Sehr geehrte Frau Staatsministerin Grütters, sehr geehrter

Sehr geehrte Frau Staatsministerin Grütters, sehr geehrter Generalvikar,
sehr geehrter Landrat, sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kollegen,
Lassen Sie mich meinen Vortrag mit einer Gratulation zur Museumsgründung am 29. Juli 1934
beginnen:
„Zur Eröffnung des Telgter Wallfahrtsmuseums möchte ich nicht verfehlen, ihnen und allen,
die am Zustandekommen des Werkes beteiligt sind, meine Freude und meinen bischöflichen
Glückwunsch aussprechen“, so der damalige Bischof von Münster Clemens August Graf von
Galen, und weiter heißt es: „Es war ein guter Gedanke, gerade jetzt, wo die Wallfahrten als
Bekenntnis katholischen Glaubens und als Ausdruck des Vertrauens, das unser Volk auf die
göttliche Hilfe und den Beistand der Gottesmutter setzt, im Zuge der Zeit liegen, den
andächtigen Pilgern in Telgte zum Bewusstsein zu bringen, dass das gläubige Volk zu aller Zeit
und in aller Not zur „Mutter der Barmherzigkeit“ geeilt ist und bei ihr Hilfe und Trost gefunden hat. So wird das neue
Werk zu einem Mittel, die Wallfahrt selbst und das Vertrauen der Pilger zu heben. (…)
(Münster, den 28. Juli 1934)
Ich möchte Ihnen noch einen weiteren Glückwunsch vortragen:
„Aus der Liebe Einzelner zu Ihrer Heimat und deren Werten in Vergangenheit und Gegenwart geboren, möge dieses
Haus durch die treue Mitarbeit aller Volksgenossen zu einer bleibenden Pflegstätte für Volkskunst, Heimatgeschichte und Brauchtum werden, sodaß alle Besucher immer wieder hingewandt werden zu den Urkräften des deutschen
Volkes, zu Volkstum und Heimat.“ Heil Hitler, Karl Friedrich Kolbow Landeshauptmann, Führer der Landschaft
Westfalen des Reichbundes „Volkstum und Heimat“. (Heimatblatt Münster-Land, Telgte, den 29. Juli 1934)
Diese zwei Zitate führen sehr deutlich in die Gründungszeit des Museums und den historischen Kontext der damaligen
Zeit ein. Lassen Sie mich dies noch ein wenig deutlicher machen:
Am 1. Januar 1934 tritt das Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses in Kraft. Während Bischof von Galen 1941
seine bedeutenden Predigten gegen Euthanasie hielt, war der oben zitierte Karl Friedrich Kolbow für die Umsetzung
der nationalsozialistischen Rassenideologie zuständig.
Am 17.Juni 1934 druckt die Frankfurter Zeitung die letzte regimekritische Rede, die sogenannte Marburger Rede von
Franz von Papen ab, die Ausgabe wird beschlagnahmt und jede weitere Veröffentlichung der Rede verboten.
Die Pressefreiheit war bereits 1933 eingeschränkt worden.
Vier Tage nach der Museumseröffnung stirbt Reichspräsident Paul von Hindenburg. Adolf Hitler vereinigt nun die
Ämter von Reichspräsident und Reichkanzler und nennt sich fortan Führer oder Reichskanzler.
In dieser historischen Situation wird in Telgte unmittelbar neben der Wallfahrtskapelle ein „Wallfahrts- und Heimatmuseum“ gegründet. Und der Museumsgründer Dr. Paul Engelmeier setzt zur Eröffnung eine Wetterfahne auf das Dach:
den Erzengel Michael, der eine Posaune bläst und ein Banner mit dem Spruch trägt: „Noa alle veer Winnen int Weltenall, bläst mächtig St. Michel Posaunenschall.“ Die Botschaft eines Engels in alle vier Himmelsrichtungen zu schicken, das
war ein christliches Bekenntnis im Jahr 1934, welches nicht unbeantwortet blieb. Als Engelmeier 1936 die Nachbildung
einer Sonnenuhr mit der Mutter Gottes am Museum anbringen ließ, wurde sein Verhalten in einem „Kampfblatt für
deutschen Glauben, Rasse und Volkstum“ als „Seelendressur“ bezeichnet. Ein reines Wallfahrtsmuseum hätte Engelmeier zu dieser Zeit nicht eröffnen können – und der Name verschwand auch rasch wieder - aber in der Verbindung mit
einem Heimatmuseum, später Heimathaus Münsterland genannt, welches ihm ebenfalls am Herzen lag, konnte er die
von ihm initiierten religiösen Ausstellungsthemen durch die nationalsozialistische Zeit bringen.
