(PDF 6,15MB) - Deutsches Archäologisches Institut

Deutsches Archäologisches Institut
EURASIEN-ABTEILUNG
Antiker Bergbau
und Ressourcennutzung
in Afghanistan
Berlin 2015
Eurasien-Abteilung des Deutschen Archäologischen Instituts
Im Dol 2-6, D-14195 Berlin www.dainst.org
Antiker Bergbau
und Ressourcennutzung
in Afghanistan
Eurasien-Abteilung
Deutsches Archäologisches Institut
Berlin 2015URASIEN-ABTEILUNG
Grußwort der Staatsministerin im Auswärtigen Amt
der Bundesrepublik Deutschland
Bereits in der Antike hat der Bergbau eine wichtige Rolle gespielt. Es ist daher
eine besonders spannende Aufgabe, antike Bergbaureviere als wichtige Denkmäler ihrer Zeit zu erforschen und ihre Bedeutung für die Gesamtentwicklung
einer Region darzulegen. Dieses Vorhaben steht im Mittelpunkt der Tätigkeit des
Deutschen Archäologischen Instituts (DAI) in Afghanistan, die vom Auswärtigen Amt gefördert wird. Gerade in Afghanistan ist es wichtig, nach Jahrzehnten
kriegerischer Auseinandersetzungen, Projekte zu unterstützen, die ein gemeinsames Verständnis der eigenen Geschichte und Kultur befördern. Die archäologischen Forschungen widmen sich der frühen Nutzung und Verbreitung der reichen mineralischen Ressourcen, zu deren Geschichte die vorliegende Broschüre
einen hervorragenden Eindruck vermittelt. Wenig ist bisher bekannt, und viele
der in der Antike genutzten Lagerstätten sind heute vergessen. Mit ihrer Arbeit
verdeutlichen deutsche und afghanische Archäologen gemeinsam, wie weit die
Bedeutung Afghanistans vor allem im Bereich des prähistorischen Bergbaus zurückreicht.
Dem Erhalt und der Pflege von Kulturdenkmälern kommt bei der Stärkung nationaler Identität und dem Aufbau einer Zivilgesellschaft eine wichtige Rolle zu.
Seit 1981 unterstützt die Bundesrepublik Deutschland deshalb im Rahmen des
Kulturerhaltprogramms des Auswärtigen Amts die Bewahrung des kulturellen
Erbes in aller Welt. Mit einer Gesamtfördersumme von rund 7,5 Millionen Euro
ist Afghanistan, dessen Kulturstätten durch die langen Konflikte schwer in Mitleidenschaft gezogen wurden, das mit Abstand wichtigste Partnerland dieses
Programms. Das Deutsche Archäologische Institut hat gemeinsam mit dem Auswärtigen Amt bereits mehrere Kulturerhalt-Maßnahmen in Afghanistan unternommen wie z.B. die Dokumentation und Restaurierung der Bagh-e Babur Gärten und des Gartenpavillons Kuti-e Baghtscha im ehemaligen Königspalast in
Kabul, Schutzmaßnahmen an den historischen Stätten von Bamian oder die seit
2004 durchgeführten Arbeiten zur Dokumentation archäologischer Denkmäler
rund um Herat. Letzteres trug auch zum Wiederaufbau des Nationalmuseums in
Herat bei.
Alle diese Unternehmungen wurden stets in enger Zusammenarbeit mit dem afghanischen Kulturministerium, der afghanischen Archäologiebehörde und dem
Agha Khan Trust for Culture durchgeführt.
Im Namen der Bundesrepublik danke ich allen Beteiligten herzlich für ihr Engagement und die Bereitschaft zur Forschungszusammenarbeit in schwieriger
Zeit, sowie für die enge, verlässliche Zusammenarbeit. Dem Deutschen Archäologischen Institut wünsche ich viel Erfolg und weiterhin gutes Gelingen, den
Lesern dieser Broschüre spannende Einblicke in die Welt des antiken Bergbaus.
Prof. Dr. Maria Böhmer
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Antiker Bergbau in Afghanistan
Goldgefäße aus dem Hortfund von Tepe Fullol, Nordafghanistan, Ende 3. Jt. v. Chr.
Afghanistans reiche Bodenschätze wurden schon in prähistorischer Zeit abgebaut und in die weite Welt verhandelt. So tritt Lapislazuli - für den Afghanistan
als praktisch einzige Quelle gilt - ab dem 4. Jahrtausend v. Chr. im fernen Ägypten und im Nordkaukasus auf.
