Ausgabe 3/2015 (PDF/4 MB)

Zeitschrift der Knappschaft 3/2015
Neugier
Lust auf mehr
Generika: Andere Farbe – andere Form
Vorsorge: Die U- und J-Untersuchungen
Barrierefrei: Arztbesuch mit Hürden
editorial
inhalt
Abschied
titel
Liebe Leserin, lieber Leser,
vor 30 Jahren trat ich meinen Dienst bei der damaligen
Bundesknappschaft an – einer Sozialversicherung nur für
Bergleute. Viel ist seitdem passiert: Die Versicherten der
neuen Bundesländer kamen zu uns, die Minijob-Zentrale
wurde gegründet, die Rentenversicherung stabilisiert, eine
integrierte Versorgung eingeführt und die Krankenversicherung für Nicht-Bergleute geöffnet und und und ... Vor
allem aber: 2005 verschmolz die Bundesknappschaft mit der
Seekasse und der Bahnversicherung zur Deutschen Rentenversicherung Knappschaft-Bahn-See (KBS).
Was sich nicht geändert hat: der Service. Sie sollen als
Kunde immer den bestmöglichen Service, die beste Leistung
und eine wohnortnahe Versorgung erhalten. Hierfür habe
ich in den letzten 30 Jahren gearbeitet. Mit meiner Pensionierung zum 1. November 2015 wird Bettina am Orde
meinen Platz einnehmen – als Erste Direktorin der KBS.
Ich wünsche ihr alles Gute und viel Erfolg.
Neugier
Lust auf Neues
4
versorgt
Generika
Andere Farbe, andere Form
7
Betreuungsangebot
Verbesserung beim Krankengeld
8
Online-Service
Medikamente im Test
9
gesund
U- und J-Untersuchungen
Vorsorge für den Nachwuchs
10
Kinderseite
Neues aus Entenhausen
12
Ernährung (Regionalseite)
Fisch macht klug
13
Pflege
Mehr Leistungen
14
Abnehmen
Besser kleine Teller?
15
informier t
Bei Ihnen möchte ich mich für Ihr Vertrauen in die Knappschaft bedanken.
Haushaltsjob-Börse
Gesucht und gefunden
16
Ihr
Leistungen
Neues bei Waisenrenten
17
Barrierefreiheit
Arztbesuch mit Hürden
18
Mitgliederwerbung
Glückliche Gewinner
18
Datenschutz
Sozialgeheimnis wahren
19
Dr. Georg Greve
Erster Direktor der Deutschen Rentenversicherung
Knappschaft-Bahn-See
tag – das Kundenmagazin der Deutschen Rentenversicherung Knappschaft-Bahn-See, Pieperstraße 14-28, 44789 Bochum,
www.kbs.de – Verlag: wdv Gesellschaft für Medien und Kommunikation mbH & Co. OHG, Siemensstraße 6, 61352 Bad Homburg –
Verantwortlich für den Inhalt dieser Ausgabe: Dr. Georg Greve, Erster Direktor der Deutschen Rentenversicherung KnappschaftBahn-See (KBS) – Redaktion: Dr. Wolfgang Buschfort, Karin Finken, Susanne Heinrich, Elona Röger, Katja Synow (KBS/Bochum),
E-Mail: [email protected]; Hartmut Bellack (Redaktionsleitung), Katja Werner (wdv/Bad Homburg), E-Mail: [email protected] – Bildredaktion:
Sonja Heilmann – Grafik/Layout: Thomas Reiner – Anzeigenleitung: Walter Krey, Tel: 069 981904-890, E-Mail: [email protected] – Vertrieb: Stefan Schumacher – Herstellung: Bernd Steines – Druck: Mohn Media Mohndruck GmbH, Carl-Bertelsmann-Straße 161 M,
33311 Gütersloh – Fotos: Corbisimages/P. Lane (Titel); KBS (S. 2, 12, 18); wdv/J. Lauer (S. 2, 14, 15), O. Szekely (S. 10), F. Blümler (S. 15, 23),
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(S. 13), D. Erickson (S. 17), iStock (S. 18); Fotolia/(S. 8), R. Kneschke (S. 9), J. Brosch (S. 16), (S, 19), marog-pixcells
(S. 19), A. Popov (S. 19), Rido (S. 22); Image Source/D. Lindner (S. 20); Presseinformationsamt der Bundesregierung/D. Jesco (S. 20) –
Illustrationen: Fotolia/jameschipper (S. 9); EHAPA Verlag (S .12); iMac27 (S. 21) – tag erscheint im 41. Jahrgang – Erscheinungsweise:
viermal jährlich – Der Bezugspreis ist im Mitgliedsbeitrag enthalten.
Gemäß § 13 SGB I sind die Sozialversicherungsträger verpflichtet, die Bevölkerung im Rahmen ihrer Zuständigkeit aufzuklären.
Nachdruck, auch auszugsweise, sowie elektronische Vervielfältigung von Artikeln und Fotos nur mit ausdrücklicher Genehmigung
des Verlages. Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos keine Gewähr.
Hinweis! Zur Refinanzierung von tag enthält das Magazin in Teilauflagen Beilagen und Anzeigen gewerblicher Firmen. Die darin
enthaltenen Produkte stellen keine Empfehlung der Knappschaft dar. Insbesondere weisen die beworbenen Produkte nicht auf eine eventuelle
Erstattungsfähigkeit durch die gesetzliche Krankenversicherung hin.
2 tag 3/2015
beraten
Präventionsprojekt
Gemeinsam gegen Alkohol
20
Notfallbehandlungen
Immer die richtige Nummer
21
Versichertenälteste
Hilfe aus der Nachbarschaft
22
Beratung
Service und Kontakt
23
aktuell
Forsa. Eine von der Knapp-
schaft in Auftrag gegebene
Umfrage bringt neue Daten
zu Stress und Erholung.
igentlich ist Stress eine gesunde Alarmreaktion des
Körpers, um besonders herausfordernde Situationen
zu bewältigen. Doch in der modernen Gesellschaft
nimmt er oft ungesunde Formen an. Die Mehrfachbelastung durch Beruf und Familie, die Arbeitsverdichtung
oder das Verlangen nach hoher Flexibilität führen dazu,
dass Stress sowohl im Privat- als auch im Berufsleben
immer weiter steigt.
Auch deshalb hat sich die Bundesregierung dem Thema Krankheitsvorbeugung angenommen und ein neues
Präventionsgesetz auf den Weg gebracht. Demnach
können die Krankenkassen künftig mindestens 500 Millionen Euro pro Jahr in die Gesundheitsförderung und
Prävention investieren. Damit die Versicherten von den
Vorsorge- und Fördermaßnahmen bestmöglich profitieren, ist es notwendig, mehr über ihre Belastungen und
ihre bevorzugten Entspannungsformen zu erfahren. In
einer bundesweiten repräsentativen Forsa-Umfrage mit
1.500 Personen wollte die Knappschaft wissen, was die
Menschen stresst, welche Angebote zur Entspannung sie
sich wünschen und
wie sie die aktuellen Programme der
Kassen wahrnehmen. „So können
wir besser auf die
Bedürfnisse unserer Versicherten
eingehen und
unser Angebot an
Präventionsmaßnahmen kundenorientiert gestalten“, erklärt Bettina am Orde, Geschäftsführerin der Knappschaft, und ergänzt: „Wie wichtig solche Angebote sind, hat unsere Umfrage deutlich gemacht. Denn 84 Prozent der Befragten zwischen 18 und
60 Jahren fühlen sich mittel bis sehr gestresst und vielen
von ihnen gelingt es nicht, sich durch entspannende
Momente zu entlasten.“
E
Wie entspannt
ist Deutschland?
Individuelle Vorsorge: Umso wichtiger sind Präventionsangebote der Krankenkassen. Einige dieser Angebote
hält Stressbewältigungs-Experte Dr. Matthias Weniger
für besonders sinnvoll: „Die standardisierten Verfahren
zur Entspannung sind sehr hilfreiche Instrumente, zum
Beispiel autogenes Training, Achtsamkeitstraining oder
Yoga.“ Solche und weitere individuelle Präventionskurse
bietet die Knappschaft ihren Versicherten unter dem
Motto „Fit für die Zukunft“. So haben Versicherte die
Wahl zwischen zahlreichen qualitätsgesicherten und
kostenlosen Angeboten zu den Themen Stressbewäl-
tigung, Entspannung, Ernährung, Bewegung oder Suchtmittelkonsum. „Die Knappschaft hat sich das Ziel gesetzt, ihre Versicherten durch eine intensive Präventionsarbeit und Gesundheitsförderung vor den Risiken ernsthafter Erkrankungen zu bewahren“, betont Bettina am
Orde und fügt hinzu: „Stressbewältigung ist ein wichtiger Bestandteil dieser Arbeit. Denn wir können Stress
weder im Berufs- noch im Privatleben gänzlich vermeiden. Aber es lässt sich lernen, gesund mit dem Stress umzugehen. Außerdem belohnt die Knappschaft die eigene
Vorsorge mit einem finanziellen Bonus.“
Katja Synow
Noch Fragen?
Die Studie „Wie entspannt ist Deutschland?“ steht im
Internet unter www.knappschaft.de/umfrage zum
Download bereit.
tag 3/2015 3
4 tag 3/2015
titel
Lust auf Neues
Neugier. Wer im
Kopf flexibel
bleibt, interessiert
auf seine Umwelt
schaut, findet
sich im Leben
besser zurecht –
in jedem Alter.
arum? Es ist ein Wort, eine einfache
Frage, die vor allem Eltern sehr gut
kennen. Kinder stellen sie gerne –
und oft: Warum haben Zebras Streifen? Warum ist der Mond manchmal rund, manchmal nicht? Warum ist Schnee weiß? Diese
Fragen verbindet eines: die pure kindliche
Neugier. Sie legt die Grundlage dafür, dass
wir uns als Erwachsene auf dieser Welt zurechtfinden, sie trägt zum Lebensglück und
sogar zu einem längeren Leben bei.
Neugier kommt von ganz alleine – sie ist
uns angeboren und spielt insbesondere in
den ersten drei Lebensjahren eine bedeutende Rolle für die Entwicklung von Kindern. „In
dieser Zeit lernen sie, wie die Welt funktioniert“, erklärt Kristian Folta-Schoofs, Professor für Psychologie an der Universität Hildesheim. „Da sind so viele fremde und bunte
Objekte, die es zu erkunden gilt. Die Kinder
krabbeln unermüdlich darauf zu und untersuchen die Gegenstände mit allen Sinnen.
Sie schauen und fassen sie an, riechen daran, nehmen sie in den Mund und hören,
ob sie Geräusche machen.“ So lernt das Kind
in den ersten Lebensjahren seine Umwelt
kennen.
W
Weniger Sinne im Einsatz: Doch mit dem
sechsten Lebensjahr lässt diese kindliche
Neugier nach. Schuld daran trägt die Evolution, die einmal festgelegt hat, dass bis zu
diesem Alter ein Mensch die wichtigsten
Fakten gelernt hat und mit diesen durch
sein Leben kommt. Dass sich die Umwelt
heute permanent ändert, hat die Evolution
noch nicht berücksichtigt, weshalb das
Gehirn nicht auf dauerhafte Neugier programmiert ist.
