Praxisbeispiel: Lebensräume schaffen Blühende Landschaften für Hase und Co Voraussetzung für die Schaffung von Lebensräumen ob mit oder ohne KULAP ist die gute Zusammenarbeit zwischen Jägern und ihren Jagdgenossen. Im Raum Stamsried im Landkreis Cham funktionierts. Wir stellen Ihnen ein Beispiel aus der Praxis vor. „Du kriegst, was Du brauchst“, Dietmar Strasser, Jagdpächter im rund 1.200 Hektar großen Jagdrevier Hitzelsberg im Landkreis Cham, kann auf seine Jagdgenossen bauen, wenn es um Flächen zur Lebensraumgestaltung geht. Beim Jagdessen haben sie es ihm wieder bestätigt, sie wollen die Kulturlandschaft aktiv mitgestalten, dass auch das Wild nicht zu kurz kommt. Großzügig stellen ihm „seine Bauern“ Land zur Verfügung, damit Dietmar Strasser Blühmischungen, Bejagungsschneisen, Wildwiesen und Wildäcker anlegen kann. Insgesamt sind es heuer 34 verschiedene Biotope mit einer Fläche von rund drei Hektar. Als Dietmar Strasser 1990 Mitpächter im Revier wurde, begann er nach und nach die Landwirte für seine Ideen zu gewinnen: Ein Stück am Waldrand hier, eine schräge Feldecke da, Flächen, die für die intensive Nutzung sowieso nicht gut geeignet waren und dem Landwirt nur viel zusätzliche Arbeit bereiteten. Schnell haben die Jagdgenossen erkannt, dass sie mit der Schaffung von Lebensräumen doppelt gewinnen, weil sie damit auch noch aktiven Naturschutz betreiben. „Wir Landwirte haben den Wildtieren einen Großteil des Lebensraumes genommen, da ist es nur richtig, wenn wir jetzt einen Teil unserer Flächen für Wildäcker und Wiesen zur Verfügung stellen.“ Johann Hamperl, Jagdvorsteher „Die Bejagungsschneisen und Blühflächen nutzen auch uns Landwirten. Die Schneisen im Maisfeld machen die effektive Schwarzwildjagd erst möglich, da müssen wir unseren Beitrag leisten. Die Blühflächen sind auch gut für den Boden, und sie sorgen für ein gutes Image in der Öffentlichkeit. Außerdem finde ich es toll, wenn sich Bienen, Vögel und das Wild bei uns wohlfühlen. Die gehören doch hier her.“ Konrad Moro, Jagdgenosse Dietmar Strasser legt die Wildlebensräume alle selbst an. Er will vor allem Deckung und Äsung im Winter schaffen, um das Wild im Winter auf die Feldflur zu locken und Verbiss im Wald zu vermeiden. Der zweite wichtige Faktor: Es sollen möglichst viele Insekten, Vögel und Wildtiere von seinen Maßnahmen profitieren. Zur Ansaat wählt er teils Fertigmischungen von der Bayerischen Futtersaatbau, teils stellt er sich selbst Mischungen aus Einzelkomponenten zusammen. So muss bei Dietmar Strasser immer auch ausreichend Kohl im Wildacker sein, denn der liefert beste Winteräsung. Deshalb fräst er in die Blühmischung 20 bis 30 Meter lange Streifen und sät zwischen Sonnenblumen, Malven und Mais Kohl. Dabei bevorzugt er Blattstammkohl vor Markstammkohl, weil der mehr Blattmasse bietet. Die gemeinsame Anstrengung lohnt sich, denn im Revier von Dietmar Strasser gibt es Hasen, Rebhuhn und Fasane, viele Vogelarten und jede Menge Wildinsekten. G. Helm 4 /2015 23
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