? Später tragen Rousseau und dann die Französische Revolution zur empathischen Schärfung und inszenierten Härte in der Malerei bei, die sogleich zu stilistischen Veränderungen führt. Dazu findet sich ein Historienbild von Jacques-Louis David, das als Mischung aus Seestück, Pastorale, antikisierender Szenerie und zeitgenössischer Referenz zwar schwülstig ist, aber grandios Licht und Schatten zelebriert. Danach – und das verdeutlicht die Ausstellung eindrucksvoll – erfolgt die Wendung zum nüchternen Realismus: weg von der Heroisierung und der Ästhetisierung des Lebens hin zur harten Arbeit und zur Neubewertung der Natur. Courbet, Corot und erneut Millet repräsentieren diese neue Sicht. Von hier aus ist der Schritt zur Freiluftmalerei mit dem Impressionismus geradezu logisch. Das Gravitationszentrum dieses Kapitels der französischen Kunst sind in der Ausstellung aber zwei Bilder von Renoir. Beide zeigen eine junge Frau mit einer roten Rose im dunklen Haar, gemalt 1873 (Museum Dublin) und 1876 (Sammlung Rau) – und es ist erstaunlich, wie sich die Malerei von der fließenden Licht-Schatten-Bewegung im Weiß des Kleides zum geradezu veristischen Porträt Thomas Hirsch als Ausdruck der Charakterbildung wandelt. Spannend Kunsthistoriker, Kurator und Journalist und lehrreich! „Revolution der Bilder – Von Poussin bis Monet“ | bis 6.9. | Arp Museum Bahnhof Rolandseck | 0228 942 50 34 RuhrKunst Bewegte Körper Abb. 1 Volker Stelzmann in Hagen Der diesjährige Träger des (wiederbelebten) Karl Ernst Osthaus-Preises ist Volker Stelzmann. Dazu – und idealerweise vorab zum 75. Geburtstag – zeigt das Osthaus Museum einen Überblick über sein malerisches und grafisches Schaffen seit den 70er-Jahren. Volker Stelzmann gehört zu den Künstlern, die in der Kunstszene hoch angesehen sind, deren Schaffen aber lediglich am Rande wahrgenommen wird. Man weiß, was er macht, kennt das Unverwechselbare seines Stils, und doch fehlte bislang der große Überblick. 1986 ist Stelzmann, der als Professor für Malerei in Leipzig unterrichtet hatte, nach einer Ausstellungsreise in Westdeutschland geblieben. Da er in der DDR weder Repressionen erhalten hatte noch selbst als Widerständler hervorgetreten war, hatten einige Künstler der Bundesrepublik ihn kurzzeitig kritisiert. Dass sich Stelzmann nicht instrumentalisieren ließ, hat er aber mit seinen Ausstellungen in ganz Deutschland belegt. Zugleich wurde er als Professor an die Kunstakademie in Westberlin berufen. Stelzmanns Sache ist die Sprache der Kunst, vorgetragen in altmeisterlicher Malerei. Er malt Menschen, lebensgroß in fleischlicher Direktheit. In der Tradition von Léger und Max Beckmann drängt er Leiber auf engem, oft dunklem Raum zusammen. Immer wieder malt er Zirkus- und Varieté-Artisten. Die Figuren stehen, lehnen, kippen in verschiedenen Haltungen neben- und hintereinander, als Einzelne in der Masse. Dabei hat Stelzmann den Menschen als solchen im Blick, etwa, in neuen Bildern, den Obdachlosen, der kaum aus seinem Zelt hervorlugt. Stelzmannn schaut genau hin, und er verschlüsselt seine Themen, schafft mithin Analogien und Gleichnisse. Dazu greift er auf neutestamentarische Szenen zurück, mit der Passionsgeschichte im Zentrum. Ein besonders spannendes Kapitel sind die Zeichnungen der Selbstporträts, die in Hagen den Zeitraum 1977-2014 umfassen. Gerade weil sich Stelzmann über Jahrzehnte treu bleibt, ist sein Werk ein eindrucksvolles Erlebnis. Hier, im Osthaus Museum in Hagen, kommt es besonders zur Geltung. THOMAS HIRSCH Am Rand der Welt Abb. 2 Catalina Pabón in Bochum Bild neben Bild. Ganz in Weiß, ganz in Schwarz, kaum Farbe. Nüchtern, ohne Menschen, genau und hart gemalt, besser: gezeichnet, Strich für Strich als Pastell, Filzstift oder Aquarell auf Leinwand. Hier nun getaktet als Kontinuum in der riesigen