Mit etwa sechs Jahren beginnt der Mensch,
über Dinge nachzudenken. Lernen Kinder in
der Schule, dass Wasser bei einer Temperatur
von null Grad gefriert, wissen sie bereits, wie
sich Wasser und Eis anfühlen. In der Folge
neigen sie dazu, sich beim Lernen auf weniger Sinneskanäle als zuvor zu beschränken.
Augen und Ohren reichen zur Wissensaufnahme aus, Tasten, Schmecken und Riechen
treten beim Lernen in den Hintergrund.
Mit steigendem Alter entwickeln viele
Menschen eine andere Art der Neugier: Sie
hinterfragen die Welt oder zumindest Teile
von ihr tiefgründiger. Sie beginnen zu reisen,
um neue Länder zu entdecken, andere greifen zu Büchern und lesen sich Wissen an und
wieder andere erforschen bislang unbeantwortete Fragen.
Der Wunsch, Lücken zu füllen: „Getrieben
von Neugier verschieben wir unsere Wissensgrenzen immer weiter“, erläutert Joachim
Funke, Professor für Psychologie an der Universität Heidelberg. „Vor über 500 Jahren
sind die Europäer aufgebrochen, um Afrika
oder Amerika zu entdecken. Heute erschließen wir uns den Weltraum oder entschlüsseln in Laboratorien die Strukturen der
DNA.“ Und warum? Dahinter steckt ein Urtrieb des Menschen: Er hat gerne die Kontrolle über sich und seine Umwelt, weil er
damit Unsicherheit reduziert. Funke: „Je
mehr ich weiß, desto besser kann ich Gefahren abwenden. Wenn ich weiß, dass ein Blitz
kein schicksalhafter Fingerzeig Gottes ist,
kann ich einen Blitzableiter entwickeln und
reduziere somit bei einem Gewitter die Gefahr für mein Leben.“
Wie wichtig Neugier für einen Menschen
ist, zeigt auch die Tatsache, dass Psychologen sie zu einer der zentralen Persönlichkeitseigenschaften erklärt haben. Die sogenannte „Offenheit für Erfahrung“ entscheidet sogar stärker über den Erfolg in Studium
und Beruf als Intelligenz. „Wenn Sie neugierig auf ein Thema sind, dann packen Sie das
anders an. Dann wollen Sie die Dinge wissen,
die Lücken auf Ihrer mentalen Karte füllen.
Und Sie haben Spaß dabei. Sie sind von innen heraus motiviert. Das treibt viel stärker
an, als wenn Sie nur versuchen, eine gute
Note zu schreiben oder ein gutes Gehalt zu
verdienen“, erklärt Funke und unterstreicht
damit eine Aussage Albert Einsteins, der mit
den Worten zitiert wird: „Ich habe keine besondere Begabung, sondern bin nur leidenschaftlich neugierig.“
Dass nicht alle Menschen diese Neugier
entwickeln und auch ohne permanente Entdeckungen zufrieden sind, führt der Hildesheimer Professor Folta-Schoofs auf mehrere
Aspekte zurück: Neugier kann anstrengend
sein. Sich immer wieder Fragen zu stellen,
nach deren Antworten zu suchen und neues
Wissen zu speichern, kostet Energie, die ❯❯❯
tag 3/2015 5
titel
❯❯❯ manche lieber in andere Bereiche ihres
Lebens investieren. Manchen Menschen
fehlt schlicht die Zeit. Wer zum Beispiel
neugierig auf Themen einer Zeitschrift ist,
benötigt Zeit, um die Artikel mit freiem Kopf
zu lesen und anschließend neugierig zu hinterfragen. Vielleicht ergeben sich durch die
Lektüre sogar neue Fragen, denen man auf
eigene Faust auf den Grund gehen will?
Denn neugierig zu sein, zahlt sich aus,
meint auch der Experte. Wer offen auf seine
Umwelt zugeht, sie hinterfragt und sie jeden
Tag ähnlich naiv entdeckt wie ein Kind,
schafft in seinem Gehirn eine intensive
Vernetzung. Folta-Schoofs sagt: „Durch diese
Neugier nehmen wir bewusster und vielschichtiger wahr. Wir sind achtsamer und
reduzieren das Lebenstempo, verspüren weniger Stress und ein höheres Lebensglück.“
Das wiederum sei ein guter Schutz gegen
psychische Erkrankungen wie Depressionen.
Der Psychologe zieht daher den Schluss:
„Neugier wirkt sich indirekt positiv auf die
Gesundheit aus.“
Im Alter neugierig bleiben: Von Neugier
profitieren können auch Senioren. Sie
verhindern dadurch die natürlichen Abbauprozesse im Gehirn zwar nicht, ein gut vernetztes Gehirn kann allerdings trotz der
Alterungsprozesse noch auf die gespeicherten Informationen zugreifen. Ähnlich wie
bei einem Straßennetz: Geht die einzige
Straße zu einem Haus kaputt, ist es nicht
mehr erreichbar. Führen dagegen noch viele
weitere Straßen dorthin, bleibt das Ziel ansteuerbar. Das bedeutet: Senioren mit einer
dichten Struktur im Gehirn können sich einfacher und schneller auf neue Lebenslagen
einlassen.
Eine Studie von Todd Kashdan, Psychologe
an der George Mason University im US-amerikanischen Bundesstaat Virginia, geht sogar
einen Schritt weiter. Sie belegt, dass neugierige Menschen länger leben – unabhängig
von Risikofaktoren wie Rauchverhalten, Ernährung, Herz-Kreislauf-Störungen oder
Krebserkrankungen. An der Studie waren
2.000 Senioren zwischen 60 und 86 Jahren
beteiligt.
Für Professor Folta-Schoofs liegt daher ein
Rat klar auf der Hand: „Gehen Sie raus in die
Welt, bereisen Sie Gegenden, lernen Sie neue
Dinge wie das Smartphone Ihres Enkels kennen, nehmen Sie bewusst Farben wahr oder
pflücken Sie ein Gänseblümchen, um daran
zu riechen.“ Neugierig zu bleiben heiße, die
Welt aus der Perspektive eines Kindes wahrzunehmen. Tag für Tag. Und weil der Professor selbst auch neugierig ist, fragt er augenzwinkernd: „Wann haben Sie das letzte Mal
an einer Baumrinde geleckt, um herauszufinden, wie sich das an der Zunge anfühlt
und wie sie schmeckt?“ Andreas Neubrech
Noch Fragen?
Literatur:
Salman Ansari: Rettet die Neugier!: Gegen
die Akademisierung der Kindheit, Fischer
Krüger, 18,99 Euro.
Dr. Michael Klein,
Professor für
Klinische Psychologie an der
Katholischen
Hochschule Nordrhein-Westfalen
in Köln
3 Fragen
Manchmal kann Neugier unangenehm werden. Wo ziehen Sie die
Grenzen?
Dort, wo Neugier übergriffig wird
und die Intimzone anderer verletzt,
wenn wir etwa fremdländische Menschen anstarren oder mit dem Fernglas über den Gartenzaun schauen,
um den Nachbarn zu beobachten.
Hier wird Neugier zum Voyeurismus.
Wie können Menschen, die sich
jetzt ertappt fühlen, ihre voyeuristische Neugier zügeln?
Wenn ich wissen möchte, was meine
Nachbarn machen, kann ich mich
mit ihnen treffen und mich unterhalten. Ebenso bei einem fremdländischen Menschen. Ich muss ihn
nicht anstarren – ich kann mit ihm
reden und kann so viele Dinge erfahren. Wer das nicht möchte, kann
und sollte dagegen auf Distanz gehen und sich um seine eigenen Dinge kümmern.
Sind Frauen neugieriger als
Männer?
Nein. Allerdings gibt es unterschiedliche Formen der Neugier. Frauen reden eher und neigen im Vergleich zu
Männern häufiger zu Klatsch und
Tratsch. Männer dagegen sind vergleichsweise anfälliger für Stalking
und Nachstellung. Sie wollen zum
Beispiel alles über ihre Ex wissen
und üben immer noch Kontrolle aus.
Auch das ist eine Form der Neugier,
die im Vergleich zum Klatsch und
Tratsch eher im Verborgenen ausgeübt wird.
6 tag 3/2015
versorgt
Andere Farbe,
andere Form
Generika. Sehen Medikamente anders aus als
gewohnt, sind Patienten oft verunsichert – allerdings
ohne Grund.
ährend einer Behandlung kann es vorkommen,
dass die gewohnten Medikamente durch sogenannte Generika ersetzt werden. Diese sind
wirkstoffgleich, können sich aber in Form und Farbe von
den bisherigen Präparaten unterscheiden. „Das verunsichert viele Patienten“, weiß Dr. Jürgen Lubienski, Knappschaftsarzt in Lünen. „Es ist aber wichtig, dass ein
Patient seine Therapie einhält. Treten durch den Wechsel
eines Präparates Probleme auf, sollten diese umgehend
mit dem behandelnden Arzt besprochen werden.“
W
Hochwertige Präparate, günstiger Preis: Um verantwortungsvoll mit den Beiträgen ihrer Versicherten umzugehen und für Beitragsstabilität zu sorgen, ist Krankenkassen auch bei der Arzneimittelversorgung daran gelegen,
möglichst hochwertige Präparate zum günstigsten Preis
einzusetzen. Dies ist umso wichtiger, da die Kosten für
Arzneimittel einer der größten Ausgabenblöcke der gesetzlichen Krankenkassen sind. Eine Möglichkeit dem
Ausgabenanstieg entgegenzuwirken, ist für Krankenkassen, mit pharmazeutischen Unternehmen Rabatte für
Arzneimittel auszuhandeln und/oder statt auf Originalpräparate auf Generika zu setzen. Das senkt die Kosten
bei gleichbleibender Qualität.
Die Verträge werden in der Regel für zwei Jahre abgeschlossen. Danach können andere Arzneimittelhersteller
die Ausschreibung gewinnen. Daher muss ein Medikament hin und wieder gewechselt werden. Doch kein
Patient muss befürchten, ein weniger wirksames oder
schlechteres Medikament zu erhalten. Die Versorgung
mit Arzneimitteln wird in Deutschland durch das Arzneimittelgesetz (AMG) geregelt. Es definiert, was genau Arzneimittel sind und welche (Qualitäts-) Standards erfüllt
werden müssen.
Stiftung Warentest bestätigt die Wirksamkeit: Generika sind genauso wirksam, kosten aber weitaus weniger
als das Originalpräparat, beurteilt Stiftung Warentest.
Nicht nur die Krankenkassen sparen damit Geld, sondern
auch der Patient, wenn er beim Einkauf in der Apotheke
Generika verlangt. Bis zu 90 Prozent Ersparnis sind möglich, da es teilweise große Preisunterschiede bei Präparaten mit und ohne Rezept gibt.
Ein Beispiel ist das Potenzmittel Viagra. Im Jahr 2013
kamen entsprechende Generika auf den deutschen
Markt. Betroffene müssen hierfür – je nach Herstellerfirma, Dosis und Packungsgröße – etwa 65 bis 90 Prozent weniger zahlen als für das Originalpräparat. Auch
bei rezeptfreien Mitteln lässt sich kräftig sparen: So
kosten manche Nachahmungsmittel der Schmerz- und
Fieberarznei „Aspirin“ nicht einmal halb so viel wie das
ursprüngliche Medikament. Martina Müller/Christina Voß
Noch Fragen?
