JugendHilfe Arbeit Reden wir über die Zukunft GRUßWORT EINER EHEMALIGEN // SHEILA BÖHM HEBE DEN BLICK UND DU SIEHST KEINE GRENZEN („Die Möwe Jonathan“, Richard Bach) 2 Hallo, ich bin Sheila. Ehemalige Jugendliche bei der Möwe und heute – 16 Jahre später, Fördermitglied. Mit 17 Jahren kam ich zur Möwe, da ich Unterstützung benötigte. Heute möchte ich Unterstützung anbieten und damit „Danke“ sagen. Die Möwe hat mich in der Übergangs phase in meine persönliche Selbstständig keit begleitet. In der Anfangszeit wohnte ich ca. zwei Jahre in einer außengeleiteten WG in einem Haus mit zwei Wohnungen, die sich jeweils zwei Jugendliche geteilt haben. Unsere Betreuerinnen waren von 8 Uhr morgens bis 22 Uhr abends für uns Jugendliche da. Highlights waren die Feri en, in denen wir fast immer mit der WG und unseren Betreuerinnen in Urlaub ge fahren sind. Mein persönlicher Lieblingsur laub war Segeln in Italien und Kroatien! Zwei weitere Jahre finanzierte mir die Möwe eine eigene Wohnung und betreu te mich weiterhin auf meinem privaten und schulischen Weg hin zum Abitur. Bei der Möwe hatte ich stets das Gefühl, dass ich Unterstützung und Betreuung bekam, wenn ich sie brauchte, und gleich zeitig genügend Freiraum und Respekt vor meiner Selbstständigkeit. Wie kam ich zur Möwe? Über eine Freun din hörte ich von der Möwe und ging selbst zum Jugendamt. Dort waren alle sehr nett und haben sich in Ruhe mit mir und meiner Familie überlegt, was das Bes te für mich ist. Das habe ich bis heute nicht bereut und kann nur jedem raten, der „Zoff“ zu Hause hat und nicht weiter weiß: Redet darüber! Sucht euch Unterstützung! Es gibt so viele Jugendliche, denen es genau so geht – dafür muss sich keiner schämen. An die Zeit bei der Möwe denke ich sehr gerne zurück! Ich habe viel gelernt – über mich, meine Familie und ganz einfache Dinge wie z.B. einen Haushalt zu führen. Heute bin ich glücklich verheiratet, habe Freunde, die mit mir durch dick und dünn gehen und einen Job, der mir viel Spaß macht. Ich wünsche euch, dass ihr immer den Mut habt, euer Glück in die eigene Hand zu nehmen, euch Hilfe zu suchen, wenn ihr sie braucht, und gleichzeitig auch an deren zu helfen. Eure Sheila Böhm 3 INHALTSVERZEICHNIS Grußwort einer Ehemaligen – Sheila Böhm 3 Inhaltsverzeichnis 4 Der Vorstand hat das Wort – Interview mit Herrn Klefenz und Herrn Fiebig 6 „Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile“ (Aristoteles) – Ein Ausschnitt unseres Teams 10 Unsere Sozialpädagogen – 8 Profile 12 Unsere Jugendlichen – 2 Interviews – Eine „ambulant betreute“ Jugendliche – Ein Jugendlicher im „betreuten Wohnen“ 16 Ein Tagesablauf in der Wohngruppe, Bad Vilbel 18 Ein Jugendlicher klopft an – Einblicke in die „stationäre Jugendhilfe“ 20 Unser Büro in Frankfurt/Main stellt sich vor – der ambulante Zweig der Möwe 22 Sprachrohr der Mitarbeiter – die MAV der Möwe 24 Leistungsangebot der Möwe 26 ...und sie bewegt sich doch! – Aspekte der Wechselwirkungen zwischen gesetzlicher Vorgabe und Kinder- und Jugendbericht 28 Wo die Möwe zu Hause ist, Bad Vilbel-Heilsberg 32 Gutes tun – Wie Sie die Möwe unterstützen können 34 Der Aufsichtsrat hat das letzte Wort – Entwicklungen in der Jugendhilfe 36 Beitrittserklärung, Fördermitglied 38 Impressum 39 4 5 DER VORSTAND HAT DAS WORT // INTERVIEW MIT HERRN KLEFENZ UND HERRN FIEBIG Die „Möwe Jonathan“ wird seit dem Jahr 2005 vom pädagogischen Vorstand Herrn Karl Klefenz und dem kaufmännischen Vorstand Herrn Burkhard Fiebig gemeinsam geleitet. Frage: Was hat Sie motiviert, in der Jugendhilfe tätig zu werden? K. Klefenz: Ich entstamme einer kinder reichen Familie und bin frühzeitig auf die Notsituationen der Jugendlichen auf merksam geworden. Dies hat mich motiviert, die Lebensverhältnisse junger Menschen zu sichern und zu verbessern. Während meiner langjährigen prakti schen Tätigkeit habe ich festgestellt, dass sich soziales Engagement unbe dingt lohnt. In der Jugendhilfe finden ständig Entwicklungsprozesse statt – das macht die Arbeit so reizvoll. 6 B. Fiebig: Ich arbeite sehr gerne mit Menschen zusammen. Über meine Tä tigkeit als Unternehmer hinaus wollte ich unbedingt auch einen sozialen Beitrag leisten. Als mich der Gründer der Möwe und damalige Vorstand ansprach, kam diese Anfrage genau zur rechten Zeit. Die Arbeit gefiel mir auf Anhieb und deshalb unterstütze ich schon seit vie len Jahren das Anliegen der Möwe nach Kräften. Frage: Was ist das Anliegen der Möwe? B. Fiebig: Wir sind ein Jugendhilfeträ ger, der mit kompetenten und erfahre nen Mitarbeitern in Not geratene junge Menschen unterstützt. Wir helfen ihnen, im alltäglichen Leben zurechtzukom men, um sie dann in weiteren Schritten in ein selbstbestimmtes Leben zu führen. zu spezialisieren. Einige Möwe-Mitarbei ter arbeiteten als „Streetworker“, andere trieben die „dezentrale“ Unterbringung der Jugendlichen voran. Hierfür wurden Wohnungen und Häuser in der Region angemietet, um den von der Möwe betreuten Jugendlichen ein Aufwachsen „Tür an Tür“ mit der Gesellschaft zu er möglichen. K. Klefenz: Dabei müssen wir wirt schaftliche Abhängigkeiten im Blick behalten. Das klingt jetzt zunächst mal überhaupt nicht „idealistisch“, aber erst ein solides wirtschaftliches Fundament ermöglicht, was wir „idealerweise“ er reichen wollen. Unser Verein „lebt“ von mit dem Jugendamt auszuhandelnden Leistungs-/Entgeltvereinbarungen, d.h. die Betreuung der Jugendlichen wird entsprechend dieser Vereinbarungen vergütet. Heutzutage führt unsere Niederlassung in Frankfurt mit 15 MitarbeiterInnen die Tradition der „Möwe-Streetworker“ fort, während die „stationäre Betreuung“ der Jugendlichen von Bad Vilbel aus organisiert wird. 20 Mitarbeiter sind in Wohnungen und Häusern in Bad Vilbel, Mühlheim, Offenbach und Frankfurt im „Betreuten Wohnen“ tätig, das nach ei nem Baukastenprinzip konzipiert ist. Mit zunehmendem Grad der Verselbständi gung der Jugendlichen nimmt der Um fang der Betreuung ab – bis die Möwe die Jugendlichen mit nur noch wenigen Fachleistungsstunden pro Woche in ih ren eigenen Wohnungen begleitet. Und am Ende verabschieden wir uns nicht selten von autarken Persönlichkeiten, die ihr Leben eigenverantwortlich und selbstbewusst in die Hand nehmen, und das gibt uns ein verdammt gutes Gefühl! Frage: Was ist das Besondere an der Möwe? K. Klefenz: Die Möwe entstand 1987 aus dem damaligen „Kinder- und Ju gendheim Heilsberg“. Statt Kinder wei terhin nur zentral „zu verwalten“ suchte die Möwe neue Wege und war damit ihrer Zeit voraus. Sie begann, Mitarbeiter 7 B. Fiebig: Unsere Aufgabe als Vorstand sehen wir darin, eine funktionierende Infrastruktur für diese Form der Jugend hilfe bereitzustellen, d.h. Räume werden geschaffen und qualifiziertes Personal rekrutiert. Zusätzlich müssen für unsere Sozialpädagogen bestmögliche Rah