Vor allem aber sind es Kupfer und Zinn, die als Hauptbestandteile von Bronze
weltweit nur in Afghanistan und den nördlich angrenzenden Regionen in einem
enger umfassten Gebiet vorkommen, und damit diesem Land eine herausragende Rolle in der Entwicklung einer der wichtigsten technischen Innovationen der
frühen Metallzeiten zuweisen.
Geologische Karte Afghanistans (Afghan
Geological Survey und Afghanistan Ministry
of Mines (Kabul), in Kooperation mit
US Geological Survey)
Beispiele von Oberflächenkartierungen eisenhaltiger Minerale
anhand von Hyperspektralen
Messungen
(US Geological Survey, in Kooperation mit Afghanistan Ministry
of Mines URL: http://afghanistan.
cr.usgs.gov/hyperspectral-maps
& URL: http://pubs.usgs.gov/
sim/3152/B/
Ritualaxt aus Lapislazuli mit Goldauflagen
aus Troja Schicht II (Mitte 3. Jt. v. Chr.),
Westtürkei
Das nahezu zeitgleiche Aufkommen von Zinnbronzen mit Gold und Lapislazuli
im 3. Jahrtausend v. Chr. in Mittelasien und im weit westlich gelegenen Mesopotamien, lässt vermuten, dass alle drei Materialien aus derselben Ursprungsregion
stammen.
Dennoch ist kaum etwas über die frühe Nutzung der mineralischen Rohstoffe
Afghanistans bekannt. Darüber hinaus stellen antike Bergbaureviere als bedeutender Wirtschaftsfaktor durch alle kulturgeschichtlichen Epochen eine besondere Denkmalgattung dar.
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Bergbaureviere sind kulturhistorische Denkmäler
Bergbaureviere gehören zur Geschichte einer Region und können identitätsbildend wirken, insbesondere in einem Land wie Afghanistan mit einer traditionsreichen Bergbaukultur. Über die begehrten Ressourcen berichten antike Quellen, islamische Gelehrte des Mittelalters und europäische Reisende des 19. Jh.
gleichermaßen euphorisch. So berichten die arabischen Geographen al-Idrisi
(ca. 1100-1165) und Jakut (1179-1229) von der aussergewöhnlichen Qualität
des Silberbergbaus im Panjshirtal. Ibn Hauqal (943-988) und Al-Biruni (973-1059)
beschrieben die Lapislazuli- und Rubinminen in der ostafghanischen Provinz Badakhschan.
Ausschnitt aus der
„Kleinen Idrisikarte“ mit
dem Silberberg bei Herat;
nach dem arabischen
Geographen Abu A‘bdallah
Muhammad al-Idrisi,
entstanden 1192 n. Chr.
Ab dem Hellenismus nehmen die Gold- und Silberlagerstätten sowie Kupfer für
die königlichen Münzprägungen eine herausragende Stellung ein. Die Produktionsstätten sind direkt an den Lagerstätten zu finden und durch fortifikatorische
Anlagen geschützt. Es handelt sich um „Reviere“ in denen auch die Handwerker
vor Ort wohnen. So enstanden die ersten „Industrielandschaften“.
Bronzene Tetradrachme des Soter Megas, geprägt
in Baktrien ca. Ende 1./Anfang 2. Jh. n. Chr.
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Ausgrabungen im direkten Umfeld der Kupfervorkommen von Mes Aynak
ca. 30 km südl. von Kabul legten weite Bereiche einer Siedlung und buddhistische Klosteranlagen
der Kuschan und Shahi-Zeit (2.-9. Jh. n. Chr.) frei
Nicht selten sind die in der Antike genutzten Lagerstätten heute nicht mehr bekannt. Alte Bergwerke sind häufig von jüngeren Abbauen zerstört, die älteren
Spuren überarbeitet worden. Deshalb geben Abfallprodukte der extraktiven Metallurgie wie Schlacken, und alte Bergbaugeräte wie Rillenschlägel und sonstige
Steinartefakte wichtige Hinweise auf die Existenz von antikem Bergbau.
