Feldtag Schlachters 2015

Neues im Obstbau - Bericht vom Feldtag Schlachters 2015
Hagen Thoß, Fachstelle Obst Strickhof
Mögliche Innovationen im Obstbau für die kommenden Jahre wurden bei der
Feldbegehung der Obstbauversuche auf dem Versuchsbetrieb der Universität
Weihenstephan Mitte August vorgestellt. Die Versuche umfassen das gesamte
Spektrum der Fruchtproduktion, und neu sind in der Versuchstation oberhalb von
Lindau neben den Kernobstversuchen auch Zwetschgen und Minikiwi als Obstarten
zu sehen.
Christian Knaus als Betriebsleiter eröffnet den traditionellen Informationsabend bei
sehr warmem Sommerwetter. Er begrüsst die rund 40 anwesenden Produzenten und
stellt ihnen Dominikus Kittemann vor, der ab nächstem Jahr Nachfolger von Prof.
Helm wird, da dieser als Verantwortlicher des Obstbaus in den Ruhestand
verabschiedet
wird.
Die anschliessende Feldbegehung umfasst sieben Posten zu folgenden Themen:
•
•
•
•
•
•
•
Feuerbrand
Minikiwi
Zwetschgenunterlagen
Birnenunterlagen
mechanischer Schnitt
Schorfprognose
neue Applikationstechnik
Aber bei den Fachdiskussionen während des Rundgangs werden natürlich auch
weitere aktuelle Fragen im Obstbau diskutiert.
2015 war kein Feuerbrandjahr
Daher waren die Versuche, die seit 2001
laufen, in diesem Jahr wenig aussagekräftig,
wie die Versuchsbetreuerinnen Karin Wudler
und Ute Wilhelm feststellen müssen. Dieses
Jahr wurde auf der Versuchsparzelle mit
Insektenschutznetzen
(System
Whailex)
gearbeitet. Diese sollten zu einer höheren
Temperatur während der Blüte beitragen und
damit für bessere Infektionsbedingungen
sorgen. Diese feinmaschigen Netze wurden
mit normalen Hagelschutznetzen verglichen.
Die Auswertung der Klimadaten ergab keine
praxisrelevanten
Unterschiede
bei
der
Lufttemperatur
und
der
relativen
Luftfeuchtigkeit
zwischen
den
beiden
Netztypen. Lediglich die Blattnassdauer war Die Einnetzung von Einzelreihen dient
zur Untersuchung des Mikroklimas und
unter dem Insektenschutznetz erhöht und
für Versuche zur Applikationstechnik,
könnte somit den Schorfbefall beeinflussen.
sowie zur Ausdünnung im Kernobst
Zusätzlich war zu beobachten, dass die
Netzabdeckung zur Blütezeit einen sichtbaren Einfluss auf den Fruchtansatz hatte.
Unter dem Netz ist die Befruchtung der Blüten deutlich schlechter. „Es wird 2016
genauer untersucht, ob und inwieweit Netze zur Ausdünnung gezielt einsetzbar
sind“ zeigt sich Karin Wudler zuversichtlich, „aber bisher sind die Ergebnisse sehr
uneinheitlich“.
Zur Bekämpfung des Feuerbrandes wurden die Mittel LMA neu, LMA 1 Jahr gelagert,
Blossom Protect und Streptomycin verglichen. Dieses Jahr ohne Resultate, da es
keinen Befall gab trotz einem hohen EIP-Wert von 200. Auch beim parallel
durchgeführten Blütenmonitoring gab es nur einige wenige positive Werte.
Neuanlage mit Kiwi-Beeren
Im Rahmen des deutschlandweiten Versuchsprogramms ist letztes Jahr auch in
Schlachters eine Pflanzung mit Minikiwi (Actinidia arguta) entstanden, die hier KiwiBeeren genannt werden. Fünf weibliche und zwei Männliche Sorten stehen im
Versuch, bei dem auch ein neues Erziehungssystem getestet wird. Dabei handelt es
sich um eine schmale Hecke. Auf den vier unteren Längsdrähten bis 2m Höhe
werden die weiblichen Pflanzen geführt. Auf einem weiteren Draht darüber auf knapp
2,5m Höhe die Pflanzen der männlichen Bestäubersorten. So geht keine Fläche für
die unproduktiven Männchen „verloren“.
Neue Unterlagen für Zwetschgen und Birnen im Test
Als nächstes führte der Rundgang zur Parzelle mit den Versuchen im
Zwetschgenanbau. Hier werden gegen Sharka hypersensible Unterlagen und zwei
Sorten auf ihre Anbaueignung
getestet. Die Bäume sind im
zweiten Erntejahr und zeigen
trotz gutem Ertrag im 2014 auch
in diesem Jahr einen sehr
starken Behang. Im Versuch
stehen die Sorten Jojo, Cacaks
Schöne und die hypersensiblen
Unterlagen Docera 6, Dospina
235, Weiwa und Wavit. Die
bisherigen Ergebnisse sind viel
versprechend positiv.