menbedingungen ausgehandelt wer den, damit sie ihre Arbeit gut erledigen können. Frage: Welche Ziele hat die Möwe? K. Klefenz: Das Ziel der Möwe ist es, den Jugendhilfeträger zu erhalten und weiterhin eigene Akzente in der Jugendhilfelandschaft unserer Region zu setzen. Hierfür haben wir die richtigen 8 Mitarbeiter. Einige stammen noch aus den Aufbruchszeiten der Möwe und besitzen die Erfahrung, Kreativität und das Potential, „Innovatives“ zu gestal ten. Zusätzlich haben wir junge Sozial pädagogen im Boot, deren neue Ideen als Impulsgeber dienen. Frage: Warum diese Broschüre? B. Fiebig: Unsere Mitarbeiter, ihre Ar beit und die Jugendlichen stellen wir in dieser Broschüre bewusst in den Mittel punkt. Auf der einen Seite wollen wir die Kompetenzen der Möwe vorstellen – die breite Palette an Unterstützungsmaß nahmen, die wir unseren Jugendlichen bieten. Auf der anderen Seite möchten wir aber auch ein „hautnahes Bild“ der täglichen Arbeit unserer Sozialpädago gen aufzeigen. Wir wollen die Öffent lichkeit für das Thema sensibilisieren und motivieren, benachteiligte Mitglieder unserer Gesellschaft – die aber unse re Zukunft darstellen – auf ihrem Weg zu unterstützen. Vielen Dank an dieser Stelle u.a. an Sheila Böhm, die uns ihren Lebensweg im Grußwort skizziert hat und so hilft, die Arbeit der Möwe be kannt zu machen! Insgesamt 35 Sozialpädagogen arbei ten zur Zeit bei der Möwe mit den Ju gendlichen. Einige Mitarbeiter stellen wir Ihnen stellvertretend vor und geben Ihnen Einblicke in unseren Arbeitsalltag. Auch „unsere“ Jugendlichen kommen zu Wort! Die ausführlichen Interviews fin den Sie auf unserer Internetseite www. moewe-jonathan.de. Neben dem kom pletten Vorstands-Interview gibt es hier noch viele zusätzliche Informationen. Wir wünschen Ihnen viel Spaß bei der Lektüre unserer Broschüre und freuen uns auf Ihr Feedback. Ein aktuelles Projekt ist der „Familien rat“, für den einige Mitarbeiter zur Zeit ausgebildet werden. Dieses aus Neusee land stammende Konzept fokussiert sich auf die Reaktivierung von Ressourcen in der Familie. Der „Familienrat“ kann ei nen wichtigen Baustein in der Jugend hilfe darstellen, der Fremdunterbringung und Bürokratisierung schon im Vorfeld zu verhindern sucht. 9 „DAS GANZE IST MEHR // EIN AUSSCHNITT UNSERES TEAMS 10 ALS DIE SUMME SEINER TEILE“ („ARISTOTELES“) 11 UNSERE SOZIALPÄDAGOGEN // 8 PROFILE Vanessa Hoffmeister – „Authentizität vermitteln“ – Dipl.Sozialarbeiterin – Arbeitsplatz Familienwohnzimmer – seit 2010 bei der Möwe. Ich muss dem Jugendlichen, den ich betreue, Authentizität vermitteln, mich als Mensch präsentieren und auch persönli che Fragen zulassen. Der Jugendliche soll dies als Grundstein unserer Kooperation begreifen. Ein Stück weit lasse ich zu, dass der Jugendliche sich an mir „abarbeitet“, weil ich seine Geschichte im Hinterkopf habe. Das heißt nicht, dass man nicht auch Grenzen setzt, aber diese werden weiter sein als bei anderen Mitmenschen. Bevor ich zur Möwe kam, arbeitete ich für das Jugendamt Frankfurt. Dieses ist für die Analyse des Bedarfs und die Koordination der Hilfeleistungen inner halb der Jugendhilfe zuständig. Hilfe zur Erziehung – wie dies die Möwe u.a. anbie tet – wird an die Träger weitergegeben. Ich bin zur Möwe gewechselt, weil ich die enge Zusammenarbeit mit den Jugendlichen suche. Ich will anpacken, umsetzen, selbst machen, nicht nur delegieren. Ich habe den Wechsel nicht bereut. Dieter Weckerle – „Blauhelm-Einsatz für Jugendliche“ – Dipl.-Sozialpädagoge – Jugend- und Erwachsenenbildung – seit 2000 bei der Möwe (vorher im Kinder- und Jugendheim Heilsberg tätig). Als Sozialpädagoge ist man Vermittler zwischen den Fronten, um für die Jugendlichen den bestmöglichen Entwicklungs spielraum zu schaffen. Sämtliche Institutionen, die für die Jugendlichen wichtig sind, werden ins Boot geholt – das Jugendamt, das System Schule, Eltern oder Vormund, Ärzte, Psychotherapeuten – und man versucht, die Reibungen zwischen den Parteien möglichst klein zu halten und im Idealfall auch aufzulösen. Ebenso muss der Jugend liche lernen, mit Erwachsenen zu interagieren. Wir machen ihm bewusst, dass man auch „positiv“ streiten kann. Meist kennen die von uns betreuten Jugendlichen nur Kommunikation, die schreiend ausgetragen wird. Wir vermitteln ihnen Kommunika tion auf verträglicher Basis. Die Jugendlichen sollen lernen, dass eine Diskussion nicht zwangsläufig darin endet, dass der andere laut wird oder einfach abhaut. 12 Hüseyin Arslan – „Sozialarbeit als Ressourcenentdeckung“ – Dipl.-Sozialpädagoge, Dipl.-Pädagoge, NLP-Ausbildung – Familienkonflikte mit interkulturellen Aspekten, sexueller Missbrauch an Jungen – seit 2008 bei der Möwe. Vor einigen Jahren las ich eine Statistik, die besagte, dass 50 % der türkischen Kinder ohne Hauptschulabschluss von der Schule gehen. Diese Zahl hat mich aufgeschreckt und dazu bewogen, etwas zu tun. Ich begann mit der Lernhilfe und arbeite mittlerweile seit 12 Jahren in der Jugend- und Familienhilfe. Ich freue mich, wenn ich es geschafft habe, einen Jugendlichen bis in den Beruf zu begleiten. Dabei muss immer im Vordergrund stehen, was der Jugend liche sich selbst zutraut und umsetzen kann, nicht, wo ich ihn als Sozialpädagoge sehen will. Man muss seinen eigenen Ehrgeiz zurückstellen und in den Jugendlichen hineinhorchen, seine Ressourcen erkennen und fördern. Man darf den Stab nicht zu hoch legen, sonst verschreckt man den Jugendlichen und erreicht das Gegenteil von dem, was man erreichen könnte. Claudia Kadoch – „Mit Humor kritische Situationen aus hebeln“ – Dipl.-Sozialarbeiterin – Drogenhilfe, Entwicklungs hilfe, Projektleiterin/Standortleiterin/Management, HIV-Fortbil dungen – seit 2011 bei der Möwe. Ich war lange Jahre in der Drogenhilfe tätig, sowohl als „Streetworkerin“ als auch beim „Betreuten Wohnen“, aber auch im „Druckraum“ und im „Kontaktladen“. In der Drogenhilfe lernt man ganz gut mit aggressiven Jugendlichen umzugehen, da man hiermit öfter konfrontiert wird. Ich habe gelernt ruhig zu bleiben, und versuche, mit Humor kritische Situationen auszuhe beln. Lautes und drohendes Verhalten oder das Beharren auf Verhaltensweisen sehe ich als eine Art Erpressungsversuch – dem muss man Bestimmtheit und Angstfreiheit entgegensetzen. Aus meiner Zeit in der Drogenhilfe kenne ich auch den Umgang mit Jugendlichen mit psychischen Problemen und Auffälligkeiten. Bei der Möwe arbeite ich im „innengeleiteten System“, d.h. 24 Stunden am Tag ist ein Betreuer in der Wohn gruppe anwesend. Da dieses System ähnlich einer Familie funktioniert, ist Professiona lität sehr wichtig. Man muss den Jugendlichen viel Fürsorge, Liebe und Vertrauen entgegenbringen. Man muss ihnen Beständigkeit vermitteln aber auch klar machen, dass man eine „eigene“ Familie besitzt. 