Die Eurasien Abteilung des DAI baut ein umfangreiches Kompendium zur Bergbaukultur und -archäologie in Afghanistan auf. Dies dient der nachhaltigen Sicherung und dem Schutz der reichen Bergbautradition Afghanistans. Moderne
Entwicklung des Bergbaus und Bewahrung der prähistorischen, antiken und
mittelalterlichen Bergbaue sollen Hand in Hand gehen. Die Bedeutung des Bergbaus für die Kulturentwicklung Afghanistans und darüber hinaus der Alten Welt
wird auf diese Weise systematisch sichtbar gemacht.
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Innovation Bronze
Spätestens ab der Mitte des 3. Jts. v. Chr. bestehen Metallfunde in der Alten Welt
immer häufiger aus Zinnbronze. Als Quelle für das Zinn im rohstoffarmen Mesopotamien kommt am ehesten Afghanistan in Frage. Möglicherweise ist diese
Region als Vermittler der Innovation „Bronzetechnologie“ insgesamt zu sehen.
In der Entwicklung der Kupfermetallurgie stellt die Legierung eine entscheidenen technischen Fortschritt dar. Die Mischung des Kupfers mit anderen Metallen, zunächst waren dies vor allem Arsen und Antimon, bewirkte eine deutliche
Verbesserung der Materialeigenschaften: Gegenüber dem weichen Kupfer war
die Arsenbronze härter und elastischer. Da Kupfer im flüssigen Zustand Sauerstoff anzieht und dies zu einer Blasenbildung führt, stellte dies beim Guß dünnerer Objekte ein Problem dar. Die Legierung mit anderen Metallen reduzierte die
Blasenbildung und verbesserte die Gießeigenschaften der Bronze. Schließlich
konnte man auch auf die Farbe des Metalls einwirken. Gegenüber dem rötlich
schimmernden Kupfer hatte die Arsenbronze einen silbrigen Glanz.
Zinn diente ebenso der Härtung des Metalls und der Verbesserung der Gießeigenschaften, erzeugte aber einen goldenen Glanz.
Mes Aynak: Die Gebäude aus dem
2.-7.Jh. n. Chr. sind direkt auf dem vom
Kupfer grünen Fels errichtet
Mes Aynak: Auch in die Mauern wurde
der grüne Stein verbaut
Teil der Ladung des vor der türkischen Westküste gesunkenen „Schiffes von Uluburun“,
Ende des 14. Jh. v. Chr., mit Amphoren, Kupfer-, Zinn- und blauen Glasbarren
Mes Aynak: Blick über den Kupferberg mit historischen Schlackehalden
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Die rasche Verbreitung der Zinnbronze erzeugte eine bemerkenswerte Dynamik der
„Globalisierung“ in der Bronzezeit: Während Kupfer an vielen Stellen der Alten Welt
verfügbar war, konnte man Zinn nur an wenigen Stellen abbauen. Die Überwindung
weiter Strecken forderte die logistische Organisiation von Transportmitteln, den Ausbau und Sicherung der Routen.
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Frühe Globalisierung: Lapislazuli
Die bronzezeitliche Globalisierung vollzog sich in einer schon langen durch den
Rohstoffhandel verbundenen Welt. So finden sich die frühesten „Exporte“ des
blauen Steins aus den Vorkommen in der nordafghanischen Provinz Badakhschan
in den steinzeitlichen Siedlungen von Yarim Tappe (Iran) und Mehrghar (Pakistan), wo sie schon in das 7. Jahrtausend v. Chr. datieren. Ab der ersten Hälfte des 4.
Jahrtausends v. Chr. taucht der blaue Stein in den Grabhügeln der Maikop-Kultur
(ca. 3800/3600 v. Chr.) im Nordkaukasus und den Gräbern der prädynastischen
Naqada-Kultur Ägyptens auf. Die berühmte Axt aus Troja wird in die Mitte des 3.
Jahrtausend v. Chr. gesetzt. Ungefähr in die gleiche Zeit gehören die Funde aus
dem berühmten Königsfriedhof von Ur (2600-2400 v. Chr.), ebenso wie zahlreiche
Lapislazuli Funde aus Mittelasien. Bemerkenswert ist das früheste Auftreten in
den eigentlich peripher gelegenen Regionen des Verbreitungsgebietes. Ab dem
3. Jahrtausend v. Chr. sind dann regelrechte Werkstätten zur Verarbeitung von
Lapislazuli im Osten Irans bekannt.
