Ich bin ein Mensch – ich fürchte mich Walter Rheiner - Zwischen Traum und Ekstase erzählt in Wort und Klang Walter Rheiners literarisches Werk trifft auf zeitgenössische musikalische Improvisationen. Sein Prosastück Kokain, die Vorwegnahme seines eigenen Niedergangs, ist die Basis für die musikalische und literarische Auseinandersetzung mit dem viel zu unbekannten Schriftsteller, dessen Lyrik in die Novelle eingearbeitet wird. Für die dialogische Lesung treffen zwei gestandene Vertreter der Bühnenkunst aus zwei Generationen aufeinander, Hans Richter und Olaf Reitz. Sie eint die Leidenschaft für Literatur und Vortrag. Eine gute Basis, um die Vielstimmigkeit des Werkes von Walter Rheiner auszuloten. H. P. Hiby liefert einserseits den Soundtrack, andererseits eigene Sichtweisen und Stimmungen zum Werk Rheiners. Cornelia Ehrlich erweitert das Produktionsteam als Impulsgeberin und Katalysator. Ein Literaturkonzert als Reise durch die expressionistische Schaffensvielfalt und Abgründe der Welt Walter Rheiners. 1|4 Walter Rheiner war gerade 30 Jahre alt, als er nach einer Überdosis Morphium in einer Absteige in Berlin stirbt. Das interessiert keinen, die Öffentlichkeit nicht, erst recht nicht die Presse. Alltag im Berlin der 20er Jahre. Walter Rheiner wird am 18. März 1895 in Köln geboren. Bereits mit sechzehn Jahren beginnt er zu schreiben. Als er 1914 zum Kriegsdienst eingezogen werden soll, nimmt Rheiner zum ersten Mal Rauschmittel - er will so, als Drogensüchtiger, der Wehrpflicht entgehen. In Berlin des beginnenden 20. Jahrhunderts ist Rheiner mit den sozialen und politischen Kontrasten der „krachenden Stadt“konfrontiert. Hier entstehen die meisten Werke des literarischen Nomaden. Er findet zumeist bei Freunden oder in billigen Absteigen Unterschlupf. Viel Zeit verbringt er im Romanischen Café, wo er mit bekannten Autoren wie Däubler, Friedlaender, Claire und Iwan Goll, Hasenclever, Lasker-Schüler, Loerke, Meidner und Schickele verkehrt. Ein kurzer Abstecher führt Rheiner 1918 nach Dresden, wo er Chefredakteur der Zeitschrift für Neue Kunst „MENSCHEN“ wird. Einzig mit seinem Jugendfreund, dem Maler Conrad Felixmüller, teilt er eine beständige Freundschaft. Er illustriert einige seiner Werke und schuf als Nachruf das kongeniale Bild „Der Tod des Dichters Walter Rheiner“ (1925). Walter Rheiner hinterläßt etwa 80 Gedichte, einige Prosaskizzen und die Novelle KOKAIN, die er 1918 verfasst und als einfühlsame Studie einer Kokainpsychose sein eigenes Ende vorwegnimmt. „Sie charakterisiert sich vielmehr als psychische Topographie eines zum Paradigma gewordenen Ballungszentrums der Dekadenz, […] einem riesenhaften, gefährlich tückischen Maschinenkarussell […] im Sausen der Hochbahn über finstere Dächer.“ (Walter Huder | Von Rilke bis Cocteau) 2|4 Komplizen Hans Peter Hiby ts/ss/as/bs Projektteam Als Solokünstler (Saxophon) komponiert und performt er seit 1986. Ihm ist es wichtig, nicht durch festgelegte Vorlagen eingeengt zu sein, um so musikalischem Ausdruck und Gefühlen freien Lauf lassen zu können, mit Raum, Umgebung und allem äußeren und inneren Einflüssen zu arbeiten und zu spielen, um diese in einem gemeinsamen Dialog zu entwickeln. Dies ist ein spannender Prozess für Musiker und Zuhörer. Als Duo mit Paul Hession (Schlagzeug) arbeitet er im Bereich des Free Jazz und der europäischen Improvisationsmusik. Last but not least lässt sich Hiby auch mit einer Vielzahl von Musikern in unterschiedlichsten Formationen, sowohl als Kollaborateur wie auch als Bandleader mit Musikern hören wie u.a.: Martin Blume, Peter Kowald, Alan Silva, Dieter Manderscheid und Werner Lüdi. Die komplexen Strukturen seiner Improvisationen verraten bei aller explosiven Dynamik einen hohen Grad an Sensibilität und erzählerischen Ausdruck. Hans Richter voc Projektteam Der umtriebige Unruheständler, in Karlsruhe geboren in Wien aufgewachsen aber mit italienischem Paß, ist auf vielen Bühnen zu Hause. Seine verschiedenen Stationen führten ihn über das Burgtheater bis nach Wuppertal. An den Wuppertaler Bühnen füllte er bis zu seiner Pensionierung als Ensemblemitglied mit Vorliebe die saftigen Rollen. Hier ist er bis heute unverzichtbarer Gastschauspieler. Mit zahlreichen Fernsehauftritten, zum Beispiel in dem Film Radetzkymarsch oder Serien wie Piefke Saga wurde er einem größeren Publikum bekannt. Als Regisseur verhalf er an dem privaten Cronenberger TIC dem engagierten Nachwuchs zur Bühnenreife. 3|4 Olaf Reitz voc Projektteam Exil-Barmer, liest was lesbar ist. So kann man ihn im Radio beim WDR Zeitzeichen oder im Fernsehen als Synchronstimme hören, er führt durch Dokumentationen oder erklärt technische Anlagen. Darüber hinaus entwickelt und produziert er eigene Hörbücher, wie zum Beispiel die Geschichte über den Robin Hood des Wupperthals: Carl Biebighäuser oder über den Barmer Verschönerungsverein. Live ist er mit unterschiedlichsten Musikern unterwegs und präsentiert in Form einer Mischung von Literatur und Musik Programme von Mark Twain bis zu Shakespeare und Heine oder Franz Kafka. Ja: Preise gibt’s auch: 2006 Die Rote Feder bekam er auf der Leipziger Buchmesse für sein Kurzhörspiel „Hamlet“; im letzten Jahr eröffnete seine Hörcollage „Der letzte Schrei“ und beschloß „Atem“ die ersten OHRfestspiele des Wiener Schauspielhauses. www.olafreitz.de Cornelia Ehrlich Katalysator Projektteam Fahrende theaterwissenschaftliche Psychologin, fand Mitte der 90er in Hamburg zu Theaterprojekten der freien Szene. Erfindet und realisiert Projekte, die Literatur, Bildende Kunst, Musik und Schauspiel miteinander verflechten. Läßt sich aber auch anheuern, z.B. für die Niebelungenfestspiele in Worms, wo sie hunderte von Kleindarstellern und Statisten domptiert. 4|4
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