13 UNSERE SOZIALPÄDAGOGEN // 8 PROFILE Heinz Ulrich – „Jenseits des Pflichtprogramms“ – Sozialarbeiter, Ausbildung Lehrer an Grund-/Haupt- und Realschule (Sek I) – Kinderschutzkompetenz, Freizeitpädagogi sche Maßnahmen (u.a. Kanufreizeitbetreuer) – seit 2000 bei der Möwe. Als ausgebildeter Lehrer (Sek I) habe ich mich für den Beruf des Sozialpädagogen entschieden, weil ich näher an der Entwicklung der Kinder sein wollte. Bei den freizeitpädagogischen Maßnahmen z.B. erlebe ich die Jugendlichen jenseits ihres Pflichtprogramms. Sie begegnen mir natürlicher, entspannter. Viele Jugendliche mit problembehafteter Kindheit benötigen Unterstützung, um überhaupt erst einmal herauszufinden, was sie gerne machen. Auch in der Gruppe Spaß zu haben, ist für diese Jugendlichen nicht selbstverständlich. „Vertrauen“ und „Sich Fallenlassen“ sind hier Stichworte. Als Sozialpädagoge erhalte ich Hintergrundinfor mationen über Jugendliche, die z.B. die Lehrer nicht besitzen. Um die Hilfe für die Jugendlichen zu optimieren, stehe ich in ständigem Kontakt zur Schule. Cintia Spellmeier – „Elternberatung als Ergänzung“ – Dipl.-Sozialpädagogin – Systemische (Familien-) Beraterin, Kursleiterin „Starke Eltern – Starke Kinder“ – seit 2007 bei der Möwe. Im Rahmen der Erziehungshilfen biete ich den Schwerpunkt der Elternberatung an – u.a. auch in Zusammenarbeit mit KollegInnen. Ich führe Elterngespräche und Familienkonferenzen durch, die sowohl in einer neutralen Umgebung im Frankfurter Büro als auch im sozialen Umfeld der Familie stattfinden können. Der Vorteil dieser Aufgabenteilung ist: Die Elternarbeit kann getrennt von der Arbeit mit den Kindern oder Jugendlichen angegangen werden. Im Verlaufe meines Berufslebens habe ich festgestellt, dass es erforderlich ist, die Bedürfnisse, Ängste und Wünsche der KlientInnen wahrzunehmen, um Handlungs- und Strategiemöglichkeiten zu erarbeiten und die KlientInnen bei der Umsetzung zu unterstützen. 14 Silvia Sann – „Man steckt viel ein – bekommt aber auch viel zurück“ – Dipl.-Sozialpädagogin – Begleitung junger Erwachsener in die Selbständigkeit, Organisation und Durch führung von Bildungsurlaubsreisen, Dozententätigkeit Berufs fachschule, Gezieltes Lernen für Schulunterricht/schulische Abschlußprüfungen/Berufsschulunterricht – bei der Möwe seit 1992 (vorher im Kinder- und Jugendheim Heilsberg tätig). Mittlerweile bin ich 33 Jahre für Kinder und Jugendliche tätig. Im „betreuten Wohnen“ begleite ich junge Erwachsene in die Selbständigkeit. Für die optimale Unterstützung hinsichtlich Prüfungsvorbereitung und Schule kommt mir meine zusätzliche Ausbil dung zur Bürokauffrau zugute. Zu vielen meiner „Ehemaligen“ habe ich noch Kontakt, werde zu Hochzeiten eingeladen oder über Geburten informiert. Dies sind die Höhe punkte meines Jobs, wenn ich erkenne, dass der Schritt in die Selbstständigkeit gelun gen ist und ich durch mein Wirken einen Grundstein hierfür gelegt habe. Natürlich erlebe ich auch Kehrseiten – der Jugendliche weicht mir aus geht nicht ans Telefon oder verschiebt Termine. Unvoreingenommenheit und Geduld sind wichtig – man muss Rückschläge einstecken und versuchen, vorurteilsfrei weiterzumachen. Judith Reichert – „Auch mal einen Schritt zurückgehen“ – Dipl.-Sozialpädagogin – Heil- und Sonderpädagogik, Ferienbetreuerin, Therapeutische Reitgruppe – seit 2013 bei der Möwe. Ich bin über das therapeutische Reiten zu meinem Beruf ge kommen. Der Reitverein, in dem ich war, hat viel für behinder te Kinder getan. Durch das therapeutische Reiten ist mein Interesse für sozialtherapeu tisches Arbeiten geweckt worden. Ich habe mit einem Praktikum im Kinderladen angefangen und später in einer Mädchenwohngruppe gearbeitet. Dabei habe ich gemerkt, dass ich gut in Kontakt komme und schnell aufgenommen werde. Der Umgang mit Kindern und Jugendlichen macht mir Spaß. In unserem Beruf muss man eine selbstsichere Persönlichkeit sein, um auch mal einen Schritt zurückgehen zu können und nicht nur auf seinem Recht zu beharren. Der Balanceakt – konsequent, aber gleichzeitig liebevoll zu sein – an dem wohl die meisten Eltern täglich arbeiten – ist auch Mittelpunkt des „Betreuten Wohnens“. 15 UNSERE JUGENDLICHEN – 2 INTERVIEWS // EINE „AMBULANT BETREUTE“ JUGENDLICHE Wie sah Ihr Tag heute aus? Momentan arbeite ich bei einem Augen arzt. Ich führe dort Sehtests durch, messe den Augendruck der Patienten oder die Sehschärfe. Bei Bedarf gebe ich Augen tropfen. Die begonnene Ausbildung in dieser Fachpraxis musste ich leider aus finanziellen Gründen nach einem hal ben Jahr abbrechen. Der Arzt beschäftigt mich seitdem stundenweise. Warum wurde Ihnen die Ausbildung nicht vom Jobcenter finanziert? Ich hatte bereits eine Ausbildung als Ver käuferin absolviert, doch mir war klar, dass ich nicht ein Leben lang in diesem Job arbeiten möchte. Aufgrund der Ge setzeslage konnte mir das Jobcenter je doch keine Zweitausbildung finanzieren. Haben Sie eine Idee, wie es weitergehen kann? Mit meiner Betreuerin von der Möwe habe ich dies schon diskutiert: Ich möch te gerne in der Altenpflege tätig werden – vermutlich als ungelernte Pflegedienst kraft, beginnen werde ich auf jeden Fall mit einem Praktikum. 16 Wie unterstützt Sie Ihre Betreuerin von der Möwe? Meine Betreuerin unterstützt mich insbe sondere in den organisatorischen Dingen. Sie hilft mir bei Behördengängen. Sie be gleitet mich, wenn ich beim Jobcenter Termine habe. Sie arbeitet mit mir die nötigen Anträge aus und hilft mir bei den finanziellen Dingen. Ich bin chaotisch, was meine Post angeht. Ich habe eine Lernschwäche und kann mich manchmal einfach nicht motivieren, die Post zu le sen. Ich bring sie dann nach oben, lege sie irgendwohin und sage mir: “Ich lese sie später“. Irgendwann nach zwei Wo chen denke ich mir: „Da war doch ein Brief vom Jugendamt“. Oder aber ich ma che den Brief auf, fange an zu lesen und verstehe nichts. Dann lege ich ihn auch beiseite und nehme mir vor, ihn später zu lesen. Was ich dann nicht tue. Meine Betreuerin bei der Möwe bekommt nun meine Post und geht sie mit mir durch. Ich bin ihr sehr dankbar für ihre Hilfe. Sie ist inzwischen wie eine enge Vertraute. Aber sie kann auch wütend werden. Das passiert sehr selten, aber dann weiß ich: „Jetzt muss ich unbedingt aktiv werden“. // EIN JUGENDLICHER IM „BETREUTEN WOHNEN“ Wie sah Ihr Tag heute aus? Ich war in der Schule. Vor zwei Wochen hatte ich meine Abschlussprüfung an der Realschule. In der letzten Woche kamen die ersten Ergebnisse, in dieser Woche das letzte. Ich habe bestanden und liege zwischen 2 und 3. Herzlichen Glückwunsch – das ist ein großer Erfolg! Gibt es ein Lieblingsfach? Mathe ist mein absolutes Lieblingsfach – wenn ich mich langweile, greife ich mir das Mathebuch und beschäftige mich hiermit. Deutsch fällt mir leider nicht so leicht. Hier haben die Betreuer