Kunden der Knappschaft können über den persönlichen Mitgliederbereich auf der Homepage der Knappschaft die Datenbank „Medikamente im Test“ der Stiftung Warentest kostenlos nutzen. Registrierung über
www.knappschaft.de/online-geschaeftsstelle
Mehr Informationen dazu finden Sie auf der Seite 9 in
diesem Heft.
Dr. Jürgen Lubienski,
Knappschaftsarzt in Lünen,
beantwortet häufige Fragen:
Was sind Generika?
Generika sind Arzneimittel, die nach Ablauf des Patentschutzes des Erstanbieters von anderen Pharmaunternehmen auf den Markt gebracht werden dürfen. Der
Vorteil: Sie können durch den reduzierten Einsatz von
Forschungs- und Entwicklungskosten preiswerter
angeboten werden als gleichwertige Originalpräparate.
Ist ein Generikum so gut wie das Original?
Ein Generikum entspricht in der Qualität und Wirksamkeit dem Originalpräparat. Dies müssen alle
Arzneimittelhersteller mittels sogenannter Bioäquivalenztests beim Bundesinstitut für Arzneimittel und
Medizinprodukte nachweisen.
Wirken Generika zuverlässig?
Generika sind geprüfte und erprobte Arzneimittel.
Ihre Wirksamkeit und Sicherheit sind bereits bei ihrer
Zulassung bekannt. Generika sind heute fester Bestandteil der Arzneimitteltherapie und haben sich
millionenfach bewährt.
tag 3/2015 7
Auf Euro und Cent
Finanzen. Die Einnahmen und Ausgaben der
Knappschaft im Überblick.
ine solide Finanzpolitik, verbunden mit
einer hohen Transparenz für die Kunden
sind wichtige Werte der Knappschaft.
Daher gibt es regelmäßig einen Einblick in
die Finanzsituation.
E
Einnahmen
Im Jahr 2014 erzielte die Knappschaft Gesamteinnahmen von 6,842 Milliarden Euro.
Davon erhielt sie 6,784 Milliarden Euro aus
dem Gesundheitsfonds, in den die Beitragszahlungen der Mitglieder aller Kassen der
gesetzlichen Krankenversicherung fließen.
Von dort aus wird das Geld an die einzelnen
Kassen entsprechend dem Alter und dem
Gesundheitszustand ihrer Versicherten verteilt.
❚
❚ Ausgaben
Den Einnahmen stehen Ausgaben von 6,888
Milliarden Euro gegenüber. Die Ausgaben
stiegen im Vergleich zum Vorjahr aufgrund
der Preissteigerungen in verschiedenen Leistungsbereichen um 249 Millionen Euro an.
Das sind 3,8 Prozent insgesamt bzw. 4,2 Prozent je Kunden.
Im Jahr 2014 erzielte die Knappschaft einen Fehlbetrag von 46 Millionen Euro. Dieser
resultiert aus den geringen Einnahmen des
Gesundheitsfonds und Korrekturen für die
Vergangenheit. Der Fehlbetrag konnte aus
den Finanzreserven gedeckt werden. Die
Tabelle zeigt, wie sich die Ausgaben auf die
einzelnen Leistungsbereiche verteilen. Detaillierte Informationen findet man demnächst unter www.kbs.de Ulrich Paschek
Ausgaben 2014
Leistungsbereich
(Mio. EUR)
Ärztliche Behandlung
1.078,4
Zahnärztliche Behandlung
203,3
Zahnersatz
101,2
Arzneimittel
1.145,0
Heilmittel
160,9
Hilfsmittel
234,5
Krankenhausbehandlung
2.633,9
Krankengeld
236,4
Fahrkosten
198,3
Vorsorge- und Rehamaßnahmen 101,6
Soziale Dienste und Prävention 39,3
Früherkennungsmaßnahmen
42,7
Schwangerschaft/Mutterschaft 45,8
Häusliche Krankenpflege
246,4
Sonstige Aufwendungen
151,2
Verwaltungskosten
268,9
Insgesamt:
6.887,8
Verbesserungen beim Krankengeld
Betreuungsangebot. Zusätzliche Beratung soll Versicherte im
Krankheitsfall besser unterstützen.
ersicherte, die Krankengeld von ihrer
Krankenkasse beziehen, haben häufig
eine länger andauernde Krankheit zu
überwinden. In dieser Zeit haben sie oft einen erheblichen Beratungs- und Unterstützungsbedarf, der über allgemeine Auskünfte
hinausgehen kann. Die Knappschaft bietet
diese individuelle Unterstützung bereits seit
Jahren an. Nun haben die Versicherten bei
allen Krankenkassen einen gesetzlichen
Anspruch darauf. Das Angebot ist freiwillig.
Damit die Knappschaft auch weiterhin
ihre Versicherten im Krankheitsfall bestmöglich betreuen und unterstützen kann, zum
Beispiel bei Facharztterminen, nimmt sie
mit ihnen bei einer Arbeitsunfähigkeit (AU)
Kontakt auf. Nach vorheriger Information
des Versicherten über das zusätzliche Leistungsangebot kann im Falle der Zustimmung die individuelle Beratung und Hilfestellung gewährleistet werden.
Versicherte müssen zum lückenlosen
Nachweis der weiteren Arbeitsunfähigkeit
V
8 tag 3/2015
rechtzeitig zum Arzt gehen. Bislang musste
dafür die Folgebescheinigung spätestens am
letzten Tag der bisher bescheinigten Arbeitsunfähigkeit ärztlich festgestellt werden. Seit
dem 23. Juli 2015 reicht es aus, wenn die weitere Arbeitsunfähigkeit am nächsten Werktag nach dem zuletzt bescheinigten Ende
der Arbeitsunfähigkeit festgestellt wird. Da
Samstage hier nicht als Werktage gelten, ist
die ärztliche Feststellung am Montag ausreichend, wenn die zuvor bescheinigte Arbeitsunfähigkeit an einem Freitag endet.
Nachweislücken vermeiden: Geht der Versicherte am folgenden Werktag jedoch nicht
zum Arzt, entsteht eine Lücke. Wie bisher
führt die verspätete Bescheinigung der weiteren Arbeitsunfähigkeit zu Nachteilen. Entweder kann das Krankengeld für einzelne
Tage nicht gezahlt werden oder im Extremfall, etwa wenn der Versicherte arbeitslos
ist, endet die Krankengeldzahlung. Die Mitgliedschaft kann dann nur ohne Anspruch
auf Krankengeld fortgeführt werden. Folgendes Beispiel zeigt, wie man die lückenlose Arbeitsunfähigkeit nachweisen kann.
Beispiel:
❚ ärztliche Feststellung der AU am 31. Juli
(Freitag)
❚ voraussichtliche AU bis 14. August (Freitag)
Ergebnis:
Sofern die AU-Folgebescheinigung spätestens am 17. August (Montag) festgestellt
wird, ist die AU lückenlos nachgewiesen.
Wird die AU-Folgebescheinigung erst am
18. August (Dienstag) nachgewiesen, liegt
kein lückenloser Nachweis vor.
Daher gilt, sofern die Arbeitsunfähigkeit
nicht beendet werden kann: Rechtzeitig vor
Ablauf der bescheinigten Arbeitsunfähigkeit
einen Folgetermin vereinbaren und zum Arzt
gehen, spätestens am folgenden Werktag.
Michael Hartmann
versorgt
Im Kurort ambulant behandelt
Pflegekompass auf
Smartphone und Tablet
Service. Für die Suche nach geeigneten Pflegeanbietern
bietet die Knappschaft im Internet das Suchportal
www.der-pflegekompass.de. Damit besteht die Möglichkeit, über die Angabe der Postleitzahl oder des Ortsnamens
die Einrichtungen vor Ort abzufragen, die mit den Pflegekassen Verträge geschlossen haben.
Diese Suche steht auch für Tablets oder Smartphones zur
Verfügung. Wird der Pflegekompass mit einem mobilen
Endgerät aufgerufen, erscheint eine mobile Darstellung der
Seite, die für die jeweilige Größe des Gerätes angepasst
wird. Der Seitenaufbau und das Menü bieten dann eine
komfortable und übersichtliche Hilfe auch an Tablets und
Smartphones.
Da der Pflegekompass durch den jeweiligen InternetBrowser aufgerufen wird, ist die
Installation einer zusätzlichen App
nicht notwendig. Wird eine Ver
knüpfung mit dem Startbildschirm
des Gerätes angelegt, kann man
schnell auf den Pflegekompass
zugreifen. Der QR-Code links leitet
direkt auf die mobile Seite weiter.
Angebot. Bei ambulanten Vorsorgeleistungen in einem staatlich anerkannten Kurort gibt es
einige wichtige Änderungen. Dabei handelt es sich um kurärztliche Behandlungen, Leistungen
der physikalischen Therapie sowie gesundheitsbildende Maßnahmen.
Die Knappschaft übernimmt
hierbei die Kosten der kurärztlichen Behandlung und der
ärztlich verordneten Kurmittel,
abzüglich der gesetzlichen Zuzahlung. Außerdem gewährt
sie einen Zuschuss von pauschal
100 Euro zu den Ausgaben für
Unterkunft, Verpflegung, Kurtaxe und An- und Abreise, sofern
die Maßnahme 14 Tage oder länger dauert. Chronisch kranke
Kleinkinder erhalten einen Zuschuss von 21 Euro je Kalendertag.
Die Kosten für sogenannte
„Pauschalkuren“ von Reiseveranstaltern, bei denen im Reisepreis
sowohl Unterkunft, Verpflegung
als auch ärztliche Behandlung
und die medizinisch-therapeutischen Anwendungen enthalten
sind, werden nicht erstattet. Hier
ist die vom Gesetzgeber geforderte individuelle medizinische
Ausrichtung von ambulanten
Vorsorgeleistungen nicht sichergestellt.
Medikamente im Test
Online-Service. Kunden der Knappschaft
können ab sofort auf der Homepage der
Knappschaft die Datenbank „Medikamente
im Test“ der Stiftung Warentest kostenlos
nutzen.
In der Datenbank erfahren sie, wie ihr
Medikament bewertet wird. Hierzu hat die
Stiftung Warentest insgesamt über 8.000
frei verkäufliche und rezeptpflichtige Medikamente für 185 Anwendungsgebiete untersucht und in der Datenbank zusammengefasst. Außerdem erhalten Kunden der
Knappschaft dort Hinweise zur Wirkweise
und Anwendung einzelner Medikamente,
zu Nebenwirkungen und Vorsichtsmaßnahmen sowie die Möglichkeit, einen Preisvergleich durchzuführen.
Wichtig: Um das Angebot nutzen zu
können, muss man für die Online-Geschäftsstelle der Knappschaft registriert
beziehungsweise angemeldet sein. Über
die dort aufgeführte Rubrik „Medikamente
im Test“ gelangt man per Link zum kostenfreien Angebot. Die Registrierung zur Online-Geschäftsstelle kann problemlos über
die Internetseite der Knappschaft unter
www.knappschaft.de vorgenommen
werden.
tag 3/2015 9
gesund
Vorsorg
U1
Neugeborenen-Erstuntersuchung
direkt nach der Entbindung
Herz und Lunge werden abgehört, die Haut
auf ihre Durchblutung untersucht, Reflexe
werden überprüft, Körperlänge und Kopfumfang gemessen.
