Juni 2015 / Nr. 1 Die Bürgler Hauszeitung tell me 6 8 14 der älteste bürgler im bann der natur kunst am schulbau Man sah ihn eigentlich nie ohne Selten, kostbar, wunderbar. Eine Wand bemalen, aber wie? Appenzeller Tabakpfeife. Was? – Der Frauenschuh. Vielmehr was? 2 EDITORIAL Eine neue Bürgler Hauszeitung, das hat sich der Gemeinderat schon lange zum Ziel gesetzt: ein neues Konzept, eine neue Gestaltung. Unsere Gemeinde hat viele interessante Geschichten, die spannend sind, vielleicht gar aussergewöhnlich. Es gibt Ereignisse, über die wir uns besonders freuen. Bei uns wohnen viele Menschen, die etwas zu sagen und etwas geleistet haben. Geschätzte Einwohnerinnen und Einwohner S eit 22 Jahren haben Sie jährlich zweimal «Neues Was sagen Sie zu diesem Namen und allgemein zum aus Bürglen» erhalten. Darin sind Sie vor allem Inhalt? Schreiben Sie uns doch Ihre Meinung auf die über die Geschäfte der Offenen Dorfgemeinde orientiert E-Mail-Adresse: [email protected]. worden. Künftig bedienen wir Sie mit einer separaten Botschaft zu den traktandierten Geschäften der Offenen «TELL ME» wird jährlich zweimal erscheinen. Wir hof- Dorfgemeinde. fen, dass Ihnen unsere neue Hauszeitung gefällt, und wünschen viel Spass beim Lesen. Jetzt halten Sie das neue Produkt in Ihren Händen: «TELL ME». – Warum? «Es ist der Tell aus Bürglen», schreibt Friedrich Schiller in seinem berühmten Drama. «Bürglen ist heute mit acht Gedenkstätten zweifelsfrei Namens des Gemeinderates Bürglen das Zentrum der Tellverehrung», schreibt Architekturhistorikerin Marion Sauter. Was passt da besser als dieser neue Name! «TELL ME» erzählt Geschichten, ist informierend, orientierend, unterhaltend und schafft Identifikation mit unserer Gemeinde, ist modern, Markus Frösch jugendlich und mit dem «TELL» auch traditionell. Gemeindepräsident Herausgeberin Empfänger Konzeption & Design Gemeinderat Bürglen Haushaltungen der Gemeinde Bürglen Herger Imholz Werbeagentur AG, Altdorf Redaktion, Texte Titelbild Druck Redaktionskommission Bürglen Gemeindekanzlei Bürglen Büro für Text GmbH, Altdorf Grillstelle am Orchideenweg auf dem Biel ob Bürglen Gisler Druck AG, Altdorf auflage Büro für Text GmbH, Altdorf 1800 Exemplare Fotos 3 GESCHICHTE Mutig gelebt « Au Revoir», sagt sie. Elisabeth Walker hat soeben 35 Besucherinnen und Besucher aus der Gegend von Tell. Elisabeth Walker hat ihn verinnerlicht. Ein Gang mit ihr durch das Museum, bevor es umgestellt und erneuert wird. Paris durch das Tellmuseum Fresken in der Tellskapelle an der Tellsplatte und zu Kö nig Ludwig II. von Bayern so wie die erstprämierten Ori ginal-Wettbewerbsmodelle geführt. Der Reisebus verlässt Bürglen Richtung Süden. zum Telldenkmal in Altdorf. Eine 20-minütige Tonbild Was hat sie ihnen über Wilhelm Tell gesagt? schau ergänzt den Rundgang und schafft den Bezug zu den rund 500 Ausstellungsobjekten. Elisabeth Walker zeigt im obersten Stock das bekannte Bild von Ferdinand Hodler, «Wilhelm Tell» als mäch tiger, starker Mann, und daneben hängt das Bild eines englischen Künstlers der Romantik, ein schmächtiger, feiner Tell mit Flaum. Und sie erklärt: «Man muss nicht 2 Meter gross sein und muskulös, um den Mut zu haben, sich zu wehren.» Hat er denn gelebt? Das sei die abso lute Standartfrage der Besucherinnen und Besucher. Ihre Antwort: «Wilhelm Tell hat nie gelebt, aber ein Man muss Tell verinnerlichen, wenn man ihn verstehen will.» Interesse aus der ganzen Welt Mit viel Menschenkenntnis und Einfühlungsvermögen führt Elisabeth Walker Besucherinnen und Besucher durch das Tellmuseum, fünfsprachig. «Sie kommen vor allem aus Deutschland, aus England, viele aus Holland. Es kommen aber auch Leute aus Frankreich, Neuseeland, Australien, USA, Gäste aus Südkorea, eigentlich aus der ganzen