der Möwe mir sehr geholfen – und meine Freundin. Wo lernten Sie Ihre Freundin kennen? In der Schule. Ich kam vor 1,5 Jahren – ich war 16 – als „unbegleitet eingereis ter minderjähriger Flüchtling“ aus Indien. Meine Familie lebt dort nahe der pakista nischen Grenze. Meine Eltern werden po litisch verfolgt – mein Vater sitzt im Ge fängnis. Ich habe lange nichts mehr von meiner Familie gehört. Ich erreiche sie nicht, weder telefonisch noch per Post. War der Anfang schwer? Sehr schwer. Ich verstand kein Wort und nicht jeder Deutsche spricht Englisch. Die indische Kultur unterscheidet sich sehr stark von der deutschen. Ich habe durch meinen Vormund und meine Betreuer bei der Möwe gelernt, dass Männer und Frauen hier gleich behandelt werden. Alle, auch Kinder oder alte Leute, haben dieselben Rechte. Ich bin mit dem indi schen Kastenwesen aufgewachsen. Das war schon kompliziert am Anfang – allein die Essgewohnheiten. Haben Sie schon Pläne für Ihre Zukunft? Ja, ich möchte die Fachoberschulreife machen und danach das Abitur. Das sind Voraussetzungen, um bei der hessischen Polizei eine Ausbildung zu beginnen. Das Berufsbild spricht mich an – außerdem mache ich gerne Sport. Wie hat die Möwe Ihnen auf Ihrem Weg geholfen? Ich konnte am Anfang kaum etwas ver stehen und habe vier Monate einen Deutschkurs gemacht. Meine Betreuerin bei der Möwe hat für mich sämtlichen Schriftverkehr mit meinem Vormund, den Ausländerbehörden und anderen deut schen Institutionen übernommen. Ich bin der Möwe sehr dankbar für ihre Hilfe. 17 EIN TAGESABLAUF IN DER WOHNGRUPPE // BAD VILBEL 14:30 Uhr: Der „Tagdienst“ übergibt in oben beschriebener Weise an den „Nachtdienst“. In unserer „innengeleiteten Verselbständigungswohngruppe“ in Bad Vilbel bieten wir bis zu acht jungen Frauen und Männern eine Wohn- und Lebensperspektive. In ihrem vielfältigen All tagserleben können sich die Jugend lichen auf das sie begleitende, unterstützende und stabilisierende pädagogische Team verlassen. Der Begriff „innengeleitet“ steht hierbei für eine „Rund um die Uhr Betreuung“ an 365 Tagen im Jahr. 6:00 Uhr: Es ist Dienstbeginn. Die Ju gendlichen werden entsprechend ihres Tagesablaufs geweckt und das Frühstück durch den diensthabenden Pädagogen vorbereitet. an welcher das gesamte Team plus Be reichsleiter teilnehmen. Hier werden pä dagogische und organisatorische Belan ge umfassend besprochen, Lösungen zu bestehenden Problematiken diskutiert und Vorgehensweisen beschlossen. 9:00 – 9:30 Uhr: Der „Nachtdienst“ wird durch den „Tagdienst“ abgelöst und wichtige Termine und Ereignisse, die auch bereits schriftlich festgehalten wurden, nochmals bei der Übergabe besprochen. 9:30 – 14:30 Uhr: In dieser Zeit befinden sich die Jugendlichen in der Regel in der Schule oder in der Ausbildung. Diese Stunden werden genutzt, um administra tiven Aufgaben nachzugehen. Ämter müssen mit Informationen versorgt, Ter mine mit Schulen, Eltern und Vormün dern vereinbart sowie Anträge angefor dert und vorbereitet werden. Darüber hinaus werden Berichte geschrieben, Dienstpläne überarbeitet und fertig ge stellt sowie Abrechnungen erledigt. Einmal in der Woche findet in der Zeit von 9:00 – 12:00 Uhr eine Teamsitzung statt, Alle vier Wochen findet eine Supervision von 11:30 – 13:00 Uhr statt. 6:30 – 9:00 Uhr: Es wird gefrühstückt und hierbei abgeklärt, wie sich der Tag für jeden Einzelnen nach der Rückkehr von Schule oder Ausbildungsbetrieb gestaltet. Termine werden abgesprochen und bei Bedarf organisiert. 18 19:00 Uhr: Das gemeinsame Abendes sen findet statt. Hier wird der Tag reflek tiert und die Gestaltung der verbleiben den Freizeit besprochen. 20:00 – 23:00 Uhr: Nach dem Essen nut zen die pädagogischen Betreuer die Zeit, um gemeinsam mit den Jugendlichen Sport zu treiben, Gesellschaftsspiele zu spielen, gemeinsam Fernsehen zu gucken oder ihnen einfach nur zuzuhören. Später wird für die Kollegen der Tagesplan mit Informationen und Terminen für den nächsten Tag vorbereitet. Sämtliche Ta gesgeschehnisse werden im Übergabe buch dokumentiert. 14:30 – 17:30 Uhr: Nach und nach füllt sich das Haus wieder mit den Jugendli chen. Nun steht die Unterstützung bei den Hausaufgaben im Vordergrund. Es werden gemeinsam Termine wahrge nommen und Lebensmittel eingekauft. Es ergibt sich Zeit für individuelle persönliche Gespräche mit Mitbewohnern und päda gogischen Betreuern. 17:30 – 19:00 Uhr: Der „Nachtdienst“ bereitet das Abendessen für alle Hausbe wohner vor. Der wöchentlich ausgearbei tete Küchenplan legt fest, welcher Ju gendliche an welchem Tag beim Kochen mithilft. Gerade in dieser ungezwun genen Atmosphäre entstehen gute Ge spräche. 23:00 Uhr: Offizieller „Feierabend“. Alle Jugendlichen sind nun auf ihren Zimmern und bereiten sich auf die Nachtruhe vor. Bei Bedarf sind die pädagogischen Be treuer natürlich weiterhin ansprechbar, ansonsten nutzen sie ihre Ruhezeit. An den Wochenenden verbringen die Be treuer viel Freizeit mit den Jugendlichen. In dieser Zeit stehen gemeinsame Aus flüge in die Region, Sport, gemeinsames Kochen, Kinogänge oder andere Aktivitä ten auf dem Programm. Diese Zeit kann auch für individuelle Gespräche, die sich aus den Geschehnissen der vergangenen Woche oder aus Vereinbarungen der Teamsitzung ergeben, genutzt werden. 19 EIN JUGENDLICHER KLOPFT AN // EINBLICKE IN DIE „STATIONÄRE JUGENDHILFE“ Herr Parpart, können Sie uns als Bereichsleiter der „stationären Jugendhilfe“ in groben Zügen den Aufnahmeablauf eines Jugendlichen erläutern? Gerne. Die Möwe wird über das Ju gendamt beauftragt. Die Jugendlichen wenden sich in der Regel somit nicht direkt an uns, sondern wir benötigen ei nen Auftrag des Jugendamts. Das heißt nicht, dass Jugendliche, die uns kennen, nicht den Wunsch äußern können, bei uns untergebracht zu werden. Sheila Böhm z.B., eine Ehemalige, die Sie in un serem Grußwort kennengelernt haben, ist auf diesem Weg zu uns gekommen. Das Jugendamt aber ist die vorgeschal tete Instanz. Es ermittelt den Bedarf und entscheidet, ob die Jugendlichen ambu lant betreut werden sollen, da die Nähe der Familie für die Maßnahme wichtig ist, oder ob eine stationäre Unterbrin gung der Problematik der Jugendlichen eher entspricht. Sobald das Jugendamt feststellt, dass eine „Hilfe zur Erziehung“ angebracht ist, wird eine Anfrage an ei nen passenden Träger – wie die Möwe – gestellt. Das Jugendamt tritt häufig mit einer telefonischen Anfrage an uns heran, um herauszufinden, ob freie Kapazität vorhanden ist. Trifft dies zu, so lasse 20 ich mir die entsprechenden Unterlagen schicken. Dabei versuche ich anhand der mir vorliegenden Daten einzuschätzen, in welcher Wohngruppe dem Jugendli chen die aus seiner Sicht besten Entwick lungsmöglichkeiten geboten werden. Hierbei spielt auch die Zusammenset zung der jeweiligen Gruppe eine nicht zu