Landwirtschaftskammer NRW Münster, 07.03.2016 Referate Landbau und Pflanzenschutz Nevinghoff 40, 48147 Münster Redaktion: Klingenhagen Seitenzahl: 5 Empfehlungen zum Pflanzenbau und Pflanzenschutz im Rheinland und in Westfalen-Lippe Im weiteren Wochenverlauf soll es nicht mehr regnen. Es werden sonnige Abschnitte mit Tagestemperaturen um 8 °C und Nachttemperaturen um 0 °C gemeldet. Getreide Läuse: Durch die zwischenzeitlichen Fröste wurden die Läuse nicht abgetötet. Bei sonniger Witterung sollten die Bestände auf Läusebefall kontrolliert werden. Dies gilt in erster Linie für Bestände die im Herbst nicht behandelt worden sind. In den wärmeren Lagen des Rheinlandes und im westlichen Münsterland sind Einzelschlägen stark befallen. Hier lassen sich auf jeder Pflanze Läuse finden. Allerdings sollten die Bestände auch in den übrigen Landesteilen kontrolliert werden. Lassen sich ohne große Mühe Läuse finden, sind bei Befahrbarkeit, zügige Behandlungen erforderlich um eine weitere Verbreitung des Gelbverzwergungsvirus zu unterbinden. Geeignet sind Pyrethroide wie Karate Zeon (75 ml/ha). Kombinationen mit Blattdüngern und Herbiziden sind möglich. Die Gefahr der Virusübertragung ist in früheren Saaten besonders hoch. Deshalb sind Gerste und Weizen meist stärker betroffen. Das Jahr 2007 hat aber gezeigt, dass auch in Triticale und Roggen starke Schäden möglich sind. Ackerfuchsschwanz: Sofern in Gerste noch Behandlungen gegen Ackerfuchsschwanz ausstehen sollten diese, sobald die Schläge befahrbar sind, mit 1,2 l/ha Axial 50 durchgeführt werden. Kombinationen mit Blattdünger und oder Insektiziden sind möglich. Zudem ist es sinnvoll die Wirksamkeit über Zugabe von 1,0 l/ha Dash oder 3 kg/ha SSA (Schwefelsaurem Ammoniak) etwas zu verbessern. Behandlungen auf Frost sind möglich und sinnvoll. In Roggen sollte anstelle von Axial 50 mit Traxos (1,2 l/ha) gearbeitet werden. In Winterweizen und Triticale ist zum derzeitigen Zeitpunkt Atlantis das bessere Produkt. In Triticale ist Atlantis mit max. 300 g/ha + 0,6 l/ha FHS zugelassen. In Weizen sollten mindestens 400 g/ha + 0,8 l/ha FHS zum Einsatz kommen. Auf den meisten Schlägen ist es aber ratsam mit der vollen Menge von 500 g/ha + 1 l/ha FHS zu arbeiten. Dies begründet sich zum einen über die Anpassung des Ackerfuchsschwanzes über die Jahre und zum anderen über die starke Entwicklung der Ungräser unter der milden Winterwitterung. Sofern die Witterung offener wird, sollten die Behandlungen alsbald erfolgen. Sonnige Witterung ist günstig. Optimal ist es wenn zu Beginn einer Hochdruckwetterlage gespritzt werden kann. Ungünstig sind Behandlungen zu Beginn einer Schlechtwetterphase. Nachtfröste bis – 3 °C sind zu tolerieren. Wird Atlantis + FHS mit 70 g/ha Biathlon 4D + 1 l/ha Dash kombiniert kann die Zugabe von 30 l/ha AHL entfallen. In allen anderen Fällen ist sie aber dringend erforderlich und auf Problemstandorten sollte das AHL auch zusätzlich zum Dash zugegeben werden. Eine mögliche stärkere Schädigung der Kultur muss hier in Kauf genommen werden. Kombinationen mit Wachstumsreglern sind, bei den mittlerweile notwendigen Aufwandmengen, nicht zu empfehlen. Die Zugabe von Insektiziden ist möglich. Windhalm und Unkraut: Spielt Ackerfuchsschwanz keine Rolle ist es nicht ganz so eilig. Frühere Saaten sind in der Regel im Herbst behandelt und bei den späteren kann noch Windhalm auflaufen. Behandlungen gegen Ende März mit z.B. 150 g/ha Broadway + FHS sollten hier passend sein. Windhalm läuft nach! Bedingt durch die milden, nassen Bedingungen in den letzten Monaten kommt es auch bei im Herbst behandelten Flächen zum Neuauflauf mit Windhalm. So sollten die -2Flächen gegen Ende März