LUtHer - Schloss Friedenstein

H er e
I stand ...
LUtHeraUssteLLUnGen
Usa 2016
Die gantze heilige Schrift Deutsch,
Martin Luther, 1541 (Evangelische Marktkirchengemeinde Halle, Marienbibliothek)
Die Lutherbibel von 1541 aus dem Besitz
Georgs von Selmenitz trägt die eigenhändige
Widmung des Reformators Martin Luther.
das Ausstellungsprojekt »here i stand…«
ziele, umfang und bedeutung
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the Morgan library & Museum
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inhalte der Ausstellung
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das Minneapolis institute of Art, Minnesota
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inhalte der Ausstellung
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initiatoren und unterstützer des Projektes
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impressum und kontakt
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die lutherausstellungen in den usA 2016
inhalte, Orte und Partner
»here i stand: Martin luther and the birth of the reformation«
eine schatzkammerausstellung im herzen von new York
»Martin luther: Art and the reformation«
eine umfassende kulturhistorische Ausstellung
im lutherischen kernland der usA
#hereistand – eine Ausstellung per Mausklick
Auftakt in Atlanta
Das A usst el lungspr ojek t
»Her e I stand… «
Z i el e, U mfang und
Be d eut ung
Unbekannter Künstler,
Der Traum Friedrichs des Weisen, 1617
(Deutsches Historisches Museum)
Der Legende nach träumte Kurfürst Friedrich
der Weise davon, dass Martin Luther die
95 Thesen gegen den Ablasshandel an die Tür
der Wittenberger Schlosskirche schlug.
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Martin Luthers Thesenanschlag, dessen 500.
Jahrestag am 31. Oktober 2017 gefeiert wird,
gilt als Beginn der Reformation. Ihre globalen
Auswirkungen sind bis heute greifbar, insbesondere in stark protestantisch geprägten Ländern wie den Vereinigten Staaten von Amerika. Im Lutherjahr 2017 werden die Reformation und ihre welthistorische Bedeutung in
Deutschland in großen nationalen Ausstellungen präsentiert und gewürdigt.
Die vier deutschen Kooperationspartner sowie
weitere renommierte deutsche Institutionen
stellen dem Projekt hochkarätige Exponate zur
Verfügung, die zum großen Teil Deutschland
noch nie verlassen haben. Hierdurch und dank
maßgeblicher finanzieller Förderung des Auswärtigen Amtes entstehen in den USA 2016
einzigartige Präsentationen, die eine zentrale
historische Epoche auf einmalige Weise lebendig werden lassen.
Im Vorfeld dieser Ereignisse realisieren das
Landesmuseum für Vorgeschichte Halle, die
Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt, das Deutsche Historische Museum Berlin
sowie die Stiftung Schloss Friedenstein Gotha
mit Unterstützung des Auswärtigen Amtes der
Bundesrepublik Deutschland ein außergewöhnliches Sonderausstellungsprojekt. Es
wird unter der Federführung und Projektgesamtleitung des Landesmuseums für Vorgeschichte Halle mit dem Ziel verwirklicht, an
verschiedenen Standorten in den USA Ausstellungen zum Leben und Wirken des Reformators Martin Luther (1483–1546) zu präsentieren.
Mit Hilfe archäologischer Fundstücke, authentischer Realien, originaler Kunstwerke und
Graphiken, Autographen und Drucke zeichnen
die Ausstellungen ein umfassendes Bild vom
Leben und Wirken Martin Luthers, der Reformation sowie ihrem kulturhistorischen Umfeld. Zugleich vermitteln sie einen Eindruck
von dem bedeutenden kulturellen Reichtum
Mitteldeutschlands. Im Fokus stehen authentische Orte und einmalige Zeugnisse für Luthers Leben und Werk sowie der Reformationsgeschichte. So machen die Präsentationen
auf die Stätten im Geburtsland der Reformation aufmerksam, von denen eine Entwicklung
globalen Ausmaßes ihren Anfang nahm und
deren Besuch anlässlich der großen nationalen
Ausstellungen in Deutschland 2017 besonders
lohnt.
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Überblick
Ausstellungsinstallation
von Ofenkacheln aus dem
Lutherhaus Wittenberg,
»Fundsache Luther –
Archäologen auf den
Spuren des Reformators«
(Landesausstellung im
Landesmuseum für Vorgeschichte Halle 2008/2009,
LDA Sachsen-Anhalt)
Das Landesmuseum für Vorgeschichte Halle
stellt dem Projekt aufsehenerregende Funde
zur Verfügung, die archäologische Ausgrabungen der jüngsten Vergangenheit an den Lutherstätten in Mansfeld, Eisleben und Wittenberg
erbracht haben.
Blick in den Hörsaal des
Lutherhauses in Wittenberg,
Hintergrund: Disputationskatheder, um 1685 (Stiftung
Luthergedenkstätten in
Sachsen-Anhalt)
Auch das Deutsche Historische Museum in
Berlin stellt seine umfangreichen Sammlungsbestände zur Verfügung. Als besonderes Highlight wird unter anderem das berühmte Berliner Doppelportrait des Ehepaars Luther von
Lucas Cranach d. Ä. zum ersten Mal in den
Vereinigten Staaten zu sehen sein.
Die Stiftung Luthergedenkstätten in SachsenAnhalt steuert authentische Exponate aus dem
Besitz und dem Umfeld Luthers, Kunst- und
Druckwerke sowie Handschriften der Reformationszeit und der Reformations- und Rezeptionsgeschichte bei. Der einmalige Umfang,
in dem die Bestände des Wittenberger Lutherhauses, des weltweit größten reformationsgeschichtlichen Museums, ausgeliehen werden
können, wird durch dessen partielle Neugestaltung im Vorfeld des Reformationsjubiläums ermöglicht. Die Kombination der Bestände dieser beiden Institutionen ermöglicht es
erstmals, Luthers gesamtes Leben anhand von
Originalexponaten darzustellen.
Blick in die Dauerausstellung
des Deutschen Historischen
Museums in Berlin,
Hintergrund: Lucas Cranach
d. Ä., Martin Luther und
Katharina von Bora, 1529
(Deutsches Historisches
Museum)
Rosenkranz (angeblich
aus dem Besitz von Katharina
von Bora), 16. Jh.
(Stiftung Luthergedenkstätten
in Sachsen-Anhalt)
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Überblick
Blick in den Altdeutschen
Saal des Herzoglichen
Museums in Gotha,
Hintergrund: Gemälde
von Lucas Cranach d. Ä.
und Lucas Cranach d. J.
(Stiftung Schloss Friedenstein Gotha)
Die Stiftung Schloss Friedenstein Gotha bereichert die Ausstellung mit ihren hochkarätigen
Kunst- und Graphikbeständen. Sie helfen, das
kunst- und kultur- sowie gesellschaftshistorische Umfeld der Reformation anschaulich
zum Leben zu erwecken.
Ausgewählte Leihgaben aus den Beständen
weiterer Institutionen runden das Bild ab.
Der Großteil der Exponate wird zum ersten
Mal außerhalb Deutschlands gezeigt.
Flankierend zu den Ausstellungen in den USA
erscheint eine umfassende, reich bebilderte
Begleitpublikation. Sie soll einen Gesamtkatalog aller in den USA gezeigten Exponate darstellen und in einem Essayband grundlegend
in die Geschichte der Reformation einführen
sowie aktuelle Forschungen zu relevanten Themen widerspiegeln. Dem internationalen Charakter des Ausstellungsprojektes entsprechend
tragen sowohl deutsche als auch angloamerikanische Wissenschaftler zum Entstehen dieser Veröffentlichung bei. Die Publikation soll
sowohl in deutscher als auch in englischer
Sprache erscheinen.
Conrad Meit, Adam und Eva,
ca. 1515 (Stiftung Schloss
Friedenstein Gotha)
Diese beiden kunstvollen
Figuren zählen zu den
frühesten isolierten Darstellungen des Themas in
der deutschen Plastik.
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Überblick
Ratsbibel der Stadt Halle,
Martin Luther und Lukas
Furtenagel (Illustrator),
1541 (Stadt Halle - Stadtarchiv)
Diese außergewöhnlich
prächtig ausgestaltete
zweibändige Bibel enthält mehrere Widmungen
von Reformatoren, u. a.
