Laugenverpressung

WWA
Presseecho Werra-Weser-Versalzung
Oktober 2015
für den Vorstand: Dr. Walter Hölzel
Themen des Monats:
Laugenverpressung
Salzhalden sind illegal
Geschmackloses Marketing
ICL winkt ab - K+S stürzt ab
WWA
Themen:
1.
Laugenverpressung---------------------------------------------------------------------
S. 2
2.
Die Rückstandshalden sind illegal------------------------------------------------------
S. 10
3.
Verklappung der K+S-Abwässer in die Oberweser------------------------------------
S. 14
4.
Geschmackloses Marketing--------------------------------------------------------------
S. 16
5.
ICL winkt ab - K+S stürzt ab-------------------------------------------------------------
S. 21
6.
Neues von K-UTEC------------------------------------------------------------------------
S. 43
7.
Aus Parteien und Verbänden-------------------------------------------------------------
S. 44
8.
Was sonst noch interessant war---------------------------------------------------------
S. 48
WWA
Vorbemerkung
Zur Fortsetzung der im "Vierphasenplan" für weitere 60 Jahre festgeschriebenen Versalzung von Werra und Weser ver­
langt und benötigt K+S eine Reihe von höchst problematischen Genehmigungen:
•
Fortsetzung der Laugenverpressung und Anhebung der Grenzwerte in der Werra, bis mit einer "Ober­
weserpipeline" die Verklappung der K+S-Abwässer in die Weser möglich ist,
•
Fortsetzung des versatzlosen Bergbaus und Erweiterung der Salzhalden auf etwa das doppelte Volu­
men ohne Rückbaupflicht,
•
Erlaubnis zur Einleitung von Abwässern in Werra und Weser bis zur Betriebseinstellung.
Laugenverpressung...
...aus dem Werk in den Untergrund und von da über die Heringer Kanalisation in die Werra - diesen Entsorgungsweg zu
Lasten der Stadt beklagt der Heringer Bürgermeister. Er weist darauf hin, dass den Behörden schon seit Jahren bekannt
war, dass die K+S-Abwässer nicht im Plattendolomit verbleiben (dies war Genehmigungsvoraussetzung) und dass trotz­
dem nichts unternommen worden ist, die Missstände zu beenden. Insbesondere ärgert ihn, dass die Stadt Heringen die
Kosten tragen soll. (S. 2 ff.)
Die Salzhalden sind illegal...
..zumindest in Spanien muss der Kaliproduzent Iberpotash die Aufhaldung von Rückstandssalzen beenden und die Hal­
den zurück bauen. Ein Urteil in letzter Instanz beendet alle Versuche, billig davon zu kommen; auch die EU-Kommission
erhöht weiter den Druck auf die spanischen Behörden (S. 10 ff.).
Geschmackloses Marketing - Tue Gutes und rede darüber...
...scheint ein Marketingprinzip der K+S AG zu sein und sie hat eine besonders geschmacklose Variante hinzugefügt. K+S
hält es nämlich zu diesem Zeitpunkt für richtig, als Wohltäter der Kriegsflüchtlinge aufzutreten und das Deutsche Rote
Kreuz mit einer "halben fahrenden Kleiderkammer" zu unterstützen (PM der K+S AG vom 22.10.2015). Pikant ist, dass
K+S angeblich vom Regierungspräsidium Kassel auf den Bedarf des DRK hingewiesen worden ist - also von eben der Be­
hörde, von der K+S weitere Genehmigungen haben möchte. Ein Schuft, wer Böses dabei denkt?
"Tue Gutes und schweige" wäre nach unserer Meinung angemessener gewesen, zumindest solange K+S den Verdacht
nicht ausgeräumt hat, der die Staatsanwaltschaft Meiningen, das LKA Thüringen und das Bundeskriminalamt kürzlich
veranlasst haben, gegen K+S und Behördenmitarbeiter zu ermitteln und den Firmensitz und Privatwohnungen von leiten­
den Angestellten zu durchsuchen.
Auch sonst verläuft die Öffentlichkeitskampagne (S. 16 f.) im Vorfeld der erwarteten Genehmigungen wie geschmiert...
Wer will denn noch K+S?
ICL hat entnervt aufgegeben und das K+S-Management dürfte erleichtert sein: zumindest ihre Arbeitsplätze sind vorerst
sicher (S. 21 ff.). Die Anleger scheinen aber dem Management nicht zuzutrauen, in einer schwierigen Situation allein zu­
recht zu kommen: die K+S-Aktie verliert nach der gescheiterten freundlichen Übernahme erheblich an Wert. Die Fach­
presse kritisiert die Kapitalvernichtung heftig (S. 30 f., S. 36 f.)
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1.
Laugenverpressung
Dringende Kanalbaumaßnahmen im Bereich der Wölfershäuser Straße
DER BÜRGERMEISTER
Heringen (Werra), 05.10.2015
Liebe Mitbürger/innen,
seit 2013, also dem jämmerlich gescheiterten Abwahlverfahren wird praktisch die gesamte Stadtpolitik von einer
Mehrheit des Parlamentes erkennbar und um jeden Preis blockiert.
Sämtliche Versuche, das Parlament davon zu überzeugen, die Mittel für die Behebung des gewaltigen Chloridproblems
bereitzustellen, das den zuständigen Behörden schon seit spätestens 1982 bestens bekannt ist, sind an dieser Mehrheit
gescheitert.
Die vielen, von mir als Bürgermeister beantragten Sondersitzungen des Parlamentes, um die beschlossenen
Sperrvermerke endlich aufzuheben, waren samt und sonders vergeblich. Auch die nicht erfolgte Freigabe der
Kraftwerksstraße ist letztlich dieser Blockadepolitik geschuldet.
Bereits seit 1991 waren an den entscheidenden Absenkbrunnen der K+S die Kontaminationswerte auf über 100g Chlorid
je Liter angeschwollen (1986 über 50g).
Dahinter sind wir gekommen, weil man mir immer heftiger einen Mangel an Transparenz und Offenheit gerade in dieser
Sache vorwarf und ich daher das RP immer dringlicher zur Offenlage aufforderte.
Damit bekommt auch der geheim gehaltene Vertrag aus 1986, der u. a. von Herrn Hühn am Parlament vorbei
unterzeichnet wurde, eine ganz neue Brisanz.
Der Wirkungsbereich des Vertrages ist zu den Kanalsystemen und Hausanschlüssen der Kernstadt, beiderseits der Werra,
beschrieben, demnach also auch der Wölfershäuser Straße. Von K+S wurden seinerzeit 1,8 Mio. DM an die Stadt bezahlt.
Mit der damaligen Fördermittelhöhe wären praktisch kaum Kosten auf die Stadt zugekommen.
In dem Vertrag ist weiterhin geregelt, dass die K+S die Stadt bei entsprechenden Ereignissen zu informieren hat, was
nicht geschehen ist.
Der Abschluss des Vertrages fand demnach unter Einschaltung des RP statt.
K+S hat mit Schreiben vom 20.04.2015 der Veröffentlichung des Vertrages nicht zugestimmt.
Ebenfalls haben die Genehmigungs- und Aufsichtsbehörden die Stadt vor dem Umschluss nicht auf die ihnen
vorliegenden Erkenntnisse an den Absenkbrunnen hingewiesen und gaben diese erst nach heftigen Aufforderungen
teilweise am 01.09.2015 preis. Es bezweifelt wohl angesichts der nun neuen Erkenntnisse niemand mehr, das Stadt und
Behörden damals hätten handeln müssen. Die offensichtliche Absicht, mit Blockaden alles, was in der Zeit von
Bürgermeister Hühn angerichtet wurde, zu vertuschen, hilft nichts mehr. Erst die Blockade und die absurden
Schuldzuweisungen hat das sich nun abzeichnende Glaubwürdigkeitsdesaster gerade für die Behörden,
Umweltministerium und die damals Verantwortlichen der Stadt befördert.
Hans Ries
Ansprechpartner
Hans Ries
Tel.: (06624)933-200
Fax: (06624)933-100
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WWA
HNA 16.10.2015
Entscheidung zur weiteren Laugenverpressung steht in Kürze an
Versenkerlaubnis für K+S hängt am seidenen Faden
Heringen. Die Erlaubnis für den Kasseler Düngemittelhersteller K+S, Produktionsrückstände in Form von Salzlauge tief in
der Erde versenken zu dürfen, läuft am 30. November aus. Eine Verlängerung durch das Regierungspräsidium müsste in
Kürze erfolgen, doch der Widerstand wächst.
So hat die Stadt Heringen im vergangenen Dezember ein jetzt öffentlich gewordenes Gutachten in Auftrag gegeben.
Danach sind im Stadtteil Kleinensee Kanalleitungen zugesetzt. Das ist laut Gutachter wohl die Folge von salzhaltigem
Grundwasser, das im Bereich der Muffen in die Leitungen gelangt. K+S zweifelt dieses Papier als fehlerhaft an.
Erst im September hatte die Staatsanwaltschaft Meiningen bei K+S Hausdurchsuchungen in Kassel und dem Kalirevier im
Werratal angeordnet, weil Salzlauge illegal im Untergrund versenkt worden sein soll. Der K+S-Betriebsrat ist bereits in
großer Sorge, denn die Produktion ist nur mit einer Versenkerlaubnis aufrechtzuerhalten.
Seit Jahren schon schießt der Gerstunger Bürgermeister Werner Hartung gegen K+S, weil er das Trinkwasser seiner
Kommune durch aufsteigende Lauge gefährdet sieht. In Heringen, einem K+S-Standort, wird die Kritik am Unternehmen
zwar nicht laut, aber auch dort gibt es wohl nicht nur in Kleinensee Schwierigkeiten mit aufsteigender Lauge.
Bürgermeister Hans Ries geht davon aus, dass alle Genehmigungsbehörden bis hinauf zur Landesregierung bereits seit
den 80er-Jahren Kenntnis darüber hatten.
Nachdem die Stadt im Jahre 2010 die Bereiche Wölfershäuser Straße und Am Heinerberg an die städtische Kläranlage
angeschlossen hatte, wurde diese plötzlich durch hochkonzentriertes Salzwasser angegriffen.
In Sachen Kleinensee soll es in Kürze ein Gespräch zwischen Wasserbehörde, K+S und Gutachter geben. Das Resultat
aus diesem Gespräch wird sicher auch Auswirkungen auf die zu verlängernde Versenkerlaubnis haben.
HNA 17.10.2015
Ries will wissen was unten los ist
Mehr zum Thema: Fragen und Antworten zur Versenkung von Salzabwässern tief unter der Erde
Von Mario Reymond
Heringen. Der Kasseler Düngemittelhersteller K+S darf im Kalirevier an der Werra noch bis zum 30. November 2015
Salzlauge in den Untergrund verpressen. Dann läuft die Versenkerlaubnis aus. Das Unternehmen strebt eine
Verlängerung bis 2021 an. Jetzt ist das Regierungspräsidium als Genehmigungsbehörde gefordert.
? Was in die Werra eingeleitet wird, schwimmt in die Nordsee. Wo bleiben die Abwässer?
! Sie werden durch tiefe Bohrungen in den Plattendolomit befördert. Das ist eine dünne Schicht porösen Gesteins,
zwischen fünf und 40 Meter stark. Der Plattendolomit liegt im Werragebiet in Tiefen zwischen 200 und 900 Metern unter den Buntsandsteinschichten, aber über den flachen Salzlagern, aus denen die Rohstoffe geholt werden. Wie in
einer nanch unten und oben dichten Deponie - so die Theorie - sollten sich die Abwässer im Plattendolomit immer weiter
ausbreiten.
? Wo wird die Laugen in den Untergrund gebracht?
! Durch neuen Tiefbohrungen bei Philippsthal direkt an der Werra und drei weitere nordwestlich davon bei Bodesruh.
? Von welchen Mengen, die in den Untergrund gelangen, sprechen wir da?
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! Von bis zu 30 Millionen Kubikmetern in den 60-ger Jahren ging die Versenkmenge auf 3,6 Millionen Kubikmetern pro
jahr in 2014 zurück. Bis zum Jahre 2021 möchte K+S im Schnitt jedes Jahr zwei Millionen Kubikmeter versenken.
? Ist dieses Verfahren wirklich völlig unbedenklich?
! Das ist der Kern des aktuellen Problems. Erstens ist der Plattendolomit eben doch kein sicherer Speicher. Salzabwasser
verdrängt dort unten vorhandenes Salzwasser - aber auch das Abwasser selbst steigt längst wieder hoch. Es sickert so
über Umwege schließlich doch in die Werra. Oder ist irgendwo im Süßwasser führenden Buntsandstein unterwegs und
kommt damit in gefährliche Nähe zu Trinkwasservorkommen. Vor allem letzteres beunruhigt Fachleute und Behörden
zunehmend. Durch die Versenkung beeinflusst sehen die Experten mittlerweile eine Fläche von 600 Quadratkilometern auch außerhalb des Werratals.
? Was tut die Landesregierung in dieser Angelegenheit?
! Das weiß wohl niemand so genau. Die Stadt Heringen wird zur Versenkung nicht angehört. Auch sonst bekommt
Bürgermeister Ries nach zuletzt heftigen Anfragen keine Antworten aus dem Umweltministerium oder durch das RP.
"Wir haben den Eindruck, dass es die Bürger nichts anzugehen hat, was da passiert, sondern dass sie nur die Kosten zu
übernehmen haben. Das ganze passiert mit einem grün geführten Umweltministerium und einem ebenfalls grün
geführten Wirtschaftsministerium. Es geht hier ausdrücklich nicht gegen die Kali-Industrie, aber wir möchten zumindest
wissen, was im Untergrund los ist."
? Gibt es Gegner der Versenkung von Salzabwässern in den Untergrund?
! Ja. Die thüringische Gemeinde Gerstungen um ihren Bürgermeister Werner Hartung versucht seit einigen Jahren, die
Versenkerlaubnis stoppen zu lassen. 2012 ist die thüringische Kommune mit einem Eilantrag zum Stopp der
Laugenversenkung vor dem Kasseler Verwaltungsgericht gescheitert.
Und auch im Juni 2013 hatte das Verwaltungsgericht abermals die Klage Gerstungens gegen das RP abgewiesen. das
Gericht hatte keine Bedeken gegen die Rechtmäßigkeit der Behördenentscheidung.
? Wie sieht es eigentlich mit der Wasserqualität der Werra aus?
! Die hessische Umweltministerin Priska Hinz (Grüne) ist angeblich bestrebt, zusammen mit K+S an dieser Problematik
zu arbeiten. Aktuell beträgt der erlaubte Chlorideintrag in die Werra 2500 Milligramm pro Liter. Nach den bisher von K+S
getroffenen Projekten zur Salzabwasserreduzierung würde es noch bis 2075 dauern, um auf einen Chloridwert von 800
mg/l zu kommen. Erst dann wäre der Fluss wieder im Süßwasserbereich. Der gute Zustand für das Gewässer läge bei
300 mg/l Chlorid und darunter.
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HNA 17.10.2015
europaticker 21.10.2015
Erlaubnis zur Versenkung salzhaltiger Abwässer aus der Kaliproduktion
läuft am 30.11.2015 aus
Umwelt- und Naturschutzverbände fordern für K+S ein öffentliches Verfahren
Der „Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND)”, die Bürgerinitiative „Für ein lebenswertes Werratal e.V.”
und der „Verband für Angeln und Naturschutz Thüringen (VANT)” fordern von K+S und dem Regierungspräsidium Kassel
zur Frage der weiteren Versenkung salzhaltiger Abwässer aus der Kaliproduktion in den Untergrund die Durchführung
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eines öffentlichen Genehmigungsverfahrens mit Umweltverträglichkeitsprüfung. „Für Geheimniskrämerei ist angesichts
der großflächigen Gefahr der Trinkwasserverschmutzung kein Platz”, erklärte Jörg Nitsch, der stellvertretende
Bundesvorsitzende des BUND.
Für den BUND und beide thüringer Umwelt- und Naturschutzverbände, wäre es ein Skandal, wenn eine der
gefährlichsten Abwasserbeseitigungsvorhaben in Deutschland ohne Durchführung einer Umweltverträglichkeitsprüfung
erfolgen würde. Doch genau dies befürchten die Verbände, denn die Durchführung einer Umweltverträglichkeitsprüfung
löst sofort die Pflicht zur Beteiligung der Öffentlichkeit aus. Doch bisher gibt es keine Hinweise darauf, dass die Verbände
und die Öffentlichkeit beteiligt werden sollen und die Zeit für eine solche Beteiligung wird nun knapp. „Entweder wir
erhalten umgehend die Verfahrensunterlagen oder das Zeitfenster für die Beteiligung schließt sich und der Skandal wäre
perfekt“, meint Jörg Nitsch vom BUND.
„Ein Vorhaben mit derartig gravierenden Auswirkungen muss endlich einer Rechtmäßigkeitskontrolle unterzogen
werden“, so Klaus Reinhardt, Vorstand der Bürgerinitiative. „Der Druck auf die Behörden und die Verwaltungsgerichte
aus Richtung Europa, eine Überprüfung solcher Vorhaben zwingend zu ermöglichen, wächst immer weiter“, ergänzt
Rechtsanwalt Alexander Reitinger, der die Bürgerinitiative und den VANT vertritt.
Den Antrag zur erneuten Versenkung hat K+S nach eigenen Angaben am 30.04.2015 dem Regierungspräsidium Kassel
übergeben. Da die gültige Erlaubnis in ca. sechs Wochen, am 30.11.2015, ausläuft, befürchten die drei Verbände, dass
das Regierungspräsidium Kassel die brisante Frage der weiteren Versenkung bereits seit Monaten in geheimen
Verhandlungen mit dem Unternehmen K+S berät und das Genehmigungsverfahren ohne förmliche
Umweltverträglichkeitsprüfung durchführen will. Die bisherige Geheimniskrämerei verstärkt bei den Verbänden den
Eindruck, dass die drohende Fortsetzung der Wasserverschmutzung nicht bekannt werden soll.
Der BUND, der VANT und die BI "Für ein lebenswertes Werratal e.V." erinnern Ministerin Priska Hinz (Bündnis 90/Grüne)
an ihre Zusage vom letzten Herbst, wonach die Versenkung nicht genehmigt wird, wenn Grund- und Trinkwasser weiter
gefährdet bzw. beeinträchtigt. Ohne die Durchführung eines Verfahrens mit Öffentlichkeitsbeteiligung sei diese Zusage
nichts wert.
erschienen am: 2015-10-21 im europaticker
PM Bürgermeister Heringen
DER BÜRGERMEISTER
Heringen (Werra), 21.10.2015
PRESSEMITTEILUNG
Hohe Chloridbelastungen und daher Schäden auch in anderen öffentlichen Gebäuden der Region
Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
wie Sie kürzlich in der Hersfelder Zeitung lesen konnten, muss die erst 45 Jahre alte Schule in Eiterfeld abgerissen
werden, da der verwendete und mit Chlorid belastete Werrakies das Gefüge und hier besonders die Stahlbewehrung
derart zerstört, dass eine Sanierung nicht mehr wirtschaftlich ist.
Je wärmer und feuchter so ein Bauobjekt ist, desto schneller schreitet der Zersetzungsprozess fort.
Genau das war auch das Problem bei unserem ehemaligen Hallenbad, nur dass es dort noch feuchter und wärmer war
und sich entsprechend schnell auch die Schäden herausgebildet haben.
Steht so ein Bauwerk hingegen trocken und kalt, findet der Zersetzungsprozess deutlich langsamer statt.
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Im Jahr 2001 waren die Schäden an unserem Hallenbad so gravierend geworden, dass der beauftragte Gutachter
erklärte, dass das Gebäude weder wirtschaftlich noch technisch sanierungsfähig sei. Ein zweites Gutachten wenig später
bestätigte dies dem Grunde nach und legte weitere Berechnungen nahe.
Beide Gutachten wurden jedoch vor den Gremien des Kreises und der Stadt geheim gehalten. Vorsteher und
Stellvertreter des Hallenbadzweckverbandes waren damals Bürgermeister Pfromm und Landrat Hühn.
Ohne die zuständigen Gremien des Kreises und der Stadt über den tatsächlichen Zustand des Bades zu informieren,
beschloss man 2002 dennoch eine Sanierung des Bades, sowie eine Vertragsänderung letztlich zu Lasten der Stadt.