Welt, auch aus Russland, Japan und China», erklärt sie. Elisabeth Walker. Aus dem Tessin ins Tellendorf. Mann, der den Mut hatte, Nein zu sagen, der hat gelebt. Je nach Zeit, die den Besucherinnen und Besuchern im Tellmuseum zur Verfügung steht, und Interesse, packt Elisabeth Walker die Führung an. Es gibt aber Ausstel Grosse Faszination lungsobjekte, die «ein Muss» sind, wie sie sagt, so der Elisabeth Walker stellt immer wieder fest, wie fasziniert Tugginer-Tell, ein Ölgemälde auf Holz aus dem 16. Jahr die Besucherinnen und Besucher von der Geschichte und hundert, eine der frühesten bildlichen Darstellungen dem Mythos Tell sind. «Es ist auch die Ambiance des Wilhelm Tells, die Vitrine mit Dokumenten zu den Tells Museums im rekonstruierten Wattigwilerturm aus dem kapellen und den eidgenössischen Chroniken, Bilder zu 13. Jahrhundert, die das ausmacht. Die Leute tauchen den Szenen der Tellsgeschichte nach Friedrich Schiller, hier ein in die Geschichte, und Erinnerungen aus der die Original-Kopfstudien von Ernst Stückelberg zu den eigenen Schulzeit werden wach.» 4 Schatz- und Wunderkammer zum Mythos Tell. GESCHICHTE abschied Der Gang mit ihr durch das Tellmuseum fand am 12. Mai 2015 statt. Am 2. Juni 2015 ist Elisabeth Walker-Zbinden im Alter von 74 Jahren für immer von uns gegangen. So lesen wir den Beitrag auch im Andenken an sie, im Einverständnis mit den engsten Familienangehörigen. Wie ist denn Elisabeth Walker ins Tellmuseum gekom- Unterstützung als Mitglied? einem Geschäft in Altdorf Schuhe verkauft. Ihm seien 2016 feiert Bürglen das 60-Jahr-Jubiläum der Tell- ihre Sprachgewandtheit und Fremdsprachkenntnis- Museumsgesellschaft Uri und das 50-Jahr-Jubiläum se aufgefallen. Er konnte sie mit seinem Herzblut und des Tellmuseums. Der Museumsrat nimmt das zum grossen Engagement für die Mitarbeit im Tellmuseum Anlass, das Museums- und Ausstellungskonzept in gewinnen. 2003 begann Elisabeth Walker als Kassier- haltlich, formal und didaktisch neu aufzubereiten. in, und bereits ein halbes Jahr später führte sie Besu- Es sind auch Massnahmen an der Infrastruktur not cherinnen und Besucher durch das Tellmuseum. Sie wendig. Die Kosten der Gesamterneuerung belaufen spricht fünf Sprachen. «Meine Mutter konnte fünf sich auf rund 960‘000 Franken. Die Tell-Museums Sprachen, mein Vater vier. Mein Sohn ist fünf-, mei- gesellschaft Uri erbringt eine Eigenleistung in der ne Töchter sind dreisprachig. Wir haben das Gen für Höhe von 150‘000 Franken. Der Kanton Uri zahlt Sprachen. Wenn ich mit meiner Freundin nach Holland einen Beitrag von 120‘000 Franken. Die Gemeinde gehe, bestelle ich nach zwei Tagen die alltäglichen Din- Bürglen unterstützt das Projekt mit 80‘000 Franken. ge auf Holländisch. Im Winter verbringe ich Ferientage Der Museumsrat sowie die Bau- und Ausstellungs in Amrum an der Nordsee. Nach fünf Tagen spreche ich kommission hoffen, die Restfinanzierung durch wei Öömrang, den Inseldialekt.» tere Beiträge der öffentlichen Hand, dank Unterstüt zung von Stiftungen, durch Beiträge von Firmen und Herz und Seele Privatpersonen sowie durch Gönnerschaft bewerk Und sie liebt nicht nur die Sprachen. Die gebürtige Tes- stelligen zu können. – Und wenn dazu noch jeder sinerin, aufgewachsen in Brissago, die in Schaffhausen Bürgler und jede Bürglerin Mitglied der Tell-Muse einen Erstfelder kennen gelernt hat und mit ihm in den umsgesellschaft wäre? – Für die Gesamterneuerung, Kanton Uri gezogen ist, sie liebt die Menschen, die Ge- die Aufrechterhaltung des Museumsbetriebs und die spräche, das Ambiente, das «Gugäletwärdä», wie sie Sicherstellung des umfangreichen Museumsgutes ist sagt. «Ich habe den Kanton Uri furchtbar gern bekom- der Museumsrat auf jede Unterstützung angewie men. In Uri bist du zu