U2 3. – 10. Lebenstag
Organe, Geschlechtsteile, Haut und Knochen
werden untersucht. Verdauung, Reflexe und
die Funktionstüchtigkeit des Hüftgelenkes
werden überprüft.
U3
4. – 5. Lebenswoche
Kontrolle der altersgerechten Entwicklung,
Körperfunktionen, Hörvermögen und Reflexe
werden geprüft und das Hüftgelenk mittels
Ultraschall untersucht.
U4
3. – 4. Lebensmonat
Organe und Geschlechtsteile sowie die Beweglichkeit und das Reaktionsvermögen
werden untersucht, das Hör- und Sehvermögen geprüft und die Knochenlücke am Kopf
(Fontanelle) kontrolliert. Eltern erhalten Information über wichtige Kinderimpfungen
und eventuell erste Impfung.
U5
6. – 7. Lebensmonat
Körperfunktionen werden untersucht, die
Beweglichkeit und Körperbeherrschung geprüft; Kontrolle des Hör- und Sehvermögens.
U6
Kinder- und Jugenduntersuchungen. Gerade bei
Kindern ist Vorsorge in den ersten Lebensjahren
besonders wichtig.
inder vollziehen im ersten Lebensabschnitt die wichtigsten körperlichen
und geistigen Entwicklungsschritte. Die
U- und J-Untersuchungen helfen, frühzeitig
Erkrankungen zu erkennen. Über die allgemeinen Kassenleistungen hinaus bietet die
Knappschaft die Untersuchungen U10, U11
und J2 an und übernimmt für alle Kindervorsorgeuntersuchungen die Kosten. Außerdem
hat das Kind einen Anspruch auf zwei zahnärztliche Früherkennungsuntersuchungen.
K
10 tag 3/2015
Stellt der Zahnarzt ein erhöhtes Kariesrisiko
fest, kann eine dritte Untersuchung vorgenommen werden.
Ein spezieller Service für die Kunden der
Knappschaft: Ab der 5. Vorsorgeuntersuchung (U5) erhalten die Eltern rechtzeitig zu
allen weiteren Terminen ein Anschreiben,
damit auch keine U- und J-Untersuchung
versäumt wird.
Die Kinder- und Jugenduntersuchungen
im Überblick:
10. – 12. Lebensmonat
Körperfunktionen werden untersucht, die
Beweglichkeit und Körperbeherrschung
geprüft und die sprachliche Entwicklung
untersucht. Eltern erhalten eine Erinnerung
an erforderliche Auffrischimpfungen.
U7 21. – 24. Lebensmonat
Körperfunktionen werden untersucht, die
geistige Entwicklung überprüft und die
Milchzähne kontrolliert. Eltern erhalten eine
Erinnerung an eventuell versäumte Impfungen.
U7a 34. – 36. Lebensmonat
Untersuchung auf allergische Erkrankungen,
Zahn-, Mund- und Kieferanomalien, Sozialisations- und Verhaltensauffälligkeiten werden kontrolliert, das Gewicht wird geprüft
und die Sprachentwicklung kontrolliert.
e für den Nachwuchs
U8 46. – 48. Lebensmonat
Organe werden auf ihre Funktionstüchtigkeit kontrolliert, das Seh- und Hörvermögen
sowie die Körperbeherrschung geprüft und
die Sprachentwicklung untersucht; Blutdruckmessung und Urinuntersuchung.
wie zum Beispiel Lese-Rechtschreib-Rechenstörungen, von Störungen der motorischen
Entwicklung und Verhaltensauffälligkeiten, wie
zum Beispiel ADHS. Zahn-, Mund- und Kieferanomalien und das Medienverhalten werden
überprüft.
das Skelettsystem, die Sinnesfunktionen,
die pubertäre Entwicklung sowie Blut und
Urin werden untersucht. Themenschwerpunkte: Hautprobleme, Essstörungen, Übergewicht. Zusätzlich: Beratung über Sexualität,
Verhütung, Drogenmissbrauch und Rauchen.
U9 60. – 64. Lebensmonat
Organfunktionen werden untersucht, das
Seh- und Hörvermögen sowie die Körperhaltung und Fußstellung werden geprüft.
Kontrolle der grob- und feinmotorischen Entwicklung, die geistige, seelische und soziale
Entwicklung wird überprüft – besonders im
Hinblick auf die zu erwartende Schulreife;
Urinuntersuchung, Blutdruckmessung. Erinnerung an Auffrischimpfungen.
U11
9. – 10. Lebensjahr – Zusatzleistung
der Knappschaft
Schwerpunkte sind das Erkennen und die
Therapieeinleitung von Schulleistungsstörungen, Medienverhalten, Sozialisationsund Verhaltensauffälligkeiten. Zahn-, Mundund Kieferanomalien werden überprüft.
Gesundheitsbewusstes Verhalten soll durch
Ernährungs-, Bewegungs-, Stress-, Sucht- und
Medienberatung unterstützt werden.
J2 16. – 17. Lebensjahr – Zusatzleistung
der Knappschaft
Schwerpunkte sind das Erkennen und die
Behandlung von Pubertäts- und Sexualitätsstörungen, Haltungsstörungen und die
Aufklärung über medizinische Risiken, wie
zum Beispiel Schilddrüsenerkrankungen und
Diabetes. Geprüft werden Sozialisations- und
Verhaltensauffälligkeiten sowie der Umgang
Katja Synow
mit Medien und Drogen.
U10 7. – 8. Lebensjahr – Zusatzleistung
der Knappschaft
Schwerpunkte sind das Erkennen und die Therapieeinleitung von Entwicklungsstörungen,
J1
Noch Fragen?
Mehr Informationen gibt es am kostenlosen Service-Telefon unter 08000 200 501
oder unter www.knappschaft.de
Interview mit
Dr. Gerrit Lautner,
Kinder- und Jugendklinik Gelsenkirchen
Welche Vorsorgeuntersuchungen für
Kinder empfehlen Sie
Eltern?
Von Geburt an bis zur Einschulung haben
wir insgesamt zehn Vorsorgeuntersuchungen, die einerseits die körperliche Entwicklung mit Messen und Wiegen von Größe
und Gewicht mit einbeziehen, aber eben
auch sehr auf die körperliche und geistige
Entwicklung eingehen. Das heißt, wir
schauen anfänglich: Wie entwickeln sich die
Sinnesorgane? Später: Wie kommt das Kind
ans Laufen? Und dann: Wie entwickelt sich
die Sprache?
Und welche Angebote gibt es für
Jugendliche?
Im Alter von etwa 13 Jahren gibt es das Angebot der Vorsorgeuntersuchung J1. Hier
wird neben der körperlichen Untersuchung
ein Schwerpunkt auf die Entwicklung von
seelischen Auffälligkeiten oder Verhaltens-
13. – 14. Lebensjahr
Die körperliche und seelische Gesundheit
wird untersucht, Größe und Gewicht gemessen und der Impfstatus geprüft. Die Organe,
auffälligkeiten gelegt. Gleichzeitig geht es
um Schule, Schulleistungsprobleme, aber
auch um gesundheitsgefährdendes Verhalten in der Pubertät. Nehmen die Jugendlichen beispielsweise Drogen, rauchen oder
trinken sie Alkohol.
Und was wird bei diesen zusätzlichen
Vorsorgeuntersuchungen gemacht?
Bei den Untersuchungen im Grundschulalter geht es darum, Lese- und Rechtschreibschwächen sowie Rechenstörungen
zu erkennen. Großes Thema ist dabei auch
ADHS. Bei der Jugenduntersuchung im Alter
von 16 bis 17 Jahren wird zum Beispiel untersucht, ob der Berufswunsch des Jugendlichen mit seiner körperlichen Fitness zusammenpasst. Und es geht um alterstypische
Themen wie Sexualität, Umgang mit Drogen, Rauchen und Alkohol.
Warum sind diese Untersuchungen denn
so wichtig?
Weil ich als Kinderarzt hier eine Möglichkeit
habe, die Eltern zu einem gesunden Lebensstil für sich und ihre Kinder anzuleiten. Sie
sind außerdem wichtig dafür, dass ich frühzeitig Fehlbildungen oder Entwicklungsstörungen erkenne. Nur so kann ich sie
auch viel wirksamer und mit viel weniger
Aufwand behandeln.
Nutzen viele Eltern diese Vorsorgeuntersuchungen und was passiert, wenn man mal
eine vergisst?
Bei den Untersuchungen, die bis zur Einschulung durchgeführt werden, nehmen
eigentlich alle Eltern diese Möglichkeit
wahr. Außerdem wird zentral erfasst, ob jedes Kind zur Vorsorgeuntersuchung war.
Falls nicht, werden die Eltern angeschrieben.
Außerdem gibt es viele Krankenkassen, zum
Beispiel die Knappschaft, die auch die Eltern
an die Untersuchungstermine erinnern und
auch ihre Versicherten für durchgeführte
Untersuchungen belohnen.
Wer kommt eigentlich für die Kosten auf?
Die Vorsorgeuntersuchungen bis zur U9,
also bis zur Einschulung, werden von den
Krankenkassen übernommen. Weitere Angebote, die darüber hinaus gehen, zum Beispiel im Grundschulalter die U10 und U11
sowie eine Jugendvorsorgeuntersuchung J2,
müssen von den Eltern bezahlt werden.
Denn viele Krankenkassen bezahlen diese
nicht. Eine Ausnahme ist hier aber die
Knappschaft.
tag 3/2015 11
kinderseite
12 tag 3/2015
gesund
Was essen?
Noch empfehlenswert (auf Herkunftsland achten):
Dorade (Griechenland, Kroatien), Heilbutt (Nordwestatlantik), Kabeljau (Atlantik, Pazifik), Karpfen (Aquakultur),
Lachs (Pazifik), Sardellen, Scholle (Pazifik), Seelachs (Nordostatlantik), Seeteufel (Nordostatlantik), Tilapia (Vietnam),
Tintenfisch (Östl. Zentraler Pazifik),
Wolfsbarsch (Griechenland, Kroatien),
Zander (Europäische Binnengewässer)
Gefährdet:
Aal, Alaska-Seelachs, Schillerlocke
(Dornhai), Makrele, Marlin, Rotbarsch,
Seezunge, Steinbeißer (Seewolf)
Quelle: Fisch-Einkaufsratgeber Greenpeace
Fisch macht klug
Ernährung. Symbolträchtig, gesund und leider
auch gefährdet – Fisch wird vieles nachgesagt.
Doch was stimmt wirklich?
as Weisheiten angeht, können die
meisten Tiere Fischen nicht das
Wasser reichen. Der Aussage „Fisch
macht klug“ bescheinigen sogar Wissenschaftler einen hohen Wahrheitsgehalt.
Schwedische Forscher haben schon vor Jahren nachgewiesen, dass regelmäßiger Fischverzehr die Intelligenz von Teenagern in der
Wachstumsphase fördert. Als Grund wurden
die in fettem Seefisch enthaltenen Omega-3Fettsäuren vermutet. Amerikanische Studien
bestätigen, dass Fischgenuss in der Schwangerschaft der geistigen Entwicklung des Kindes zugute kommt. Hierzulande empfiehlt
die Deutsche Gesellschaft für Ernährung
(DGE), zweimal pro Woche Fisch zu essen.
