H „Eine schreiende Ungerechtigkeit !“

IVZ vom 25.01.2016
IBBENBÜREN
Montag, 25. Januar 2016
NR. 20 R IV 1
W
Ibbenbüren
DAS GEFIEL UNS
„Es geht nicht darum, sich zu drücken
und um etwas herumzukommen. Wir
schultern hier unsere
Last, wir erledigen die
Aufgabe, die uns von
Angela Merkel auferlegt wurde.“
„Man sieht oft etwas hundertmal, tausendmal,
ehe man es zum ersten Male wirklich sieht.“
Christian Morgenstern (1871 – 1914),
deutscher Dichter, Schriftsteller und Übersetzer
AUSGESCHLAFEN?!
H
Gute Kinderstube
öflichkeit ist eine
Zier, doch es geht
auch ohne ihr.“
Das hat meine Oma immer gesagt, meist bei einer
Tasse Tee – wenn ich mich
beispielsweise nicht für
den gerade bekommenen
Keks bedankt hatte. Und
manchmal denke ich, sie
hatte damit reichlich
Recht.
Denn heute stehe ich zum
Beispiel in der Schlange
vor der Kasse im Supermarkt. Dann wird man
von hinten angerempelt
durch einen Zeitgenossen,
der im Supermarkt nicht
fündig geworden ist und
sich dann an der Schlange
vorbeidrängelt. Wie wäre
es mit einem kleinen „Bitte“, dass man vorbei gelassen werden möchte, denke
ich dann?
Oder ich halte, um einem
Mitmenschen, der sich anschickt, aus einer Parklücke herauszufahren, dies
zu ermöglichen, oder ich
fahre in einer engen Straße zur Seite, damit der
Mitmensch im Gegenverkehr ungestört weiterfahren kann. Wie wäre es
denn da mit einer kleinen
Dankesgeste? Winken
zum Beispiel wäre nett.
Wieso das bei manchen
Zeitgenossen so ist, das
weiß ich nicht. Aber vielleicht hatte auch da meine
Oma Recht: „Ihr seid doch
alle mit dem Düsenjäger
durch die Kinderstube gejettet“, sagte sie – und
rührte dann in ihrem Tee.
Danke, Oma.
Ich wünsch‘ Ihnen was ...
Wibbke
Bürgermeister Dr. Marc Schrameyer
Er findet klare Worte zur Verteilung der Flüchtlinge in NRW: Ibbenbürens Bürgermeister Dr. Marc Schrameyer (SPD).
Foto: Leif Neugebohrn
„Eine schreiende Ungerechtigkeit !“
Etliche Großstädte erfüllen ihre Flüchtlings-Quote nicht – Bürgermeister Dr. Marc Schrameyer ist sauer
Von Peter Henrichmann
IBBENBÜREN. Keine Stammtischparolen, das passt nicht
zu ihm. Aber sauer ist er
schon: Ibbenbürens inzwischen gar nicht mehr so
neuer Bürgermeister Dr.
Marc Schrameyer (SPD) sagt
es mit dem Sachverstand des
gelernten Juristen und mit
Worten, die jeder versteht:
„Es ist eine schreiende Ungerechtigkeit, dass die großen
Städte im Ruhrgebiet und
der Rheinschiene ihre Quote
bei der Aufnahme von
Flüchtlingen nicht erfüllen!“
Das sind klare Worte.
Dr. Schrameyer äußerte
sich jetzt auf Anfrage unseres Medienhauses zum Thema „Quote“ bei der Verteilung von Flüchtlingen auf
alle Städte und Gemeinden
in NRW: „Wir in Ibbenbüren
drücken uns vor nichts, wir
erfüllen unsere Aufgabe“,
sagt der Bürgermeister. Und
er schiebt ein Lob für alle
Beteiligten hinterher: „Ich
darf sagen: Das klappt hier
vor Ort ganz hervorragend!“
Bei dieser aktuellen Quoten-Diskussion, die immer
heftiger geführt wird, geht es
um die Gruppe der dauer-
haft zugewiesenen Flüchtlinge, deren Asylverfahren
bereits läuft. 614 Menschen
sind das, die Stadt Ibbenbüren erfüllt ihre Quote zu 103
Prozent (wir berichteten).
Beim Pressegespräch im
Rathaus wühlt Schrameyer
in einigen Papieren, zieht die
NRW-Statistik heraus, fährt
mit dem Finger Zahlenreihen entlang und sagt: „Wenn
ich beispielsweise mal nach
Bochum, Dortmund, Herne
oder Hamm schaue – die liegen alle weit unter 100 Prozent. Duisburg liegt bei 59
und Düsseldorf bei 67 Prozent – eine Katastrophe.“
nung, „wie die großen Städte
das hinkriegen.“
Und so klagt Ibbenbürens
Bürgermeister: „Wenn es
Sonderrechte gibt, wenn einzelne Städte daraus Vorteile
ziehen, dann ist das nicht
Ordnung.“ Er verweist darauf, dass die NRW-Kommunen mit zu wenig aufgenommenen Flüchtlingen in Summe schon über 160 Millionen Euro an Geldern mehr
erhalten haben, als ihnen eigentlich laut Quote zusteht.