Ausstellungshalle des Kunstmuseum Bochum. Die Bilder von Catalina Pabón sind eine Herausforderung an das Sehen. Reicht eine Stunde, um mit ihnen ins Reine zu kommen? In ihrer Kargheit und Ereignislosigkeit wirken die Wüstenlandschaften wie nach 1000 Jahren brütender Hitze. In der hyperrealistischen Notation der Felsgrate und der Gräser und in der Einbindung in eine Landschaft, die sich in alle Richtungen – mitunter verschneit – fortsetzt, könnten sie einerseits konkrete Orte am Rande unseres Planeten sein. Im Entleerten aber, vorgetragen zwischen gleißendem Licht und dunkelstem Schatten, wirken sie von einem anderen Stern. Um diese Bilder zu erkennen, muss man die Augen an ihr Schwarz und an ihr Weiß gewöhnen und erkennt dann, wie viele verwandte Töne vorliegen. Und dann wieder scheinen ganze Gesteinspartien aus- oder weggeschnitten. Dazu wechselt die Betrachterperspektive schon innerhalb eines Bildes. Geboren 1979 in Bogotá, hat Catalina Pabón zunächst in der Hauptstadt Kolumbiens studiert, ehe sie 2002 an die Kunstakademie in Braunschweig gewechselt ist. Heute lebt sie in Berlin. In den letzten Jahren ist sie mit ihrer brillant intensiven Malerei vor allem auf thematischen Ausstellungen in Deutschland bekannt geworden, nun geht es mit Einzelausstellungen in Museen weiter. Etwas von der koumbianischen Heimat aber scheint in ihrer Malerei konserviert und mit Naturbeobachtungen auf Reisen collagiert. Auch wenn – oder indem – keine Menschen zu sehen sind (es gibt von ihr auch Bilder zerwühlter Betten in dunklen Räumen), so geht es doch immer um unsere Existenz und die Frage, was wir auf der Welt verloren haben und wie wir uns auf sie einlassen. Formal läuft es auf die Überlegung hinaus, was die Malerei kann, wenn es doch um Sujets der Fotografie geht. Catalina Pabón gibt Antworten, die überzeugen. THOMAS HIRSCH Aufbruch ins Nichts Abb. 3 Chinas Videoartisten in Marl Nichts ist so wie es sollte auf dem Video „Before the Rain“ (2010) von Yang Yongliang. Eine animierte chinesische Landschaft mit Riesenrad und Wasserfällen, wo keine sein sollten. Es ist schon ein Phänomen. China-Art im Ruhrgebiet und zynischer Realismus wohin man sieht. Nicht nur an chinesischen Grinseskulpturen kann man das festmachen, auch im Skulpturenmuseum Glaskasten Marl stimmt das unbestimmte Genre, dort wo „Die angehaltene Zeit“ zu sehen ist, wo Arrivierte documenta-Teilnehmer wie Yang Fudong (ich sag nur „First Spring“ für Prada, 2010) neben Pionieren wie Wang Gongxin („Still Life 1-7“, Video auf Hochkant-TV, 2012) oder Zhang Peili zu sehen sind. Seit 1988 galt der mit „30x30“ als Urvater der chinesischen Kunst-Videos. Doch wer schaut sich auch sein „480 Minutes“-Opus von 2008 über einen Näherei-Betrieb an? In Marl dominieren die dokumentarischen Arbeiten einen wenig; sind sie zu Beginn noch in die westliche Skulpturenwelt integriert wie Hung Keungs Videoserie „Dao Gives Birth to One“ oder das nicht eingeschaltete „922 Rice Corns“ (2000) von Yang Zhenzhong (vielleicht waren die Hühner auch gerade satt), wird es eine Etage tiefer labyrinthisch spannend. Wer findet alle Videos hinter den Vorhängen? Insgesamt vierzehn künstlerische Positionen verbergen sich hier. Da wird der Besucher mal mit dem Beil bedroht (Chen Xiaoyun, Zwei Videos, Why Life, 2010) oder von Fang Lu bei „No World“ (2014) in eine brachiale Geschlechter-Auseinandersetzung mit brennenden Einkaufswagen und einem Hund gezogen. Die neuen Lebensbedingungen in China ändern sich schnell, die wirtschaftlichen Möglichkeiten auch, doch irgendwie scheint das Land gequält zwischen eigener Geschichte und der Unentrinnbarkeit bereits gesetzter politischer und moralischer Werte. Was hat noch Bedeutung? Siehe Yang Zhenzhong und sein aufreizendes Video „Exam“ (2012). Da wird klar, warum es eine direkte politische Opposition