„See- und Süßwasserfische liefern wertvolles
Eiweiß und außerdem die lebenswichtigen
mehrfach ungesättigten Fettsäuren, die vor
W
Arterienverkalkung und Herzinfarkt schützen“, betont Isabelle Keller, Ernährungswissenschaftlerin der DGE. Dabei sollten
abwechselnd sowohl fettarme Fische wie
Kabeljau oder Schellfisch als auch fette
Schuppentiere wie Lachs auf dem Teller landen. Salzwasserfische enthalten zudem das
für die Schilddrüse wichtige Jod.
Auf Gütesiegel achten: Leider hat aber der
Gesundheitsaspekt für die Meerestiere eine
Kehrseite: Viele wild gefangene Arten sind
regelrecht „ausgefischt“ und vom Aussterben bedroht. Bei in Aquakulturen gezüchteten Fischen besteht das Risiko, dass sie auf
zu engem Raum gehalten, mit Fischmehl
und schlimmstenfalls mit Antibiotika hochgepäppelt werden. Offizielle Gütesiegel
sollen das Gewissen der Fischfreunde beru-
higen, indem sie umweltbewussten nachhaltigen Fischfang und artgerechte Aufzucht
versprechen. So gibt es beispielsweise die
vom WWF gegründeten blauen Siegel des
Marine Stewardship Council (MSC) und des
Friend of the Sea (FOS) für Wildfisch sowie
das rote ASC-Siegel für Zuchtfisch. Auch die
Organisation Naturland vergibt Gütesiegel
für Aquakultur und Wildfisch entsprechend
ökologischer Richtlinien. Hundertprozentig
verlässlich sind Siegel aber leider nicht. So
wurden zum Beispiel MSC und FOS beschuldigt, Fischereien nicht streng genug zu
überprüfen.
Wer im tiefen Meer der Fischsiegel nicht
im Trüben fischen will, kann sich einen Einkaufsratgeber aufs Handy installieren. Die
Fisch-Apps von Greenpeace oder WWF bieten
einen schnellen Überblick, welche Fische
welcher Herkunft aktuell ohne Reue gekauft
werden dürfen. Beim Einkauf sollte dann
darauf geachtet werden, dass
❚ bei ganzen Fischen die Augen klar sind
❚ ganze Fische entschuppt sind
❚ Fisch nach dem Einkauf sofort aus der Verpackung genommen und möglichst „luftig“
im Kühlschrank aufbewahrt wird.
Fisch lässt sich übrigens auch einfrieren,
verliert jedoch schon nach wenigen Tagen
Aroma und Saft. Wer’s lieber ohne Gräten
mag, kauft entweder gleich Filet oder entfernt vor der Zubereitung die Gräten mit
einer Grätenzange.
Caroline Beyer-Enke
Noch Fragen?
Infos und originelle Rezepte:
Cornelia Schinharl u. a.: fish basics, Gräfe
und Unzer, 15 Euro.
tag 3/2015 13
Mehr Leistungen
Pflege. Nachdem das erste Pflegebedürftigkeits-
gesetz schon im Januar 2015 in Kraft getreten ist,
kündigt sich bereits das zweite an.
inige wesentliche Eckpunkte: Ein neuer
Pflegebedürftigkeitsbegriff und ein neues Begutachtungsverfahren sollen dafür
sorgen, dass Pflegebedürftigkeit ganzheitlicher verstanden und Unterschiede zwischen
körperlichen und geistigen Beeinträchtigungen wegfallen. Die Pflegeberatung durch die
Knappschaft soll demnächst nicht nur für
den Pflegebedürftigen selbst gelten, sondern
auch aktiv seine Angehörigen oder sonstige
Personen, zum Beispiel Lebenspartner, einbeziehen.
E
Bisherige Unterscheidung entfällt: Der
neue Pflegebedürftigkeitsbegriff beschreibt
Personen als pflegebedürftig, die wegen einer Beeinträchtigung der Selbstständigkeit
oder der Fähigkeiten die Hilfe anderer benö-
tigen. Die bisherige Unterscheidung zwischen Pflegebedürftigen mit körperlichen
Einschränkungen einerseits und mit kognitiven (das sind vorwiegend Demenzkranke)
oder psychischen Einschränkungen andererseits soll wegfallen.
Bereits das erste Pflegestärkungsgesetz,
das am 1. Januar 2015 in Kraft getreten ist,
sieht Leistungsverbesserungen vor, die in
diese Richtung gehen, und berücksichtigt
Hilfestellungen für demenziell erkrankte
pflegebedürftige Menschen mehr als zuvor.
Für alle Pflegebedürftigen ist somit der gleiche Zugang zu allen Leistungen der sozialen
Pflegeversicherung in Abhängigkeit vom jeweiligen zukünftigen Pflegegrad vorgesehen.
Zur Finanzierung der weiteren Leistungsausweitung werden mit dem zweiten Pflege-
stärkungsgesetz die Beiträge zur Pflegeversicherung um weitere 0,2 Prozentpunkte
angehoben. Das Gesetz wird in seinen
wesentlichen Teilen voraussichtlich zum
1. Januar 2017 in Kraft treten.
Aus drei werden fünf: Die gegenwärtigen
drei Pflegestufen und die gesonderte
Prüfung einer eingeschränkten Alltagskompetenz, mit der aktuell insbesondere demenzielle Beeinträchtigungen untersucht werden, entfallen künftig. Und der für die pflegerische Versorgung benötigte Zeitaufwand,
der bisher für die Zuordnung zu einer Pflegestufe entscheidend war, wird nicht mehr von
Bedeutung sein.
Mit einem neuen Begutachtungsinstrument wird zukünftig erhoben, inwieweit die
Selbstständigkeit einer Person beeinträchtigt ist beziehungsweise Fähigkeitsstörungen vorliegen. Dabei werden Tätigkeiten in
sechs pflegerelevanten Bereichen begutachtet und der Hilfe- beziehungsweise Unterstützungsbedarf ermittelt. Das Ergebnis
wird – nach einem gesetzlich festgelegten
Verfahren – in Punkten ausgedrückt, die
dann den Pflegegrad bestimmen. So ist beispielsweise bei 12,5 bis unter 27 Punkten eine
geringe Beeinträchtigung der Selbstständigkeit und damit der Pflegegrad 1 gegeben. Der
Pflegegrad 5 liegt vor bei 90 bis 100 Punkten
und drückt die schwerste Beeinträchtigung
der Selbstständigkeit mit besonderen Anforderungen an die pflegerische Versorgung aus.
Der Gesetzgeber will zukünftig niemanden
schlechter stellen und plant Überleitungsregelungen, die eine Benachteiligung ausschließen sollen.
Alle gewinnen: „Die Knappschaft begrüßt,
dass Pflegebedürftige zukünftig unabhängig
von der Art ihrer Bedürftigkeit eine passgenauere Unterstützung erhalten, die in fünf
Pflegegraden abgebildet wird“, erklärt Bettina am Orde, Geschäftsführerin der Knappschaft. „Dadurch gewinnen alle – sowohl
Demenzkranke als auch Menschen mit körperlichen Einschränkungen. Insbesondere in
einer immer älter werdenden Gesellschaft
wird die Pflege weiter an Bedeutung zunehmen und muss uns etwas wert sein. Wir
brauchen Unterstützungen, die auf die Bedürfnisse pflegebedürftiger Menschen sowie
die ihrer Angehörigen zugeschnitten sind
und dem jeweiligen individuellen Versorgungs- und Betreuungsbedarf gerecht werden.“
Walburga Milles
14 tag 3/2015
gesund
Besser kleine Teller?
Abnehmen. Eine weit verbreitete Annahme besagt: Wer abnehmen möchte, isst
einfach von kleineren Tellern. Dass dies
nicht unbedingt funktioniert, belegt eine
Studie der University of Connecticut mit
übergewichtigen weiblichen Teenagern
zwischen 14 und 18 Jahren.
Der Test hat untersucht, wie die Mädchen Portionsgrößen wahrnehmen. Dazu
mussten sie schätzen, wie umfangreich
eine immer gleiche Essensportion ist, die
aber auf unterschiedlich großen Tellern
präsentiert wurde. Das Egebnis: Im Vergleich zu Normalgewichtigen achten
Übergewichtige weniger auf verschiedene
optische Hinweise. Die Größe des Tellers
hatte zumindest keine Auswirkungen auf
die Schätzung der Portionsgröße. Als Abnehmtrick demnach denkbar ungeeignet.
Weniger ist mehr
Duschvergnügen. Wasser auf der Haut – ein Genuss! Für
viele ist die morgendliche Dusche nach dem Aufwachen
ein unbedingtes Muss. Hautärzte warnen jedoch vor zu
häufigem Duschen. Besonders diejenigen, die gerne ausgiebig unter der heißen Brause stehen, tun ihrer Haut
nichts Gutes. Eher im Gegenteil: Der empfindliche
Schutzmantel der Haut wird durch zu viel Nass angegriffen – im schlimmsten Fall können Ekzeme, gerötete und
juckende Haut die Folge sein. Deshalb das Duschvergnügen möglichst kurz halten: fünf bis sieben Minuten mit
nicht zu heißem Wasser! Es ist unnötig, den gesamten
Körper einzuseifen – besser beschränkt man sich auf
Füße, Achseln und die Intimregion. Dabei reicht eine
haselnussgroße Portion Duschgel mit einem pH-Wert
von 5,5 völlig aus.
Schon gewusst?
Naschereien. Torten, Kuchen, zuckerhaltige Getränke,
Schokolade und Co. – alle diese süßen Verführungen
machen müde und senken die Leistungsfähigkeit.
Wer im Alltag mental auf der Höhe bleiben will, sollte beim Pausensnack eher Proteine zu sich nehmen
und auf zuckerhaltige Lebensmittel verzichten. Also
besser ein Ei als Pausensnack als ein Stück Schokolade, besser ein Brot mit Ei oder Fisch als ein Brot mit
Marmelade oder Nussnougatcreme. Zu den Top Ten
proteinhaltiger Lebensmittel gehören beispielsweise
Fisch, Geflügel, Eier, Hartkäse, Hüttenkäse, Magerquark und Nüsse.
Seitenstechen im Griff
Bewegung. Freizeitjogger, aber auch eingefleischte Sportler
kennen das Phänomen – manchmal sticht es aus heiterem
Himmel in der Seite. Die gute Nachricht: Seitenstechen ist
zwar unangenehm und kann sogar richtig wehtun, aber
gefährlich ist es nicht. Meist tritt es bei starker körperlicher
Belastung auf, zum Beispiel bei einem Ausdauersport wie
Laufen. Ungeübte sind eher betroffen als Geübte, aber
wenn es erst mal sticht, heißt es für jeden: Tempo drosseln
und sich auf die Bauchatmung konzentrieren. Wer beispielsweise drei Schritte lang ein- und drei Schritte lang
ausatmet, hat die Seitenstiche relativ schnell wieder im
Griff. Auch die Arme hochzuheben und bei langsamem
Gehen ruhig weiterzuatmen hilft.