Hause. Man kann hier nicht sterben, sen: Einzelmitgliedschaft (Jahresbeitrag CHF 20), ohne dass man es nicht weiss. Für viele ist Anonymität Paarmitgliedschaft (CHF 30), Kollektivmitgliedschaft gut, für mich nicht. Für mich ist Uri voll Herz und Seele.» (CHF 50), Gönnermitgliedschaft (ab CHF 50). Warum nicht? Der Museumsrat dankt. Bankverbindung: Raiffeisenbank Schächental, Bürglen IBAN CH89 8143 2000 0012 2325 8 ligen Verwalter der Tell-Museumsgesellschaft Uri, in [email protected] www.tellmuseum.ch men? Durch Thomas Christen. Sie hat ihm, dem dama- 5 WA S I S T L O S ? Veranstaltungskalender Favoriten sind Schwingerkönig 29. september Kilian Wenger, Philipp Laimbacher, Blut spenden Christian Schuler und Andreas Bis heute ist es nicht gelungen, Ulrich. Zu den Aussenseitern auf künstliches Blut zu schaffen. Bei den Festsieg gehört Andi Imhof vom Unfällen, zur Behandlung von Schwingklub Bürglen. Übrigens: 1980 Krebspatienten oder auch bei hatte der Schwingklub Bürglen letzt Herzkrankheiten braucht es Blut mals ein «Innerschweizerisches» – und der Bedarf kann nur durch durchgeführt, damals bei rund 4000 freiwillige Blutspenderinnen und Zuschauerinnen und Zuschauern -spender aus der Bevölkerung noch in Bürglen. Leo Betschart be gedeckt werden. Ohne Blutspender zwang im Schlussgang Edwin Schuler kommt auch die beste medizinische aus Ingenbohl durch «Lätzdrehen». Versorgung nicht aus. «Deshalb ist jede Blutspende ein Zeichen der Solidarität gegenüber seinen Mit 3. juli menschen und ein überaus wertvol Auf der Tanzfläche les soziales Engagement», heisst es im Informationsblatt «Blutspende 5. juli SRK Schweiz». Der Samariterverein Im Sägemehl Bürglen ruft am Dienstag, 29. Sep Der Schwingklub Bürglen ist der tember, 16.30 bis 20.00 Uhr, zum rischen Schwing- und Älplerfestes 4. september Blutspenden auf. vom 5. Juli. Weil in Bürglen der nöti Durch die Reben ge Platz fehlt, wird das Fest wie 2005 Schon im 13. Jahrhundert waren an in Seedorf durchgeführt. 2005 war den der Sonne zugeneigten Abhän Tanzen an der Sennenkilbi bereits der organisierende Schwing gen in Uri Weinberge zu finden. In Die Trachtengruppe Bürglen pflegt klub Altdorf nach Seedorf ausgewi Bürglen wird seit 1977 wieder inten mit Erfolg unser Brauchtum. Rund 50 chen. Wie OK-Vizepräsident Adrian siv Weinbau betrieben. Am 4. Sep Aktivmitglieder aus dem Tellendorf Arnold erklärt, leisten die Mitglieder tember lädt die Kulturkommission und Umgebung zeigen an ihren An des Schwingklubs Bürglen einen Bürglen zu einem Rundgang durch lässen Trachtentänze zu ihrer Haus grossen Einsatz. Freuen darf man den Rebberg im Paradiesli und den musik. Die nächsten Auftritte sind am sich auf den Unterhaltungsabend Rebberg im Hirzenboden ein. Paul Sonntag, 5. Juli, beim Innerschwei vom Freitag, 3. Juli, mit den Schüp Arnold-Planzer wird einen Über zerischen Schwing- und Älplerfest ferimeitli (unten) und den Nidwald blick über die Geschichte des Wein des Schwingklubs Bürglen in Seedorf, ner-Buebe (oben), und natürlich am anbaus in Uri geben. Die Teilneh am Sonntag, 9. August, beim Treffen Sonntag auf die Schwingerarbeit. merinnen und Teilnehmer erhalten mit Glarus auf dem Urnerboden, am auch einen Einblick in das Arbeits Samstag, 3. Oktober, beim Heimat jahr eines Winzers. Abgerundet wird abend Ägerital, an der Bürgler Sen der Anlass mit einer Weinprobe aus nenkilbi vom Sonntag, 11. Oktober, dem Weingut Hirzenboden in der und am Samstag, 7. November, beim Aula in Bürglen. Der Treffpunkt ist eigenen Trachtenabend in der Aula um 18.00 Uhr beim Feuerwehrlokal. Bürglen. 2017 feiert die Trachten Ein Infoblatt wird folgen. gruppe Bürglen ihr 75-Jahr-Jubiläum. 