in China schwer hat, und doch – irgendwie lässt sich auch dort die gesellschaftliche Dekadenz nicht mehr aufhalten, wenn auch die Zeit angehalten scheint. PETER ORTMANN „Volker Stelzmann – Panoptikum“ | bis 30.8. Osthaus Museum Hagen | 02331 207 31 38 „Catalina Pabón – Erstarrte Wirklichkeiten“ bis 8.8. | Kunstmuseum Bochum | 0234 910 42 30 „Die angehaltene Zeit“ | bis 13.9. | Glaskasten Marl 02365 99 22 57 Abb. 1: Volker Stelzmann, Carnevale II, 2013 (Ausschnitt), © VG Bild Kunst, Bonn / V. Stelzmann Abb. 2: Catalina Pabón, interferencia I, 2014, Öl auf Leinwand, 160 x 210 cm, © C. Pabón Abb. 3: Yang Zhenzhong, „Exam“, 2012, Courtesy of the Artist / ShangART Gallery 35 Kunst-Kalender KÖLN - Museum Ludwig www.museum-ludwig.de Bernard Schultze bis 22.11. Werkübersicht aus dem Museumsbestand zum 100. Geburtstag des wichtigen informellen Künstlers mit surrealen Anklängen in seiner Malerei und Plastik KÖLN – Wallraf Richartz Museum www.wallraf.museum Entlang der Seine bis 27.9. Die französischen Impressionisten des späten 19. Jahrhunderts mit ihren Bildern von lichtdurchfluteten Seen und Flusslandschaften aus der Sammlung Corboud LEVERKUSEN - Museum Morsbroich www.museum-morsbroich.de Gert & Uwe Tobias bis 23.8. Überblick über das aktuelle Werk der aus Siebenbürgen stammenden Zwillinge (*1973), die für ihre großformatigen figurativen Farbholzschnitte bekannt sind MÜNSTER - LWL-Museum www.lwl.org Otto Piene. Licht bis 20.9. Mit Inszenierungen, Installationen, Wänden und Räumen wird die zentrale Rolle des Lichtes im Werk des bedeutenden ZERO-Pioniers (19282014) untersucht NEUSS - Clemens Sels Museum Andreas Gursky, Ruhr-Universität, 1988, C-Print, 75 x 105 cm, © VG Bild-Kunst, courtesy Sprüth Magers, Ausstellung On Display, Bochum www.clemens-sels-museum-neuss.de re:set bis 2.8. Zur Wiedereröffnung des Museums eine Ausstellung mit Malereien, die in ihrer Abstraktheit und mit ihren Oberflächen das Digitale unserer Zeit reflektieren Museumslandschaft NRW AACHEN – Ludwig Forum BOTTROP – J. Albers Museum DUISBURG – Museum Küppersmühle www.ludwigforum.de www.quadrat-bottrop.de www.china8.de NEUSS - Langen Foundation Le Souffleur bis 31.1. Ein differenzierender Dialog zur Kunst von Schürmann und Ludwig seit 1960 zwischen Pop Art und Institutionskritik Sol LeWitt bis 30.8. Vorgestellt wird das „Wall Drawing 1176. For Josef Albers“, das der amerikanische Minimal- und Konzeptkünstler als Referenz an Albers für diese Räume entwickelt hat China 8: Malerei bis 13.9. Das Initial-Museum für das Ausstellungs-projekt CHINA 8, das in acht NRW-Museen passend zu deren Konzept und Räumen zeitgenössische chinesische Kunst zeigt Olafur Eliasson bis 18.10. Überblick über das Werk des dänischisländischen Künstlers, der mit den Ressourcen der Natur arbeitet, anhand des Bestandes in der Sammlung Boros DORTMUND - Dortmunder U AHLEN – Kunstmuseum Ahlen www.kunstmuseum-ahlen.de Heinrich Campendonk bis 26.7. Werkschau des Künstlers, der mit der Gruppe „Blauer Reiter“ ausstellte und mit seiner Hinterglasmalerei berühmt war BEDBURG HAU – Museum Moyland www.moyland.de Lori Nix bis 9.8. Fotografin Lori Nix zeigt eine Welt ohne Menschen, in der sich die Natur mit aller Macht die Räume und Orte zurückerobert BERG.