Badakhschan, Ostafghanistan:
Die Lapislazuli-Minen im
Kokschah Tal und Sar-e Sang
sind die bekanntesten Abbaue
Zentralasiens
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Karte zur Verbreitung von Lapislazuli-Artefakten im 4. - 3. Jt. v. Chr., der Stern zeigt die Vorkommen in
Badakhschan; (v.l.n.r.): 1. Goldbecher mit Lapislazuli Einlage aus Trialeti Kurgan 17 (Nordkaukasus),
2., 4. Schmucksteine aus Gonur Depe (Turkmenistan)
Die enge Assoziation von Lapislazuli und Gold in ihren Verbreitungsmustern legt
nahe, dass beide Materialien auf denselben Wegen verbreitet wurden – und aus
derselben Quellregion, nämlich Afghanistan, stammen. Schon ab dem 4. Jahrtausend v. Chr. existierte ein weit verzweigtes Kommunikationsnetz, das Zentralasien - Induskultur - Iran - Mesopotamien/Levante und Ägypten, sowie das
Gebiet der Maikop-Kultur Nordkaukasiens einschließt; besonders in jüngerer
Zeit reicht dieses Netzwerk bis nach Europa, wo dann ab der 2. Hälfte des 4. Jahrtausend. v. Chr. bedeutende Innovationen in der Metallurgie, neue Waffenausrüstungen, sowie Pferd und Wagen auftauchen.
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3. Shahr-e Sokhta, Ostiran: Abschläge und Bohrer aus Feuerstein mit blauem Lapislazuli-Staub
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Internationale & Interdisziplinäre Forschung
Gemeinsam mit afghanischen Kollegen werden langfristige Programme zur Erforschung des frühen Bergbaus aufgebaut und Maßnahmen zur nachhaltigen
Dokumentation und Erhaltung der kulturhistorischen Denkmäler getroffen werden. Die Unterzeichnung eines Memorandum of Understanding zwischen dem
Afghanischen Ministerium für Information und Kultur (MIC) und der EurasienAbteilung (DAI) im Frühjahr 2014 ist ein wichtiger Schritt dahin.
In internationaler Zusammenarbeit wird derzeit eine Datenbank mit den bisher
bekannten Hinweisen auf urgeschichtlichen, antiken und mittelalterlichen Berg-
bau, geologischen Charakteristika sowie sonstigen Besiedlungsspuren im Umfeld der Mineralienvorkommen aufgebaut. So können gezielt Regionen für die
montanarchäologische Spurensuche ausgewählt werden.
Interdisziplinäre Workshops zu Themen wie „Montanarchäologie und prähistorische Metallproduktion“ und naturwissenschaftliche Analyseverfahren, sowie
Schulungen der Afghanischen Kollegen in spezieller Gerätetechnik und MetallRestaurierung gehen Hand in Hand mit archäologischen Forschungen in den
Bergbauregionen, bei denen das Umfeld auf archäologische Spuren hin untersucht, sowie Erz- und Mineralienproben gesammelt werden, um durch Analysen
eine genauere Charakterisierung der Lagerstätten zu erreichen.
Anhand der Datenbank erarbeitete
GIS-basierte Karte Afghanistans
mit bekannten Fundorten
der prähistorischen (blau)
und historischen (rot) Perioden.
Sterne zeigen Fundorte der Bronzezeit mit
metallurgischen Aktivitäten an.
Grün schraffiert sind ausgewählte polymetallene Mineralienvorkommen, in denen
u.a. auch Zinn verzeichnet ist, und daher
ganz besonders für das Afghanistan-Projekt
spannend sind.
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Montanarchäologische Untersuchungen: eine Spurensuche
Mes Aynak: Eintiefungen im Fels als Zeugen von Stein- bzw. Erzabbau und Verarbeitung
Viele der aus dem Mittelalter und sogar neuzeitlich (19. Jh.) überlieferten Lagerstätten gelten heute als verschollen (unter anderem durch Sedimentschüttungen begraben), kleinere Vorkommen werden als vollständig abgebaut angesehen. Grundsätzlich ist Bergbau reduktiv und bedeutet die Überarbeitung von
möglichen älteren Spuren, was das Auffinden von prähistorischen Aktivitäten
sehr schwierig gestaltet. Indirekte Hinweise, wie Gerätschaften und Reste von
Metallproduktion wie Schlacke in der Umgebung der Vorkommen, können daher als erste Spuren von Bergbau gewertet werden. Wichtige Indikatoren sind
Ansammlungen von prähistorischen Hinterlassenschaften, spezifische Gerät14
schaften oder Siedlungsspuren in der näheren Umgebung der Bergbaureviere.