11. oktober Veranstaltungskalender im Überblick: www.buerglen.ch Organisator des 109. Innerschweize 6 PERSONEN der älteste bürgler J uni 1915. Es war gemäss dem Statisti- schen Jahrbuch der Schweiz ein warmer und trotz häufi- Man sah ihn eigentlich nie ohne Appenzeller Tabakpfeife. Im Hagni. Vor wenigen Tagen feierte Johann Stadler-Zurfluh, genannt Hans, den 100. Geburtstag. Mit Tabakpfeife. ger Niederschläge eher tro- «Pinggel um Pinggel» habe er in den Heugaden getragen. Im Winter war sein Heu das Futter für die Schafe vom Spiss-Wisi. Und zwei Kirsch- ckener und recht sonniger Sommer. Das Geld war knapp bäume und etwa fünf Kartoffelgärten Im Hagni in Bürglen kam Johann zur Johann Stadler war gerne im Holz, pflegte er dort. Um das Haus herum im Welt, am 7., es war ein Montag. Er machte «Stüüdägarbä» für die Hei- Hagni standen zahlreiche Obstbäume war der Jüngste, der Hahn im Korb zung im Winter, und bewirtschaf- und Beerensträuche. Äpfel, Birnen, bei drei älteren Schwestern, wie tete nebenbei Land der Korporation Zwetschgen, Pflaumen, Himbeeren, Tochter Romy meint. Uri, den Riedplätz oben im «Ritäli». Stachelbeeren wurden geerntet, un- Als Bub hat er im Hagni Geissen gehütet. Als junger Erwachsener fand er Arbeit im «Schächenwald». Allerlei habe er in der Eidgenössischen Munitionsfabrik Altdorf (MFA) gemacht, meint Johann Stadler. Als 1953 sein Haus bereit stand, an dem te, heiratete er, 38-jährig, und vier Mädchen erblickten das Licht der Welt im Hagni, Ida, Romy, Verena und Marlis. Es war sein gemütliches Frauenhaus. «Sie hènt einigermassä gfolgèt», meint er und lacht. So haben sie ihm auch das obligate Mittagsschläfchen zu Hause stets gegönnt, so kurz wie die Arbeits pause auch war. Oder meistens. Er schmunzelt. Denn Johann fuhr bei jedem Wetter zum Mittagessen nach Hause, zuerst mit dem Velo, dann mit einem BMW-Töff und später mit dem Auto. Und die letzten Meter ins Hagni noch zu Fuss. Er arbeitete bis zur Pensionierung in der MFA. 44 Jahre lang. Johann Stadler-Zurfluh, 100-jährig, noch aktiv und zufrieden. er vieles selber hergerichtet hat- 7 PERSONEN terstützt von seiner Frau und den Reichte die Zeit, war er mit Kolle- «Dü äü», ergänzt er mit Blick zu Töchtern. «Das hènt miär güät chen- gen des VMC Bürglen am Kegeln im seiner Tochter. Gerne sass er auch nä brüüchä», betont er. Und es ge- «Kinzig-Pass» oder mit dem SC im «Alpenblick» bei einem gemüt- schah eigentlich nie ohne Tabakpfeife. Edelweiss Bürglen unterwegs. Er lichen Jass oder am Sonntagmorgen Ab und zu steckte auch «ä chrummi habe früher Skirennen bestritten, nach der Messe im «Adler», wenn Brisago» in seinem Mundwinkel. erklärt er, und Skitouren gemacht. ein Lottomatch stattfand. «Ich ha Apropos Skitour: Per Velo und den vill Glick gha», meint Johann Stad- Zu sechst im Renault Skiern im «Gepäck» nach Spirin- ler, gerade 100-jährig geworden. Bis Wenn das Leben im Hagni, auch gen, «ds Chilägässli üfä», dann zu vor wenigen Wochen lebte er noch dem Wetter zum Trotz, nicht einfach Fuss dem Clariden zu, das Velo und im Hagni. Nun wohnt er im «Gos- war und fleissig «gwärchet» wurde: die Skier noch einige Zeit auf dem mergartä» Der Sonntag war Familientag, und Buckel. Soviel zur Gesundheit! «Schnurägyygäli». Johann Stadler führte seine Familie mit dem weissen Renault Dauphine aus, zum Beispiel zu Passfahrten, Glück gehabt zum Picknicken, zum Besuch von Lustig und gemütlich haben wir es zu Verwandten oder zum Baden am Hause gehabt», sagt Tochter Romy. Lauerzersee in Seewen. Er nickt und «Unser Dädi hat im Hagni auch schmunzelt. Und wenn Picknicken viel Musik gemacht, mit Alphorn, angesagt war, kochte er im Militär- ‹Schnurägyygäli› und Schwyzerör- geschirr auf dem Feuer Suppe und geli. Wir haben viel und gern gesun- Kaffee. «Ja, das het derzuä gheert.» gen.» Er habe auch gerne getanzt. mit Tabakpfeife und 8 STORYTELLING