Übrigens: Zwischen Essen und Training sollten besser
zwei Stunden liegen – auch das kann unangenehmem Seitenstechen vorbeugen.
tag 3/2015 15
informiert
Gesucht und gefunden
Haushaltsjob-Börse. Mit dem Serviceangebot der
Minijob-Zentrale finden private Arbeitgeber
und Arbeitnehmer zusammen.
ie Haushaltsjob-Börse zählt inzwischen mehr als 14.000 Nutzer. Ins
Leben gerufen wurde das kostenlose
Online-Stellenportal für Menschen, die für
Tätigkeiten, wie zum Beispiel Staubsaugen,
Fensterputzen, Gartenpflege, Kinderbetreuung oder auch fürs Gassigehen, Unterstützung suchen beziehungsweise ihre Hilfe
anbieten wollen.
Karin Ellinghaus, die 49-jährige Buchhalterin aus Recklinghausen, hat über die Haushaltsjob-Börse eine Betreuung für ihre zwei
Hunde gefunden. Gerd Schlosser, 67, wohnt
nur drei Straßen entfernt und geht nun regelmäßig mit den beiden Vierbeinern Benno
und Balou Gassi – als Minijobber. Im Interview berichten beide über ihre Erfahrungen
mit der Börse.
D
Warum haben Sie in der HaushaltsjobBörse ein Inserat aufgegeben?
Ellinghaus: Ich habe schon seit einiger Zeit
jemanden gesucht, der sich an längeren
Arbeitstagen um meine Hunde kümmert. Da
ich von der Haushaltsjob-Börse gehört hatte,
habe ich mich dort registriert und vorhandene Anzeigen gelesen. Weil in meiner Umgebung jedoch kein Hundesitter zu finden war,
gab ich selbst ein Inserat auf.
Und wie haben Sie von der HaushaltsjobBörse erfahren, Herr Schlosser?
Schlosser: Durch einen Artikel in der Tageszeitung. Seit ich in Rente bin, habe ich schon
oft an eine Nebenbeschäftigung gedacht.
Ich ging direkt ins Internet und registrierte
mich unter www.haushaltsjob-boerse.de
Über die Suchfunktion auf dem Portal gab
ich meine Postleitzahl ein und fand im
Arbeitsbereich „Tiere“ die Anzeige „Suche
Gassigänger“. Da habe ich sofort Kontakt
aufgenommen.
Wie ging es dann weiter?
Ellinghaus: Zum Kennenlernen haben wir
uns zweimal zu Probespaziergängen verabredet. Meine beiden Hunde und Gerd fanden
sich sympathisch. Da es für uns beide passte, schlossen wir einen Arbeitsvertrag. Weil
es für mich nicht infrage kommt, jemanden
schwarz zu beschäftigen, haben wir verein-
16 tag 3/2015
bart, dass ich Herrn Schlosser als Minijobber
bei der Minijob-Zentrale anmelde.
Und wie denken Sie über die Anmeldung?
Schlosser: Ich finde die Absicherung über
einen Minijob sehr gut. Als ich erfuhr, dass
ich unfallversichert bin und ein Recht auf
Urlaub habe, war ich sehr erstaunt. Mir
kommt diese Aufgabe außerdem sehr entgegen, ich bewege mich gerne und Hunde mag
ich auch.
Was bedeutet dieses Beschäftigungsverhältnis für Sie?
Ellinghaus: Es entlastet mich, weil meine
Hunde jetzt mittags versorgt sind und ich
von der Arbeit nicht gehetzt nach Hause fahren muss. Ich kann meine Arbeit und Freizeit
so flexibler gestalten. Ich denke sogar darüber nach, noch eine Putzfrau zu suchen.
Janine Schwalowsky
Noch Fragen?
Weitere Informationen zur kostenlosen
Stellenbörse gibt es im Internet unter
www.haushaltsjob-boerse.de
Gut zu wissen
Es gibt viele Jobportale im Internet:
Viele verfolgen wirtschaftliche Interessen. Die Haushaltsjob-Börse der Minijob-Zentrale ist hingegen eine kostenlose Dienstleistung für Privatleute.
Vorteil Anmelden: Sind Minijobber
angemeldet, haben sie zum Beispiel
bis zu sechs Wochen lang Anspruch
auf Lohnfortzahlung, wenn sie infolge
unverschuldeter Krankheit arbeitsunfähig sind. Die Minijob-Zentrale
erstattet Arbeitgebern diese Aufwendungen zu 80 Prozent. Zudem sind
Minijobber in Privathaushalten auch
bei Unfällen offiziell versichert. Ein
wichtiger Fakt, denn im Haushalt
passieren bekanntlich die meisten
Unfälle.
Legal lohnt sich auch für den Arbeitgeber: Für Minijobs in Privathaushalten ermäßigt sich die Einkommensteuer auf Antrag um 20 Prozent der
Aufwendungen des Arbeitgebers,
maximal 510 Euro im Jahr beziehungsweise 42,50 Euro monatlich.
Neue Sozialversicherungsabkommen
Auslandsarbeit. Fremde Sprache, andere Gesetze:
Damit es etwas einfacher für Arbeitnehmer und
Arbeitgeber ist, werden Sozialversicherungsabkommen geschlossen.
ie Abkommen regeln, dass für die Entsendebeschäftigung nur die Sozialversicherung des eigenen Landes gilt und
Sozialversicherungsbeiträge nicht in beiden
Ländern anfallen.
Zum 1. Februar 2015 ist ein solches Abkommen mit Uruguay in Kraft getreten. Das Abkommen mit den Philippinen wurde am
1. April 2015 vom Deutschen Bundestag verabschiedet. Es tritt voraussichtlich noch in
diesem Jahr in Kraft. Die Vereinbarung mit
Uruguay besagt, dass für einen Arbeitnehmer, der von seiner deutschen Firma zu befristeten Arbeiten nach Uruguay entsandt
wird, zwei Jahre lang die deutsche Sozialversicherung weitergilt. Bei dem Abkommen
mit den Philippinen wurde der Zeitraum für
die Renten- und Arbeitslosenversicherung
auf vier Jahre ausgedehnt.
Für beide Abkommen gilt außerdem die
Regelung, dass Versicherungszeiten in
beiden Ländern für den Anspruch auf eine
Rente zusammengerechnet werden. Im Abkommen mit Uruguay ist geregelt, dass die
Staatsangehörigen beider Staaten oder ihre
Hinterbliebenen ihre Rente ohne Einschrän-
D
kungen in den anderen Staat gezahlt bekommen. Bei dem Abkommen mit den
Philippinen gilt dies für alle Personen, die
vom Abkommen erfasst werden und im jeweils anderen Land leben.
Einige Ausnahmen bei der Rentenzahlung
bestehen allerdings für beide Abkommen.
Für das Recht auf eine freiwillige Versicherung in der deutschen Rentenversicherung
gilt, dass Uruguayer in Uruguay beziehungsweise Filipinos auf den Philippinen hierzu nur
berechtigt sind, wenn sie vorher mindestens
60 Monate Beiträge in Deutschland gezahlt
haben.
Ghettoarbeitszeiten: Ein völlig anderes Sozialversicherungsabkommen wurde zwischen
Deutschland und Polen geschlossen und trat
am 1. Juni 2015 in Kraft. Es ermöglicht Verfolgten, die in der deutschen Besatzungszeit
während des Zweiten Weltkrieges in einem
Ghetto für Juden oder Roma gearbeitet haben, eine deutsche Rentenzahlung aus diesen Ghettoarbeitszeiten nach Polen. Damit
wird eine Lücke im deutschen Entschädigungsrecht geschlossen.
Roland Moser
Noch Fragen?
Weitere Informationen gibt es am bundesweit kostenlosen Service-Telefon der Deutschen Rentenversicherung KnappschaftBahn-See unter 0800 1000 48080 oder im
Internet auf www.drv-kbs.de
Neues bei Waisenrenten
Leistungen. Seit dem 1. Juli können mehr
Jugendliche als bisher eine Waisenrente
bekommen. Bisher hatten unter anderem
diejenigen, die ein freiwilliges soziales Jahr,
ein freiwilliges ökologisches Jahr oder einen
Bundesfreiwilligendienst geleistet hatten,
Anspruch auf Waisenrente. Nun werden auch
folgende Dienste berücksichtigt:
❚ der Freiwilligendienst der Europäischen
Union (Programm „Erasmus+“)
❚ der andere Dienst im Ausland (Paragraph 5
Bundesfreiwilligendienstgesetz)
❚ der entwicklungspolitische Freiwilligendienst „weltwärts“ (Richtlinie des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung vom 1. August
2007)
der Freiwilligendienst aller Generationen
(Paragraph 2, Absatz 1a, Siebtes Buch Sozialgesetzbuch)
❚ der internationale Jugendfreiwilligendienst
(Richtlinien des Bundesministeriums für
Familie, Senioren, Frauen und Jugend vom
20. Dezember 2010).
❚
Dadurch sind mehr Jugendliche als bisher
berechtigt, eine Waisenrente zu beziehen.
Als Nachweis gegenüber dem Rentenversicherungsträger dient hier der Kindergeldbescheid.
Sollte ein Antrag auf Waisenrente aufgrund der alten Rechtslage abgelehnt worden sein, obwohl einer der oben genannten
Freiwilligendienste über den 30. Juni 2015 hi-
naus ausgeübt wird, dann empfiehlt es sich,
erneut einen Antrag auf Waisenrente beim
Rentenversicherungsträger zu stellen.
Eine weitere Änderung ergibt sich dadurch, dass die Einkommensanrechnung bei
Waisenrenten zum 1. Juli 2015 entfallen ist.
Ab diesem Zeitpunkt hat der parallele Bezug
von Einkommen, wie zum Beispiel Lohn oder
Gehalt während einer Berufsausbildung, neben dem Bezug einer Waisenrente keine Auswirkungen mehr auf die Rentenhöhe. Der
Rentenversicherungsträger hat den Wegfall
der Einkommensanrechnung automatisch
vorgenommen und darüber im Rahmen der
Rentenanpassung zum 1. Juli 2015 informiert.
Stefanie Brose
tag 3/2015 17
Arztbesuch mit Hürden
Barrierefreiheit. Nur zwei Stufen bis zum Praxis-
eingang – für manche Menschen mit einer
Gehbehinderung eine unüberwindbare Hürde.
on flächendeckender barrierefreier medizinischer Versorgung ist Deutschland
noch weit entfernt. Laut Erhebungen
der Stiftung Gesundheit hat bislang nur
rund ein Drittel aller niedergelassenen Ärzte
mindestens eine Maßnahmen aus dem Set
der Barrierefreiheit umgesetzt. Die Suche
nach diesen Arztpraxen ist über die Arzt-Auskunft möglich.
Informationen darüber, ob die Praxis barrierefrei ist, sollten Ärzte stets auf ihren
Websites sowie bei ihren Einträgen in SuchVerzeichnissen angeben. Dabei sind etwa
folgende Kriterien wichtig: Gibt es beispielsweise höhenverstellbare Untersuchungsmöbel, Behinderten-Parkplätze vor der Tür oder
einen Aufzug?
V
Suche nach barrierefreien Praxen: Die
Stiftung Gesundheit setzt sich dafür ein,
Menschen mit Behinderungen Zugang zu
medizinischer Versorgung zu erleichtern –
mit dem Verzeichnis barrierefreier Arztpraxen unter dem Dach der Arzt-Auskunft. Bei
der Suche unter www.arzt-auskunft.de
können Patienten nach unterschiedlichen
Komponenten der Barrierefreiheit filtern,
etwa „Gebärdensprache“ oder „Orientierungshilfen für Sehbehinderte“.
