Elektronenstrahlsintern gedruckter Kupfertinten auf temperatursensiblen Substraten M. Fritsch2, B. Graffel1, R. Jurk2, B. Meyer1, S. Mosch2, W. Schwarz1, F. Winckler1 FEP/IKTS 1 Fraunhofer-Institut für Organische Elektronik, Elektronenstrahl- und Plasmatechnik FEP, Dresden, Deutschland 2 Fraunhofer-Institut für Keramische Technologien und Systeme IKTS, Dresden, Deutschland Einführung Eine aktuelle Herausforderung in der gedruckten Elektronik ist die schnelle und preiswerte Herstellung In dieser Arbeit wird ein neuer Ansatz zur Herstellung leitfähiger Strukturen auf Polymersubstraten leitfähiger Bahnen auf temperatursensiblen Substraten, wie sie zum Beispiel für flexible Schaltkreise vorgestellt. Dabei werden preiswertere, kupfer-basierte Tinten mit Partikelgrößen bis in den und flexible OLEDs sowie RFID-Antennen benötigt werden. Typischerweise werden dazu Silbertinten Mikrometerbereich benutzt. Vorteilhaft bei Verwendung größerer Partikel sind der im Vergleich zu verdruckt, die Partikelgrößen im Nanometerbereich besitzen. Mit Nanopartikeln ist es möglich, beim Nanopartikeln geringere Anteil von Kupferoxid und das höhere pro Zeit erzielbare Druckvolumen. Nachteilig nachfolgenden Sintervorgang bereits mit niedrigen Temperaturen von ca. 200 °C eine ausreichend gute sind jedoch die hohen Sintertemperaturen von 700 – 900 °C, die zur Reduzierung des elektrischen elektrische Leitfähigkeit der gedruckten Struktur zu erreichen. Dies erlaubt die Benutzung üblicher Widerstandes erforderlich sind. Zur Nutzung dieser Tinten auf Polymersubstraten wurde daher ein neues, Polymerträgermaterialien, jedoch stehen die hohen Kosten der Silbertinte einer breiten Nutzung für lokal selektives Elektronenstrahl-Sinterverfahren entwickelt, bei dem gezielt nur die gedruckte Massenanwendungen bislang im Wege. Struktur aufgeheizt wird und das unterliegende Substrat weitestgehend thermisch unbeeinflusst bleibt. Einführung und Darstellung kupfer-basierter Tinten Elektronenstrahl-basiertes Sintern Bisher zur Herstellung leitfähiger Bahnen auf Entwicklungsziele eines Elektronenstrahl- Polymeren überwiegend Nutzung nanoskaliger Sinterverfahrens: Silbertinten: • Kurzzeitiges Erhitzen der gedruckten Kupfer- + Sehr geringe Sintertemperaturen, da niedrigerer tinten auf Sintertemperaturen von 700 – 900 °C Schmelzpunkt von Nanopartikeln (ca. 130 °C bei • Vermeidung der thermischen Zerstörung des 2 nm Durchmesser) Polymersubstrates + Geringe Oxidationsneigung – Hohe Materialkosten Vorteile des Elektronenstrahl-Prozesses: – Begrenztes Druckvolumen pro Zeit + Dichte-abhängige Absorption des Neuer Ansatz: Verwendung kupfer-basierter Tinten mit Partikelgrößen bis in den Mikrometerbereich: Elektronenstrahls im Material: starke Absorption Schmelztemperatur in Abhängigkeit der Partikelgröße für Silber- (blau) und Kupferpartikel (rot) in Metallen, schwache in Polymeren Simulierte Eindringtiefen des Elektronenstrahls für unterschiedliche Beschleunigungsspannungen + Absorption im Volumen („volumetrisches + Geringe Cu-Kosten (ca. 1/90 des Silberpreises) Heizen“), gezielte Anpassung der Eindringtiefe + Vergrößertes Druckvolumen pro Zeit und damit über die Beschleunigungsspannung gesteigerte Druckgeschwindigkeit bei größeren entsprechend der Dicke der Leitbahn Partikeln z.B. im Aerosoldruck + Trägheitslose Ablenkung eines gescannten Starke Oxidationsneigung (ca. 5 nm dickes CuO Strahls erlaubt sehr kurze Einwirkzeiten im zur Selbstpassivierung), jedoch geringerer Anteil Mikrosekundenbereich, gezielte Einstellung von CuO im Vergleich zu Nanopartikeln Temperaturprofilen – Erhöhte Sintertemperaturen von 700 – 900 °C + Ablenkbarkeit des Strahls entlang der bei großer Partikel, keine