Martin Luther, Philipp
Melanchthon und Justus
Jonas.
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Überblick
Kaiser Karl V., Kaiserliches
Edikt von Worms zur Verhängung der Reichsacht
über Martin Luther,
08. Mai 1521 (Deutsches
Historisches Museum)
Nach der Verweigerung
des Widerrufes auf dem
Reichstag zu Worms wurde
Luther geächtet und seine
Schriften verboten.
Gürtelschnalle, 1. Hälfte
16. Jh., Ausgrabung
Lutherhaus Wittenberg
(LDA Sachsen-Anhalt)
Flindern, 16. Jh.,
Ausgrabung Luthers
Elternhaus in Mansfeld
(LDA Sachsen-Anhalt)
Sogenannter Bierkrug
Luthers, 1. Hälfte 16. Jh.
(Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt)
Das bauchige Holzgefäß
wurde nachträglich mit
einem silbernen Dekor
versehen, welches ihn zur
»Reliquie« veredelt.
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Überblick
Die Luther aus s tellungen
in den USA 2016
Inh a lte , Orte und Pa rtner
» H ere I sta nd:
M a rtin Luther a nd the Birth
of the Reform ation« e ine Sc h at z k a mme r ­a us s te llu ng
im He r z e n von Ne w Yor k
Im Rahmen des Projektes »Here I stand…«
sollen von Oktober 2016 bis Januar 2017 in
zwei Städten der USA – New York und Minneapolis – zeitgleich Ausstellungen zu sehen sein,
die Martin Luthers Leben und Wirken beleuchten, einander inhaltlich ergänzen und füreinander werben.
In The Morgan Library & Museum in New
York soll eine hochkarätige Präsentation gezeigt werden, die Martin Luthers Wirken und
seine Bedeutung für die beginnende Reformation in den Mittelpunkt stellt. Die renommierte Institution ist hierfür geradezu prädestiniert:
Zentraler inhaltlicher Anknüpfungspunkt
ist ein Brief Martin Luthers an Kaiser Karl V.
vom 28. April 1521. In ihm begründet der
Reformator nochmals seine Verweigerung des
Widerrufs während des Reichstages zu Worms
und versucht – vergeblich –, beim Kaiser Verständnis für seine Gewissensentscheidung
zu erreichen. Der Brief, der seinen Adressaten
nie erreichte, wurde 1911 von John Pierpont
Morgan, dem Begründer der Morgan Library,
unter Einsatz beträchtlicher Mittel in einer
Auktion erworben und Kaiser Wilhelm II. als
Geschenk überreicht. Dieser wiederum schenkte das Dokument dem Lutherhaus in Wittenberg. Die einzigartige Handschrift, die aufgrund ihrer Bedeutung für die Aufnahme in
das UNESCO-Dokumentenerbe Memory of the
World vorgeschlagen wurde, kann 2016 erstmals im Haus ihres Stifters in New York gezeigt
werden.
Angepasst an die Sonderausstellungsräume an
The Morgan Library & Museum sowie an den
Sammlungsschwerpunkt des Hauses entsteht
hier eine hochwertige, schatzkammerartige
Zimelienausstellung, die ihren Fokus auf
einzigartige Papier- und Druckwerke, Auto­
graphen sowie ausgewählte Skulpturen und
Gemälde legen wird. Auf diese Weise werden
in der Kulturmetropole New York die Geschehnisse, die heute als die Geburtsstunde der
Reformation gelten, einem gebildeten und
anspruchsvollen Publikum nahegebracht.
Lucas Cranach d. Ä. (Werkstatt),
Portrait Martin Luthers, um 1541
(Stiftung Luthergedenkstätten
in Sachsen-Anhalt)
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New York
The M orga n Libr a ry & M useu m
Die Ursprünge von The Morgan Library &
Museum, einer der renommiertesten Kulturinstitutionen New Yorks, liegen in der Privatbibliothek des legendären Bankiers Pierpont
Morgan, seinerzeit einer der wichtigsten
Kunstsammler und Kulturstifter der Vereinigten Staaten.
Die Morgan Library entstand 1906 und ist
heute eine der wichtigsten kulturellen Attraktionen in New York. Zum Komplex gehören
Gebäude aus drei Jahrhunderten. Zuletzt verband 2006 ein außergewöhnlicher Anbau des
Architekten Renzo Piano die älteren Bauten
zu einem in sich geschlossenen Ensemble.
Mehr als ein Jahrhundert nach ihrer Gründung
dient die Morgan Library heute als Museum,
Forschungsbibliothek, Veranstaltungsort für
Konzerte sowie als architektonische und kulturhistorische Sehenswürdigkeit.
Im Oktober 2010 wurde die Restaurierung der
Morgan Library bzw. des berühmten McKimBuilding (Architekt Charles McKim) – Pierpont
Morgans persönliche Bibliothek und Kern der
Institution – abgeschlossen.
Auch dank der Erweiterung von 2006 bietet
die Morgan Library ihren Besuchern nun einen beispiellosen Zugang zu ihren weltberühmten Beständen an Zeichnungen, literarischen und historischen Schriften, Partituren,
Manuskripten des Mittelalters und der Renaissance, gedruckten Büchern, Fotografien sowie
Siegeln und Tontafeln des Alten Orients.
Pierpont Morgans
Bibliothek (The Morgan
Library and Museum
New York)
The Morgan Library & Museum New
York (Eingang Madison Avenue)
Eingang zu Pierpont Morgans Bibliothek, dem McKim-Gebäude (The Morgan
Library & Museum New York)
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New York
Lucas Cranach d. Ä. (Werkstatt),
Heiliger Antonius und
heiliger Sebastian, ca. 1529
(Stiftung Luthergedenkstätten
in Sachsen-Anhalt)
Inh a lte de r Aus s te llu n g
Spätgotische Kasel (sogenannter
Mantel Martin Luthers),
vor 1500 (Vereinigte Domstifter
zu Merseburg und Naumburg
und des Kollegiatstifts Zeitz)
Das liturgische Gewand gehört zu
den wenigen erhaltenen Gewändern, die der Überlieferung nach
vom Reformator getragen wurden.
am vorabend der reformation:
zeitgenössische religion und
frömmigkeit
Ausgewählte Kunstwerke illustrieren den
alten römischen Glauben, in dem auch der
junge Martin Luther, der Mönch und Doktor
der Theologie, tief verwurzelt war, bevor er
sich durch die als verfehlt verurteilte Ablasspraxis seiner Zeit zum Widerspruch gegen die
Papstkirche herausgefordert sah. Die Präsentation folgt der Entwicklung Luthers vom
zweifelnden Mönch zum Gelehrten der Wittenberger Universität, zum talentierten Prediger und produktiven Verfasser zahlreicher
Werke, die dank der relativ jungen Erfindung
des Buchdruckes rasche und weite Verbreitung
fanden.
Lucas Cranach d. Ä., Martin Luther
als Augustinermönch, 1520
(Stiftung Luthergedenkstätten
in Sachsen-Anhalt)
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New York
Ablassbrief von Erzbischof
Albrecht von Mainz und
Magdeburg für den Bau der
Kirche St. Peter in Rom, 1515
(Stiftung Luthergedenkstätten
in Sachsen-Anhalt)
Das Ablasswesen war der Aus­
löser für Martin Luthers Kritik
an der Papstkirche. In den
vor­gedruckten Ablassbriefen,
die vom Wanderprediger Johann
Tetzel verkauft wurden, konnte
der Name des Käufers in die
dafür vorgesehene Lücke eingetragen werden. Mit den Einnahmen wurde der Neubau des
Petersdoms in Rom finanziert.
erste schritte: martin luther
und die 95 thesen
»hier stehe ich…«
der wormser reichstag 1521
Die Klosterzeit Luthers und seine theologische Entwicklung an den Universitäten Erfurt
und vor allem Wittenberg werden im folgenden Ausstellungsabschnitt beleuchtet. Im Mittelpunkt steht Martin Luthers Veröffentlichung seiner 95 Thesen gegen den Ablasshandel von 1517 als Anstoß für eine Bewegung
mit welthistorischer Auswirkung, die als Reformation in die Geschichte eingegangen ist.