2007 musste das Bad, wie nun auch die Schule in Eiterfeld, stillgelegt werden. Die weiteren Gutachter und Fachleute
bestätigten die Feststellungen der damaligen Gutachter. Eigentlich hätte man die Situation gerade in Heringen von den
gewaltigen Schäden bei den Kanälen und der Kläranlage her kennen müssen. Jedoch könnte dieser Umstand auch die
Geheimhaltung erklären. Ein Pächter im Hallenbad machte Schadenersatz geltend, weil ihm der damalige Bürgermeister
nicht über den tatsächlichen Zustand aufgeklärt hatte. Der Pächter obsiegte und die Stadt musste 63.000 € bezahlen.
Die Stadtverordnetenversammlung entschied jedoch mehrheitlich, wie schon bei der Verurteilung des Amtsvorgängers
wegen Untreue, auf Schadenersatz zu verzichten.
Stattdessen wurde gegen mich eine Schadenersatzklage geführt, die natürlich verloren ging und der Stadt nochmals
rund 20.000 € kostete.
Der Bericht zur Schule in Eiterfeld ist auch deshalb so wichtig, da es immer noch Skeptiker gibt, die von einer
Sanierungsfähigkeit des alten Hallenbades ausgehen.
Diese Behauptung dürfte damit wohl endgültig entkräftet sein.
Welche Rolle der damalige Architekt bei der seinerzeitigen und weitgehend nutzlosen Sanierung des alten Hallenbades
gespielt hat, klärt zurzeit immer noch das Gericht.
gez. Hans Ries
Ansprechpartner
Hans Ries Tel.: (06624)933-200 Fax: (06624)933-100
HNA 24.10.2015
Bis zum Ende denken
MARIO REYMOND über gefährliche Politik
Die Heringer Stadtverordneten treiben ein gefährliches Spiel mit einem aktuell brisanten Thema – der
Laugenproblematik. Seit mehr als einem Jahr wird über die notwendige Kanalsanierung an der Wölfershäuser Straße in
Heringen laut und in aller Öffentlichkeit gestritten. Dort gelangt vermutlich seit den 80er-Jahren aufsteigende Salzlauge
in die Kanäle und seit dem Anschluss der Häuser an das öffentliche Kanalsystem im Jahre 2010 auch in die Kläranlage,
die täglich weiteren Schaden nimmt. Warum über diese Problematik so lautstark gesprochen wird, wissen die
Protagonisten wohl selbst nicht. Auch wenn es nur der eine Grund sein sollte, um den Bürgermeister zu ärgern und die
Verwaltung zu lähmen, so schadet dieses Verhalten in erster Linie dem Düngemittelhersteller K+S. Der benötigt, um
seine Produktion an der Werra uneingeschränkt aufrechtzuerhalten, eine Verlängerung der Laugen- Versenkerlaubnis
unter die Erde über den 30. November hinaus. Jegliches Störfeuer gefährdet da aktuell einen ganzen Wirtschaftsraum.
[email protected] TAGE
Rotenburg-Bebraer T 24.10.15
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HNA 31.10.2015
Ländernotizen
Thüringen erhöht Druck auf K + S
Die Thüringer Regierung beharrt auf ein rasches Ende der Versenkung von Salzabwässern durch den Kaliproduzenten
K+S. „Der Schutz des Grundwassers in Thüringen hat höchste Priorität“, betonte Umweltministerin Anja Siegesmund
(Grüne). Aus Thüringer Sicht sei ein weiteres Verpressen der Salzabwässer in den Boden bis 2021 nicht
genehmigungsfähig.
HNA 31.10.2015
Ärger um Verlängerung der Erlaubnis
Kantiger Tisch: Kali-Abwässer nicht versenken
Oberweser/Hann.Münden. Die Bürgerinitiativen des Kantigen Tisches appellieren an die Politiker und
Genehmigungsbehörden der Firma K + S, keine weitere Versenkung von Kali-Abwässern zu genehmigen.
Außerdem fordern die Initiativen die verantwortlichen Politiker dazu auf, Maßnahmen zu ergreifen, um umweltveträgliche
Entsorgungsverfahren anzuwenden und damit die Arbeitsplätze in der Kali-Industrie langfristig zu sichern.
Es sei unverständlich, dass sich nun plötzlich - vier Wochen vor Ablauf der Versenkerlaubnis - Landräte, Betriebsräte und
die IHK mit einem Appell an Hessens Ministerpräsident Bouffier und Regierungspräsident Dr. Lübcke gewendet haben,
die Erlaubnis bis 2021 zu verlängern - bis die Oberweserpipeline zur Verfügung steht.
Versenk-Erlaubnis läuft ab
Jeder, auch die Betriebsräte bei K+S und betroffene Landräte hätten längst wissen können, dass mit den Vorgaben der
Wasserrahmenrichtline der EU und der bis 30. November 2015 befristeten Versenkerlaubnis ein schlichtes „Weiter so“ nur
auf das hinauslaufen könne, was jetzt im Raum stehe: „Produktionsstopp und Gefährdung der Arbeitsplätze“. Davor habe
der Kantige Tisch seit mehreren Jahren gewarnt. Wertvolle Zeit sei verstrichen, in der umweltträgliche Verfahren wie das
Firma K-UTEC den Entsorgungsnotstand hätten verhindern und damit die Arbeitsplätze sichern können.
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2.
Die Rückstandshalden sind illegal
Europaticker 21.10.2015
Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie in Spanien: Salzhalden sind illegal
EU-Kommission erhöht den Druck
Gerichtshof Kataloniens widerruft Genehmigung zur Salzaufhaldung
Der oberste Gerichtshof Kataloniens erklärt in letzter Instanz, dass die Aufhaldung von Rückstandssalzen durch den spa­
nischen Kalihersteller Iberpotash illegal war und widerruft die erteilten Genehmigungen, teilt der Vorsitzender Werra-We­
ser-Anrainerkonferenz; Dr. Walter Hölzel, in einer Presseaussendung mit. Währenddessen erhöhe die EU-Kommission den
Druck auf die Regierung, weil sie Zweifel hat, dass die nötigen Maßnahmen unternommen werden, um die Verletzung
der Wasserrahmenrichtlinie zu beenden.
Die Iberpotash S.A. hat im katalonischen Kalirevier mehrere Halden für Rückstandssalze angelegt. Weil deren Abwässer
das Grundwasser und den Rio Llobregat versalzen und die Trinkwasserversorgung der Stadt Barcelona bedrohen, haben
Anwohner und Naturschutzverbände mehre Urteile gegen diesen Entsorgungsweg erwirkt. Die Richter hatten die Behör­
den aufgefordert, die Salzaufhaldung zu untersagen und den Rückbau der Halden sowie die Sanierung der Aufstandsflä­
chen anzuordnen.
Weil die Behörden die Urteile nicht umgesetzt hatten, war ihnen in der spanischen Presse "institutionelle Kumpanei" mir
dem Kalihersteller vorgeworfen worden. Sie haben erst reagiert, als die EU-Kommission 2014 mit einer Klage vor dem
Europäischen Gerichtshof gedroht hatte. Nach Ansicht der Kommission sind die Kaliabwässer schädlich für die menschli­
che Gesundheit und das Grundwasser.
Iberpotash muss die Salzaufhaldung bis 2017 einstellen und die Halden zurückbauen. Das Unternehmen will dazu zwei
Vakuumkristallisationsanlegen errichten und 2016 bzw. 2018 in Betrieb nehmen. Damit sollen jährlich 50.000 Tonnen Ka­
liumchloriddünger und 1,5 Mio. Tonnen hochreines Kochsalz für Industriezwecke aus den Rückstandshalden gewonnen
werden. Die Salzhalden werden dann in 25 Jahren zurück gebaut sein.
Der Kasseler Konzern K+S, um deren Übernahme Potash im vergangenen Monat gestritten hatte, hat in dem "Vierpha­
senplan" angekündigt, einen kleinen Teil seiner Abwässer mit einer so genannten "KKF-Anlage" aufbereiten zu wollen.
Die Anlage soll aber nicht dazu dienen, den Hauptbestandteil der Abfälle, nämlich Kochsalz, als hochreines Industriesalz
abzuscheiden. Deshalb müsste das Unternehmen, allein bedingt durch die Abwässer, jährlich mehr als 2 Mio. Tonnen an
verunreinigtem Kochsalz an die Umwelt abstoßen, bemängelt Hölzel.
Bohrplatz 20.10.2015
Salzhalden: In Spanien illegal, in Deutschland aber genehmigungsfähig?
Europäische Wasserrahmenrichtlinie wird konsequent durchgesetzt – in Spanien
Die Rückstandshalden von Kali- und Salz-Bergwerken sind illegal. Das verlautbarte heute die Werra-Weser
Anrainerkonferenz e. V. in einer Pressemitteilung und wies damit auf die konsequente Umsetzung der
Wasserrahmenrichtlinie in Spanien hin. Dort hat der oberste Gerichtshof Kataloniens in letzter Instanz erklärt, dass die
Aufhaldung von Rückstandssalzen durch den spanischen Kalihersteller Iberpotash illegal war, und die erteilten
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Genehmigungen widerrufen. Gegen Deutschland läuft bereits seit 2012 ein Vertragsverletzungsverfahren der EUKommission wegen der Versalzung von Grund- und Oberflächengewässern u. a. durch Salzhalden – was die hiesigen
Behörden allerdings nicht davon abhält, Zulassungen neuer oder erweiterter Halden bzw. die Abdeckung alter Halden mit
belasteten Böden und Bauschutt zu prüfen oder zuzulassen.
Inzwischen erhöht die EU-Kommission den Druck auf die spanische Regierung, weil sie Zweifel hat, dass die nötigen
Maßnahmen unternommen werden, um die Verletzung der Wasserrahmenrichtlinie zu beenden.
Die Iberpotash S.A. hatte im katalonischen Kalirevier mehrere Halden für Rückstandssalze angelegt. Weil deren Abwässer
nun das Grundwasser und den Rio Llobregat versalzen und die Trinkwasserversorgung der Stadt Barcelona bedrohen,
haben Anwohner und Naturschutzverbände mehrere Urteile gegen diesen Entsorgungsweg erwirkt. Die Richter forderten
daraufhin die Behörden auf, die Salzaufhaldung zu untersagen und den Rückbau der Halden sowie die Sanierung der
Aufstandsflächen anzuordnen. Darüber hinaus wurde gegen zwei Manager von Iberpotash sowie drei
Behördenmitarbeiter, die für den Betrieb der Halden mitverantwortlich waren, wegen Umweltstraftaten Anklage erhoben.
Weil die Behörden die Urteile nicht umsetzten, war ihnen in der spanischen Presse „institutionelle Kumpanei“ mir dem
Kalihersteller vorgeworfen worden. Sie reagierten erst, als die EU-Kommission 2014 mit einer Klage vor dem
Europäischen Gerichtshof drohte. Nach Ansicht der Kommission sind die Kaliabwässer schädlich für die menschliche
Gesundheit und das Grundwasser. Iberpotash muss die Salzaufhaldung bis 2017 einstellen und die Halden zurückbauen.
Das Unternehmen will dazu zwei Vakuumkristallisationsanlegen errichten und 2016 bzw. 2018 in Betrieb nehmen. Damit
sollen Wertstoffe – jährlich 50.000 Tonnen Kaliumchloriddünger und 1,5 Mio. Tonnen hochreines Kochsalz für
Industriezwecke – aus den Rückstandshalden gewonnen werden. Die Salzhalden sollen dadurch in 25 Jahren komplett
zurückgebaut sein.
Ist Spanien europäischer als Deutschland?
K+S, der Kali- und Salz-Monopolist in Deutschland, hat in dem so genannten »Vierphasenplan« angekündigt, einen
kleinen Teil seiner Abwässer aus dem hessischen Revier mit einer so genannten »KKF-Anlage« aufbereiten zu wollen. Die
Anlage soll aber nicht dazu dienen, den Hauptbestandteil der Rückstände, nämlich Kochsalz, als hochreines Industriesalz
abzuscheiden. Deshalb müsste das Unternehmen, allein bedingt durch die Abwässer, jährlich mehr als 2 Mio. Tonnen an
verunreinigtem Kochsalz an die Umwelt abstoßen.
Die Methode, die in Spanien angewendet wird und zeigt, dass die Kali- und Salzproduktion auch ohne die Errichtung von
Halden wirtschaftlich machbar ist, nimmt K+S – genau wie bestimmte Politiker und zuständige Behörden – offenbar nicht
ernst. Aktuell hat K+S eine massive Erweiterung der Halde Hattorf beantragt. Und in Kürze will das Unternehmen dann
auch eine Erweiterung des »Monte Kali« bei Heringen beantragen.
In Niedersachsen will K+S das so genannte Reserve-Bergwerk Siegfried-Giesen wieder in Betrieb nehmen und hat dafür
im Februar des Jahres den Antrag gestellt. Im Zuge dessen soll bei Giesen, Lk. Hildesheim, eine zweite Rückstandshalde
errichtet werden, was zu heftigem Widerstand von Anwohnern und Umweltschützern führt. Im derzeit laufenden
Planfeststellungsverfahren sind derart viele Einwendungen erhoben worden, dass die verfahrensführende Behörde LBEG
den für Ende September geplanten Erörterungstermin verschieben musste. Gleichwohl beharrt Niedersachsens oberster
Bergmann, der Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD), auf der zweiten Halde in Giesen, weil sonst angeblich Arbeitsplätze in
Gefahr seien. In Gefahr wäre allerdings der Maximalgewinn für K+S und seine Aktionäre, wenn sie auf die billige
Variante der Rückstandsentsorgung verzichten müssten.
Ohnehin hat Niedersachsen enorme Ewigkeitslasten in Form von alten Rückstandshalden. Die stehen teilweise schon
über hundert Jahre in der Landschaft und geben seitdem Salze in den Untergrund und das Grundwasser ab, versalzen
Vorfluter und Flüsse und verschlechtern Ackerböden. Die beiden Alt-Halden des Bergwerks »Niedersachsen-Riedel« (bei
Wathlingen/Hänigsen, Lk. Celle), gehören zu den zahlreichen Beispielen im Hannöverschen Revier, wie hierzulande mit
diesen umweltschädlichen Altlasten umgegangen wird. Auf der 83 oder 110 Meter hohen Halde sollen noch rund 22 Mio.
Tonnen Rückstände liegen. Niederschlagswasser, das jetzt ein neu hergestellter Ringgraben auffängt, wird – wie bei
vielen aufgelassenen Salzbergwerken – zur Flutung der noch offenen Stollen verwendet. Der darin abgelagerte Müll – in
Wathlingen Rüstungsaltlasten, darunter mehr Arsen, als es bräuchte, um die gesamte Erdbevölkerung zu töten, und
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Rauchgas-Rückstände aus der Müllverbrennung, oder radioaktive Flüssigkeiten aus der Asse in der nahe gelegenen
Grube Marienglück bei Höfer, Lk. Celle -, der sich durch die Flutungen ausbreiten und gefährlich werden könnte, scheint
dem verantwortlichen Unternehmen wie den Genehmigungsbehörden kein Kopfzerbrechen zu bereiten.
Dass bei der Wathlinger Halde auch ein »Versickern von Haldenwasser derzeit nicht vollständig ausgeschlossen werden
kann«, hatte LBEG-Sprecher Andreas Beuge auf Nachfrage der Celleschen Zeitung eingeräumt. Jetzt, nach Jahren des
Hinhaltens, soll das Aussalzen angeblich beendet und die Halde abgedeckt werden – anscheinend mit Bauschutt der
Klasse Z2 und quecksilber- und cadmiumbelasteten Böden.
Kritiker dieser Methode haben allerdings längst nachgewiesen, dass eine Abdeckung die Standzeit der Halden nur
verlängert, die Auswaschung von Salzen in den Untergrund nur verlangsamt, aber nicht verhindert. Zudem muss davon
ausgegangen werden, dass eine Abdeckung mit kontaminierten Böden und Bauschutt den Austrag von Schadstoffen in
die Umwelt erhöht.
Ob derartige Verfahren mit dem Verschlechterungsverbot der europäischen Wasserrahmenrichtlinie vereinbar sind, muss
bezweifelt werden. Laut EU-Kommission sind bereits die Salzhalden an sich illegal – jedenfalls in Spanien. Die billige Ent­
sorgung von Problemstoffen als Haldenabdeckung könnte zusätzlich dem Schutzziel der Wasserrahmenrichtlinie entge­
genstehen. Jedenfalls auch in Deutschland. Alles andere müsste jedem denkenden Menschen eigentlich spanisch
vorkommen.
Hersfelder Zeitung 28.10.2015
K+S will zunächst den Monte Kali begrünen und damit bis zu 80 Prozent Haldenwässer einsparen
Die Weißen Berge werden grün
HERINGEN. Der Monte Kali wird Grün. Mit der Abdeckung und Begrünung soll der Anfall von Salzabwässern, die durch
Niederschlag auf die Salzberge entstehen, erheblich verringert werden. „Für eine solche Abdeckung und Begrünung
existieren keine standardisierten Verfahren“, erzählt Michael Pühra (35), seit 2008 Umweltingenieur bei K+S und im
Werk Werra für das Projekt Haldenabdeckung verantwortlich, im Exklusiv-Gespräch mit unserer Zeitung.
Ein geeignetes Verfahren werde gerade entwickelt. Seit September 2013 läuft ein Lysimeterversuch an der Halde
Wintershall, dem Monte Kali, der vom Witzenhausener Ingenieurbüro Umweltsicherung von Prof. Dr. Helge Schmeisky
und dem Fachbereich Ökologische Agrarwissenschaften der Universität Kassel begleitet wird.
Der Versuch zeigt schon beachtliche Erfolge: Auf einer gut 20 mal 25 Meter großen Fläche konnten mittels Verdunstung
durch Begrünung bereits im ersten Versuchsjahr rund 75 Prozent der Haldenwässer eingespart werden. Insbesondere
angesichts der geplanten Haldenerweiterungen an den Standorten Hattorf und Wintershall, die zwangsläufig mit einem
zusätzlichen Anfall an Haldenwässern einhergehen, vermitteln die Ergebnisse des Lysimeterversuches wichtige
Informationen zur Realisierung von Haldenbegrünungen in einem größeren Maßstab.
Im Sommer 2013 errichtet
Der Monte Kali wird grün: Auf dem Lysimeterfeld halten Umweltingenieur Michael Pühra und Projektingenieurin Aline
Fiedler ein Modell im Maßstab 1:2, das alle Schichten der Haldenabdeckung zeigt. Gesät wurde nur das Gras, die
anderen Pflanzen sind auf natürlichem Wege „eingeflogen“. Fotos: Konopka
Errichtet wurde das Lysimeterfeld auf einem Absatz der Haldenböschung am Monte Kali im Sommer 2013. In das Feld
mit einer Fläche von etwa 500 Quadratmetern wurden acht sogenannte Lysimetertöpfe eingebaut. Michael Pühra: „Bei
den „Töpfen“ handelt es sich um stattliche Behälter mit einer Höhe von drei Metern und einem Durchmesser von 1,6
Metern. Sie haben eine definierte Oberfläche von zwei Quadratmetern und sind mit verschiedenen Mischungen von
Verbrennungsaschen gefüllt.“ Diese Mischungen seien kein gefährlicher Abfall von Verbrennungsanlagen und zum Teil
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gemischt mit Kompost. Im Vorfeld des Lysimeterversuches hätten sich diese Mischungen in Laborversuchen als geeignet
und begrünbar erwiesen.
„Um das Verhalten an der Böschung zu testen und um die Oberfläche der Versuchsgefäße in eine ebene Oberfläche
einzubetten, wurde auch die gesamte Fläche um die Lysimetertöpfe herum mit der Mischung aufgefüllt“, erzählt Michael
Pühra. In den vegetationsarmen Wintermonaten speichere das aufgebrachte Substrat einen großen Teil des
Niederschlags, der dann im Frühjahr und Sommer durch die Pflanzen aktiv verdunstet wird. „Gesät wurde hier nur das
Gras, diverse andere Pflanzen sind bereits auf natürlichem Wege eingeflogen“, erklärt Pühra zufrieden.
Die begrünten Halden verändern das Landschaftsbild des Werratals und es entstehen neue Lebensräume nicht nur für
Pflanzen, sondern auch für Tiere. „Hasen fühlen sich jetzt schon auf dem Lysimeterfeld wohl und freuen sich über die
frischen grünen Leckerbissen auf dem Versuchsfeld“, schmunzelt die junge Projektingenieurin Aline Fiedler (25) beim
Fototermin am Monte Kali.
Von Ludger Konopka
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3.
Verklappung deer K+S-Abwässer in die Oberweser
eine heikle Front Rot-Grün in NRW und Niedersachsen gegen Schwarz-Grün in Hessen.
?Die Nordsee-Pipeline, wie sie der runde Tisch empfohlen hatte, ist vom Tisch, oder?
