GemeinsamerOffenerBriefandenEuropäischenRat, andieStaatsoberhäupter,Premierminister, dieInnen-undAußenminsterderEuropäischenUnion zurVerbesserungderLagevonKindernaufderFlucht 30.Oktober2015 SehrgeehrteStaatsoberhäupterundPremierminister, Innen-undAußenminister, sehrgeehrterHerrTusk, EinebeträchtlicheZahlvonKindernausDrittstaatenmigrierennachEuropa–auseinerVielzahlvon Gründen. Sie reisen mit ihren Familien, alleine oder getrennt von ihren Familien. Alleine zwischen Jänner und August 2015 haben 174.235 Kinder in der Europäischen Union um Asyl angesucht, sie bilden ein Viertel der Asylsuchenden. Von Jänner bis September kamen mehrere zehntausend unbegleiteteMinderjährigeüberdasMeer.EsfehlenzuverlässigeDatenüberdieKinder,diebisher noch nicht um Asyl angesucht haben oder undokumentiert in der EU leben. Als Kinder und als FlüchtlingesindsiebesonderenRisikenausgesetzt,besonderswennsieundokumentiertsind. In den vergangenen wenigen Monaten haben verschiedene Organisationen wie der Europarat, die Justiz-, Innen- und Außenminister Treffen abgehalten, um zu diskutieren und eine rasche Reaktion und Strategie zu finden, um auf die aktuelle Steigerung der Migranten- und Flüchtlingszahlen in Europezureagieren. Wir sind 59 führende Organisationen im Feld der Menschenrechte, Kinderrechte, Gesundheitswesen und Sozialer Inklusion, einschließlich UNICEF, OHCHR and dem Europäischen NetzwerkderKinderanwälte,diebesorgtsindüberdiemangelndeAufmerksamkeit,dieindiesen Diskussionen über politische Rahmenbedingungen und Entwicklungen den Kinderrechten gewidmetwird. jointletter–KinderaufderFlucht/November2015 1 Alle diese Diskussionen über politische Rahmenbedingungen und die praktischen Entwicklungen haben einen maßgeblichen Einfluss auf das Leben dieser Kinder – und werden diesen nachhaltig haben.DieEUundihreMitgliedsstaatenmüssensicherstellen,dassihreAntwortenaufdieaktuelle Situation den spezifischen Bedürfnissen, Rechten und Gefahren entspricht, denen diese Kinder begegnen. DieaktuelleSituationzeigtauchdieNotwendigkeitauf,einenaufRechtenbasierendenArbeitsansatz zu implementieren, um alle Migrationskinder zu beschützen, unabhängig davon ob sie um Asyl ansuchen, ob sie dokumentiert, undokumentiert, von Kinderhandel betroffen, begleitet oder unbegleitetsind. Kinder wechseln oft von Kategorie zu Kategorie und fallen damit durch die Lücken der Schutzmaßnahmen. Vielen Kindern, die Situation von Gewalt, Unsicherheit, kinderspezifischer Formen der Verfolgung oder anderen menschenrechtsverletzenden Situationen erfahren mussten, wird der Bedarf des internationalen Schutzes zuerkannt oder erhalten nur für kurze Zeit einen solchen Status. Viele Kinder, die heute um Asyl ansuchen, sind oft für einige Monate oder Jahre undokumentiert. Viele wurden zuerst dokumentiert, verloren aber ihren Status zu einem späteren Zeitpunkt, z.B. wenn ihre Eltern ihre Arbeit verlieren oder häuslicher Gewalt ausgesetzt sind. Während viele Kinder völlig unabhängig auswandern, tun es auch viele, um sich ihren Familienmitgliedern anzuschließen, die bereits in Europa sind. Sie leben dann