unterschätzende Rolle. Die Jugendli chen müssen die Chance haben, mitein ander auszukommen, ansonsten riskiert man, dass Ziele nicht erreicht werden und wirft unter Umständen eine bis dato funktionierende Gruppe in ihrer Entwicklung zurück. Auch die Zusammensetzung des Be treuerteams ist wichtig. Hier versuche ich darauf zu achten, dass der junge Mensch adäquate Ansprechpartner vor findet: Identifikationsfiguren, aber auch Personen, an deren Ausrichtung er Rol len abarbeiten kann, die sein Leben be stimmen. ihre Angebote bzw. ihre Anfragen und Problematiken vor. Jeder gewinnt einen detaillierten Eindruck vom anderen und danach wird eine Bedenkzeit verein bart. In der nächsten Teamsitzung bera ten wir dann darüber, ob wir uns eine Zusammenarbeit mit dem Jugendlichen vorstellen können, und teilen dies dem Jugendamt zeitnah mit. Der Jugendliche selbst fällt dann die Entscheidung für die Möwe oder für einen anderen Träger. Kommt es zur Zusammenarbeit, so wird zum Aufnahmedatum des Jugend lichen in einem Hilfeplan festgelegt, wie mit den aufgetretenen Problemen umgegangen werden soll. Ziele werden definiert und ein zeitlicher Rahmen festgelegt, in dem Zielerreichung bzw. eintretender Fortschritt überprüft wer den. Der Hilfeplan wird immer an den jeweiligen Entwicklungsstand des be treffenden Jugendlichen angepasst. Die Verweildauer der Jugendlichen bei der Möwe ist hierbei individuell. Sollte nach erfolgter Verselbständigung weite rer Aktionsbedarf bestehen, so werden die Jugendlichen, falls gewünscht, wei ter betreut. Hierfür wird dann erneut ein gemeinsamer Hilfeplan erstellt. Die Möwe betreibt eine „innengeleite te“ Wohngruppen, eine „Verselbstän digungswohngruppe“ sowie mehrere Wohnungen für „sonstige betreute Wohnformen“. Unsere praktische sozial pädagogische Arbeit hat ein vorrangiges Ziel: Wir wollen Kinder und Jugendliche in die Lage versetzen, ein eigenständiges und sinnerfülltes Leben zu führen. Komme ich schließlich zu dem Ergebnis, dass wir dem Jugendlichen eine qualita tive Hilfestellung bieten können, so leite ich die Unterlagen an die jeweilige Grup pe weiter. Diese vereinbart dann mit dem Jugendamt einen Termin, an dem alle Beteiligten teilnehmen. Während dieses Treffens stellen sämtliche Parteien 21 UNSER BÜRO IN FRANKFURT AM MAIN STELLT SICH VOR // DER AMBULANTE ZWEIG DER MÖWE 2010 trug der Jugendhilfeverein Möwe Jonathan der Entwicklung Rechnung, dass der ambulante Zweig des Vereins überwiegend in der Region Frankfurt tä tig ist, und eröffnete eine Niederlassung in der Schwarzburgstraße im Nordend. Die Möwe präsentierte sich so dem Ju gendamt als „Frankfurter Träger“ und hob ihren „Gaststatus“ in der Arbeits gemeinschaft nach § 78 SGB8 auf. 15 Mitarbeiter zogen an den Nibelungen platz, einem der verkehrsreichsten Kno tenpunkte Frankfurts, um hier in unmit telbarer Nachbarschaft der Jugendlichen präsent zu sein und eine gemeinsame Arbeit innerhalb der Niederlassung zu er möglichen. Im Unterschied zum stationären Zweig der Möwe, der weiterhin im Bad Vilbeler Hauptsitz untergebracht ist und sich auf 22 die verschiedenen Betreuungskonzepte von in Wohngruppen untergebrachten Jugendlichen konzentriert, gehen die Sozialpädagogen der Frankfurter Nieder lassung in die Familien hinein. Sie leisten dort „Erziehungsbeistandsschaften“, „So zialpädagogische Familienhilfen“, „Inten sive Sozialpädagogische Einzelbetreuun gen“ sowie die „Sozialpädagogischen Lernhilfen“. Mit den Maßnahmen der „Erziehungs beistandsschaften“ versuchen die Päd agogen das Kind zu stärken. Im Fokus der „Familienhilfe“ dagegen stehen die ganze Familie sowie Strategien für ein funktionierendes Miteinander. Bei der „Intensiven sozialpädagogischen Einzel betreuung“ assistieren die Mitarbeiter der Möwe den Jugendlichen innerhalb der Elternwohnung oder aber bringen sie in einer vom Verein finanzierten Wohnung in Form des „Betreuten Wohnens“ unter. Für die „Sozialpädagogische Lernhilfe“, aber auch für andere Maßnahmenarten stehen den Jugendlichen Computerplätze in den Räumen der Möwe zur Verfügung, an denen sie mit ihren Betreuern oder zu verabredeten Zeiten auch alleine arbeiten können. In den Büroräumen der Möwe besteht für die ambulant tätigen Sozialpädago gen die Möglichkeit, den administrativen Part ihres „Jobs“ zu erledigen und sich mit Kollegen, mit denen sie zum Teil im Tandem arbeiten, auszutauschen. Alle zwei Wochen finden hier Teamsitzungen sowie regelmäßig Supervisionen statt. Neben den Computerplätzen bietet das Büro Raum für die gemeinsame Arbeit mit den Jugendlichen. Nachdem Herr J. Breunig die Gründung der Frankfurter Niederlassung als Verant wortlicher für den ambulanten Bereich begleitete – er ging 2011 in den wohl verdienten Ruhestand – leitet nun Frau Dr. Wagner diese Dependance. Frau Dr. Wagner ist ausgebildete Diplomsozial pädagogin und Erziehungswissenschaft lerin. Frau Wagner arbeitete zuvor für andere große Träger und führte selbst ambulante Hilfen durch. Die Sozialpädagogen der Möwe betreuen Jugendliche im Alter von 12–20 Jahren. Sie unterstützten diese in der Lösung ihrer Probleme und begleiteten sie auf ihrem Weg in die Selbstständigkeit. Dabei zeigen sich die Mitarbeiter der Möwe in Fachaus richtung und thematischen Schwerpunk ten genauso individuell wie die Jugendli chen, um die sie sich kümmern. 23 SPRACHROHR DER MITARBEITER // DIE MAV DER MÖWE Immer wieder willkommen sind die ge meinsam vom Vorstand und der MAV organisierten Betriebsfeste oder Ausflü ge – sei es der gemeinsame Besuch der Burgfestspiele oder auch der jährliche Neujahrsempfang, der für viele Mitarbei ter bereits zum festen Bestandteil des Vereins geworden ist. Die Mitarbeitervertretung (MAV) des Ju gendhilfevereins Möwe Jonathan e.V. ist seit dem Jahr 2001 aktiv. Aktuell setzen sich die Vorsitzende, Frau Silvia Sann, die bereits in der MAV des Kinder- und Ju gendheims Heilsberg tätig war, sowie Herr Dieter Weckerle und Herr Janusz Sapia für die Belange der Mitarbeiter ein. Das Tätigkeitsspektrum ist vielfältig: Die MAV ist zugleich Sprachrohr und bera tendes Organ der Mitarbeiter – sie fun giert aber auch als Informationsverteiler innerhalb der Möwe. Die MAV nimmt ihr Mitspracherecht und Mitwirkungsrecht in Anspruch – insbesondere in Perso nalfragen – und sorgt für eine gute Zu sammenarbeit mit dem Vorstand sowie gemeinsam mit diesem für ein harmoni sches Betriebsklima. 