HENNING FÜLLE 02.09.2015 Fragen an Hanna Daum, Nationale Koordinatorin CSR, Randstad Deutschland Für: Sonder‐Infoletter zum Thementag „Bildung und Unternehmensengagement“ der Woche des bürgerschaftlichen Engagements, 14. September 2015 Frage: Frau Daum, vor drei Jahren haben sie in der Herbstausgabe 2012 unseres Magazins „engagement macht stark!“ die Engagement‐Strategie Ihres Unternehmens dargestellt, die gleichzeitig auf die besonderen Anforderungen einer „Zeitarbeit“‐Firma orientiert ist, aber damit auch in hohem Maße Eigeninitiative der MitarbeiterInnen sowie Kreativität und Spezifik der Engagement‐Praxis fördert. Würden Sie bitte diesen Ansatz noch einmal kurz gefasst vorstellen? Antwort: Wir beschäftigen in Deutschland rund 58000 Menschen mit den unterschiedlichsten beruflichen Qualifikationen und einer durchschnittlichen Verweildauer von bis zu 22 Monaten. Vor diesem Hintergrund ist zunächst die Kommunikation an alle Mitarbeiter, dass es eine Engagement‐Strategie im Unternehmen gibt, wie diese sich inhaltlich gestaltet und wie jeder Einzelne sich darin einbringen kann eine kontinuierliche Herausforderung. Im Rahmen unserer Initiative ‘Ehrensache’ war es uns daher wichtig, dass jeder Mitarbeiter sein eigenes ehrenamtliches Engagement einbringen kann. Dadurch erschien uns der Einstieg und die Mitarbeit bei der Ehrensache leichter , als durch die Vorgabe eines gemeinsamen, unternehmenseinheitlichen Themas bzw. Projekts für alle Mitarbeiter. Auch die Möglichkeit, etwas aus seinem privaten Bereich mit in das Unternehmen einzubringen, schien uns ein gelungener Weg, Gesprächsthemen zwischen den Mitarbeitern zu platzieren und sich gegenseitig besser kennen zu lernen. Frage: Wie haben sich die Erfahrungen mit diesem Ansatz des Engagements als „Lernfeld der Personalentwicklung“ seither entwickelt? Antwort: Das Projekt hat sich sehr gut entwickelt und hat sich bei den Mitarbeitern etabliert. Wir berichten regelmäßig über die einzelnen Projekte und stellen die Mitarbeiter mit ihren ganz persönlichen Beweggründen für ihre Engagements vor. Das ist nicht nur eine Wertschätzung für den Einzelnen, sondern auch eine Einladung für alle anderen, sich ebenfalls zu engagieren. Die Anleitung, wie man so etwas realisiert, wird ja über jeden Bericht mit geliefert. Es haben sich über die ‘Ehrensache’ auch Teams gebildet, die sich einmal im Jahr für eine größere Aktion zusammenschließen. Da sind zum Beispiel alle Auszubildenden im Unternehmen, die regelmäßig als Gruppe an dem Malteser Social Day mitwirken oder eine Gruppe von Niederlassungskollegen, die schon mehrere Spielplätze auf Vordermann gebracht hat. Frage: Sie haben 2012 als nächste Schritte davon gesprochen, „die Lernerfolge aus den einzelnen Engagements zu sichern und verfügbar zu machen“, und „Engagement‐Projekte gezielt für die Personalentwicklung der Mitarbeiter einzusetzen und Mitarbeiter durch Seminare auf das bürgerschaftliche Engagement vorzubereiten“. Was ist in dieser Richtung in der Zwischenzeit geschehen, welche Erkenntnisse haben Sie gewonnen? Antwort: Der Erkenntnisgewinn in der Zwischenzeit war reichhaltig. Allerdings stößt die Umsetzung dieser Ziele doch auch an Grenzen. Wir haben Angebote zur Vorbereitung auf das bürgerschaftliche Engagement, insbesondere für die Lebensphase nach dem Erwerbsleben, in das Schulungsportfolio mit aufgenommen. Leider