Im Bann der Natur B iel-Kinzig, das Skiund auf der Wandergebiet Sonnenseite Selten, kostbar, wunderbar. Was? – Der Frauenschuh. Wo? – Auf dem Biel ob Bürglen. Tatsächlich! des einer Wandergruppe von vita swiss Uri in einer Zeitungsausgabe vom September 2014. Schächentals, ist uns Bürglerinnen und Bürglern ein Am Wegrand des Orchideenweges, auch Gangbachweg Begriff. Die meisten schätzen es als nahes und fami genannt, blüht Ende Mai/Anfang Juni der Gelbe Frauen- lienfreundliches Wintersportgebiet, aber auch im Som- schuh. Diese Orchideenart (bot. Cypripedium calceolus) mer als Ausgangspunkt für verschiedene Wander- und ist sehr selten und fühlt sich auf dem Biel offensicht- Klettertouren. Dass dort oben auf dem Biel auch botani- lich ausserordentlich wohl. An den lichten, von wenigen sche Kostbarkeiten blühen, ist jedoch noch lange nicht Bäumen beschatteten Steilhängen findet diese seltene, bekannt. Ein Besuch lohnt sich, nicht nur für Blumen- vom Aussterben bedrohte Pflanze optimale Wachstums- liebhaberinnen und -liebhaber. bedingungen, und man kann diese schöne Pflanze nicht nur vereinzelt betrachten, sondern Wiesen mit hunderten Orchideen bestaunen. Der Frauenschuh liebt lockeren Bo- «Was sie dort sahen, das hatte noch keiner von ihnen den und verträgt keine Verdichtung des Bodens, geschwei- je in seinem Leben gesehen.» Das schrieben Mitglieder ge denn Beschädigung des Wurzelstocks. Völlig sinnlos ist Der Gelbe Frauenschuh fühlt sich auf dem Biel ob Bürglen offensichtlich wohl. Naturparadies für Jung und Alt TOPSTORY das Ausgraben und Einpflanzen im chen möchte, dem stehen durchaus hauseigenen Garten, denn der Frau- weitere Wanderrouten zur Auswahl. enschuh gedeiht nur in Symbiose mit So bietet sich die Rundstrecke via einem bestimmten Pilz. neue Alpstrasse oder via Fruttstägä Richtung Kinzig-Chulm an. Wer Ein Rundweg auch für Familien nach Der Ausgangspunkt des Orchideen- geniessen möchte, kann sich über weges ist direkt bei der Bergstation den Klettersteig Fruttstägä noch der Luftseilbahn Biel-Kinzig. Unter- mit einem besonderen Gipfelerleb- halb des Ferienhauses Rämsenberg nis beschenken. Aber ganz egal, ob führt der Weg zuerst über offenes eher gemütlich oder sportlich, der Wiesengelände hinein in ein lich- Gangbachweg ist ein wunderschö- tes Waldstück. Zwei kleine Brücken ner Rundgang in einer fantastischen führen über romatische Wildbäche. Landschaft, umgeben von majestä- Bäume spenden dort Schatten, wo es tischen Bergen und einer einzigar leicht bergauf geht. Zwei Grillstellen tigen Blumen- und Pflanzenwelt. dem botanischen Lecker bissen noch eine sportliche Einheit laden ein zum Verweilen und Geniessen. In der letzten Hälfte führt der Weg vorbei am neu erstellten Kinderspielplatz mit Grillstelle und Hütte, deshalb ist der Orchideenweg Orchideenweg Biel Auch Gangbachweg genannt auch für Familien mit Kindern ein abwechslungsreicher Wandervorschlag, jedoch nicht kinderwagentauglich. 3 Kilometer 1 Stunde Bergauf 190 m Wer lieber aus einem Spaziergang eine anspruchsvolle Wanderung ma- Bergab 190 m 10 STORYTELLING Schiibähunt und ein Hauch Poesie « Unt verzellt hents vom Schybähund ds Schateref», dem geisterhaften Hund mit einem feurigen Auge auf der Stirne, gesehen auch im Schlössli von Ihr Sound ist ein Crossover aus Hip Hop und Blues-Rock. Ihre Texte sind lyrisch. Vor allem haben sie Spass an der Musik – und am «Schiibähunt». So nennt sich die junge Band. Seedorf, in der Hofstatt zu Christian. Es sind auch alte Lyrics, die sie ergänzen, anpassen, ergänzt Fabian, zum Beispiel von Robert Lee Johnson, der als einer der bekanntesten Gitarristen, Sänger und Songwriter in der Attinghausen, im Hellgässli in Alt- die jungen Musiker betonen. «Un- Geschichte des Blues gilt. «Die