24 Eines der aktuellen Themen der MAV ist die Einführung von Zeitwertkonten. Auf Anregung der Belegschaft wurde diese Thematik beim Vorstand eingebracht und diskutiert. Die Einführung von Zeit wertkonten bietet den Mitarbeitern die Möglichkeit, Arbeitszeit anzusammeln, um diese für längere Auszeiten zu neh men oder eventuell auch früher in Rente zu gehen. Die Belegschaft wurde in zwei Mitarbeiter-Versammlungen über den aktuellen Stand der Dienstvereinbarun gen zum Thema Zeitwertkonten infor miert. Ein Entwurf zur zukünftigen Rege lung liegt bereits vor und wird zurzeit von der MAV überarbeitet. Mit regelmäßigen Sprechstunden, ei nem „Schwarzen Brett“ sowie einem Kummerkasten sichert die MAV ihre Er reichbarkeit für die Mitarbeiter und bit tet um eifrige Nutzung dieser Kontakt möglichkeiten. Natürlich stehen die einzelnen Mitglieder auch für persönli che Anrufe zur Verfügung. Um den Mitarbeitern der Möwe eine kontinuier lich hohe Beratungs- und Auskunftsqua lität zu sichern, nehmen die Mitg lieder der MAV regelmäßig an Fort bildungen teil. 25 LEISTUNGSANGEBOT DER MÖWE JONATHAN Erziehungsbeistandsschaften (§ 30 SGB VIII) Unterstützen Kinder oder Jugendliche bei der Bewältigung von Entwicklungsproblemen unter Einbeziehung des sozialen Umfeldes unter Erhaltung des Lebensbezugs zur Familie. Intensive Sozialpädagogische Einzelbetreuung (§35 SGB VIII) Richtet sich an Jugendliche und junge Erwachsene, die einer „intensiven Unterstützung“ zur sozialen Integration und einer eigenverantwortlichen Lebensführung bedürfen. Sozialpädagogische Familienhilfe (§31 SGB VIII) Unterstützt Eltern und Kinder durch intensive Begleitung und Betreuung bei der Lösung von familiären Problemen, Konflikten und Krisen. Verselbstständigungswohngruppe Bad Vilbel Diese Wohnform über Tag und Nacht bietet mit pädagogischen Angeboten die Möglichkeit einer Entwicklungsförderung, sie ist zusammen mit dem Betreuten Wohnen in der Gruppe Pommernweg (§ 34 SGB VIII) Eine, auf längere Zeit ausgelegte Lebensform, die auf ein selbständiges Leben vorbereitet. Betreutes Wohnen (sonstige betreute Wohnformen) (§ 34 SGB VIII) Hilfe zur Erziehung für junge Menschen, die in trägereigenen Wohnungen auf ein selbständiges Leben vorbereitet werden. Apartmentwohngruppe Dieses Angebot in Mühlheim richtet sich an Jugendliche, die bereits über ein gewisses Maß an Selbständigkeit verfügen. Regionale Projekte ...UND SIE BEWEGT SICH DOCH! // ASPEKTE DER WECHSELWIRKUNGEN ZWISCHEN GESETZLICHER VORGABE UND KINDER- UND JUGENDBERICHT beitete 8. Kinder- und Jugendbericht aus dem Jahr 1990 soll für diesen Vergleich herangezogen werden, da er sich u.a. auf die Jugendhilfe bezieht. Im Rahmen einer Imagebroschüre können natürlich nur Teilaspekte dieses Vorhabens skiz ziert werden. Frau Dr. Jutta Wagner ist ausgebildete Diplomsozialpädagogin und Erziehungswissenschaftlerin und leitet seit 2011 die Niederlassung „der Möwe“ in Frankfurt am Main. Vor wenigen Wochen wurde der 14. Kinder- und Jugendbericht veröffent licht. Dieser alle vier Jahre im Auftrag der Bundesregierung erstellte Bericht (§ 84 SGB VIII) über die Lebenssituation von Kindern und Jugendlichen in Deutsch land wird von einer mit namhaften Wis senschaftlern besetzten Sachverstän digenkommission verfasst. In diesem Jahr wird, wie bei jedem dritten Bericht vorgeschrieben, ein besonderes Augen merk auf die Kinder- und Jugendhilfe gelegt. Der 14. Kinder- und Jugendbericht er kennt als zentrale Entwicklung einer verstärkten öffentlichen Verantwortung den Ausbau der Kindertageseinrichtun gen und Ganztagsschulen sowie die Etablierung der „Frühen Hilfen“ (Deut scher Bundestag 1990, S. 38), während Die Möwe Jonathan hat es sich vor gut einem Vierteljahrhundert zur Aufgabe gemacht, einen Beitrag zur Verbesse rung der Situation junger Menschen zu leisten. Da liegt die Idee nahe, die im aktuellen Bericht widergespiegelte Be standsaufnahme mit einem Bericht aus den Ursprüngen des Jugendhilfevereins Möwe Jonathan zu vergleichen und die unter Umständen markantesten Aufga ben für die Zukunft zu benennen. Der unter der Mitwirkung von Hans Thiersch (lebensweltorientierte Sozialarbeit) erar 8. Kinder- und Jugendbericht (1990) Der grundlegende Unterschied bei der Berichte besteht darin, dass der im Jahr 1990 verfasste 8. Kinder- und Ju gendbericht noch auf der gesetzlichen Grundlage des JWG (Jugendwohlfahrts gesetz) erstellt wurde. Das neue KJHG (Kinder- und Jugendhilfegesetz) schreibt Prävention, Freiwilligkeit, Partizipation und sozialpädagogische Standards vor, Elemente, die der 8. Bericht vorschlug. im Bericht von 1990 noch die fehlende soziale Infrastruktur – insbesondere hin sichtlich der Kinderbetreuung im Kinder gartenalter – beklagt wird (Deutscher Bundestag 1990, S.198). Den Zahlen des statistischen Bundesamts zufolge standen im Jahr 1986 Kindern unter 3 Jahren 28.353 Kindergartenplätze zur Verfügung, während sich diese im Jahr 2012 bereits auf 55.800 beliefen. Leider sind die Zahlen nur bedingt aussage 14. Kinder- und Jugendbericht 28 29 fähig, da die Statistik aus dem Jahr 1986 ausschließlich die alten Bundesländer betrifft. Es kann jedoch festgehalten werden, dass die Zahl der Kindergarten plätze erheblich gestiegen ist. Dennoch können viele Kommunen der Forderung des Kinderförderungsgeset zes (KiföG) nicht nachkommen und wie angestrebt im September dieses Jahres allen unter Dreijährigen einen Betreu ungsplatz anbieten. Problematisch ge staltet sich auch die Situation für Kinder aus Migrantenfamilien. Hier werden sig nifikant weniger Kitaplätze in Anspruch genommen, obwohl gerade Kinder, in deren Elternhaus kein Deutsch gespro chen wird, die Förderung in den Kitas mit ihrem spielerischen Erlernen der deutschen Sprache benötigen. Im Jahr 1990 sah die Sachverständi genkommission in ihrem Bericht als Vo raussetzung für eine Verbesserung der Lebensbedingungen die Aufnahme von Leistungsstandards in ein neu zu fas sendes Jugendhilfegesetz (Deutscher Bundestag 1990, S. 198) vor. So wer den im KJHG sozialpädagogische Stan dards explizit im Gesetzestext erwähnt, beispielsweise die „Hilfe zur Selbsthil fe“ (§31) oder die „Unterstützung zur Integration und eigenverantwortlicher Lebensführung“ (§34). Im Jahr 2013 30 gehören Standardisierungen zum Alltag der Sozialpädagogik. Allerdings zeigt sich heute, dass nicht jede Standardisierung eine positive Auswirkung auf den Hilfe verlauf nimmt. So konnten zum Beispiel Albus et al (2010, S. 165) nachweisen, dass „s.m.a.r.t.