-GLADBACH – Villa Zanders www.villa-zanders.de Karim Noureldin bis 2.8. Noureldin mit seiner Thematisierung des Mediums Zeichnung, das er mit kleinen Blättern und einer ortsbezogenen Wandmalerei vorstellt BOCHUM – Kunstmuseum www.kunstmuseumbochum.de Catalina Pabón bis 8.8. Catalina Pabón widmet sich zwischen Malerei und Zeichnung der Landschaft als unheimlichem und romantischem Ort BOCHUM – Ruhr-Universität www.situation-kunst.de On Display bis 23.8. Anlässlich des 50. Geburtstag der RuhrUniversität, ein Überblick über dessen Kunstsammlung BONN – Kunstmuseum www.kunstmuseum-bonn.de Frank Auerbach bis 13.9. Eine Werkschau mit dem bedeutenden, Maler, der zu den Hauptvertretern der „London School“ zählt www.langenfoundation.de ESSEN – Museum Folkwang OBERHAUSEN - Ludwiggalerie www.dortmunder-u.de www.museum-folkwang.de www.ludwiggalerie.de Meisterwerke bis 9.8. Deutsche Malerei von der Romantik bis zur Moderne: Werke von Caspar David Friedrich und Makart bis Kokoschka und Beckmann aus den Dortmunder Museen Conflict, Time, Photography bis 5.7. Fotografien zum Thema Krieg zwischen 1855 und 2013 unter Berücksichtigung des Zeitpunkts der Aufnahme, der teils Jahre nach dem Kriegsereignis liegt Green City bis 13.9. Kunstbeiträge, die sich mit dem Ruhrgebiet in seiner Verfasstheit und Zerteilung durch Autobahnen und Wasserstraßen und seinem ökologischen Zustand beschäftigen DÜREN – Leopold-Hoesch-Museum GOCH – Museum www.leopoldhoeschmuseum.de www.museum-goch.de Volker Saul bis 22.11. Der aus Düren stammende, in Köln lebende Künstler (*1955) mit monumentalen farbintensiven Wandmalereien von Figur und Grund Alfonso Hüppi bis 23.8. Neue „Holzwerke“ zum 80. Geburtstag des Schweizer Bildhauers und Zeichners, der als Professor an der Düsseldorfer Kunstakademie unterrichtet hat DÜSSELDORF – KIT HAGEN – Osthaus Museum www.kunst-im-tunnel.de www.osthausmuseum.de Malerei, jetzt. bis 27.9. Vier Positionen der jüngsten Künstlergeneration aus der Düsseldorfer Kunstakademie, die die Aktualität der Malerei in der Gegenwart befragen Volker Stelzmann bis 30.8. Ausgezeichnet mit dem Karl Ernst Osthaus-Preis, zeigt der Berliner Realist einen Einblick in sein figürliches, gleichnishaftes Werk seit den 1970er Jahren DÜSSELD. – K20 Kunstsammlung NRW www.kunstsammlung.de Miró. Malerei als Poesie bis 27.9. Ein Plädoyer für den spanischen Maler und Bildhauer (1893-1983) mit Werken aus allen Schaffensphasen, die sich mit seinem Verhältnis zur Literatur beschäftigen DÜSSELD. – Museum Kunstpalast www.smkp.de Wim Wenders bis 16.8. Der berühmte Filmemacher zum 70. Geburtstag in seiner Heimatstadt mit einer Retrospektive seiner autonom aufgenommenen analogen Fotografien KLEVE - Museum Kurhaus www.museum-kurhaus.de Et in Arcadia Ego 10.7.-20.9. Beiträge von elf zeitgenössischen Künstlern, die der nüchternen Realität unserer Zeit Entwürfe der Entrückung wie die Unsterblichkeit und Idylle gegenüber stellen KÖLN – Museum Ostasiatische Kunst www.mok-koeln.de Weisses Gold bis 2.8. Rund 100 Porzellane aus dem Bestand des Museums von 1400 bis 1900, die in verschiedenen Techniken eindrucksvolle Paläste, Tempel und Figuren schaffen 36 REMAGEN - Bahnhof Rolandseck www.arpmuseum.org Revolution der Bilder bis 6.9. Malerei von Poussin bis Monet, die den revolutionären und modernen Geist verdeutlicht, der von der französischen Kunst seit dem 17. Jahrhundert ausging RECKLINGHAUSEN - Kunsthalle www.kunsthalle-recklinghausen.de Daniel Buren bis 26.7. Der französische Künstler reagiert auf die architektonische Struktur der Fassaden der Kunsthalle und des Festspielhauses mit Farbfeldern und alternierenden StreifenDBACerg WUPPERTAL - Waldfrieden www.skulpturenpark-waldfrieden.de Lynn Chadwick bis 18.8. Der britische Bildhauer mit seinen Bronzeplastiken der 1950er und 1960er Jahre, die mit aufgerissenen, verletzten Oberflächen Figur und Natur thematisieren Kunst? Welche [email protected] Wir freuen uns auf Post. Empfehlungen von Thomas Hirsch Auswahl BOCHUM CATA L I N A PA BÓN BAHNHOF LANGENDREER trailer verlost 1x2 Karten zu jedem der 3 Events auf trailer-ruhr.de Do 16.7. 