! Ja – jedenfalls aus Sicht Hessens und Niedersachsens. NRW möchte das Nordseerohr wenigstens übergangsweise.
Niedersachsen will weitere Abwasserreduzierung durch Produktionsdrosselung, zeitliche Streckung des K+S-Betriebs an
der Werra, Haldenabdeckung sowie neue Technik zur Rohsalz-Aufbereitung. flut, was sie jetzt schon bringt. Ist der
Grenzwert bei Boffzen scharf genug, dürfte aus dem Rohr flussaufwärts nur noch so wenig dazukommen, dass sich die
Investition von geschätzten 250 Mio. Euro nicht rechnet, heißt es in Hannover.
?Politisch pikant ist Sache auch, weil alle drei Umweltminister Grüne sind: Priska Hinz in Hessen, Stefan
Wenzel in Niedersachsen, Johannes Remmel in NRW. Geht das gut?
! Einfach ist das nicht: Es gibt neben unterschiedlichen Länderinteressen auch sensfähig sind. Die EU-Kommission hat
wegen Werra und Weser schon 2012 ein Vertragsverletzungsverfahren eingeleitet.
? Was weiß man aus den Einwendungen zum Bewirtschaftungsplan 2015-2021?
! Die Werra-Weser-Anrainerkonferenz (WWA), schärfste Kritikerin der bisherigen Salzabwasserentsorgung, hat auf 36
Seiten aufgelistet, warum sie Versenkung im Untergrund und Einleitung in die Flüsse als illegal und gegen Qualitätsziele
der EU-Wasserrahmenrichtlinie gerichtet ansieht. Zum Bereich Salz gab es nach gesicherten Informationen 50
Stellungnahmen.
http://zu.hna.de/wwanein ?Und der Streit zwischen den Ländern?
! Niedersachsen und NRW greifen vieles auf, was die WWA kritisiert. Glatt abgelehnt wird in Hannover und Düsseldorf
die geplante Pipeline aus dem Werrarevier zur Oberweser. Die soll ab 2021 Salzfluten direkt zur Weser schaffen.
Zusätzlich in die Werra dürfen sie nicht. Mit Ende der Versenkung fehlt ab 2021 aber ein seit 100 Jahren genutzter, aus
Gründen des Grundwasserschutzes zunehmend umstrittener Entsorgungsweg. In Hessen und Thüringen ermitteln in
Zusammenhang mit der Versenkung bekanntlich Staatsanwälte.
? Die Oberweserpipeline soll in Hessen in den Fluss, der RP Kassel soll sie genehmigen: Wie wollen NRW
und Niedersachsen den Bau da stoppen?
! Nicht genehmigungsfähig, sagen Niedersachsen und NRW. Ein Hauptgrund: Der Bewirtschaftungsplan für Werra und
Weser schreibt einen neuen Messpegel bei Boffzen nahe Höxter fest. Und dort einen Zielwert für Chlorid im Wasser, den
NRW und Niedersachsen spätestens 2027 für so scharf halten, dass Salzabwassereinleitung 20 Kilometer flussaufwärts
sich von selbst verbiete.
?Der Pegel Boffzen wäre also eine Art Joker gegen die Oberweserpipeline?
! Solche Ideen gibt es: Die Werra bleibt ja Abwasserkanal, bringt also weiter das an Salz?Die Anliegerländer von Werra und Weser sind spät dran: Wann wollen sie der EU mitteilen, was sie zur
Verbesserung der Gewässerqualität zwischen 2015 bis 2021 vorhaben?
! Bis März 2016. Die öffentliche Anhörung zur Fortschreibung des Bewirtschaftungsplans lief bis Mitte Oktober. Grünes
Licht sollen die Umweltminister der Anliegerländer im Februar geben. Dass alles auf den letzten Drücker kommt, liegt am
Streit über die Kali-Salzabwässer des Werrareviers, an unterschiedlichen Länderinteressen.
?Und der 4-Phasen-Plan, den Hessen und K+S vor gut einem Jahr vereinbart haben?
! Neuer Streit ist sicher. Was im März nach Brüssel gemeldet werden soll, um Werra und Weser zu besserer
Wasserqualität zu verhelfen, bemäntelt kaum, dass Eckpunkte des 4-Phasen-Plans, mit dem Hessens Umweltministerin
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Priska Hinz (Grüne) und der Kasseler Kalikonzern im Herbst 2014 vorpreschten (siehe Hintergrund), nicht konte für die Werra zu halten. Pipeline aus Neuhof-Ellers soll zur Weser verlängert werden.
Werraplan von Hessens Umweltministerin Priska Hinz (Grüne) und K+S - die Eckpunkte:
• In die Werra sollen nach Ende der Kaliproduktion ab 2075 weiter 1,5 Mio. Kubikmeter jährlich (aktuell: 4,9 Mio. bis 7,4
Mio. Kubikmeter seit 2010). Dieser Rest in 60 Jahren kommt von den Halden - 1000 Jahre lang oder länger, falls nur
Regen die Salzgebirge wegschafft. (wrk)
• Kaliabwässer weiter in die Werra - mit sinkenden Grenzwerten. 800 mg/l Chlorid im Fluss (das gilt als Süßwasser)
sollen in Gerstungen bis zum Jahr 2075 erreicht werden (heute: 2500 mg/l).
• Zweiter Einleitepunkt an der Oberweser, umab 2021 bis Ende der Produktion 2060 auch ohne Versenkung
erlaubte Grenzwerte Werra und Weser sollen von Kaliabwässern entlastet werden. Wie genau und wie schnell? Der
„Fahrplan“ für die kommenden sechs Jahre lag ein halbes Jahr zur Einsichtnahme aus – nun steht sein Beschluss an.
EG DES SALZES
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4.
Geschmackloses Marketing
PM K+S 22. Oktober 2015
Mercedes-Benz Werk Kassel und K+S unterstützen DRK
Flüchtlingshilfe mit „fahrender Kleiderkammer“
Mit einer gemeinsamen Aktion unterstützen das Mercedes-Benz Werk Kassel und die K+S Aktiengesellschaft die
Flüchtlingshilfe des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), Kreisverband Kassel-Wolfhagen. Für zunächst ein Jahr wird dem
DRK ein Transporter vom Typ Mercedes-Benz Sprinter überlassen. Die Kosten für diese „fahrende Kleiderkammer“ teilen
sich Mercedes-Benz und K+S. Am heutigen Donnerstag, 22. Oktober, haben Ludwig Pauss, Werkleiter des MercedesBenz Werkes Kassel, und Norbert Steiner, Vorstandsvorsitzender der K+S Aktiengesellschaft, das Fahrzeug an das DRK
übergeben. „Wir sind sehr froh, dass wir mit dem Mercedes-Benz Sprinter nun eine logistische Lücke schließen können“,
sagte Manfred Wölfert, 1. Vorsitzender des DRK-Kreisverbandes Kassel-Wolfhagen, der das Fahrzeug in Empfang nahm.
„Als wir von den Schwierigkeiten erfahren haben, war es für uns selbstverständlich, schnell und unkompliziert Hilfe zu
organisieren“, sagte Werkleiter Ludwig Pauss. „So können wir gemeinsam mit K+S einen Teil dazu beitragen, die
Herausforderungen durch den Ansturm von Flüchtlingen zu bewältigen.“ Auf den Bedarf aufmerksam gemacht hatte das
Regierungspräsidium Kassel. „Uns ist es wichtig, mit konkreten Projekten in der Flüchtlingshilfe Unterstützung zu
leisten“, sagte K+S-Vorstandsvorsitzender Norbert Steiner. „Mit der fahrenden Kleiderkammer ist das in einer schönen
Zusammenarbeit zwischen dem Mercedes-Benz Werk Kassel und uns gelungen.“
In und um Kassel sind in den vergangenen Monaten zahlreiche neue Flüchtlingsunterkünfte entstanden, die von nun an
mit der „fahrenden Kleiderkammer“ versorgt werden. So wird sichergestellt, dass gespendete Kleidungsstücke mit Hilfe
von Ehrenamtlichen dort ankommen, wo sie gebraucht werden. Zwar verfügt das DRK über einen größeren Fuhrpark,
doch alle Fahrzeuge werden derzeit vor allem im Rahmen der Flüchtlingshilfe gebraucht. „Um die großen Mengen
gespendeter Kleidung in den Flüchtlingsunterkünften verteilen zu können, hat dem DRK bisher genau solch ein Fahrzeug
gefehlt, wie Mercedes-Benz und K+S es jetzt zur Verfügung stellen“, sagte Wölfert.
Sowohl das Mercedes-Benz Werk Kassel als auch die K+S Aktiengesellschaft engagieren sich im Umfeld ihrer Standorte
mit mehreren Aktionen in der Flüchtlingshilfe.
(...)Ihre Ansprechpartner:
Ulrich Göbel
K+S Aktiengesellschaft
Telefon: +49 561 9301-1722
[email protected]
Hessenschau 22.10.2015
Gespräch mit Werksleitung und Politik
K+S-Betriebsrat fürchtet um Arbeitsplätze
Eine feindliche Übernahme ist vorerst vom Tisch, die Sorgen der Mitarbeiter noch lange nicht: Wie
begründet die Angst vor Stellenstreichungen bei K+S ist, will der Betriebsrat des Kasseler
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Düngemittelkonzerns bei einem Spitzentreffen herausfinden.
Der Kalikonzern K+S kommt nicht zur Ruhe. Wenige Wochen nach dem Bekanntwerden von Ermittlungen gegen das
Kasseler Dax-Unternehmen wegen des Verdachts illegaler Abfallentsorgung und der gescheiterten Übernahme durch den
kanadischen Konkurrenten Potash steht der Düngemittelkonzern wieder in den Schlagzeilen. Grund sind die erneuten
Sorgen der Beschäftigten vor dem Verlust ihrer Arbeitsplätze.
Wegen der Dringlichkeit des Themas hat der Betriebsrat von K+S für Donnerstag zu einem Gespräch nach Philippstal
(Hersfeld-Rotenburg) eingeladen. Teilnehmen sollen neben der Werksleitung auch die Landräte von Hersfeld-Rotenburg
und des Thüringer Wartburgkreises. Die Betriebsräte erhoffen sich Information und Unterstützung. Ihre Befürchtung: In
den kommenden Jahren könnten Mitarbeiter an den Standorten in Hessen und Thüringen entlassen werden. Auch
Medienvertreter sind eingeladen.
Genehmigungsverfahren beunruhigt Belegschaft
Hintergrund ist, dass K+S auch im Werra-Revier zahlreiche Umweltauflagen erfüllen muss. So dürfen in Zukunft immer
weniger salzhaltige Abfälle in der Erde verpresst oder in die Flüsse eingeleitet werden. Derzeit laufen dafür die
Genehmigungsverfahren. Sollten die Genehmigungen nicht wie erhofft erteilt werden, rechnet der Betriebsrat mit
Produktionsdrosselungen.
Die Sorge um die Arbeitsplätze bei K+S beschäftigt seit geraumer Zeit auch den Landtag. Fraktionsübergreifend hatte die
gescheiterte Übernahme des Kalikonzerns Anfang Oktober Erleichterung hervorgerufen. Die Sorgen sind damit aber nicht
vom Tisch. So hatte Potash-Chef Jochen Tilk den Rückzug der Kanadier mit der eingetrübten Marktlage begründet:
Unternehmen in der Kali-Branche hätten Kurseinbrüche um fast 40 Prozent hinnehmen müssen.
Quelle: hessenschau.de, Ina Rumpf (hr-iNFO)
Hersfelder Zeitung 23.10.2015
Neue Heimat an der Halde
K+S stellt Unterkünfte für Flüchtlinge zur Verfügung
Zwischen Werk und Halde: Die Bergmannshäusern an der Widdershäuser Straße in Heringen stehen noch nicht lange
leer. Sie sollten eigentlich der Haldenerweiterung weichen. Jetzt sollen dort vorübergehend Flüchtlinge wohnen. Fotos:
Struthoff
Heringen. Auf der einen Seite rauchen die Schlote bei K+S. Auf der anderen Seite kriecht die Salzhalde schon fast in die
Gärten. Die Häuser an der Widdershäuser Straße in Heringen haben schon bessere Zeiten gesehen. Kein Wunder,
eigentlich sollten sie bald der wachsenden Abraumhalde weichen.
Nun werden in den alten Bergmannshäusern und auch in zwei leerstehenden Villen bald Flüchtlingen ein neues Zuhause
auf Zeit finden. K+S hat dem Landkreis die Immobilien befristet für ein Jahr als Wohnraum angeboten.
„Wir möchten einen Beitrag dazu leisten, den Menschen, die aus ihrer Heimat geflohen sind und alles zurückgelassen
haben, das Ankommen in Deutschland zu erleichtern,“ sagt Christoph Wehner, Werksleiter des Kaliwerkes Werra, „und
wir wollen die Kommunen unserer Standorte, die vor großen Herausforderungen stehen, als Partner unterstützen.“ Auch
ein Haus in der Kreyenberggemeinde im Wartburgkreis wird zur Verfügung gestellt.
In Heringen handelt sich um fünf Doppelhäuser und zwei alte Villen, „die bis auf eines alle sehr brauchbar und sofort
bezugsfertig sind“, berichtet Kreissprecher Dirk Herrmann nach einer ersten Besichtigung der Objekte durch den
Fachdienst Migration. Sobald einfache Möbel und Kücheneinrichtungen zur Verfügung stehen, könnten die Flüchtlinge
einziehen. Herrmann schätzt, dass je nach Zusammensetzung 30 bis 40 Menschen in den Häusern Platz finden können.
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Das könnte vermutlich ab Mitte November der Fall sein.
Nach Informationen unserer Zeitung soll K+S die Häuser dem Landkreis zu einem eher symbolischen Mietpreis zur
Verfügung stellen. Eine völlig kostenlose Nutzung ist aus rechtlichen Gründen aber nicht möglich.
Auch Landrat Dr. Michael Koch freut sich sehr über das Angebot von K+S, weil der Landkreis dringend auf der Suche
nach geeignetem Wohnraum ist. „Womöglich werden wir in den nächsten zehn Wochen noch einmal genauso viele oder
mehr Flüchtlinge aufnehmen müssen als im gesamten Jahr bisher. Da kommt das Angebot von K+S zur rechten Zeit,“
sagt Koch.
Mehr als 300 Flüchtlinge werden im Kreis derzeit in Unterkünften in Ronshausen und auf dem Wehneberg in Bad
Hersfeld und in angemieteten Wohnungen unter anderem in Heringen, Rotenburg, Bebra und Mühlbach untergebracht.
Zeltstädte oder Containerdörfer gibt es im Landkreis Hersfeld-Rotenburg nicht. Auch Schul- oder Stadthallen werden
derzeit nicht für die Unterbringung verwendet.
Und das soll möglichst auch so bleiben.
Von Kai A. Struthoff
HNA 23.10.2015
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HNA 23.10.2015
HNA 24.10.2015
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Europaticker 26.10.2015
Erfolgreiches Bodenschutzprojekt beim Bau der K+S Salzwasserleitung von Neuhof
nach Philippsthal
Pipelinebau: Funktionsfähigkeit der Agrarböden erhalten
Beim Bau der Salzwasserleitung von Neuhof nach Philippsthal – ein Projekt der K+S Kali GmbH (Kassel) in den Jahren
2012/13 - hat das Regierungspräsidium in Kassel (RP Kassel) erstmals hessenweit einen verantwortlichen Sachverständi­
gen als bodenkundlichen Betreuer eingesetzt. Er stellte jetzt, nach Beobachtung der ersten Vegetationsperiode, seinen
Ergebnisbericht vor. Ziel war es, beim Bau der 65 Kilometer langen Leitung den landwirtschaftlich genutzten Boden be­
züglich seiner Funktions- und Ertragsfähigkeit weitestgehend zu schützen und für die Agrarproduktion zu erhalten.
Bei Erdleitungsbaugroßverfahren mit Arbeitstrassen bis zu 40 Metern besteht immer die Gefahr, dass erhebliche Folge­
schäden im Bodengefüge verbleiben. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn von den beauftragten Firmen Bodenhori­
zonte vermischt werden und bei durchnässtem Boden mit schwerem Gerät auf den gefährdeten Trassenabschnitten die
Arbeit fortgesetzt wird. Ein erster Erfolg der bodenkundlichen Betreuung ist, dass beispielsweise bei der Frühjahrstro­
ckenheit in diesem Jahr überraschend wenig Trockenschäden auf der Trasse erkennbar waren.
Alle Beteiligten sind sich einig, dass gerade im Sinne des vorsorgenden Bodenschutzes der Einsatz einer bodenkundli­
chen Baubegleitung dazu beiträgt, bei solchen Großprojekten dem Schutz der Böden gerecht zu werden. Die Vorgehens­
weise beim RP Kassel mit dem Einsatz von unabhängigen Sachverständigen für den Bodenschutz bei
Leitungsbauverfahren findet bundesweit Anerkennung und bereits Nachahmer. Zum Abschlussgespräch und Übergabe
des Ergebnisberichtes durch Dr. Wolfram trafen sich von links: Dr. Rainer Gerling, Werksleiter des Werks Werra der K + S
Kali GmbH, Regierungspräsident Dr. Walter Lübcke, Corinna Grebing, RP Kassel, Dr. Volker Wolfram, öbv Sachverständi­
ger, Steffen Franke, Wolfgang Weber und Dr. Günther Lißmann, alle RP Kassel, sowie Holger Gotthard und Bernd Klee
von der K + S Kali GmbH.
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5.
ICL winkt ab - K+S stürzt ab
Handelsblatt 01.10.2015
Übernahmekampf
Potash will K+S-Manager mit Geld locken
Potash will den Zehn-Milliarden-Euro-Deal mit K+S – offenbar mit allen Mitteln. Die Kanadier sollen dem Vorstand höhere
Bezüge bieten, falls die Übernahme doch gelingt. Auch normalen Mitarbeitern werden Zusagen gemacht.
KasselIm Übernahmepoker um den Dax-Konzern K+S will der kanadische Kali-Riese Potash das Management in Kassel
Nach Informationen der „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (FAZ/Donnerstag) soll dem gesamten Vorstand ein Arbeitsplatz
zu höheren Bezügen als derzeit angeboten werden. Zudem könnten zwei K+S-Manager in das Potash-Führungsgremium
einziehen. Betriebsbedingte Kündigungen will Potash demnach für fünf Jahre ausschließen und Kassel als Europazentrale
erhalten.
K+S hatte den erneuten Vorstoß der Kanadier bereits Anfang August zurückgewiesen. „Den bisherigen Vorschlag von
Potash haben wir abgelehnt, er bietet keine Grundlage für Gespräche. Sollte uns Potash einen neuen Vorschlag
unterbreiten, so werden wir diesen sorgfältig prüfen“, sagte ein Sprecher am Donnerstag auf Nachfrage.
Das K+S-Management lehnt Gespräche über den Zehn-Milliarden-Euro-Deal unter anderem deshalb ab, weil es die
Potash-Offerte mit 41 Euro pro Aktie für zu niedrig hält und das Angebot wegen vieler Ausnahmeregelungen als nicht
verlässlich erachtet.
Den Vorwurf der illegalen Abfallentsorgung hält K+S unterdessen für unzutreffend. Die Staatsanwaltschaft hatte vor drei
Wochen Büros des Konzerns durchsucht. Es geht um Salzabwasser, das K+S in Thüringen in den Erdboden gepumpt
haben soll. Das Unternehmen sei überzeugt, dass die erteilten Genehmigungen rechtmäßig seien, heißt es in einem
internen K+S-Papier von Mitte September, das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.
Die Untersuchungen der Ermittlungsbehörden würden aber weiter unterstützt. Die Genehmigung erteilte das
Landesbergamt. Aus Sicht der Ermittler waren die wasserrechtlichen Voraussetzungen dafür jedoch nicht gegeben. Auch
über diesen Aspekt hatte zuvor die „FAZ“ berichtet.
Südthüringer Zeitung 02.10.2015
Entsorgung
K+S wehrt sich gegen Vorwürfe
Im Poker um den Kali-Konzern K+S will Potash das Management in Kassel mit persönlichen Anreizen für
sich gewinnen - ohne Erfolg. Zugleich geht der Fall der möglichen illegalen Abfallentsorgung in eine neue
Runde.
Kassel - Der Düngemittel- und Salzproduzent K+S AG wehrt sich gegen den Vorwurf der illegalen Abwasserentsorgung.
