BDSE-Statement anlässlich der GDS-Pressekonferenz am 10. Februar 2016 Brigitte Wischnewski, Präsidentin des Bundesverbandes des Deutschen Schuheinzelhandels 2015: stationär mit leichtem Umsatzrückgang Der Schuheinzelhandel blickt auf ein schwieriges Jahr zurück. Denn von der im Allgemeinen sehr positiven Konsumstimmung in Deutschland, die dem Einzelhandel insgesamt ein ansehnliches Wachstum von etwa 3 Prozent bescherte, konnte unsere Branche leider nicht profitieren. Bereits das erste Halbjahr vermochte mit einem Umsatzrückgang von 1,5 Prozent nicht zufrieden zu stellen. Enttäuschend verlief auch die zweite Jahreshälfte. Denn die Nachfrage nach Schuhen war - trotz schwacher Vorjahreszahlen – recht verhalten. Ein wesentlicher Grund lag sicher in den viel zu milden Temperaturen in den Wintermonaten, die bei den Kunden keine rechte Lust auf warme Winterschuhe und Stiefel aufkommen lassen wollten. Machte das kühle Hebstwetter im September und in der ersten Oktoberhälfte noch gute Laune auf Herbst- und Winterschuhe, so brach die rege Nachfrage ab Mitte Oktober deutlich ab. Ganz schwierig verliefen November und Dezember, jene beiden Monate, die nach den Daten des Deutschen Wetterdienstes die wärmsten Durchschnittstemperaturen seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahr 1881 verzeichneten. Wenn Schnee und Kälte deutschlandweit fehlen, muss sich das in den Kassen des hiesigen Schuhhandels entsprechend niederschlagen. Ende Dezember und nach einem schwachen Weihnachtsgeschäft schloss der stationäre Schuheinzelhandel nach ersten Berechnungen des BDSE das Jahr 2015 mit einem Umsatzminus von rund 1 Prozent ab. Die kleineren und mittleren Unternehmen mussten sogar ein Minus von etwa 2 Prozent verbuchen, während die größeren, expansiven Filialbetriebe – nicht zuletzt aufgrund der Eröffnung neuer Filialen – eher bei einem Umsatz-Pari gelegen haben dürften. Auch profitieren die Umsätze der Großfilialisten, die mittlerweile als Multichannel-Anbieter agieren, stärker vom wachsenden OnlineGeschäft. Online mit moderatem Wachstum Zwar hatte der Online-Handel in diesem Winter ebenfalls mit den ungünstigen Witterungseinflüssen zu kämpfen. Erste Zahlen weisen jedoch darauf hin, dass der 1 Online-Handel mit Schuhen in 2015 im Durchschnitt ein Umsatzwachstum erzielt hat, und zwar in Höhe von rund 7 Prozent. Gemessen an den zweistelligen Wachstumsraten noch vor wenigen Jahren ist dies allerdings eine eher moderate Steigerung. Der Kauf von Schuhen im Internet hat sich bei den Konsumenten mittlerweile etabliert. Der BDSE geht davon aus, dass der Marktanteil des Online-Handels bei Schuhen zwischenzeitlich 15 Prozent erreicht hat. Das Online-Business dürfte auch in den kommenden Jahren weiter steigen, dafür spricht schon die hohe Internet-Affinität der nachwachsenden Kundengeneration. Denn bei Mode und Schuhen sind die jüngeren Käufersegmente deutlich aktiver beim OnlineShoppen als ältere Kunden, wie das Kölner Institut für Handelsforschung unlängst ermittelte. Marktvolumen Schuhe: 11,7 Mrd. Euro Der stationäre Schuhfachhandel, vom kleinen Schuhgeschäft bis zum Großfilialisten, hat nach den Berechnungen des BDSE im abgelaufenen Jahr ein Umsatzvolumen von 8,3 Mrd. Euro (inkl. MwSt.) erzielt. Auf den stationären Schuhfachhandel entfallen etwa zwei Drittel aller Schuhumsätze. Das verbleibende Drittel des Marktvolumens wird in anderen Betriebsformen des Handels erzielt, u.a. in Waren- und Modehäusern, im Versand- und