gemeldet oder ungemeldetbeiihrenFamilien. Weiters hält der Rat fest, dass „... die EU Charter für Grundrecht und die UN Konvention für Kinderrechtebesagt,dassKinderindiesemSinnebehandeltwerdensollten,egalwelchenStatussie als Asylwerbende bereits haben, welcher Nationalität sie angehören oder welchen Hintergrund sie haben“. Manche Kinder haben zusätzliche Schutzbedürfnisse, die Berücksichtigung finden müssen, aberalleKinderhabendiegleichenRechte,unddieseRechtemüssengewahrtwerden,insbesondere dieKinderrechtezuallererstundamstärksten.KeineFormderDiskriminierungistakzeptabeloder rechtfertigbar,wedervonöffentlichenAutoritätennochvonprivatenPersonen. DieaktuelleVerschärfungderAsylpolitikEuropasverstärktdendifferenziertenUmgangmitKindern. SowerdenessentielleInhaltezumSchutzderKinderberücksichtigt,jedocherscheintderwachsende FokusaufFestnahmenundAbschiebungen,weitereInvestitionenbeidenGrenzkontrollensowiedie signifikanteReduzierungderAnzahlvonPersonen,dieEuropasGrenzenerreichenundüberschreiten könnendurchdieKooperationmitDrittstaatenvorrangigundstelleneineernsthafteGefahrfürdie Kinderrechtedar.SämtlicheMaßnahmenmüssendaheraufihreBerücksichtigungderKinderrechte überprüftwerden.EsistdieVerantwortungundPflichtderRegierungendieRechtejedesKindeszu respektieren,zuschützenundzugewährleisten. jointletter–KinderaufderFlucht/November2015 2 WirforderndaherdieEUundihreMitgliedsstaatenauf,folgendezehnPunkteinihreÜberlegungen zuimplementieren: 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. BerücksichtigungvonKinderrechtenundSichtweisenvonKinder,sowiedieSicherstellung desKindeswohlsmussbeiderEntscheidungsfindungeingeschlossenwerden.Dies beziehtsichaufalleVorgängebezüglichEinwanderung,Asylantragsstellungund sämtlicheEntscheidungen,dieKinderundihreFamilienbetreffenbeietwaigen Staatsgebietswechsel.KindeswohlmussimmerüberdieInteressenderMigrationspolitik oderetwaigerGrenzkontrollengestelltwerden. EinhaltungvonhumanitärenundAufnahmebedürfnissen,alsauchInvestitionin systematischeReformenumdenZugangzuDienstleistungen,wiebeispielsweise Gesundheitsversorgung,psychosozialeVersorgungineinernachhaltigenWeisezu gewährleistenundIntegrationsicherzustellen. SicherstellungdesZugangeszuallenDienstleistungenfürKinderohneDiskriminierung, insbesondereGesundheitsversorung,BildungundadäquateUnterbringungund VerpflegunggemeinsammitihrenFamilien. SicherstellungdesSchutzesfürKindervorjederFormderGewalt,desMissbrauches sowiederDiskriminierungundderAusbeutunginsbesonderegeschlechtsbasierend, sowiedesRechtesaufAnzeigeundAnklagebeiVerstößengegendieseRechte. Sicherstellung,dasskeinKindinhaftiertwirdoderanderenbestrafendenMaßnahmen zugeführtwird,weilesselbstoderseineElternalsAsylwerberInnenklassifiziertwurden oderesselbstoderihreElterneinenspezifischenAufenthaltund/oderNationaltität innehaben. SchutzderFamilie,wennesimSinnedesKindeswohlesist,insbesondereunterder Berücksichtigung,dasskeinKindvonseinenElternzutrennenistwegen fluchtbegleitendenVerhaftungen InstallierungeineradäquatenSucheundRettungsowiehumanitäreAssistenzum