Nanoeffekte nutzbar Angepasstes Sinterverfahren erforderlich, kompatibel mit empfindlichen Substraten gedruckten Leitbahnen minimiert die Belastung REM-Aufnahme einer in wässriger Synthese hergestellter Kupferpartikel. des umgebenden Substrates Vakuumverfahren: keine direkte Verknüpfung mit bestehenden Druckprozessen möglich, Untersuchte Ansätze zur Synthese der Cu-Tinten: • Herstellung von Cu-Nanometerpartikel über eine • Überführung kommerzieller Kupferpulver mit jedoch vorteilhaft beim Sintern chemische Co-Fällung mit Silber, dabei Überzug Partikelgrößen im Sub-Mikrometerbereich in reaktionsfreudiger Materialien der Partikel mit Silber zur Verminderung der druckbare Tinten Oxidationsneigung Sinteraktivität ab 300 °C Schema des elektronenstrahl-basierten Sinterprozesses mit Strahlablenkung entlang der gedruckten Struktur • Optimierung bzgl. Viskosität und Benetzung Versuchsdurchführung und Resultate Die Sinterversuche wurden an der Clusteranlage Prozessschritte: Ergebnisse: ERICA des FEP durchgeführt: 1. Substratreinigung Die Bewertung des Sinterergebnisses erfolgte über • Anlage für die Darstellung komplexer Prozess- 2. Aufbringen der Leitbahnen mittels Aerosoldruck • den gemessenen Leitbahnwiderstand, da dieser, ketten im Vakuum • Flachsubstraten bis 200 mm Durchmesser • Verkettung diverser Vor- und Nachbehandlungs-, Beschichtungs- und Strukturierungsschritte 3. Überführung ins Vakuum bei gleichen Abmessungen, hauptsächlich durch 4. Vorbehandlung zum Austreiben verbliebener Packungsdichte und die Kontaktwiderstände der Lösemittelreste durch Ausheizen 5. Elektronenstrahlsintern der Leitbahnen einzelnen Partikel untereinander bestimmt wird • die visuelle Beurteilung des Schliffbildes Reduzierung des Leitbahnwiderstandes durch die Elektronenstrahlbehandlung nachweisbar: 100 kΩ ≈ 1 Ω (entspricht bei gegebener Leitbahngeometrie ≈ 1*10-4 Ω cm) Sinterwirkung durch Bildung von Sinterbrücken nachweisbar Starke Abhängigkeit der Sinterwirkung vom Energieeintrag. Beeinflussung durch: • Leistung (Strahlstrom und Beschleunigungsspannung) • Leistungsdichte (Variation der Strahlfokussierung REM – Aufnahme einer auf FR4 gesinterten Probe (rote Markierung: Sinterbrücken) über Fokuslinse) • Anzahl der Elektronenstrahlbearbeitungen Schematische Darstellung der Clusteranlage ERICA Erreichte Widerstandswerte über Variation des Fokusstroms (oben) und Anzahl gleicher Behandlungszyklen (unten) Zusammenfassung und Ausblick Kupfertinten mit Partikelgrößen im Sub-Mikrometerbereich wurden erfolgreich synthetisiert. Die Tinte eröffnet eine Vielzahl von neuen Anwendungsmöglichkeiten im Bereich der gedruckten Elektronik (z.B. die wurde mit Aerosoldruck auf Polymersubstraten gedruckt und mit dem speziell dafür entwickelten, selektiv Massenfertigung von RFID-Antennen) oder im Rapid Prototyping sowie in der Kleinserienproduktion oder auf die gedruckte Struktur wirkenden Elektronenstrahlverfahren gesintert. Die spezielle Verknüpfung aus Reparatur von Leiterplatten. Detaillierte Untersuchungen speziell für diese Anwendungen sollen folgen. einer preiswerten Tinte und einem Sinterverfahren, das für temperatursensible Substrate geeignet ist, Hierbei ist auch der Einsatz anderer metallhaltiger Tinten sowie weiterer Substratmaterialien vorgesehen. Kontakt Gefördert aus Mitteln der Fraunhofer-Gesellschaft Fraunhofer-Institut für Organische Elektronik, Elektronenstrahl- und Plasmatechnik FEP Björn Meyer Winterbergstraße 28 01277 Dresden, Germany Tel.: Fax: +49 351 2586 133 +49 351 2586 55 133 [email protected] www.fraunhofer.de sowie der Europäischen Union und des Freistaates Sachsen (Projekt-Nr. 100084883)
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