“ (spezifisch, messbar, ak zeptiert, realistisch und terminierbar) for mulierte Hilfeplanziele „eine Eigenlogik in den Handlungsformen entfalten, die der Komplexität des Hilfeprozesses und seiner Ergebnisse nicht gerecht werden“. Standardisierungen dienen heute der Ver gleichbarkeit von Leistungen und Kosten in der Jugendhilfe, wobei professionelle Standards nicht zwingend mit diesen übereinstimmen. Hieraus ergibt sich die Suchrichtung für die Zukunft: Differen zierung von professionellen Standards und Standards zur Wirtschaftlichkeit so wie die Identifikation der Wechselwir kungen zwischen beiden. Unter Trans parenz, Partizipation und Kooperation werden im 1990 erstellten 8. Kinder- und Jugendbericht zum einen Offenheit und Zugänglichkeit der Verhandlungen, zum anderen gesichertes Mitspracherecht der Adressaten und schließlich die Über prüfbarkeit der Absprachen zwischen Kommunen und den freien Trägern ver standen (Deutscher Bundestag 1990, S. 201). Der 14. Kinder- und Jugendbericht sieht als Erfolgsfaktoren für gelingende Jugendhilfemaßnahmen: • das Ausmaß, in dem Kinder, Jugend liche und Eltern sich beteiligt fühlen, die Qualität der Arbeitsbeziehung • zwischen Fachkraft und jungen Men schen, • die Verbindlichkeit gemeinsamer Ver fahrensregeln im Hilfeprozess sowie die Qualität der Kooperation zwischen den beteiligten Trägern (Jugendamt – freie Träger) (Deutscher Bundestag 2013, S. 398). Bis auf die „Qualität der Arbeitsbezie hung“, die meines Erachtens nicht nur grundlegend für eine gelingende Hilfe ist, sind die als günstig identifizierten Faktoren identisch. Mit dem Wunschund Wahlrecht oder der Beteiligung der Klienten an der Hilfeplanung oder den Arbeitsgemeinschaften nach §78 KJHG wurde der ernsthafte Versuch unter nommen, diese Elemente gesetzlich zu verankern. Kritisiert wird jedoch im 14. Kinder- und Jugendbericht die Umset zung in der Praxis: die Zusammenarbeit zwischen öffentlichen und freien Trä gern ähnelt einem Auftragsverhältnis (Deutscher Bundestag 2013, S. 40). Die Jugendhilfe, so heißt es im 14. Kin der- und Jugendbericht (Deutscher Bun destag 2013, S. 47), sei in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Unter den gegebenen Bedingungen könne aber nicht vom Aufwachsen als natürlichem Prozess ausgegangen werden (Deut scher Bundestag 2013, S. 363), gelin gende Erziehung bedürfe der Schaffung guter Lebensbedingungen für Eltern und Kinder. Dies könne nur gelingen, solange Politik und Fachpraxis zusammenarbei ten. Der 17. Kinder- und Jugendbericht könnte dann feststellen, dass Politik und Fachpraxis ebenso viele Anregungen aus dem 14. Kinder- und Jugendbericht in die Praxis der Jugendhilfe übernommen haben wie aus dem 8. Kinder- und Ju gendbericht. Stefanie Albus, Heike Greschke, Birte Klingler, Heinz Messmer, Heinz-Günter Micheel, Hans-Uwe Otto und Andreas Polutta. 2010: Wirkungsorientierte Jugendhilfe Deutscher Bundestag, 2013: 14. Kinder- und Jugendbericht Deutscher Bundestag, 1990: 8. Kinder- und Jugendbericht 31 WO DIE MÖWE ZU HAUSE IST // BAD VILBEL-HEILSBERG „Boy´s Town Ger many“ war geboren und bot verspreng ten Jungen eine ers te Heimat nach den Schrecken des Zweiten Weltkriegs. Im Jahr 1957 entwickelte sich aus der Barackenstadt ein Lehrlingsheim für ca. 60 Auszubildende. Zeitgleich mit der Heimreform fand auf dem Heilsberg der Umbruch zur Heimerziehung statt. Unser Verein Möwe Jonathan hat seine Wurzeln in der Jugendheimstatt Heils berg. Diese erste Jugendhilfe-Maßnah me wurde am 9. April 1947 im Zusam menwirken mit dem „Evangelischen Hilfswerk“, der Schweizer „Jungen Kir che“ und dem „709. Bataillon“ der ame rikanischen Armee als „Jugendheim statt“ ins Leben gerufen. Ziel war es, obdachlosen, verwahrlosten Jungen aus den Ruinen der Stadt Frank furt eine Heimat und eine Orientierung zu geben. Diese jungen Menschen fan den ein Stück neue Heimat in zwei Py ramidenzelten, die sich aufgrund des enormen Zulaufs rasch in eine Zeltstadt und dann in ein Barackencamp verwan delten. 32 Nach ihrer Gründung im Jahr 1977 zeichnete die Gesellschaft für diako nische Einrichtungen in Hessen und Nassau mbH (GfDE) als Träger für das Kinder- und Jugendheim Heilsberg ver antwortlich. Aus dieser Einrichtung heraus gründete sich 1987 der Verein Möwe Jonathan e.V., um in Zusammenarbeit mit der GfDE innovative Maßnahmen in der Ju gendhilfe Heilsberg zu wagen. Stammund Verwaltungssitz für den jungen Verein erhielt die Möwe Jonathan erst in einem Büroraum, später in einem Ne benhaus des Kinder- und Jugendheims in der Pestalozzistraße auf dem Heils berg, einem Stadtteil von Bad Vilbel. Da die GfDE ihren Schwerpunkt in der Altenhilfe sieht, erhielt die Möwe im Jahr 2001 die Gelegenheit, das Kinderund Jugendheim in seine mittlerweile fest etablierte und erfolgreiche Jugend hilfearbeit zu integrieren. Somit wurde die Tradition der Jugend hilfe Heilsberg fortgesetzt und konnte sogar ausgebaut werden. Die Möwe mietete in der Folgezeit Wohnungen an und kaufte Häuser, um seinen anvertrauten Jugendlichen in nachbarschaftlicher Umgebung zu den anderen Bürgern der Stadt in verschie denen Betreuungsformen eine Heimat und ein Stück Geborgenheit zu geben. Das klassische Heim war somit einer de zentralen Betreuungsform gewichen. In das ausgediente Gebäude des ehemali gen Kinder- und Jugendheimes zog das Altenzentrum Heilsberg ein. Geblieben auf dem historischen Boden des ehemaligen „Boy`s town“ ist die Ver waltung unserer Jugendhilfeeinrichtung, und das ist gut so. In einem der ältesten Gebäude aus der Gründerzeit des Heilsbergs, in dem vor nunmehr fast 26 Jahren unsere Jugend hilfearbeit begann, gab uns die GfDE nun die Gelegenheit, unsere Verwal tungsarbeit langfristig fortzusetzen und damit ein Stück Identität zu bewahren. Dafür haben wir gerne unsere Ärmel hochgekrempelt, um in einer Symbiose aus gewachsenen Gemäuern und neuer Technik „das Möwe-Stammhaus“ ent stehen zu lassen. Hierbei wurden wir von dem Grundsatz geleitet, dass nur dort ein Stamm wohl gedeihen kann, wo er durch kräftige Wurzeln getragen wird, nämlich in der Tradition der Jugendhilfe Heilsberg. Diese bleibt somit lebendig und hat sich an einem historischen Standort im schönen Wetteraukreis eine Heimat ge geben, erhalten und ausgestaltet – nicht nur für administrative Aufgaben. B. Fiebig Vorstand 33 GUTES TUN // WIE SIE DIE MÖWE UNTERSTÜTZEN KÖNNEN Was haben Joachim Llambi, die Frank furter Rundschau, der Kabarettist Micha el Quast, die Firma Küchen-Walther, der Verein zur Sport- und Kulturförderung Bad Vilbel e.V., die Sparkasse Oberhessen, die Firma Schiller-Fleisch GmbH & Co.KG, der Lions-Club Bad Vilbel-Wasserburg, das Fitness Studio Netzwerk-Körper und das Oberhessische Blechbläser Ensemble gemeinsam? Jeder von Ihnen hat die Bedürfnisse und Notwendigkeiten in der Jugendhilfearbeit erkannt und einen ganz individuell gestal teten Beitrag zum Wohle der uns anver trauten jungen Menschen geleistet. Michael Quast las zum Beispiel in einer Euro zu überreichen. „Das ist zwar nicht viel, aber für mich eine entbehrliche Grö ße!