Doch nicht nur Menschen mit Behinderungen nehmen diese Suchmöglichkeit dan-
kend an – ebenso nützlich sind Praxisangaben wie „stufenfreier Zugang“ oder
„Fahrstuhl vorhanden“ für Eltern mit Kinderwagen.
Informationen dazu, welche Kriterien der
Barrierefreiheit die Praxen erfüllen, erhebt
die Stiftung Gesundheit regelmäßig bei allen
niedergelassenen Ärzten. Des Weiteren informiert sie Ärzte darüber, was für eine barrierefreie Ausstattung notwendig ist und gibt
ihnen Tipps, wie sie dies verwirklichen können. „Es müssen nicht immer riesige und
teure Umbaumaßnahmen sein“, berichtet
Dr. Peter Müller, Vorsitzender des Vorstands
der Stiftung Gesundheit. „Einfach umzusetzen sind beispielsweise kontrastreiche
Fußleisten und Türrahmen in den Praxisräumen – sie helfen Sehbehinderten, sich besser
zu orientieren.“
Aktuell verfügen 152.000 verzeichnete
Ärzte erklärtermaßen über keine Vorkehrungen zur Barrierefreiheit beziehungsweise
haben keine Rückmeldung gegeben. Es gibt
also noch viel zu tun, bis von einer barrierefreien ärztlichen Versorgung gesprochen
werden kann.
Alexandra Köhler
Noch Fragen?
Weitere Informationen zum Thema unter
www.stiftung-gesundheit.de
Glückliche Gewinner
Mitgliederwerbung. Bei der Werbeaktion im
vergangenen Jahr gab es drei Reisegutscheine
von je 1.000 Euro zu gewinnen. Die Glücklichen hießen: Jennifer Kövari, Mandy Stachowiak und Karsten Ebel. Hier ihre Reaktionen:
Jennifer Kövari: Ich war so überwältigt von
dem Gewinn, dass ich jetzt noch gar nicht
genau weiß, wohin die Reise gehen soll.
Mandy Stachowiak: Ich freue mich riesig
über den Reisegutschein! Wir stecken gerade mitten im Hausbau, an Urlaub war gar
nicht zu denken. Der Gewinn ändert da
natürlich einiges.
18 tag 3/2015
Karsten Ebel: Wir sind in der Urlaubsplanung – da kommt der Gutschein zur rechten
Zeit. Wir haben uns wahnsinig gefreut.
Wer noch in diesem Jahr einen neuen Kunden für die Knappschaft wirbt, nimmt im
kommenden Jahr automatisch an der Verlosung teil und kann eines von drei Elektrofahrrädern gewinnen.
Isabell Cielinski
Noch Fragen?
Mehr zur Aktion Mitglieder werben Mitglieder unter www.knappschaft.de oder im
Umhefter dieser tag-Ausgabe.
Stefan Hamrouni (li.) von der Knappschaft
freut sich mit den Gewinnern Karsten und
Claudia Ebel. Mark Kozica (re.) von KozicaReisen stellte den Gutschein zur Verfügung.
informiert
Knappschaft befragt Kunden
Schon gewusst?
Doppelbezug. Da jeder Kunde der
Knappschaft ein Exemplar des tagMagazins bekommt, kann es passieren, dass innerhalb einer Familie
tag mehrmals geliefert wird.
Wer das vermeiden will, ruft einfach unter der kostenfreien Service-Nummer 08000 200 501 an
und teilt dort mit, dass nur noch
ein Exemplar erwünscht ist. Dies
ist auch per E-Mail möglich:[email protected]
Kundenzufriedenheit. Im Allgemeinen entsteht sie, wenn Kundenerwartungen erfüllt oder – noch besser –
übertroffen werden. Doch was erwarten die Kunden von der Knappschaft?
Das Wort „Zufriedenheit“ umfasst
eine große Bandbreite unterschiedlichster Aspekte, die sich im Laufe der
Zeit immer wieder verändern und die
es immer wieder aufs Neue zu analysieren gilt. Deshalb befragt die Knappschaft ihre Kunden seit nunmehr
15 Jahren, ob und inwieweit sie mit den
Dienstleistungen und auch mit dem
Unternehmen zufrieden sind.
Im Oktober ist es wieder so weit. 8.500
repräsentativ ausgewählte Personen
erhalten einen ausführlichen Fragebogen. Wer dabei ist, kann die Gelegenheit nutzen, die Knappschaft in
ihren Stärken zu bestätigen oder
Schwachstellen aufzuzeigen. Auf dieser Grundlage können sinnvolle und
konkrete Verbesserungsmaßnahmen
eingeleitet und der Service immer weiter verbessert werden.
Über die Ergebnisse der Kundenbefragung wird die Knappschaft Anfang
2016 in tag informieren.
Internethandel mit Medikamenten
EU-Logo. Wer Medikamente im Internet kauft, profitiert künftig von
EU-weiten Regelungen für mehr Sicherheit: Ein gemeinsames europäisches Logo kennzeichnet legale Händler. Über den Klick auf dieses Logo kann jeder leicht prüfen, ob ein Anbieter behördlich erfasst
und grundsätzlich zum Versandhandel mit Humanarzneimitteln
berechtigt ist.
Mit dem Logo auf seiner Webseite zeigt ein Versandhändler an,
dass er nach dem jeweiligen nationalen Recht über das Internet Arzneimittel vertreiben darf. Damit begegnet die EU dem wachsenden
Risiko, an gefälschte Medikamente zu geraten, die
beispielsweise keine oder falsch dosierte Wirkstoffe
oder sogar gesundheitsgefährdende Inhaltsstoffe
enthalten können.
Dabei gilt das Motto „Klicken – Prüfen – Kaufen“,
da ein Logo allein nicht fälschungssicher ist: Wer das
Logo anklickt, ruft damit den zugehörigen Registereintrag mit den Angaben zum Versandhändler auf.
Darüber erfährt man unter anderem die Kontaktdaten des Anbieters, aber auch von dessen Überwachungsbehörde. Erst
nachdem der korrekte Registereintrag aufgerufen wurde, sollte man
auf einer Webseite Medikamente einkaufen.
Sozialgeheimnis
wahren
Datenschutz. Gesetzliche Krankenkassen
dürfen nach Auffassung der Bundesdatenschutzbeauftragten Andrea Voßhoff keine
Auskünfte über Versicherte bei privaten Wirtschaftsauskunfteien und Adresshändlern
einholen. Hierüber wurden die Krankenkassen per Schreiben im April 2015 informiert.
Einige Krankenkassen haben diese Anbieter
bisher genutzt, um ausstehende Beiträge
einzutreiben. Sie haben damit, so Voßhoff,
unzulässig gehandelt und das Sozialgeheimnis verletzt.
Die Knappschaft ist davon nicht betroffen.
Sie arbeitet nicht mit privaten Wirtschaftsauskunfteien beziehungsweise Adresshändlern zusammen, sondern nutzt ausschließlich die vom Gesetzgeber vorgegebenen und
zulässigen Wege. Datenschutzrechtliche Bestimmungen zu beachten, hat bei der
Knappschaft generell höchste Priorität.
tag 3/2015 19
beraten
Gemeinsam gegen Alkohol
Präventionsprojekt. Erstmalig übernimmt in diesem Jahr die Drogen-
beauftragte der Bundesregierung, Marlene Mortler, die Schirmherrschaft
für die „Hackedicht – Schultour der Knappschaft“.
ie Knappschaft und der Deutsche Kinderschutzbund Bundesverband e. V.
setzen sich seit 2010 gemeinsam
gegen Jugendalkoholismus ein. Mit der
„Hackedicht – Schultour der Knappschaft“
sollen Kinder und Jugendliche für den Umgang mit Alkohol sensibilisiert werden.
Marlene Mortler, Drogenbeauftragte der
Bundesregierung, unterstützt dieses Projekt
und sagt: „Ich setze voll auf Prävention. Wir
müssen alles dafür tun, dass jede Schülerin
und jeder Schüler weiß: Alkoholkonsum ist
nicht harmlos. Er kann verheerende Folgen
haben. Wenn es uns gelingt, diese Botschaft
schon in frühen Jahren in die Köpfe zu bekommen, dann kann das ein Leben lang
helfen, den eigenen Umgang mit Alkohol
kritisch zu hinterfragen.“
D
Alle in einem Boot: Im ersten Teil des Projekts führt der Kabarettist und Schauspieler
Eisi Gulp das unterhaltsame Bühnenprogramm „Hackedicht – oder was?“ vor den
Schülern ab der Jahrgangsstufe 8 auf und
regt ohne erhobenen Zeigefinger und mit
Humor zum kritischen Nachdenken über die
Risiken von übermäßigem Alkoholkonsum
an. Anschließend kommt an einem weiteren
Tag das Fachteam des Suchthilfevereins
Condrobs e. V. an die Schulen, um die Nachhaltigkeit des Programms zu sichern.
Mit der „Hackdicht – Schultour der Knappschaft“ konnten bisher knapp 20.000 Kinder
und Jugendliche an 67 Schulen erreicht und
für den Umgang mit Alkohol sensibilisiert
werden. Zudem sind 640 Lehrkräfte und etMarlene Mortler,
Drogenbeauftragte
der Bundesregierung,
im Kurzinterview.
Sie haben die Schirmherrschaft für die
„Hackedicht – Schultour der Knappschaft“
übernommen. Warum unterstützen Sie
dieses Projekt?
Weil ich es vorbildlich finde. Hier wird das
Thema Alkohol frühzeitig und altersgerecht
20 tag 3/2015
wa 2.000 Eltern in das Projekt zur Alkoholprävention involviert. Und auch 2015 wird
die Knappschaft bundesweit wieder etwa
4.500 Kinder und Jugendliche mit „Hackedicht“ erreicht haben.
Hoher Bedarf an Alkoholprävention: Wie
die aktuelle Krankenhausdiagnosestatistik
für das Jahr 2013 des Statistischen Bundesamtes zeigt, besteht nach wie vor
ein großer Bedarf
an Alkoholprävention. So mussten
2013 insgesamt
23.267 Kinder und
Jugendliche im Alter
von 10 bis 19 Jahren
aufgrund akuten Alkoholmissbrauchs
stationär in einem
Krankenhaus behandelt werden.
Dies sind immerhin
12,8 Prozent weniger
als noch 2012.
Bettina am Orde,
Geschäftsführerin
der Knappschaft:
„Wie die aktuellen
Zahlen belegen,
sind unsere Präventionsangebote wirksam. Gleichwohl ist
jeder Fall ein Fall zu
viel und wir werden
angesprochen. Nur wer rechtzeitig über die
Risiken aufgeklärt wird, der kann einen vernünftigen Umgang lernen. Und mit Eisi
Gulp kommt die Botschaft – auch ohne
erhobenen Zeigefinger – an: Alkohol darf
nicht verharmlost werden.
Gibt es eine Trendwende beim Thema
Alkoholvergiftungen von Kindern und
Jugendlichen?
Insgesamt gehen die Zahlen der Krankenhauseinweisungen wegen Alkoholintoxikationen zurück. Das ist ein Erfolg unserer
uns weiterhin gemeinsam mit dem Deutschen Kinderschutzbund für das gesunde
Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen
Katja Synow
einsetzen.“
Noch Fragen?