Betrachten wir noch einmal den ersten Museumsnamen: „Wallfahrts- und Heimatmuseum“. In diesem Namen steckt
die Verbindung von Religion und Region. 2011 wurde das Museum – wie Sie alle wissen – in RELíGIO umbenannt.
Dieser Name setzt sich nun direkt aus den Worten Religion und Region zusammen. Der neue Museumsname ist also
gewissermaßen eine Zusammenführung der Themen, mit denen die Museumsgeschichte begann.
Volkskunst und Handwerk
Diese Themen prägten neben der Religion die ersten Museumsjahre. Das folgende Kapitel ist das schwierigste in
diesem Festvortrag, weil es nicht einfach ist, die Aktivitäten der ersten Jahre richtig zu werten.
Dr. Paul Engelmeier hat das Museum am 29. Juli 1934 nach dem Vorbild des Schweizer Heimatwerkes mit der Ausstellung „Neuzeitliche heimatliche Volkskunst“ eröffnet. Die Ausstellung hatte fast 16.000 Besucherinnen und Besucher.
Bereits in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts wurde in der Kunsterziehungsbewegung die Meinung
vertreten, dass durch künstlerische Erziehung eine „sittliche Erneuerung des Lebens“ erreicht werden kann.
In der Kunsterziehung der NS-Zeit erhält die Volkskunst - als ursprüngliche, vom Volk kommende Kunst - eine
besondere Bedeutung und wird 1938 in die Lehrpläne des Reichministers für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung
aufgenommen. Die Erziehung soll insbesondere durch vergleichende Betrachtung, d.h. durch die Anschauung des
vorbildlichen Schönen gegenüber Kitsch oder industriell gefertigten Waren umgesetzt werden, um den
„Sinn für deutsches Kulturempfinden zu pflegen.“. Dazu gehörte auch das vorbildliche deutsche Handwerk.
Diese Vorstellung von Kunsterziehung im neuen Museum vertraten auch die Lokal-Politiker der Zeit: „Ergeiz und Ziel
des Heimathauses seien darin gekennzeichnet, dass alles versucht werde, die bäuerliche Bevölkerung geschmacklich zu
bilden…“. Insbesondere die 100 bis120.000 katholischen Wallfahrer hatte man dabei im Blick
Wie sind also die Sonderausstellungen von Museumsgründer Engelmeier zu werten, die Titel tragen wie: Volkskunst
und Kitsch oder „Vorbildliches Handwerksgut?
Dazu möchte ich einen kurzen Blick auf die Biographie des Museumsgründers werfen:
Paul Engelmeier, 1888 in Posen geboren, war während der Weimarer Republik Jurist, ab 1919 Geschäftsführer des
münsterschen Handwerks, ab 1928 Stadtrat der Zentrumspartei und als solcher Dezernent für Handel und Handwerk,
Verkehr und Kulturwerbung. Als bekennender Katholik organisierte er den 69. Deutschen Katholikentag in Münster im
September 1930. Im gleichen Jahr verweigerte er der NSDAP die Westfalenhalle für einen Wahlkampfauftritt Hitlers.
Aufgrund seiner religiösen und politischen Anschauung wurde er 1933 in einem inszenierten öffentlichen Skandal seines Amtes enthoben und zog nach Telgte, wo er bis zu seinem Tode 1973 lebte.