Eine Ungerechtigkeit ...
So reiht sich Dr. Marc
Schrameyer ein in die Riege
der Verwaltungschefs aus
dem Kreis Steinfurt (u.a.
Rheines Bürgermeister Dr.
Peter Lüttmann und Emsdettens BM Georg Moenikes), die zusammen mit etlichen NRW-Landräten und
dem Städte- und Gemeindebund NRW eine Änderung
erreichen wollen: Ziel ist eine gerechte Verteilung auf
die Städte im Land, Ziel ist,
dass auch die großen Städte
ihre Aufgaben erfüllen.
„Ibbenbüren
unterstützt
dieses Ansinnen, wir haben
auch schon mit unseren
Landtags- und BundestagsAbgeordneten gesprochen“,
sagt Schrameyer. Zudem
lässt sich die Stadt rechtlich
beraten, „ob wir dagegen juristisch vorgehen können.“
Der BM betont allerdings,
dass man dabei noch ganz
am Anfang steht. Das Ziel jedoch ist glasklar: Gleichbehandlung!
/ [email protected]
Kommentar
K
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NACHRICHTEN
Mehr fairer Handel in der Stadt
IBBENBÜREN. „Der EineWelt-Laden“ in Ibbenbüren boomt, sagte Susanne Bähre bei einem Treffen von „Fairtrade Town
Ibbenbüren“ am Donnerstag in der Fabi. Das
Thema Fairer Handel hat
in der Stadt für viele
mehr Bedeutung gewonnen. Das auch beim Kauf
von fairen Bananen, Säften und Blumen im Einzelhandel und Supermärkten. Im Rathaus, in
Schulen und Kirchengemeinden ist es oft selbstverständlich, dass fairer
Kaffee angeboten wird,
ebenso in einigen Cafés.
Was in Ibbenbüren laut
Mitteilung des Vereins
noch fehlt, sind Angebote fairer Kleidung. Dafür
müsse man nach Münster oder Osnabrück. Die
Teilnehmer des Treffens
in der Fabi beschlossen,
die Gespräche mit Geschäften dazu fortzusetzen. Weiterhin wurden
Ideen angestoßen. Neben Aktionen in den
Schulen gibt es in Laggenbeck am MisererorSonntag ein faires Frühstück und ein Straßencafé auf der Laggenbecker
Kirmes. Stände sind geplant in Kirchengemeinden auf Festen und Basaren. Im September ist
die Faire Woche auf dem
Wochenmarkt.
Gesprächskreis für Trauernde
IBBENBÜREN. Der Hospizverein Ibbenbüren e.V.
lädt ab Dienstag, 23. Februar, von 16.15 bis
17.45 Uhr zu einem neuen Gesprächskreis für
Trauernde ein, der sich
an acht Nachmittagen
im wöchentlichen Abstand in der Familienbildungsstätte trifft. Er
richtet sich laut Pressemitteilung an alle, die
vor einiger Zeit einen
geliebten Menschen verloren haben. „Nach der
anfänglichen oft aufreibenden Zeit, kehrt jetzt
langsam wieder Ruhe
ein. Aber gerade im Alltag wird Ihnen bewusst
was es bedeutet, den lie-
ben Verstorbenen nicht
mehr bei sich zu haben“,
heißt es in der Mitteilung des Vereins. In dem
Gesprächskreis für Trauernde begegnen sich
Menschen, die ähnliche
leidvolle Erfahrungen
gemacht haben und erleben in der Gruppe Zeit,
Verständnis und Bereitschaft im Umgang mit
der eigenen Trauer. Die
Trauerbegleiterin Margitta Frye wird an allen
Tagen die Trauernden
vertrauens- und verständnisvoll begleiten.
| Anmeldung beim Hospiz
Ibbenbüren e.V., ☎ 0 54 51/
26 93, Teilnahmebeitrag 40
Euro
Ibbenbürener Volkszeitung
Pressehaus, Bahnhofstraße 15, 49475 Ibbenbüren
Zettpunkt:
Zeitungszustellung:
E-Mail:
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Lokalredaktion:
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Wie machen die das?
Der Verwaltungschef kann
sich gar nicht erklären, wie
die Großstädte das machen:
„Uns hier wird mitgeteilt,
wann ein Bus kommt. Dann
können wir doch nicht einfach sagen ,Wir nehmen
aber keinen mehr auf ...’“ Das
Vorgehen der Großstädte ist
für Schrameyer „ein Rätsel“.
Dass das übrigens schon mit
der
Bezirksregierung
in
Münster besprochen worden
ist, erklärt er. Aber auch dort
hat niemand eine blasse Ah-
eine Kungelei! Kein
Ruhrpott-Gemauschel, kein Kölscher
Klüngel: Das höchst sensible, das immer sensibler
werdende Thema „Flüchtlinge und Asylbewerber“ ist
das denkbar schlechteste
Betätigungsfeld für Strippenzieher aller Art. Für
Verwaltungsfürsten und
einflussreiche Politiker aus
großen Städten, die ihrer
Heimat-Kommune allzu
hohe Flüchtlingszahlen ersparen wollen. Nein, den
Herrschaften, die so viele
Dinge elegant „auf dem
kleinen Dienstweg“ regeln
können sei zugerufen: So
geht das nicht!