Das Unternehmen sei überzeugt, dass die erteilten Genehmigungen rechtmäßig seien, heißt es in einem internen K+SPapier von Mitte September, das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Die Untersuchungen der Ermittlungsbehörden
würden aber weiter unterstützt. Die Genehmigung erteilte das Landesbergamt. Aus Sicht der Ermittler waren die
wasserrechtlichen Voraussetzungen dafür jedoch nicht gegeben.
Die Staatsanwaltschaft Erfurt hatte vor drei Wochen Büros des Konzerns am Stammsitz in Kassel und auch in Thüringen
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durchsuchen lassen. Die Beamten nahmen Akten und elektronische Daten in Verwahrung. Es geht um Salzabwasser, das
K+S in Thüringen in den Erdboden gepumpt haben soll. K+S mit Sitz in Kassel ist mit mehr als 4000 Mitarbeitern größter
Arbeitgeber im Grenzgebiet von Hessen und Thüringen.
Unterdessen will der kanadische Kali-Riese Potash im Übernahmepoker um den Dax-Konzern das Management in Kassel
mit Geld- und Jobzusagen ködern. Diese Details aus der jüngsten Offerte der Kanadier wurden nun bekannt. Nach
Informationen der Frankfurter Allgemeine Zeitung soll dem gesamten Vorstand ein Arbeitsplatz zu höheren Bezügen als
derzeit angeboten worden sein. Zudem könnten zwei K+S-Manager in das Potash-Führungsgremium einziehen.
Betriebsbedingte Kündigungen will Potash demnach für fünf Jahre ausschließen und Kassel als Europazentrale erhalten.
K+S hatten den erneuten Vorstoß der Kanadier bereits Anfang August zurückgewiesen. "Den bisherigen Vorschlag von
PotashCorp. haben wir abgelehnt, er bietet keine Grundlage für Gespräche. Sollte uns PotashCorp. einen neuen
Vorschlag unterbreiten, so werden wir diesen sorgfältig prüfen", sagte ein Sprecher am Donnerstag auf Nachfrage.
Das K+S-Management lehnt Gespräche über den Zehn-Milliarden-Euro-Deal unter anderem deshalb ab, weil es die
Potash-Offerte mit 41 Euro pro Aktie für zu niedrig hält und das Angebot wegen vieler Ausnahmeregelungen als nicht
verlässlich erachtet.
Kritiker befürchten zudem, dass Potash die Kasseler Konkurrenten nur übernehmen will, um den Markt zu bereinigen.
K+S selbst arbeitet derzeit mit Hochdruck an der Erschließung neuer Kali-Vorkommen in Kanada. Politiker aus Hessen
und Thüringen hatten dem Ansinnen der Kanadier eine Absage erteilt, aus Furcht, die Arbeitsplätze in Deutschland könn­
ten wegfallen. Sollten sich die Befürchtungen nach einer möglichen Übernahme bewahrheiten, sehen nicht wenige darin
eine Wiederholung der Geschichte. Noch heute muss sich K+S in Teilen Ostdeutschlands den Vorwurf gefallen lassen,
nach dem Mauerfall die ostdeutsche Kaliindustrie systematisch zerstört zu haben. Es blieben nur Fragmente an der Werra
erhalten. dpa/jol
HNA 02.10.2015
Fragen & Antworten:
K+S-Übernahme offen: Warum der Konzern für Potash ein schwerer Brocken wäre
Kassel. Wochenlang herrschte Ruhe in Sachen K+S-Übernahme durch den kanadischen Rivalen Potash. Doch Potash hat
seine Pläne offenbar noch nicht begraben.
Analysten und Marktkenner sind aber uneins darüber, ob dem Übernahmevorschlag ein offizielles Angebot folgt.
Nachfolgend Fragen und Antworten.
Was ist der aktuelle Stand der Dinge?
Ende Juni hat Potash den Kasselern die einvernehmliche Übernahme für 41 Euro je Aktie vorgeschlagen, was das K+SManagement als unangemessen zurückgewiesen hat. Seither herrscht weitgehend Funkstille.
Was hat es mit den jetzt bekannt gewordenen Arbeitsplatz- und Standortgarantien und finanziellen
Zugeständnissen für den Vorstand auf sich?
Der Versuch, den Vorstand mit Jobzusagen und mehr Geld zu ködern, ist in solchen Fällen üblich. Was die Arbeitsplatzund Standortgarantien angeht, stellt sich die Frage, was nach zugesicherten fünf Jahren ist. Gewerkschaft und
Beschäftigte befürchten danach Betriebsstillegungen und Enlassungen.
Sind die Jobs langfristig sicher, wenn alles beim Alten bleibt?
Niemand weiß, was in zwei Jahren ist, geschweige denn in fünf oder zehn. Die deutschen Kali-Vorkommen reichen noch
für drei bis vier Jahrzehnte. K+S hat unlängst fast 400 Millionen Euro allein in den Gewässerschutz investiert und
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gedenkt in den nächsten Jahren dieselbe Summe für diesen Zweck aufzuwenden. Kein Unternehmen würde derart viel
Geld in die Hand nehmen, um die Bergwerke nach wenigen Jahren zu schließen.
Wird Potash Corp. ein feindliches Angebot für K+S vorlegen?
Das bleibt weiterhin unklar. Investoren, Analysten und Marktkenner sind sich nicht einig. Viele fragen sich, warum Potash
so zögerlich vorgeht. Entschlossenheit jedenfalls sieht anders aus.
Was spricht aus Potash-Sicht für eine Übernahme?
Dafür spricht, dass Potash in Europa praktisch nicht präsent ist und mit dem Marktführer K+S einen hervorragenden
Marktzugang hätte. Außerdem könnten die Kanadier Überkapazitäten abbauen, um den Kalipreis hochzutreiben, und da
bietet sich die Schließung der vergleichsweise teuren deutschen Standorte an. Mit der Übernahme fiele den Kanadiern
außerdem das neue K+S-Bergwerk Legacy vor der eigenen Haustür in die Hände, das nächstes Jahr den Betrieb
aufnehmen soll. Mit ihm werden die Kasseler den nordamerikanischen Markt aufmischen und das Kalipreis-Kartell der
drei großen heimischen Produzenten – Potash, Mosaic und Agrium – das Leben schwer machen.
Und was spricht gegen eine Übernahme?
Zum einen sind die angebotenen acht Milliarden Euro auch für Potash kein Pappenstiel. Viele Aktionäre sind gegen eine
Übernahme. Sie halten sie für überteuert. So ist der Aktienkurs seit Bekanntwerden der Pläne um gut ein Drittel auf ein
Sechsjahrestief gesunken. Erschwerend hinzu kommt der seit Juli um 14 Prozent gefallene Kalipreis.
Was ist an den Gerüchten dran, große Investoren drängten den K+S-Vorstand zunehmend zum Verkauf?
Wahrscheinlich stimmen sie. Nach den jüngsten Kursverlusten im Zuge der Börsenturbulenzen erscheint den Investoren
ein Preis von 41 Euro je Aktie attraktiver denn je. Gestern legte das Papier zwar um 3,39 Prozent auf 30,94 Euro zu.
Unmittelbar nach Bekanntwerden der Übernahmepläne stand es aber bei fast 39 Euro. Unabhängig davon wollen
Fondsmanager zum Jahresende eine möglichst positive Bilanz vorlegen, und da käme ein ordertlicher Erlös aus dem
Verkauf von K+S-Aktien gerade recht. Daher dürfte der Druck auf die Kasseler in den vergangenen Wochen gestiegen
sein.
FAZ 05.10.2015
Fusionsversuch Potash will K+S nun doch nicht übernehmen
Der kanadische Düngemittelhersteller gibt seine Pläne, das deutsche Bergbauunternehmen zu kaufen, auf. Grund dafür
ist nicht nur die kritische Marktlage.
Der kanadische Düngemittelhersteller Potash hat den Übernahmeversuch des deutschen Konkurrenten K+S abgeblasen.
Wegen der sich zuletzt stark eingetrübten Marktlage und des Widerstands der K+S-Führungsriege mache es keinen Sinn
mehr, die Übernahme weiter zu verfolgen, teilte das kanadische Unternehmen am Montagmorgen in Saskatoon mit. Im
Juni war bekannt geworden, dass Potash an einem Kauf interessiert ist und der Spitze von K+S Ende Mai ein Gebot über
41 Euro je Aktie in Aussicht gestellt hat.
Da das Management des deutschen Konzerns gegen die Übernahme ist und sich zudem die Lage an den
Rohstoffmärkten und Börsen eingetrübt hat, konnte der Kurs der K+S-Aktie nur kurz von der möglichen Offerte
profitieren. Das Papier zog in der Spitze bis auf 40,285 Euro - also fast dem von Potash in Aussicht gestellten Preis - an.
In den Wochen danach sackte der Wert der Aktie aber wieder deutlich ab. Zuletzt kostete sie mit 31 Euro kaum mehr als
vor dem Bekanntwerden des Potash-Interesses.
Potash-Chef Jochen Tilk setzt jetzt auf Wachstum aus eigener Kraft. Das Unternehmen sei mit seiner Bilanz, seinem
Portfolio und operativen Struktur gut aufgestellt, um künftige Chancen zu nutzen. Er betonte noch einmal, dass der Ende
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WWA
Mai dem K+S-Management unterbreitete Vorschlag fair und angemessen war. Der Vorschlag habe zudem umfassende
und glaubhafte Zusagen an die Mitarbeiter, Gewerkschaften und Standorte von K+S enthalten. ein Zusammenschluss
hätte es beiden Unternehmen erlaubt, von einer breiteren Aufstellung sowohl bei den Produkten als auch Regionen zu
profitieren.
Doch inzwischen habe sich die Situation drastisch geändert. „Seither hat das herausfordernde gesamtwirtschaftliche
Umfeld dazu beigetragen, dass die weltweiten Rohstoff- und Aktienmärkte deutlich nachgegeben haben.
Vergleichsunternehmen in der Kalibranche mussten Kurseinbrüche um fast 40 Prozent hinnehmen“, sagte Tilk.
„Angesichts dieser Marktbedingungen und der fehlenden Unterstützung seitens des K+S-Managements sind wir zu dem
Schluss gekommen, dass es nicht länger im Interesse unserer Aktionäre liegt, den Zusammenschluss weiterzuverfolgen.“
n-tv 05.10.2015
Übernahme geplatzt: Potash zieht Gebot für K+S zurück
Der Dax-Konzern K+S wird nicht kanadisch: Der Düngemittelhersteller Potash gibt sein Fusionsvorhaben
mit K+S auf. Das Kasseler Unternehmen wehrt damit erfolgreich den Übernahmeversuch des
Konkurrenten ab.
Der kanadische Düngemittelhersteller Potash zieht nach heftigem Widerstand seine milliardenschwere Offerte für den
Kasseler Rivalen K+S zurück. Ein Zusammenschluss der beiden Unternehmen sei nicht mehr im Interesse der Aktionäre,
teilte Potash mit.
K+S hatte zuvor die Avancen von Potash mehrfach abgelehnt: Die Offerte über 41 Euro je Aktie, die K+S mit insgesamt
7,9 Milliarden Euro bewertete, war dem Dax-Unternehmen zu niedrig und die Arbeitsplatzgarantien nicht sicher genug.
Auch deutsche Landespolitiker stellten sich hinter den K+S-Vorstand, obwohl Potash unter anderem auch bei der
hessischen Landesregierung vorgesprochen hatte.
Potash-Chef Jochen Tilk sagte der Mitteilung zufolge, das "herausfordernde gesamtwirtschaftliche Umfeld" habe dazu
beigetragen, dass die weltweiten Rohstoff- und Aktienmärkte deutlich nachgegeben hätten. Vergleichsunternehmen in
der Kalibranche mussten seinen Worten zufolge Kurseinbrüche um fast 40 Prozent hinnehmen. "Angesichts dieser
Marktbedingungen und der fehlenden Unterstützung seitens des K+S-Managements sind wir zu dem Schluss gekommen,
dass es nicht länger im Interesse unserer Aktionäre liegt, den Zusammenschluss weiterzuverfolgen", erklärte Tilk.
K+S war zudem Anfang September wegen des Verdachts der unerlaubten Abfallentsorgung ins Visier der Behörden gera­
ten. Ermittler durchsuchten vor knapp einem Monat Büros und Geschäftsräume des Unternehmens. Ausgangspunkt war
eine Strafanzeige der thüringischen Gemeinde Gerstungen aus dem Jahr 2008. Die Gemeinde Gerstungen wirft K+S nach
Angaben des Landeskriminalamts vor, von 1999 bis 2007 insgesamt 9,5 Millionen Kubikmeter Abfall, insbesondere Salzl­
auge, in unterirdische Gesteinsschichten der Gerstunger Mulde versenkt zu haben.
HNA 05.10.2015
Nach langem Ringen
Übernahme von K+S abgewehrt: Potash-Konzern bläst Versuch ab
Kassel. Der kanadische Potash-Konzern hat seine Pläne zur Übernahme des Kasseler Kali- und Salzproduzenten K+S
aufgegeben. Zuvor hatte es ein Ringen um das Unternehmen gegeben.
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WWA
Das teilte das Unternehmen in der Nacht zu Montag mit. Als Gründe nannte Potash die mangelnde Unterstützung seitens
des K+S-Managements, die schwachen Rohstoffmärkte sowie die massiven Aktienkurseinbrüche bei vergleichbaren
Unternehmen.
Wie berichtet, hatte Potash 41 Euro je K+S-Aktie geboten. Vorstand und Aufsichtsrat hatten dies als unangemessen
niedrig zurückgewiesen. Auch Belegschaft, Gewerkschaften und die fünf betroffenen Bundesländer waren gegen eine
Übernahme.
Potash-Chef Jochen Tilk setzt jetzt auf Wachstum aus eigener Kraft. Das Unternehmen sei mit seiner Bilanz, seinem Port­
folio und der operativen Struktur gut aufgestellt, um künftige Chancen zu nutzen. Er betonte noch einmal, dass der Ende
Mai dem K+S-Management unterbreitete Vorschlag fair und angemessen gewesen sei. Der Vorschlag habe zudem um­
fassende und glaubhafte Zusagen an die Mitarbeiter, Gewerkschaften und Standorte von K+S enthalten. Ein Zusam­
menschluss hätte es beiden Unternehmen erlaubt, von einer breiteren Aufstellung sowohl bei den Produkten als auch
Regionen zu profitieren, betonte er.
Der Aktionär 05.10.2015
K+S: Potash will nicht mehr – Übernahme abgeblasen!
Potash hat den Übernahmeversuch des deutschen Konkurrenten K+S abgeblasen. Wie die Kanadier mitteilten, mache es
wegen der sich zuletzt stark eingetrübten Marktlage und des Widerstands der K+S-Führungsriege keinen Sinn mehr, die
Übernahme weiter zu verfolgen. Im Juni war bekannt geworden, dass Potash an einem Kauf interessiert ist und der
Spitze von K+S Ende Mai ein Gebot über 41 Euro je Aktie in Aussicht gestellt hat.
Da das Management des deutschen Konzerns gegen die Übernahme ist und sich zudem die Lage an den
Rohstoffmärkten und Börsen eingetrübt hat, konnte der Kurs der K+S-Aktie nur kurz von der möglichen Offerte
profitieren . Das Papier zog in der Spitze bis auf 40,285 Euro - also fast dem von Potash in Aussicht gestellten Preis - an.
In den Wochen danach sackte der Wert der Aktie aber wieder deutlich ab. Zuletzt kostete sie mit 31 Euro kaum mehr als
vor dem Bekanntwerden des Potash-Interesses.
Organisches Wachstum im Fokus
Potash-Chef Jochen Tilk setzt jetzt auf Wachstum aus eigener Kraft. Das Unternehmen sei mit seiner Bilanz, seinem
Portfolio und operativen Struktur gut aufgestellt, um künftige Chancen zu nutzen. Er betonte noch einmal, dass der Ende
Mai dem K+S-Management unterbreitete Vorschlag fair und angemessen war. Der Vorschlag habe zudem umfassende
und glaubhafte Zusagen an die Mitarbeiter, Gewerkschaften und Standorte von K+S enthalten. ein Zusammenschluss
hätte es beiden Unternehmen erlaubt, von einer breiteren Aufstellung sowohl bei den Produkten als auch Regionen zu
profitieren.
Schwieriges Umfeld
Doch inzwischen habe sich die Situation drastisch geändert. "Seither hat das herausfordernde gesamtwirtschaftliche
Umfeld dazu beigetragen, dass die weltweiten Rohstoff- und Aktienmärkte deutlich nachgegeben haben.
Vergleichsunternehmen in der Kalibranche mussten Kurseinbrüche um fast 40 Prozent hinnehmen", sagte Tilk.
"Angesichts dieser Marktbedingungen und der fehlenden Unterstützung seitens des K+S-Managements sind wir zu dem
Schluss gekommen, dass es nicht länger im Interesse unserer Aktionäre liegt, den Zusammenschluss weiterzuverfolgen."
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WWA
Handelsblatt 05.10.2015
Kein Gebot für K+S
Potash streckt die Waffen
Der kanadische Düngemittelhersteller Potash hat den Übernahmeversuch des deutschen Konkurrenten K+S abgeblasen.
Ein Zusammenschluss der beiden Unternehmen sei nicht mehr im Interesse der Aktionäre.
Play
Börsen-AusblickDax mit dickem Plus erwartet
SaskatoonDer kanadische Düngemittelhersteller Potash zieht nach heftigem Widerstand seine milliardenschwere Offerte
für den Kasseler Rivalen K+S zurück. Wegen der sich zuletzt stark eingetrübten Marktlage und des Widerstands der K+SFührungsriege mache es keinen Sinn mehr, die Übernahme weiter zu verfolgen, teilte das kanadische Unternehmen am
Montagmorgen mit.
K+S hatte zuvor die Avancen von Potash mehrfach abgelehnt: Die Offerte über 41 Euro je Aktie, die K+S mit insgesamt
7,9 Milliarden Euro bewertete, war dem Dax-Unternehmen zu niedrig und die Arbeitsplatzgarantien nicht sicher genug.
Auch deutsche Landespolitiker stellten sich hinter den K+S-Vorstand, obwohl Potash unter anderem auch bei der
hessischen Landesregierung vorgesprochen hatte.
Der Kurs der K+S-Aktie hatte nur kurz von der möglichen Offerte profitiert. Das Papier zog in der Spitze bis auf 40,285
Euro an - also fast dem von Potash in Aussicht gestellten Preis. In den Wochen danach sackte der Wert der Aktie aber
wieder deutlich ab. Zuletzt kostete sie mit 31 Euro kaum mehr als vor dem Bekanntwerden des Interesses aus Kanada.
Potash-Chef Jochen Tilk setzt jetzt auf Wachstum aus eigener Kraft. Das Unternehmen sei mit seiner Bilanz, seinem
Portfolio und der operativen Struktur gut aufgestellt, um künftige Chancen zu nutzen. Er betonte noch einmal, dass der
Ende Mai dem K+S-Management unterbreitete Vorschlag fair und angemessen gewesen sei. Der Vorschlag habe zudem
umfassende und glaubhafte Zusagen an die Mitarbeiter, Gewerkschaften und Standorte von K+S enthalten. Ein
Zusammenschluss hätte es beiden Unternehmen erlaubt, von einer breiteren Aufstellung sowohl bei den Produkten als
auch Regionen zu profitieren, betonte er.
Doch inzwischen habe sich die Situation drastisch geändert. „Seither hat das herausfordernde gesamtwirtschaftliche
Umfeld dazu beigetragen, dass die weltweiten Rohstoff- und Aktienmärkte deutlich nachgegeben haben.
Vergleichsunternehmen in der Kali-Branche mussten Kurseinbrüche um fast 40 Prozent hinnehmen“, sagte Tilk.
„Angesichts dieser Marktbedingungen und der fehlenden Unterstützung seitens des K+S-Managements sind wir zu dem
Schluss gekommen, dass es nicht länger im Interesse unserer Aktionäre liegt, den Zusammenschluss weiterzuverfolgen.“
K+S war Anfang September wegen des Verdachts der unerlaubten Abfallentsorgung ins Visier der Behörden geraten.
Ermittler durchsuchten vor knapp einem Monat Büros und Geschäftsräume des Unternehmens.
Ausgangspunkt war eine Strafanzeige der thüringischen Gemeinde Gerstungen aus dem Jahr 2008. Die Gemeinde wirft
K+S nach Angaben des Landeskriminalamts vor, von 1999 bis 2007 insgesamt 9,5 Millionen Kubikmeter Abfall,
insbesondere Salzlauge, in unterirdische Gesteinsschichten der Gerstunger Mulde versenkt zu haben.