Es ist nicht ganz einfach, den regimekritischen Katholiken Engelmeier mit den Sonderausstellungen, die sich im Sprachduktus der herrschenden Ideologie annähern, passend zu würdigen. Ich möchte eine vorsichtige Vermutung anstellen:
Engelmeier, der mit dem Museum auch seine Familie ernährte, wollte in den Ausstellungen seine Vorstellungen von
guter religiöser Volkskunst und Volksbildung verwirklichen. Dies hätte er jedoch nicht erreicht, wenn er sich den Machthabern widersetzt hätte. Er war also zu der Gratwanderung gezwungen, bestimmte Erwartungen der Machthaber zu
erfüllen ohne seine eigenen Vorstellungen aufzugeben. Ein schönes Beispiel für diesen Spagat sind die Krippenausstellungen, auf die ich nun zu sprechen komme.
Die Krippenausstellungen
Am 2. Dezember 1934 eröffnet Engelmeier die erste Krippenausstellung mit dem Titel „Die Weihnachtskrippe in der
Volkskunst“. Sie hat bis zum 27. Januar 1935 2478 Besucher. Bei den nachfolgenden Weihnachtsausstellungen, in
denen ebenfalls Krippen gezeigt wurden, vermeidet Engelmeier jedoch den Begriff „Krippe“. 1935 heißt die Ausstellung „Weihnachtssitten im Münsterland“, 1936 wird die Ausstellung „Weihnachten in der Volkskunst“ gezeigt, 1938
die Ausstellung „Weihnachtsbräuche im Münsterland“, 1940 heißt sie „Weihnachtsausstellung“ und 1942 „Deutsche
Weihnacht“. Die erste Ausstellung nach dem Zweiten Weltkrieg von Dezember 1946 bis Januar 1947 trägt dann wieder
den Titel „Münsterländer Weihnachtskrippen“.
Interessant sind hier zum einen die Ausstellungstitel, die zwischen 1935 und 1942 auf das Wort „Krippe“ als Hinweis
auf die Geburt des Jesusknaben im Titel verzichten - interessant sind jedoch auch die Besuchszahlen: Nach dem Eröffnungsjahr gehen die Besuchszahlen der Krippenausstellungen kontinuierlich von knapp 2500 auf 955 im Jahr 1940 zurück. Dies könnte man mit dem Kriegsbeginn begründen, doch die Ausstellung „Deutsche Weihnacht“ hat während des
Krieges wieder über 3.000 Besucher – möglicherweise ein Ergebnis nationalsozialistischer Propaganda.
Nach dem Krieg steigen die Besucherzahlen der Krippenausstellung kontinuierlich an. Doch erst im Jahr 1960 wird die
Marke von 5.000 Besuchern überschritten.
Die großen Ausstellungen des Museums, die über 10.000 Besucher hatten, das waren in der Nachkriegszeit die
Ausstellungen zu Christoph Bernhard und Clemens August von Galen, zum Marienleben, zu kirchlichen Kostbarkeiten
und zur Volksfrömmigkeit in Bildwerken - also zur religiösen Kultur, gefolgt von den Ausstellungen zum Handwerk.
Erst 1970 überschreitet auch die Krippenausstellung die Marke von 10.000 Besuchern, 1974 die von 20.000 und 1977
die von 30.000 Besuchern. 1983 erreicht die 43. Krippenausstellung – im ersten Jahr des heutigen Museumsleiters
Dr. Thomas Ostendorf – einen ersten Höhepunkt mit knapp 43.000 Besuchern. Im kommenden Jahr 2015 wird die
75. Krippenausstellung eröffnet – kein anderes Museum in Deutschland kann eine solche Ausstellungstradition
vorweisen.
In den Jahrzehnten der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts gibt es viele Ereignisse und Aktivitäten, die es wert wären,
ausführlicher gewürdigt zu werden als ich es heute vermag: Zu nennen wäre die Ausstellung „Weihnachtskrippen aus
Polen und Westfalen“ zur Jahreswende 1969/70, weil das Land Polen in dieser Ausstellung erstmalig nach dem
Zweiten Weltkrieg Krippen in Westdeutschland ausstellt.
Zu nennen wäre 1974 die Umwandlung der Trägerschaft des Museums in eine GmbH - nach dem Institut für
Museumsforschung vermutlich das erste Museum in dieser Trägerschaft in Deutschland überhaupt.
Zu nennen wäre die Herausgabe einer „Schriftenreihe zur religiösen Kultur“ durch den Museumsleiter
Thomas Ostendorf ab 1993, - gewissermaßen der Startschuss für die Idee eines Museums für religiöse Kultur.