Wertvolle Portraits und ein großformatiger
Thesendruck veranschaulichen die Entfaltung
der Ideen des Gelehrten, die 1517 schließlich
im »Thesenanschlag« gipfelten und über den
Reichstag zu Worms bis zur Ächtung Luthers
und sein Exil auf der Wartburg führten.
Mit den Worten »Hier stehe ich und kann
nicht anders…« soll Martin Luther sich auf
dem Wormser Reichstag der Widerrufung seiner Hauptschriften von 1520 widersetzt haben.
Sie bilden den Auftakt des Kapitels. Der Brief
Luthers an Kaiser Karl V. vom 28. April 1521,
nach seinem Auftritt vor dem Reichstag verfasst, bildet sein Herzstück.
Martin Luther, Brief an Kaiser Karl V., 28. April
1521 (Stiftung Luthergedenkstätten in SachsenAnhalt)
In diesem Brief, der seinen Adressaten nie erreichte, erläutert Martin Luther seine Gewissensentscheidung, warum er seine Thesen auf dem
Reichstag zu Worms nicht widerrufen hat.
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New York
Lucas Cranach d. Ä.,
Christus und Maria, ca. 1516–1520
(Stiftung Schloss Friedenstein Gotha)
die reformation auf
dem vormarsch
Ausstellungsimpression
»Heavy Metal – Bewegliche
Lettern für bewegende Töne«,
Sonderausstellung im Landes­
museum für Vorgeschichte
Halle, 2014 (LDA SachsenAnhalt)
Im Mittelpunkt standen sieben
Notenlettern, die aus archäologischen Ausgrabungen in
Wittenberg stammen. Sie sind
einzigartiges Zeugnis protestantischer Musikkultur.
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Die Predigt Luthers stellt das erste Thema
des letzten großen Ausstellungsblockes dar
und konfrontiert den Besucher mit den Äußerungen des Reformators in gedruckter Form.
Die Etappen seiner Bibelübersetzung ins Deutsche werden durch verschiedene frühe und
wertvolle Ausgaben des Neuen Testamentes
und der Deutschen Bibel versinnbildlicht.
Durch Graphik und Buchdruck fanden auch
geistliche Lieder in Form von Gesangbüchern
Verbreitung. Bleilettern aus archäologischen
Ausgrabungen in Wittenberg verdeutlichen
die Rolle der Stadt als zentraler Druckort. Auch
Luthers Gegner dürfen hier nicht fehlen: Ihre
Darstellungen finden sich auf Flugblättern mit
antipäpstlichen Polemiken.
Als besondere Highlights können Conrad
Meits Skulpturenpaar von »Adam und Eva«
und das Relief mit der Darstellung von »Gesetz
und Gnade« von Peter Dell d. Ä. gelten. Sie
spiegeln nicht nur die neue Kunstauffassung
der Renaissance wider. Das Relief unterstreicht
auch die grundlegende Glaubenserkenntnis
Martin Luthers von »Gesetz und Gnade«, von
der Überwindung von Tod und Teufel allein
durch den Glauben.
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Peter Dell d. Ä., Gesetz und
Gnade, ca. 1540 (Stiftung
Schloss Friedenstein Gotha)
Das detailreiche Relief von
höchster künstlerischer
Qualität veranschaulicht
die lutherische Lehre von
der Erlösung des Menschen
allein durch den Glauben an
Gottes Gnade.
Detailaufnahme
Conrad Meit, Adam und Eva,
ca. 1515 (Stiftung Schloss
Friedenstein Gotha)
New York
» m a rtIn lutHer:
a rt a nD tHe reform atIon«
eIne umfa s senDe k ulturHIstorIscHe aus stellung
Im lu tHe r I sc He n k e r nl a nD De r usa
Die umfangreichste Ausstellung im Rahmen des
Projektes »Here I stand…« findet am Minneapolis Institute of Art (Minnesota) statt, einem
der renommiertesten Kunstmuseen der USA.
Allein schon aufgrund der Lage des Museums im Mittleren Westen der USA ist das
Minneapolis Institute of Art der ideale Veranstaltungsort für eine Ausstellung zum Leben
und Wirken Martin Luthers.
Sein Einzugsgebiet erstreckt sich auf den
gesamten nördlichen Mittleren Westen der
USA und damit auf ein Gebiet, das bis heute
sehr stark durch europäische und lutherische
Wurzeln und Traditionen geprägt ist. Neben
der deutschen Abstammung sind skandinavische Wurzeln sehr präsent. Daneben sind im
Mittleren Westen zahlreiche lutherische Colleges und Schulen angesiedelt. Hier kann eine
breite Öffentlichkeit erreicht werden, die am
Reformationsthema aufgrund ihrer eigenen
lutherischen bzw. westeuropäischen Wurzeln
äußerst interessiert ist.
Auf etwa 1000 m² – der größten Sonderausstellungsfläche des Hauses – wird die Ausstellung am Minneapolis Institute of Art ihren
Fokus auf Martin Luthers Leben und Werk
sowie das kulturhistorische Umfeld der Reformation im 16. Jahrhundert legen. Anhand einer einzigartigen Bandbreite verschiedener
Quellen und Exponate, vom archäologischen
Fund über originale Handschriften, Bücher
und Drucke, Zeugnisse der Goldschmiedekunst
bis hin zu erstklassigen Gemälden aus der
Werkstatt Lucas Cranachs, sollen hier Biographie und Werk des Reformators in ihrem ganzen Facettenreichtum präsentiert und in ihren
historischen Kontext eingeordnet werden.
So wird am Minneapolis Institute of Art
eine einmalige Präsentation entstehen, die
einen Großteil der Bevölkerung im Einzugsgebiet des Museums auf einzigartige Weise
mit ihren kulturhistorischen Wurzeln vertraut
machen wird.
Lucas Cranach d. Ä. (Werkstatt),
Papasinus, monstrum, Romae
inventum in Tiberi, nach 1545
(Deutsches Historisches Museum)
Diese Graphik zeigt eine Missgeburt, die Philipp Melanchthon
als Zeichen der Missstände im
Papsttum deutete.
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miNNeapolis
Da s Minne a p oli s In s tit u te of A r t, Minne so ta
Im Jahr 2015 feiert das Minneapolis Institute
of Art, eines der zehn größten Kunstmuseen
der USA außerhalb New Yorks, sein 100-jähriges Jubiläum. Mit seinen 88.000 Kunstgegenständen, die 5000 Jahre Weltgeschichte repräsentieren, fördert das Minneapolis Institute
of Art kulturelle Bildung und Vorstellungskraft.
Mit außergewöhnlichen Ausstellungen und
einer der am breitesten gefächerten Kunstsammlungen in den Vereinigten Staaten verbindet es Vergangenheit und Gegenwart. Im
Jahr 2014 besuchten über 679.000 Besucher die
Sammlungen und Programme des Museums.
Der Bestand umfasst weltberühmte Objekte,
die das höchste Niveau künstlerischen Schaffens verkörpern und die facettenreichen Kulturen der Welt auf sechs Kontinenten von der
Vorgeschichte bis zum heutigen Tag repräsentieren. Die Bandbreite an außergewöhnlichen
Werken reicht von römischen Statuen und
Renaissancegemälden bis hin zu zeitgenössischer Kunst und den neuen Medien. Bemerkenswert sind u.a. die Sammlungen der Drucke
Alter Meister, europäischer Gemälde und Skulpturen vom 17. bis zum 20. Jahrhundert, amerikanischer Kunstwerke, chinesischer Bronzeund Jade­objekte, Textilien und Hartholzmöbel,
japanischer Gemälde und Drucke, afrikanischer
Skulpturen, europäischer und amerikanischer
Silberarbeiten sowie von Perlenstickereien der
amerikanischen Ureinwohner.