vermeidbaresSterbenaufSeeoderanLandzuverhindern. InstallierungvonregulärenundsicherenWegenfürKinderundderenFamilienumnach Europazukommen,weilsieSchutzsuchen.Diesgiltinsbesonderefürdie ZusammenführungvonFamilienmitgliedern.DieÖffnungdesZugangeszuArbeitund StudiummussverstärktdieGrundrechterespektieren. Sicherstellung,dassalleVereinbarungenmitHerkunftsländernalsauchTransitländern SchutzmaßnahmenfürKinderrechteunddieBedürfnisseundRechtederKinder beinhalten.KinderundihreFamiliendürfennichtinLänderrückgeführtwerden,indenen dasRisikobestehteinerMenschenrechtsverletzungausgesetztzuwerden. StärkenderKinderihrRechtaufGerechtigkeitinAnspruchzunehmen,ihreSichtweisen müssengehörtwerden.DiesbeinhaltetdieadäquateAufbereitungvonInformationen fürKinder,überdenjeweiligenZugangzustaatlichenRechtsstruktureninallenInstanzen, dieeineAuswirkungaufihrerStatus,ihreRechteundihreFreiheitenhaben. jointletter–KinderaufderFlucht/November2015 3 Kinderrechte und Kinderschutzmaßnahmen sowie deren Auswirkungen muss in allen migrationsverwandten politischen und rechtsstaatlichen Gesetzen und Praktiken dargestellt und umgesetzt werden. Kindeswohl sollte immer die erste Überlegung darstellen, wenn es um Politik, praktischeUmsetzung,EntscheidungenoderAbläufeinderUmsetzunggeht.Eskannnichtsein,dass Kinderschutz nur für eine bestimmte Gruppe von Kindern gilt und Regierungen es nicht gelingt gewaltsame Abschiebungen zu verhindern und erforderliche Dienstleistungen anderen Kindern vorenthält. Wir fordern daher die Regierungen und die Minister auf dahingehend konkrete Maßnahmen zu entwickeln und zu implementieren um eine umfassende und rechtsbasierende Strategie für alle Kinder, die von Flucht und Migration betroffen sind, insbesondere in dem bevorstehenden Treffen aufEuropäischerEbeneinVallettaGipfeltreffenam11.und12.NovembersowiebeimRatfürRecht undHeimatangelegenheitenam3.und4.Dezembereinzubringenundzuberücksichtigen.Vorallem ist hervorzuheben, dass jene Überlegungen auch im Zusammenhang mit den Auslösern der Migrationsbewegunganzustellensind. UnterzeichnerInnen: -DominiqueGuibert,President,AssociationEuropéennepourlaDéfensedesDroitsdel'Homme(AEDH) -SpyrosRizakos,President,AITIMA -CarlosArceJiménez,ImmigrationAreaCoordinator,AsociaciónProDerechosHumanosdeAndalucia (APDHA) -ElviraMéndez,DirectorGeneral,AssociacióSalutiFamília -RebeccaO'Donnell,SecretaryGeneral,ChildCircle -SheilaDonovan,ExecutiveDirectora.i.,ChildHelplineInternational -VeronicaYates,Director,ChildRightsInternationalNetwork(CRIN) -MegGardinier,SecretaryGeneral,ChildFundAlliance -LizAyre,Director,ChildrenofPrisonersEurope(COPE) -AgnesUhereczky,Director,ConfederationofFamilyOrganisationsintheEuropeanUnion(COFACE) -CarolHomden,Director,CoramChildren'sLegalCentre -KatrínFjeldsted,President,StandingCommitteeofEuropeanDoctors(CPME) -BenoitVanKeirsbilck,President,DefenceforChildrenInternational -ÁngelGudiñaCanicoba,ExecutiveSecretary,DonBoscoInternational -SérgioAires,President,EuropeanAnti-PovertyNetwork(EAPN) -LukZelderloo,SecretaryGeneral,EuropeanAssociationofServiceprovidersforPersonswithDisabilities (EASPD) -MichaelDiedring,SecretaryGeneral,EuropeanCouncilforRefugeesandExiles(ECRE) -ReinholdMüller,Director,EuropeanFederationforStreetChildren(EFSC) -MichaëlPrivot,Director,EuropeanNetworkAgainstRacism(ENAR) -LeeanneTorpey,CoordinatorGlobalCampaigntoENDImmigrationDetentionofChildren -MarcDullaert,Chair,EuropeanNetworkofOmbudspersonsforChildren(ENOC) -AnnaZobnina,Chair,EuropeanNetworkofMigrantWomen(ENoMW) -JanaHainsworth,SecretaryGeneral,Eurochild -HeatherRoy,SecretaryGeneral,Eurodiaconia -CarolineCostongs,ManagingDirector,EuroHealthNet -AllanPäll,SecretaryGeneral,EuropeanYouthForum -FreekSpinnewijn,Director,FEANTSA -YonousMuhammadi,President,GreekForumforRefugees -ClaraAerts,CoordinatingGroup,InternationalAssociationforSteiner/WaldorfEarlyChildhoodEducation (IASWECE) -BrianKilloran,CEO,ImmigrantCouncilofIreland -GrantMitchell,Director,InternationalDetentionCoalition -ChristineSudbrock,SecretaryGeneral,InternationalFalconMovement-SocialistEducationalInternational jointletter–KinderaufderFlucht/November2015 4 -KarimM.Abdeltawab,IFMSALiaisonOfficertoHumanRightsandPeaceIssues,InternationalFederationof MedicalStudents'Association(IFMSA) -CristinaMartins,President,InternationalFederationofSocialWorkers(IFSW)–Europe -VickyClaeys,RegionalDirector,InternationalPlannedParenthoodFederation(IPPF)EuropeanNetwork -LianaGhent,ExecutiveDirector,InternationalStepbyStepAssociation(ISSA) -DorosPolykarpou,ExecutiveDirector,KISA-ActionforEquality,Support,Antiracism -VirginiaWangareGreiner,Director,Maishae.V.-AfricanWomeninGermany -FrançoiseSivignon,President,Médecinsdumonde(France)andSagrarioMartin,President,Médicosdel Mundo(Spain),DoctorsoftheWorld-MédecinsdumondeInternationalNetwork -ChristophKrieger,Representative,MedibüroKiel -MariaNyman,Director,MentalHealthEurope-SantéMentaleEurope -DelphineMoralis,SecretaryGeneral,MissingChildrenEurope -EdelMcGinley,Director,MigrantRightsCentreIreland(MRCI) -JanJařab,RegionalRepresentativeforEuropeOfficeoftheUNHighCommissionerforHumanRights (OHCHR) -ChristinaGoñi,SecretaryGeneral,InternationalJuvenileJusticeObservatory(OJJI) -MicheleLeVoy,Director,PlatformforInternationalCooperationonUndocumentedMigrants(PICUM) -LaetitiaVanderVennet,Coordinator,Plate-formeMineursenexil/PlatformKinderenopdevlucht -MónicaGarcía,Director,RedAcoge -NubiaForero,VicePresident,RedAminvi -NadiaNguyenQuang,RESFactivist,RéseauEducationSansFrontières(RESF) -CarlWirehag,InterimChair,Rosengrenskastiftelsen -EsterAsin,DirectorandEURepresentative,SavetheChildrenEUOffice -PierreBaussand,Director,SocialPlatform -KéligPuyet,HeadofGlobalAdvocacy,SOSChildren’sVillages -RianEderveen,Coordinator,StichtingLOS -IgnacioPacker,SecretaryGeneral,TerredesHommesInternationalFederation -GochaGoguadze,Chairman,InternationalYouthAssociationforTrainingandInter-employmentPrograms (TIP) -Marie-PierrePoirier,RegionalDirector,UNICEFRegionalOfficeforCEE/CIS&SpecialCoordinatorforthe RefugeeandMigrantCrisisinEurope -MariusWanders,EURepresentativeandExecutiveDirector,WorldVision-BrusselsandEURepresentation jointletter–KinderaufderFlucht/November2015 5
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