Tex- dorf, im Buochholz in Silenen, auf sere Texte sind unabhängig von te sind nicht wörtlich zu nehmen, der Riedstrasse in Amsteg oder auf Politik und moralischen Predig- unsere Lyrics verbinden sich mit der der Wehristutzbrücke in Bristen. Er ten», sagt Patrick. Vieles basiere Musik zu einem Thema. Wir erzäh- sei der Geist von Ratsherren, vom auf Geschehen im Alltag. «Es geht len keine Geschichten im klassi- Gewissen geplagt. aber meistens um die Musik selbst, schen Sinn. Durch einzelne Gedan- um unser Verständnis zur Musik, kenstützen entstehen die Inhalte für um das, was wir machen», erklärt die Songs», sagt Christian. Spuren in Bürglen «Der alte Franz-Toni-Max in Bürg len beschrieb ihn im Gegensatz zu den anderen Erzählern als rot oder gen aus Uri» von Josef Müller. Ein solcher Glasscheibenhund soll auch beim Gasthaus zum Tellen oder bei der Tellskapelle auf die Ratsherren, die abends aus dem Rat von Altdorf kamen und nach Bürglen oder ins Schächental heimkehrten, gelauert haben. Das Nämliche habe Ratsherr Arnold (gestorben 1836) im Breitebnet zu Bürglen aussagen können. Auch auf dem Bürgler Kirchenplatz und in der Gegend von Sigmanig hat man ihn gesehen. Einer soll beim sogenannten Helgennussbaum zwischen Brigg und Trudelingen gehaust haben. Tracks für die Bühne Und was hat dieser Hund nun mit Musik zu tun? Mit Ratsherren und ihrem Gewissen gewiss nichts, wie Aufgestellt von links: Fabian Tresoldi, Thomas Planzer, Patrick Bissig, Christian Indergand und Benjamin Kluser. ‹äso gälw›», heisst es in den «Sa- 11 STORYTELLING Irren ist nächtlich Warum also «Schiibähunt»? – «Nicht nur seine Urner Herkunft, sondern auch das Irren durch nächtliche Gassen verbindet die Musiker von ‹Schiibähunt› mit dem Mythos», heisst es auf ihrer Homepage. Und passend zum Herumlungern dieses geisterhaften Wesens im Tellendorf spielen zwei junge Bürgler in der neuen Band mit, Patrick und Thomas. «Schiibähunt» vereint die Rapper von «Trife Life», Christian Indergand und Patrick Bissig, die Blues-Rocker von «Seismograph», Fabian Tresoldi (Gitarre und Gesang) und Thomas Planzer (Schlagzeug), mit dem Künstler Benjamin Kluser alias Kfe3sh (Synthesizer). Bei «Schiibähunt» mischen sich auf der Bühne wildes Gitarrengeheul, treibende Drumbeats, ein Hauch von Poesie und das Dröhnen des Synthesizers. Es entsteht der nötige Wahnsinn für originelle und kraftvolle Tracks. Wo? Ihr Treffpunkt ist die MSA 24 in Altdorf. Ihre gemeinsame Zeit zum Proben ist der Sonntagnachmittag. Warum? Christian studiert Kunst an der Universität Zürich. Patrick hat soeben das Wirtschaftsstudium an der Fachhochschule ZHAW in Winterthur abgeschlossen. Fabian beginnt demnächst das Masterstudium in Maschinenbau an der ETH Zürich. Benjamin ist freischaffender Künstler. Thomas wird an der Fachhochschule in Zollikofen das Studium in Forstwissenschaft aufnehmen. Auf zu den Alpentönen «Schiibähunt», der lyrische Wahnsinn, wird beim Internationalen Musikfestival Alpentöne in Altdorf Platz nehmen. Sie gehören am Samstag, 15. August, 15.30 Uhr, auf dem Lehnplatz zu den einheimischen Tönen. Am Sonntagnachmittag, 16. August, werden Spaziergängerinnen und Spaziergänger dem «Schiibähunt» im Reussdelta begegnen. Und wir dürfen es mit gutem Gewissen tun. 12 VEREIN frauensport bürglen. Aktiv und lässig! F rauensport galt lange als unästhetisch, vermännlichend und medizinisch bedenklich. Er war aber spätestens am 3. Juni 1955 in Das war vor 60 Jahren in Bürglen für viele alles andere als lässig und selbstverständlich, Frauen, die miteinander Sport treiben. Im Blickfeld schon gar nicht! Bürglen nicht mehr aufzu- Mit wachsendem Interesse Heute zählt der Verein 246 Mitglieder. Tendenz steigend. 