20 Uhr Pascow BOTTROP MUSEUM QUADRAT bis 30.8., Di-Sa 11-17 Uhr, So 10-17 Uhr Sol LeWitt. Wall Drawing 1176. For Josef Albers E R STA R RT E W I RKLI CH KE I T E N WORLDS APART Wer sich für deutschsprachigen Punkrock, für Bands wie Turbostaat, Trend, Oiro, Muff Potter und Captain Planet interessiert, der sollte unbedingt auch Pascow erleben. Die Pfälzer haben sich in den letzten 15 Jahren nach und nach in die erste Reihe des Genres gespielt – nicht zuletzt auch wegen ihrer intensiven Shows. Ihre letzte Platte heißt „Diene der Party“, ist ihre bisher beste und gibt die Richtung vor: Lakonische Texte, Schläge in die Magengrube mit schwitzenden Fäusten, Wut und trotzdem Spaß dabei. Info: 0234 687 16 10 06 J UN I —— 08 AUG 2O15 KUNSTMUSEUM bis 26.7., Di-So 10-17, Mi 10-20 Uhr VISIT 2010-2015 Das VISIT-Förderprogramm, das 2010 von der RWE Stiftung gegründet wurde, zieht eine erste Bilanz. Vorgestellt werden die bisherigen zehn Stipendiaten, die sich in künstlerischen Beiträgen in unterschiedlichen Medien mit den Erforschungen, Technologien und Gewinnungsmöglichkeiten von Energie beschäftigen und dazu als „Artist in Residence“ an den jeweiligen Orten aufgehalten haben, etwa auf einer Bohrinsel. Die Ausstellung zeigt daneben weitere Werke aller Künstler. Info: 0234 910 42 30 UCI KINOWELT RUHR PARK interferencia 1, 2014, © Catalina Pabón So 5.7. 15.45 Uhr, So 12.7. 17 Uhr, Mi 15.7. 21.30 Uhr ROH: Wilhelm Tell / RSC: Love’s Labour’s Lost / European Mediterranean Festival: Carmen Live From Taormina Taormina Festival venue, Foto: Mario Cutroneo Im Juli bringt das UCI wieder Oper- und Theateraufführungen in künstlerischer wie technischer Spitzenqualität in den Kinosaal. Zum Auftakt wird Gerald Finleys Bariton in Rossinis letzter Oper „Wilhelm Tell“ erklingen und die aktuelle Saison des Royal Opera House beenden (5.7.). Am 12.7. gibt die Royal Shakespeare Company aus Stratford-upon-Avon mit „Love’s Labour’s Lost“ eine frühe Komödie des britischen Barden und abschließend garantiert George Bizets tragische Oper Carmen live aus dem sizilianischen Taormina mediterranes Flair (15.7.). Info: 0234 239 02 22 Kun s t mu seu m Bo ch u m 37 Foto: Sol LeWitt, Wall Dawing 1176. For Josef Albers, © VG Bild-Kunst, Bonn; Laurenz Berges Die Vorstellung von Wandmalerei greift bei dem US-amerikanischen Minimalund Konzeptkünstler Sol LeWit (19282007) sehr kurz. Seine malerischen und zeichnerischen Maßnahmen an Wänden, die er von Mitarbeitern ausführen ließ, sind präzise auf ihren Ort bezogen; sie bedenken die Struktur der vorgegebenen Architektur ebenso wie die Funktion und Atmosphäre des Gebäudes. Dies trifft nun in Bottrop erst recht auf das Wall Drawing zu, das er 2005 erstmals dort realisiert und dem Farbfeldmaler Josef Albers gewidmet hat. Info: 02041 297 16 DORTMUND HOESCH-MUSEUM Di & Mi 13-17 Uhr, Do 9-17 Uhr, So 10-17 Uhr Onkel Hasan Dortmund als Einwanderungsstadt, Ende der 1950er Jahre: Es wird die Lebensgeschichte von dem Kurden Hasan erzählt, der aus Ostanatolien nach Dortmund kam und bis zu seinem Tod im Jahre 2013 dort lebte und arbeitete. An seiner Autobiographie entwickelt die Ausstellung ein Bild über die Migrationssituation im Ruhrgebiet und eben speziell in Dortmund. In den Blick gerät aber nicht nur Hasans Lebenssituation, sondern auch die seiner Familie. Mit der Ausstellung würdigen die Veranstalter den Beitrag derer, die Mitte des 20. Jahrhunderts nach Deutschland gekommen sind, um zu arbeiten und einen Beitrag zu der städtischen Entwicklung zu geben, wie wir sie heute kennen. Info: 0231 844 58 56 WESTFALENPARK Fr 24.7. & Sa 25.7. Juicy Beats Auswahl Auswahl Das wurde auch mal Zeit: Zum 20-jährigen Jubiläum findet das Juicy Beats erstmals zwei Tage lang statt! Dementsprechend gibt es am Rande des Westfalenparks auch Camping-Möglichkeiten – ebenfalls eine Premiere. Der Erfolg und die stete Attraktivität des Festivals liegt aber in anderen, altbekannten Faktoren begründet: Das tolle Gelände mit seinen verschlungenen Wegen und das seit eh und je lohnenswerte Line-up, das wieder alle Spielarten rhythmusbasierter Musik