Sporthandel sowie in Verbrauchermärkten. Insgesamt sind im Jahr 2015 nach ersten Berechnungen des BDSE 11,7 Mrd. Euro im Einzelhandel mit Schuhen umgesetzt worden. Darin sind die Umsätze des Online-Handels mit Schuhen enthalten. Durchschnittspreise sind gesunken Was die Durchschnittspreise für Schuhe angeht, so sind diese im vergangenen Jahr im Fachhandel leicht gefallen. Sie betrugen bei Damenschuhen 64,50 Euro, bei Herrenschuhen 75,30 Euro und bei Kinderschuhen 46 Euro. Hierin spiegelt sich u.a. der schwächelnde Abverkauf an warm gefütterten Schuhen und Winterstiefeln wieder, die üblicherweise zu höheren Preisen verkauft werden. Schuhfachhandel steht vor großen Herausforderungen Im vergangenen Jahr litten die Schuhgeschäfte erneut unter der rückläufigen Kundenfrequenz der Innenstädte. Zwar profitieren die Metropolen und die touristischen Regionen von einer wachsenden Anziehungskraft, diese Sogwirkung geht aber zulasten des Umlandes, wo die innerstädtischen Besucherzahlen entsprechend zurückgehen. Die demographische Entwicklung wird dies mittel- und langfristig noch verschärfen. TOPStandorte werden an Bedeutung gewinnen, während ländliche Regionen tendenziell eher verlieren werden. 2 Eine weitere Herausforderung liegt in deutlichen Strukturveränderungen bei den Vertriebswegen. Hier sind zunächst Online- und Multichannel-Handel zu nennen, die den Schuhfachhandel nach wie vor stark fordern. Denn auch der stationäre Handel muss sich der wachsenden Digitalisierung des Informations- und Kaufverhaltens der Verbraucher stellen. Die Veränderungsgeschwindigkeit ist hoch und verlangt gerade vom mittelständischen Fachhandel erhebliche Anstrengungen, damit er noch schneller auf Wettbewerb und Kundenverhalten reagieren kann. Die Konsumenten werden zunehmend auch von stationären Geschäften erwarten, dass sie mit ihrem Sortiment bis hin zur aktuellen Warenverfügbarkeit - im Internet präsent sind. Denn bereits heute gehen einem wachsenden Anteil der stationären Umsätze Kundenrecherchen im Internet voraus. Nicht nur der Wettbewerb durch Online-Pure-Player zwingt den Schuhfachhandel zum Handeln. Marktanteile gehen seit geraumer Zeit auch an vertikale Bekleidungsketten wie Zara und H&M sowie an große Modehäuser, die ihr Schuhangebot vergrößern und sich in Richtung „Total Outfit“ weiterentwickeln. Dadurch gerät so manches Schuhgeschäft hinsichtlich Ladendesign und Warenpräsentation, aber auch mit Blick auf den Modegrad seines Sortimentes, ins Hintertreffen. Das Institut für Handelsforschung prognostiziert für den Bekleidungshandel ein Marktanteilswachstum von heute rund 8 Prozent auf knapp 11 Prozent in 2019. Um Gegenzusteuern muss der Schuheinzelhandel in Modernität investieren und gemeinsam mit den Schuhlieferanten neue Wege gehen, zum Beispiel die Warenbelieferung in der Verkaufssaison attraktiver takten und den kurzfristigen Zugriff auf Warenbestände des Lieferanten organisieren. Aufgrund des zunehmenden Wettbewerbsdrucks ist der Schuhhandel gut beraten, sich noch intensiver mit seinen Sortimenten, Lieferanten und der richtigen Gewichtung von Modetrends zu beschäftigen. Die GDS bietet hierzu und zu diesem frühen Zeitpunkt die besten Bedingungen. Ich kann meinen Kolleginnen und Kollegen im Schuheinzelhandel daher nur dringend empfehlen, sich in diesen drei Tagen ausreichend Zeit für die Kollektionen und für Lieferantengespräche zu nehmen. Köln, im Februar 2016 3
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