30 Leiterinnen und zwei Leiter stehen zur Verfügung. Der Die Männerriege Bürglen trat ih- Verein frauensport bürglen, wie er sich im Hotel Tell den Frauenturnverein. nen grosszügigerweise am Donners seit diesem Jahr nennt, bietet Frauen Vom Stammverein, dem TV Bürglen, tagabend von 21.00 bis 22.00 Uhr jeden Alters ein attraktives Turnen und vom Schweizerischen Frauen- ihre zweite Turnstunde ab. Aber ohne und eine abwechslungsreiche Frei- turnverband durften sie je 100 Fran- Bedingungen ging es nicht: 1. Es darf zeitgestaltung. Ihm sind auch die För- ken entgegennehmen. Der Inner- nur mit einer Frau als Leiterin geturnt derung des Kinder- und Jugendsports schweizer Frauenturnverband, dem werden. 2. Die Fenster der Turnhalle sowie die Pflege der Freundschaft sie sich anschlossen, schenkte den müssen verdunkelt werden. 3. Tur- wichtig. Und der Slogan für alle lautet: Bürglerinnen noch einen Korb ball. nen im Freien ist verboten. «Frauensport - aktiv und lässig!» Mit grossem Elan dabei und im neuen Outfit bereit. halten. Neun Personen gründeten 13 VEREIN Mit grossem Engagement Der Erfolg hat eine Geschichte. Eine Projektgruppe mit Lucia Lauener, Nadia Schuler, Franziska Muoser, Ruth Gisler, Esther Gisler, Cornelia Herger und Doris Imhof hatte im Hinblick auf das 60-Jahr-Jubiläum die Grundlagen des Vereins zuhanden der GV überarbeitet. Herausgewachsen sind der neue Vereinsname, frauensport bürglen, die neuen Namen der Riegen, frauenfit, mukivakisport, kindersport, meitlisport und Geräteturnen, die neuen Logos und die neue Bekleidung. Ohne Vereinsbeitritt können mukivaki und frauenfit besucht werden. frauenfit ist eine Powerstunde, die auch Spass macht, egal wie fit, wie alt: vorbei kommen und einfach mitmachen! Mit breitem Angebot Geboten wird ein polysportives Turnen, das auch sportliche Trends beinhaltet. Im abwechslungsreichen Programm entdeckt man auch Biketouren, Schneeschuhlaufen, Wanderungen und gesellschaftliche Anlässe. Wer auch während der Sommerpause etwas Frauensport betreiben will, ist jeden Mittwoch zum Wandern mit Marlis oder jeden Montag zum Biken eingeladen. Am 17. August wird wieder der ordentliche Vereinsbetrieb aufgenommen. Und wer es einmal ausprobieren will, kommt am Montag, 31. August, 20.00 Uhr, zum Schnuppern in die Sporthalle Bürglen. «Dr Määndig isch mi Abig. Ich gniässä ds Turnä mit denä aktivä und lässigä Fräüwä», erklärt eine Turnerin. Interessiert? [email protected] www.frauensport-buerglen.ch Präsidentin Nadia Schuler-Arnold │ Trudelingen 3, 6463 Bürglen │ 041 870 30 33 14 SCHULE Kunst am Schulbau B ildnerisches Gestal ten, so heisst ein Wahlfachangebot im 9. Schuljahr. Lernen, Bilder und Dinge genau zu betrachten, zu zeichnen und zu malen, aber auch experimentell zu arbeiten, eigene Ideen umzusetzen, neue Gestaltungs- Eine Wand bemalen, aber wie? Vielmehr was? Kühe und Berge? Oder doch ein Zebra? Die Zahl Pi? Eine kreative Begegnung in der Pausenhalle, auf dem Weg zur Gemeindekanzlei, von Schülerinnen und Schülern geschaffen. möglichkeiten und Techni- an. Mit der Idee von Yvonne Marty rückten Symbole und Zahlen für das eine Wandbild in den Vordergrund. Für das zweite Wandbild bekamen die Zebrastreifen von Céline Gisler neues Leben. Nun gefallen frische Farben, komplementär zugeordnet, Blau und Gelb, Grün und Rot, ken kennen zu lernen und Von der Kuh zum Zebra auszuprobieren. Es richtet sich an So packten Johanna Brücker und ihre Schulbau erfreut Schulleitung und alle, die Freude am Gestalten und an elf Kunstschaffenden der 3. Bürgler Gemeindekanzlei nun gleichermas- kreativen Prozessen haben, die sich Oberstufe das Projekt mit neuem Elan sen, wie Jürg Janett und Gemeinde- auf Neues einlassen können und Ausdauer mitbringen. So begann das zweite Semester im Schuljahr 2014/15 für die elf Schülerinnen und Schüler der 