Minneapolis Institute of Art,
Gesamtansicht mit Blick auf die
klassizistische Hauptfassade
im Norden, entworfen von den
New Yorker Architekten McKim,
Mead and White 1915 (Minneapolis Institute of Art, 2005)
Minneapolis Institute of Art, Blick
in die Miles and Shirley Filterman
Gallery mit Gemälden aus dem
europäischen Barock (Minneapolis
Institute of Art, 2007)
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Als besucherorientierte Institution strebt das
Museum danach, eine einladende Umgebung
zu schaffen, in der jeder komfortabel ­die großen Leistungen der menschlichen Kreativität
genießen und etwas über sie lernen kann. Als
eine der größten kunstpädagogischen Einrichtungen im US-Bundesstaat Minnesota erreicht
das Museum mit seinem Art AdventureProgramm für Grundschulen über 100.000
Schulkinder.
Gleichzeitig entfaltet das Minneapolis Institute of Art durch Partnerschaften mit anderen
Kunstinstitutionen weltweit, durch digitale
Publikationen und durch eine verständliche
sowie barrierefreie Internetpräsenz eine globale Ausstrahlungskraft.
Diese Sammlungsbestände werden in mehr als
140 Galerien bzw. Ausstellungsräumen sowie
darüber hinaus in innovativen Ausstellungen,
Publikationen und Onlineressourcen präsentiert und bilden damit das Herzstück des Museums und seines musealen Auftrags.
Minneapolis Institute of Art,
Unbekannter Künstler, Der
Doryphoros, 120-50 v. Chr.,
pentelischer Marmor
(Minneapolis Institute of Art
86.6, 2007)
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m i nn e a p o l i s
Gürtelendbeschlag mit Buchstabenapplikation, um 1500, Ausgrabung
Luthers Elternhaus Mansfeld
(LDA Sachsen-Anhalt)
InH a lte De r aus s te llu n g
wie luther aufwuchs:
fundstücke aus der kindheit
des reformators
Pesthaube, 16./17. Jh.
(Deutsches Historisches Museum)
Zum Schutz gegen Epidemien wie der
Pest trugen die Ärzte bzw. Pestheiler ein
Ledergewand mit Überwurf sowie eine
den gesamten Kopf eng umschließende,
maskenähnliche Kopfbedeckung. In ihrem
schnabelförmigen Fortsatz befanden sich
Kräuter oder Essigschwämme, die den Arzt
beim direkten Kontakt mit dem Infizierten
vor einer Ansteckung schützen sollten.
»Ich bin ein Mansfeldisch Kind« schrieb
Martin Luther noch ein Jahr vor seinem Tod.
Und in der Tat sollte der Reformator seiner
Heimatstadt und den Grafen von Mansfeld
zeitlebens verbunden bleiben. Einzigartige
archäologische Fundstücke aus Luthers Elternhaus dokumentieren »greifbar« Lebensumstände und den familiären Alltag. Unter anderem dokumentieren aufwändige Gewandapplikationen den gehobenen sozialen Stand der
Familie. Aber auch Tragödien wie die Zerstörung der Umwelt und der Ausbruch der Pest,
der zwei Brüder Martin Luthers zum Opfer
fielen, lassen sich an erstaunlichen Funden aus
einer Grube auf dem Gelände des elterlichen
Wohnhauses ablesen. Sie werfen ein neues
Licht auf die Herkunft des Reformators und
werden nun erstmals einer breiten Öffentlichkeit außerhalb Deutschlands präsentiert.
Maskenbeschläge
»Angesichtlein«, ca. 1500,
Ausgrabung Luthers
Elternhaus Mansfeld
(LDA Sachsen-Anhalt)
Aachhorn, ca. 1500, Ausgrabung Luthers
Elternhaus Mansfeld (LDA Sachsen-Anhalt)
Signalhörner wie dieses wurden im Aachener
Raum getöpfert und waren ein beliebtes Mitbringsel von der Pilgerreise nach Aachen.
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Schlacke, um 1500, Ausgrabung Luthers
Elternhaus Mansfeld (LDA Sachsen-Anhalt)
Die archäologischen Ausgrabungen in
Luthers Elternhaus in Mansfeld brachten
erstaunliche Funde zutage, die das Alltagsleben der Familie und ihren sozialen Status
dokumentieren.
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miNNeapolis
weltliche macht und
höfische kunst:
kaiser, kurfürst, kardinal,
papst – luthers gegner
und unterstützer am beginn
der neuzeit
Desiderius Helmschmid,
Mantelhelm Kaiser Karls V.,
um 1536 (Deutsches Historisches
Museum)
Ein zweiter Abschnitt beleuchtet die politische Situation im Heiligen Römischen Reich
Deutscher Nation zu Beginn des 16. Jahrhunderts und stellt die Protagonisten der Macht
exemplarisch vor. Sowohl Gegner Luthers wie
Kaiser Karl V., Kardinal Albrecht von Brandenburg und Papst Leo X. als auch Unterstützer
der Reformation wie Kurfürst Friedrich der
Weise werden eingeführt. Hochkarätige Zeugnisse höfischer Kunst veranschaulichen den
kulturellen Reichtum der adeligen Gesellschaft,
ihren künstlerischen Zeitgeschmack und ideellen Hintergrund.
Lucas Cranach d. J., Das Urteil des Paris,
ca. 1540–46 (Stiftung Schloss Friedenstein Gotha)
Das am Hofe beliebte Thema zeigt den Königssohn Paris, der von Hermes aufgefordert wird,
die schönste der drei vor ihm stehenden Göttinnen, Hera, Athene oder Aphrodite, zu bestimmen.
Es bot dem Künstler die Gelegenheit, reizvolle
Frauengestalten darzustellen.
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miNNeapolis
Lucas Cranach d. Ä., Hercules und Omphale,
ca. 1537 (Stiftung Schloss Friedenstein Gotha)
Das Gemälde gehört in den Themenkreis der
»Weibermacht«. Aus einer Äußerung Luthers
geht hervor, dass dieses Motiv Kurfürst
Johann Friedrich von Sachsen vor den Gefahren des Hoflebens warnen sollte.
Lucas Cranach d. Ä., Porträt Friedrichs des
Weisen, 1525/1527 (Deutsches Historisches
Museum)
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m i nn e a p o l i s
Pilgergewand Kaiser Maximilians I.,
Ende 14./Anfang 15. Jh. (Stiftung Schloss
Friedenstein Gotha)
Das aus feinstem Leinen gearbeitete
Pilgergewand des Kaisers mutet zunächst schlicht an. Seine raffinierte
Ausführung und kostbare Stickereien im
maurischen Stil zeigen jedoch eine hohe
Kunstfertigkeit und lassen eine Entstehung am Hofe von Cordoba vermuten.
vorreformatorische
frömmigkeit: wege ins fegefeuer und paradies
Die mittelalterliche Frömmigkeitspraxis,
wie die Reliquien- und Heiligenverehrung und
das Pilger- und Stiftungswesen prägten Luthers Religiosität. In einem nachempfundenen
Kirchenraum machen Altarbilder, Skulpturen,
Reliquiare und prachtvolle liturgische Gewänder sowohl den Reichtum der Kirche als auch
die tiefe Religiosität der Gläubigen erfahrbar.
Glanzpunkte sind eine von Kardinal Albrecht
von Brandenburg gestiftete Kasel und das aus
feinstem Leinen gearbeitete Pilgergewand
Kaiser Maximilians I.
Meister des Kämmeritzer Retabels,
Drei weibliche Heilige, 1505
(Kunstmuseum Moritzburg Halle [Saale])
Die Heiligenfiguren der Elisabeth, Magdalena und Maria mit dem Kinde gehörten
zum Kämmeritzer Flügelretabel.
Kasel (1514 –1518 gestiftet
von Albrecht von Brandenburg), Ende 15./ Anfang 16. Jh.
(Stiftung Dome und Schlösser
in Sachsen-Anhalt, Domschatz
Halberstadt)
Das von Kardinal Albrecht
gestiftete liturgische Gewand
trug der zelebrierende
Priester während der Messe.
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miNNeapolis
Spätgotischer Kelch und Patene, 1501
(Stiftung Dome und Schlösser in
Sachsen-Anhalt, Domschatz Halberstadt)
Die liturgischen Gefäße wurden bei
der Feier der Eucharistie verwendet.
Monstranz, 2. Viertel 15. Jh. (Stiftung
Dome und Schlösser in SachsenAnhalt, Domschatz Halberstadt)
Diese kunstvolle Monstranz diente
dem Zeigen der geweihten Hostie.