Weitere Informationen zur Schultour gibt
es unter www.hackedicht-tour.de
Präventionsarbeit. Bei den Mädchen stagnieren die Zahlen jedoch, wenngleich auf
niedrigerem Niveau. Wir müssen daher diese Gruppe noch gezielter ansprechen.
Was raten Sie Eltern?
Reden Sie offen und selbstkritisch mit Ihren
Kindern! Alkohol ist in der Gesellschaft viel
zu alltäglich geworden. Viele verlieren die
Gefahren aus den Augen. Gerade Eltern
müssen Vorbilder sein. Deshalb sage ich:
Alkoholfrei, den Kindern zuliebe!
Immer
die richtige
Nummer
Notfallbehandlungen. Welche
Rufnummer ist im Notfall die
richtige? Wohin kann man sich
wenden, wenn schnell ärztliche
Hilfe benötigt wird? Ein Überblick.
ie meisten wissen, wie sie im Notfall
die Polizei erreichen – über die 110;
auch die Feuerwehr – kein Problem:
die 112. Doch welche Telefonnummer soll
man wählen, wenn etwas außerhalb der
regulären Sprechzeiten, am Wochenende
oder an Feiertagen passiert und man schnell
ärztliche Hilfe benötigt? Hier muss unterschieden werden, ob es sich um eine lebensbedrohliche oder um eine nicht lebensbedrohliche Situation handelt.
D
Achtung Lebensgefahr: Eine lebensbedrohliche Situation liegt zum Beispiel vor
❚ bei Symptomen eines Herzinfarkts (starke
Schmerzen, massives Engegefühl im Brustbereich, Übelkeit, Erbrechen, Atemnot und
Schmerzen im Oberbauch, Angstschweiß
mit kalter, fahler Haut)
❚ bei Verdacht auf einen Schlaganfall
(Symptome wie halbseitige Lähmungserscheinungen und Taubheitsgefühle,
Sprach- und Verständigungsstörungen
sowie Sehstörungen, Schwindelgefühle mit
Unsicherheiten beim Gehen oder sehr starke Kopfschmerzen)
❚ bei hohem Blutverlust.
Handelt es sich um eine solche lebensbedrohliche Situation, dann wählt man die Ruf-
nummer des Rettungsdienstes, die identisch
mit der Nummer der Feuerwehr ist:
112
Liegt keine akute lebensbedrohliche Situation vor und man würde im Normalfall einen
niedergelassenen Arzt aufsuchen, aber die
Behandlung kann aus medizinischen Gründen nicht bis zum nächsten Tag warten,
dann ist der ärztliche Bereitschaftsdienst der
Kassenärztlichen Vereinigungen zuständig.
Er ist bundesweit erreichbar unter der kostenlosen Rufnummer: 116 117. Das kann beispielsweise bei den folgenden Symptomen
oder Erkrankungen der Fall sein:
❚ bei einem grippalen Infekt mit anhaltendem oder steigendem Fieber sowie Kopfund Gliederschmerzen
❚ bei einem Magen-Darm-Virus mit massivem Brechdurchfall
❚ bei einem akuten schmerzhaften Harnwegsinfekt
❚ bei anhaltender Migräne oder Schwindelgefühlen
❚ bei einem „Hexenschuss“.
Überall in Deutschland sind niedergelassene
Ärzte im Einsatz, die Patienten in dringenden medizinischen Fällen ambulant behan-
deln – auch nachts, an Wochenenden und
an Feiertagen.
Der ärztliche Bereitschaftsdienst in Nordrhein-Westfalen beispielsweise verfügt über
einen Fahrdienst, der die Patienten in dringenden Fällen auch zu Hause ärztlich versorgt. Daneben stehen den Patienten rund
70 Bereitschaftsdienstpraxen zur Verfügung,
die häufig an einem Krankenhaus angesiedelt sind.
Die Bereitschaftsdienstpraxen am Krankenhaus sind hierbei jedoch nicht zu verwechseln mit den Notfallambulanzen im
Krankenhaus. Dieser Notdienst in den Krankenhäusern – die Notfallambulanz – ist
dafür eingerichtet, um Patienten mit dem
Rettungswagen oder akut Verletzte, die dort
eingeliefert werden, primär zu versorgen, um
sie dann der jeweiligen Behandlung in der
Ralf Schmidt
Klinik zuzuführen.
Polizei
110
Feuerwehr/Notarzt
112
Ärztlicher
Bereitschaftsdienst
116117
tag 3/2015 21
beraten
Geschäftsstelle Kamen
ist umgezogen
Service. Das Team der Geschäftsstelle in Kamen, Am Bahnhof 14, ist umgezogen. Seit Anfang Juni 2015 können sich
Kunden der knappschaftlichen Kranken- und Pflegeversicherung sowie interessierte Neukunden in Versicherungsangelegenheiten in der Kamener Str. 110 in 59425 Unna
beraten lassen. Das ist nur 3,8 Kilometer vom bisherigen
Standort entfernt.
Der regelmäßige Sprechtag für Versicherte der Deutschen
Rentenversicherung Knappschaft-Bahn-See wird weiterhin
angeboten. Termine und nähere Informationen dazu gibt es
unter der kostenlosen Rufnummer 0800 300 7001.
Hilfe aus der Nachbarschaft
Versichertenälteste. Sie sind Helfer aus der Nachbarschaft:
die Versichertenältesten der Deutschen Rentenversicherung
Knappschaft-Bahn-See. Die zahlreichen ehrenamtlichen Berater beantworten Fragen rund um die Rentenversicherung,
Rehabilitation und die Kranken- und Pflegeversicherung. Sie
stehen ortsnah mit Rat und Tat zur Seite. Dazu werden die
Versichertenältesten regelmäßig geschult. Sie nehmen insbesondere Rentenanträge und Anträge auf Kontenklärung
für Versicherte oder auch für Hinterbliebene auf. Die Adressen der zuständigen Ältesten kann man telefonisch unter
den kostenfreien Rufnummern 08000 200 501 oder 0800
1000 48080 erfragen.
Kontakt: Knappschaft,
Geschäftsstelle Unna,
Kamener Str. 110, 59425
Unna, Telefon: 02303
59395-0, E-Mail:
[email protected]
Öffnungszeiten:
Mo.bis Mi. von 8.00 bis
16.00Uhr, Do. von 8.00
bis 17.00 Uhr und Fr. von
8.00 bis 13.00 Uhr.
Den Arzt immer griffbereit
TaschenDoc-App. Sorglos vorsorgen mit dem Arzt für die Tasche. Zur richtigen Gesundheitsvorsorge gehören viele kleine
und größere Untersuchungen
und Termine. Da geht der Überblick schnell verloren. Die kostenfreie TaschenDoc-App der
Knappschaft behält ihn und hat
die wichtigsten Leistungen und
Dienste in einer einzigen App
sinnvoll zusammengefasst. Mit
Funktionen wie dem Impfpass
oder den Reiseschutzimpfungen
für die gesamte Welt bietet die
App nützliche Dienste rund um
das Thema Gesundheit und erleichtert damit den Alltag. Die
neu gestaltete Arztsuche wird
wöchentlich aktualisiert.
Die App, die für iOS (iPhone)
und Android verfügbar und auch
22 tag 3/2015
für Tablets geeignet ist, richtet
sich sowohl an Mitglieder der
Knappschaft als auch an NichtMitglieder. Sie ist im App Store
und in Google Play kostenfrei
erhältlich.
Schon gewusst?
E-Journal. Die tag-Ausgabe im Internet ist
optimiert worden. Im E-Journal kann man
jetzt zum Beispiel blättern und nach
Stichworten suchen. Gewünschte Themen
lassen sich so schnell finden.
Wer sich ein eigenes Archiv anlegen
möchte, kann das Heft für die spätere
Lektüre problemlos speichern. Einen
schnellen Überblick verschafft dabei das
digitale Inhaltsverzeichnis. Mehr dazu
unter www.knappschaft.de/e-journal
Service und Kontakt
Beratung. Die Knappschaft bietet ein
ausgezeichnetes Service-Netz. Fragen Sie
unsere Experten – sie helfen Ihnen gern.
Service-Telefon
Kranken- und Pflegeversicherung
08000 200 501*
Mo. – Fr.: 8.00 Uhr – 19.00 Uhr
Rente und Rehabilitation
0800 1000 48080*
Mo. – Do.: 7.30 Uhr – 19.30 Uhr
Fr.: 7.30 Uhr – 15.30 Uhr
Minijob-Zentrale
0355 2902 70799
Mo. – Fr.: 7.00 Uhr – 17.00 Uhr
Abonnement Newsletter: www.minijob-zentrale.de
Bei allen Fragen rund um Minijobs, zum Einzug der Pauschalabgaben
und zum Haushaltsscheck-Verfahren.
Ihre Versichertenältesten
08000 200 501*
0800 1000 48080*
Unter diesen kostenfreien Service-Nummern erhalten Sie alle
Informationen zu Ihrem Versichertenältesten.
prosper- und proGesund-Service-Telefon Informationen im Internet unter
08000 200 506*
Mo. – Do.: 8.00 Uhr – 16.00 Uhr
Fr.: 8.00 Uhr – 14.00 Uhr
Informationen für chronisch kranke Versicherte mit Asthma bronchiale, Brustkrebs, COPD, Diabetes oder Koronarer Herzkrankheit.
Arzneimittel-Telefon
0800 100 7315*
Mo. – Fr.: 8.00 Uhr – 20.00 Uhr
Das kompetente Apotheken-Fachpersonal beantwortet Fragen zu
Verordnungsmöglichkeiten und Zuzahlungen von Arzneimitteln oder
zu Rabattpartnern der Knappschaft.
Gesundheits-Telefon
0800 1405 5410 0090*
Mo. – Fr.: 8.00 Uhr – 20.00 Uhr
Hier bekommen Sie umfangreiche Auskünfte zu Erkrankungen aller
Art, Diagnostik- und Therapieverfahren.
Termin beim Facharzt
0800 1650 050*
Mo. – Fr.: 8.00 Uhr – 20.00 Uhr
Die Knappschaft unterstützt Sie dabei, einen Facharzt ganz in
Ihrer Nähe zu finden, Termine zu vereinbaren oder vorzuziehen.
Sich rund um die Themen Kranken-, Renten- und Pflegeversicherung
informieren und individuelle Fragen stellen – online kein Problem
Rund um die Uhr an 7 Tagen der Woche erreichbar:
www.knappschaft.de >
Online-Geschäftsstelle
Den Newsletter der Knappschaft können Sie abonnieren unter
www.knappschaft.de
Den mobilen Internetauftritt der Knappschaft gibt es unter
m.knappschaft.de
Alles rund um Gesundheitsvorsorge in einer App:
TaschenDoc-App
Soziale Medien
Alles rund um das Thema Ausbildung bei der
Knappschaft gibt es auf Facebook unter
www.facebook.de/
kbs.karriere.kickoff
kostenfreie Telefonnummer
,gut DABEI‘-Service-Telefon
www.knappschaft.de,
E-Mail: [email protected]
Die Minijob-Zentrale twittert unter
@minijobzentrale bzw.
www.twitter.com/
minijobzentrale
✱
08000 200 507*
Mo. – Fr.: 8.00 Uhr – 19.00 Uhr
Hier gibt es ausführliche Informationen zum Gesundheitsnetz – über
Rahmenbedingungen, Teilnahmemöglichkeiten und Vorteile.
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