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RP online 05.10.2015
Kali- und Salzhersteller
Potash will K+S nicht mehr übernehmen - Aktie stürzt ab
Kassel/Saskatoon. Die Aktie des deutschen Kali- und Salzherstellers K+S ist nach dem zurückgezogenen
Übernahmeangebot des kanadischen Düngemittelherstellers Potash abgestürzt. Zu Handelsbeginn am Montagmorgen
rutschten die Papiere um rund 24 Prozent auf 23,56 Euro ab.
Potash hatte zuvor in Saskatoon mitgeteilt, wegen der zuletzt stark eingetrübten Marktlage und des Widerstands der
K+S-Führungsriege habe es keinen Sinn mehr, die Übernahme weiter zu verfolgen. Der Dax-Konzern nahm den Rückzug
am Morgen zur Kenntnis, wollte sich aber zunächst nicht weiter äußern.
Die Kanadier hatten K+S Ende Mai ein Gebot über 41 Euro je Aktie in Aussicht gestellt. Das Management des deutschen
Konzerns aber lehnte Gespräche über die rund 7,8 Milliarden Euro schwere Übernahme ab. Zudem trübte sich die Lage
an den Rohstoffmärkten zuletzt ein.
Der Potash-Rückzug stelle eine verpasste Chance für die Aktionäre von K+S dar, schrieb Analyst Rajesh Singla von der
französischen Großbank Société Génerale in einer aktuellen Einschätzung. Auch Händler zeigten sich eher pessimistisch.
Die gefallenen Preise auf dem Kali-Markt verhießen wenig Gutes für die Aktie - insbesondere jetzt, wo das stützende
mögliche Potash-Angebot wegfalle. Vor allem der Preisrutsch in Brasilien belaste das Geschäft.
Deutlich unter Druck
Für Anleger, die die K+S-Aktie bereits besitzen, ist diese Meldung natürlich ärgerlich, der Kurs schmiert deutlich ab.
Grund zur Panik besteht aber eigentlich nicht. Die DAX-Titel notieren nun bereits unter dem Niveau vor Bekanntwerden
des Interesses von Potash. Die Bewertung ist sowohl im hitstorischen als auch im Branchenvergleich mit einem KGV von
10 und einer Dividendenrendite von mehr als vier Prozent nun sehr attraktiv. Stopp bei 27,00 Euro beachten.
Deutschlandfunk 05.10.2015
ÜbernahmeplänePotash verliert Interesse an K+S
Der hessische Salzproduzent K+S soll jetzt doch nicht mehr kanadisch werden. Der Düngemittelhersteller Potash aus
Kanada hat seinen Übernahmeversuch aufgegeben. Zu widrig seien die Marktbedingungen und zu groß die Widerstände
bei K+S.
Rohstoff- und Aktienmärkte hatten zuletzt deutlich nachgegeben. In der Branche ist die Stimmung eingetrübt.
"Angesichts dieser Marktbedingungen und der fehlenden Unterstützung seitens des K+S-Managements sind wir zu dem
Schluss gekommen, dass es nicht länger im Interesse unserer Aktionäre liegt, den Zusammenschluss weiterzuverfolgen",
wird Potash-Chef Jochen Tilk zitiert.
Das K+S Management hatte sich gegen das Übernahmeangebot von Potash ausgesprochen, weil es zu niedrig und
wegen Ausnahmereglungen zu unsicher sei. Dabei ging es auch um Arbeitsplatzgarantien. Der kanadische
Düngemittelhersteller hatte angeboten, pro Aktie 41 Euro zu zahlen. Nach der Offerte Ende Mai war der Kurs der K+S
Aktie deutlich gestiegen, zuletzt hatte er aber nur noch knapp über 30 Euro gelegen. Analysten bewerten das PotashAngebot im Nachhinein als überhöht.
Mit der Übernahme wäre Potash ins Salzgeschäft eingestiegen. Zwar zählt das kanadische Unternehmen international zu
den größten Kali-Herstellern, ist bisher aber nicht in der Salzproduktion tätig. K+S ist neben seiner Spitzenposition im
Kali-Geschäft auch der weltweit größte Salzhersteller.
Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier, CDU, hatte befürchtet, dass durch die Übernahme viele tausend Arbeitsplätze
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WWA
im deutschen Kalibergbau gefährdet sein könnten. Denn auf dem Welt-Kalimarkt herrscht Überproduktion. Es
wurde befürchtet, dass Potash mit der Übernahme einen Konkurrenten vom Markt drängen will. K+S hat etwa 14.000
Beschäftigte in Hessen, Thüringen, Niedersachsen und Sachsen-Anhalt.
Der stellvertretende hessische SPD-Vorsitzende, Thorsten Schäfer-Gümbel, schrieb auf Twitter: "Das ist ein offensives
Eingeständnis des Scheiterns und das ist in jedem Fall eine sehr gute Nachricht!" Auch aus seiner Sicht wäre die
Übernahme nachteilig gewesen.
(pr/tgs)
Finanzen.net 05.10.2015 13:19
K+S-Aktie 23 Prozent im Minus: Potash gibt Übernahmeplan auf
Kein Interesse mehr
Der kanadische Düngemittelkonzern Potash hat seine Übernahmepläne für K+S aufgegeben. Die Aktie des DAX-Konzerns
bricht daraufhin um ein Viertel ein.
Der kanadische Düngemittelkonzern Potash hat seine Übernahmepläne für K+S aufgegeben. Potash wollte den
deutschen Wettbewerber gerne einvernehmlich kaufen und hatte Ende Mai einen Preis von 41 Euro je Aktie angeboten,
was K+S mit etwa 7,9 Milliarden Euro bewertet hätte. Seitdem hätten die "herausfordernden makroökonomischen
Bedingungen zu einem signifikanten Rückgang der globalen Rohstoff- und Aktienmärkte beigetragen", begründete
Potash-CEO Jochen Tilk den Rückzug. Der Aktienkurs von K+S brach zum Handelsstart um 24 Prozent ein und handelte
gegen 10 Uhr 22,4 Prozent im Minus.
Angesichts dieser Marktbedingungen und weil sich das K+S-Management gegen die Übernahme sträubte, sei Potash
zu dem Schluss gekommen, dass eine Weiterverfolgung eines Zusammenschlusses nicht mehr im besten Interesse seiner
Aktionäre sei, sagte Tilk weiter.
Die K+S AG bestätigte, dass Potash seinen Übernahmevorschlag zurückgezogen hat und bekräftige den guten
Ausblick: Mittelfristig rechnet K+S in den Geschäftsbereichen Kali und Salz mit weiter spürbarem Wachstum. Dazu soll
insbesondere auch die Inbetriebnahme des Legacy-Projektes, einer im Aufbau befindliche Kalimine in Kanada, im
Sommer 2016 und die "Salz 2020"-Strategie beitragen. Auch für das laufende Jahr erwartet der Kasseler DAX-Konzern
trotz der aktuellen Schwäche der Kalimärkte unverändert eine deutliche Umsatz- und Ergebnissteigerung. K+S sehe eine
positive Langfristperspektive als eigenständiges Unternehmen.
"Dieser Schritt schafft Klarheit", erklärte Vorstandschef Norbert Steiner. "Wir sind überzeugt davon, dass wir unser
Unternehmen mit der konsequenten Umsetzung unserer Zwei-Säulen-Strategie langfristig erfolgreich weiterentwickeln
können. Wir sind stark bei Kali und bei Salz."
Die Rücknahme des Gebots sei für sie keine Überraschung angesichts der gegenwärtigen Marktbedingungen für Kali
insbesondere in Brasilien, stellten die Analysten von Kepler fest und bekräftigen fürs Erste ihre Kaufempfehlung. Das
Management müsse nun aber den Aktionären beweisen, dass es zumindest den Wert generieren könne, den Potash
bereit gewesen sei zu bezahlen. Ganz sicher sei der Versuch von PotashCorp ein Anerkennungsbeweis gegenüber K+S
gewesen, nicht nur wegen der westeuropäischen Aktivitäten und des globalen Salzgeschäfts, sondern auch aufgrund des
sehr attraktiven Legacy-Projekts in KanadaÄhnlich äußerte sich equinet. Die Analysten senkten zwar das Kursziel. Dies lasse aber noch genügend Potenzial nach
oben, wenn erst einmal die unmittelbare Negativreaktion des Marktes verklungen sei.
Allerdings belastete am Montag nicht nur die Absage der Übernahme durch Potash die, K+S-Aktie, die sich mit 20
Prozent Minus kaum erholt zeigt. "Nun kommt auch die Angst vor einer Gewinnwarnung dazu", sagt ein Händler. Von der
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ersten Schreckreaktion auf die Potash-Absage habe sich die Aktie kaum erholt. "Der Markt interpretiert die Absage so,
dass Potash mit Blick auf die Preisentwicklung am Kali-Markt die 41 Euro für nicht mehr gerechtfertigt gehalten hat", so
der Händler. Das werfe die Frage auf, was dies für die Gewinne von K+S bedeute.
Bei Exane BNP weisen die Analysten auf die Preisempfindlichkeit von K+S hin: Ein Preisrückgang von 10 Dollar je
Tonne gegenüber der Prognose würde K+S rund 60 Millionen Euro kosten bzw 6,5 Prozent vom EBITDA und 11 Prozent
vom Ergebnis je Aktie.
K+S hatte die Avancen des kanadischen Wettbewerbers Anfang Juli zurückgewiesen. Der angebotene Preis habe nicht
annähernd dem fundamentalen Wert des Unternehmens entsprochen und sei nicht im besten Interesse des
Unternehmens gewesen, bekräftigte K+S am Montag. Darüber hinaus seien die Arbeitsplatz- und Standortzusagen von
PotashCorp mit so weitreichenden Einschränkungen versehen gewesen, dass die Rohstoffproduktion in Deutschland nicht
gesichert gewesen wäre.
Das Management hatte Potash vorgeworfen, eine Bewertungslücke ausnutzen zu wollen, um K+S zu übernehmen und
damit Kontrolle über Legacy zu erhalten. Ende 2016 sollen dort die ersten Tonnen Kali produziert und schon ab dem Jahr
2017 positive Cashflows erzielt werden. Letztendlich wolle Potash mit dem Schritt auch dafür sorgen, dass die
kanadischen Kapazitäten von Potash besser ausgelastet werden zu Lasten der europäischen Kapazitäten von K+S. An
eine langfristige Sicherung der deutschen Standorte durch Potash glaube das K+S-Management daher nicht.
Einige deutsche Investoren von K+S störten sich zunehmend an dem Widerstand der Unternehmensführung gegen
das Übernahmeangebot, das durch den jüngsten Rückgang der Aktien von Rohstoffwerten zunehmend attraktiv werde.
Anfang September war am Markt darüber spekuliert worden, das Potash den Konkurrenten im Zweifelsfall auch feindlich
übernehmen könnte. Ein verbindliches Angebot wurde jedoch nie unterbreitet.
Potash bezeichnete die Offerte am Montag erneut als fair und angemessen. Das fusionierte Unternehmen und seine
Aktionäre hätten von einer größeren Diversifikation im Produktportfolio und bei der weltweiten Präsenz profitiert. Das
Angebot habe zudem einen Aufschlag von 59 Prozent auf den Durchschnittskurs der K+S-Aktie in den vorangegangenen
zwölf Monaten beinhaltet sowie Zugeständnisse an Mitarbeiter, Gewerkschaften und Gemeinden, in denen K+S tätig sei.
Potash werde sich weiter auf seine disziplinierte Wachstumsstrategie konzentrieren. Das Unternehmen sieht sich mit
einer starken Bilanz gut gerüstet, künftige Möglichkeiten zu ergreifen.
Eine Kombination aus K+S mit Potash wäre der größte Deal in der Bergbaubranche gewesen, seit Glencore im Februar
2012 Xstrata für fast 30 Milliarden Dollar übernommen hatte. Beide Unternehmen fördern das als Dünger eingesetzte
Kalisalz; zusammen hätten sie bis zu 30 Prozent des globalen Marktes kontrolliert. FRANKFURT (Dow Jones)
europaticker
Potash Corporation of Saskatchewan zieht Vorschlag zur Abgabe eines öffentlichen Übernahmeangebots
zurück
K+S sieht positive Langfristperspektive als eigenständiges Unternehmen
Potash hat sein Gebot für K+S zurückgezogen
Potash Corporation of Saskatchewan Inc. hat heute die K+S Aktiengesellschaft darüber unterrichtet, dass sie ihren
Vorschlag, ein öffentliches Übernahmeangebot für die ausstehenden Aktien der K+S Aktiengesellschaft zu einem
Angebotspreis von 41 Euro je Aktie abzugeben, zurückzieht. „Dieser Schritt schafft Klarheit. Wir sind überzeugt davon,
dass wir unser Unternehmen mit der konsequenten Umsetzung unserer Zwei-Säulen-Strategie langfristig erfolgreich
weiterentwickeln können. Wir sind stark bei Kali und bei Salz“, sagt Norbert Steiner, K+S-Vorstandsvorsitzender.
Mittelfristig rechnet K+S, insbesondere mit der Inbetriebnahme des Legacy Projektes im Sommer 2016 und der
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Umsetzung der „Salz 2020“-Strategie, in den Geschäftsbereichen Kali und Salz mit weiter spürbarem Wachstum. Auch für
das laufende Jahr erwartet K+S trotz der aktuellen Schwäche der Kalimärkte unverändert eine deutliche Umsatz- und
Ergebnissteigerung.
K+S hatte den unaufgeforderten Vorschlag von PotashCorp abgelehnt, da der angebotene Preis nicht annähernd dem
fundamentalen Wert des Unternehmens entsprach und nicht im besten Interesse des Unternehmens war. Darüber hinaus
waren die Arbeitsplatz- und Standortzusagen von PotashCorp mit so weitreichenden Einschränkungen versehen, dass die
Rohstoffproduktion in Deutschland nicht gesichert gewesen wäre.
Potash-Chef Jochen Tilk: "Angesichts dieser Marktbedingungen und der fehlenden Unterstützung seitens des K+SManagements sind wir zu dem Schluss gekommen, dass es nicht länger im Interesse unserer Aktionäre liegt, den
Zusammenschluss weiterzuverfolgen."
Die Aktie von K+S ist nach dem zurückgezogenen Übernahmeangebot des kanadischen Düngemittelherstellers Potash
abgestürzt. Zu Handelsbeginn am Montagmorgen rutschten die Papiere um rund 24 Prozent auf 23,56 Euro ab und ging
am Abend mit fast 25 Prozent Abschlag aus dem Handel.
Manager Magazin 05.10.2015
K+S nach der geplatzten Übernahme
Casino Royale in Kassel - Zocken mit fremdem Geld
Nun ist er also da, der größtmögliche anzunehmende Unfall für die K+S-Aktionäre: der Vorstand hat alles auf "rot"
gesetzt und verloren. Potash hat sein Angebot zurückgezogen, K+S-Vorstand und Landesregierungen können die
Unabhängigkeit des Unternehmens feiern, Goldman Sachs kann eine erkleckliche Rechnung für eine erfolgreiche
Verteidigung der K+S stellen.
Alles prima gelaufen, die Aktionäre zahlen ja die Zeche dafür, dass die K+S-Organe mit ihrem Geld Roulette gespielt
haben. Der K+S-Aktienkurs ist allein heute um mehr als 20 Prozent gefallen, die Marktkapitalisierung gegenüber dem
kolportierten Angebotspreis um mehr als drei Milliarden Euro; der Preisverfall im weltweiten Kalimarkt scheint noch nicht
einmal eingepreist. Andere deutsche Unternehmen müssen für eine solche Vernichtung von Aktionärsvermögen schon
kriminelle Handlungen begehen, bei K+S reicht eine unverbesserliche Sturheit des Vorstands.
War es das? Haben K+S und die Landesregierungen gewonnen? Werden die Aktionäre das wirklich klaglos so
hinnehmen. Oder war es ein Pyrrhussieg, der am langen Ende ein bitteres Nachspiel für viele Beteiligte haben wird?
Dafür spricht Einiges.
2. teil Die Phantasie ist erstmal raus, aber...
Müssen K+S-Aktionäre davon ausgehen, dass die Absage der Übernahme ein endgültiges Ende der Potash-Bemühungen
um K+S bedeutet? Nicht notwendig, aber es dürfte jedenfalls auf absehbare Zeit keine Phantasie dafür bestehen, dass
Potash ein Angebot mit einer vier oder auch nur einer drei vor dem Komma für K+S abgibt. Das ist den kanadischen
Aktionären von Potash jetzt nicht mehr zu vermitteln. K+S-Aktionäre müssen sich diesbezüglich wohl damit abfinden:
Rien ne va plus!
Die industrielle Logik für einen Zusammenschluss zwischen Potash und K+S besteht allerdings noch immer, genauso wie
die Überkapazität und der Preisverfall an den Kalimärkten. Potash könnte den einknickenden Kurs bei K+S daher dafür
nutzen, am Markt eine deutlich günstigere Position aufzubauen und K+S dann schrittweise im Wege einer schleichenden
Übernahme ohne Prämie übernehmen.
Eine andere Möglichkeit bestünde darin, dass Potash in absehbarer Zukunft der K+S eine "Fusion unter Gleichen"
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WWA
aufzwingen könnte, ebenfalls ohne Prämie und gegebenenfalls nur im Tausch für Potash-Aktien. Dafür müsste zunächst
der jetzige K+S-Vorstand gehen, und auch dann dürften die Konditionen für die K+S-Aktionäre und die Mitarbeiter
deutlich hinter dem zurückbleiben, was einstmals auf dem Tisch lag.
Oder Potash betrachtet sich in aller Ruhe erst einmal den Scherbenhaufen, den der K+S-Vorstand hinterlassen hat und
wartet ab, ob K+S Potash wirklich "nicht braucht" und wie sich der vom Vorstand so vollmundig beschworene innere
Wert von K+S entwickelt. In diesem Fall dürften die Leerverkäufer bei K+S wieder das Kommando übernehmen, so wie
schon bereits vor den Übernahmegerüchten.
Vielleicht wäre es an der Zeit für eine neue Umfrage bei den Privataktionären, was sie vom Vorgehen des K+S-Vorstands
heute so halten. Freudige Erregung über die erhaltene Unabhängigkeit des Unternehmens dürfte dabei eine deutlich
unterrepräsentierte Rolle spielen.
3. Teil: Causa Potash ist für die K+S-Vorstände lange noch nicht vorbei
Es wird abzuwarten sein, ob und in welcher Form die gescheiterte Übernahme Konsequenzen für die Organe haben wird.
Eine heiße nächste Hauptversammlung dürfte den K+S-Organen in jedem Fall bevorstehen. Die Frage ist allerdings, ob
die Aktionäre es bei verbaler Kritik belassen oder das Verhalten von Vorstand und Aufsichtsrat in anderer Weise
sanktionieren, sei es durch Ausübung von Aktionärsrechten (etwa einer Entlastungsverweigerung, einem
Misstrauensvotum gegen den Vorstand oder sogar Abwahlanträgen gegen Anteilseignervertreter), sei es auf dem
Prozesswege. Denn es stellen sich viele faktische und juristische Fragen im Zusammenhang mit dem Verhalten des K+SVorstands in der Übernahme, die auch für zukünftige unfreundliche Übernahmen deutscher Unternehmen von
grundlegender Bedeutung sein könnten:
Trifft den Vorstand einer Aktiengesellschaft in einer Übernahmesituation aufgrund seines Informationsvorsprungs
gegenüber den Aktionären eine Vermögensfürsorgepflicht (dafür spricht Einiges, etwa die Pflicht des Vorstandes, eine
begründete Stellungnahme zu einem Übernahmeangebot abzugeben)? Wenn ja, hat der K+S-Vorstand diese Pflicht
verletzt, weil er Verhandlungen mit Potash verweigerte, offenbar ohne jede hinreichend werthaltige Alternative für die
Aktionäre?
Haftet der Vorstand?
Was sind die rechtlichen Konsequenzen für einen Vorstand, der seinen Aktionären im Rahmen einer Übernahme einen
deutlich höheren inneren Wert der Aktie anpreist, die IR-Abteilung des Unternehmens auf Nachfrage aber nicht bereit
oder in der Lage ist, selbst rudimentärste Eckdaten für die Berechnung dieses inneren Wertes (wie beispielsweise den
benutzten Kapitalisierungszinssatz für die zugrunde gelegten Legacy-Planungsrechnungen) zur Verfügung zu stellen?