Mit der Reformation verlor sie ihre
Funktion. Nur wenige Monstranzen
wie diese blieben erhalten.
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Die vier Erzengel: Michael, Gabriel,
Raphael und Uriel auf den Außenseiten
eines Altarflügels, 1516 (Vereinigte
Domstifter zu Merseburg und Naumburg und des Kollegiatstifts Zeitz)
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miNNeapolis
»Luther-Kutte«, 16. Jh. (Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt)
Dieses Mönchshabit wird traditionell mit
Martin Luther verbunden.
martin luther als augustinermönch und professor der
theologie an der wittenberger
universität
In diesem Abschnitt wird Luthers Weg vom
Mönch zum Gegner der Papstkirche nachgezeichnet. Ein zeitgenössischer Druck der 95
Thesen Luthers gegen den Ablass von 1517
und sein Mönchshabit gehören zu den bedeutendsten Exponaten der Ausstellung. Der universitäre Hintergrund der Kirchenkritik Luthers wird hier betont. Beispielhaft für die
akademische Auseinandersetzung mit konkurrierenden Glaubensinhalten steht die Leipziger
Disputation des Jahres 1519.
Nürnberger Goldschmied,
zwei Rektorenzepter der
Wittenberger Universität,
1509 (Zentrale Kustodie der
Martin-Luther-Universität
Halle-Wittenberg)
Friedrich der Weise, der
Stifter der Wittenberger Universität, hat wohl die Zepter
anfertigen lassen.
Ablasstruhe, 16. Jh.
(Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt)
In solchen Truhen wurde
das Geld verwahrt, das durch
den Verkauf von Ablässen
eingenommen wurde.
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miNNeapolis
Drucklettern, 4. Viertel 16. Jh.,
Ausgrabung Bürgermeisterstraße
Wittenberg (LDA Sachsen-Anhalt)
Die Bleilettern belegen eindrucksvoll die Bedeutung Wittenbergs
als Druckereistandort. Einige von
ihnen können sogar mit konkreten
Druckwerkstätten der Reformationszeit in Verbindung gebracht
werden.
Cranach-Werkstatt,
Austeilung des Abendmahls in
beiderlei Gestalt durch Martin
Luther und Jan Hus, um 1550
(Stiftung Luthergedenkstätten
in Sachsen-Anhalt)
Die Austeilung des Abendmahls
mit Brot und Wein – in beiderlei Gestalt – an die Gemeinde
war ein wichtiges Anliegen der
Reformatoren.
sola fide, sola gratia,
sola scriptura –
luthers theologische entdeckung und die erneuerung
der kirche
Schreibset aus dem Lutherhaus
in Wittenberg, 1. Hälfte 16. Jh.,
Ausgrabung Lutherhaus Wittenberg (LDA Sachsen-Anhalt)
Keramische Schreibsets sind im
archäologischen Kontext sehr
selten. Im Lutherhaus konnten
Fragmente gefunden werden, die
zu mindestens vier verschiedenen Schreibsets gehören.
38
Die Gnadenlehre – Luthers Überzeugung,
dass der Mensch allein durch die Gnade Gottes
Erlösung findet – manifestiert sich als zentrale Botschaft des neuen Glaubens in verschiedenen Medien und Kunstgattungen. Luther
verteidigte seine Hauptschriften 1521 auf dem
Reichstag zu Worms der Legende nach mit den
Worten »Hier stehe ich und kann nicht anders…«. Sie und seine Bibelübersetzung sowie
einzigartige Kunstwerke dokumentieren die
fundamentale Bedeutung der durch die Bibel
vermittelten Gottesbotschaften als alleinige
Quelle der Wahrheit. Auch das darauf gründende neue Kirchen- und Sakramentsverständnis Martin Luthers wird mit Hilfe bedeutender
Exponate veranschaulicht.
39
Lucas Cranach d. Ä., Gesetz
und Gnade, 1529 (Stiftung
Schloss Friedenstein Gotha)
Das Gemälde zeigt Luthers
Auffassung von der Erlösung
jedes einzelnen Menschen
durch Gottes Gnade. Diese
lehrhafte Bildfindung wurde von Lucas Cranach d. Ä.
wahrscheinlich in Zusammenarbeit mit dem Reformator selbst entwickelt.
miNNeapolis
Werkstatt des Heinrich Füllmaurer,
Der Gothaer Tafelaltar, um 1539–41
(Stiftung Schloss Friedenstein Gotha)
Mit seinen 160 Einzeltafeln ist dieser Wandelaltar das bilderreichste Retabel der deutschen
Tafelmalerei. Es veranschaulicht das Leben
und Wirken Christi, wobei den einzelnen
Szenen die entsprechenden Zitate aus Luthers
Bibelübersetzung von 1522 beigegeben sind.
Hans Reinhart d. Ä.,
Dreifaltigkeitsmedaille, 1544
(Stiftung Schloss Friedenstein
Gotha)
Die Medaille wurde wahrscheinlich von Herzog Moritz von
Sachsen in Auftrag gegeben, der
1539 zum Protestantismus übergetreten war. An der lateinischen
Inschrift auf der Rückseite lässt
sich sein Wunsch nach der Einheit der Kirche ablesen.
40
41
miNNeapolis
Wandbrunnen mit Kreuzigungsdarstellung, 1. Hälfte
16. Jh., Ausgrabung
Lutherhaus Wittenberg
(LDA Sachsen-Anhalt)
luthers haus in wittenberg
als zentrum der reformation
In Wittenberg nahm die Reformation ihren
Ausgang. Hier lebte und wirkte Martin Luther,
zunächst als Mönch, dann als verheirateter
Familienvater. Originalmöbel aus der Lutherstube des Wittenberger Lutherhauses sowie
archäologische Funde aus dem Haushalt des
Reformators ermöglichen einen Eindruck vom
familiären Alltag und zeigen die herausgehobene soziale Stellung Luthers. Auch die bedeutende Position, die Katharina von Bora im
Leben des Reformators einnahm, und Gefährten Martin Luthers wie Philipp Melanchthon,
Georg Spalatin und Johannes Bugenhagen
werden vorgestellt.
Lucas Cranach d. Ä., Martin Luther
und Katharina von Bora, 1529
(Deutsches Historisches Museum)
Die zahlreichen Doppelporträts des Reformators
und seiner Frau dienten dazu, die Ehe des
ehemaligen Mönchs mit einer entlaufenen Nonne
öffentlichkeitswirksam zu legitimieren.
42
43
miNNeapolis
Goldring, um 1530, Ausgrabung Lutherhaus Wittenberg
(LDA Sachsen-Anhalt)
Es handelt sich wahrscheinlich
um den Ring, den Katharina
von Bora nach einem Bericht
Martin Luthers verlor.
Albrecht Dürer, Kupferstichplatte
mit dem Bildnis Philipp Melanchthons, 1526 (Stiftung Schloss
Friedenstein Gotha)
Martin Luther, Joseph Klug,
»Geistliche Lieder aufs Neue
gebessert zu Wittenberg«, 1533
(Stiftung Luthergedenkstätten
in Sachsen-Anhalt)
Im sogenannten »Klugschen
Gesangbuch” befindet sich u.a.
der Hymnus »Ein feste Burg ist
unser Gott«.
Lucas Cranach d. Ä., Portrait von
Johannes Bugenhagen, 1537 (Evangelisches Predigerseminar Wittenberg)
Der bedeutende Reformator war ein
enger Freund Martin Luthers und seit
1523 Pfarrer an der Wittenberger
Stadtkirche.
Fayence-Schälchen aus Venetien,
1. Hälfte 16. Jh., Ausgrabung Lutherhaus Wittenberg (LDA Sachsen-Anhalt)
Das offenbar aus Venetien importierte
kleine Schälchen muss aufgrund seiner
Seltenheit in nordalpinen Raum auch im
Haushalt Martin Luthers in Wittenberg
besondere Wertschätzung erfahren
haben.