abdeckt. Mit dabei sind unter anderem Fettes Brot, Trailerpark und Fritz Kalkbrenner. Info: 0231 138 42 59 und zwar in den Klassen von Siegfried Anzinger, Andreas Schulze, Tomma Abts bzw. Thomas Grünfeld. Im Wissen um die gesellschaftliche und kulturelle Präsenz der Neuen Medien favorisieren sie jeweils die klassische, althergebrachte Malerei, die in unserer Zeit nun freilich ganz neu konnotiert ist. Info: 0211 892 07 69 ESSEN STÄDT. GALERIE SCHLOSS BORBECK bis Ende August, Di-So 14-18 Uhr DÜSSELDORF Paul Schwer KIT bis 27.9., Di-So 11-18 Uhr Malerei, jetzt. der Städtischen Galerie in Borbeck ermöglicht Paul Schwer, direkt auf deren Struktur zuzugreifen. Info: 0201 884 42 19 TUROCK Fr 10.7. 20 Uhr Supersuckers Fast die ganzen 1990er-Jahre hindurch gehörten die Supersuckers zum heißen Scheiß des Rock’n’Roll: Sie veröffentlichten ihre Alben auf dem Nirvana-Label Sub Pop und inspirierten viele Bands aus der damals ebenfalls grassierenden Garage-Bewegung um das Label Crypt. Mittlerweile ist ihre Popularität etwas abgeflaut, für vor Blut und Schweiß triefende, bluesige Rock-Shows sind sie aber nach wie vor gut. Anlässlich ihres neuen Albums „Get the Hell“ kommen sie mal wieder nach Europa. Info: 0201 490 37 80 THEATER IM RATHAUS Mi 1.7. bis So 12.7. Höchste Zeit Ein weibliches Quartett in den besten Jahren: Zwischen Sekt und Champagner wird geheiratet und das Chaos vorprogrammiert. Ein zu enges Hochzeitskleid ist dabei nur die geringste Sorge. Existentielle Fragen beschäftigen die vier Ladies, ob es den perfekten Ehemann überhaupt gibt und wie das überhaupt mit dem richtig gekochten Ei ist. Situationskomik vom Feinsten und natürlich jede Menge Schampus erwartet die Besucher. Info: 0201 24 555 55 GELSENKIRCHEN VELTINS-ARENA So 12.7. 20 Uhr AC/DC GOP VARIETÉ-THEATER Fr 3.7. & Sa 4.7. 18 & 21 Uhr, So 5.7. 14 & 17 Uhr Lustig klein Paul Schwer, Black Hole, Installationsansicht 2015, Foto: © P. Schwer Katja Seib, trapped, 2015, Öl auf Jute, 180 x 230 cm, Foto: © K. Seib Ein Statement zur Malerei anhand von vier Künstlern der jüngsten Generation. Vivian Greven, Felix Reinecker, Katja Seib und Astrid Styma haben sämtlich an der Kunstakademie in Düsseldorf studiert, culture club präsentiert: Open Air Kino Paul Schwer (*1951), der an der Düsseldorfer Kunstakademie bei Erwin Heerich studiert hat, lotet die gegenstandsfreie Präsenz von Farbe im Raum aus. Dazu arbeitet er u.a. mit Leuchtstoffröhren, Wandmalereien und farbigen geknautschten Plexiglas-Körpern, die er in komplexen Installationen zueinander in Beziehung setzt, wobei er noch den Weg des Betrachters durch den Ausstellungsraum lenkt. Der bevorstehende Umbau culture club präsentiert: Kino Clownerie gilt gemeinhin als das Mittel schlechthin, um zu lachen und eine lustige Zeit zu verbringen. Slapstick, Pantomime und die sogenannte „Physical Comedy“ gehören mit zur Standardausrüstung, die ein echter Clown mitbringen muss. Das trifft auch auf die ClownsCompany im GOP Varieté-Theater zu, die unter der Leitung von Edouard Neumann eine Clown-Show vom Besten bietet. Kein Auge wird da trocken bleiben, wenn „Dummer August auf Weißclown trifft“. Info: 0201 247 93 93 culture club präsentiert: Kino Auch wenn die australischen HardrockLegenden zuletzt eher auf dem Boulevard für Schlagzeilen sorgten, Besetzungswechsel zu verkraften hatten und wie im Fall von Ex-Schlagzeuger Phil Rudd sich sogar vor Gericht verantworten mussten, ist ihre Popularität in Europa ungebro- culture club präsentiert: Kino Café GHOSTBUSTERS (OMU) ARTHAUS FESTIVAL: FITZCARRALDO AM SONNTAG BIST DU TOT DIE ENTDECKUNG DER UNENDLICHKEIT Bevor im kommenden Jahr vier Frauen die Stadt frei von Geistern halten werden, dürfen hier noch einmal die Männer aus dem Original ran: Vier Parapsychologen werden in New York City zu erfolgreichen Geisterjägern. Enorm unterhaltsame Science-Fiction-Komödie mit hübschen Seitenhieben auf die Geschäftemacher und Wichtigtuer. Um im Dschungel Perus ein Opernhaus zu errichten, lässt sich der Opernliebhaber Fitzgerald (Klaus Kinski in der Rolle seines Lebens) auf ein Kautschukgeschäft ein, für das er ein Schiff durch den Urwald ziehen muss. Werner Herzogs tollkühner Abenteuerfilm verwebt in unvergesslichen Bildern die Welt der Natur mit der der Kunst. Brendan Gleeson („Braveheart“, „Brügge sehen… und sterben?