Auch bei den Birnen steht seit
Die Testpflanzung Zwetschgen mit neuen Sorten und
letztem
Jahr
in
der
Unterlagen um das Sharkavirus besser zu bekämpfen.
Versuchstation
der
Uni
Weihenstephan ein Test mit
neuen Unterlagen. Die geprüften Birnenunterlagen sollen vor allem das Problem des
Birnenverfalls (pear decline) in der Praxis lösen. Dabei will man das Problem im
wahrsten Sinne des Wortes an der Wurzel
anpacken.
Dazu dienen zwei Selektionen aus Amelanchier (=
Felsenbirne) A2 und A10, die als Unterlage mit und
ohne Zwischenveredelung zum Einsatz kommen.
Als Sorten sind Conference und die für Birnenverfall
anfällige Xenia aufgepflanzt. Die Amelanchierunterlage soll verhindern, dass der Erreger für die
Krankheit sich im Winter in die Baumwurzel
zurückziehen kann. Bis erste Ergebnisse aus dem
Die Sorte Xenia im Versuch bei
Versuch vorliegen werden noch 2-3 Jahre vergehen. der Birnenanlage
Der beste Zeitpunkt für den maschinellen Schnitt?
„Der Feldversuch zum Maschinelle
Schnitt im Apfelanbau geht nun ins
sechste Jahr bei uns“ erklärt Knaus
als Einführung. „Es werden folgende
sechs Schnittvarianten verglichen:
• Winter Handschnitt (=Kontrolle)
• Winter Maschine
• Winter Hand + August Maschine
• Rote Knospe Maschine
• August Maschine
• nach der Ernte Maschine
Die mehrjährigen Ergebnisse zeigen
geringe Unterschiede zwischen den
Versuchsvarianten im Flächenertrag.
Bei der Fruchtgrösse zeigt sich,
dass der Winterschnitt deutliche
grössere Früchte gibt, als ein
vergleichbarer Schnitt im Sommer.
Dies wegen des Verlustes an
Blattfläche beim Sommerschnitt.
Eine
Kombination
beider
Schnitttermine Sommer und Winter
war auch erfolgreich. Das Fazit von
Knaus
zum
Thema
Schnitt:
„Maschinenschnitt ist interessant bei
kostengünstiger Produktion, aber
beim Handschnitt kann besser
selektiert werden“.
Grafik oben: Die Ertragsunterschiede der Schnittvarianten sind nur gering, nur tendenziell besser
schneidet der maschinelle Schnitt über die Jahre ab
Grafik unten: der Maschinenschnitt im Herbst und
Winter wirkt sich positiv auf die Fruchtgrösse aus
Wie gut ist die Qualität von
Prognosen für Schorfbefall?
Um diese Frage zu beantworten ist
im Versuchsbetrieb Schlachters eine Reihe
Apfelbäume im Topf gepflanzt und teilweise mit
einem Regendach geschützt. So kann sehr
genau ermittelt werden, wann im Lauf des
Jahres Schorfinfektionen auf den Blättern
stattfinden. Diese Daten werden dann mit den
errechneten Daten der zwei Prognosemodelle
“RIM-PRO“ und “Welte“ verglichen. In diesem
Jahr war ein starker Befall Ende April (28.04.)
und Anfang Mai (1./2.05.) festgestellt worden.
Davor und danach gab es nur schwache
Infektionsphasen. Der starke Infektionsdruck am
20. April wurde von beiden Modellen nicht hoch
genug
angegeben.
Und
die
starken
Infektionstage Anfang Mai wurden nur vom
Welte-Modell korrekt erfasst. „Welches Modell
langfristig die besseren Prognosen für den
Diese Anlage dient zur genauen
Ermittlung des Schorfbefalls beim
Apfel
Standort liefert, wird sich in den nächsten Jahren zeigen“ meinte abschliessend Ute
Renner, die den Versuch vorstellt.
Neues zur Applikationstechnik im Kernobst
Die Idee, dass bei der Pflanzenschutzapplikation nur jede zweite Reihe abwechselnd
zu befahren wird ist nicht neu. Daher wird diese Technik auf dem Versuchsbetrieb
genauer untersucht, wie Peter Triloff den Besuchern an der Parzelle erklärte.
Zum aktuellen Stand der Versuche meinte er: „2014 war die Berostung das grosse
Problem, Schorf hingegen konnte erfolgreich bekämpft werden“. Um die Probleme zu
lösen, wurde das Gerät der Fa. Wanner verbessert und es werden verschiedene
Fahrtgeschwindigkeiten, sowie Düsentypen getestet. Ab 2016 werden laut Triloff
erste Prototypen der Geräte verfügbar sein und eine Versuchserweiterung mit
Einsatz von Elektrostatik ist geplant.
Am Ende des mit vielen Fachinformationen gespickten Rundgangs war der
Wissensdurst gestillt, aber der leibliche umso grösser dank der hochsommerlichen
Temperaturen. Und so wurde die Einladung zur Erfrischung und zum Austausch
unter Kollegen von den Besuchern gerne angenommen.
Autor: Hagen Thoß, Fachstelle Obst Strickhof
Zeichen: 7400 ohne Bilder