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BDSE-Statement anlässlich der gemeinsamen
Pressekonferenz von GDS, BDSE und HDS/L am 26. Juli 2016 in Düsseldorf
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Schuhumsätze im ersten Halbjahr: 6,4 Mrd. Euro
Trotz aller Krisen und Ängste, welche die Schlagzeilen der Medien in den vergangenen
Monaten dominierten, war die Konsumstimmung in diesem Jahr bislang sehr positiv. So
wiesen die Marktforscher der Nürnberger GfK Monat für Monat steigende Werte für ihren
Konsumklima-Index aus. Auch bei den Einkommenserwartungen kletterten die Werte des
GfK-Panels weiter hinauf und erreichten im Juni sogar den höchsten Stand seit der
Wiedervereinigung.
Von
diesem
insgesamt
freundliche
Konsumklima
in
Deutschland
konnte
der
Schuheinzelhandel allerdings kaum profitieren. Die Umsätze lagen nach den ersten sechs
Monaten insgesamt rund 2 Prozent unter jenen des Vorjahreszeitraums. Der stationäre
Schuhhandel verbuchte dabei ein Minus von gut 3 Prozent, während der Online-Handel mit
Schuhen nach ersten Schätzungen ein Plus von 5 Prozent erzielte.
Damit erreichte der Schuhfachhandel in den ersten sechs Monaten nach BDSEBerechnungen ein Umsatzvolumen von rund 4,4 Mrd. Euro. Die Umsätze des auf Schuhe
spezialisierten Online-Handels sind darin bereits enthalten.
Der Verkauf von Schuhen dürfte sich in den anderen Betriebsformen des Einzelhandels
ähnlich entwickelt haben wie im Schuhfachhandel. Unter dieser Annahme erreichte der
gesamte Einzelhandelsumsatz mit Schuhen im ersten Halbjahr 6,4 Mrd. Euro. Dieser Wert
schließt
die
Umsätze
mit
Schuhen
in
den
Warenhäusern,
Modehäusern,
Verbrauchermärkten usw. mit ein.
Online-Handel wächst, wenn auch moderat
Auch wenn die Online-Umsätze nur noch ein einstelliges Wachstum aufweisen: Sie dürften
mittlerweile einen Marktanteil von etwa 16 Prozent erreicht haben. Auf diesem Niveau nimmt
der Online-Handel selbst bei schwächeren Wachstumsraten und bei gleichzeitig rückläufigen
stationären Umsätzen dem Offline-Handel wichtige Umsätze ab. Zumal die Zeiten, in denen
der Internet-Vertrieb das Katalog-Geschäft der Versender kannibalisierte, weitgehend vorbei
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sind. Denn der klassische Katalog-Handel spielt heute kaum noch eine Rolle, die Versender
betreiben mittlerweile ganz überwiegend ein Online-Business. Das Online-Wachstum geht
damit nahezu vollständig zulasten des stationären Handels.
Die Ursachen sind multikausal
Zweifellos waren die Witterungsbedingungen im ersten Halbjahr für den Schuhhandel alles
andere als verkaufsfördernd. Die letzten Wintermonate zu Beginn dieses Jahres waren zu
mild. Ihnen schlossen sich ein kühler Frühling und dann ein Sommer an, der diesen Namen
nicht wirklich verdient. Sobald sich aber einmal ein jahreszeitlich angemessenes Wetter
zeigte, kamen die Kunden auch wieder zahlreicher in die Geschäfte und kauften ein. Dies
unterstreicht einmal mehr, dass die Kunden zeitlich immer näher am eigentlichen Bedarf
kaufen.
Das Wetter ist jedoch nur eine von mehreren Ursachen der schwächelnden Umsätze des
Schuheinzelhandels. Ein weiterer Grund liegt in den allgemein rückläufigen Besucherzahlen
in Deutschlands Einkaufsstraßen. Vielerorts wird ein Attraktivitätsverlust der Innenstadt
beklagt, was nicht nur zu Verlagerungen von Kundenströmen in Nachbarorte oder in das
Internet führt, sondern wodurch auch der eine oder andere Schuheinkauf ganz auf Eis gelegt
werden dürfte.