Haftet der Vorstand, sollten sich diese im Rahmen der Übernahme kommunizierten Planungswerte bei genauerer
Betrachtung als nicht haltbar erweisen? Haftet der Vorstand den Aktionären, die ihre Aktien auch nach dem jetzigen
Kursrutsch behalten oder den gegenwärtigen Kurs zum Einstieg nutzen, wenn das Unternehmen solche prognostizierten
Erträge in der Zukunft auch nicht annähernd erreicht?
Auch andere Umstände lohnen einer faktischen und rechtlichen Durchleuchtung. Was waren die Hintergründe der
plötzlichen Thüringer Razzien bei K+S? Besteht ein Zusammenhang zwischen Einschaltung der Politik durch den K+SVorstand im Übernahmeverfahren und möglicherweise jetzt eskalierenden Umwelthaftungen des Unternehmens? War die
Einschaltung der Politik damit im Unternehmensinteresse oder hat der K+S-Vorstand das Unternehmen möglicherweise
aus sachfremden Erwägungen auf Jahre einem Risiko umweltbehördlicher Untersuchungen und Maßnahmen ausgesetzt,
die jetzt nicht mehr zu kontrollieren sind? Haftet der K+S-Vorstand dem Unternehmen für mögliche Schäden?
Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Für die K+S-Organe jedenfalls ist die Causa Potash noch lange nicht vorbei. Sie
dürfte jetzt erst ernsthaft beginnen.
4. Teil: Die Jetons der Aktionäre hat der K+S-Vorstand verzockt
Auch die Rolle der Politik in dieser Übernahme muss eingehend diskutiert und für die Zukunft geklärt werden. Es kann
nicht sein, dass sich in einem die privatwirtschaftliche Betätigung schützenden Rechtsstaat bei einem Übernahmeangebot
für eine börsennotierte Gesellschaft, die sich jeden Tag von Börsenöffnung bis zum Börsenschluss öffentlich zum Verkauf
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stellt, jeder Landesfürst nach persönlichem Gutdünken in einen Übernahmeprozess zwischen privat agierenden
Kapitalmarktteilnehmern einmischt.
Das gilt erst Recht für eine Art und Weise der Einmischung, in der der Einsatz landesrechtlicher und -politischer Mittel
angekündigt werden, die einem vollkommen anderen Schutzzweck als der genehmen Aktionärszusammensetzung einer
Aktiengesellschaft dienen und die den Interessen des Wirtschaftsstandortes Deutschland insgesamt diametral
entgegenlaufen.
Schon das Motiv der Landesregierungen und die Drohung mit umweltrechtlichen Haftungstatbeständen in der K+SÜbernahmesituation zum angeblichen Erhalt von Arbeitsplätzen in strukturschwachen Regionen sind rechtlich bedenklich.
Sollen diese umweltrechtlichen Verfahren nach Abzug der "kanadischen Bedrohung" jetzt nicht aufgegriffen oder
eingestellt werden? Wie verhielte sich das mit Rechtsstaatsgebot und dem Gebot der Verhältnismäßigkeit der Mittel? Was
wird das für Auswirkungen auf die Arbeitnehmer bei K+S haben, die schon heute kaum mehr zu Weltmarktpreisen
produzieren können? Die Landespolitik hat sich damit eine klassische Zwickmühle gebaut, aus der sie nicht mehr
herauskommen dürfte.
Außerdem: Was hält den K+S-Vorstand davon ab, kurzfristig aufgrund des Kalipreisverfalls beziehungsweise der
Umweltproblematiken Kapazitäten stillzulegen und Arbeitnehmer freizusetzen? Was hält ihn davon ab, nach Eröffnung
der Legacy-Mine in Deutschland Minen zu schließen? Was hält die K+S-Aktionäre davon ab, ohne jede Übernahme mit
qualifizierter Mehrheit die Liquidation des Unternehmens und seine Gesamtstillegung zu beschließen (bei dem angeblich
sensationellen Wert des Legacy-Projektes von mindestens 21 Euro, der kurzfristig deutlich über dem Aktienkurs der K+S
liegen dürfte, wäre das ja durchaus eine naheliegende Überlegung)? Muss man in all diesen Fällen künftig damit
rechnen, dass deutsche Landesregierungen die Staatsanwaltschaft von der Kette lassen?
5. Teil: Chinesische Verhältnisse in Deutschland - staatliche Intervention am Aktienmarkt
Was sollen internationale Investoren davon halten, wenn sie zwar Aktien börsennotierter Unternehmen in Deutschland
erwerben können, sie aber bei einem möglichen Verkauf ihrer Aktien in ein Übernahmeangebot der internationalen
Presse und den Börsendiensten entnehmen müssen, dass sich einzelne Bundesländer zusammentun, um diese
Verkaufsmöglichkeit zu vereiteln? Chinesische Verhältnisse in Deutschland, staatliche Intervention im Aktienmarkt?
Wie sollen ausländische Direktinvestoren diese Vorgehensweise verstehen? Seid willkommen Auslandsinvestoren zur
Gründung eurer Unternehmen auf deutschem Boden, aber wenn ihr euer Unternehmen schließen oder verkaufen wollt,
dann muss in Deutschland von der Bundeskanzlerin bis zum Dorfvorsteher jeder zustimmen?
Welchen Einfluss hat die Einmischung der deutschen Landespolitik künftig auf die internationale Expansion deutscher
Unternehmen, die sich in der Vergangenheit reihenweise in großem Stil im Ausland als Übernehmer börsennotierter
Unternehmen betätigt haben? Hat man darüber in Erfurt, Hannover und Wiesbaden auch nur nachgedacht?
Man sieht, die Potash-Offerte wird noch für viel Gesprächsstoff sorgen. Leider hilft das den K+S-Aktionären nicht mehr,
ihre Jetons hat der K+S-Vorstand verzockt.
Jan D. Bayer ist Mitglied der MeinungsMacher. Trotzdem gibt diese Kolumne nicht notwendigerweise die Meinung der
Redaktion des manager magazins wider.
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Die Zeit 05.10.2015
Chemie: Kein Übernahme-Interesse: Potash zieht sich bei K+S zurück
Kassel/Saskatoon (dpa) - Nach rund dreimonatigem Baggern hat der kanadische Kali-Hersteller Potash den
Übernahmeversuch des deutschen Konkurrenten K+S abgeblasen.
Als Gründe für den Rückzug nannte Potash eine zuletzt stark eingetrübte Marktlage und den Widerstand der K+SFührungsriege. Es habe keinen Sinn mehr, die Übernahme weiter zu verfolgen, teilte das kanadische Unternehmen am
Sonntag (Ortszeit) in Saskatoon mit. Die Aktie von K+S brach daraufhin bis zum Montagmittag um zwischenzeitlich mehr
als 20 Prozent ein.
Der Dax-Konzern verteidigte seine Blockadehaltung. "Dieser Schritt schafft Klarheit. Wir sind überzeugt davon, dass wir
unser Unternehmen mit der konsequenten Umsetzung unserer Zwei-Säulen-Strategie langfristig erfolgreich
weiterentwickeln können", sagte K+S-Chef Norbert Steiner am Montag einer Mitteilung zufolge.
Mit der Absage zieht Potash einen Schlussstrich unter den Versuch, der zuletzt zunehmend unwahrscheinlich geworden
war. Denn obwohl der Konzern sein Interesse wiederholt bekundet hatte, zu einem offiziellen Übernahmeangebot kam es
nicht. Die Kanadier hatten lediglich Interesse signalisiert und ein Gebot über 41 Euro je Aktie in Aussicht gestellt.
Doch die Situation habe sich geändert, hieß es. "Seither hat das herausfordernde gesamtwirtschaftliche Umfeld dazu
beigetragen, dass die weltweiten Rohstoff- und Aktienmärkte deutlich nachgegeben haben", sagte der deutsche PotashChef Jochen Tilk. Ein Börsianer betonte, bei K+S schlage sich der starke Preisverfall von Kali in Brasilien deutlich in den
Büchern nieder.
Trotz der aktuellen Schwäche der Kalimärkte werde für das laufende Jahr "unverändert eine deutliche Umsatz- und
Ergebnissteigerung" erwartet, hieß es dagegen bei K+S. Die Kasseler rechnen insbesondere mit der Inbetriebnahme
einer neuen Kalimine in Kanada (Legacy) im Sommer 2016 mit "weiter spürbarem Wachstum". K+S hatte Gespräche
über den Zehn-Milliarden-Euro-Deal unter anderem deshalb abgelehnt, weil es die Potash-Offerte für zu niedrig hielt und
das Angebot wegen vieler Ausnahmeregelungen als nicht verlässlich erachtete.
Tilk setzt jetzt auf Wachstum aus eigener Kraft. Potash sei mit seiner Bilanz, seinem Portfolio und der operativen Struktur
gut aufgestellt, um künftige Chancen zu nutzen. Er betonte noch einmal, dass der Vorschlag fair und angemessen
gewesen sei und zudem umfassende und glaubhafte Zusagen an die Mitarbeiter, Gewerkschaften und Standorte von K+S
enthalten habe. Ein Zusammenschluss hätte es beiden Unternehmen erlaubt, von einer breiteren Aufstellung sowohl bei
den Produkten als auch Regionen zu profitieren, betonte er. Ein Analyst sieht nun die Gefahr, dass Potash
Förderkapazitäten mit niedrigen Produktionskosten ausweitet und damit die Kalipreise weiter auf Talfahrt schickt.
Süddeutsche
5. Oktober 2015, 18:49 Uhr
Kali und Salz Potash sagt Servus
Der kanadische Kali-Produzent will die deutsche K+S nicht mehr übernehmen. Management und Beschäftigte zeigen sich
erleichtert.
Von Helga Einecke, Frankfurt
Der kanadische Düngemittelkonzern Potash gibt seine Absicht auf, den deutschen Konkurrenten K+S zu übernehmen. Er
begründet seinen Rückzieher mit den stark gefallenen Rohstoffpreisen und dem Widerstand der K+S-Manager. Die K+SAktie verlor daraufhin am Montag mehr als 20 Prozent an Wert und war der mit Abstand größte Verlierer im Dax.
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Am K+S-Firmensitz in Kassel reagierten das Management und die um ihre Arbeitsplätze bangende Belegschaft mit großer
Erleichterung. "Dieser Schritt schafft Klarheit. Wir sind überzeugt davon, dass wir unser Unternehmen langfristig
erfolgreich weiterentwickeln können. Wir sind stark bei Kali und bei Salz", sagte Vorstandschef Norbert Steiner. Er
versprach den Aktionären ein spürbares Wachstum.
Potash hatte vor drei Monaten sein Interesse an K+S öffentlich gemacht. Die Kanadier gaben nie ein offizielles Angebot
ab, sondern umwarben nur die Manager, den Aufsichtsrat sowie die hessische Landesregierung. Angefangen hatte wohl
alles schon vor einem Jahr mit einem Gespräch zwischen Steiner und Potash-Chef Jochen Tilk, einem Deutschen.
In diesem Sommer boten die Kanadier dann einen Preis von 41 Euro je Aktie. Dieser lag weit über dem
durchschnittlichen Aktienkurs der vorangegangenen zwölf Monate und entsprach einem Unternehmenswert von acht
Milliarden Euro. Die Manager in Kassel lehnten das Angebot rundweg ab. Sie argumentierten, der Preis sei nicht hoch
genug und beinhalte vor allem nicht den Wert eines neuen Kalivorkommens in Kanada, das K+S gerade unter dem
Projektnamen "Legacy" für mehrere Milliarden Euro erschließt. Und Steiner legte dann noch nach: In einer VideoBotschaft an Mitarbeiter und Aktionäre sagte er, Potash habe in den Boom-Jahren Überkapazitäten aufgebaut und wolle
diese nun mit K+S aus der Welt schaffen. Die Potash-Werke in Kanada produzierten zu deutlich geringeren Kosten als die
deutschen Standorte, seien aber nicht ausgelastet. Deshalb mache es für Potash im Fall einer Übernahme wenig Sinn,
die deutschen Werke im bisherigen Umfang weiter zu betreiben. Den Preis von 41 Euro je Aktie nannte Steiner ironisch
"fantastisch". Er beinhalte weder Legacy noch die Synergien eines Zusammenschlusses. K+S brauche Potash nicht und
sei allein stark genug.
Die Aktie von K+S verlor am Montag mehr als 20 Prozent an Wert
Das sieht Potash vollkommen anders. Gemeinsam hätte man auf längere Sicht über größere finanzielle Ressourcen
verfügt und von mehr Regionen und Produkten profitiert. Außerdem habe es durchaus umfassende und glaubhafte
Zusagen an die Mitarbeiter, die Gewerkschaften und für die Standorte gegeben. "Wir haben einen angemessenen und
fairen Vorschlag gemacht ", betonte Tilk nun noch einmal im Rückblick. Seither habe sich aber das Umfeld geändert, die
Rohstoff- und Aktienmärkte hätten deutlich nachgegeben. Unternehmen in der Kali-Branche machten Kurseinbrüche von
fast 40 Prozent zu schaffen. "Angesichts dieser Marktbedingungen und der fehlenden Unterstützung seitens des K+SManagements sind wir zu dem Schluss gekommen, dass es nicht länger im Interesse unserer Aktionäre liegt, den
Zusammenschluss weiterzuverfolgen", so der Potash-Chef.
In einem Brief an den K+S-Aufsichtsrat zeigte er sich auch persönlich enttäuscht. Strategisch hätten sich beide
Unternehmen zusammen für die Herausforderungen des weltweiten Kali-Marktes wappnen können. In vier Briefen an die
K+S-Manager habe er ein ganzes Maßnahmenbündel vorgelegt. Dazu hätten der Ausschluss von betriebsbedingten
Kündigungen und Grubenschließungen in Deutschland für einen Zeitraum von fünf Jahren gehört. "Diese Zusagen hätten
den Betroffenen deutlich mehr Schutz geboten, als dies derzeit der Fall ist", sagte Tilk an die Adresse der Beschäftigten.
Außerdem sei die Zusage verbindlich und nicht an Bedingungen geknüpft gewesen.
Erleichtert dürften eine ganze Reihe von deutschen Landespolitikern sein, die sich gemeinsam hinter den K+S-Vorstand
gestellt hatten und die die Sorge um Arbeitsplätze umtrieb. Denn K+S ist in Hessen, Thüringen, Sachsen-Anhalt und
Niedersachsen ein wichtiger Arbeitgeber, auch wenn es immer wieder zu Streitigkeiten über die erforderliche Entsorgung
der Abfälle aus den Gruben gibt.
Die besondere Pointe an dem Potash-Rückzug liegt Jahrzehnte zurück. Damals gehörte K+S dem Chemieunternehmen
BASF und sollte für 250 Millionen Mark an die Kanadier verkauft werden. Alles war perfekt, aber die Übernahme
scheiterte, damals am Widerstand des Kartellamts. Die K+S-Manager haben jetzt zwar den kanadischen Begehrlichkeiten
erneut einen Riegel vorgeschoben, aber sie müssen auch liefern. Analysten sehen die Mannschaft um Steiner nämlich
noch mehr als bisher unter Druck, den Wert des Unternehmens zu verbessern.
Schon gleich nach dem Übernahmeangebot hatten viele gefragt, warum der Wert der Aktie die wahre Substanz von K+S
nicht widerspiegele und deshalb Käufer anlocke. Marktbeobachter gehen davon aus, dass Potash seine Förderkapazitäten
mit seinen niedrigen Produktionskosten ausweitet und damit die Kali-Preise weiter auf Talfahrt schickt. Tatsächlich be­
herrschen wenige große Anbieter aus Russland, Weißrussland, den USA und Kanada den weltweiten Kali-Markt, und die
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Preise schwanken stark mit dem Angebot. K+S bekam dies vor zwei Jahren zu spüren, als das Angebotskartell der Kon­
kurrenten aus Russland und Weißrussland zerbrach und die Preise drückte. Damals ging der Kurs der K+S-Aktie ebenfalls
auf Talfahrt und erholte sich erst allmählich wieder.
Osthessen News 05.10.2015
Übernahme geplatztÜberraschender Rückzug: POTASH übernimmt K+S nicht - Börsenkurs stürzt ab
Diese Nachricht sorgt für Erleichterung bei den Mitarbeitern von K+S. Der kanadische
Düngemittelkonzern Potash hat überraschend das Übernahmeangebot des Kasseler Unternehmens
zurückgezogen. Damit ist der hartnäckige Angriff oder gar eine feindliche Übernahme vom Tisch. Die
Börse reagierte allerdings auf ihre Art: der Kurs fiel am Vormittag um mehr als 25 Prozent auf nur noch
knapp 24 Euro.
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K+S-Vorstandschef Norbert Seiner erklärte in einem offiziellen Statement: "Dieser Schritt schafft Klarheit. Wir sind
überzeugt davon, dass wir unser Unternehmen mit der konsequenten Umsetzung unserer Zwei-Säulen-Strategie
langfristig erfolgreich weiterentwickeln können. Wir sind stark bei Kali und bei Salz." Mittelfristig rechnet K+S,
insbesondere mit der Inbetriebnahme des Legacy Projektes im Sommer 2016 und der Umsetzung der "Salz 2020“Strategie, in den Geschäftsbereichen Kali und Salz mit weiter spürbarem Wachstum. Auch für das laufende Jahr erwartet
der nordhessische Konzern trotz der aktuellen Schwäche der Kalimärkte unverändert eine deutliche Umsatz- und
Ergebnissteigerung.
Gründe für den Rückzug von Potash seien die zuletzt "stark eingetrübten Marktlage" und der Widerstands
der K+S-Chefetage. "Es macht keinen Sinn mehr, die Übernahme weiter zu verfolgen", teilte das
kanadische Unternehmen am Sonntagabend (Ortszeit) mit. Im Juni hatte der Riese erstmals Interesse an
K+S bekundet und der Spitze des Dax-Konzerns ein Gebot über 41 Euro pro Aktie geboten. Das lehnte der
Vorstand ab. Die Offerte sei zu niedrig, hieß es.
Potash-Chef Jochen Tilk setzt jetzt auf Wachstum aus eigener Kraft. Er betonte noch einmal, dass der dem K+SManagement unterbreitete Vorschlag "fair und angemessen" gewesen sei. Der Vorschlag habe zudem umfassende und
glaubhafte Zusagen an die Mitarbeiter, Gewerkschaften und Standorte von K+S enthalten.
Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) erklärte das Thema kurz nach Bekanntwerden der
Potash-Pläne zur Chefsache und drängte darauf "K+S muss hessisch bleiben". Die Sozialdemokraten
schlossen sich an. "Der Bergbau prägt die Region Nord- / Osthessen. Er muss dort eine Zukunft haben",
sagte SPD-Landeschef Thorsten Schäfer-Gümbel. Auf Twitter reagierte er am Montagmorgen prompt. Der
Rückzug sei ein "offensives Eingeständnis des Scheiterns" und "Einsicht in massiven Widerstand".
K+S hatte den unaufgeforderten Vorschlag von PotashCorp abgelehnt, da der angebotene Preis nicht annähernd dem
fundamentalen Wert des Unternehmens entsprach und nicht im besten Interesse des Unternehmens war. Darüber hinaus
waren die Arbeitsplatz- und Standortzusagen von PotashCorp mit so weitreichenden Einschränkungen versehen, dass die
Rohstoffproduktion in Deutschland nicht gesichert gewesen wäre. (Christian P. Stadtfeld). +++
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Chemie.de 07.10.2015
K+S-Management nach geplatzter Potash-Übernahme unter Druck
(dpa-AFX) Nach der geplatzten Übernahme des Salz- und Kalikonzerns K+S durch den kanadischen Konkurrenten Potash
steigt aus Sicht von Experten der Druck auf K+S-Chef Norbert Steiner. Dieser hatte die rund 7,8 Milliarden Euro schwere
Potash-Offerte von Beginn an als zu niedrig abgelehnt. Doch mit dem nun überraschend geplatzten Deal sackte der K+SAktienkurs am Montag um gut ein Viertel auf 23,16 Euro ab. Vor Bekanntwerden der Offerte zu 41 Euro je Aktie hatten
die Papiere bei rund 29 Euro notiert. Seither haben sich aber nicht nur die Aktienmärkte weltweit, sondern auch die
Rohstoffmärkte wegen Wachstumssorgen stark eingetrübt.
K+S müsse nun zeigen, dass der Konzern so viel wert sei wie im Übernahmepoker gegenüber Potash argumentiert
wurde, mahnte Analyst Michael Schäfer von der Frankfurter Investmentbank Equinet. Steiner hatte immer wieder auf das
milliardenschwere Minen-Projekt des Konzerns in Kanada verwiesen. Dort bauen die Kasseler derzeit eine Kali-Mine und
erschließen so einen gänzlich neuen Markt.