Durch gezielte Expeditionen können diese „wiederentdeckt“ werden - natürlich
nur dort, wo die Situation in Afghanistan es zuläßt.
Für die Dokumentation prähistorisch-historischer Spuren von Bergbau und Metallproduktion sowie Erkundung der umgebenden Siedlungsgebiete werden
modernste Methoden wie Fotogrammmetrie und 3D Laserscantechnologie zur
Dokumentation der archäologischen Spuren in den Bergbaurevieren eingesetzt.
Sie erlauben eine flexible und schnelle wissenschaftliche Arbeitsweise und gewährleisten dabei trotzdem eine hohe Präzision der gespeicherten Daten.
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Mes Aynak: historisches Stollen-Mundloch
Parallel zu den montanarchäologischen Untersuchungen werden alle verfügbaren Erze und Metallproben geochemisch untersucht, und auf ihre Materialeigenschaften untersucht, um Informationen über die Zusammensetzung der Erze
und die antike Metallurgie zu gewinnen.
So können weltweit Lagerstätten, Mineralproben und Artefakte – auch unbestimmter Herkunft – miteinander verglichen werden, die Herkunft des Rohmaterials lokalisiert und die Herstellungstechnik bestimmten Kulturkreisen zugeordnet werden.
Diese Verfahren können auf alle Mineralien angewendet werden - d.h. auch auf
Lapislazuli, aber vor allem auf die bislang noch unerforschten Schmucksteinvorkommen wie Rubine, Smaragde und Saphire z.B. in der Jegdalek-Region im östlichen Zentralafghanistan.
Schlacke aus der Region nördlich von Panjschir, Afghanistan
(MIDAS Expeditionen, Afghanischer Geologischer Survey)
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Arbeiten mit der RFA: Eine erste Auswahl zur geochemischen Bestimmung kann mit dem
RFA-Handspektrometer getroffen werden, das fast jedes Element von Magnesium bis Uran mithilfe
von Röntgenfluoreszens anzeigt
Digitale Bibliothek
Ein besonders wichtiger Aspekt des Projektes ist der Aufbau einer digitalen Bibliothek zur Archäologie Afghanistans. Hierfür werden die umfangreiche Bibliothek unseres französischen Partners (Délégation Archaeologique Française en
Afghanistan; DAFA) und anderen Institutionen in Kabul und die Bestände des
DAI in Berlin gescannt. Diese Bibliothek wird in Verbindung mit der Datenbank
in ein Archiv zum Kulturerbe Afghanistans zusammengeführt.
Das digitale Format schützt die Informationen vor einer Beschädigung oder Vernichtung und macht die bisherigen gesammelten Kenntnisse jederzeit einem
größeren Interessentenkreis - auch und vor allem in Afghanistan - zugänglich.
Einblicke in die Bibliotheken von DAI und DAFA
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Montanarchäologie in Aktion: Prähistorischer Bergbau in
Mittelasien - bisherige Forschungen des DAI
An der Eurasien Abteilung des DAI wurde prähistorischer Bergbau – vor Allem
der Zinnabbau – bereits in den nördlichen Nachbarländern Afghanistans sehr erfolgreich erforscht: Karnab, Lapas und Čangali in Usbekistan, nahe der späteren
Seidenstrasse zwischen Buchara und Samarkand gelegen, sowie die Reviere bei
Mušiston und Takfon in Tadschikistan.
Mušiston ist nach 14C Daten ab der zweiten Hälfte des 3. Jt. v. Chr. zu datieren
und stellt damit das bislang älteste bekannte Zinnbergwerk weltweit dar. Überdies handelt es sich dabei um eine der weltweit sehr seltenen Lagerstätten, wo
Kupfer und Zinn zusammen vorkommen - beim Schmelzen des unsortierten Erzes erhält man quasi eine „natürliche“ Bronze.
In Karnab konnten Abbaugruben und eine Bergarbeiter-Siedlung des 2. Jahrtausends v. Chr. untersucht werden. Die Abbaugruben (Pingen) und Untertagebaue
folgen den langgestreckten Erzgängen oftmals über mehrere Dutzend m in der
Länge und bis in über 16 m Tiefe. Die Spuren an den Gesteinswänden lassen die
Nutzung von Feuersetzen und Steingeräten rekonstruieren, während Metallgeräte (noch) nicht genutzt wurde. Funde wie Keramikscherben, Tierknochen und
spezifische Steingräte für den Erzabbau (Gezähe) kamen zutage. Unter der Keramik fand sich Import aus dem Süden und durch Knochen ließen sich Pferd und
Kamel nachweisen. Somit waren sowohl fremdes Kulturgut, als auch die Transportmittel für Fernhandel vorhanden.
