Tages-Anzeiger vom 19.06.2015

Datum: 19.06.2015
Tages-Anzeiger
8021 Zürich
044/ 248 44 11
www.tagesanzeiger.ch
Medienart: Print
Medientyp: Tages- und Wochenpresse
Auflage: 172'920
Erscheinungsweise: 6x wöchentlich
Themen-Nr.: 812.006
Abo-Nr.: 1093677
Seite: 13
Fläche: 84'089 mm²
Filmer und Barbetreiber planen
Kulturzentrum an der Europaallee
Mit ihrem Kosmos wollen Filmemacher Samir und Sph 'eres-Chef Bruno Deckert das moderne Quartier
beim Hauptbahnhofbeleben. Die Konkurrenz im Kulturgeschäft reagiert nervös.
4
Hier soll sich dereinst der Kinosaal befinden: Bruno Deckert (links) und Samir auf der Kosmos-Baustelle. Foto: Sabina Bobst
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Rüdigerstrasse 15, Postfach, 8027 Zürich
Tel. 044 388 82 00, Fax 044 388 82 01
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Argus Ref.: 58246353
Ausschnitt Seite: 1/3
Bericht Seite: 22/193
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Kontrapunktes ihrer etwas gar moder- Es geht auch ums Verdienen
nistischen Überbauung aufmerksam gemacht hat. «Geld und Geist» nannte er Das Bistro wird einen zentralen Platz im
Kulturtempel einnehmen. Geplant wird
Zürich - Sechs Kinos, Bistro, Bar, Säle das Vorhaben ursprünglich.
für Vorträge, Konzerte, Lesungen, politiSamir bekam davon Wind und schlug für 200 Gäste im Innern, bei warmem
sche Debatten und Comedy - alles auf Deckert eine Partnerschaft vor. Auch Wetter können nochmals so viele auf der
5000 Quadratmetern und drei Etagen: seine Performance im Kulturbusiness, Terrasse bewirtet werden. Das ist gut für
So sieht die Kulturstätte aus, an der be- wie man im Managerslang sagen würde, den Magen - und für das Geschäft. Im
reits gebaut und die 2017 an der Ecke lässt sich sehen. In den Achtzigerjahren Kosmos dürfen sich Hedonismus und
Lager-/Langstrasse eröffnet werden soll. wurde Samir Mitglied des Videoladen- Geschäftssinn schamlos vereinigen. «Im
Die Bauherrschaft haben die SBB inne, Kollektivs, er half das legendäre Kultur- Unterschied zu früher haben wir keine
Denise Marquard
aber die beiden geistigen Väter sind zwei projekt Houdini auf die Beine zu stellen. Angst mehr, zu sagen, dass wir auch Geld
bekannte Vertreter der Zürcher Kultur- Dabei wurden im Sexkino Walche, das verdienen müssen», bekennt Samir.
szene: Filmemacher Samir und Sph&-es- Edi Stöckli gehört, ein Jahr lang anBetreiber Bruno Deckert.
spruchsvolle Filme, Theater und Kon- SBB sehen Chancen
Kosmos nennt sich das ehrgeizige zerte vor- und aufgeführt. Später grün- Apropos Geschäft: Kosmos ist eine AktiProjekt, das an der Schnittstelle von dete er als Mitglied des Videoladens die engesellschaft mit über zwei Millionen
zwei sehr unterschiedlichen Welten Genossenschaft Kino Morgental.
Franken Eigenkapital. Dieses stammt
steht: die kühle, moderne Europaallee
von kulturaffinen Freunden, die sich mit
auf der einen, das alte Vergnügungs- und «Ein Ort des Diskurses»
vier-, fünf- oder sechsstelligen Beträgen
Rotlichtquartier Langstrasse auf der an- Mit den SBB haben die beiden einen daran beteiligt haben. Später werden
deren Seite. Gerade dieser seltsame Mix idealen Vertragspartner gefunden. Der noch Banken und institutionelle Anleger
von Sex und Business, von neuem Reich- Mietvertrag ist auf 25 Jahre abgeschlos- dazustossen. «Kosmos muss sich selbst
tum und alter WG-Herrlichkeit könnte
finanzieren», sagt Samir. «Nur so köndie Chance für dieses ambitionierte Pro- sen, und das Konzept stammt von Burk- nen wir unabhängig bleiben.» Er ist zuhard
&
Lüthi
Architekten.
Trotzdem
ist
jekt sein. «Was hier fehlt, ist ein kulturelversichtlich, dass dies auch gelingen
ler Mittelpunkt», sagt Samir, «ein Treff- nicht alles glatt über die Bühne gegan- wird. «Um mit den SBB ins Geschäft zu
gen.
Einige
Leute
zweifelten
bereits
punkt für erwachsene Menschen.»
kommen, mussten wir einen plausiblen
Mit Samir und Deckert könnte es ge- daran, dass das schon länger angekün- Businessplan abliefern. Dieser wurde
lingen, die Gegensätze zu überwinden digte Projekt überhaupt noch realisiert
und daraus ein spannendes kulturelles wird. «Wir mussten den Innenausbau
Experiment zu machen. Samir ist der von Beginn weg neu denken und haben
Typ Anreisser, Energiebündel, Filmema- den Zeitrahmen für die architektonisch
cher. Als Filmproduzent und Teilhaber konzeptionelle Arbeit unterschätzt»,
von Dschoint Ventschr Filmproduktion gibt Samir offen zu. Will heissen: Die
hat seine Firma über 100 Filme produ- Kulturrakete in den Kosmos hebt mit
ziert. Er weiss, wie der Zürcher Kultur- einem Jahr Verspätung ab.