nochmals kontrolliert und gegebenenfalls mit 0,9 l/ha Axial 50 + 1 l/ha Dash oder 3 kg/ha SSA nachbehandelt werden. Hundskerbel: Dort wo Hundskerbel ein Problem muss frühzeitig behandelt werden. Geeignet sind z.B. Artus (50 g/ha), Dirigent SX (35 g/ha) und Concert SX (100 g/ha). Raps Unkraut: Restbesatz mit Kamille und Kornblume kann mit 1,2 l/ha Vivendi (entspricht Lontrel 100), 167 g/ha Lontrel 720 SG oder 0,2 l/ha Lontrel 600 bekämpft werden. Etwas wirkungsstärker gegen Kamille und wirksam auch gegen Klette ist Effigo mit 0,35 l/ha. Bei Effigo ist aber besonders darauf zu achten, dass die Knospen noch von den Knospenblättern umschlossen sind. Muss noch gegen Ausfallgetreide vorgegangen werden bietet sich u.a. Targa Super mit 1 l/ha an. Gegen Ackerfuchsschwanz ist Focus Ultra mit 2,5 l/ha + 1,0 l/ha Dash das sicherste Produkt. Mischungen der Gräsermittel mit Vivendi und den Lontrel Produkten sind möglich, Kombinationen mit Effigo sind hingegen nicht freigegeben. Schädlinge: Bei Temperaturen > 12°C kann es zum Zuflug von Rüsselkäfer kommen. Um die Behandlungsnotwendigkeit einschätzen zu können sind Gelbschalen unverzichtbar. Finden sich mehr als 10 Große Rapsstängelrüssler bzw. mehr als 15 Kohltriebrüssler je Gelbschale sind besonders in schwachen Rapsen Behandlungen angeraten. Geeignet sind Pyretroide wie Karate Zeon (75 ml/ha). Behandlungen müssen vor Beginn der Eiablage erfolgen. Bleibt es bei Temperaturen > 12 °C sollten Große Rapsstängelrüssler bis 3 Tage nach Überschreiben der Schadschwelle bekämpft werden. Bei Triebrüssler können 5 Tage ins Land gehen. Kombinationen mit Wachstumsreglern, Gräsermitteln und oder Blattdüngern sind möglich. Wachstumsregler, Phoma: Witterungsbedingt waren die Infektions- und Wachstumsbedingungen für Phoma mehr als gut. So sollten bei anstehenden Wachstumsreglerbehandlungen Präparate mit Phomawirkung bevorzugt werden. Genauere Hinweise finden Sie im gesonderten Artikel in dieser Ausgabe. Stickstoffdüngung zu Zuckerrüben und Kartoffeln jetzt vorbereiten Zur Ermittlung des Stickstoffdüngebedarf wird der aktuell im Boden verfügbare Stickstoff (= Nmin) benötigt. Sofern der Nmin-Gehalt im Boden durch eigene schlagbezogene Untersuchungen erfolgt, sollten Mitte März die erforderlichen Bodenproben für Zuckerrüben und Kartoffeln gezogen werden. Hierzu sind pro Schlag mindestens 16 über die Fläche verteilte Bohrstellen erforderlich, die zu einer Mischprobe, aber getrennt nach den 3 bzw. 2 Entnahmetiefen 0-30 cm, 30- 60 cm und bei Zuckerrüben zusätzlich 60-90 cm, zusammengeführt werden. Die Ergebnisse liegen innerhalb von 2 Tagen nach Eingang bei der LUFA vor. Unter www.Nmin.de können Informationen zur Probenahme und Berechnung des Stickstoffdüngebedarfs abgerufen werden. Insbesondere bei Einsatz von organischen Düngern wird die eigene Bodenanalyse empfohlen. Gemäß Düngeverordnung kann aber auch auf Richtwerte zurückgegriffen werden, die ebenfalls über www.Nmin.de abrufbar sind bzw. in der LZ und Wochenblatt veröffentlicht werden. Schlagkartei - Sorgfältig aufzeichnen ist Pflicht! Seit 2009 wird bei den Fachrechtskontrollen und den Kontrollen nach Cross-Compliance-Vorgaben die Aufzeichnungspflicht bei der Anwendung von Pflanzenschutzmittel kontrolliert. Wer einen landwirtschaftlichen, forstwirtschaftlichen oder gärtnerischen Betrieb leitet, ist verpflichtet Aufzeichnungen über die im Betrieb angewandten Pflanzenschutzmittel zu führen. Diese sind elektronisch oder schriftlich fest zu halten. Die Aufzeichnungen müssen den Anwender, die Anwendungsfläche, das Anwendungsdatum, das verwendete Pflanzenschutzmittel, die Aufwandmenge und die behandelte Kultur enthalten. Um lästige Nachfragen