44
Ofenkachel mit Darstellung der Eva,
1. Hälfte 16. Jh., Ausgrabung Lutherhaus
Wittenberg (LDA Sachsen-Anhalt)
Polychrom glasierte Ofenkacheln wie
diese waren sehr selten und belegen
die herausragende soziale Stellung des
Reformators. Ausgerechnet aus der
Residenz von Luthers Gegenspieler
Kardinal Albrecht in Halle stammt eine
modelgleiche polychrome Eva-Kachel.
45
miNNeapolis
polemiken und konflikte
Der Kampf protestantischer Reichsstände
gegen Kaiser Karl V. und dessen Verbündete
führte zur Gründung des Schmalkaldischen
Bundes. Dieser Bund scheiterte in der verheerenden Schlacht bei Mühlberg 1547 mit der
Gefangennahme Kurfürst Johann Friedrichs.
Begünstigt wurde die Verbreitung der Reformation durch das neue Medium der Druckgraphik. In einem nie zuvor gekannten Ausmaß
wurden religiöse Auseinandersetzungen mit
den Mitteln der Bildpropaganda, durch polemische Schriften und Flugblätter unter das
Volk gebracht. Luthers Schrift »Von den Juden
und Iren Lügen« von 1543 illustriert stellvertretend seine zahlreichen polemischen Äußerungen zu den Juden und auch anderen Gegnern.
Unbekannter Künstler, Der Teufel verkauft den
Ablass, 1520 (Deutsches Historisches Museum)
Dieses polemische Flugblatt richtet sich gegen
den »verteufelten« Ablasshandel.
46
Stiefel Kurfürst Johann
Friedrichs des Großmütigen,
vor 1547 (Stiftung Schloss
Friedenstein Gotha)
Diesen Stiefel trug der sächsische Kurfürst, Anführer des
Schmalkaldischen Bundes, in
der Schlacht bei Mühlberg 1547.
Martin Luther, »Von den Juden und
ihren Lügen«, 1543 (Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt)
Das Büchlein ist die bekannteste
Judenschrift Luthers.
Wolf Milicz, Doppelkopfmedaille,
1543 (Stiftung Schloss Friedenstein Gotha)
Die Doppelkopfmedaille zeigt
die Verschmelzung von Kardinal
und Narr. Satirische Medaillen
und auch Grafiken waren ein beliebter Typus und manifestierten
die polemische Anklage gegen
die altgläubige Kirche.
47
miNNeapolis
Lucas Cranach d. Ä., Judith an der Tafel
des Holofernes, Tod des Holofernes, 1531
(Stiftung Schloss Friedenstein Gotha)
48
Die heldenhafte Judith galt den protestan­
tischen Fürsten als Symbol für den
gerechten Kampf gegen einen tyrannischen
Herrscher.
49
m i nn e a p o l i s
Sog. Reiselöffel Martin Luthers,
um 1525 (Wartburg-Stiftung Eisenach)
Der Überlieferung nach soll Martin
Luther diesen Löffel seinem Freund
und Mit-Übersetzer der Bibel Johann
Aquila geschenkt haben.
Nachfolge Lucas Cranachs d. Ä.,
Martin Luther im Tode, vor 1600
(Deutsches Historisches Museum)
Der Habitus des Verstorbenen
unterstreicht seinen friedlichen
Heimgang mit gutem Gewissen und
im Einvernehmen mit Gott.
Johann Jacob Marchand, Disputationskatheder der Universität Wittenberg,
um 1685 (Stiftung Luthergedenkstätten
in Sachsen-Anhalt)
Die Gemälde in den Medaillons symbolisieren die Fakultäten und die lutherischen Glaubensprinzipien »sola fide«,
»sola scriptura« und »sola gratia«.
Im Zentrum des Disputationskatheders
steht das Bildnis Martin Luthers.
der mythos luther:
reformer oder heiliger?
Die Martin Luther bereits zu Lebzeiten entgegengebrachte Verehrung setzte sich nach
dem Tod des Reformators verstärkt fort. So
entstanden gar »Luther-Reliquien«, die Lutherorte wurden bald kontinuierlich zum Ziel protestantischer Pilger. Neben der Lutherrezeption berührt die Ausstellung auch die Auswirkungen der Reformation im Kirchen-, Schulund Sozialwesen, die die westlichen Gesellschaften bis heute prägen.
Unbekannter Künstler, Katharina
von Bora in Witwentracht, 1546
(Stiftung Schloss Friedenstein Gotha)
Die für die Witwentracht dieser Zeit
typische Haube ist ein auffallendes
Detail. Sie endet in einem langen
Band, das symbolisch den »Mund verschließt«. Es ist das bisher einzige bekannte Portrait Katharinas als Witwe.
50
Griff von Luthers Sarg, 1546
(Stiftung Luthergedenkstätten
in Sachsen-Anhalt)
1892 wurde Luthers Gruft bei
Bauarbeiten geöffnet.
51
miNNeapolis
Büste einer Heiligen, 2. Hälfte 14. Jh.,
Grabung Magdeburg Gouvernementsplatz
(LDA Sachsen-Anhalt)
Die starke Zerstörung mehrerer Skulpturen
könnte auf einen Bildersturm der Reformationszeit oder auch auf die Verwüstung
Magdeburgs im Dreißigjährigen Krieg
zurückgehen – beide Geschehnisse nehmen
in der Reformation ihren Ursprung.
52
Lucas Cranach d.J., Christus
am Kreuz, 1571 (Evangelisches
Predigerseminar Wittenberg)
Die monumental wirkende,
meditative Szene erinnert an die
Heilsbotschaft des Opfertodes
Christi.
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Lucas Cranach d. Ä. /
Lucas Cranach d. J.,
Gesetz und Gnade,
um 1550 (Stiftung Luthergedenkstätten in SachsenAnhalt)
Das kleinformatige Gemälde
zeigt Luthers Auffassung
von der Erlösung jedes
einzelnen Menschen durch
Gottes Gnade.
#HereIstand
e Ine aus s tellu ng per m ausk lIc k
Pfeifvogel aus gebranntem
Ton, um 1500, Ausgrabung
Luthers Elternhaus Mansfeld (LDA Sachsen-Anhalt)
Das untenstehende Bild
verdeutlicht, wie eine hochwertige, im 3D-Scan- und
Druckverfahren hergestellte Replik aussehen könnte
(LDA Sachsen-Anhalt).
Zusätzlich zu den Museumsausstellungen
plant das Projektteam »Here I stand…« die
innovative, im Internet erhältliche Ausstellung
#HereIstand. Sie geht zeitgleich zu den Ausstellungseröffnungen in den USA im Oktober
2016 online. Die Website informiert über das
gesamte Vorhaben »Here I stand…« und macht
eine Ausstellung »für jedermann« zugänglich.
Diese wird sowohl on- als auch offline nutzbar
sein.
Die Ausstellung #HereIstand beschreitet
neue Wege in der Museums- und Ausstellungswelt. Per Mausklick weltweit zugänglich, eröffnet sie Einzelpersonen sowie Institutionen
gleichermaßen die Chance, eigene inhaltlich
fundierte und ansprechend gestaltete Präsentationen zu Martin Luthers Leben und Wirken
zu realisieren.
Das Hauptelement der offline nutzbaren
Ausstellung sind Vorlagen für Tafeln, die
selbstständig ausgedruckt werden können. Sie
komprimieren die Reformationsgeschichte
und das Leben Martin Luthers und präsentieren dieses ansprechend gestaltet. Der Nutzer
kann zwischen verschiedenen Modulen wählen, die jeweils eine unterschiedliche Anzahl
an Tafeln umfassen. Auf diese Weise kann die
Ausstellung individuell an die jeweiligen
Raumverhältnisse angepasst werden. Zusätz-
54
lich erlaubt es die Auswahl verschiedener
Module, thematische Schwerpunkte zu setzen.
Neu ist auch die Form der digitalen Ausstellung: 3D-Scans und internetadäquate Gestaltungsformen machen den Nutzer neugierig auf
die historische Person Martin Luther, die Geschichte und Orte der Reformation. Durch die
Vernetzung mittels sozialer Medien erschließt
die Ausstellung #HereIstand neue Zielgruppen
und vermittelt das Reformationsjubiläum, die
deutschen Stätten der Reformation sowie die
nationalen Ausstellungsvorhaben 2017 an ein
internationales Publikum. Die Website und die
Ausstellung #HereIstand sichern die Nachhaltigkeit der im Rahmen des Projektes »Here I
stand…« erarbeiteten Inhalte weit über das
Ende der Museumsausstellungen in den USA
hinaus. So sind beide Elemente gerade auch
im Jubiläumsjahr 2017, aber auch darüber hinaus weltweit verfügbar und veranschaulichen
langfristig die Bedeutung Deutschlands als
Ursprungsland der Reformation.
