022. Sitzung des 6. Sächsischen Landtages, 08.10.2015 Rede von MdL Falk Neubert während der Aktuellen Debatte auf Antrag der Fraktion AfD zum Thema: „Gründe für die Glaubwürdigkeitskrise der Medien und Politik“ Auszug Stenoprotokoll / Es gilt das gesprochene Wort! Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Einen Satz zu Herrn Dierks: Bis zu einem bestimmten Punkt habe ich Ihrer Rede Beifall gezollt, das hat man wahrscheinlich gehört, weil sie mir angenehm sortiert erschien. Wir nehmen aber die Unterstellung bezüglich unserer Fraktion, die dann später kam, nicht für uns in Anspruch, und ich möchte das deutlich zurückweisen. (Beifall bei den LINKEN) Sehr geehrte Damen und Herren! Seit Pegida und seit der AfD hat sich die Stimmung in diesem Lande geändert. Wir erleben gerade einen traurigen Höhepunkt, tatsächlich auch mit Angriffen gegen Journalistinnen und Journalisten. In der letzten Woche wurde in Dresden einem Journalisten ins Gesicht geschlagen, ein anderer wurde getreten, und die Täter sind in der johlenden Menge untergetaucht. Am Sonntag wurde in Sebnitz eine Journalistin mit einem Aufkleber „Lügenpresse“ gebrandmarkt und von johlenden Menschen fotografiert. Wir haben es letzte Woche in Erfurt bei der AfD-Demonstration erlebt. An der Stelle ist auch der Link zwischen Pegida und der AfD vorhanden. Was Höcke dort artikulierte - man muss sich das einmal anschauen -, ist unerträglich. Der Ton ist rechtspopulistisch bis hin zu rassistischen Formulierungen, bei denen sich die AfD hier in diesem Landtag und allen voran Frauke Petry nicht wegducken kann. (Beifall bei den LINKEN und den GRÜNEN) Sehr geehrte Damen und Herren! Journalisten leisten eine engagierte Arbeit in unserer Gesellschaft und einen wichtigen Beitrag dafür, die Wirklichkeit in dieser Gesellschaft in den Medien abzubilden. Ich möchte ihnen Respekt zollen und danke sagen. (Detlev Spangenberg, AfD, meldet sich zu einer Zwischenfrage.) Angriffe auf Journalisten sind nicht hinnehmbar. Es sind Angriffe auf die Meinungsfreiheit und auf die Pressefreiheit. Es sind Angriffe auf die Demokratie. Angriffe auf die Demokratie müssen zurückgewiesen werden und in diesem konkreten Fall auch durch Polizeischutz für betroffene Journalistinnen und Journalisten. [Und weiter in Antwort auf Herrn Spangenbergs (AfD) Zwischenfragen – d. Red.] Sehr geehrte Damen und Herren! Wenn Pegida und AfD Journalisten und Medien beschimpfen und mit Hass überziehen, dann muss man sich nicht wundern, wenn das zu Drohungen, Einschüchterungen und Gewalt gegen Journalisten führt. Lügenpresse ist ein Kampfbegriff, der sich in Gewalt manifestieren kann. (Beifall bei den LINKEN und den GRÜNEN) Wenn Pegida und die AfD über Flüchtlinge durchweg als kriminell und islamistisch argumentieren, dann muss man sich nicht wundern, wenn das zu Angriffen auf Flüchtlinge und zu Brandanschlägen auf Flüchtlingsunterkünfte führt. (Dr. Frauke Petry, AfD: Sie sollten zuhören. Das ist undifferenziert und populistisch, was Sie gerade sagen!) Wenn Pegida und AfD Politiker und Politikerinnen als Verräter am deutschen Volk bezeichnen, dann führt das zu Angriffen auf Flüchtlingshelfer, Bürgermeister, Politiker und auf Büros oder auf den letzten Landesparteitag der LINKEN. (Beifall bei den LINKEN) Der Ton hat sich verschärft. Die Eindimensionalität der Stammtische hat sich auf den Straßen, auf den Rednertribünen und in den Landtagen wiedergefunden. Eine solche Eindimensionalität ist nicht geeignet, Themen zu debattieren und Lösungen zu finden, sondern sie delegitimiert demokratische Strukturen. Sehr geehrte Damen und Herren! Man kann trefflich über Kritik an Medien und Politik diskutieren. Ich habe noch eine Minute Zeit und werde das hier nicht ausführen. Es ist im höchsten Maße legitim, das sich Teilgesellschaften, wie Wirtschaft, Politik und Medien, mit Kritik auseinandersetzen, diese diskutieren und Schlüsse daraus ziehen. Und das passiert auch. Es gibt aber zwei Möglichkeiten, damit umzugehen. Das eine ist eine demokratiestärkende Form zur Weiterentwicklung der demokratischen Einrichtungen und das andere ist eine demokratiezerstörende Form. Das ist das Rezept von AfD und Pegida. (Beifall bei den LINKEN - Dr. Frauke Petry, AfD, meldet sich zu einer Zwischenfrage.) Präsident Dr. Matthias Rößler: Gestatten Sie eine Zwischenfrage von Frau Petry? Falk Neubert, DIE LINKE: Ja. [Und weiter in Antwort auf Frau Petrys Zwischenfragen – d. Red.] Wenn in unserer Gesellschaft und da schließe ich an Herrn Dierks an .• Themen und Positionen zu Themen auf drei Sätze reduziert werden und man dann zum nächsten Thema übergeht, auf das man einhaut und für sich sozusagen eine Distanz schafft, dann wird das der Komplexität von Politik - es tut mir leid, billiger bekommen Sie es nicht - nicht gerecht. Frau Petry, ich war bei Pegida-Demonstrationen und habe es mir angeschaut. Ich war letzte Woche in Thüringen und habe mir die Demonstration der AfD angeschaut, eine Demonstration mit Bernd Höcke, einem Menschen, wo ich das Gefühl habe, dass die Argumentation nahe an der Argumentation von Goebbels ist, ich empfehle allen im Haus, sich die Rede im Internet anzuhören. Ich muss Ihnen ehrlich sagen, ich werde nicht auf einer Demonstration sprechen - zumal es definitiv auch ziemlich schwer ist -, wo ich als Volksverräter beschimpft werde von einer Masse von Menschen. Das werde ich nicht tun. Herzlichen Dank. (Beifall bei den LINKEN)
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