Schuhgeschäfte arbeiten an neuen Konzepten
Für den stationären Schuhhandel stellt diese Entwicklung eine wachsende Herausforderung
dar.
Viele
Schuhgeschäfte
müssen,
um
wettbewerbsfähig
zu
bleiben,
mehr
in
Einkaufsambiente und Marketing investieren. Wichtig ist es, qualitative Kaufanreize zu
schaffen und die Menschen wieder stärker zum Besuch von Innenstädten und Geschäften zu
bewegen. Dies gilt im Übrigen auch für die Sortimente der Schuhhäuser. Der Handel ist gut
beraten,
wenn
er
sein
Sortimentsmix
immer
wieder
auf
den
Prüfstand
stellt,
zielgruppenbezogen anpasst und auf eine aus Kundensicht überzeugende Warenkompetenz
achtet. Dies umfasst oftmals auch eine Fokussierung auf einzelne Segmente bei einer
Reduzierung der Sortimentsbreite.
Darüber hinaus ist es wichtig, dass die Schuhgeschäfte ihre Warenpräsentation im Verlauf
einer Saison attraktiver gestalten bzw. die Wareneingänge anders takten. Denn viele besonders die weiblichen - Kunden suchen verstärkt im Saisonverlauf neue Kaufimpulse,
ausgelöst durch eine frische Warenoptik und Produktinnovationen. Um dieses Ziel zu
erreichen, sollten Handel und Lieferanten gemeinsam neue Wege einschlagen, zum Beispiel
über gestaffelte Liefertermine, eine bessere zeitliche Verteilung der Einkaufslimite und über
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kurzfristige Zugriffsmöglichkeiten des Einzelhandels auf Warenbestände der Industrie. Die
Marktentwicklung verlangt in Zukunft von beiden Marktpartnern noch mehr Flexibilität, als sie
bisher an den Tag gelegt haben.
Vertikale Partnerschaft statt Konfrontation
Mehr Flexibilität darf auf Lieferantenseite aber nicht heißen, den Direktvertrieb an
Endkunden
auszubauen.
Es
sei
denn,
lokale
Angebotslücken
lassen
sich
über
Handelspartner nicht (mehr) abdecken. Keinesfalls zu akzeptieren ist, wenn diese
Vertriebsaktivitäten angestammte Handelspartner massiv behindern oder gar verdrängen.
Dies umfasst beispielsweise auch Gutschein- und Rabatt-Aktionen, die dazu dienen,
Endverbraucher auf den Marken-Online-Shop oder in die eigenen Monolabel-Geschäfte zu
locken.
Die Erfahrungen der Bekleidungsbranche zeigen ohnehin, dass die Industrie mit den in
Eigenregie betriebenen Retail-Geschäften in aller Regel überfordert ist. Nicht von ungefähr
dünnen derzeit namhafte Modemarken ihr eigenes Ladennetz kräftig aus, um die dort
erwirtschafteten Verluste zu reduzieren.
GDS für Strategiegespräche nutzen
Vor diesem Hintergrund sollte der Einzelhandel die GDS als frühe und kompetente
Fachmesse unbedingt besuchen. Er sollte sich dort nicht nur über die neuen Schuhtrends
umfassend informieren, um neue modische Akzente und Themen setzen zu können. Es geht
vielmehr auch darum, dass Handel und Industrie die Messe als Kommunikationsplattform für
strategische Gespräche nutzen. Denn es wird immer wichtiger, sich über vertikale
Geschäftsmodelle und neue Formen der Zusammenarbeit auszutauschen und ggf. konkrete
Maßnahmen zu vereinbaren. Denn viele der aktuellen Herausforderungen lassen sich nur
gemeinsam und in vertikaler, partnerschaftlicher Zusammenarbeit meistern.
Köln, im Juli 2016
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