Schließlich 1994 die Eröffnung eines neuen Museumsgebäudes – der Architekt: Josef Paul Kleihues, ein renommierter
Architekt für Museumsbauten, mit im Boot: Die Landesgemeinschaft der Krippenfreunde im Rheinland und Westfalen.
Doch all diese positiven Ereignisse konnten nicht verhindern, dass die Besucherzahlen ab Mitte der 1990er Jahre
kontinuierlich zurückgingen, so dass sich um das Jahr 2000 die Idee konkretisierte, das Museum einer grundsätzlichen
Erneuerung zu unterziehen.
Religiöse Kultur im 21. Jahrhundert ausstellen
- so würde ich die Herausforderung umreißen, die es zu meistern galt.
Mit dem Museumsnamen „RELíGIO – Westfälisches Museum für religiöse Kultur“ hat das Museum seinen Zuständigkeitsbereich regional erweitert, sich inhaltlich auf eine Kernkompetenz konzentriert und sich als Religionsmuseum aus
christlicher Perspektive positioniert.
Doch was bedeutet es, im 21. Jahrhundert religiöse Kultur auszustellen?
Ebenso wie für die Museumsgründung möchte ich wieder einige Hinweise zum Kontext der Zeit geben:
Dazu werde ich beispielhaft einige Zeitungsnotizen der letzten Monate zitieren:
Juli 2014: Das Bistum Münster meldet mehr als 10.000 Kirchenaustritte im Jahr 2013.
August 2014: Im westfälischen Herford ist es zu schweren Auseinandersetzungen der Terrorgruppe «Islamischer Staat»
und kurdischen Jesiden gekommen.
September 2014: Einer Muslimin wird es juristisch untersagt, bei ihrer Arbeit als Krankenschwester in einem evangelischen Krankenhaus in Bochum ein Kopftuch zu tragen.
Ebenfalls September 2014: 50.000 Besucher beim Domjubiläum in Münster unter dem Motto: Willkommen im Paradies.
Oktober 2014: Präses Kurschus besucht ein Flüchtlingslager in Burbach.
Diese wenigen Beispiele zeugen einerseits von der „Gotteskrise“, vom Vertrauens- und Bindungsverlust in christliche
Kirchen, aber auch vom starken Wunsch in der christlichen Bevölkerung nach Gemeinschaft, nach spirituellen Impulsen,
nach positiver Begegnung mit ihrer Kirche.
Die Beispiele zeugen weiterhin auch von religiösen Konflikten, die nach Deutschland getragen werden und von
religiöser Pluralität im Einwanderungsland Deutschland.
Lassen Sie mich noch einige Zahlen nennen: in NRW sind etwa 68% der Bevölkerung Mitglied einer christlichen Kirche.
Ein Drittel der Bevölkerung hat kein Bekenntnis oder gehört einer anderen Religion an. Deutschlandweit sind dies
sogar 40%.
Das ist das religiöse, gesellschaftliche und politische Umfeld, in dem sich das Museum RELiGIO bewähren muss, und
das ist keine einfache Aufgabe, kein einfacher Auftrag!.
Abschließend möchte ich Ihnen drei Charakteristika des heutigen Museums vorstellen:
1. Tradition und Moderne
Sie alle kennen die Museumsgebäude, das historische Gebäudeensemble auf der einen und den modernen Kleihuesbau
auf der anderen Seite der Herrenstraße.
Diese Verbindung von Tradition und Moderne trifft auch auf die Inhalte zu: Wir haben die relevanten Themen des
Hauses, die religiöse Praxis der Menschen in Westfalen, die Telgter Wallfahrt, Kardinal von Galen und die Krippensammlung für die Besucher von heute neu aufbereitet und wir haben den Mut bewiesen, uns der religiösen Pluralität
zu öffnen sowie den Anforderungen der postmodernen Gesellschaft zu stellen.
Dieses ‚und’ - Tradition und Moderne - ist deshalb wichtig, da auch die Besucher des Hauses aus unterschiedlichen
Milieus kommen: Einerseits aus dem traditionellen, dem konservativ-etablierten Milieu und der bürgerlichen Mitte,
andererseits aus liberal-intellektuellen, pragmatischen und expeditiven Kreisen – um mit den Begriffen einer bekannten Milieu-Studie zu sprechen. Wir benötigen alle diese Besuchergruppen und versuchen auch, alle anzusprechen.