Unverändert jedoch sind die Ambitiohase läuft - und er hat die richtigen Benen.
«Wir wollen einen Ort des Diskurziehungen. Wenn er sein Büro verlässt
und in die nahe gelegene «Kantine», das ses schaffen», schwärmt der FilmemaRestaurant Volkshaus, wechselt, wird er cher. «Gesellschaftlich relevante Thevon allen Seiten begrüsst und geküsst. men sollen diskutiert und ökonomische
Den Chräis Chäib kennt er wie seine Ho- und kulturelle Trends verhandelt wersentasche. «Es gibt keine Strasse, in der den.» Dabei denkt er an Leute wie den
ich nicht einmal in einer WG gewohnt amerikanischen Soziologen Richard
Sennett, den slowenischen Philosophen
habe», lacht er.
Geld und Geist
anschliessend von drei verschiedenen
Instanzen geprüft. Die SBB selbst haben
drei Machbarkeitsstudien erstellen lassen, bevor sie sich überhaupt mit uns an
einen Tisch gesetzt haben. All diese
Überprüfungen haben gezeigt: Kosmos
ist durchführbar.»
Schön und gut - aber die Konkurrenz
schläft bekanntlich nicht. Samir und Deckert sind nicht die Einzigen, die Kultur
als einträgliches Geschäft entdeckt haben. Nur wenige Hundert Meter weiter
Richtung Limmatplatz hat das Kino Riffraff ebenfalls ausgebaut, und nur wenige
Hundert Meter weiter Richtung Wiedi-
kon wird in der Kalkbreite das Kino HouSlavoj Zizek oder die US-amerikanische dini nach einem Brandschaden bald wieSchriftstellerin Siri Hustvedt. Auch das der seine Pforten öffnen. Gleichzeitig ist
Bruno Deckert hat ebenfalls vorzuwei- Sinnliche soll nicht zu kurz kommen.
sen, was man in der Wirtschaft einen be- «Comedians, Konzerte, Plattentaufen
eindruckenden Leistungsausweis nennt. und Tanz - alles hat Platz», sagt Samir.
Mit Sph&res Bar, Buch & Bühne an der
Hardturmstrasse hat er bewiesen, dass
man Gastronomie und Kultur erfolgreich zusammenführen kann. Er war es,
der die SBB auf die Möglichkeit eines
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die Zahl der verkauften Kinoeintritte
rückläufig. Droht da nicht ein Überangebot?
Die Konkurrenz
Frank Braun von den Neugasskinos, der
Besitzerin von Riffraff und Houdini, ist
skeptisch. «Es herrscht kein Mangel. Das
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Zürcher Publikum wird bereits jetzt von
einem vielfältigen und gesättigten Ange-
bot verwöhnt», sagt er. Zum gleichen
Schluss kommt Beat Käslin von Arthouse-Kinos. «Es wird sich zeigen, ob es
möglich sein wird, in unmittelbarer
Nähe von Riffraff, Houdini und Xenix
nochmals neue Kundschaft für ein Kino
zu generieren.»
Samir kann diese Bedenken nicht
nachvollziehen. «Es gibt mehr als genug
gute Filme, aber leider zu wenig moderne und bequeme Kinos», sagt er und
weist auf eine für seine Generation erstaunliche Wandlung hin: «Ob Restaurants, Buchläden oder Kinos - letztlich
entscheidet der Markt.»
Das grösste Multiplexkino
Mehr Kinos auch in Sihlcity
Der Umbruch bei den Stadtzürcher Kinos
geht weiter: Nicht nur Kosmos wird 2017
sechs neue Kinosäle mit 800 Sitzplätzen
eröffnen. Viel schneller ist das Arena im
Die geplante Aussenansicht des neuen Kulturtempels. Visualisierung: E2A
Sihlcity unterwegs. Es wird demnächst mit
18 Leinwänden und 2500 Sitzplätzen das
erste und grösste Megaplex-Theater in der
Schweiz sein. Mitte September werden neben
den zehn bisherigen Kinosälen acht weitere
mit 500 Plätzen im Untergeschoss eröffnet.
Diese Erweiterung wird in einer Pressemitteilung als Ergänzung zum Mainstream-Kino
bezeichnet. Sie ermögliche, ein breiteres
Filmspektrum, vermehrt Originalversionen
sowie Filme mit längeren Laufzeiten zu
zeigen. Neben dem Multiplexkino Arena
gehören dem Kinokönig Edi Stöckli nicht nur
die verbliebenen Stadtzürcher Sexkinos,
sondern weitere Multiplexkinos in Freiburg
und in Genf. (mq)
Kino Kosmos
Europaallee
HB
100 m
TA-Grafik
TA-Grafik
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