Es darf nicht sein, dass die
Städte in NRW ungleich behandelt werden. Bürgermeister Schrameyer hat
völlig recht, wenn er mögliche Tricksereien bei der
Verteilung der Flüchtlinge
Schmucke Kunst für triste Flure
Behinderte Künstler eröffnen Ausstellung im Finanzamt
-nde- IBBENBÜREN. Bärbel
Denter kann die Tränen
kaum
zurückhalten.
So
dankbar und gerührt ist sie.
Sie ist eine der 14 Künstler
und Künstlerinnen aus den
Wohnbereichen der Ledder
Werkstätten, die am Freitagnachmittag stolz die Ausstellung „DU + ICH und die Anderen“ im Finanzamt eröffneten.
Zusammen mit Künstler
Werner Cüpper de fuchs, Finanzamtsleiter
Michael
Spielmann und Michael Riediger, Geschäftsführer des
Fördervereins der Ledder
Werkstätten „Wohnen, Arbeiten, Leben“, freuten sich
bei der Vernissage alle
Künstler und Besucher, dass
dies möglich wurde. Handelt
es sich doch um die erste öffentliche Ausstellung dieser
Art (vor drei Jahren wurden
Objekte der Kunstgruppe
„LeWe“ im Café Samocca
Lengerich gezeigt). Einmal
im Monat, samstags, treffen
sich die Menschen mit Behinderungen, um mit Künstler Werner Cüppers de fuchs
in seinem Atelier „Kunstgenuss“ in Brochterbeck Kunst
zu schaffen. Innerhalb eines
anprangert und nicht hinnehmen will. Gut so. Druck
machen dagegen ist völlig
richtig!
Denn: Die Willkommenskultur, die Hilfsbereitschaft
und Akzeptanz für Flüchtlinge in den Köpfen und
den Taten
der Menschen im
Land aufrecht zu erhalten, ist in
Zeiten nach
Köln schon
schwer genug. Wenn
die Verteilung ungerecht bleibt,
wenn die kleinen Städte
dauerhaft mehr leisten
müssen als die großen, ist
das nur ein weiterer Beitrag dazu, dass aus dem
„Wir schaffen das“ ein „Wir
wollen das nicht!“ wird.
Peter Henrichmann
Glatteis
ohne große
Auswirkung
Gefrierender Regen
Künstler Werner Cüpper de fuchs, Nicola Reinisch (studierte Kommunikations-Designerin,
freie Illustratorin und gerade in der Ausbildung zur Heilerziehungspflegerin), die den Künstlern
bei ihren Arbeiten zur Seite standen, und einige der Künstler mit Finanzamtsleiter Michael Spielmann (7.v.l.).
Foto: Nicole Degutsch
Jahres entstanden dann die
Kunstwerke in verschiedenen Drucktechniken, die
nun die sonst tristen Flure
des Finanzamts zieren. Jedes
der 52 Bilder hat seinen eigenen Stil und damit eine
erstaunliche Aussagekraft –
und kann auch käuflich erworben werden.
Michael Riediger schmunzelte: „Eigentlich erwartet
man in diesem Gebäude
eher die hohe Kunst des
Steuersparens. Doch Gegensätze ziehen sich an.“ Und er
freute sich: „Eine Behörde
hat Platz geschaffen für Bilder von Menschen mit Behinderungen.“ Möglich wur-
de dies nicht zuletzt durch
das Engagement des Fördervereins Ledder Werkstätten
und Finanzamtsleiter Michael Spielmann, der sich an
diesem Nachmittag von den
Kunstwerken begeistert zeigte.
| Die Ausstellung läuft bis
Ende Mai zu den Öffnungszeiten
des Finanzamts.
-vie- TECKLENBURGER LAND.
Obwohl es in der Nacht zu
Samstag etwa ab 22 Uhr
auch rund um Ibbenbüren
flächendeckend
höllisch
glatt auf den Straßen war,
hielten sich die Auswirkungen des Blitzeises durch gefrierenden Regen in Grenzen. Die Kreispolizeibehörde
Steinfurt vermeldete auf
Nachfrage unseres Medienhauses kein vermehrtes Unfallgeschehen wegen der
Witterung in der Nacht.
Schwere Unfälle gab es demnach nicht. Die Menschen
waren offenkundig vermehrt
Zuhause geblieben. Die Glätte hielt bis in die frühen
Morgenstunden des Samstags an. So war auch die Zeitungszustellung in der Region behindert. Mit den zunehmenden Temperaturen
am Morgen war der Spuk
dann vorbei. Insgesamt meldete die Polizei im Münsterland etwa 40 Unfälle. Der
Deutsche Wetterdienst hatte
für die Nacht eine Unwetterwarnung herausgegeben.