zu vermeiden, sollten diese Dokumente vollständig, übersichtlich, geordnet und leserlich sein. Nähere Informationen und Formblätter unter: -3http://www.landwirtschaftskammer.de/landwirtschaft/pflanzenschutz/genehmigungen/pdf/musteraufzeichnung.pdf Mulchsaat - Flächen rechtzeitig vorbereiten Die bislang aufgetretenen Fröste haben noch nicht überall zum vollständigen Abfrieren der Zwischenfrüchtbestände geführt. Vor allem Ölrettichbestände, aber auch Spätsaaten von Senf und Phacelia sind teils noch „grün“. Da die Bodenfröste im Februar nicht immer eine Befahrbarkeit des Ackers und somit die notwendige mechanische Bearbeitung der noch nicht abgestorbenen Zwischenfrüchte zugelassen haben, ist jetzt zur sicheren und rechtzeitigen Beseitigung des noch grünen Zwischenfruchtaufwuchses auch das Aufbringen Glyphosat-haltiger Herbizide zu prüfen. Mechanische Verfahren reichen bei der noch verbleibenden Zeit bis zur Saat von Körnerleguminosen, Zuckerrüben und Kartoffeln meist nicht mehr aus. Sind noch viele Rettiche vom Ölrettich oder schwer bekämpfbare Unkräuter auf den Sommerungsflächen vorhanden, so ist eine Behandlung mit Glyphosat sinnvoll. Alle Anwendungsvorschriften sind dabei genauestens zu beachten. Es muss unbedingt vermieden werden, dass angrenzende Flächen oder Banketten in Mitleidenschaft gezogen werden. Die Aufwandmengen sind abhängig von Pflanzenart und Entwicklungsstadium und können von 1080 g/ha (z.B. Phacelia) bis 1800 g/ha (z.B. Ölrettich) schwanken. Auch die sichere Bekämpfung größerer Altverunkrautung ist damit gesichert. Neben der Zugabe von 5 kg/ha ASS verbessert eine geringe Wasseraufwandmenge deutlich unter 200 l/ha die Wirksicherheit. Sollen Wurzelunkräuter mit erfasst werden, muss etwa 6- 7 Tage bis zur Saatvorbereitung gewartet werden, damit eine sichere Verteilung des Mittels auch in die Wurzel der Unkräuter erreicht wird. Nochmals der Hinweis: Auf abgestorbenen Zwischenfruchtflächen reicht ein Mulchen oder eine Bodenbearbeitung mit der Scheibenegge aus, um den Aufwuchs zu zerkleinern und einzuarbeiten. Ein Glyphosateinsatz ist hier nicht notwendig! Viele Zwischenfruchtbestände, vor allem im Rheinland, sehen so aus. Ist wie hier im Bild Senf nicht abgefroren und reichlich Altverunkrautung vorhanden, sollte vor der Aussaat eine chemische Unkrautregulierung erfolgen. (Foto, Dr. Dissemond) -4Körnerleguminosen – Unkrautbekämpfung planen (Pflanzenschutzdienst) In Ackerbohnen und Futtererbsen stehen zur Unkrautbekämpfung nach wie vor nur wenige Wirkstoffe zur Verfügung. Neu auf dem Markt sind die Herbizide Novitron mit den „alten“ Wirkstoffen Aclonifen plus Clomazone und Stallion SyncTec mit Pendimethalin plus Clomazone. Die zugelassene Aufwandmenge von 2, 4 kg/ha Novitron entspricht der Aufwandmenge von 2 l Bandur und 0,2 l Clomazone. Dieses mit Wirkstoff schwach aufgeladene Herbizid wird in unserer Region zur Wirkungsverbesserung mit 0,5 l/ha Bandur ergänzt werden müssen. Dem Stallion SyncTec, mit der zugelassenen Aufwandmenge von 3 l/ha, entsprechen 2,2 l Stomp Aqua und 0,25 Centium. Kamille, Klette, Stiefmütterchen und Gänsefuß werden sehr gut mit der Kombination aus 3,0 l/ha Bandur + 2,0 l/ha Stomp Aqua oder 3,0 l/ha Boxer + 2 l/ha Stomp Aqua bekämpft. Bei starkem Nachtschattendruck ist Stomp Aqua auf 3,0 l/ha zu erhöhen. Ist neben den oben genannten Unkräutern noch Knöterich zu erwarten, so ist eine Mischung von 2,5 l/ha Bandur mit 0,2 l/ha Centium 36 CS (beste Knöterichwirkung) oder 2,0 - 2,5 l/ha Stomp Aqua mit 0,25 l/ha Centium 36 CS (schwächere Kamillewirkung) einzusetzen. Die Anwendung sollte bis fünf Tage nach der Saat auf einen abgesetzten, im Idealfall feuchten Acker erfolgen. Im