“) beeindruckt in dieser komödiantisch gefärbten Tragödie als Dorfgeistlicher, der von einem Unbekannten eine Todesdrohung erhält. In sieben Tagen bist du tot – das Drama folgt dem Todgeweihten durch eine tragikomische Woche. Chapeau: Regisseur John Michael McDonagh („The Guard“) erreicht leichthändig Tiefe. Das sehenswerte Biopic von Regisseur James Marsh erzählt von Leben, Krankheit, Liebe und Schaffen des britischen Genies Stephen Hawking (Eddie Redmayne). In gelungenem Zeitkolorit folgt das berührende Drama dem Wissenschaftler, der als junger Student an ALS erkrankt und trotz wachsender Einschränkung weder aufgibt noch seinen Forscherdrang verliert. Endstation Open Air (Hinterhof) Wallbaumweg 108, 44894 Bochum Karten: 0234 687 16 20 trailer verlost 1x2 Karten auf trailer-ruhr.de Sa 11.7. 18 Uhr Galerie Cinema Julienstraße 73, 45130 Essen Karten: 0201 77 84 94 trailer verlost 1x2 Karten auf trailer-ruhr.de Mo 27.7. 21 Uhr UCI Kinowelt Ruhr Park Am Einkaufszentrum, Bochum Karten: 0234 239 02 22 METROPOLIS Filmtheater Direkt im Hauptbahnhof Karten: 0234 12 26 3 trailer verlost 1x2 Karten auf trailer-ruhr.de Mi 29.7. 18 Uhr UCI Kinowelt Duisburg Neudorfer Straße 36-40 Karten: 0203 301 91 91 trailer verlost 1x2 Karten auf trailer-ruhr.de Mi 5.8. 14.30 Uhr Auswahl chen: Egal wo auf dem Kontinent sie in diesen Wochen auftreten – überall werden sie gefeiert. Dementsprechend ist auch das Konzert auf Schalke schon ausverkauft. Aber vielleicht kann man in einem Internetauktionshaus ja noch einen Schnapper machen. Info: 01806 15 08 10 geben, das sicherlich auch für Nichtspieler interessant sein dürfte. Info: www.gamescom.de Haranni Hurricanes OBERHAUSEN Sie sind ein musikalischen Trio rund um das Emscher Delta herum. Haranni ist übrigens aus dem Mittelalterlichen und bedeutet „Herne“. Die drei Musiker bieten ein breites Klangmuster von Swing über Rock, selbst komponierten Songs und eingängigen Coverliedern. Sie nennen ihren Musikstil „Pott-Bloozerock“ und kommen damit seit Jahren gut bei ihren Fans aus Herne und Umgebung an. Info: 02302 205 44 63 DRUCKLUFT The World/Inferno Friendship Society HAUS KEMNADE Mi 1.7. & Do 2.7. 19.30 Uhr Kemnade Jazz Nights Ein „Who is Who“ der globalen Jazz-Szene, präsentiert von Chris Hopkins. Unter anderem mit Duke Heitger aus der Geburtsstadt New Orleans, dem Engländer Dan Barrett und Gastgeber Chris Hopkins spielen insgesamt sechs Jazzvirtuosen unter dem Motto „From Basin Street to Broadway“. Spannend werden dabei die ureigensten Interpretationen der Künstler, die aus einem breiten Angebot der Jazz-Ära schöpfen. Info: 01806 050 400 KÖLN KOELNMESSE Mi 5.8. - So 9.8. gamescom MASCHINCHEN BUNTES Fr 17.7. 20 Uhr Fr 17.7. 20 Uhr HATTINGEN WITTEN ZUSAMMENGESTELLT VON: THOMAS HIRSCH, ANNA LENKEWITZ, CHRISTIAN STEINBRINK Eigentlich müsste die New Yorker World/ Inferno Friendship Society irgendwo in Mitteuropa leben, so oft sind sie in unseren Breiten auf Tour. Das könnte aber auch an der stetig steigenden Popularität ihrer Shows liegen: Wie kaum eine andere Band verbinden sie mitreißende Tanzbarkeit mit der entschiedenen Haltung des Punk und einem theatralischen Vaudeville-Revue-Charme. Ihre Kostüme schwitzen sie dabei jedes Mal voll – das Publikum ihre allerdings auch. Info: 0208 85 24 54 Veranstalter-Infos an: [email protected] 06.