Dies geschieht auf unterschiedliche Weise, neben der Dauerausstellung auch durch Sonderausstellungen und
Veranstaltungen, die sich an die unterschiedlichen Milieus richten.
2. Der Mensch im Mittelpunkt
Seit Dr. Franz Krins im Jahre 1975 Museumsleiter wurde, ist die wissenschaftliche Museumsarbeit volkskundlich, heute
würde man sagen kulturanthropologisch ausgerichtet. Im Fach Volkskunde steht das Alltagsleben der Menschen im
Mittelpunkt – auf die Religion bezogen heißt das – die alltäglich gelebte religiöse Praxis. Wir sind kein Museum, in dem
man ehrfürchtig und andächtig kostbare religiöse Kunstgegenstände bewundert. (obwohl wir diese auch besitzen)
Wir zeigen Dinge, die vielen aus ihrem eigenen Lebenszusammenhang bekannt sind und wir ergänzen die Objekte
durch Fotos oder Interviews, so dass die Besucher an zahlreichen Orten im Museum ein Gegenüber haben, dem sie sich
vertraut fühlen können, mit dem sie sich identifizieren, oder bei dem sie Fremdheit fühlen, dessen religiöse Position sie
auch ablehnen können. Für Glaubensferne steht ein breites Angebot von Sachwissen zur Verfügung. Auf diese Weise
regt das Museum die Besucherinnen und Besucher an, sich mit der eigenen religiösen oder säkularen Identität auseinander zu setzen. Ziel ist es, Impulse für ein gelingendes Leben zu geben.
3. Kommunikation, Dialog und Partizipation
Während die Präsentation der Frömmigkeitsgeschichte, also die rückblickende Darstellung der letzten Jahrhunderte
vergleichsweise einfach ist, weil sie ja keinen Änderungen mehr unterworfen ist, ist die museale Darstellung der
Gegenwart und das Sammeln für die Zukunft eine echte Herausforderung.
Die religiöse Vielfalt der Gegenwart ist im Museum RELíGIO auf dem Tisch der Religionen vertreten.
Fast täglich hört man in den Medien, wie schwierig es ist, alle an einen Verhandlungstisch zu bringen. Der Tisch ist ein
Symbol für Kommunikation, für die Aushandlung von Positionen, für Dialog oder Trialog - er ist ein Symbol für
Gemeinschaft und vielleicht auch für Toleranz.
Am Tisch der Religionen sind schon jetzt Telgter mit Asylbewerbern, gemischtreligiöse Seminare und ökumenische
Gruppen miteinander ins Gespräch gekommen. Vor diesem Tisch haben Veranstaltungen zum religiösen Dialog
stattgefunden, es ergeben sich Möglichkeiten zur Teilhabe an kultureller Bildung für Menschen mit Migrationsvorgeschichte und Anknüpfungspunkte zu aktuellen Debatten.
Wir schaffen Voraussetzungen für den religiösen Dialog – und dazu gehört neben der Kenntnis über andere Religionen
insbesondere auch die Stärkung des christlichen Wissens und Bekenntnisses.
Diesen Weg des Dialogs werden wir beispielsweise mit der Sonderausstellung „Auge um Auge?“ im Rahmen des
Reformationsjubiläums im Jahr 2016 weiter gehen.
Papst Franziskus hat zur christlichen Verantwortung in veränderter Welt aufgefordert, von einer „Haltung der
Verteidigung und der Angst, des Desinteresses und der Ausgrenzung“ zu einer „Kultur der Begegnung“ überzugehen.
Das ist es, was wir versuchen, das Museum zu einem Ort der Begegnung zu machen,
Die ersten Schritte sind gemacht, noch viele werden folgen müssen. In diesem Sinne freuen wir uns auf eine gute
Zusammenarbeit mit Ihnen allen!
(Reinhard Dithmar, Wolfgang Schmitz (Hrsg.): „Schule und Unterricht im Dritten Reich“. Ludwigsfelder Verlagshaus
2003, 133) (Münsterischer Anzeiger 11.7.1937)