Auch am Montag verteidigte Steiner unter anderem mit dieser Perspektive seine Abwehrhaltung: "Wir sind überzeugt
davon, dass wir unser Unternehmen mit der konsequenten Umsetzung unserer Zwei-Säulen-Strategie langfristig
erfolgreich weiterentwickeln können." K+S sei stark bei Kali und bei Salz und verfüge über positive Perspektiven als
eigenständiges Unternehmen. Der angebotene Preis entsprach laut Steiner nicht annähernd dem fundamentalen Wert
von K+S. Zudem seien die Arbeitsplatz- und Standortzusagen von Potash mit so weitreichenden Einschränkungen
versehen gewesen, dass die Rohstoffproduktion in Deutschland nicht gesichert gewesen wäre.
Potash hatte seinen Rückzug in der Nacht zum Montag mit dem stark eingetrübten Marktumfeld für Rohstoffe und dem
anhaltenden Widerstand von K+S begründet. Potash-Chef Jochen Tilk betonte dabei erneut, dass der Ende Mai dem
K+S-Management unterbreitete Vorschlag fair und angemessen war.
NOCH VIEL ÜBERZEUGUNGSARBEIT NÖTIG
Auch K+S-Chef Steiner pocht auf die Chancen als eigenständiges Unternehmen. Mittelfristig sei in beiden
Geschäftsbereichen weiterhin ein spürbares Wachstum zu erwarten. Gründe seien die Inbetriebnahme einer neuen KaliMine in Kanada im Sommer 2016 und die Umsetzung der langfristigen Salz-Wachstums-Strategie. Auch für das laufende
Jahr bekräftigte er trotz der aktuellen Schwäche der Kalimärkte die Ziele. Umsatz und Ergebnis dürften sich "deutlich"
verbessern.
Bei Analysten und Aktionären muss Steiner wohl aber noch viel Überzeugungsarbeit leisten. Sie zeigten sich in ersten
Reaktionen überwiegend enttäuscht. Der Rückzug des kanadischen Interessenten sei eine "verpasste Chance" für die
Aktionäre von K+S, schrieb etwa Analyst Rajesh Singla von der französischen Großbank Societe Generale. Auch Händler
zeigten sich eher pessimistisch. Die gefallenen Preise auf dem Kalimarkt verhießen wenig Gutes für die Aktie insbesondere jetzt, wo das stützende mögliche Potash-Angebot wegfalle. Vor allem der Preisrutsch in Brasilien belaste
das Geschäft.
Börsenzeitung 06.10.2015
Kommentar - Chance leichtfertig vertan
Von einer "verpassten Gelegenheit für die K+S-Anteilseigner" hat ein Analyst gesprochen. Das trifft zu, macht aber die
Einmaligkeit der entgangenen Chance auf einen stattlichen und kurzfristig erzielbaren Kursgewinn nicht deutlich. Die
Potash Corporation of Saskatchewan hat die Übernahme des Düngemittel- und Salzproduzenten angestrebt, wobei die
Kanadier um die Zustimmung der K+S-Führung buhlten.
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Die 41 Euro, die pro Aktie geboten wurden, entsprachen einem Aufschlag auf den letzten Kurs vor Bekanntwerden der
Kaufavancen von 12 Euro oder 41 %. Auf dem Niveau der Offerte lag die Aktie zuletzt im Sommer 2012 - ein Jahr vor
dem Ende der russisch-weißrussischen Kali-Exportallianz BPC, nach deren Auflösung die Welt für die Kalihersteller eine
viel schwierigere geworden war. Danach dauerte es fast zwei Jahre, bis K+S wenigstens die 30-Euro-Marke wieder
überwunden hat.
Die Lage im Kalimarkt hat sich seit dem Kollaps im Sommer 2013 zwar etwas erholt, ist aber immer noch von großer
Unsicherheit und starken Preisausschlägen geprägt. Umso verwunderlicher, mit welcher zumindest nach außen gezeigten
Überzeugung die K+S-Mannen um Vorstandschef Norbert Steiner die mittel- bis langfristigen Aussichten auf dem
Kalimarkt als attraktiv darstellen, keinen Zweifel an der langfristig positiven Geschäftsentwicklung in den Konzernsparten
Dünger und Salz aufkommen lassen und das Kurspotenzial als unabhängiges Unternehmen unterstreichen.
Diesen Annahmen folgend hieß es, der angebotene Preis entspreche nicht annähernd dem fundamentalen Wert von
K+S. Darüber hinaus seien die Arbeitsplatz- und Standortzusagen von Potash mit so weitreichenden Einschränkungen
versehen gewesen, dass die Produktion in Deutschland nicht gesichert gewesen wäre. Daher wurden Verhandlungen mit
Potash mehrfach abgelehnt.
Mit ihrer Verweigerungshaltung haben sich Vorstand und Aufsichtsrat bei der Belegschaft, den regionalen Zulieferern
sowie den Landes- und Kommunalfürsten, in deren Territorien die deutschen Standorte liegen, beliebt gemacht. Die
kategorische Ablehnung der Führung, auch nur Sondierungsgespräche mit Potash zu führen, werden die Aktionäre aber
nicht vergessen. Nach dem gestrigen Kurseinbruch um 25 % auf rund 23 Euro dürfte so mancher Anleger gemerkt
haben, dass hier leichtfertig eine dicke Chance vertan wurde. Nun ist es an K+S zu beweisen, dass der Konzern so viel
wert ist, wie im Übernahmepoker stets behauptet wurde.
(Börsen-Zeitung, 6.10.2015)
Rohstoff daily 08.10.2015
Wie erwartet, Potash Corp sagt K+S-Übernahme ab
Geschrieben von Miriam Kraus • 8. Oktober 2015 • Druckversion
Liebe Leserin, lieber Leser, im Rohstoff Investor habe ich meine Leser schon vor einigen Wochen gewarnt:
Die übertriebenen Forderungen des K+S-Managements werden keinen höheren Kaufpreis bringen,
sondern den Abbruch der Verhandlungen.
Deswegen habe ich schon damals davor gewarnt, K+S zu kaufen. Die Potash-Aktie dürfte dagegen von der geplatzten
Übernahme profitieren. Gestern ist die K+S-Aktie wie erwartet um über 20% in die Tiefe gerauscht. Mit Puts auf K+S
hätten Sie hier ordentlich Geld verdienen können.
K+S-Chef Norbert Steiner hat seinen Aktionären einen Bärendienst erwiesen...
Das Potash-Angebot für K+S war von Anfang an schon sehr ambitioniert. Ein Management, dem die Aktionäre mehr als
der eigene Stuhl bedeuten, hätte daher nur eine Meinung haben dürfen: Sofort annehmen!
41 Euro wollte Potash Corp. je K+S-Aktie zahlen. Zum Vergleich: Vor der Bekanntgabe des Übernahmeangebots notierte
die K+S-Aktie bei rund 28 Euro. Der gewährte Aufschlag, die so genannte Übernahmeprämie, lag damit bei über 46%.
Kein schlechtes Angeboten, in Zeiten wie diesen, die für Rohstoffunternehmen so schwierig sind.
Jetzt, wo ich diesen Artikel schreibe, notiert die K+S-Aktie bei 23,20 Euro (nachdem sie nach dem Übernahmeangebot
schon einmal über 38 Euro notierte). Ich meine: So viel Shareholder-Value kann Herr Steiner mit seinem Management
gar nicht in den nächsten Jahren schaffen, um den seinen Aktionären eingebrockten Schaden wieder gutzumachen!
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Anders stellt sich die Situation bei Potash Corp. dar. Hier atmen die Aktionäre auf, dass das die teure Übernahme an
ihnen vorüber gegangen ist. Aktuell kann die Aktie im vorbörslichen Handel schon Gewinne von rund +10% verzeichnen.
Auch an Potash Corp. gehen die schwierigen Zeiten nicht unbemerkt vorüber. Das haben die jüngsten Quartalszahlen
deutlich gezeigt. Aber trotzdem kontrolliert Potash Corp. den Kalimarkt wie kein anderes Unternehmen und lockt auch in
schwierigen Zeiten mit einer Dividende.
Nach der abgeblasenen Mammutübernahme heißt es jetzt, nur noch geduldig auf eine Entspannung am Kali-Markt (diese
wird kommen, denn auch dieser Markt verläuft zyklisch) zu warten. Dann kommen zu der netten Dividende auch noch
attraktive Kursgewinne hinzu!
FAZ 10.10.2015
Rohstoffkonzern Millionen für die Kali-Söldner
Der K+S-Chef hat eine Übernahme abgewendet. Aber hat er gewonnen? Die Aktionäre jedenfalls sind sauer, denn die
Aktie ist gefallen wie ein Sack.
Die Schlacht ist geschlagen: Potash, der Angreifer aus Kanada, hat sich verzogen, Deutschlands einziger Rohstoffkonzern
von Gewicht, K+S, bleibt selbständig. Nur wem nutzt das? Wer sind die Gewinner der Monate währenden Fehde?
Zunächst ist da Norbert Steiner, der Vorstandschef, der einen harten, urlaubsfreien Sommer hinter sich hat. Der
Manager ist in jedem Fall ein Sieger, er bleibt auf seinem Posten, wobei er bestreitet, je aus egoistischen Motiven
gestritten zu haben: „Das ist kein Argument. Wir haben das vorgelegte Angebot aus drei Gründen ablehnen müssen: Es
reflektierte nicht den Wert des Unternehmens, stand nicht im besten Interesse des Unternehmens und räumte zu keinem
Zeitpunkt die Befürchtung aus, dass Standorte geschlossen und Arbeitsplätze abgebaut werden.“
Folgen:
Damit fehlte Steiner die Basis für Gespräche. Triumphieren mag der Konzernchef trotzdem nicht, erst recht nicht
nachtreten, zumal er weiß: Da kommt noch etwas nach. Dafür gibt es schlicht zu viele Verlierer: All jene Leute nämlich,
die in Erwartung der Übernahme K+S-Aktien gekauft haben, 41 Euro hatten die Kanadier in ihrem (allerdings
unverbindlichen) Vorschlag geboten.
Steiner lehnte dies als zu niedrig ab, schrieb zweimal Briefe, samt ausgiebigem Fragenkatalog, an die Gegenseite, die
Antworten waren nicht zufriedenstellend („Potash hat nie klare, einklagbare Zusagen gegeben“), folglich hat Steiner
ihnen den Zutritt ins Innerste des Konzerns verwehrt, hat auch den Potash-Chef, den Deutschen Jochen Tilk, den er
ansonsten schätzt, nie mehr persönlich gesprochen: Der Widerstand wurde organisiert, die Politik ergriff gerne Partei
(„Das hat uns sehr geholfen“, sagt Steiner). Als dann auch noch Wolken über dem Kali-Markt aufzogen, war das zu viel
für die Kanadier: Sie haben ihren Vorstoß abgeblasen.
Die K+S-Aktie ist daraufhin gefallen wie ein Sack. Statt der 41 Euro, die von Potash in Aussicht gestellt wurden, notiert
sie bei rund 25 Euro: Milliarden an Wert wurden vernichtet. Entsprechend sauer sind die Aktionäre, Steiner wird dafür
angegriffen, Vermögen veruntreut zu haben, indem er sich gegen den neuen Eigner gewehrt hat. Mit weiteren Protesten
enttäuschter Investoren ist zu rechnen. „Wir wissen, dass das Thema auf der Hauptversammlung einen Nachhall haben
wird, aber wir haben gewissenhaft gearbeitet und deshalb nichts zu fürchten“, sagt Steiner. „Wir haben absolut sauber
agiert, sind materiell und rechtlich auf der sicheren Seite.“
Und wenn der Zorn der Aktionäre sich schon irgendwo entladen muss, dann bitteschön auf die Gegenseite. „Potash hat
den Prozess beendet – und nicht wir. Deswegen lassen wir uns nicht in Haftung nehmen“, sagt Steiner. Will heißen:
Wenn die Gegenseite Phantasie schürt, und sich dann verzieht, ist das nicht seine Schuld. Mitleid mit Aktionären, die
Geld verloren haben, gehört laut Aktienrecht nicht zu den Pflichten eines Vorstandsvorsitzenden: „Wer an die Börse geht,
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der weiß: Es gibt keine garantierten Gewinne.“ Und wer auf eine Übernahme wettet, begibt sich eben auf besonders ris ­
kantes Terrain.
Frankfurter Neue Presse 10.10.2015
Düngemittel- und Salzkonzern: K+S-Chef zu Übernahme-Versuch: „Wir haben absolut sauber agiert”
Frankfurt/Kassel.
Der Düngemittel- und Salzkonzern K+S rechnet nach der geplatzten Übernahme durch den kanadischen Konkurrenten
Potash mit Gegenwind von enttäuschten Aktionären. Vorstandschef Norbert Steiner betonte jedoch in der „Frankfurter
Allgemeinen Sonntagszeitung”, das Unternehmen habe sich nichts vorzuwerfen.
„Wir haben absolut sauber agiert, sind materiell und rechtlich auf der sicheren Seite”, meinte Steiner. Nachdem der
kanadische Kali-Hersteller seine Pläne abgeblasen hatte, war die Aktie von K+S zeitweise um mehr als 20 Prozent
eingebrochen.
„Potash hat den Prozess beendet - und nicht wir”, erklärte der Manager. „Deswegen lassen wir uns nicht in Haftung
nehmen. Wer an die Börse geht, der weiß: Es gibt keine garantierten Gewinne.” Steiner sagte, er setze nun vor allem
darauf, dass die Investoren die Chancen eines milliardenteuren Großprojekts in Kanada, wo neue Kali-Vorkommen
erschlossen werden, erkennen.
Der K+S-Chef hält auch trotz der jüngsten Turbulenzen an den Rohstoffmärkten am Gewinnziel des Unternehmens fest.
Demnach soll der um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) im laufenden Jahr auf 780 bis 860
(2014: 641,3) Millionen Euro steigen. Steiner schränkte das Ziel allerdings etwas ein: „Das obere Ende ist mittlerweile
sehr ambitioniert, aber an der Spanne gibt es nichts zu deuteln: Wir fühlen uns wohl mit der Aussage.”
Trotzdem: Norbert Steiner bleibt gefangen. Wenn er die 41-Euro-Offerte als zu niedrig einstuft, muss er den Aktienkurs
schnellstmöglich nach oben drücken, sonst verliert er an Glaubwürdigkeit: Den Hebel dazu sieht er – ausgerechnet – in
Kanada: Für mehr als vier Milliarden kanadische Dollar (rund drei Milliarden Euro) läuft dort ein Jahrhundertprojekt des
Konzerns, um neue Kali-Vorkommen zu erschließen. Dieses Potential habe der Kapitalmarkt, der die Zukunft kauft, bis
heute im Kurs nicht berücksichtigt, argumentiert der K+S-Chef, da Analysten ein – für Großbaustellen nicht unplausibles
– Scheitern befürchtet hatten: „Diese Sorgen mögen anfangs berechtigt gewesen sein, heute sind die Fortschritte jeden
Tag auf der Baustelle zu sehen. 2016 werden wir das Werk bereits in Betrieb nehmen. Wer also an der Börse auf Zukunft
setzt, könnte dann zu spät kommen.“
Für das laufende Jahr hat Steiner seinen Aktionären 780 bis 860 Millionen Euro Gewinn versprochen, daran hält er fest,
allen Stürmen des Marktes zum Trotz: „Das obere Ende ist mittlerweile sehr ambitioniert, aber an der Spanne gibt es
nichts zu deuteln: Wir fühlen uns wohl mit der Aussage.“
Ach ja, noch einen Gewinner gibt es: Die Dienstleister, böse Leute sagen Söldner, die in jeder Übernahmeschlacht ihr Ho ­
norar kassieren, egal wie es ausgeht: Investmentbanker, Juristen, PR-Strategen – mindestens zehn Millionen Euro Salär
hatte K+S denen versprochen. Nun, da die Schlacht vorzeitig beendet wurde, würde Steiner gerne weniger überweisen:
„Wie jeder gute Kaufmann werden wir darüber noch mal reden.“
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Finanzen.net 14.10.2015
Laut gebellt, aber nicht zugebissen, heißt es aus Analystenkreisen, nachdem der Rivale Potash seine
Offerte für K + S zurückgezogen hat.
von Klaus Schachinger, Euro am Sonntag
Nach dem starken Kurseinbruch notieren die Papiere des Kasseler Konzerns bei 28 Euro - unter ihrem Niveau vor
Bekanntgabe der Offerte. Sehr wahrscheinlich zog sich Potash wegen des wachsenden Drucks im Markt zurück. Seit
Beginn der Offensive hatte der kanadische Konzern 40 Prozent seines Börsenwerts eingebüßt.
Potash dürfte, ähnlich wie andere Konkurrenten, seine Kaliproduktion drosseln. Bei K + S wird das wohl nicht passieren.
Die Hessen konnten ihre Produktion während der vergangenen sechs Jahre stets komplett absetzen. Allerdings wird K +
S in seinem größten außereuropäischen Markt, Brasilien, den Preisverfall bei Kali spüren. Während der USA-Roadshow in
der kommenden Woche sollte der Aktienkurs wieder zulegen.
Wallstreet online 14.10.2015
Übernahmeschlacht Warum PotashCorp sein Angebot für K+S
zurückgezogen hat
Nachrichtenquelle: The Motley Fool
Der deutsche Kali-Produzent K+S (WKN:KSAG88)ist standfest geblieben und hat das Übernahmeangebot seines
kanadischen Rivalen PotashCorp (WKN:A140BY) in Höhe von 8,7 Milliarden USD als zu niedrig zurückgewiesen, weil die
Kanadier ihrer Meinung nach den Wert zu tief angesetzt haben. Vor allem die lukrative Legacy Mine, die bei PotashCorp
quasi um die Ecke liegt, galt als zu niedrig bewertet. Und K+S hat sein Ziel erreicht: PotashCorp hat sein Angebot
zurückgezogen.
Obwohl K+S behauptet, dass Potash versucht hätte, die Kontrolle über die Mine zu erlangen, weil sie vorhatten, de
Förderung zu begrenzen, damit sie die Preise für Kali in die Höhe treiben können, konnte diese Theorie doch nicht über
die insgesamt schwächelnde Branche hinwegtäuschen. Wenn überhaupt, dann hat PotashCorp den Wert viel zu hoch
veranschlagt und riskiert, seine Aktionäre zu verärgern, weil man für ein Asset mit minderem Wert zu viel auf den Tisch
legt.
Trennung im Bösen
Seitdem der russische Kali-Produzent Uralkali seinen Vertrag mit dem Geschäftspartner Belaruskali hat auslaufen lassen,
um mehr Marktanteile zu erlangen, sind die Kali-Preise im Keller. Die beiden hatten etwa 43 % des weltweiten KaliExports unter Kontrolle, aber nach ihrer Trennung sauste der Preis im letzten Jahr von knapp 400 USD pro Tonne auf 305
USD pro Tonne.
Dieses Jahr gingen die Produzenten davon aus, dass man den Kunden höhere Preise zumuten könnte, aber Belaruskali
hat ein Abkommen mit China für nur 315 USD pro Tonne geschlossen, um die Position auf dem Markt zu sichern. Uralkali
hat gleich darauf die Kosten ebenfalls gesenkt.
Es folgten Canpotex, die Marketing-Organisation von PotashCorp, Mosaic und Atrium, die alle ebenfalls Verträge mit
China unterschrieben – „zu gängigen wettbewerbsfähigen Preisen“, versteht sich.
Kalipreise selber fallen weiter, wurden Ende August bei etwa 303 USD pro Tonne gehandelt.
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Den Laden dichtmachen
Als Antwort darauf treten die Kaliproduzenten auf die Bremse und fahren die Produktion zurück. Mosaik etwa nahm
neulich von der Prognose für 2015 Abstand, die man erst im August mit den Zahlen für das Q2 herausgegeben hatte.
Man ging von Preisen zwischen 260 USD und 280 USD pro Tonne aus, dazu eine Förderung von 1,6 bis 2 Millionen
Tonnen – mittlerweile erwartet man Ergebnisse am unteren Ende des Spektrums. Im Vergleich dazu gab PotashCorp
bekannt, dass man im Q2 273 USD pro Tonne bekommen konnte.
Als Reaktion darauf begrenzte Mosaic die Kali-Produktion seiner Colonsay-Mine in Kanada, indem man die
Wartungszeiten vergrößerte.