-09.08.2015, Köln Celebrate the games ! EBERTBAD Pommes Chefredaktion: Maxi Braun (v.i.S.d.P.) Red. Mitarbeit an dieser Ausgabe: Lars Albat, Ingrid Bartsch, Jessica Düster, Hartmut Ernst, Sanje Gautam, Rolf-Ruediger Hamacher, Thomas Hirsch, Tom Jost, Benjamin Knoll, Anna Lenkewitz, Karsten Mark, Lisa Mertens, Christian Meyer, Anne Nüme, Peter Ortmann, Nina Ryschawy, Jan Schliecker, Simone Schlosser, Benjamin Seim, Christian Steinbrink, Olaf Weiden, Hans-Christoph Zimmermann Grafik: Amélie Kai, Dominik Empl, Thomas Müller, Janina Wittmann Anzeigenverwaltung: BERNDT MEDIA Wahl? Joachim Berndt Welche [email protected] Dr.-C.-Otto-Str. 196, 44879 Bochum Tel. 0234-94191-0, Fax -94191-91 Wir freuen uns auf Post. 11.06.15 16:24 gamescom_2015_Anzeige_trailer_KulturKinoRuhr_44x32_B2C_Casual_DE.indd 1 das fünfte Element oder Im August eröffnet erneut eine der weltweit größten Messen für interaktive Unterhaltung ihre Pforten in Köln – die gamescom! Im Vordergrund stehen aktuelle Neuerscheinungen der Computerspielszene, die sowohl Fachbesucher, als auch Spielefans in ihren Bann ziehen werden. 2014 waren bereits 335.000 Besucher aus 88 Ländern vor Ort und die aktuelle Vergrößerung des Geländes um 16.000 m² verspricht eine weitere Steigerung. Auch dieses Jahr werden alle großen Entwicklerhäuser da sein und die Früchte jahrelanger Arbeit präsentieren. Zusätzlich wird es vom 7.8. bis 9.8. erneut ein interaktives und musikalisches Rahmenprogramm in der ganzen Stadt Herausgeber: trailer-ruhr Verlag Joachim Berndt, Büro Bochum Dr.-C.-Otto-Str. 196, 44879 Bochum Tel: 0234-94191-0, Fax: -91 E-Mail: [email protected] www.trailer-ruhr.de Projektleitung: Birgit Michels gamescom.de Do 16.7. - Fr 31.7. IMPRESSUM Fritten, Ruhrpott und Liebe gehören zusammen wie die vier Freunde, die sich früher einmal in der Pommesbude von nebenan getroffen haben. Ein Abtrünniger ist dabei, der ausgerechnet nach Düsseldorf gezogen ist. Doch was machen die anderen Drei, die in der Stadt Oberhausen gar nicht unähnlich geblieben sind? Unter der Regie von Gerburg Jahnke bietet sich dem Zuschauer Unterhaltung auf höchstem Niveau, eine Show zwischen musikalischem Kabarett und einer Komödie. Info: 0208 205 40 28 Josef Albers Museum . Quadrat Bottrop Sol LeWitt. Wall Drawing 1176 Für Josef Albers 7. 6 . 30 .8 . 2015 E-Mail: [email protected] www.berndt-media.de Meine Meinung POST AN DIE REDAKTION Druckerei: Graphischer Betrieb Henke GmbH Engeldorfer Straße 25 50321 Brühl Buchhaltung: Karin Okniewski Alle nicht gesondert gekennzeichneten Bilder sind Pressefotos. Liebes trailer-Team, ich finde es gut, dass sie so umfassend und immer aktuell über alle kulturellen Veranstaltungen, sei es Theater, Oper, etc. berichten. Dadurch bin ich schon auf einige interessante Veranstaltungen aufmerksam geworden. Mich interessieren besonders die neuesten Filmbesprechungen, da ich absoluter Kino-Fan bin und am liebsten jede Woche ins Kino gehe. Ich freue mich schon jeden Monat auf den neuen trailer. Heute schon digitale Fingerabdrücke hinterlassen? trailerRuhr Die Auflage unterliegt der ständigen Kontrolle der Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern. Durch Berndt Media werden auch folgende Kultur-, Kino- und Bildungsmagazine (Köln, Wuppertal, Aachen und Düsseldorf) vertreten: Marlies Bieder Wir freuen uns auf weitere Zuschriften oder Online-Kommentare [email protected] www.quadrat-bottrop.de Die Redaktion behält sich Abdruck und Kürzen von LeserInnenbriefen vor. Förderer der Ausstellung Egon Bremer Stiftung Nichts ist egal 39 trailer wird d auff 10 00 % Recyyclingpapieer gedrruckkt Juli 2015 www.trailer-ruhr.de Das MeinungsMagazin MAMA GEGEN PAPA EIN FILM VON MARTIN BOURBOULON ab 9.7. im Kino www.mamagegenpapa.de
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