Montanarchäologie in Aktion:
Archäologische Arbeiten der
Eurasien-Abteilung des DAI,
in Kooperation mit dem Bergbaumuseum Bochum, in den Zinngruben
in Mušiston (Tadschikistan)
und Karnab (Usbekistan)
Mušiston, Tadschikistan. Blick auf das Zinnrevier
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Förderung
Auswärtiges Amt der Bundesrepublik Deutschland
Projektleitung
PD Dr. Nikolaus Boroffka, DAI Eurasien-Abteilung
Dr. Judith Thomalsky, DAI Eurasien-Abteilung
Kooperationspartner
Afghan Ministry of Information and Culture (MIC), Kabul
Afghan National Museum, Kabul
Prof. Dr. Philippe Marquis, Dr. Julio Bendezu-Sarmiento, Délégation Archéologique Francaise en Afghanistan, Kabul (DAFA)
Dr. Bernd Bräutigam, Senior Advisor, USAID MIDAS, Kabul, Afghanistan
Prof. Dr. Ernst Pernicka, Curt Engelhorn Zentrum für Archäometrie, Mannheim
Prof. Dr. Andreas Hauptmann, Deutsches Bergbau-Museum Bochum
Stiftung Bibliotheca Afghanica / Schweizerisches Afghanistan-Institut
Abbildungsverzeichnis
Vorder- und Rückseite; S. 7-8, 10-11, 14-17: Thomalsky, DAI; Boroffka, DAI
S. 4: W.P. Tolstikow, M.J. Treister, Der Schatz aus Troja: Schliemann und der Mythos des Priamos-Goldes.
Katalogbuch Ausstellung in Moskau 1996/97 (Stuttgart 1996) Kat. Nr. 169; F. T. Hiebert, The Bronze
Age World of Afghanistan, in: Afghanistan. Forging Civilizations along the Silk Road. The Metropolitan
Museum of Art Symposia (New York 2010) Abb. 4
S. 5: King et al. 2001 (http://pubs.usgs.gov/sim/3152/B/)
S. 6: G. Weisgerber, Ancient Mining in the Hindukusch according to ancient and medivial sources,
in: Persiens Antike Pracht. Bergbau, Handwerk, Archäologie. Katalog der Ausstellung des Deutschen
Bergbau-Museums Bochum vom 28.11.2004 – 29.5.2005 (Bochum 2004) Abb. 5
Hansen et al. (Hrsg.), Alexander der Grosse und die Öffnung der Welt. Katalog zur Ausstellung ReissEngelhorn Museen Mannheim, 3. Oktober 2009 - 21 Februar 2010, Kat. Nr. 292
S. 9: U. Yalcin, C. Pulak, R. Slotta, Das Schiff von Uluburun: Welthandel vor 3000 Jahren;
Katalog der Ausstellung des Deutschen Bergbau-Museums Bochum, 15. Juli 2005 -16. Juli 2006
(Bochum 2005) Abb. 2
S. 11: Goldbecher: M. Abramishvili, In the search of the origins of metallurgy. Abb. 1.2, in: S. Hansen u.a.
(Hrsg.), Von Majkop bis Trialeti. Gewinnung und Verbreitung von Metallen und Obsidian in Kaukasien
im 4.-2. Jt. v. Chr. (Bonn 2010); Lapislazuli-Minen: Philippe Poupin (http://www.philippoupin.fr/asie-2)
S. 18-19: J. Garner, Das Zinn in der Bronzezeit in Mittelasien I (Mainz 2013) Abb. 50, 87; Fotos EurasienAbteilung/DAI und Bergbaumuseum Bochum.
Impressum
Redaktion: Judith Thomalsky
Gestaltung und Satz: Anke Reuter
Druck: PinguinDruck, Berlin
Auflage: 5000
20
Deutsches Archäologisches Institut
EURASIEN-ABTEILUNG
Antiker Bergbau
und Ressourcennutzung
in Afghanistan
Berlin 2015
Eurasien-Abteilung des Deutschen Archäologischen Instituts
Im Dol 2-6, D-14195 Berlin www.dainst.org