Ähnlich dazu hat der Minen-Riese BHP Billiton die Erwartungen zurückgeschraubt: die neue Janssen Mine in
Saskatchewan wird nicht vor 2020 mit der Produktion beginnen. BHP hält mehr als die Hälfte der Kali-Förderflächen in
Saskatchewan und hat Kali als „die fünfte Säule“ seiner Investment-Strategie betitelt.
Höhere Ziele
K+S ging davon aus, dass die Kaufabsicht von PotashCorp darin bestand, dass man die Deutschen opfert, um die Profite
zu vergrößern. K+S hat nach wie vor vor, die Legacy Mine im nächsten Jahr an den Start zu bringen.
PotashCorp beruhigte die Kritiker, indem man versicherte, dass keine Jobs verloren gehen sollten, keine Minen
geschlossen werden oder das Salz-Business von K+S dicht gemacht werden sollen. Man wies darauf hin, dass die Legacy
Mine nach wie vor eröffnet werde und die Erzeugnisse sogar durch Canpotex exportiert werden würden. Man versicherte
sogar, dass niemand bei K+S den Job verlieren würde, und dass man in den nächsten fünf Jahren nach der Übernahme
keine Projekte stoppen wolle.
Aber angesichts der Unnachgiebigkeit von K+S, ein annehmbares Angebot auszuhandeln sowie der schlechten Situation
auf dem Markt, gab es keine sinnvolle Möglichkeit einer Übereinkunft. Als er das Übernahmeangebot zurückzog, sagte
PotashCorps CEO Jochen Tilk: „Angesichts des schwachen Markts und der fehlenden Bereitschaft bei K+S haben wir
beschlossen, dass ein Fortführen der Bemühungen nicht weiter im besten Interesse für unsere Aktionäre ist.“
Teures Angebot
Seit dem ersten Angebot im Juni haben PotashCorps Aktien ein Drittel an Wert verloren. Man geht davon aus, dass die
Preise weiter sinken. Der harte Konkurrenzdruck der Branche könnte dazu führen, dass man die Produktion nach oben
schraubt, um mehr Anteile am Markt zu bekommen – was insgesamt alle Beteiligten schwächen dürfte. Hätte man 8,7
Milliarden USD in diesem Markt ausgegeben, hätten sich nicht wenige Aktionäre zu Recht beschwert. Etwas ähnliches
passierte bei Gold, als Barrick Gold für Zukäufe massiv zu viel zahlte und dann nach dem Preisverfall für Gold Milliarden
an Assets abschreiben musste.
K+S und die Legacy Mine haben sicherlich noch Wert, vor allem über den Zeitraum von 20 Jahren – aber nicht zu jedem
Preis. Und das bedeutet, dass K+S-Investoren nur bleibt, sich sehnsüchtig an jene Zeiten im Sommer zu erinnern, an de ­
nen das Angebot on PotashCorp vorlag und eine rentable Fusion möglich gewesen wäre.
Börse online 23.10.2015
K+S-Aktie: Anleger fürchten Preissenkungen bei Kalidünger
Die Furcht der Anleger vor geringeren Einnahmen der Kalidünger-Produzenten hat die Aktien von K+S am Freitag
belastet. Die Papiere fielen gegen den steigenden Markttrend um bis zu 4,8 Prozent auf 23,55 Euro und waren alleiniger
Verlierer im Leitindex Dax.
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Börsianer begründeten die schlechte Stimmung mit Aussagen eines Konkurrenten zu Preisverhandlungen mit Kunden.
Der Chef von ICL Israel Chemicals sagte, dass Käufer aus China und Indien in ihren neuen Verträgen mit Lieferanten
weltweit Rabatte von zehn bis 20 Dollar je Tonne forderten. Der Preis für Kali-Düngemittel ist in den vergangenen
Monaten unter Druck geraten, unter anderem wegen hoher Auslastungen in den Minen und wegen chinesischer Steuern.
ICL ist der sechstgrößte Kalidüngerproduzent weltweit. Zu den wichtigsten Lieferanten für China und Indien zählen das
nordamerikanische Exportkonsortium Canpotex, in dem Potash, Mosaic und Agrium zusammenarbeiten, sowie die russi­
schen Unternehmen Uralkaliy und Belaruskali. Im Übernahmepoker um den Rivalen K+S hatte die kanadische Potash An­
fang Oktober wegen des heftigWiderstandes der Nordhessen das Handtuch geworfen.
Wallstreet online 28.10.2015
K+S und die Sache mit dem Timing...
Für das K+S-Management war es eine große Erleichterung, als es am 5. Oktober verkünden durfte, dass Potash seine
Übernahmebemühungen eingestellt hat. Dabei war die Konzernführung von Beginn an gegen eine Übernahme durch die
Kanadier. Zumal der innoffiziell gebotene Preis von 41,00 Euro je K+S-Aktie als viel zu niedrig erachtet wurde. Angesichts
der Sorgen um Standortschließungen und Entlassungen hatte man relativ schnell die deutsche Politik auf seiner Seite.
Viele Anleger, die im letzten Moment auf einen erfolgreichen Deal gesetzt hatten, verbrannten sich jedoch die Finger.
Schließlich stürzte die K+S-Aktie regelrecht ab, als bekannt wurde, dass Potash die Übernahme nicht mehr
weiterverfolgen würde.
„Dieser Schritt schafft Klarheit. Wir sind überzeugt davon, dass wir unser Unternehmen mit der konsequenten
Umsetzung unserer Zwei-Säulen-Strategie langfristig erfolgreich weiterentwickeln können. Wir sind stark bei Kali und bei
Salz“, so kommentierte K+S-Vorstandschef Norbert Steiner das Ende des Übernahmepokers. Auf Unternehmensseite
herrschte Unklarheit darüber, wie konsequent Potash die Zwei-Säulen-Strategie bei einer Übernahme weiterverfolgt
hätte. Man hatte die Sorge, dass der Bereich Salz zu kurz kommen würde. In Sachen Übernahmepreis ging es vor allem
um die fehlende Einbeziehung des kanadischen Legacy-Projekts. Dieses soll im Sommer 2016 in Betrieb genommen
werden und K+S die zukünftige Produktion sichern. Allerdings könnte der Zeitpunkt ungünstig gewählt worden sein:
Neben der Freude über das Ende der Übernahmebemühungen durch Potash wurde zuletzt auch auf eine aktuelle
Schwäche am Kalimarkt hingewiesen. Es ist nicht das beste Timing, wenn ein neuer Produktionsstandort gerade dann in
Betrieb genommen wird, wenn die Preise für Kalidüngemittel angesichts eines Überangebots und einer schwächeren
Nachfrage unter Druck stehen. Umwälzungen innerhalb des Marktes, wie die Ereignisse um den russischen Anbieter
Uralkali, machten die Situation zuletzt nicht besser. In einem solchen Umfeld ist es nicht abzusehen, wie gut sich K+S als
relativ kleiner Anbieter auf eigene Faust schlagen wird. Ein Zusammenschluss mit Potash hätte womöglich für mehr
Schlagkraft gesorgt.
Mit dem Bericht zum dritten Geschäftsquartal am 11. November werden Anleger sehen können, wie gut sich K+S in ei ­
nem schwierigen Umfeld geschlagen hat. Im ersten Halbjahr profitierte das DAX-Unternehmen beispielsweise von ersten
Erfolgen des Spar- und Effizienzprogramms „Fit für die Zukunft“ sowie Wechselkurseffekten. Inwieweit dies auch im Sep ­
tember-Quartal der Fall war, bleibt abzuwarten.
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Neues von K-UTEC
Thüringer Allgemeine 17.10.2015
Kutec aus Sondershausen verkauft weltweit Anlagen für Lithium
17.10.2015 - 10:00 Uhr
Sondershausen. Die Pilotanlage zur Erzeugung von batterietauglichem Lithium der Firma Kutec in Sondershausen weckt
weltweit Interesse.
Eigentlich sollte mit dem Bau der Anlage ja zunächst nur bewiesen werden, dass das von den Sondershäuser Forschern
entwickelte Verfahren funktioniert, erinnert sich Firmenchef Heiner Marx.
Die Praxistauglichkeit von Verfahren und Anlage habe man allerdings inzwischen belegt.
Bis zu 5,5 Tonnen Kalzinate werden in der Anlage mittlerweile täglich eingebracht. Der Grundstoff für die Anlage –
tonhaltige Erden – kommt aus den USA. Die Rohstoffe werden aus Nevada zunächst nach Weimar geliefert. Dort werden
sie von der Firma Ibutec Advanced Materials im Auftrage der Kutec zu einem Mineralgemisch weiterverarbeitet, berichtet
Marx.
Düngemittel als „Nebenprodukte“
Dieses Gemisch verarbeiten die Mitarbeiter in Sondershausen in die Lithiumanlage. Dort wird es mit Laugen versetzt,
anschließend werden Feststoffe abgetrennt und durch Eindampfung das batterietaugliche Lithium gewonnen, erläutert
Marx das eingesetzte Verfahren.
Quasi als „Nebenprodukte“ aus der Lösung fallen bei diesem Prozess am Ende auch noch Kalium- und Natriumsulfate an,
die als Düngemittel eingesetzt werden können und die gefragt sind.
Errichtet haben die Sondershäuser die Pilotanlage auf ihrem Werksgelände unter dem denkmalgeschützten Förderturm
unweit des Hauptbahnhofes im Auftrag des kanadisch-amerikanischen Unternehmens Western Lithium. Der plant den
Bau einer weit größeren Anlage zur Gewinnung von Lithium in Nevada. Dort ist der erforderliche Ausgangsstoff –
tonhaltige Erden – in großen Vorkommen nachgewiesen worden.
Für den Bau will der nordamerikanische Konzern nun zunächst weltweit Gelder einsammeln. Investoren sollen von der
Idee begeistert werden, was am schnellsten gelingt, wenn man ihnen eine funktionierende Anlage vorführen kann.
Deshalb geben sich in Sondershausen Unternehmer aus zahlreichen Ländern der Erde – unter anderem aus Thailand,
Japan, Australien – regelmäßig quasi die Klinke in die Hand. Er könne inzwischen auch als Reiseführer im Kyffhäuserkreis
arbeiten, scherzte Kutec-Chef Heiner Marx jüngst. Tatsächlich lädt die Firma ihre Gäste aus anderen Ländern auch zu
Besuchen in Sehenswürdigkeiten der Region ein.
Ihre Kompetenz beim Thema Lithium konnten die Sondershäuser Fachleute auch bei der Ausschreibung einer weit
größeren Anlage in Bolivien nutzen. Dort setzte sich die Kutec gegen die Mitbewerber aus aller Welt durch. „Die
bolivianische Regierung hat sich das ehrgeizige Ziel gesetzt, mittelfristig zum größten Lithiumproduzenten der Welt zu
werden, und unsere Firma soll die Grundlagen dafür errichten“ , erklärte Marx.
Von dem Millionenauftrag in Bolivien werde die gesamte Region profitieren, so der Kutec-Chef. Er werde ab dem kom­
menden Jahr Aufträge an Stahlbaufirmen oder an Elektroninstallationsunternehmen im Kyffhäu- serkreis vergeben, kün­
digte Heiner Marx an. Man habe sich vertraglich zusichern lassen, dass die Anlage mit Material von Anbietern geliefert
wird, die die Kutec dafür aussucht.
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Aus den Parteien und Verbänden
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Pressemitteilungen
05. Oktober 2015
SPD-Umweltpolitikerin Becker erfreut über Rückzug der K+S-Übernahme seitens der PotashCorp – K+S
AG angesichts der Belastung durch Laugenversenkung weiter in der Pflicht
Dagmar Becker
Erfreut zeigt sich die umweltpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion im Thüringer Landtag, Dagmar Becker, über die
heutige Meldung, die PotashCorp ziehe ihr Übernahmeangebot zurück: „Der Rückzug des Angebots der PotashCorp ist
ein wichtiges Zeichen für unsere Region. Insbesondere für die thüringischen Beschäftigten der K+S AG schafft der
Rückzug vorerst Klarheit und Sicherheit. Gut, dass diese Baustelle nun abgeräumt ist. Nun haben die Verantwortlichen
von K+S den Kopf wieder frei, sich den wirklich wichtigen Themen zu widmen“, zeigt sich Becker sichtlich erleichtert, ob
der Entscheidung des kanadischen Konkurrenten. Sie sehe den Düngemittelhersteller K+S weiter in der Bringschuld und
forderte ihn auf, die Vorwürfe der illegalen Laugenversenkung umfassend und mit voller Energie aufzuklären. Auch
müsse K+S nun ein schlüssiges Konzept vorlegen, damit in Zukunft jegliche Laugenversenkung vermieden werde:
„Nun gibt es keine weiteren Ausreden. Die Versenkung von bei der Produktion anfallenden Laugenabwässern ist keine
Option. K+S sollte keinen weiteren Folgeantrag beim Regierungspräsidium Kassel stellen, der zum Ziel hat, künftig
Salzlauge in den Untergrund zu verpressen. Für mich ist völlig klar, dass Thüringens vielfältige Natur und Umwelt in der
Region Gerstungen auch unter Verpressungen auf hessischem Grund und Boden leidet. Damit muss künftig Schluss
sein“, fordert Dagmar Becker abschließend.
PM BUND 14.10.2015
14. Oktober 2015
K+S: „Wir fordern ein öffentliches Verfahren!“
Der „Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND)”, die Bürgerinitiative „Für ein lebenswertes Werratal e.V.”
und der „Verband für Angeln und Naturschutz Thüringen (VANT)” fordern von K+S und dem Regierungspräsidium Kassel
zur Frage der weiteren Versenkung salzhaltiger Abwässer aus der Kaliproduktion in den Untergrund die Durchführung
eines öffentlichen Genehmigungsverfahrens mit Umweltverträglichkeitsprüfung. „Für Geheimniskrämerei ist angesichts
der großflächigen Gefahr der Trinkwasserverschmutzung kein Platz”, erklärte Jörg Nitsch, der stellvertretende
Bundesvorsitzende des BUND.
Für den BUND und beide thüringer Umwelt- und Naturschutzverbände, wäre es ein Skandal, wenn eine der
gefährlichsten Abwasserbeseitigungsvorhaben in Deutschland ohne Durchführung einer Umweltverträglichkeitsprüfung
erfolgen würde. Doch genau dies befürchten die Verbände, denn die Durchführung einer Umweltverträglichkeitsprüfung
löst sofort die Pflicht zur Beteiligung der Öffentlichkeit aus. Doch bisher gibt es keine Hinweise darauf, dass die Verbände
und die Öffentlichkeit beteiligt werden sollen und die Zeit für eine solche Beteiligung wird nun knapp. „Entweder wir
erhalten umgehend die Verfahrensunterlagen oder das Zeitfenster für die Beteiligung schließt sich und der Skandal wäre
perfekt“, meint Jörg Nitsch vom BUND.
„Ein Vorhaben mit derartig gravierenden Auswirkungen muss endlich einer Rechtmäßigkeitskontrolle unterzogen
werden“, so Klaus Reinhardt, Vorstand der Bürgerinitiative. „Der Druck auf die Behörden und die Verwaltungsgerichte
aus Richtung Europa, eine Überprüfung solcher Vorhaben zwingend zu ermöglichen, wächst immer weiter“, ergänzt
Rechtsanwalt Alexander Reitinger, der die Bürgerinitiative und den VANT vertritt.
Den Antrag zur erneuten Versenkung hat K+S nach eigenen Angaben am 30.04.2015 dem Regierungspräsidium Kassel
übergeben. Da die gültige Erlaubnis in ca. sechs Wochen, am 30.11.2015, ausläuft, befürchten die drei Verbände, dass
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das Regierungspräsidium Kassel die brisante Frage der weiteren Versenkung bereits seit Monaten in geheimen
Verhandlungen mit dem Unternehmen K+S berät und das Genehmigungsverfahren ohne förmliche
Umweltverträglichkeitsprüfung durchführen will. Die bisherige Geheimniskrämerei verstärkt bei den Verbänden den
Eindruck, dass die drohende Fortsetzung der Wasserverschmutzung nicht bekannt werden soll.
Der BUND, der VANT und die BI "Für ein lebenswertes Werratal e.V." erinnern Ministerin Priska Hinz (Bündnis 90/Grüne)
an ihre Zusage vom letzten Herbst, wonach die Versenkung nicht genehmigt wird, wenn Grund- und Trinkwasser weiter
gefährdet bzw. beeinträchtigt. Ohne die Durchführung eines Verfahrens mit Öffentlichkeitsbeteiligung sei diese Zusage
nichts wert.
Pressekontakt:
Thomas Norgall, stellv. Landesgeschäftsführer des BUND Hessen: 0170 2277238
Rechtsanwalt Alexander Reitinger: 0172 8969503
PM Kantiger Tisch 29.10.2015
PRESSEMITTEILUNG
KANTIGER TISCH wendet sich an Politik und Entscheidungsträger
Keine Verlängerung der Versenkerlaubnis für Abwässer der K+S AG
Die Bürgerinitiativen des KANTIGEN TISCHES haben sich mit einer Stellungnahme zur derzeitigen Diskussion um die
auslaufende Versenkerlaubnis für Abwässer der Kali+Salz AG in den Untergrund an die EU, die Bundesregierung, die
Landesregierungen, Ministerien und Entscheidungsbehörden gewandt.
.Die jetzt ablaufende Versenkerlaubnis vom 30.11.2011 war klar befristet auf 4 Jahre . mit Ablaufdatum 30.11.2015 und zudem in begründeten Fällen sogar jederzeit kündbar. Das muss jeder gewusst haben., so Annette Müller-Zitzke von
der Initiative Bodenfelde. Jeder, auch der Betriebsratsvorsitzende bei K+S und betroffene Landräte, hätten also längst
wissen können und müssen, dass mit den langjährig bekannten Vorgaben der Wasserrahmenrichtlinie der EU (EU-WRRL)
und der befristeten Versenkerlaubnis bei den bekannten Gefährdungen ein schlichtes .Weiter so. nur auf genau das
hinauslaufen kann, was jetzt im Raum steht: Produktionsstopp und Gefährdung der Arbeitsplätze! Genau hiervor warnt
der KANTIGE TISCH seit mehreren Jahren. Wertvolle Zeit ist seither verstrichen, in der umweltverträgliche Verfahren zur
abstoßfreien Aufbereitung von Abwässern aus der Kaliproduktion, wie das K-UTEC-Verfahren, den Entsorgungsnotstand
hätten verhindern und damit die Arbeitsplätze sichern bzw. sogar erhöhen können. .Die technische Machbarkeit dieses
Verfahrens wurde bereits im Oktober 2014 durch eine Stellungnahme des Umweltbundesamtes bestätigt., so die
Sprecherin des KANTIGEN TISCHES; Gabriele Niehaus-Uebel.
Seit dem Jahr 2000 ist die Wasserrahmenrichtlinie der EU mit ihrer klar formulierten Forderung an die Mitgliedsstaaten,
bis 2015 einen guten chemischen und ökologischen Zustand der Flüsse erreichen zu müssen, den Verantwortlichen bei
K+S, den zuständigen Ministerien, Landräten und Behörden bekannt. Überrascht richten sich nun plötzlich - 4 Wochen
vor Ablauf der Versenkerlaubnis - Landräte, Betriebsräte und die IHK mit einem Appell an Ministerpräsident Bouffier und
den Regierungspräsidenten Dr. Lübcke, diese bis 2021 zu verlängern . bis die Oberweserpipeline zur Verfügung steht (die
HNA berichtete). Seitens der Politik und der K+S AG wird der Eindruck vermittelt, dass der Hessische Vier-Phasen-Plan
bereits Bestand hat und damit eine weitere Versenkerlaubnis rechtfertigt. Und dieses, obwohl der noch in Beratung
befindende Bewirtschaftungsplan der Flussgebietsgemeinschaft Weser erst im März des kommenden Jahres
verabschiedet wird. Ein Affront gegen die FGG Weser! Auch das Ergebnis der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen im
Hause des Konzerns K+S scheint man nicht abwarten zu wollen.
Die Initiativen appellieren dringend an die Politiker und Genehmigungsbehörden, der Verzögerungspolitik und der
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Fortsetzung der Versenkung sowie Einleitung von Abwässern aus der Kaliindustrie endlich Einhalt zu gebieten. Um
weitere gravierende Umweltschäden zu vermeiden, sind bestehendes Recht und Gesetz in Anwendung zu bringen.
Weiterhin fordert der KANTIGE TISCH die verantwortlichen Politiker dazu auf, die erforderlichen Maßnahmen
unverzüglich zu ergreifen, um umweltverträgliche Entsorgungsverfahren anzuwenden und damit die Arbeitsplätze in der
Kali-Industrie langfristig zu sichern.
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Was sonst noch interessant war
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