Sei nicht so empfindlich! Hochsensibilität und Informatik Svenja Schriever-Festerling FH Ostfalia Wolfenbüttel Schlüsselworte Softskills, Kommunikation, Hochsensibilität, Hochsensible Menschen, Projektleitung, HSP Einleitung 15-20% aller Menschen sind hochsensibel, überdurchschnittlich viele von ihnen sind: Informatiker oder Freiberufller. Hochsensible Menschen nehmen mehr wahr als andere Menschen. Für viele hochsensible Menschen sind diese vielen Reize schwer zu verarbeiten, oftmals wissen Betroffene gar nicht, dass sie "mehr wahrnehmen", "intensiver fühlen" und "intuitiver handeln" als andere Menschen. Für Menschen die nicht hochsensibel sind, sind diese Menschen oft "zu nah am Wasser gebaut" oder einfach "zu sensibel". Gerade Männer schämen sich oft dafür und verstecken ihre meist intensiveren Gefühle. Meist jedoch reagieren nicht-hochsensible Menschen mit Unverständnis und können nicht verstehen, wie jemand "aus dem Bauch heraus entscheidet" oder von Gefühlen und Kritik überwältigt ist. Doch Hochsensibilität kann und sollte als Gabe genutzt werden, denn oft merken diese Menschen schon vor allen anderen, dass z.B. etwas schief gehen kann, schlechte Stimmungen im Team herrscht oder dass der Kunde andere Vorstellungen hatte. Nicht nur Hochsensible selbst, sondern auch Projektleiter und Unternehmen profitieren von dieser besonderen Gabe. Der Vortrag soll das Ziel haben, Menschen auf Hochsensibilität aufmerksam zu machen und zu erkennen, dass hochsensible Menschen wertvoll für die Gesellschaft und auch insbesondere für das agile Projektgeschäft sind. Was ist Hochsensibilität Viele die das erste Mal mit dem Begriff „Hochsensibilität“ oder hochsensiblen Menschen oder „High sensitiv Person“ (HSPs) in Berührung kommen nehmen an, dass hochsensiblen Menschen sich immer alles zu Herzen nehmen, emotional labil und nicht belastbar sind. Eigentlich kommt der Begriff jedoch von „sensitiv“ was mit feiner Wahrnehmung zu tun hat. Hochsensibilität ist keine Krankheit, sondern ein Persönlichkeitsmerkmal der vorrangig vererbt wird und mit ca. 15-20% innerhalb der Bevölkerung, gleichmäßig auf Männer und Frauen verteilt, auftritt. Hochsensible Menschen befinden sich in der Minderheit, sind aber lange nicht allein. Trotzdem fühlen sie sich deshalb oft von der Kindheit an als „anders“. Dieses „Anderssein“ muss durch gesellschaftlichen Druck meist in frühster Kindheit schon unterdrück werden. Gefühle werden tiefer empfunden. Schon Kinder nehmen wahr, wenn Menschen sich nicht mögen, nehmen Kritik ganz anders auf. Durch die feine Wahrnehmung von HSPs und die hohe Selbstreflexion sind nicht mal Worte nötig um miteinander zu kommunizieren oder Stimmungen auf sich zu beziehen und oftmals auch zu interpretieren. Hochsensible Menschen empfinden tiefer als der größte Teil der Menschheit, nehmen mehr wahr und haben deshalb auch tiefere Gefühle. Werden diese nicht unterdrück, was gut ist, dann regen sich HSPs vermutlich öfter offensiv auf, weinen oder sind nach sehr reizbaren Ereignissen mit dem Kopf einfach wo anders um zu reflektieren und zu verarbeiten. Auch kann es vorkommen, dass Hochsensible zu früh Vermutungen über Gefühlslagen („Stimmungen im Raum“) aufstellen oder diese auch tatsächlich als Realität ansehen. In der Gesellschaft wird dies durch die Minderheit meist als voreilig, nicht durchdacht oder einfach nur Einbildung abgetan. Selbst wenn es schlechte Stimmungen gibt, will ja sicherlich kaum ein Mensch, dass seine Gedanken augenscheinlich gelesen werden. Hochsensibilität im Team und Umfeld Auf Grund des, meist über Jahre angeeignetem, geringem Selbstvertrauens vernachlässigen viele Hochsensible, gerade Männer ihre wertvolle Gabe schon in frühen Jahren um sich ein „dickes Fell zulegen“ und sich mit Äußerungen von Gefühlen und „Bauchgefühlen“ zurückzuhalten. Ist dies gelungen, bauen hochsensible schneller Beziehungen zu nicht hochsensiblen aus, die Gereiztheit und Sensibilität oft nicht verstehen, weil sie einfach weniger wahrnehmen als HSPs. Sie fühlen sich aber nicht verstanden und wirken nach außen nicht authentisch. Im Gegenteil dazu können nicht HSPs auf HSPs als unterkühlt und unaufmerksam wirken. Zu beachten ist, dass auch jeder der nicht Hochsensibel ist, keinen besonderen Nachteil hat oder schlechter ist als Hochsensible Menschen. Wichtig ist vor allem, dass es dieses Persönlichkeitsmerkmal eben gibt und beide Menschengruppen besonders miteinander kommunizieren sollten um sich gegenseitig verstanden zu fühlen. Zu beobachten ist, dass sich viele HSPs sehr enge Bindungen aufbauen können – sie „verstehen sich blind“. Hochsensibilität erkennen Schneller als Hochsensible selber erkennt das Umfeld das „etwas nicht stimmt“. HSPs sind einfach zu sensibel und es ist verdammt schwer dies zu unterdrücken, wenn sie überhaupt noch kommunizieren wollen. Wenn sie jemanden als Hochsensibel erkennen, dann ist es naheliegend einfach zu fragen. Das ist allerdings nicht zu empfehlen, denn viele Hochsensible gehen leider nicht positiv mit ihrer Hochsensibilität um. Das Thema ist einfach Gesellschaftlich weniger geschätzt, vielleicht auch weil ihr Nutzen nicht erkennbar ist. Wenn sie jemanden fragen, dann sollte auch eine Begründung angegeben werden, z.B. weil sie ihn/sie besser verstehen und unterstützen wollen. Hochsensible Menschen sind meist an ihrer permanenten Überstimmulation zu erkennen • • • • • • • • • Ihnen ist es immer irgendwie zu laut, zu unruhig, zu hektisch, zu heiß Sind sie Hunger oder sind müde ist dies für HSPs nur schwer zu unterdrücken Sie verspüren öfters mal den Drang nach Rückzug oder Pausen, sie sind gern auch mal alleine. Das liegt daran, dass sie alles erlebte reflektieren müssen, was nicht immer unbedingt bedeutet dass sie gerne alleine oder introvertiert sind. In der Regel sind sie gute Zuhörer und „verstehen sofort“ Es kann vorkommen, dass Gespräche mit HSPs zu persönlich, zu intensiv werden. Damit können sie als nicht HSP einfach nichts anfangen Sie haben einen hohen Anspruch an Ordnung, Pünktlichkeit, Qualität Sie verfügen meist über einen großen Gerechtigkeitssinn, sind Ehrlich, Wahrhaftig und haben eine hohe Authentizität Hochsensible fühlen sich in positiver Umgebung wohl und sind lebhaft, in negativer Umgebung sind sie zurückhalten und fühlen sich unwohl, sind unsicher und zögern. Ggf. verlassen sie sogar den Raum. Wenn sie jemanden als Hochsensibel erkennen, dann ist es naheliegend einfach zu fragen. Das ist allerdings nicht zu empfehlen, denn viele Hochsensible gehen leider nicht positiv mit ihrer Hochsensibilität um. Das Thema ist einfach Gesellschaftlich weniger geschätzt, vielleicht auch weil ihr Nutzen nicht erkennbar ist. Wenn sie jemanden fragen, dann sollte auch eine Begründung angegeben werden, z.B. weil sie ihn/sie besser verstehen und unterstützen wollen. Hilfe! Ich bin hochsensibel Hochsensible wissen oftmals nichts davon, dass sie hochsensibel sind. Sie fühlen sich anders, missverstanden und irgendwie „falsch“ wenn sie ihre Hochsensibilität unterdrücken. In Büchern oder im Internet gibt es zahlreiche Tests um für sich zu erkennen ob man zu dieser Gruppe der Hochsensiblen gehört. Denn unter den HSPs gibt es zahlreiche Ausprägungen, eben so viele wie Menschen eben verschieden sind (www.zartbesaitet.net/test.htm) Hochsensibilität und Informatik Das Berufsfeld der Informatik hat besonders viele Hochsensible. Umso erstaunlicher ist es, dass gerade in diesem Berufsfeld oftmals ein „dickes Fell“ im meist sehr schroffen Technikerumfeld verlangt wird. Doch warum ist es so? Hochsensibilität hat ganz viel mit Wahrnehmung, Fehleranalysen und Kommunikation aber vor allem auch mit Intuition und Erfindergeist zu tun. Und gerade das ist es doch was die Informatik und ihre rasche Entwicklung ausmacht oder nicht? Wie Sie von Hochsensibilität im Projekt profitieren • Hochsensible können Trends erkennen • Sie können recht zutreffend vermuten ob Produkte, Entwicklungen oder Prozesse im Unternehmen funktionieren oder nicht und dass bereits vor Beginn der Umsetzung • Sie erkennen negative Stimmungen im Team • Sie wissen, wenn sich Mitarbeiter nicht wohlfühlen • HSPs haben ein ausgezeichneten Gerechtigkeits- und Qualitätssinn, sie arbeiten sehr gewissenhaft und loyal • HSPs werden gute Ideen immer vorantragen und können damit auch zur Motivation beitragen • Sie wirken (wenn sie offen mit ihrer Hochsensibilität umgehen) authentisch und sind daher meist geschätzte und gesellige Kollegen • HSPs können schwer lügen, da sie es mit sich selber nicht vereinbaren können • HSPs haben selber gute Ideen und einen hohen Erfindungsgeist– Unternehmen können und sollten davon profitieren • HSPs haben einen erhöhten Energie- und Insulinbedarf: Sie sorgen sicherlich regelmäßig dafür, dass es im Büro etwas zu essen gibt ;-) Daher sollte dieses Persönlichkeitsmerkmal geschätzt und nicht unterdrückt werden. So können alle davon profitieren. Buchempfehlungen & Quellen Kontaktadresse: Svenja Schriever-Festerling FH Ostfalia, Hochschule für angewandte Wissenschaften D-38302 Wolfenbüttel Telefon: +49 (0) 171 20 87 336 E-Mail [email protected]
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