Nachauflauf kann gegen Klette, Vogelmiere und Kamille mit dem blattaktiven Basagran nachgearbeitet werden. Dieses Produkt hat aber keine Bodenwirkung und somit auch keine Dauerwirkung. Keine Notfallzulassung für Goldor Bait Für Goldor Bait wird es in 2016 keine Ausnahmegenehmigung gemäß Artikel 53 der Verordnung (EG) Nr. 1107/2009 („Gefahr in Verzug“) gegen Drahtwurm in Kartoffeln geben, d.h. ein Einsatz ist nicht mehr erlaubt. Hintergrund ist, dass der Rückstandshöchstgehalt vom Wirkstoff Fipronil in Kartoffeln zum 01.01.2017 von 0,01 mg/kg auf 0,005 mg/kg abgesenkt wird. Dieser Rückstandshöchstgehalt kann mit der Aufwandmenge von 10 kg/ha nicht mehr eingehalten werden, d.h. Rückstände sind vorprogrammiert. Nächste Woche werden Alternativen dargestellt. Kartoffeln - Pflanzgut prüfen Für den Transport von Kartoffelpflanzgut die frostfreien Perioden nutzen. Pflanzgut muss grundsätzlich kühl, aber frostfrei und trocken gelagert werden. Um unliebsame Überraschungen zu vermeiden, Pflanzgut bei Anlieferung sofort auf Nass-, Braun- und Trockenfäulen sowie auf starke Beschädigungen überprüfen. Auch bei optisch einwandfreier Ware den Sackanhänger (Pflanzenpass) von jeder Partie für eventuelle spätere Reklamationen verwahren. Ratsam ist es eine Knollenprobe zurück zustellen. Manchmal treten versteckte Mängel wie Fusariumbefall oder mangelnde Triebkraft erst später im Feld auf. Die Qualität von Pflanzgutproben kann über eine Vorkeimung überprüft werden. Belastungen werden damit sichtbar gemacht und ein späterer Schaden im Feldbestand vermieden. Aufgrund der letztjährigen Kraut- und Nassfäulesituation ist es sinnvoll, einige Knollen warm und feucht aufzustellen, die Knollen anschließend zu schneiden und zu bonitieren. Kartoffeln - Beizung unverzichtbar Beiz- bzw. Furchenbehandlungen sind unverzichtbar zur Erzeugung von qualitativ hochwertigen Kartoffelknollen. In Abhängigkeit vom Erreger und ob das Problem nur die Knolle oder besonders den Boden betrifft, muss das geeignetste Verfahren und Mittel ausgewählt werden. Sinnvoll kann die Kombination verschiedener Verfahren sein, z.B. ULV und Furche. Wenn neben Rhizoctonia, Colletotrichum und Silberschorf zusätzlich Probleme mit Nass- oder Braunfäulen zu erwarten sind, ist z.B. eine ULV-Beizung mit Cuprozin progress vorweg und die anschließende Furchenbehandlung mit Ortiva sinnvoll. Oder wenn noch zusätzlich Blattläuse oder Drahtwürmer eine Rolle spielen, kann z.B. die Kombination aus der ULV-Beizung mit Monceren G und der Ortiva-Furchenbehandlung die Probleme effektiv lösen. Die Empfehlungen in der Tabelle basieren auf sechsjährigen Versuchsergebnissen der LWK NRW. -5- Beizempfehlungen in Abhängigkeit vom Erreger und Art des Befalls Schaderreger Art des Befalls Geeignetes Beizverfahren Beizmittel Bodeninfektionen Furchenbehandlung Ortiva Nur Pflanzgutbefall oder niedriger Bodendruck Beizung an der Legemaschine ULV-Technik (Mantis/Mafex) Colletotrichum Bodeninfektionen Furchenbehandlung Ortiva Silberschorf Knollenbefall Furchenbehandlung Ortiva ULV-Technik (Mantis/Mafex) Moncut, Monceren Pro Rhizoctonia + Colletotrichum + Silberschorf Bodeninfektionen und Knollenbefall Furchenbehandlung Ortiva ULV-Technik (Mantis/Mafex) Cuprozin progress Beizung an der Legemaschine Funguran progress ULV-Technik (Mantis/Mafex) Monceren G Beizung an der Legemaschine Monceren G, Dantop (nur Pflanzkartoffelproduktio n) Rhizoctonia Schwarzbeinigkeit, Kritische Partien Nassfäule, oder nasse (Braunfäule: Standorte Nebenwirkung) Blattläuse, Kartoffelkäfer, (Drahtwurm: Nebenwirkung) Standorte mit voraussichtlichem Befall Moncut, Monceren Pro
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