3. Oberstufe, die sich für das Wahlfach Bildnerisches Gestalten entschieden hatten, mit einer Art Projektwettbewerb. Die Vorstellung war, die Pausenhalle mit Bürglen neu zu bemalen. Was an Ideen und Vorschlägen zusammenkam, wurde der Schulleitung und dem Personal der Gemeindekanzlei zur Begutachtung vorgelegt. «Es waren eher Motive aus dem volkstümlichen Bereich», erklärt Schulleiter Jürg Janett. «Die ersten Ideen haben nicht überzeugt», bestätigt Oberstufenlehrerin Johanna Brücker, verantwortlich für das Wahlfachangebot. Man hätte lieber etwas Abstraktes, hiess es, etwas Grafisches, etwas Kreativeres, mehr Farbe. Von links: Janine, Julia, Nadja, Claudio, Stefan. dem Eingang zur Gemeindekanzlei Orange. Und die Kunst am 15 SCHULE schreiber Emil Walker anerkennend zustimmen. Zebra-Fashion auf dem einen, die Kreiszahl Pi – 3,1415926... Ast und Blatt, Insekt und Schuh und doch noch eine Kuh dazu. Das Ziel dieses Wahlfachangebots ist überaus gelungen erreicht: Sie haben sich auf Neues eingelassen, mit Freude gestaltet und Ausdauer gezeigt. Sie, das sind: Andrea Arnold, Marcel Gerig, Céline Gisler, Elena Brand, Nadja Herger, Julia Kempf, Janine Kempf, Stefan Arnold, Claudio Christen, Roger Gisler und Yvonne Marty. Von links, hintere Reihe: Yvonne, Marcel, Roger; vordere Reihe: Céline, Andrea, Elena. – auf dem anderen Wandbild zentral, 16 ALLERLEI Neu bei der Gemeindeverwaltung Peter Gisler, Leiter Bauabteilung Christian Arnold, Gemeindearbeiter Der bisherige Bausekretär, Art- Der hur Walker, ging per Mitte Mai beschlossen, eine zweite Ar- 2015 frühzeitig in Pension. Am beitsstelle im Unterhaltsdienst 1. Mai hat Peter Gisler die Nach- zu schaffen. Als neuen Gemein folge angetreten. Er ist 47-jährig und wohnt schon seit dearbeiter hat er im vergangenen März Christian langer Zeit in Bürglen. Peter Gisler absolvierte die Be- Arnold gewählt. Christian Arnold ist 42-jährig, ver- rufslehre als Tiefbauzeichner und besuchte – neben di- heiratet und Vater von zwei Kindern. Er wohnt seit versen Weiterbildungen – auch die Bauverwalterschule Geburt in Bürglen. Christian Arnold absolvierte die bei der IBR Luzern. Während 17 Jahren war er als Leiter Berufslehre als Zimmermann. Seither arbeitete er als der Bauabteilung in der Gemeinde Silenen tätig. Peter Zimmerman, Verkäufer und Lagerist. Christian Arnold Gisler verfügt über ausgezeichnete berufliche Kenntnis- hat am 1. Juni die Arbeitsstelle in unserer Gemeinde se. Er führt die Abteilung Bauwesen und das Sekretariat angetreten. Gemeinderat hatte 2014 der Baukommission. Dazu hat er auch die administrative Verwaltung der Gemeindeliegenschaften, die Leitung des Unterhaltsdienstes und die Führung der Wanderwegfachstelle auf Stufe Gemeinde übernommen. Tell me your story! Geburtstage Unsere ältesten Einwohnerinnen und Einwohnerinner 07.06.1915 Johann Stadler, Gosmergartä 17.08.1919 Anna Iten-Schuler, Gosmergartä Teilen Sie, liebe Leserinnen und Leser, 19.11.1919 Frieda Gisler-Gerig, Gosmergartä uns Ihre Meinung mit! Machen Sie uns 26.11.1919 Katharina Müller-Herger, Gosmergartä auf Geschichten und Wissenswertes für die Bürgler Bevölkerung aufmerksam! 95 Jahr Wenn Sie eine besondere Entdeckung machen, 30.06.20 Pius Imhof, Gosmergartä schicken Sie uns das Bild dazu. 15.09.20 Martin Arnold, Gosmergartä Verwenden Sie dafür folgende E-Mail-Adresse: 19.11.20 Anna Schuler-Rebsamen, Feldgasse 21 [email protected] 90 Jahre 06.03.25 Josef Herger, Gosmergartä 25.07.25 Gertrud Imhof-Arnold, Gosmergartä 10.08.25 Josef Arnold, Horgi 12 Die nächste Ausgabe erscheint 30.08.25 Maximus Gisler, Obriedenstrasse 26 anfangs Dezember 2015. 12.12.25 Agnes Arnold-Schuler, Vorderer Riedlig 16.12.25 Franziska Tresch, Hagni 2 Vielen Dank.
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