Zielgruppen, die neben dem Internetnutzer
im Allgemeinen besonders von #HereIstand
profitieren, sind Kirchgemeinden, GoetheInstitute, Universitäten und Schulen. Sie dienen als Multiplikatoren der Ausstellung.
au f ta k t In atl a nta
Basierend auf dem Grundkonzept der Ausstellung #HereIstand werden zwei besondere
Präsentationen in Atlanta, Georgia, geplant.
Der Auftakt findet an zwei Orten statt, die paradigmatisch die Zielgruppen der Ausstellung
#HereIstand vertreten: im Goethe Zentrum /
German Cultural Center Atlanta sowie der Pitts
Theology Library der Candler School of Theology an der Emory University Atlanta, Heimstätte der bedeutenden, mehr als 3600 Werke
umfassenden Richard C. Kessler Reformation
Collection. Beide Orte bieten ideale Voraussetzungen für den Auftakt der Ausstellung
#HereIstand: Als First-User zeigen sie zuerst
eine speziell auf den Veranstaltungsort zugeschnittene Version der downloadbaren Tafelausstellung #HereIstand.
akzentuierte Kabinettausstellung entstehen.
Die Präsentation stellt Lucas Cranachs reformatorisches Bildmotiv von »Gesetz und Gnade« in den Mittelpunkt und vermittelt dem
Besucher auf anschauliche Weise anhand vieler
Druckwerke der Kessler Reformation Collection, aber auch ausgewählter Exponate aus den
vier kooperierenden deutschen Museen die
Ikonographie des Bildes und damit das Hauptanliegen von Luthers Reform: die Auffassung
von der Erlösung des Menschen allein durch
die Gnade Gottes.
Neubau der Pitts Theology
Library, Candler School of
Theology, Emory University,
Atlanta, 2014
kabinettausstellung
»gesetz und gnade« an der
pitts theology library
An dieser renommierten Institution, die
selbst über bedeutende reformationsgeschichtliche Sammlungsbestände sowie einen exzellent ausgestatteten Ausstellungsbereich verfügt, soll neben der Tafelausstellung auch eine
55
#lU tHerDiGita l
Die Initi atoren
Da s L a nde sm useu m fü r Vorge sc hic hte
H a lle
Das Landesmuseum für Vorgeschichte gehört
zu den wichtigsten archäologischen Museen
in Mitteleuropa. Das imposante, der Porta
Nigra in Trier nachempfundene Museumsgebäude des Architekten Wilhelm Kreis ist das
erste Bauwerk Deutschlands, das ausschließlich zur Präsentation vorgeschichtlicher Funde
konzipiert wurde.
Der umfangreiche Sammlungsbestand mit
mehr als 16 Millionen Funden umfasst zahlreiche Stücke von europaweitem Rang, teilweise sogar von Weltgeltung, wie z. B. die berühmte »Himmelsscheibe von Nebra« (ca.
1.600 v. Chr.), die das Herzstück der Dauerausstellung bildet. Als älteste konkrete Himmelsdarstellung der Menschheit wurde der einzigartige Fund im Jahr 2013 in das Memory of
the World-Register der UNESCO aufgenommen. Dank ihrer spannenden Fundgeschichte,
ihrer geheimnisvollen astronomischen und
mythologischen Symbolik sowie ihrer zeitlosen Ästhetik kann sich kaum ein Betrachter
der Faszination dieses archäologischen Jahrhundertfundes entziehen.
Neben der Dauerausstellung präsentiert
das Landesmuseum regelmäßig außerordentlich erfolgreiche Sonder- bzw. Landesausstellungen wie »Der geschmiedete Himmel« (15.
Ok­tober 2004 – 22. Mai 2005), »Saladin und
die Kreuzfahrer« (21. Oktober 2005 – 12. Februar 2006), »Fundsache Luther« (31. Oktober
2008 – 26. April 2009), »Pompeji · Nola ·
Herculaneum. Katastrophen am Vesuv« (9.
De­zember 2011 – 26. August 2012) oder »3300
BC –Mysteriöse Steinzeittote und ihre Welt«
(14. November 2013 – 18. Mai 2014), die je bis
zu 300.000 Besucher anlockten.
Landesmuseum für Vorgeschichte
Halle (Saale)
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57
In i t i a t o r e n
Die S tif tu ng Lu the rge de nk s tät te n
in Sac h se n -A nh a lt
Das Erbe Martin Luthers und der Reformation
ist vielen Menschen auf der ganzen Welt wichtig. Es zu bewahren und zu vermitteln, ist die
Aufgabe der Stiftung Luthergedenkstätten in
Sachsen-Anhalt. In der Obhut der Stiftung befinden sich fünf Museen: das Lutherhaus und
das Melanchthonhaus in Wittenberg, Luthers
Geburtshaus und Luthers Sterbehaus in Eisleben sowie das 2014 neu eröffnete Elternhaus
Luthers in Mansfeld.
Die vier Häuser in Wittenberg und Eisleben
gehören seit 1996 zum Weltkulturerbe der
UNESCO .
In Luthers Geburtshaus wurde bereits Ende
des 17. Jahrhunderts ein öffentliches Museum
eingerichtet. Damit ist das Haus eine der ältesten Einrichtungen dieser Art in Europa. Im
heutigen Lutherhaus in Wittenberg lebte der
Reformator über 35 Jahre lang. Das Haus ist
seit 1883 als Museum für Besucher geöffnet
und heute das größte reformationsgeschichtliche Museum der Welt.
Das Erweiterungsgebäude an Luthers Geburtshaus, das fünf Architekturpreise gewonnen hat
und damit zu den meist ausgezeichneten Bauwerken in Deutschland zählt, ist Ausdruck des
sowohl denkmalpflegerischen als auch zeitgeschichtlichen Umgangs der Stiftung mit den
ihr anvertrauten Bauten.
Die Stiftung besitzt in ihrer Vielfalt einzigartige Sammlungen von Büchern, Grafiken,
Handschriften, Münzen und Medaillen sowie
Gemälden zu Luther, der Reformationsgeschichte und ihrer Rezeption.
Bereits 2007 wurde unter dem Dach der
Stiftung die Geschäftsstelle »Luther 2017« errichtet. Damit ist die Stiftung von Anfang an
ein zentraler Akteur bei den Vorbereitungen
für das Reformationsjubiläum 2017.
Lutherhaus Wittenberg
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In i t i a t o r e n
Da s Deu t sc He HI s tor I sc He m useu m
Be r lIn
Das Deutsche Historische Museum ist das nationale Geschichtsmuseum der Bundesrepublik Deutschland. In Berlins historischer Mitte
gelegen, vermittelt es 1500 Jahre deutscher
Geschichte im europäischen und internationalen Zusammenhang. Die Dauerausstellung im
Zeughaus, dem ältesten und prachtvollsten
Barockbau auf dem Boulevard »Unter den Linden«, lädt Besucherinnen und Besucher zu
einem eindrucksvollen historischen Rundgang
von den Anfängen bis in die Gegenwart deutscher Geschichte ein.
Seine vielfältigen Sonderausstellungen
präsentiert das Deutsche Historische Museum
auf vier Ebenen der modernen Ausstellungshalle des weltbekannten sino-amerikanischen
Architekten I. M. Pei, der unter anderem die
Pyramide des Louvre in Paris schuf. Zum
facettenreichen Ausstellungsprogramm zählen
zentrale Überblicksausstellungen wie »1914–
1918. Der Erste Weltkrieg« im Erinnerungsjahr
2014 ebenso wie gesellschaftlich relevante
Sonderschauen wie die in Kooperation mit
dem Schwulen Museum* entstandene Ausstellung »Homosexualität_en« im Jahr 2015, mit
denen sich das Deutsche Historische Museum
aktiv in gegenwärtige Diskurse einschaltet und
auf diese Weise aktuelle Themen in die Mitte
der Gesellschaft trägt. Ein umfangreiches Bildungsprogramm, Vorträge, Podiumsdiskussionen, wissenschaftliche Tagungen und Workshops ergänzen das Ausstellungsprogramm
und machen das Deutsche Historische Museum
zu einem Ort lebendiger Geschichtsvermittlung und Diskussion.