war , die Nachfrage sehr gering. Daneben stellen wir eben auch fest, dass die enorme Vielfältigkeit der Mitarbeiter‐Engagements eine Bündelung der Lernerfolge schwierig macht und man sich dann auch fragt, wem nützt dies am Ende. Nicht jeder Mitarbeiter möchte über sein Engagement heraus noch an der ‘Aufbereitung’ seines Engagements mitwirken und dies zur Verfügung stellen. Das ist eben auch sein Privatbereich, den der Mitarbeiter verständlicherweise als solchen behandelt wissen will. Wir haben festgestellt, dass die Verknüpfung von unternehmerischem Nutzen aus diesen privaten Mitarbeiterengagements nicht überall auf Interesse stößt. Einfacher ist dies sicher in den Projektformaten, in denen ein festes Team ein Projekt betreut. So z.B. bei unserem Hauptschulpatenschaftsprogramm ‘Du bist ein Talent’, in dem eine Team aus Kollegen eine Hauptschulklasse drei Jahre lang betreut und durch regelmäßige Unterrichtseinheiten zum Thema Arbeitswelt und Berufsleben informiert. Hier stellt die Projektleitung die Lernerfolge aus dem Projekt neuen Kollegen zur Verfügung. Eine andere Erfahrung war aber auch, dass uns Mitarbeiter, die sich bereits engagieren, gefragt haben, ob wir ihnen eine gezielte Schulung für ein weiteres Mitarbeiterengagement finanzieren. Zusammenfassend kann ich im Moment sagen, dass man sehr genau hinschauen muss, wo sich diese Ziele verwirklichen lassen und wo es vielleicht, neben der Mitarbeiter‐Wertschätzung und der Mitarbeiterbindung keine weiteren ‘Nutzen’ gibt. Frage: Zeichnen sich thematische Schwerpunkte für die Engagement‐Projekte in Ihrem Unternehmen ab? Antwort: Ja, im Rahmen der Initiative ‘Ehrensache’ zeichnet sich derzeit ein Schwerpunkt im Bereich der Hilfsprojekte für Bürgerkriegsflüchtlinge ab. Die Engagements aus der Mitarbeiterschaft sind sehr unterschiedlich und eine unmittelbare Reaktion auf das zur Zeit unsere Gesellschaft bestimmende Thema. Das wird sicher auch noch anhalten. Frage: Randstad ist ein internationales Unternehmen. Wie bildet sich das in Ihrer CSR‐Praxis ab? Antwort: In den 39 Ländern, in denen wir aktiv sind, nehmen wir durch die jeweiligen nationalen gesetzlichen Rahmenbedingungen eine sehr unterschiedliche Rolle ein. In Deutschland sind wir ein Arbeitgeber, in England z.B. haben wir nur eine Vermittleraufgabe und beschäftigen nicht direkt. Je nach Ausgestaltung dieser Rolle verknüpfen sich sehr unterschiedliche Erwartungshaltungen an uns und unsere gesellschaftliche Verantwortung. Neben verbindlichen internationalen CSR‐ Rahmenbedingungen haben sich in den einzelnen Ländern nationale Strategien entwickelt, die die Besonderheiten der einzelnen Märkte berücksichtigen. Ein internationales gemeinsames Projekt ist unser Engagement für die Entwicklungshilfe‐Organisation Voluntary Service Overseas (VSO), mit denen wir bereits seit zehn Jahren eng zusammenarbeiten. Seit 1958 setzt diese Organisation bei der Entwicklungshilfe auf den Einsatz von Freiwilligenarbeit vor Ort. Ehrenamtliche Mitarbeiter arbeiten in Projekten in der ganzen Welt und bringen ihr professionelles Know‐how ein ‐ zwei bis neun intensive Monate Schulter an Schulter mit ortsansässigen Partnern und anderen ehrenamtlichen Trägern. In den zehn Jahren der Zusammenarbeit waren insgesamt mehr als 150 Mitarbeiter in Einsätzen vor Ort.
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