“ bekamen wir zu hören, und sie fän de es klasse, was wir hier leisten würden. Gerade auch diese so genannten „klei nen“ Gesten lassen unsere Herzen höher schlagen und bestätigen: Unsere Arbeit wird gebraucht, sie ist generationsüber greifend und findet Beachtung. Benefizveranstaltung eine Passage aus dem Buch „Möwe Jonathan“ von Richard Bach. Die Firma „Küchen-Walther“ hilft uns bei der Einrichtung von vereinsei genen Wohnungen und bietet Ausbil dungsplätze für unsere Jugendlichen an. Joachim Llambi spendete großzügiger weise der Möwe seinen Gewinn aus der Veranstaltung „Promi-Dinner“. Ebenso stellte das Team von „Netzwerk-Körper“ unserem Verein einen Teil seiner Mel degebühren aus dem Nikolaus-Lauf zur Verfügung. Für Bildung und aktuelle In formation versorgt uns die „Frankfurter Rundschau“ mit Abonnements ihrer Ta geszeitung, und der „Lions-Club Bad Vil bel-Wasserburg“ ermöglichte einem Teil Als besondere Wertschätzung unserer zumeist schwierigen und von viel Idealis mus getragenen Arbeit sehen wir, wenn ehemalige Jugendliche Kontakt zu ihren Betreuern halten oder sogar durch ihre Mitgliedschaft unserem Verein ein Stück Anerkennung zurückgeben. Tatsache ist, dass nicht jeder Mensch auf der Sonnenseite des Lebens geboren wird. Aber das muss noch lange nicht heißen, dass man ihn im Schatten stehen lässt. „unserer“ Jugendlichen eine Segelfreizeit auf dem Ijsselmeer. Nicht zu vergessen sind die vielen indivi duellen Spender. So zahlte ein Heilsber ger seinen „Geburtstagserlös“ auf unser Konto ein, und ein wunderbares Erlebnis widerfuhr uns in der Adventszeit, als eine betagte Dame aus dem benachbarten Altenzentrum den Weg in unsere Verwal tung fand, um uns eine Spende über 20 34 Schön wäre es, wenn auch Sie einen Weg fänden, mit Ihren Möglichkeiten den uns anvertrauten jungen Menschen Gutes zu tun. Wir freuen uns auf Sie – sprechen Sie uns an. B. Fiebig Vorstand 35 DER AUFSICHTSRAT HAT DAS LETZTE WORT // ENTWICKLUNGEN IN DER JUGENDHILFE Ferdinand Klehm leitete 21 Jahre das Kinder- und Jugendheim Bad Vilbel-Heilsberg. 1987 gründete er gemeinsam mit anderen Heimleitern den Jugendhilfeverein Möwe Jonathan e.V., in dessen Aufsichtsrat er seit 2005 aktiv ist. Herr, Klehm, Sie haben jahrelang in der Jugendhilfe gearbeitet – welche Entwicklung sehen Sie für die Zukunft voraus? Nun, zuerst einmal möchte ich betonen, dass sich nicht nur mein Engagement in der Jugendhilfe trotz aller Schwierigkei ten und Widerstände auf alle Fälle ge lohnt hat. Egal, wie vielen Kindern und Jugendlichen wir letzten Endes geholfen haben, sich in ihrem Leben zu behaup ten – der Einsatz hat sich für alle diese jungen Menschen ausgezahlt. Um nun die Entwicklung der Jugendhilfe zu betrachten, müssen wir in die Zeit der 70er Jahre des 20. Jahrhunderts zurück gehen, zu den „alten Heimerziehungs strukturen“. Die vorrangige Aufgabe damals bestand darin, genau diese auf zubrechen. Ziel war es, andere, innovati ve und individuelle Erziehungsangebote zu formulieren und natürlich an deren Umsetzung zu arbeiten. Beispielsweise wurden in dieser Zeit verstärkt größere 36 Heimeinheiten durch kleinere Wohn formen und Einzelbetreuungsangebote ersetzt. Die Frage nach der Zukunft der Jugend hilfearbeit beschäftigte mich kontinuier lich in den letzten 30 Jahren. Wenn ich persönlich eine Stagnation befürchtete, fanden sich jedoch immer wieder Ein richtungen, die kreative, am Menschen orientierte neue Ansätze präsentierten und so die Jugendhilfe voranbrachten. Und das, obwohl jahrelang Jugendhil femaßnahmen rapide abgebaut wurden und die Jugendhilfelandschaft sich da durch nachhaltig veränderte. Es gab eine Zeit, in der große Träger zurückstecken mussten und zahlreiche kleinere Träger – wie die Möwe – entstanden. Dabei wur den insgesamt nicht weniger, sondern mehr Jugendliche gefördert. Das gelang, indem der Reduktion der „teuren“ stati onären Unterbringung der Jugendlichen ein größeres Angebot an ambulanten Maßnahmen entgegengesetzt wurde. Der Bedarf an Hilfe bleibt unverändert groß und vor allem gesellschaftlich be dingt. Die Verarmung der Menschen nimmt zu. Arbeitslosigkeit, Hartz IV und Migration sind hier wichtige Stichworte. Auf die Zukunft gesehen wird meiner Ansicht nach der Bedarf an Förderung von Familien und Kindern noch weiter steigen. Ich persönlich wünsche mir, dass trotz oder gerade wegen der angespannten finanziellen Lage der öffentlichen Haus halte der Kreise und Städte die Notwen digkeit erkannt wird, Kinder und Jugend liche möglichst früh und umfassend zu fördern, um hierdurch immense Folge kosten zu vermeiden. Gleichzeitig wünsche ich mir für die Möwe, dass sie getreu ihrem Namens geber, der Möwe Jonathan aus dem Buch von Richard Bach, immer wieder ihre Grenzen ausprobiert, sich neue Ziele setzt und den Mut zu Innovationen nicht verliert. Die Möwe darf sich dabei auf dem Erreichten nicht ausruhen, sondern muss weiter nah am Menschen kluge Maßnahmen entwickeln, um diesen in die Lage zu versetzen, „den Blick zu he ben und keine Grenzen zu sehen.“ 37 BEITRITTSERKLÄRUNG // FÖRDERMITGLIED IMPRESSUM Bitte Seite an 06101 80318-19 faxen oder Seite abtrennen und per Post an Möwe Jonathan e.V., Pestalozzistraße 8, 61118 Bad Vilbel schicken. Herausgeber Möwe Jonathan – Verein zur Förderung der Jugendhilfe und Erwachsenenbildung e.V. Ich möchte Mitglied im Möwe Jonathan e.V. werden. Einzugsermächtigung Hiermit ermächtige ich den Möwe Jonathan e.V. widerruflich, den satzungsgebundenen Mitgliedsbeitrag mittels Lastschrift einzuziehen. EinzugsrhythmusBeitragshöhe jährlich normal (30,– EUR/Jahr) jährlich Familie (50,– EUR/Jahr) jährlich Einrichtungen (77,– EUR/Jahr) Redaktion Anette Vrijaldenhoven Burkhard Fiebig Karl Klefenz Für juristische Personen gelten andere Konditionen. Lektorat Christa Falk Dr. Anne Holtmann-Mares Dr. H.J. Tober Name, Vorname Fotos Möwe Jonathan e.V. Straße, Hausnummer Aufsichtsrat Ferdinand Klehm, Postleitzahl, Ort Selbstständiger Unternehmer, Werdum Vorstand Burkhard Fiebig Kaufmann, Bad Vilbel Karl Klefenz Sozialpädagoge und Sozialarbeiter, Marburg Kontakt Pestalozzistr. 8, 61118 Bad Vilbel Telefon 06101 80318-0, Fax 06101 8031819 [email protected], www.moewe-jonathan.de Spendenkonto Sparkasse Oberhessen, Konto 104000860, BLZ 518 500 79 Wir danken der Sparkasse Oberhessen für Ihre großzügige Unterstützung. Rüdiger Rohe, TelefonE-Mail Vorstand des St. Elisabeth Verein e.V., i.R. Hannelore Rabl, Bank BankleitzahlKontonummer Kontoinhaber Ort, Datum, Unterschrift Ehrenamtliche Stadtverordnete (Fraktionsvorsitzende) Bad Vilbel, Ehrenamtliche Kreisbeigeordnete Jürgen Wiegand, Rechtsanwalt Bad Vilbel Karl-Heinz Schulz, Rechtlicher Betreuer Bad Vilbel Bitte senden Sie mir Informationsmaterial über den Verein zu. Wir freuen uns auch über Einzelspenden und stellen Ihnen gern eine Spendenquittung aus: Sparkasse Oberhessen, Konto 104000860, BLZ 518 500 79. Möwe Jonathan Verein zur Förderung der Jugendhilfe und Erwachsenenbildung e.V. Pestalozzistraße 8, 61118 Bad Vilbel, Telefon 06101 80318-0, Telefax 06101 80318-19, www.moewe-jonathan.de 39 Wir geben seit 1987 jungen Menschen eine Perspektive und unterstützen sie auf ihrem Weg zu einem eigenständigen und sinnerfüllten Leben www.moewe-jonathan.de 40
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