Deutsches Historisches Museum Berlin
60
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iNiti atoreN
Die S tif tu ng Sc hlo s s Fr ie de n s te in
Goth a
Am Ende des Dreißigjährigen Krieges, zwischen 1643 und 1654, ließ Herzog Ernst der
Fromme von Sachsen-Gotha Schloss Friedenstein errichten. Das größte frühbarocke Schloss
Deutschlands wurde nie zerstört; seine Prunk­
räume aus Barock, Rokoko und Klassizismus
sind original erhalten. Die historischen Einrichtungen – Schloss, Schlosskirche, das barocke Hoftheater, Archiv und Bibliothek – und
der umgebende Park mit der barocken Orangerie und dem frühen Landschaftsgarten bilden ein in sich geschlossenes Universum: das
»Barocke Universum Gotha«. Die Kunstkammer wurde zur Keimzelle für die einzigartigen
Sammlungen aus Kunst, Natur und Geschichte. Dank der einzigartigen Kunstsammlungen
gilt Schloss Friedenstein als der »Louvre Thüringens«.
Über Jahrhunderte trugen die Gothaer Herzöge bedeutende Schätze zusammen. 1879 eröffnete das prachtvolle Herzogliche Museum und
durchlebte eine wechselvolle Geschichte. Nach
der aufwändigen Sanierung werden hier seit
Oktober 2013 erneut die Kunstsammlungen
ausgestellt: Neben einer der ältesten ägyptischen Sammlungen Europas mit mehreren
Mumien sind ein chinesisches Kabinett, kostbare japanische Lackkunst, antike Vasen,
Schmuckstücke, Gemmen und Skulpturen, die
reiche Gemäldesammlung – darunter das
»Gothaer Liebespaar« und Gemälde von Cranach, Rubens oder C. D. Friedrich –, seltene
Graphik, Skulpturen des Manieristen Adriaen
de Vries und des klassizistischen Bildhauers
Jean-Antoine Houdon – die außerhalb Frankreichs größte Sammlung seiner Kunst –, eine
einzigartige Sammlung an Böttger-Steinzeug
und Porzellan aus Meißen, Japan und China
zu sehen.
Schloss Friedenstein Gotha
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In i t i a t o r e n
I M P RESS U M
Abbildungsnachweis
U nter s tüt z e r
de s Projek te s
Die Realisierung des Ausstellungsprojektes
»Here I stand…« wird durch die großzügige
Unterstützung des Auswärtigen Amtes der
Bundesrepublik Deutschland ermöglicht.
Daneben wird das Vorhaben durch zahlreiche weitere nationale Institutionen unterstützt.
Insbesondere möchten verschiedene renommierte Einrichtungen mit wertvollen Leihgaben aus ihren Beständen – meist ebenfalls
noch nie außerhalb Deutschlands gezeigten
Unikaten – zum Erfolg der Ausstellungen in
den USA beitragen. Ihre Unterstützung verleiht dem Ziel zusätzlichen Nachdruck, auf das
Reformationsjubiläum 2017 und das Geburtsland der Reformation mit seinen authentischen Stätten, bedeutenden Denkmalen und
einzigartigen reichen, überregional aber oft
noch wenig bekannten Kulturschätzen aufmerksam zu machen.
Zu den Unterstützern des Projektes zählen:
• das Kultusministerium des Landes
Sachsen-Anhalt,
• der Freistaat Thüringen,
• die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland,
• die Evangelische Landeskirche Anhalt,
• das Evangelische Predigerseminar Wittenberg,
• die Forschungsbibliothek Gotha,
• die Franckesche Stiftungen zu Halle,
• das Kulturhistorische Museum Magdeburg,
• die Kulturstiftung DessauWörlitz,
• das Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale),
• das Landesarchiv Sachsen-Anhalt,
• die Marienbibliothek zu Halle,
• das Museum Haldensleben,
• die Stadt Zerbst,
• das Stadtarchiv Halle,
• das Stadtarchiv Mühlhausen,
• die Stiftung Dome und Schlösser in
Sachsen-Anhalt,
• das Thüringische Hauptstaatsarchiv Weimar,
• das Thüringische Staatsarchiv Gotha,
• die Universitäts- und Landesbibliothek
Sachsen-Anhalt,
• der Verein zur Förderung des Landesmuseums für Vorgeschichte Halle (Saale) e. V.,
• die Vereinigten Domstifter zu Merseburg und
Naumburg und des Kollegiatstifts Zeitz,
• die Wartburg-Stiftung Eisenach und
• die Zentrale Kustodie und das Universitätsarchiv der Martin-Luther-Universität HalleWittenberg.
Bildarchiv der Vereinigten Domstifter zu Merseburg
und Naumburg und des Kollegiatstifts Zeitz:
S. 17 (u.) Sabine Kißler; S. 35 Markus Beukert
Deutsches Historisches Museum:
Titelbild, S. 2; S. 5 (u.) Thomas Bruns; S. 11; S. 22;
S. 27 (r.); S. 29; S. 30; S. 43; S. 46; S. 51 (o.);
S. 60 Ulrich Schwarz
Evangelische Marktkirchengemeinde Halle,
Marienbibliothek:
Titelseite Innen
Evangelisches Predigerseminar Wittenberg:
S. 44 (r.), 53
LDA Sachsen-Anhalt:
S. 4 (o.), S. 8–9, S. 10 (o. & l.), S. 26, S. 27 (l. u.),
S. 33 (o.), S. 34, S. 37 (u.), S. 38 (u. & r.), S. 42, S. 44 (u.),
S. 45 (r. & u.), S. 54 (o.), S. 56 Juraj Lipták; S. 20 (u.),
S. 52 Andrea Hörentrup; S. 54 (u.) Brigitte Parsche
Minneapolis Institute of Art:
S. 24 (o.) Nathan Haase (2005); S. 24 (u.) Dan
Dennehy (2007); S. 25 Donna Kelly (2007)
Pitts Theology Library, Candler School of Theology,
Emory University, Atlanta:
S. 55 (u.)
Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale):
S. 33 (u.) in: »Himmlische Helfer – Mittelalterliche
Schnitzkunst aus Halle«, Ausst.-Kat. 18. März bis
7. Oktober 2007, S. 28 Foto: Reinhard Hentze (Halle)
Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt:
S. 4 (u.); S. 5 (o.) Anne Hasselbach; S. 10 (r.); S. 12;
S. 16; S. 17 (u.); S. 18; S. 19; S. 36; S. 38 (o.); S. 44 (o. l.);
S. 47 (u. l.); S. 50 (u.); S. 51 (u. r.); S. 55 (o.); S. 58
Stiftung Schloss Friedenstein Gotha:
S. 6; S. 7, S. 62 Lutz Ebhardt (2015, 2007); S. 20 (o.);
S. 21; S. 28; S. 31; S. 32; S. 39-41; S. 45 (o. l.); S. 47
(o. & u. r.); S. 48–49; S. 51 (u. l.)
The Morgan Library & Museum New York:
S.14 Michel Denance; S. 15 (l.) Todd Eberle; S. 15 (r.)
Graham S. Haber
Wartburg-Stiftung, Eisenach:
S. 50 (o.)
Zentrale Kustodie der Martin-Luther-Universität
Halle-Wittenberg:
S. 37 (o.) K. E. Götz (Halle)
Konta k t
»Here I stand…« –
Lutherausstellungen USA 2016
Dr. Tomoko Elisabeth Emmerling
(Projektleitung)
Richard-Wagner-Straße 9
D-06114 Halle (Saale)
Telefon +49 (0) 345 - 29 84 98 88
[email protected]
Abkürzung
LDA: Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie
Sachsen-Anhalt
GE s ta lt u n g Klaus Pockrandt (Halle)
Stand: September 2015
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